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Sächsische Elbzeitung : 18.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192410186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19241018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19241018
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-18
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 18.10.1924
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Mo-etorhetten eknst fetzte Don Herbert Lewandowski. Menschen, die sich nie näher ncit dem Problem der Mode! beschäftigt haben, stellen sich meist aus den Standpunkt, daß dies Kleidung vor allein praktischen Zwecken zu dienen hab«. Ein«, gewisse Rücksicht aus die ästhetische Wirkung wolle« sie dabei gern» gelten lassen: „aber , fragen sie weiter, „ist es nicht unerhört, daßj ein« Made immer unpraktischer ist als sie andere und das; die, Launen der Modegöttin schneller wechsel^, als selbst gutsituiert« Leute es ihrem Geldbeutel zumulen können". „Sicher ist die Industrie daran schuld", jammern die nn, schuldigen Laien, „damit die Frauen immer neu« Anschaffungenf machen müssen, wird alle Vierteljahr ein« neue Mode l^rans« gebracht. Auf die Dummen wird spekuliert — und wirklich, die; Frauen fallen immer herein: lange Haare — kurzer Verstand!'" So einfach, wie sich die Dinge in manchem naiven Männer-; gehirn spiegeln, liegen sie sicher nicht. Di« Frauenkleidung ist iw erster Linie als Schmuck zu bewerten, so will sie Frauenschonheiknf entlveder b«tonen, sichtbar werden lassen — oder andeuten — oben xortlinscknm. Nicht um ihrer selbst willen (etwa weil co in Europa an dem ineisten Ecken ziemlich kalt ist) existiert di« Frauenklerdung. Sie ist «in Mittel, mit dem die Frau Wirkungen hervorbringen sow und will. Der erotische Krundcharakter der Kleiducrg ist der »nichtigste. Gesichtspunkt, von dem man die verschiedenen Moden bewerten» mu». Daß die Fran dem Manne gefall« — darauf zielen dio tausend Künste der Mode. Das; die Fra» immer neue Reize dar biete, sich protcusartig immer verwandele — darauf zielen dio unablässigen Aenderungcn, die die Mode dauernd vornimmt. Was die Mode allerdings im Lauf der Jahrtausende sich schon für Ausschweifungen geleistet hat, davon kann man sich in der kühnsten Phantasie keine Vorstellung machen. Man mies; sich schon einmal in die Geschichte der Mode vertiefen, alte Zeitschriften durchblättern, die Bilder in den Galerien daraufhin betrachten, dann kann man immer wieder von einein Stauiren ins andere» geraten. Schon die Frisur ist zu allen Zeiten den tollsten A Loden unter worfen gewesen. Um das lange und reich« Haupthaar der Fraw zur Geltung zu bringen, hat man sich des öfteren an dem Mtii» Uchen Haarwuchs nicht genügen lassen. Akan griff zu Drahtge stellen, Polstern, fremden Haarcinlagen, um kunstvolle Bauten» auf dem Kopf auszuführen. Die riesigsten Haarmoden waren die» ellcnhohc, gepuderte Frisur in der Mitte des 18. Jahrhunderts! und der Thignon. Die Frauen wagten zur Zeit jener Moden so! riesige Haarbauten ans dem Kopf zu tragen, das; das Gesicht gleichsam fast bis zur Mitte des Körpers herabsank. Zeitgenössische» Karikaturisten liehen eine ganze Schlacht sich auf dem Haupt eine» schonen Frau abspielen, Armeen marschi«rtc» auf der riesigem Haarflächc gegeneinander. Die riesigen Haarmoden sind gewöhnlich mit entsprechenden- Hutinoden Hand in Hand gegangen. Das bedeutendste auf diesem» Gebiet leistete die Mode in England um 1780 und dann wieder; um 1880. Der Hut diente in jenen Zeiten wohl gleichzeitig als Sonnenschirm. Lange Straußenfedern als Haarichmuck cvarcn da mals gleichfalls sehr beliebt. Auch hier sehen wir heute genau» wie beim Saar die entgegengesetzte Bestrebung. Die kleine,, »ylinderartige Hutform wird gegenwärtig zum männlich karg ge- stutzten Haar bevorzugt. Die Reize des Gesichts hinter riesigen hevabgeklapptcn Hüten zu verbergen, den sogenannten „Jnvisibles", war um 1800 Mode., Achnlichen Zwecken hat zu den verschiedensten Zeiten der Schleier, gedient, der bald nur bis zu den Augen herabhing, bald das ganze Gesicht bedeckte. Der Kragen erlebte leine Hochblüte in der „spanischen Mode" des 17. Jahrhunderts. Wie mit riesigen Mühlsteinen um den Hals sehen wir die Frauen auf den Bildern jener Tage, auch die Männer cvettciferten übrigens m-it den Frauen im Tragen dieser, unförmigen Rosetten. Berichwand der Kragen, so kam man lmld zur Mode des Dekolletes. Diese Sitte brach im Lauf der Jahrhunderte immer, wieder hervor, wir finden sie nach dem Dreissigjährigen Kriege, im Rokoko, in der französischen Revolution, im Biedermeier. Heute haben die letzten Sommermoden wieder ein reichliches D6kolletä von Hals und Armen gebracht. Sonst blieb der Aus schnitt für die festliche Kleidung. Von den Hofbnllcn geht l>e- canntlich die Sage, das; die Tie'e des Ausschnitts überwacht und ihr gegebenenfalls mit der Scher« nachgeholfen wurde, wenn denn höfischen Zeremoniell nicht Genüge geschehen war. Je nach dem» Lebensstil der ganzen Zeit ging man in dieser Mode sehr weit oder beschränkte sich auf Andeutungen. Das Empire ivar hierin natürlich kühner als das Biedermeier, aber zu allen Zeiten blieb diese Sitte wohl mehr ans besondere Gelegenheiten, Feste und Mille, beschränkt. Bis zur nahezu vollständigen Enthüllung verstieg man sich um 1800. Damals kam die Mode der durchsichtigen Frauenkleider auf. Dao Bürgertum, das sich in der französischen Revolution, durchgesetzt hatte, erlaubte sich mit dieser Mode die weitgehendste, Freiheit, die wohl je gewagt worden ist. Zeitgenossen berichten,, das; die Ballkleidung der Madame Tallien auf einem Ball ein-, schließlich der Schuhe nicht mehr als 150 Gramm wog. Die Betonung der Gürtellinie war das Gesetz vieler Moden. Schon im Altertum soll man sich geschnürt haben, aber noch nach! dem Kriege von 1870 lautete die Parole vieler Frauen: „enger, noch enger". Den Höhepunkt erreichte diese Mode mit der Wespen-, taille, wobei es manche Frauen dahin gebracht haben sollen, das» man die Taille mit zwei Händen umspannen konnte. Grauen-! wolle Verlagerungen vieler Organe wie Lung«, Magen, Leber usw. waren die natürlichen Folgen dieser ausfallendsten aller Mode torheiten. Mt der starken Vermännlichung der Frauemnode sind aber diese Bestrebungen geschrvuuden — wenigstens ein Vorteilt! Nicht mir die Hüften sind zu vielen Zeiten durch Wulsten-- röcke und dergleichen betont worden, worüber in der zweiten» Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch der Aesthetiker Vischer sich lustig machte, auch die Bauchpartie hat man seltsamerweise oft scharf betont; — besonders das Mittelalter kannte mir diese» Linie der Fvauengestalt. Kühnste Variationei; hat der Rock erlebt. Er bauschte sich ge waltig zur Krinolinenzeit, wuchs sich zur langen Schleppe aus uw 12. und 13., im 18. und 10. Jahrhundert grassierte als langen Rock, mit dem dl« Damen kostenlos di« Straßen fegten, noch am» Anfang dieses Jahrhunderts, schrumpfte fast bis zum Kni« zu-, sammen in der Mode von 1910 und 1020, hatte vorher ein« grauenhafte Periode als „Hunrpelvock", in den« die Frau wegen» seiner Enge nur trippeln konnte. Zur Krtnolinenzeit rieten di« Satiriker den Damen, Durchgänge in dein Reifrock anlegen M lassen, damit die Mäninrr, di« einer so bekleideten Da,ne in einer» engen Sivas»« begegneten, passieren könnt«». Die langen» Schleppen nannte man in; 1k. und 10. Jahrhundert d«n „Tan-tz platz des Teufels", weil nur Frau«», de« nicht zu aebetton» brauchten, sich solchen v«rlängert«n Rock ^tfk« konnten. Di« Mode, des Kiuderröckchea« bet d«r erwachsenen Fran beherrscht übrigen» beute »roch viel« zeichnerisch« Darstellungen „galanter" Art; oim Deweis, wie unke^ch diese Mode wirkt«. Nur eine ganz nein« Auslese von Modetorheiten ist hi«* gs- boten. Wohl den Frauen, die bei aller Neigung zum Mitmach«« der neuen Mode« da» ein« nicht au, dem Auge verlieren: das; ein ge sunder Körper di« schönst« Zkrd« d«s Welde- btsibt — daß als» eine Modo, di» gegen die» Gesetz verstößt. >«b»di«gt schädlich und Lekämpfensroert ist! Vas Ahnenbüchlesn. Bon Elsa Marla Bud. Im Gebetbuch der Gros,mutter oder in der AausViLrl, dkV durch einige Generationen sich fortgeerbt hat, linden manche vms uns Familieneiiftragungen verzeichnet. Es wird danllmr die Ge burt eines Sohnes, oder einer Tochter vermerkt, er wird dich Taufa die Konfirmation verzeichnet, der Tod eines lieben Kinder, das Sterben von Vater und Mitter ausgeschrieben. Doch nu« wenige Familien des deutschen VUrgerstandes besitzen eii»e ein gehend« und genaue Kenntnis ihrer Ahnen und ihrer Herkunft. Meist weis; inan schon nicht mehr, wo der Großvater und die Groß- rnutter geboren waren, cvelchen Familiennamen di« Großmütter hatten, und wie und wohin sich eine Generation vor uns, der lebenden, verzweigte. Und doch ist die Kenntnis der Vorfahren unseres Geschlechts, dein wir entsiammen, ein« wertvolle und schöne Wissenschaft, und» es ist tief bedauerlich, das — man kann nicht sagen, der Sinn da für — aber ihre Pflege so notdürftig gedeckt. Der preußisch* Staat gab schon immer die Anregung, sich mit Kindern, Elters und GrcfMern genealogisch eilMtragen; auf den Standesämtern» erhielt man auf Wunsch ein sogenanntes Familicnstammbuch, Int dem der Naum für drei Generationen vorgesehen ist. Doch de«! Staat cvollte nicht bezwecken, daß man seiner Herkunft und seinen» Ursprung nachforsche, er wolli« nur. das; die Papiere dadurch gut in Ordnung sind und auch die Großeltern verzeichne! stehen, weil — ncair ihre Daten und Nancen beim Stcrbesall der Eltern wissens nrussi Was ich bei nachdenkenden Fvauen anrogen will, das ist dies Einführung eines Aynenbüchkins, das man seinen Kindern mist genauen Mcfzcichnnngen wectergeven kann, ans das; auch si« ihr« Nachkommen verzeichnen und allmählich doch eftvas wie eich bürgerliches Stammbaunc-Derzeichnis zustandekommt. Noch isst den meisten leicht, sich di« genauen Namen der Großeltern, ihres Ecburts orte und - daten, ihren B c r u f s st a n d zu vermerkens Wer das Glück hat, noch lebende Großeltern zu besitzen, der er« fährt van ihnen auch gewiß noch ein Stück weiter zurück di« Getz schichte der Familie. Wo ein Anhalt gegeben ist, sobald man ctlvasf poeig in welcher Stadt, welchem Dorfe die Urahnen gelebt Habens für den wird eine Nachforschung in den Kirchenbüchern dieses Ortes keine unmöglich zu lösende Aufgabe sein. Es fragt sich nur, ob wir den Sinn für Familiengeschichte» haben, und ob es uns reizt, sic möglichst weit zurück zu kennend Wer in der Lag« ist, vier und m«hr Vorgeschlechkr zu überschauen,, dem enthüllt sich ja nicht nur die Vergangenheit, sondern auch immer ein Strick Zukunft. Denn es ist cm Blute nicht verloren^ was unsre Ahnen lebten, arbeiteten, dachten. Es wirkt noch iw unsern Kindern und Enkeln weiter; es prägt das ans, was wir Nasse nennen; es entwickelt Fähigkeiten fort, verstärkt Anlagen! in Gut und Böse. Mir wissen alle, wie sehr das Erbe eine» Berufes die Begabung dafür verstärkt. Dis Alten, die getreu lich den B«ruf des Vaters auch den Söhnen weitergaben, taten dies ans guten Instinkten heraus. Di« Sitt« wollte cs so; aber Menschen machen die Sitte. Ein Ahnenbüchlein kann ein beredkr Wegweiser zu den An lagen unserer Kinder sein. Wenn wir cvissen, das; viele Genera tionen vor uns, gleichviel ob väterlicher oder mütterlicher Seite, einem bestimmten Handwerk oder einem lehrenden Beruf« ge dient haben, dann ux-den wir von selbst seinsühliger für die Wege, die unser« Kinder einschlagen werden oder einschlagen sollten. Auch das Woher der Abstammung ist lehrreich. Manche Familie sitzt seit dem frühen Mittelalter noch in derselben Pro vinz, wenn nicht gar in derselben Stadt; manche ist viel umber- gcwandert, hat nord- nud süddeutsches, auch außerdeictsches Blut ausgenommen. Es lässt sich cveitcrhin ablesen, ob ein Ausstieg «der ein Abstieg in der Familie, deren Namen nran trägt, seine Spuren ^eigt. Kinderreichtum, lange Lebensdauer weisen den Aufstieg sicherer an, als etwa der Wechsel des Berufes vom bäuer lichen Urgroßvater zum Kaufman» der Gegenwart. Es gibt einige, gewiß wenige Bürgerhäuser, die ihre genea logische Folge weit zurück kennen. Noch seltener ist der Besitz von Gemälden der Altvordcren; wo er vorhanden ist, sollte er heiliges und unveräußerliches Erbgut sein, auch wenn die Bilder ohne künstlerischen Wert sind. Ein Blick auf unsre Ahnen, ein Gedanke an tüchtiges und ehrenfestes Tun derer, die uns schufen, weckt un willkürlichen Stolz in uns. Es ist ein guter Stolz, denn er führt uns sicher eigne, gute Wege. Nsue HanöarbeLten. Die Handarbeit, das besondere Phantasie- und Erholungs- bllfsmittcl der Frauen, geht seit den Zeiten, wo eine neue Naum-» tunst sich das breite Publikum erobert hat, sehr entschlossen neue: Wege. Wo sind die steifen graziclosen Häkelhaken hin, mit denen so viele Mädchen gepeinigt wurden? Endlich begriff man, daß die Zeitvcrschwendnng einer monatslangen „Knübcki" mit dem erreichten Zweck solch einer Arbeit d"ch zu jämmerlich kontrastiert«. Denn schön ist eine Häkelei wohl selten gewesen. Aber cs war ein Zug der vergangenen Zeit, eine Handarbeit nach der Mühe und der Zeit zu beurteilen, die sie gekostet hatte, und nicht nach ihrer Schönheit. Dies ist glücklich überwuirden. Heut darf etwas leicht,; spielerisch leicht und schnell gestickt, gehäkelt, geknüpft, genäht sein;! nur eine Bedingung muß es selbstverständlich erfüllen: Phantasie-» voll, originell, selbfterfundc.il, schön und einzig anssehen! Es wird also von den Händen der handarbeitenden Frau! weniger verlangt, als von ihrem Geschmack, ihrem Farben- und Formensinn. Wobei es natürlich immer wieder Bewunderung finden wird, cvenn eine mühevolle und köstliche Arbeit zugleich alle Aussprüche des Schönheitssinnes erfüllt. Was die Frau jetzt können muß, wenn sie ihr H-'im mit Handarbeiten schmücken willi das ist — Zeichnen! Di« bequeme und gute Verwendung deq Bügetmnsters erlaubt wohl die Uebertragung auf Seidenstoffe! und Wollgewebe, aber cs wird tinncerhin aparter wirken, wen!» man sich zu Selvstcrdachtem entschließt, das cnan erst auf Papie« entwirft und dann überträgt. Es ist durchaus mcht so schcver; oiw ivenig Zeichnen uachznholen, cvenn man es nicht beherrscht; «in« Moch« täglicher Ucbung fördert schon die Sicherheit von Auge und Hand. Es handelt sich meist um Linien, Wicrdungen, Arabeo^cw Blumenmuster, die man braucht. Zu der neuen Mode der gesticHew Vögel und Drachen iin japanischen Geschmack crinrmk cnan wieder das Viigelpavier zn Hilfe. Ein Gang durch eine Handarb«U«uiestellimg zeigt, dcch etq großer Luxus in seidenen Kissen und Decken vorherrscht, Nach dem großen runden Kissen ist jetzt das länglich sechseckig« in Aufnahnut. Es wird fast immer ans glanzenden Seiden gepufft und gekräuselt geavbcitet; die Miik füllt »in« feine Seiden- oder Tanevaskrenz- sNchstickerei im selben sechseckigen Format. Höchst reizvoll sieht rin Kisson ans Ma Seide mit gratis« Vorstößen ans, dessen Mi«« mit StoffrSochen in den b«ide« Farben «nggesüllt ist. Dies« RS»> cho« sah nran schon als Kktdgärnkrmvg; sie sind aus Blende« rund gewickelt. Auch ein VMKu au» einem schön«« Stück Gold» spitze, oder Kold Häkelei sieht zn blaßblau, schwarz sehr j-t« ovo. Ne« i« Aufnahm« gekommen find wieder Stickereien am» Perlen «nd Cchentv«flld«u Doch nicht in der engen, gedrückt,« Form der cnlchevoÄe« PeMckvreien unserer Großmütter. Mm» venäht in losvr Fom« seiden« Kisten und Decken damit; «tun» eine erdbeerrvi« Dock« cnct dünnen silbern«« und schwarze» Linie« in Prvssttfte« oder kleine« Rvndperkn. Sehr schön wirkt «W «kfdges sckpva»»» S«idenikisse«; an de« vier Ecken große Ehenikl« roß«, de«« ftWpeet« F-omne« nur am Rand aaeoesbickt sicco, »uv zwar In korallenrot. Von diesen Ecken verlaufen dann senkrecht^ feine Perllinien aus korallrotcn Etabperlen und füllen da» aaug« Viereck aus. Lin -weites Kisten in derselben Farbenkonrpcstitto» ' woist ein« Art leuchtenden Zentrums aus 2 zentimetevgroß:: komllenroieu flachen Steinen auf, dl« mit Linien in rot und ao-t verbunden sind. Von dort winden sich cveitauoschwi irgend« Seidon- stickereiltnkn, ähnlich Schnc«tterlingssühlern über das Kissen hin und enden cn ebensolchen Stetnen. Ein Wagnis sind jchwmzz« Seidentischdcckn; reich bestickt und mit Fransen ackert. Dann ist al, Fuhkisse» wieder das liebe alte GrospnuttertiH», da; völlig original sogar. Mit einer dichten Ecrnevasarbeit in dir Mitte geziert, di« »in Kätzchen oder Bögelchen datstellt, außen von lila Tuch mnraiwet. Für Frauen, die auch praktisch denken und sich nach dcr Aast« Imrkcit der Kisten und Decken fragen, ist jetzt dcr leichte Woll flanell auf dem Markt, der cn schönen, leuchtenden Farben j hergestelli ist. Ein« Decken- und Kissengarnitur aus apfelfinen- - farbigem Flanell, mit schwarzen und lila Bluwenrankn in Wol!- Plattstich geschmückt, Pird sehr reiMftl. Man stickt auch unbesorgt ! mit Wollfäden auf Seid«, man fragt mcht viel nach ll«bcrei>- ftimmung, wenn nur der Effekt herauskommt. Alo neuartig« Umrandung für Kissen ist eine dick«, glatt« Wulst zu nenn««, dl« in abstechender, zur Stickerei passender Seid« die Kanten ningivt; auch um häkelt man Volants mit losen Pikois «cs GoldMeu. Dies sieht sehr graziös aus. Die Leincndecken und Kissen kshren wieder viel zum Kreuz stich zurück: bulgarische Motive oder heraldische Zeichnungen werden dafür bevorzngt. Man nimmt kühn«, starke Farben dazu. Eine künstlerisch begabte Hand verlangen die Puppen, socvvHl di« Tecpllppen, als die rveichcn, aus Stoff gefertigten Zierpuppe«. Letztere sind gewiß nicht jedermanns Geschmack, besonders wenn sie wie dürr«, traurige Gesp-^er in Clownstrackst wusfel-en. Reizend dagegen sind Püpvchen, aus Wolffäden über etwas Draht ge wickelt, oder gar Perlpuppen und Figuren, die ebensallg aus a«? Draht gcreihieu Perlen gebildet stiro und als einzelnes Stück in ecn«m Damenzimmer amüsieren werde». Die Möglichkeiten der neuen Handarbeiten, ihr Forcncu- und Farbenreichtum, ihr Makrialluxuo, find reicher als je. Die Gegenstände der Haccdarbeit sind aber nach wie vor eng- begrenzt. Man arbeitet Tischdecken und Kissen für den Diwan, Fußkissen und Puppen und, cvas Spctzeistecbnik aubetrif'ft, natürlich auch Fenster-vorhange. Alles andere bleibt von Handarbeit vor schont. Unser« Großmütter stickten anß«vdem Fenskrkissen, Klinge lzügc, Geldkatzen, Brieftaschen und noch vieles andere. Unsere Mitter häkelten schreckliche Deckchen und Läufer auf alle Sosas, häkelten und stickten gar Einholctaftheir, Wandsprüche, Sirenhhdlzcretuis, Uhrcnständer. Sie fertigte,, oft Dinge von grausamer Geschmacklosigkeit, denen gegenüber die Großmnttcrzeit viel feiner wählte. Mit der Kultivierung des Geschmacks sind wir seither sehr vorwärtsgckommcn; möge unsere wirtschaftliche Lage auch wieder so aufblühcn, daß den Frauen Zeit und Geld zu schönen Hgndarbeiten bleibt. hanöpfiege örr Hausfrau. Die Hände der wirtschaftlich tätigen Frau find da» keidigr Kapitel. Alle andern Teil« des Fvauenkörpcrs lassen sich wohl- erhccltcn; der Hand allein prägt sich derbe und schmutzige Arbeit nnvcrmeidich auf. Es ist nicht zu hindern, daß die Hand ihre schlanken Formen verliert und fleischig wird, weil alle ihre Muskeln ein tägliches Training erfahren. Es liegt nun aber kern Grund vor, sich dieser Arbcitshände zn schäme» und sich di« blasse», überfeinerte» Glieder vornehmer Nichtstuerinnen zu wünschen. Eine fleischige, kräftige Hand kann auch schön sein. Mau muß ihr nur das Allernnerläsftichstc an Pflege geben und sich täglich wenige Minuten, am besten abcnds vor der Nachtruhe, mit ihr beschäftigen. Die gecvaschen« Hand der Hausfrau ist noch lange nicht sauber. In den Hautrcllen b'eibt der Schmutz, bleiben die Farbstoffe von Obst und Gemüse hartnäckig sitzen und fressen sich tief, cvenn man ihnen nicht mit einer festen Handbürste und heißem Sciknwasser zulciüe geht. Nach dieser Ausbürstung kann vinn Zitroneniafl verwenden, dcr die ewig ramponierten Daumen Zeigefinger bleicht. Nun nehme man das Handtuch und streiche die überwachsenen Häutchen der Nägel zurück, poliere die Nägel mit einer fetthaltigen Nägclpastc und dem Ledevpolierer und fei!« zum Schluß die Hände, denen durch den häufigen Umgang mit W-asser allzuviel Fett entzogen wird, wenig mit Glyzerin ein. Es inuß durch Kneten und „Waschen" regelrecht in die Hautporen hineinfrottiert werden. Wer dies allabendlich tut, braucht nur eine Spur Glyzerin, das noch immer das cvcitans wirksamste Hautmiikl ist. Und die Hausfrau wird bald sehen, daß sie wieder die Hände der Dame bekommt. Di« Sport-Lady hat auch kein« blassen F-ingcrchen: Sport ist ja Arbcitsersatz. Der Hanssrauen-Sport ist aber entschieden wichtiger für Familie und Volk. ^us öer Grschichts -er Heirateasizeige. Das Heiraten war auch in ältesten Zeiten vielfach ein Geschäft. Und als di« Zeitung-e» mit ihrem Anzeigenteil als Ver mittler in geschäftlichen Dingen aufkamen, da spiel kn sie auch -bald auf dem Heiratsmarkte eine Rolle. So wird im Jahre 1770 aus London von einem Zeitungsmann berichtet, „der ein Comptoir eröffnete, wo er das Amt eines Unterhändlers um Hcyraten zu machen treibt. Er bietet im diensteifrigsten Maklerstyl sein« Dienst« in den öffentlichen Blätter» jedermann nach Stcrnd und Milden an, unter Verheißung aller menschenmögliche» Treue, .Verschwiegenheit und Fleißes, dem Verlangen seiner Kunden beydcrlec Geschlechts nachzukommcn und auszuführcn". Die ersten Heiratsanzeigen sind noch achtzig Jahre älter. Sk erschiene» ebenfalls cn englischen Blättern. Dine Haft« folgenden Wortlaut: „Ein Gentleman, dreißig Jahre alt, welcher sagt, daß er ein sehr Ledeutcndcs Vermögen hat, möchte sich gerne mit einer jungen Dame verheivaren, welche ein Vermögen von ungefähr dreitausend Pfund har und er will einen angemessenen Kontrakt darüber machen". In Deutschland wurde die Heiratsanzeige erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingesiihrt. Bis dahin behalf man sich mit Handzetteln, di« au/ öffentlicher Straße ausgetetlt wurden. Ei» solcher Handzettel lautete zum Beispiel: „Ein be jahrter verwitweter bürgerlicher Gewerbsncamc, der kein Spiele^ Volksiiufer noch Zänker ist stets ein häusliches und gowerbstunes Leben führet; dessen Ehrlichkeit und Fleiß im Tun und Lasse» neck; niemand in Zweifel zog; der jederzeit als ein guter Wirt sind dcr Mäßigkeit ergebccccr Mann bekannt war, uccd sich niemals irgend einer Ausschweifung ergab; hat seit fiebeiruird-cocuczig Jahren eine Menge Unglückfäll« gehabt, wodurch sein Vermögen sehr verringert wurde. Er hat vier Kinder am Leben; drei da von sind schon verlorst, ein Sohn ist noch übrig, der einer sorg fältigen »Mütter bedarf. Er tst also gesinnt, dcrowegen eine seinem Alter cmgomftsene Perlon zu juchen, die er heiraten könnte, sie sei mcn eine Wiiwc oder Ledige, auch kann sie protestantischer Religion sei«, wen« sie nur wirtschaftlich gut glittet iA ihn K«b«n kann und ««niafimre dreitausend Gulde« Vermögen hat, woduvch seinem Gewerbe könnte auspeholsen «cd «r dadurch in etnr besser« Lage versetzet werden. Er wird sie gut Halton mcd ckhr immer srocutdschaftstch und liebreich l«g»gn»n. Weil er aikcr aus groß« Sch«« »!ra««ds peesönkich aussuche« sich geirauet, so /nimmt er sich hier FreHmt fchrtstttch um »in« Braut z» werben-; diejeniäe also, weiche gejinnet ist. nckt ihm ehelich zu -eben, die belle«» Kch kl der Josc/ihftkdt dc der Kaksorgafk Kei der schön«« S<HLKri« i« Laden nsd«, de« Wirk «tncwstnden, wo M> alvda«« da- MUtte« mttnimandtzr vmmLo^vs« «kmem"
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