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IÜW. berrclUigt dc» Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelivlh, Prossen, Nachmannsdorf, Nelnhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendisch« führe, sowie flir das Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag Sächsische Elbzeituug, Vilma Hieke — Verantwortlich: K. Rohrlappcr Anzeigenpreis (in Goldmark): die 7geipallene 35 mm breite Petit,eile 1k Psg., siir aus wärtige Ansnaggcbcr 20 Psg , 85 mm breite Reklame,eile 80 Psg. Tnbcllarücher Satz nach besonderem Turif. — Bei Wiederbolnngen wird entsprechender Rabatt gewäbrt An,eigliiann.ibme siir alle in- und aneländtscheu Zeitungen Bezicbcr nicht ,ur Kiirzung dc« Bc,ngspreises oder znm Anspruch auf Lieferung der Zeitung Tageblatt sür die Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau und des Finanzamtes Sebnitz Gemeindeoerbands-Girokonto: Bad Schandau 36 — Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau — Postscheckkonto: Dresden Nr. 333 27 Fernsprecher: Bad Schandau Sir. 22 — Drabtauschrift: Elbzcltuug Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Ubr mit An»« ahme der Sonn- und Feiertage. — Be,»g«prciS halbmonatlich in« Hau» gebracht !»> Gold-Pig., kür Selbslabkolcr 80 Gold-Plg. Ein,. Nummer 10 Gold-Pfu. — Bet Produklton«veUen,rnugru E'kötmugcn der Löhne und MateraUenprcisc behalten wir uns das Siecht der Nachsoidcrnng vor Nichterscheinen ilnzelncr Nummern infolge böhcrcr Gewalt, Streik, AuSspennng, BetriebSbörnng Nr. 96 Bad ^»cbandau Donnerstag, den 2H. April MH 68. Iahrg. Für eilige Leser. * Der Retchsverband der deutschen Industrie hält in Berlin eine Tagung ab, um sich mit den Sachverständigengutachten zu befassen. " RclchSbankpräsidcnt Dr. Schacht erklärte dem Vertreter dc? Pariser Blattes „Exzelsior", es wäre von größtem Werte, eine Nagelung zwischen Frankreich und Deutschland noch vor den Wahlen in beiden Ländern zu erzielen. . dementierte In einer Unterredung mit amerikani ¬ schen Pressevertretern die Meldungen über eine angebliche Mo- bilmacbuna der russischen Armee - inemunotano wurvcn mehrere frühere Munster, var- unter der Premtcrminister Sir Sguircs, und zahlreiche Beamte wegen großer Unterschlagungen verhastct. Amerikas Stimme. Deutschland hat geantwortet auf den Bericht der Sach« verständigen und hat Jal gesagt. Macdonald tat des. gleichen; Poincarö allerdings sträubt sich mit Händen und Fichen dagegen, sich irgendwie festzulcgcn. Schon ist es zu einer Art von „Konflikt" mit dem Vorsitzenden der Ncparationskommission, seinem Freund Barthou, gekom men; denn gar zu unangenehm sind jene „Voraussetzun gen" des Berichts. Nun antwortet auch Amerika, das den Vorsitzenden für den ersten Sachversländigenausschnß stellte. Coo lidge, der Präsident der U. S. A., hat als der verant wortliche Leiter der auswärtigen Politik seines Landes — kein Kongreß, kein Senat darf ihm dabei dreinreden -- die Stellungnahme Amerikas zudem Gutachten proklamiert in einer Rede, die er auf einem Bankett der amerikanischen Presse hielt. Zunächst erfolgte dabei ein doppeltes Nein) Ein Nein gegenüber dem — englischen — Streben, die Ver- einigten Staaten in den Völkerbund (Versailler Er zeugung) hinein zu manövcrleren. Dazu hat Amerika 1919 schon „nein" gesagt, und man denkt nicht daran, sich an der Genfer Komödie zn beteiligen. Ein zweites Nein! gegeniibcr den unaufhörlichen Tast versuchen namentlich Frankreichs, einen Nachlaß der Kriegsschulden zn erreiche». In dieser Frage bleibt Amerika ein überaus harthöriger Gläubiger. Denn — um das gleich vorwegznnchmen — Amerika soll seinen Teil zu dem fried- lichen Wiederaufbau Europas finanziell beitragen; aber es denke gar nicht daran, Geld vorzustrcclen, das zu irgend welchen militärischen Zwecken verwendet werden soll. Das ist in der Frage des Schuldenproblems wohl die hnuderlste Antwort an den Schuldner Frankreich: Schränkt enre N ü st nnge n ein, und dann werdet ihr zahlen kön nen! Geld gibt cs also nur für friedliche Zwecke. Das Gutachten der Dawes-Kommission wird von Coo lidge gelobt, Ivas man dem Amerikaner auch ruhig zubilli- gen mag, da es ja wohl noch übler sür uns hätte ausfalleu können. Und darum begrüßt er es auch, das; dieses Gut achten allen interessierten Staaten als praktische Grundlage für die Lösung der Ncparationssrage erscheine. Bei seiner Hoffnung, daß diese endgültige Lösung nun endlich erfolge, schaltet Coolidge freilich als vorsichtiger Mann als Voraus setzung die Notwendigkeit „gegenseitiger Zugeständnisse^ ein, die bei der weiteren Verhandlung nun als Basis zu dienen hätten. Bei diesen Verhandlungen käme als Ziel natürlich einerseits die Sicherung der Wiederherstellung Deutschlands und eines Höchstmaßes von deutschen Zah lungen in Frage. Wir unterstreichen das „und", denn bis her hat man sich ja nm deutsche Zahlungsfähigkeit bei der Ausstellung solcher Zahlungspläne gar nie gelümmert. Der Deutsche hatte cbcu zn zahlen; brach er daran zusammen, so Ivar cs auch gleichgültig, w a r vielmehr — erwünscht. Schon der Dawes-Bericht hatte jedes wirtschaftliche Emporblühen Deutschlands geknüpft an die schlennlgste Überwindung der deutschen Krcditnot; dazu soll dis Emissionsbank mithelfcn. Coolidge nuierstrcicht die Not wendigkeit einer schnellen Bewilligung der Anleihe, auf der die Emissionsbank fundiert werden soll, und hofft dabei auf eiue starke Beteiligung auch des amerikanischen Kapitals. Nicht etwa um unserer schönen Augen willen, sondern aus rein geschäftlichen Gründen; nm Deutschland nämlich wirtschaftlich zn kräftigen und damit wieder zum Abnehmer amerikanischer Produkte zu machen, damit schließlich auch den Beginn eines wirtschaftlichen Wieder aufbaus Europas ganz allmählich einznlciten. Coolidge wäre nicht der IHPische Nachkriegsamerikancr, der er ist, wenn er nicht bei dieser Gelegenheit auch von der Abrüstung sprechen würde; die Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichts in Europa würde die Ursache von „Meinungsverschiedenheiten" verschwinden lassen, und wenn man in Europa eine feste Politik ver folge, dann könne man doch auch der Abrüstungsfrage wieder nähertreten, die mau auf der Washiugtoner Konfe renz vergeblich behandelt habe. „Eine endgültige Lösung der Ncparationssrage könnte den Beginn einer neuen FriedcnSära bedeuten." Dann solle man eine Abrüstungs- ! konfereuz veranstalten. Ja, wenn das ganze Neparationsproblcm wirklich nur , ein wirtschaftliches wäre, wenn namentlich Frauke ich oben erwähnte „und anerkennen würde, dann könnte man sich diesen Hoffnungsäußerungcn vielleicht anschließcn. Vorläufig hat aber Poincarö de« Empfang des Gutachtens nur „bestätigt", hat es „mit Sympathie begrüßt" und die Ncparationskommission ersucht, „in den Grenzen ihrer Zuständigkeit" die Entscheidung zn treffen. Und daß er sich erst nach der Fällung dieser Entscheidung mit den anderen alliierten Negierungen zwecks Durchfüh rung des Zahlungsplanes in Verbindung setzen wird. — Aber von Deutschland verlangt m^.-. fröhlich die sofortige voraussetznngslosc Inangriffnahme aller Vorbereitungen für diese Durchführung! Coolidge ist vielleicht doch ein wenig allzu hoff nungsvoll. Drei Streitpunkte. Frankreichs neue Forderungen. Paris, 23. April. Das Schreiben, das Poincarö an den Präsidenten der Neparationskomm.ssion Barthou gerichtet hat, wird nicht veröffentlicht. Poincarü hatte aber über die Stellung Frankreichs znm Ncparationsgutachten noch eine Unter redung mit Barthou und soll diesem „Instruktionen" ge geben haben. Worin diese bestehen, wird ebenfalls nicht bekanntgegcben, doch hat die Neparationskommission ihre beabsichtigte Sitzung vertagt, weil angeblich die Instruk tionen der Negierungen an ihre Delegierten noch nicht cin- getroffcn sind. Die Presse teilt mit, daß zwischen den Ne gierungen in Paris, London, Brüssel, Nom nnd Washing ton bereits eine Besprechung über die Streitpunkts zwischen London und Paris eingeleitet worden sei. Das wären 1. die F r a g c der S a n k t i o n e n, 2 die verschiedenen Etappen, in welchen das augenblicklich im Nnhrgcbict anfgcrichtctc wirtschaftliche System in das allgemeinere anfgchcn soll, welches die Sachverständi gen vorschcn — es könne nach französischem Willen keine Fusion stattfinden, solange nicht das Gelingen dcö vor- gesehenen allgemeinen Systems fcstgestcllt sei —, 3. die Frage der i n t e r a l l i e r t e n Schulden. Das französische Verlangen gehe darauf hinaus, daß man Frankreich die 27 Milliarden, welche es England nnd Amerika schulde, erlasse und ihm von Dcntschland eine Mindcstzahlung von 26 Milliarden Goldmark garantiere. Amerika sei in den Präsidcntschaftswahlkamps eingctreten, und diese Campagne dauere bis in den Herbst. Also brauckie man nicht allzu großes Gewicht auf Coolidges Worte zu legen. Der Bericht der Sachverständigen habe den Konflikt der alliierten nnd assoziierten Negierungen leicht ver schoben, aber tatsächlich habe er sich nicht gewandelt. — Der „Matin" stellt ausdrücklich noch einmal fest, daß Frank- ' reich durchaus nicht beabsichtige, auf seine „Sanktions- Mittel" zu verzichten. Es sei denn^ das es dafür völlig gleichwertige in die Hand bekomme. 299 Millionen Dollar für Reparaiionsanlelhen- Amerika nisch es Privatkapttal. Nach Pariser Meldungen soll der Teilhaber des HanscS Morgan, D. W. Morrow, demnächst mit einer wichti gen Mission, nämlich der Vorbereitung der im Sachvcrstän- digcuplau vorgesehenen Anleihe von 260 Millionen Dollar, betraut werden. Im Zusammenhang mit der Äußerung des Präsiden ten Coolidge über die amerikanische Beteiligung an der Neparationsanlcihe für Deutschland wird weiter ge meldet, daß Newyorker Banken bereit seien, 200 Millionen Dollar der im Dawes-Bericht vorgcschlagcncn Anleihe zu übernehmen. Die Erklärung des Präsidenten, daß das amerikanische Privatkapital zur Beteiligung an der An leihe bereit sei, sott das Ergebnis von Unterredungen sein, die in den letzten Tagen zwischen dem Weißen Hause nnd führenden Persönlichkeiten der Newyorker Hochfinanz statt- gesunden haben. Stettin, 23. April. In einer Nede erklärt der Reichsminister Dr. Jarres, daß nach zuve,lässigen Meldungen eine der Haupworoussetzungen des ganzen Gutachtens der Sachverständigen, nümüch die Ausbringung der inter nationalen Anleihe von 800 Millionen Goldmark zugunsten Deutschlands, beste Aussichten habe, indem in Amerika 100 Millionen Dollar und in England 75 Millionen Dollar bereits als Zeichnungen gesichert erscheinen. Stresemann über die MumverirSge. Möglichkeit neuer Kredite. Neichsanßcnminister Dr. Stresemann äußerte sich auf Befragung durch Journalisten über den Standpunkt der Negierung zu den neuen bis zum 15. Juli verlängerten Der Minister führte aus, die Neichsfiuanzcn würden durch die jetzige Verlängerung der Micumvcrträge nicht in Anspruch genommen, so daß vom Standpunlt der Reichssinanzcn die Verlängerung der Verträge das Reich nicht belastet. Es sei daher völlig abwegig, von einer Änderung des Standpunktes der Neichsrcgienmg in dieser Frage sprechen zu wolle«. Anders liege es mit der Frage, ob es im Interesse der beteiligten deutschen Industrien lag, die Verträge zu verlängern. Schätzungen von betei ligten Seiten besagen, daß durch diese Verträge Waren im Werte von 1200 Millionen Mark jährlich ans dem besetzten Gebiet nach Frankreich ansgcführt wer den. Selbstverständlich sei es ganz ansgeschlossen, daß die beteiligten Industrien, namentlich die Kohlenindustrie, diese Beträge aus eigener Kraft auszubringeu vermögen. Die bisherige Durchführung der Micumvcrträge war bei der Kohlcuindustrie nur möglich mit Hilfe der Ausnahme von Krediten im Auslände. Die Industrie des besetzten Gebietes sah aber in dem Vorschlag der Sachverständigen Insofern die entscheidende Änderung, als nunmehr eine fristlose Verlängerung der Micumvcrträge, wie sie von Frankreich gefordert wurde, nicht mehr in Betracht kam. Die Entspannung der Lage zeigte sich auch darin, daß sich unter dem Gesichtspunkt einer befristeten Verlänge rung der Verträge nm 8 Wochen und unter der Erwartung der Annahme des Sachverständigengutachtens die vorher nicht vorhandene Möglichkeit neuer Kredite ergab. Die beteiligte Industrie glaubte, unter diesen Umständen die Verlängerung der Verträge nm 8 Wochen einer Stillegung oder Bcschlaanabmc der Werke verziehen zu sollen Oie kommenden Neichstagswahten- Wahlresnltate von 1919 und 1920. Nur noch eine starke Woche, und die deutschen Wähler werden zu entscheiden haben, welche Männer sie als Er wählte ihres Vertrancns in den nenen Reichstag entsenden wollen. Bei der starken Zersplitterung in Parteien nnd Partcichen lassen sich bestimmtere Voraussagen natürlich nicht machen, »venu auch vielleicht einige größere Ziellinien heute schon zu erkennen sind. Nicht ohne Interesse ist es jedenfalls, die Bewegung der Partcienstärke bei den beiden letzten Wahlen, derjenigen zur Nationalversammlung von 1919 und znm Reichstag von 1920 im Bilde anznschen, wie es das beistehende Schema für die größeren politischen Richtungen ermöglicht. Nationalversammlung nnd erster Reichstag nach der Umwälzung — wie wird der zweite sich darstellen? Vom Wahlkampf. Ans allen Parteien. Reichskanzler Dr. Marx hielt in einer Wahlversamm lung der Zcntrnmspartei in Sigmaringen eine Nede, in der er u. a. sagte: Der Gedanke des Völkerbundes ist an sich ein recht christlicher, aber so wie er heute besteht, ist er ein Ju st r u m e n t Frankreichs, dem wir unsere Zn- stimmnng nicht geben können. Wenn wir Henle in den Völkerbund noch nicht eingctreten sind, so hat dies seine Ur sache darin, daß wir mit den an unseren Beitritt geknüpften Bedingungen nicht einverstanden sein können. Niemals können wir zugoben, daß nrdeutsche Gebiete in Schle sien und im Saarlande dauernd von ihrem Mutter- laude getrennt werden, niemals können wir dulden, daß der polnische Korridor deutsches Land vom Mntter- lande abtrennt. -f" Ncichsjustizminister a. D. Heinze sprach iu einer öffentlichen Wählerveriammlnng der Deutschen Volkspartei tu Hamburg. Er sagte dabei u. a.: Wir müssen die