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ner Tageblatt betont, die Deutsche Volkspartet habe trotz des erfolgreichen Widerstandes des Kabinetts Marx in blindem Eiser eine Krise nach der anderen angezetlclt, um ihre Freunde von rechis in die Regierung hineinzubekommen. Wochen und Monate seien durch unwürdige Kulissenschiebcrei vergeudet worden. — Der Vorwärts schließlich wendet sich gegen die Deutsche Volkspartet mit deu Worte«: „Sie war es, die fribolerwcise die ganze Regierungskrise herbciführte, indem sie die erpresserische Erklärung abgab, ohne die DcMschualiona- lc» werde sic nicht mehr als Regierungspartei vor den Reichs tag treten, sondern ihre Mitglieder aus der Regierung zurück« ziehen und damit das .Kabinett Marx sprengen." Man sicht, sv verschieden der Standpunkt, so verschie den die Beantwortung der Schuldfragc. Es scheint ein Streit auszubrcchcn, der vielleicht nicht so solgenschwer ist, aber mindestens ebenso verbittert geführt werden wird wie der Kampf um die Kriegsschuldfragc. Was sagt das Ausrand > In England äußert sich von der großen Presse der „Daily Telegraph" dahin, icdcm unparteiischen Beobachter sei eine Auflösung als der einzige mit den eigenen Interessen Deutsch lands übereinstimmende Weg erschienen. Der neue Reichstag werde sicher lcbeussähigcr sein. — „Daily N c w s" meinen, die Auslösung beende das an eine Posse grenzende unwürdige Schauspiel, das man tu den letzten vier Wochen erlebt habe und durch das das parlamentarische Negierungssystem voll kommen in Mißkredit gebracht worden sei. — „Limes" sind der Ansicht, daß die Auslösung des Reichstages das Beste war, was geschehen konnte. Obwohl im Mai gewählt, sei der Reichstag nicht mehr zeitgemäß gewesen. Es werde allgemein geglaubt, daß die Neuwahlen die Parteien der Mäßigung ver stärken werden, aber cs sei noch zu früh, nm das zu beurteilen. Von der Pariser Presse schreibt der „M a t i n", Herrn Marx sei nichts anderes übrig geblieben, als Wahlen anzu- ordne«, und zwar in der kürzesten Zeit, solange die ausge zeichnete Wirkung, die durch den Ersolg der Dawcs-Aulcihc erzielt wurde, noch lebendig bleibe. — „Echo dc Paris" meint, cs sei schwer, schon jetzt zu sagen, ob die Sozialdemo kraten, die Demokraten und das Zentrum bei den Neuwahlen den Sieg davoutragcn würden, denn die rechtsstehenden Po litiker hätten sich Wohl gehütet, den Dawes-Plan zu bekämpfen, sie könnten sich heute ebensogut wie die Linksparteien der Wohltat rühmen, die Deutschland daraus ziehe. — „Quoti- v i e n" sagt, mau könne nur bedauern, daß dic Auslösung des Deutschen Reichstages ausgesprochen wurde, ohne daß das Kabinett nochmals vor das Parlament getreten ist. Dic Wahl- schlacht dürste sich Wohl unter erheblich besseren Bedingungen entwickeln. Dic Auslösung sei ein Ergebnis der sranzösischcn Wahlen vom 11. Mai, dic einen große» Teil des deutschen Volkes davon überzeugt hätten, daß cs Wohl der Mühe wert ist, sich der Neparalionspslickt zu unterwerfen, um den Frieden ru erlangen. Mchllundgebuug der SeuWmissonaien Berlin, 21. Oktober. NIS erste erscheint dic Dcutschnalioualc Volkspartet mit einer Kundgebung zu dcu bcvorstchcudcn Wahlen aus den Plan. Der Ausruf betont, daß dic Dcutschnalioualc Pariei uach wie vor monarchisch und völkisch, christlich und sozial bleibe und ihr Ziel dic Reinigung des politischen Lebens vom No- oem berge ist und vom E r s ü l l u n g s g c i st jci. Unauf schiebbare Ausgaben, dic Auswertung, Bcamtengcsetzgebuug, Neuordnung der Handelsbeziehungen zum Ausland und Schutz der nationalen Wirtschaft mußten in den letzten Wochen zurüclstehcn. Das neue Parlament werde die Ausgabe haben, einen solchen unfähigen Parlamentarismus zu überwinden. Eine Regierung sei nur möglich ohne die Sozialdemo kratie und ein Ausstieg nur im Kampf gegen dic Sozial demokratie. Die Volksgemeinschaft könne nur im Kampf gegen die Auffassung der Sozialdemokratie dnrchgcsetzt werden. Der Aufruf schließt: „Unsere ruhmreichen Farben bleiben: Schwarz-Wei ß-rot. Und unser Wille ist fester denn je: Sin Deutschland zu schaffe«, frei vo« Jadeuherrschast «ud Frattzoscnhcrrschast, frei vou parlamcMaristischcm Klüngel und demokratischer Kapitalherrschast, ein Deutschland, in dem wir und unsere Kinder wieder aufrecht und stolz unsere Pflicht tun wollen. .Der Herr im Hause.^. > Humoristischer Roman von Heinrich Vollrath Schumacher. Wiemanns Zeilungs-Verlag, Berlin W. 66. 1924. S) (Nachdruck verboten.) Fran von Rohnsdorff zog ein schmales, blaues Heftchen aus ihrer Schürzentasche und hielt es dem Watten hin. „Wenn du so gut sein wolltest, einmal uachzn- sehcn", sagte sie schüchtern. „Ich habe mir's aus geschrieben!" Er riß erstaunt die Augen auf und nahm das Heft, um es auszuschlagen. „Konto der Besuchet" las er. „Was ist das uuu wieder für ein Unsiun?" „Ich glaubte — ich dachte — da wir doch sparsam sein müssen —" „Herrgott und da rechnest du deinen Gästen jeden Bissen in den Magen? Das geht denn doch über die Hutschnur. Wie oft hab' ich dir's schon gesagt und wie oft soll ich's noch wiederholen: Gastfreiheit war eine Haupttugend der alten Deutschen! Und die Nachkommen dieser alten Deutschen, das sind wir, wir vom Adel! Die anderen sind so eingewanderteS Gesindel, wie dieser Luckuow, dessen wendischen Ur sprung schon der Name beweist! Noblesse oblige! Das ist von jeher mein Wahlspruch gewesen und soll es! auch bleiben!" Frau Henriette erwiderte nichts; sie unterdrückte nur einen schweren Seufzer, der ihr das Herz be klommen machte. Ein kostspieliges Wort, dieses noblesse oblige! „Doch neugierig bin ich," fuhr der Freiherr mit grimmigem Hohne fort, indem er in dem Heft den laufenden Monat anfschlug, „wie du mit deinem spießbürgerlichen Rechnen diese kolossale Summe her- auSbugsiert hast! Also — am ersten: Landrat Graf Sternberg mit Familie, Freiherr von Lennep mit dito, Frau von Erichshofen mit fünf Töchtern, Herr von Warstedt, Rittergutsbesitzer von Zitzewitz, Gras Breda, Leutnant von Ptosenberg — neunzehn Personen, P Pfund Kaviar, 4 Pfund Lachs, 10 Dutzend Austern, P Viktoria-Torten, Nehbraten, Waldschnepfen, 8 Pfund 'Gebirgsforellen usw. usw. Dazu zwei Sorten Not wein, zwei Sorten Rhein und Mosel, Kognak und Ehartrcuse, sowie Champagner Veuve Cliecmot; macht in Summa 267 Mark 39 Pfennige!" Oie sechste Neichstagsauflösung. L. Berlin, 21. Oktober. Die gestern abend erfolgte Auflösung des Deutschen Reichstages ist diesechste seit dem Bestehen des deutschen Nctchsparlamcnts, wobei zu bemerken ist, daß die Auf lösung, die wir im Frühjahr dieses Jahres erlebt haben, nicht nach einem Konflikt zwischen Negierung und Volks vertretung erfolgt ist, sondern nur eine Abkürzung der vierjährigen Legislaturperiode bedeutete: man wollte die Ncnwahlen vor dem Beginn des Sommers stattfinden lassen und löste deshalb etwas früher auf als cs sonst ge schehen wäre. Anders verhielt cs sich mit den vier Ncichstagscmf- lösnugcn, dic zur Zeit der Monarchie erfolgten, und die in dic Jahre 1878, 1887, 1893 und 1906 fielen. Besonders „berühmt" wurde die Ncichstagsauflösung vo» 1878. Zwei Fcmntikcr, Hödel und Nobiling, hatten Attentate auf Kaiser Wilhelm l. verübt, und B i s m arck, der die Schuld an diesen Attentaten den Sozialdemokraten beimaß, wollte ein Ausnahmegesetz durchbringc«, daS dic Sozia listen für immer kaltstcllen sollte. Da er für dieses Gesetz im Reichstag infolge der ablehnenden Haltung der Nalio- nalliberalcn, die damals die stärkste Partci waren, keine Mehrheit finden konnte, löste cr das Rcichsparlament auf. Der ncugcwählte Reichstag nahm dann nicht nur das Sozialistengesetz (das bekanntlich erst 1890 gefallen ist) an, sondern unterstützte den Kanzler auch bei seiner Schutz, zollpolitik. Den Anlaß zu den Neichstagsauslösnngcn von 1887 und 1893 boten Militärvorlagen. Im Jahre 1887 brachte die sog. Septen natsvorlagc den Stein ins Nollen. Die Negierung forderte eine Verstärkung des Heeres für siebe» Jahre, während dic Opposition dic Wehrvorlnge , nur für drei Jahre bewilligen wollte. Die Anslösting, deren Ergebnis der sog. Kartcllrcichstag war, brachte auch ! in diesem Falle einen Sieg der Regierung. Ähnlich ver- j liefen die Dinge bei der dritten Ncichstagsauflösung, die unter Caprivi erfolgte. Auch diesmal wurde vom f neuen Reichstag die Militärvorlage der Negierung gut- > geheißen, nachdem das Zentrum, das vorher zur Oppo- ' sition gehört hatte, plötzlich „umgesallcu" war. Dic vierte Ncichslagsauflösuug endlich war eine Folge der von dem damaligen Kolonialdirektor Dernburg vertretenen K o I o n i a l p o l i t i k der Negierung. Es war im Reichstag zu einen: scharfen Zusammenprall zwischen dem Kolonialdircktor und dem Zentrum gekom men, und Fürst Bülow, der damalige Reichskanzler, sah in der Auslösung den einzigen Ausweg aus dem Konflikt. Atan nannte die Neuwahlen, aus denen die Sozialdemo kratie mit einer schweren Niederlage, der „Hauptschuldige" aber, das Zentrum, ungeschwächt hervorging, ironisch „Hottentottcnwahlen", und ihre Folge war der sog. „blau- schwarze Block", der von: Zentrum im Verein mit den Konservativen gebildet wurde. Rückgabe der RuhrpWder. Am 28. Oktober. Paris, 21. Oktober. Heute erscheint eine amtliche Bekanntmachung der Interalliierten Kommission und des Generals Tegoutte, wonach die „Ausbeutung der Nuhrpfänder" gemäß Aus führung des Londoner Protokolls am 28. Oktober voll ständig aushört. Das bedeutet, daß in dieser Stunde sämt liche alliierten Behörden ihren Dienst einstcllcn. Die deutschen Zoll- und Forstverwaltungen haben bereits ihren regelmäßigen Dienst wieder ausgenommen. Diese Entscheidung ist das Ergebnis der Koblenzer Verhand lungen zwischen den Deutschen und den Alliierten. Das alliierte Schiedsgericht wird die Durchführung der Über gangsbestimmungen überwachen. Bestimmt ist, daß bis Mitternacht des 28. Oktober sämtliche industriellen An- - lagen, Zechen, Kokereien usw., die seit dem 11. Januar 1923 von der Besatzungstruppe besetzt waren, ihren Eigen tümern znrückgcgcbcn sein müssen. Mchrerirag der Neichseinnahmen. Die Voranschläge überschritten. Im Entwurf des Ncichshanshalts-Etats für 1924 sind dic Eiunahmcn aus der Einkommensteuer auf 1344 000 000 Goldmark veranschlagt worden. Diese Summe dürfte nach den bisherigen Ergebnissen weit über schritten werden, da nach den amtlichen Feststellungen allein das Halbjahr April-September eine Steuer von etwas mehr als 1 Milliarde erbracht hat. Aon dieser Summe entfallen auf die Steuer aus den: Lohnabzug 592,5 Millionen, aus dein Steuerabzug von: .Kapitalbe trage 5 Millionen, aus anderem Einkommen 404,7 Mil lionen. Auch die Umsatzsteuer wird trotz ihrer Er- Mäßigung von: 1. Oktober ab den Voranschlag übersteigern Eingenommen wurden in: Halbjahr April-September 863 Millionen, der Voranschlag sicht eine Einnahme von 1,2 Milliarden vor. An Zöllen wird eine erhebliche Mehr« rinnahmc zu verzeichnen sein. poliüfche Aundschau. Deutsches Reich. 80 Millionen Überschuß der Post. Der Reichstag hatte die Negierung ersticht, eine über- sicht über die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben bei der Neichspost seit dem 1. Februar 1924 und eine Denk schrift über die Verwendung der Überschüsse vorzulegen. Diese Denkschrift des Neichspostministcrs Dr. Hocfle ist jetzt beim Reichstag cingcgangen. Seit Beginn des Rech nungsjahres 1924 in: April waren Zuschüsse nicht mehr erforderlich. Im April wurde ein Überschuß von 13,7 Millionen erzielt, in: Mai ein solcher von 19,3 Millionen. Im Juni betrug der Überschuß 3,5 Millionen, im Juli 4,8 Millionen. In: August endlich wurde ein Überschuß von 8,5 Millionen erzielt. Der Gesamtüberschuß seit Be ginn des Rechnungsjahres 1924 beträgt also 49,8 Mil- licmcu Mark. Räumung von Karlsruhe und Mannheim. Dienstag früh ist der Abzug der in: Karlsruher Nhekn- hafcn stationierten französischen Truppen erfolgt, mitAus- nahme eine", kleinen Kommandos von 15 Mann, das für die itttc^slHerte Cchiffahrtskontrolle zurückbleibt. Der Ab zug erfolg ohne Zwischenfall und ohne viel Aussehen zu erregen den Rhein nach der Pfalz. I« Mannheim haben die Franzose» ebenfalls Dienstag früh mit dem Abrücken begonnen. Im Laufe des Tages folgten die ein zelnen Abteilungen. Die französische Flagge wuroe meder geholt und durch die badische ersetzt. Aus Zn« und Ausland. Berlin. Der Nelchsrat hat den: Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt des Reichs zu dem Madrider Abkommen, betreffend dic Unterdrückung falscher H e r t» n s t s a n g a b e n -auf Waren, zugcstimmt. Der Gesetzentwurf wird uuumchr dem Reichsten wr Bescblußsassuua voraclcat werden. Berlin. Der Partclvorstand der Dcutschdemokratische« Partei hat den für November in Breslau vorgesehene« Barteitag mit Rücksicht auf die Wahlen abgesagt. Cleve, Die östliche Zollgrenze wurde in der Nacht zum Dienstag aufgehoben. Das deutsche Zugpersonal hat oe» Dienst an den Zollstellcn ausgenommen. Wiesbaden. In Hessen ist Rechtsanwalt Dr. Fritz A. Pagcnstecher-Mainz, bisher demokratischer Abgeordneter der Hessischen Volkskammer, Mitglied der D e « t s ch e « Ä v l k s - Partei geworden. — Der frühere großhcrzoglich-badlsche Staatsmlnistcr Frhr. von Bodman ist aus der Demokratische.« Partei ausgetreten. Koblenz. Die Bahnhöfe Limburg und Eschhofen sind von der Regie an die Neichsbahnverwaltung znrückgegcbeu worden. Er hielt einen Augenblick inne, um Atem zu schöpfen. „Ein bißchen teuer war's ja," murmelte er dann, um darauf, wie iu der Eriuueruug alle jene Genüsse uoch einmal durchkostend, mit der Zunge zu schnalzen. „Aber auch eiu exquisites Diuer, auf Ehre! Selbst der verwöhnte Graf Sternberg machte nur das Kom pliment, er habe das letztemal in Berlin bei Nhl auch nicht besser gegessen. — Das war also ant ersten. Nun zum zweitem Ah, richtig, da hatte« wir das Whistkränzchen, 24 Personen — Summa 92 Mark !53 Pfenuige! — Es ist ein Skandal!" unterbrach cr sich. „Sogar das Kupfcrgeld hat sie notiert! Fi donc! — Am dritten! 64 Mark 15 Pfennige! Ja, wofür denn?" Frau vou Rohusdorsf, die in stilles Sinnen ver sunken war, fnhr zusammen. „Vielleicht erinnerst du dich uicht mehr," rang sie nach Atem. „Wir waren zum laudwirtschaftlichen Verein in der Stadt, und dn hattest Unglück gehabt im Preferauza, und da ich zufällig die Wirtschaftskassa bei nur hatte, so —" „Na ja," unterbrach er sie ärgerlich, „so legtest du's aus in: Hotel! Du brauchst nicht bange zu sein um die paar Grosche». Sollst sie bei Heller u»d Pfennig zurückerhalte». Uud in: übrigen, er warf daS Heft auf deu Tisch, „ich will absolut uicht wissen, was du mit deinen: Gelde anfäugst. Das fehlte mir noch, daß ich bei der Last von Geschäften, die auf mir ruht, mich auch uoch um das bißchen Haushalt kümmern sollte! Schließlich soll ich mir wohl eine Küchenschürze Vorbinden, und mich an den Ko az Herd stellen? Aber Las schwöre ich dir zu, Henriette, das geschieht nie, nie! Da kannst dn machen, was du willst. Schlimm genug, daß ich mir mit solchen Kleinigkeitskrämereien das Leben verbittern lassen muß. Zum Pfennig fuchser bin ich weder geboren noch erzogen. Also ich ersuche dich eiu sür allemal, verschone mich in Zukunft mit dem Heft da und sage mir kurz und bündig, wie viel dn brauchst." In Frau von Nohnsdorsfs Auge schimmerte eine Träne. Aber sie faßte sich tapfer. „Wenn du mir uoch zweihundert Mark geben wolltest, lieber Nvchns," bat sie. Er fuhr herum. „Zweihundert Mark? Tu trüumst wohl? Heute ist ja schou der Vierzehnte!" „Verzeih' — ich glaube —" „Nun, was glaubst du?" „Der Dreizehnte!" hauchte sie. „Na, und wenn zehntausend«!«! der Dreizehnte ist, waS willst dn denn mit dieser kolossalen Summe?" „Tu hast doch deu Landrat uud die übrigen zum nächste!: Sonntag wieder eiugeladcn, und dann habe ich ans deine Anordnung auch ein ueucs Sommerkleid für Ulla bestellt -" „Herrgott, ja! ja! ja! Du sagst das ja gerade so, als wolltest du mir eineu Vorwurf daraus mn- cheu! Ter Laudrat kam: mir bei der Gemcindcvor- stchcr-Gcschichte sehr nützlich sein und die anderen — ein Paar Gäste mehr oder weniger, darauf darf's den Nohnsdorffs nicht ankommcn. Und was endlich Ulla anbetrifft, so verlange ich, daß meine Kinder standesgemäß gekleidet sind! Ich dulde absolut keine» Widerspruch, hörst du?" „Ja, lieber Rochus." „Na also! Dani: — zweihundert Mark? Sollst sie gleich haben." Er ging zu seinem Schreibtisch, um eine Schub lade deSselbeu zu üffuen, aus welcher er eine grüne Geldkassette hervorhob. Toch bestürzt stellte er sie gleich wieder zurück. „Nanu?" rief er daun. „Sie ist ja leer! Bloß noch ein paar elende Markstücke! Wie ist das möglich?" Frau von Nohnsdorff machte ein paar hastige Schritte zn ihm hin. Dann jedoch blieb sie angstvoll wieder stehen nnd heftete ihre Augen erschreckt und zagend auf den Gatten, der sich mit beiden Händen nach der Stirn gefahren war. „Aber vorgestern hatte ich doch noch über drei hundert Mark!" murmelte cr grübelnd. „Rätselhaft! Henriette!" fuhr er plötzlich empor und schaute sie mit durchbohrenden Blicken an. „Wenn ein Dieb—" Er vollendete nicht, sondern untersuchte fieber haft das Schloß des Schreibtisches. Es war iu tadel losen: Znstand. „Uud deunvch!" ries er. „Es ist nicht anders. Ich bin bestohlen, schändlich bestohlen worden! Und cS ist eiu Hausdieb! Wer weiß cs sonst, wo ich mein Geld verwahre? Aber — o, ihr sollt mich kennen ler nen! — Wer hat heute morgen hier aufgeräumt?" Sie wich wieder vor ihm zurück. „Bertha!" stammelte sie. „Wie immer! Ach Gott, Rochus, Rochus „Soll sofort hierher kommen! — Was rennst du denn? Das schickt sich für die Herrschaft nicht. Klin gele!" Fortsetzung folgt.