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Tageblatt für die 68. ^ahrg Bad Schandau, Donnerstag, den 5. April 1924 Nr. 80 England gegen Geheimveriräge. Auch in der Neparationsfrage. Im Unterhausc gab der Unterftaatssckrctär im AuS- lvärtige» Amt Ponsonby die Erklärung ab, daß England in Zukunft keine außenpolitischen Verträge ratifizieren werde, wenn sie nicht vorher drei Wochen auf dem Tisch des Unterhauses gelegen hätten, damit jede Bestimmung der Verträge zum Gegenstand parlamentarischer Erörte rung gemacht werden könne. Bis jetzt war die englische Negierung nur verpflichtet, diejenigen Verträge zur Kennt nis des Parlaments zu bringen, die England in irgend welclxe Geldausgaben verwickeln könnten. Der konservative Abgeordnete Hoare billigte die Re gierungserklärung und bemerkte dazu, daß danach auch kein Übereinkommen mit den Alliierten in der Nepa ra t i o n s f r a g e ohne Z u st i m m u n g der Parla mente beschlossen würde, und daß ebenso in ver Frage der Beziehungen zu Rußland und den russischen Schulden das Haus nm seine Zustimmung ersucht würde. .Macdonald gab bei diesen Ausführungen des Redners Zeichen der Zustimmung. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, MIttelndorf, Ostra», Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Neiuhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wentnsch- sähre, sowie für das Gcsamtgcbiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag : Sächsische Elbzeitnng, Alma Hieke — Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (In Goldmarks: die 7gcipaltenc 85 mm breite Vetitzcilc 1b Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 8b mm breite Ncklamczcilc 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt Anzeigenannahme sür alle in» und ausländischen Zeitungen den Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch ans Lieferung der Zeitung einem starken preußischen Kömgtuin und einem konstitutionelle« Kaisertum. Das bedinge, daß die Ministerien von Brann uni Severing anders besetzt werden müssen. Wenn in der völkischen Bewegung unsere Jugend sich wieder aus sich selbst und au! deutsches Wesen besinnen will, so darf diese Bewegung nicht vor- llbcrgehen an der Überlieferung der Preußischen und deutschen- Geschichte. Wer wirklich völkisch denkt, der kann in dieser Frage nicht sagen, ich stehe weder rechts noch links, sondern der muß hängen an unserm preußischen Staat und Königtum, an unserm deutschen Kaisertum. Reichsminister <r. D. Dr. Helfferich sagte, von den Mittelparteicn, abgesehen von den Älemoeraken, hat sich niemand mehr einer Negierung mit den Deutschnauo- nalcn zusammen widersetzt als gerade Herr Stresemann. Herr Stresemann habe in Hannover erklärt, die größte Tat der Ne gierung seit der Revolution sei die Schassung der Renten» mark, das sei auch die größte antimarxistische Tat. Die Nentcumark ist eine Tat des OPsersinnes gewesen, aber die Ne gierung Stresemann sollte sich diese Tat nicht auf ihr Konto schreiben. Er <dcr Redner) habe die Vorschläge dazu schon der Regierung Enno gemacht. Die Deutschnalioualen als nationale Opposition hätten den Befähigungsnachweis erbracht, daß sie jederzeit eine nationale Negierung bilden können, und zur nationalen Regierung wollen sie werden. Die nationale Koa lition wird die Koalition der Zukunft sein, die wahre große Koalition. Sie wird die deutsche Freiheit wiedercrkämpscu. Neichstagsabgeordncter Hartwig erklärt als Vorsitzender des Dcntschuationalen Arbciterbnndcs, die Deutschuatiouale Volkspartei zähle heute die meisten Arbeiter in ihren Reihen. — LandtagSabgeordncter Schlange-Schöningen sprach über „D e n t sch n a t i o n n l und Völkisch — die Deutschnatio- nalcn an die Jugend". Der Sinn seiner Rede war eine War nung vor den Radikalen und vor übereilten Taten sowie die Mahnung, das Herz zu zügeln und den Maßstab lür die Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Fürst Otto v. BiSmarck, der Enkes des großen Kanzlers, wurde stürmisch begrüßt, als er das Wort zu solgender Ansprache nahm: Mein Herz ist voll, ich kann die Worte schwer si-ndcn, um Ihnen zu danken. Ich habe auch den Worten des Vorredners nichts hinzuzusüaen. erledigt werden. Souren aber — und jetzt kommt der grnndlegcnde Vorschlag Deutschlands — trotzdem die Un- enlschlosseuheiten der Alliierten nickst zn zerstreuen sein, so möge die Nachprüfung durch den Völker- bund erfolgen, oem in Artikel 213 des Versailler Vertrages die Prüfung der allgemeinen Abrüstung zuslcht. Die dentjche Regierung habe zum Völkerbund das Vertrauen, daß er in der Lage sein wird, die Be denken tatsächlich auszuschalleu. Der Völkerbund wird die etwa nach Deutschland zn entsendende Uulersnchnngs- komnussion so zuiammeusetzen können, daß sie nach Be deutung und geistiger Einstellung ihrer Mitglie der nicht als i in Interesse einzelner Mächte handelnd erscheinen kann. Das ist in der Lat ein Entgegenkommen und eine Bereitwilligkeit, wie man sie sich weitgehender nicht denken kann. Die auch durch den Versailler Vertrag berufene Instanz Wll^entscheiden, ob Deutschlands Abrüstung voll zogen ist. Sie kann nichts anderes konstatieren, als was in Deutschland jedes Kind weiß. Ob Frankreich diesem loyalen Vorschlag widerstreben wird? Vielleicht trotz allem — denn die Furcht ist bekanntlich ein schlechter Lehr meister. Und an der Seine könnte sich die Furcht regen vor der Gefahr, daß auch die eigene R ü st u n g einmal unter die knitsche Lupe genommen würde — was soll daun werden? Schluß des NenlsHnationalen Parteitages Hamburg, 2. April. Als daS Urteil im Hitler-Prozeß ans dem Dentschnatio- nalcn Parteitag bekannt wurde, begrüßte die Versammlung den Freyprnch sür Ludendorff mit Beifall und Heilrnjen. Graf Westarp führte ans, daß der Name Ludendorff ein nationaler Wert sei, -Jahrhunderte überdauern werde. Die völkische Bewegung - Bismarcks Lebenswerk bekenne, müsse sich auch zui rsnsritutimrellen Monarchie bekennen. Sie müsie sesthalten ar Frankreich droht mit „Sanktionen" Für eilige Leser. * Der Sachverständigcnbericht soll nunmehr Anfang nächste! Woche zu erwarten sein. Man will wissen, daß das Dcuychlanü zugestandene Moratorium vier Jahre umfasse. * Der Sechser-Ausschuß des Nuhrbcrgbaues ist mit der Micum zu einer Besprechung zusammcngcttclen. * Die Nachricht, daß die Herren Kahr und Seißer inrcr Stellungen in Bayern enthoben seien, wird von zuständiger Seite als erfunden bezeichnet. * ^n München geht das Gerücht um, General von Lossow werde nicht mehr zuriicklehren, sondern in die türkische .lrmce ^"*^tt"enaliscbcn Kreisen befürchtet man eine Gefährdung bri tischer Interessen bei den Ncparationsvcrhandlungcn zwischen Macdonald und Poincarü. Trocquers Reise ins Ruhrgebiet. Um die M i c u m v e r t r ä g e. Der französische Arbeitsministcr Le Trocqucr ist in daS besetzte Gebiet abgcreist, um eine Rundreise zu unter nehmen. Diese Reise steht in engem Zusammenhang mit der vielerörterten Erncnerung der Micumvcrttäge, bereu unverändertes Weiterbcstehcn in Deutschland Regierung, Arbeitgeber und Arbeitnehmer einhellig sür unmöglich halten. In Frankreich ist man natürlich entgegengesetzter Meinung und sängt bereits an zu drohen, um deu deut schen Widerstand cinzuschüchtcrn. Die Pariser offenbar inspinerteu Blätter verkünden: Le Troeguer hatte vor seiner Abreise eine lange Be sprechung mit Poincarö. Er wird daraus dringen, dost die deutschen Industriellen ihre Verträge mit der Micunr erneuern, und versuckwu, ihnen klarzumachcn, daß dies nnr für sic vorteilhaft wäre. Sollten sic sich widcrschcn oder den „passiven Widerstand" in irgendeiner Form nuf- nchmcn, so wäre die französische Regierung entschlossen, im Einverständnis mit der belgischen Regierung alle er- forderlichen Massnahmen zu ergreifen, um eine Änderung in der Haltung der Industriellen zu erzwingen. „Maßnahmen" wurden ehedem „Sanktionen" ge nannt und bedeuteten Truppeneinbruch und Vergewalti gung. Die Rcgicrungsmiiglicdcr in Frankreich haben gewechselt, außer Poincarü — mit ihm sind sein System und seine unheilvollen Ausflüße geblieben. Arbeitsbeginn der Golddiskontbank. Nächste Woche. Reichsbaukpräsident Dr. Schacht erklärte einem Handelsbeauftraglcn, daß die Golddiskontbank ihre Tätig keit in der nächsten Woche beginnen werde. Die Bank wird ini Gebäude der N e i ch s b a n k in Berlin uuter- gcbracht sein nnd organisatorisch als eine Goldabtcilung der RcichSbank funktionieren. Für das Bclcihnngsgeschäft stehen die in Aussicht gcnommcncn Ticträge, vor allem das Eigenkapital der Bank, sofort zur Verfügung. Bei der Auswahl der Kreditnehmer wird vor allem darauf zu achten sein, daß das Institut In erster Linie gegründet wurde, um die Produktion verdeutschen Wirt schaft zu fördern. Konsumkrcdite kommen kaum in Be tracht.. Die bisher in der Öffentlichkeit angcdculeten Mut maßungen über den voranssichllickpm Zinssatz sind größtenteils unzutreffend. Voraussichtlich werden dis Kredite bei der Bank selbst mit 1l) 2S zu verzinsen sein, so daß der letzte Kreditnehmer nicht mehr als 12 zu zahlen hätte. In erster Linie werden jedenfalls die jenigen Industrien Berücksichtigung finden, die auslän dische Rohmaterialien usw. für den Export weilerverarbeiten, da in diesem Falle das Hereinholen neuer Devisen und damit auch die Rückzahlung der Kre dite am meisten gesichert erscheint. Es ist zu Hosse», daß der sofortige Arbeitsbeginn der Bank günstig auf den in ländischen Devisen- und Finanzverkchr zurückwirken wird. Oie Arbeitstage im besetzten Gebiet. Geringe Besserung. Nach den Berichten des Arbeitsamtes der NhetnPro vinz ist die Zahl der unterstützten Erwerbslosen in der letzten Woche stärker zurückgcgangen als in der vorletzten Wollte. So ist die Erwerbslosigkeit im Bezirk Köln und Düsseldorf um je 12 gesunken (in der Vorwoche -1 bzw. 9,5 9L). Im unbesetzten Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf sllneltct die Besserung doppelt so schnell fort. In der rhcinislltcn Textilindustrie ist eine Stockung in der Besserung des Arbcitsmarktcs cingetreten. Dagegen ist die Anwmobilindnstric voll beschäftigt. Auch der Arbcitsmarkt in der Schlosscrciindustric ist befriedigend. An> gezogen hat die Nachfrage in den verschiedenen Bernsen vou Spezial- und Facharbeitern. Die nenesten Arbeitsmarktberichtc geben für den Ruhr» bergbau einschließlich der linksrheinisll-en und von dei Regie betriebenen Zeche» eine Beschäftigungszisfer von -tMOOl Arbeitern am 1. März d. I. an. Vor der Nnhrbesetznng an 1. Dezember 1922 zählte der rheinisll>-westsätifche Bergbau 561 000 Arbeiter. Nein rechnerisch wären demnach rund 100 00t Bergarbeiter noch außer Arbeit. Von dieser Zahl sind jcdoll die Abwanderungen besonders der Jugendlichem Ausländ« und landwirtschaftlich Berufstätigen abzuzichen. Ser Völkerbund soll kontrollieren. Die soeben in Paris übergebene dcutmw Note über die Militärkontrolle macht den Vorschlag, die Nachprüfung der Abrüstung in Deutschland dem Völker!) nnd zu über tragen. Zwang ist in jeder Forni ein zweischneidiges Schwert, dessen Schärfe sich fast immer, früher oder spater, auch gegeu deu kehrt, der iu Überschätzung seiner ernuv- gencn Machtstellung diese für die Ewigkeit als unerschütter lich ansicht. Ewige Siege gibt cs nicht, alles fließt nachdem Wort des griechischen Weisen. Und dem nicdergeworscucn Gegner goldene Brücke» zu bauen, hat sich auch in der Politik von jeher als zweckmäßig erwiesen. Bismarck brachte 1866 den Beweis für diese Zweckmäßigkeit, und 1870 gab er mir mit widerstrebendem Herze» Stücke von seinen Richtlinien in dieser Hinsicht gegen die opponierende Generalität auf, «richt ohue Unheil für die Zukunft zu prophezeien. Die gegen Deutschland verbündeten Alliierten ließen nach dein für uns unglücklichen Ausgang des großen Krieges die Weisheit des Brückcilbauens fast in jedem Augenblick vermissen. Angetriebcn und dirigiert von dem in Nallse- und Beutewut verfallenen Frankreich. Deutschland sollte nickst allein zerrissen, verstümmelt, wirt schaftlich ruiniert, sondern auch jeden Tag gedemütigt und gequält werden. Obwohl sein Heer aufgelöst, seine Waffen zerschlagen, seine kriegerische Aktionssähigkeit in -das Nichts zcrblasen waren, mußte es kontrolliert ivcrden. Fremde, hauptsächlich frcinzösisllst: Offiziere, reisten von Ort zu Ort, um jedes alle Gewehr, jedes verrostete Kanonenrohr als Beweis für airgeblich-e deutsche Nevauche- idecn der Welt zu präsentieren. Ein niimöglicher Zu stand, der Erbitterung nnd berechtigten Zorn säen mußte. Lächerlich bei dem bitteren Unglück, das über uns hcrein- gcbrochcn nnd aller Welt bekannt war. Geeignet, die Katastrophe, die mit der unweisen Vergewaltigung Deutsch lands ganz Europa bedrohte, zu verschlimmern. Die anS dem Vertrag von Versailles nicht zu bcgrüir- dcnde militärische Kontrolle erlitt dem« auch eine Unter brechung, da sic einfach sinnlos wurde. Aber Poin» c a r ö schrie ohne Unterlaß nach Sicherheit vor dem „gefährlichen", angeblich tückisch lanernden Nachbarn jen seits des gewallsam durch deu sräukischcu ins Riesenhafte gewachsenen Militarismus geknebelten Rheiugcbictes. Noten flogen hin und her, der Alliiertcnbund mußte sich iu Bewegung setzen, Paris verlangte es, die Verbündeten, vor allem England, gehorllstcu. Aber, etwas entfernt von den Tagen von Versailles, schien sich doch eine gewisse. Einsicht bemerkbar zn machen. Die letzte Note der Bot schaft e r k o n s e r c n z iu der Angelegenheit sprach von g e ui e i u s a m e r Anstrengung, um aus der Sackgasse herauözukomnieu. Britische Nüchternheit legte Dämpfer ans die wild und vcruichluugssüchlig lodernde» Flammeu französischer Tollheit. Au diese Zeicyeu einer geringen Beruhigung knüpft die neue Denkschrift au, welche die Neichs- regiernng als Antwort auf die Aolschafiernote i» Paris jetzt überreiche» ließ. Die deutsche Negierung sagt darin, daß sie den Willen zur Verständigung, der aus der Nole spricht, erkeuul uud würdigt uud daß sie den Gedanken einer gemeinsamen Anstrengung, um aus der Sackgasse herauszulommeu, durchaus sür richtig hält. Aber Deutschlands A b r ü st nug — um die hauoell es sich — sei vollendet. Abgesehen vou den iu der Alliicrleuuotc aufgcführleu fünf Puulleu (im Grunde ge nommen unwichügc Nebeusächlichleiieu- sei jede militä rische Kontrolle längst überflüssig. Gegenüber einer Naüon von Tradition uud lebendigem Gefühl für nationale Würde könne auf Lie Dauer unmöglich alles auf die Formel Befehl uud Unterwerfung gestellt werden. Wollten die alliierten und assoziierten Negiernngcn es zulassen, daß eines ihrer Organe diese elementare Wahrheit mißachiet, jo würde» sie dadurch nur Strömungen nähren, die d e r e n L l i ch e u B e f r i e - duug Europas weit abträglicher sind, als es irgendein Entgegenkommen iu Fragen der deutsche» Ab rüstung sein kann. Da „Kontrolle" nicht mehr nölig sei, kouuteu die restliche» Bedenken besser durch Verhandlungen Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Amtsgericht, das Hauplzouami zu . Z. . Baukkontv: Dresdner s„.B.d S-»dM W - "ob Sch-d-n