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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen slir den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau und des Finanzamtes Sebnitz Gemelndcverbands-Gtrokonto: Bad Schandau 36 — Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau — Postscheckkonto: Dresden 9Ir. 233 27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nnchm. 5 Uhr mit AnSunhmc der Sonn- nnd Feiertage. — Bezugspreis halbmouattich ins Hans gebracht !>0 Gold-Psg.. siir Sclbstabhotcr KO Gold-Pig. Einz. Nuuiiucc 10 Gold-Psg. — Bei Prodnllionsncrtcucrnngcu. Elhöbungcu der Löhne und Materalicuprcise behalten wir uns das Recht der Nnchsordcrnng nor Sächsische Schweiz Tageszeitung siir die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Llchtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndisch- sähre, sowie siir das Gcsamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Bering c Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke — Bcrantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in Goldmark): die 7gespaltene 35 »cm breite Petitzcilc 15 Pfg., siir aus» tväriige Auftraggeber 2» Pfg., 85 nun breite Rcklamczestc 80 Pfg. 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Während Herriot es ablchncn mußte, bei dem jetzigen Stande der Londoner Verhandlungen nach Paris zu kommen, um dort vor der Kammer und dem Senat zu sprechen, hatte cs Macdonald bequemer. Er brauchte sich uicht aus London zu entfernen und konnte dem Wunsch des Parlaments folgen, diesem recht ausführlich Rede undAntwort zustchcn. Dasist denn auch amMontag recht gründlich geschehen, zumal die Fragclnst, namentlich bei Lloyd George, recht rege war. Hier bewährte sich wieder in einem gewissen Sinne die englische Einrichtung, daß der verantwortliche Ncgicrungslcitcr sofort gestellte Fragen beantwortet, wodnrch sich lange Jntcrpcllationü- dcbattcn, wie sic bei nns bei allen möglichen Gelegenheiten üblich sind, vermeiden lassen. Durch die jetzigen Verhandlungen im Unterhanse ist die ganze Angelegenheit allerdings nicht viel weiter ge kommen. Macdonald gab nur Aufschluß über die Punkte, über die eine Einigung erzielt worden ist. Das einzige, was er positiv ausdrücktc, war die Hoffnung, daß cs gelingen werde, einen nencn Geist des Zusammen wirkens ans beiden Seiten zn schaffen. Der englische Premier gab weiter zu erkennen, daß sich seine Haltung zu den Hauptproblemen nicht geändert habe. Als Haupt ziel seiner Politik ließ er erkennen, in der S a n k t i o n s - frage ein unparteiisches Schiedsgericht unter Um ständen walten zu lassen und alle strittigen Fragen, die bei der Auslegung des Versailler Vertrages auftauchcn, dem internationalen Schiedsgericht im Haag zu unterbreiten. Man muß sagen, daß das letztere ein innnerhin erstrebenswertes Ziel ist. Hätte sich Frankreich schon früher dazu verstanden, wobei dahin gestellt sein mag, ob cs sich jetzt dazu versteht, dann wäre der unsägliche Wirrwarr der letzten Jahre vielleicht zu einem Teil vermieden worden Nach den Äußerungen Macdonalds will man ans der Konferenz hauptsächlich drei Vereinbarungen durchführen, eine zwischen der deutschen Negierung und der Ncparationskommission hinsichtlich der Fragen, die innerhalb der Zuständigkeit der Ncparationskommission liegen, eine weitere zwischen der deutschen Negierung und den Alliierten über die Fragen, die durch direkte Verein barungen zwischen diesen Negierungen geregelt werden müßte», und endlich eine solche unter den Alliierten selbst über Fragen, die die Alliierten selbst angehen. Als eine erfreuliche Tatsache kann mau cö anseycn, daß man aus den Ausführungen heranslescn kann, die englische Regierung sei nach wie vor von der Unrecht mäßigkeit der Rnhrbesetznng überzeugt. Für uns ist ein solches Zugeständnis allerdings nur platonisch und recht fragwürdig, zumal ja die englische Negierung nichts nnternommcn hat, nm hier dem Bundesgenossen sein Unrecht recht drastisch zu Gemüte zu führen und ihn zn veranlassen, es möglichst schnell wieder gutzumachcn. Da England in diesem Punkte nie ohne weiteres zn seinen Worten stand, so ist nicht anzunehmen, daß es in Zu kunft einen Druck ansüben wird. Im Gegenteil, man er klärt immer, einen wie großen Wert man auf die Fre nnd schäft mit Frankreich legt. Dieser Freundschaft opfert man deshalb ruhig die Interessen anderer, obwohl man betont, wie berechtigt deren An sprüche sind. Herr Macdonald hat sich ans dieser für die englische Negierung unangenehmen Lage dadurch befreit, indem er sich die These zu eigen machte, daß die Frage der Nnhrbesetznng aus den Konfcrenzverhandlungen selbst anszuscheiden habe und eine Verständigung allein zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland zn empfehlen sei. Das ist der springende Punkt, bei dem die deutsche Delegation einhaken muß. Von der deutschen Negierung nahestehender Seite ist ja auch schon in der Presse zum Ausdruck gebracht worden, das; man sich der französischen Formel nicht anschlicßen kann, wonach die Ntthrbesetzung noch mindestens zwei Jahre zu dauern habe. Die deutsche Negierung kann sich dabei auf englische Urteile berufen und schließlich selbst auf französische Stimmen, unter denen die von Poincarü nicht die unwichtigste ist, die besagte, daß die militärische Besetzung n n r zum Schutze der wirtschaft lichen nötig war. Frankreich will diese letztere aber auch nur in Etappen abbaucn. Bei seiner Kunstfertigkeit, die Dinge in die Länge zu ziehen, muß deshalb von deutscher Marx erhofft Verständigung Erste gemeinsame LondonerSißung. (Bereits gestern kurz gemeldet.) London, 5. Angnst. Ans dem Livcrpoolstrcct-Bahnhof hatte sich heute eine große Menschenmenge angcsammclt, »m die deutsche Dele gation einfahrcn zu sehen. Kurz vor neun Uhr lief der Zug ein. Znm Empfang waren mehrere Mitglieder dos Auswärtigen Amtes, darunter Minister Wigram, von der deutschen Botschaft Botschaftsrat Dufour-Feronce, Graf Bernstorff, Baron v. Plessen, sowie zabl- reiche Vertreter der deutschen nnd ausländischen Presse erschienen. Als erster stieg Botschafter Sthamer, der der Delegation nach Harwich entgcgcngcfahrcn war, aus dem Zug. Es folgte Außenminister Dr. Stresemann und dann Reichskanzler Dr. M a r x. Die deutschen Herren begaben sich alsbald in Automobilen nach dem Ritz-Hotel. Einem Vertreter Reuters erklärte Reichskanzler Marr: ^Wir kommen mit dem aufrichtigen Wunsche hierher, dabci zn helfen, die beste Methode zn finde», um dm ! Dawes-Bericht unverändert und im Geist seiner Verfasser in Wirksamkeit zu setzen. Wir beabsichtigen, unseren Teil bcizutragcn zu einer loyalen Erfüllung der Bedingungen des Berichts. Wir zweifeln nicht, daß wir den gleichen Geist in London vorherrschend finden werden, und wenn das der Fall ist, so kann man sicher annehmc», daß eine Verständigung bald erfolgen wird." Die vorgesehene Konferenz mit den deutschen Ver tretern wurde im Auswärtigen Amt kurz nach Mittag er öffnet. Macdonald kam zn Fuß. Als erste kam die italienische Delegation, dann die Japaner und Ameri kaner. Dann folgte die deutsche Delegation, im ersten Auto saßen Reichskanzler Marx und Außenminister Dr. Stresemann, im zweiten Ncichsfinanzminister Dr. Luther. Zuletzt kamen die Belgier und Franzosen. Die Verhandlungen dauerten nicht lange. Morgen wird eine weitere Vollsitzung stattfinden, und man hofft, daß die Deutschen bis dahin, wenn nicht vollständig, so doch wenigstens allgemein die von der Konferenz bisher ausgcarbcitctcn Dokumente geprüft haben. Obwohl die Delegierten es ablchnten, sich über die allgemeine politische Lage ausznsprcchc», so besteht doch kein Zweifel daran, daß keiner den Wunsch hegt, die Kon ferenz unnötig zu verlängern. In der Tat besteht iu vielen Kreisen das Verlangen, alle Fragen so schnell wie irgend möglich zn erledigen, wciin auch einer von den Delegierten erklärte: »Wir brauchen Zeit, um die Lage zu besprechen." ans nnd bemerkte, daß die bevorstehende Aufgabe von ent scheidender und geschichtlicher Bedeutung sei. Die deutsche Delegation sei überzeugt, daß das Schicksal Deutschlands nnd Europas von der Lösung jener Aufgabe abhingc und daß dies nur im Geiste friedlicher Vereinbarung nnd unbedingter Aufrichtigkeit geschehen könne. In diesem Geiste wolle die deutsche Delegation verhandeln. Die Wiederher, stclluiig gegenseitige» Vertrauens sei eine Lebensfrage siir eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Völker. Die deutsche Delegation sehe in dem Sachverständigcnplane eine Methode, die das deutsche Volk zu Freiheit und Frieden führen könnte nnd sollte. Sobald die wesent lichen Bedingungen für eine wirtschaftliche Tätigkeit wicdcrhcrgestcllt worden seien, würde sich vas deutsche Volk mit ganzer Kraft der Ausführung seiner von ihm verlangten schweren Verpflichtungen widmen. Der Reichs kanzler bestätigte die Erklärung der deutschen Negierung, daß der Dawes-Plan als eine geeignete Grundlage für die Lösung der NeparationSfragc betrachtet werde, und fügte hinzu, daß in Erwartung einer Vereinbarung während der Konferenz seine Negierung damit einver standen sei, daß die Gesetzentwürfe, die durch die Organi- sationskomitceö auf Grund der Bestimmungen des Dawes-Planes vorbereitet seien, fertiggcftcllt würden. Macdonald gab darauf der Hoffnung Ausdruck, daß die Arbeiten der Konferenz Freitag abend beendigt sein möchten. Den deutschen Delegierten wurden die von der Konferenz ansgcarbcitetcn Schriftstücke überreicht mit der Bitte, ihre Einwendungen möglichst bald schriftlich nieder- znlegen. * Finanzielle Bedenken. Nus Loudon meldet der „Petit Parisien", daß es Pierpont Morgans erste Sorge gewesen sei, nach seiner Ankunft in London nicht nur Fühlung mit seinen Direk toren und den amerikanische» Sachverständigen, sondern auch mit de» alliierten Delegierten zn nehme». Das Blatt glaubt zn wisse», daß die Finanzlcute der Eity zögerten, sich mit den von der Konferenz vorgesehenen Garantien zufrieden zu erklären, während Morgan diese Garantien als ausreichend erachte nnd zusammen mit den übrigen amerikanischen Kreditinstituten einen Anleihe- abschnitt zeichnen werde, der bis zu 602» gehen könne. Ein Fiimnzmann sprach die Meinung ans, daß die französische Sanktionsfrciheit der Anleihe in England selbst viel Schaden tun werde. Er rechnet Amerika mit 6026 ein und meint, England werde wohl oder übel mit den übrigen <1026 Nachkommen müssen. Aber sehr cinsach sei es nicht. Schuld trage allein die Vergewaltigung des Dawes-Berichts in der Sanktionsfragc. Reden von Macdonald nnd Marx. Bei Eröffnung der Konferenz hielt Macdonald eine kurze Ansprache, welche die dentschcn Vertreter willkommen hieß, die nach London gekommen seien, nm über die Mittel zn verhandeln, die den Sachverständigcnbcricht iu Kraft setzen sollen. Er hob hervor, daß die Verantwort lichkeiten, die der Dawes-Plau aiiferlegc, angenommen werden sollten, nicht nnr weil es nötig sei, sondern weil der allgemeine Wunsch bestehe, daß ein ernster und ehren hafter Versuch gemacht würde, die Verpflichtungen zu er füllen, die durch Unterschriften gedeckt seien, und daß nach Verhandlungen, in denen jede Partei gehört worden sei, neue Unterschriften erfolgen müßten. Die Alliierten hätten den Wunsch, der deutschen Negierung gewisse Ver einbarungen, die zwischen ihnen zustande gekommen seien, mitzuteilcn, und sie wünschten, insoweit als dies eine Zu stimmung der deutschen Negierung erfordere, mit den Deutschen Verhandlungen zn pflegen. Macdonald erklärte, daß die Arbeiten der Konferenz durch die Erörterung des Dawes-Planes begrenzt würden, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Geist der Zusammenarbeit eine baldige Vereinbarung ermöglichen würde, deren Folge von Vor teil für die freundlichen Beziehungen zwischen den euro päischen Mächten wäre. Reichskanzler Marr sprach in kurzer Erwiderung im Namen der deutschen Delegation seinen Dank für die freundlichen Worte, mit denen sic begrüßt worden seien, Seite eine Garantie für schnellste wirtschaftli ch e N ä u m u n g verlangt werden. Nur so verstanden, wäre für uns die Formel tragbar, daß wirtschaftliche und mili- tärische Räumung gleichzeitig erfolgen sollen. Belgrad. Die ehemaligen zu Gefängnis verurteilten bulgarischen Minister Stojanow und Alanasow sind ent flohen und haben sich in den Schutz der serbischen Behörden begeben. Ncwhork. In Washington nimmt man an, Präsident Die Arbeit der deutschen Delegation. Loudon, 5. August. Die deutsche Delegation ist heute nach- mittag 5^ Uhr zn einer Beratung zusammcngetreten, nm die Antwort auf die ihr heute überreichten Protokolle fertigznit eilen. Bon den Sachverständigen der Delegation müssen über verschiedene Frage» Gutachten eiugchott werden. Morgen wird voraussichtlich eine Plenarsitzung stattfinden. Auch nimmt man an, daß schon morgen die deutschen DelcgationSführer vom Nat der Sieben hiuzugezogen werden. London, 5. Angnst. Die deutsche Delegation wird in allen Londoner Abendblättern ausführlich besprochen und die kleinsten Kleinigkeiten beim Empfang der Delegation werden eingehend be handelt. Ucbereinstinnueud wird festgeslcllt, daß die deutsche Dele gation einen guten Eindruck gemacht hat. Günstiger Eindruck der Marx-Nede in London. Loudon, 5. August. Die Schlußrede, die Iu der heutigen Aollsitznng der Konferenz Reichskanzler Dr. Marx In Erwiderung auf dieBegrüßungSansprnche des englischen Ministerpräsidenten Macdonald gehalten hat, hat in allen politischen Kreisen einen unverkennbar günstigen ltiudruck her vorgerufen. 8 v. H. Zinsen für die Anleihe. Paris, E. August. Dio Informativ« erfährt a«S Ncw-Hork, daß nach Ansicht maßgebender Finanzkrelse der Wallstreet der Zinsfuß der deutschen 800 Millioneuanleiho uicht weniger als 8 v. H. betragen wird. ZLvouoge weroe nach Lcynng der Reparaltonsfrage eine neue A b r tt st u u g S k o u f e r e u z cinberufeu. Newyork. Die sog. Wcltkouscrcuz der schwarze« Nasse hat hier begonnen. Der Kongreß wird sich an den Präsidenten der Bereinigten Staaten tuenden mit dein Er suche» zur Errichtung einer freien Negerrepublik in Liberia. Mexiko. Strauß, der deutsche Betricbschcf auf dem Gute der ermordeten englischen Mrs. Evans, ist bei dem Über fall ernstlich verwundet worden. Die Täler entkamen mit 2000 Dollar.