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In Befürchtung der Rückwirkung der Nuhrberg- arbeiterbewegung auf die Kohlenlage der Niederlande sind niederländische Wirtschaftskreisc an die Negierung heran getreten, um ein zeitliches Ausfuhrverbot für niederlän dische Kohle zu erlangen. Oie Kreditpolitik der Reichsbanl. Eine englische Stimme. Der Handclsteil der Londoner „Times" beschäftigte sich eingehend mit der Kreditpolitik der Deutschen Reichs- bank. Das Blatt weist darauf hin, das!, obwohl alle aus ländischen Währungen an der Londoner Börse abge schwächt seien, die Mark den Kurs zwischen 18 und 19 für das Pfund fest gehalten habe, und sagt weiter; „Die Stabilität der deutschen Währung ist die Folge der Kreditpolitik, die von der Nelchsbank nnd der deutschen Negierung durchgcführt wnrde. Es ist eine Politikd ^r Einschränkung. Der Zweck dieser Politik besteht darin, Händler und Fabrikanten zu zwingen, ihre Vorräte zn verkaufen, anstatt sie zurückznlegen, in der Hoffnung, sie später zu höheren Preisen verkaufen zu köunen. Diese Politik setzt sich zum Ziel, die Preise herabzusetzeu, so das! Lie Gelder und die Kreditvorräte in der Lage sind, in weiterem Umfange an der Stabilisierung der Währung milzuwirken und eine allgemeine Wiederherstellung des Vertrauens zu crwirkeir. Die Neichsbank wirkt auf die Geschäftswelt ein, sich nicht zu den gegenwärtigen wuche rischen Zinssätzen Geld zu besorgen, sondern die fertigen Güter zu verkaufen politische Rundschau. Deutsches Reich. Landwirtschaftliche Krcdituot. Die Einladung des NeichF-Landbundes, die besonders drängende landwirtschaftliche Kreditfrage in einer gemein samen Tagung aller beteiligten Organisationen zu be sprechen, hatte zu einer stark besuchten Versammlung in Berlin geführt. Landwirtschaftsdircktor v. Grolman n forderte in einer Rede schnelle Hilfe, zumal da Möglich keiten für inländischen Nealkredit nicht in Betracht konnnen. Für die Beschaffung des Auslandskredits ist eine Zentral stelle Vorbedingung. Die Aussprache zeigte Übereinstim mung der Versammlung mit diesen Gedanken. Die Aus führung des Planes wurde einem Ausschuß übertragen. Amerikanischer Handelökommissar. I. W. Miller wurde zum Handelskommissar der Ver einigten Staaten für Deutschland ernannt. Miller wird als Sachverständiger in Neparationsangelegen heiten betrachtet. Er leitete während des Krieges den Austausch der Kriegsgefangenen nach Zentraleuropa. Seinen Posten tritt er Ende Juni an. Getrennte Verwaltung für Ober- und Niedcrschlesien. In der Sitzung des obcrschlcsischcn Provinzial-Land- tagcs wurde beschlossen, die Verwaltung Oberschlesicns und Niederschlcsiens zu teilen, und eine gesonderte Pro- Vinzial-Verwaltung für Oberschlesicn in Natibor einzu richten. Zum Landeshauptmann sür Oberschlesicn wurde Oberbürgermeister Piontek (Zentrum) aus Natibor mit 29 Stimmen gewählt. Der deutschnationale Landrat Großpietsch hatte 5 Stimmen erhalten. Fall Schlageter-Severing vor dem Reichsgericht. Die Bergisch-Märkische Zeitung hatte seinerzeit ge schrieben, cs wäre möglich gewesen, Schlagetcr zn retten, wenn nicht politische Polizeibeamte auf Anweisung des Ministers Severing störend eingegrifsen hätten. Gegen den verantwortlichen Redakteur wurde Klage erhoben, die Strafkammer Elberfeld erkannte jedoch auf Freiivrechuna. 21) Nachdruck verboten. Der Herr des Todes. Roman von Karl NoSner. Vopvrl^dt tv Wiemanns Zeitungsverlag Berlin V/. 1820. Endlich ein tetses Klopfen an der Tür. Da wandte er sich jäh um. Verein ! wollte er sagen, aber seine Stimme hatte keinen Läut. Und erst beim zweiten Male kam das Wort. Nun stand der Franz vor ihm und fah erstaunt und noch ein wenig atemlos, in das gespannte, aufhvr- chende Gesicht seines Herrn. Tas gescheitelte Haart des Dieners, das an den Seiten in zwei breiten „Sech sern" in die Schläfen gestrichen war, glänzte feucht. Und beinahe ein wenig töricht sahen die gutmütigen Augen drein, wie er — ohne so recht zu wissen, was das alles zu bedeuten hatte, nur ahnend, daß er hier als Mittler in einer Sache diente, die seinem Herrn von größter Wichtigkeit sein mußte — Bericht abstntteu wollte und nach einem Eingang suchte. Tie hastende Frage Herreras kam ihm entgegen. „Sic haben den Brief richtig abgegeben — „Ja." „An wen?" „An die gnädige Frau — an die Frau Oberst selbst —." Herrera uickte. Er sah auf den Diener, der noch etwas redete. Er hörte nicht darauf — verstand den Sinn der neuen Worte nicht. Er dachte nur, während ihm ein zerrendes Zucken um Mund und Kehle lief, und mit einem Empfinden, das Staunen, Unglauben und Freude war: Ter hier — der hat vor der Mutter gestanden — der hier hat die Mutter gesehen - — Er hob die Hand — ihm war's, er müsse irgend etwas tun — und ließ sie wieder sinken. Und schüttelte rasch den Kopf, wandte sich ab und ging zum Fenster. Als er daun die Hand vom Griff des Fensters löste und sich wieder zu seinem Diener wandte, stand es wie der Versuch zu einem Lächeln in seinem Gesicht. Uber das Gesicht war bleich, und die Erschütterung und Ergriffenheit seines Herzens zitterten darüber hin. „Ich habe früher nicht recht zugehört", sagte er laugsam. „Wie war das doch — bitte, sagen Sie Mir noch einmal, wie es kam." „Ich war um zehn Uhr dort und hab' das Mäd chen, das geöffnet hat, nach der gnädigen Frau gefragt. Sie hat mir erst den Brief abnehmen wollen und hat gemeint, ich soll nur warten, aber ich hab' gesagt, ich müßt' ihn an die gnädige Frau direkt abgeben." Herrera nickte. Er -wana fick' rur Ruhe. Am da der Angeklagte als Deutscher „in Wahrnehmung be rechtigter Interessen" gehandelt habe. Das Reichsgericht hat jetzt das freifprcchcndc Urteil aufgehoben und Lie Sache zur anderweitigen Behandlung an die Vorinstanz zurück verwiesen. Forstvcrwüstnng durch die Franzosen. Der preußische Ministerpräsident hat sich im Interesse der Waldungen des besetzten preußischen Gebietes mit dem Reichskanzler in Verbindung gesetzt und ihn auf die außer ordentlich großen finanziellen Scksiidigungcn nnd Schwie rigkeiten aufmerksam gemacht, die für Preußen mit der Beschlagnahme seiner Staatsforsten in den besetzten Ge bieten entstehen, da die Besatzungsmächte Frankreich und Belgien rücksichtslosen Raubbau in den Waldungen treiben, Weitere Märchen der „Daily Mail". Das englisclk-französische Blatt „Daily Mail* hat einen weiteren Artikel über die angeblichen kriegerischen Vorbereitungen Deutschlands veröffentlicht. Die Behaup tung, daß Deutschland Militärmissionen nach Bolivien und Rußland entsandt habe, ist, wie amtlich fcstgestellt wird, eine freie Erfindung. Die übrigen in dem Artikel ausge stellten Behauptungen sind derart unsinnig, daß es sich er übrigt, sie im einzelnen richtigzustellen. Großbritannien. X Einigung mit Italien über das Dschubaland. DaS englische auswärtige Amt gibt bekannt, daß in direkten Verhandlungen zwischen dem englischen Premierminister Ramsay Macdonald und Mussolini eine Einigung über die Dsäptbalandfrage auf Grund des vorläufigen Ab kommens von 1920 zustaudcgekommen ist. Die italienischen Sachverständigen sind nach London unterwegs, um mit englischen Sachverständigen die Grenzziehung zu erörtern. England tritt mit dem Hafen von Kismaya und dem an schließenden Hinterland 43 000 Quadratkilometer an Italien ab. Die „Times" geben der Genugtuung der englischen öffentlichen Meinung darüber Ausdruck, daß diese Frage, die bisher eine Streitfrage gebildet habe, er ledigt sei. Hoffentlich wäre damit auch ein besseres Zu sammenarbeiten zwischen England und Italien über die Reparativ nsverhandlungcn etngeleitet. Aus In« und Ausland. Berlin. Die geplante FriedttchSselder Einweihung dell Schlagcter-DcnkmalS im Schloßpark, Privateigentum des Herrn Landrats a. D. v. Treskow, ist auf Grimd der Ver ordnung des Preuß. Jnnemninisters verboten. München. Die Bäuerische VolkSPartei hat ihren Landesousschuß aus den 31. Mai zu einer Erörterung der politi schen Lage in Bayern uns im Reich einberusen. München. Der ba Ye rische Landtag ist ans Dienstag. 8. Juni, nachmittags 4 Uhr, einberusen worden. Konstantinopel. Der Ausstand in Syrien breite« sich aus. Die Franzosen erleiden starte Verluste. Washington. DaS Befinden d«S an Erkältung erkrankte» Präsidenten Coolidge soll nicht befriedigend sein. Kowno. Die litauische Telegraphenagentur verbreitet «ine Meldung, nach der die Nachricht von der Flucht des litauischen Finanzministers völlig unzutreffend sei. Der Finanz minister ist augenblicklich au den Verhandlungen in Kowno beteiligt. Freiherr v. LcrSncr verzichtet ans sein McickMaMnandaA Berlin, 25. Mai. Wie man erfährt, hat Freiherr v. Lersner cmf sein Ncichstagstnandat zuguusteu Les Hessischen Bauern bundes verzichtet. Kommmustisck-e AttcntatSplänc in Potsdam. Berlin, 25. Mai. Dnö Polizeipräsidium teilt zn den kn Potsdam geschehenen Verhaftungen von Kommunisten mit, cö sei ermittelt worden, daß sür den 24. Mai bei der Ein weihung deS Gnrde-du-CorpS-Dc»kmnlS ein Sprengattcntat beabsichtigt gewesen sei. ES wurde ein Mann sestgcnvmmc», der unter dem Mantel drei Eicrarnnntcn. d-ci Bomben und eine Parnbcllnmpistole mit sich führte. Er gab zu, der Korrei spondent der Stettiner Volksmacht, Malter Zentschcl, zn sein, Im Anschluß daran wurden acht Personen verhaftet und ein Lager entdeckt, in dem sich 22 Bomben, 5 Eicrgrnnatcn nnd eine Anzahl Pnrnbellumpisloleu befanden. Im ganzen sind jetfl zwölf Personen in Haft. Der Potsdamer Kommttnistenaufmarsch vereitelt. Berlin, 26. Mai. Der sür Sonntag angekündigte Aufmarsch der Kommunisten in Potsdam ist ins Wasser gefallen. In Potsdam selber kam es zu keinerlei Kund gebungen. Vereinzelte Versuche kommunistischer Trupps, von den Vororten nach Potsdam zu marschieren, wurden von der Polizei vereitelt. Verhaftung eines kommunistiscl-cn Abgeordneten. Berlin, 25. Mai. Der im Wahlkreise Königsberg nenye» wählte kommunistisck)e Rcichstngsabgeorductc Heydemann ist auf Grund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Königsberg (Ostpr.) in seiner Berliner Wohnung verhaftet worden. Heyde mann fall als Redakteur der Noten Fahne des Ostens Artikel hochverräterischen Inhalts veröffentlicht habe». Nationalsozialistische FrcihcilSpartci. Berlin, 25. Mai. Die Fraktion der Nationalsozialistischen Freiheitspartci wählte zum ersten Vorsitzenden den Abg. von Graefe, als Stellvertreter den Abg. Gottfried Feder und Graf Ncvcntlow, als Beisitzer die Abgg. Jacob und Mulle, als Geschäftsführer der Fraktion den Abg. Henning, als Mitglied des Vorstandes ohne Amt den Abg. Ludendorff., Dcntschnntionnlc Erklärung. Berlin, 25. Mat. Der cttveiterte Vorstand der Deutsch- nationalen VolkSPartei hat in einer Sitzung folgenden Be schluß gefaßt: „Der Parteivorstand und die Vorstände der Landesverbände der Deutsckpiationalcn VolkSPartei erklären sich einstimmig mit den von der Parteileitung und der Reichs- tagssraktion ausgestellten politiscl-en Zielen einverstanden und sprechen der Parteileitung ihr Vertrauen aus.* Massendemonstration im Ruhrgebiet?' Gelsenkirchen, 25. Mai. Ein neuer „Vetriebsrätekongreß* sür das Ruhrgebiet saud in Bochum statt, zn dem alle Zechen- anlngcn Vertreter entsandt hatten. Außerdem war eine An zahl Meiallwcrke durch ihre Delegierten auf der Versammlung vertreten. Nach einem Referat des kommunistische» Abgeord- »ctcn Sobatka wurde besckstosscn, den Nuhrkampf in verschärfter Form durchzusührcn. Am Dienstag sollen in fünf Städten Demonstrationen ersolgen, und zwar in Gelsenkirchen, Buer, Dortmund, Mülheim und Duisburg. Ministerialrat Dr. Schneider verhaftet. Köln, 25. Mai. Ministerialrat Dr. Schneider von der hiesige» Regierung ist durch die VcsatmngSbchördeu verhaftet worden. Die Gründe sind »och mibckniint. Tagung dcö HansnbundcS. Hamburg, 25. Mai. Der Senat empfing die Teilnehmer an der Tagung des Hansabundcs. Unter de» Vertretern der Reichs- und Landesbehörden nahmen auch Ncichswirtschafts- ministcr Hamm und Neichsbankpräsidcnt Dr. Schacht an der Tagung teil. Bürgermeister Dr. Petersen hieß die Gäste im Name» des Senats willkommen. Der Präsident des Hcmsa- bnndcs, Dr. Fischer, sprach sür lvirtschaftlichc Verständigung der Nationen. UmzngSvcrordnnng auch in Hamburg' Hamburg, 25. Mai. Die staatliche Pressestelle teilt mit, daß auf Veranlassung des Reichsministers des Innern, als derzeitige» Inhaber der vollziehenden Gewalt, der Senat be schlossen hat, in Znkunft nur »och solche Vcrsaminlmigcn und Umzüge unter freiem Himmel zn gcmchmigcn, die überpartei lich und lokaler Natur sind. Diese Grundsätze treten vom 25. Mai ab in Kraft. Die Wchrpslickst in Polen. Warschau, 25. Mai. Der Sejm hat das Gesetz von der allgemeinen Militärdicnstpflicky in Polen in endgültiger Fassung angenommen. Pnrlnmcntöcröfftnmg in Italien. Rom, 25. Mai. Das erste sog. Faszisteiiparlamcnt wurde mit einer Thronrede des Königs eröffnet, die starke nationale Worte sand. Einigkeit im Innern. Betonung italienischer Jn- ttebsten hätte er ben Alaun zu schnellerem Sprechen angctricben; aber er hielt an sich in seiner Angst davor, daß ihm dann Worte aus der Schilderung ent gehen könnten. „Ta ist sie gegangen und hat gesagt, ich soll im Flur warten, sie wollte es der Frau Oberst sagen. Und nach ein paar Minuten ist sie wiedergekommen und hat gesagt, die gnädige Frau käme gleich —." Er hielt ein, strick sich in einer verlegenen Be wegung mit dem Handballen das Schläfenhaar nach vorne und schluckte. 'Dieser gespannte Ausdruck in den Augen seines Herrn, die auf ihm lagen und ihn nicht sreigaben, machte ihn selbst ängstlich, daß cv irgendetwas aus dem Zusammenhang verlieren, ver gessen könnte — — „Ja ?" Erst das fragende Wort Herreras rüttelte ihn wieder auf. „Und daun, nach einer Weile ist die Tür auf der anderen Seite aufgemacht worden, und die alte Tame hat mir gesagt, daß ich eintreten soll. Sie hat gefragt, von wem ich käme, da habe ich ihr den Brief gegeben und hab' gesagt, das stünde da drin, sie möchte unv den Brief lesen — den müßte ich ihr persönlich geben. Und der Herr hätte gesagt, daß ich warten soll, ob nicht eine Antwort wäre — —. Ta hat sie erst ver wundert den Kopf geschüttelt, hat den Brief in den Fingern gedreht, hat die Adresse noch einmal gelesen und ist dann auf einmal sehr blaß geworden und hat den Brief schnell aufgemacht —" Herrera nickte hastig. Er konnte nicht mehr war ten — alles das erschien ihm so unsinnig . Tie Mutter hatte seinen Brief geöffnet — sie hatte ihn gelesen — nnd er stand hier in dem Hotelzimmer und redete mit seinem Diener — nnd die Zeit ver> ging Ter Franz sprach weiter; seine Stirn war feucht geworden während des Berichtes, ihm war das Sprechen unter dem Gefühle der starken Spannung, mit der sein Herr auf jedes Wort lauschte, wie eine harte an strengende Arbeit. Seine Augen bohrten sich in die Ferne, suchten die Bilder, über die er sprach. „Sie hat die ersten Zeilen überflogen und hat mich dann erst einen Augenblick ganz erschrocken an gesehen, hat ganz undeutlich etwas gesagt, was ich! nicht verstanden habe, und hat sich dann ganz rasch auf einen Stuhl gesetzt, der neben ihr gestanden hat, und hat noch einmal in den Brief gesehen. Aber auch wieder nur ein paar Zeilen hat sie gelesen — und der Brief hat ihr ganz stark gezittert in den Händen — und dann ans einmal hat sie zu weinen üngesangen — und hat geweint — ja . Und ich hab' immer bei der Türe gestanden nnd hab' gewartet - ja — —. Ganz lange hat fre geweint — aber dann hat sie wieder nach dem Brief gegriffen und hat mir ganz schnell, daß ich's kaum verstanden hab', gesagt, ich soll warten, und ist aus dem Zimmer ge gangen —. Eine Weile kst sie dann draußen geblieben. Aber, wie sic wiedergckvmmen ist, hat sie den Brief noch immer in der Hand gehabt. Sie ist jetzt etwas ruhiger gewesen — das l ißt, sehr erregt war sie ja noch immer; aber sie hm doch reden können. Sie hat gesagt, ich soll mich setzen, und hat mich Verschiedenes gefragt, so daß ich gar nicht Zeit zum Antworte» gehabt hätte, auch weun ich Antwort Hütte geben dürfen. Dann hat sic ein Blatt Papier genommen und hat mit Bleistift etwas aufschreiben wollen — das hat sie daun aber auch nicht getan — unD hat auf einmal wieder die Augen voll Tränen gehabt und hat ge sagt: „Sagen Sie nur dem Herrn, er soll kommen — sagen Sie, ich erwarte ihn — so schnell wie möglich' soll er kommen!" Ta bin ich dann gegangen und bin hergefahren —" Ausatmcnd hielt der Franz in dem Bericht ein. Während der ganzen Zeit, da er den Hergang geschil dert hatte, war sein Blick suchend, nach Sammlung drängend, ins Weite gegangen. Jetzt traf er wieder auf Herrera — fragte nach dessen Urteil. Ter stand still, ganz unbewegt. Nur ein selt sames Flattern ging ihm um die Augen, um die Wan gen. Als ob etwas in diesem scharf geschnittenen Ge sichte, das seine maskenhasten harten Züge kaum je mals ganz verlor, sich lösen mochte nnd im Kampfe mit dem Zwang der vielen hingegangenen Jahre läge. Als ob der schmale Mund sich öfnen wollte, daß man dann sah: er war ja doch in Wahrheit voll und weich, und seine Weichheit barg sich nur in diesen fest gewordenen strengen Linien —. Und da mit einem Male sprach Herrera — ohne aufzublicken, ohne sich umzuwenden, redete er. Und seine Stimme hatte einen ganz seltsamen und weichen Klang. „Tanke ", sagte er, — „danke, Franz! Bitte, gehen Sie jetzt, Franz — —. Und nicht wahr: kein Wort darüber — zu niemand —" Ter Franz nickte nur und verbeugte sich ein Paar- mal rasch und verlegen, dann ging er. Aber sein Herr sah diesen Abschied nicht — der hörte nur, daß hinter ihm die Türe geöffnet und wieder geschlossen wurde. Jetzt war er wiederum allein. Und da erst löste er sich von dem Fenster und streifte mit der Hand, die um den Brpnzegriff ge legen hatte, über die Augen hin Fortsetzung folgt.