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Allgemeiner Anzeiger : 14.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189610142
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18961014
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-14
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.10.1896
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ist erklär« astige Er« lanzungs- c bis jetzt n Küsten- ugani und jen Bcrg- der Küsll kospalmen von Kaff« einzelnen md Kala« er bauen :s Zucker- ltwickclunz ichten be- ner Eisen- lbautcn ist ilspurbah» im Usaon i 41. W' dknapphc" 8ahn, dik gcmaK ä die seit' tritt dafik von Dal' m Bahne» der Küsü w, .Map d sich vn- der Mi^ das Süd' l Gesaint' trägt rus von de« flinie I0l>0 ein M ! die Wl lwestgrcnjd es in ct>o« Oie Kost-« incr SU ilioncn M die FraC n, wodU > stciU lusflugc gewonU leben U mit gu^ Z von I .offen, d ng der vn öge. Kouvcrne«' ilt, cinA n wird p ellung Als < )N in Ä »ng ftc'^ r der Z°"' s.Germaw^ denken, tz hrend, aber er hin»" noch Az sl-hr-e lmehr seiner das 'N ) ichtcln ctragcn,> nirt°H gend, chncu, K besand, n Her) -- tte, das daß 'z--< !prc«k« as Bo" -A,, n EntU„, wcislvü^ wartet« Unruh«, stürzte >ch w« ersonl-E ZistratL rr MilU Postens iotengrv°j c, Later»", c Ben'-L ügcn: L körpeE und M r Anze'ü , n^ooK Neben-^, b-r- S rtcnarb^ asbere-T - Ä Zss s'S'- Konitz. 300 Mark Belohnung hat der Oberförster Bringmann in Flatow für denjenigen ausgesetzt, der den Mörder des Hilfsförsters Sommerfeld so bezeichnet, daß er gerichtlich be langt werden kann. Sommerfeld war etwa 27 Jahre alt und von musterhafter Führung. Er war Oberjäger und diente bis zum 1. Oktober dieses Jahres bei dem ersten Jäger-Bataillon in Ortelsburg. Die Sektion der Leiche ergab, daß der Ermordete außer der tödlichen Wunde in der Brust eine zerschossene Hand hatte. Es wird angenommen, daß der Getötete ebenfalls im Anschlag gelegen, bevor er aber zum Schüsse kam, ungefähr auf zwanzig Schritte, die erste Schrotladung erhielt, die ihm die Finger zer schmetterte, wegen der dicken Jägcrjoppe, welche auf der Brust übereinander geknöpft war, aber nicht durchschlagen konnte, ihn jedoch zu Boden warf. Darauf ist der Wilddieb herangekommen und hat den zweiten tödlichen Schuß abgefeuert. Der Rock und das blutige Hemd des Ermor deten, sowie ein beschlagnahmtes Gewehr und Munition eines der That verdächtigen Diannes in Wouzow sind der Staatsanwaltschaft in Konitz zugcsandt worden. Halle a. S. Der 17jährigc stellenlose Schreiber Hugo Sachse erschoß seine gleichaltrige Geliebte Klara Lindenhahn uud machte dann einen Selbstmordversuch. Schwerverwundet wurde er in die Klinik gebracht. Köln. Am Mittwoch vormittag warf sich ein ungefähr 40 Jahre alter Engländer vor den von Elberfeld kommenden, in den Zentralbahn hof einlaufenden Zug. Der Maschinist bremste sofort; zugleich sprangen mehrere Eisenbahn beamte hinzu, und es gelang ihnen, den Lebens müden, der mit dem Halse auf einer Schiene lag, im letzten Augenblick fortzuziehen. Der Herr wurde im Krankenzimmer des Bahnhofs untergebracht. Er gab au, von Moskau über Blissiugcn nach England reisen zu wollen. In Oberhausen habe er irrtümlich einen falschen Zug bestiegen uud sei so nach Köln gelangt. Dieses Vorkommnis habe ihn so hochgradig er regt, daß er im Augenblick der That nicht bei Besinnung gewesen sei. Der Herr hatte einen größeren Geldbetrag bei sich. Heiligenstadt. In Steinheuterode erschoß der 20 jährige Schlossergeselle Krupschhaus aus Mühlhausen seine Geliebte Sophie Rommler und dann sich selbst. Die beiden hatten tags zuvor einer Kirmeßfeier beigewohnt. Der Selbst mörder hatte auf einem Zettel die Notiz hinter lassen, daß er seine letzten zehn Mark verloren und der Wirt für seine Zeche sein leeres Porte monnaie und den Revolver nehmen solle. K. scheint die R. ohne deren Einwilligung ge tötet zu haben, da Rufe wie: „Du wirst mich doch nicht töten," gehört wurden. Leipzig. Ein Magdeburger Kaufmann er hielt von seinem im dortigen Artillerie-Regiment als Einjähriger dienenden Sohne die briefliche Mitteilung, daß er sich in der Nacht zum 6. Ok tober am Schwanenteiche zu Leipzig entleiben werde. Der bestürzte Vater eilte nach hier und erfuhr, daß ein solches Ereignis polizeilich nicht gemeldet sei. Vergangene Nacht aber wurde der Dreinndzwanzigjährige in den Anlagen Planlos umherirrend angctroffen und verhaftet. Am dem Flur der Polizeiwache des Nasch markts angekommcn, zog der Mann schnell einen Revolver und erschoß sich. Liebeskummer soll das Motiv der That sein. Mainz. Im Nachbarorte Weisenau hat sich ein Unglücksfall zugetragen. Der Zement- arbciter Hehler aus Ober-Saulheim geriet in den großen Treibriemen der Fabrik und wurde, ehe die Maschine stillgestellt werden konnte, mehrere Male in dem Maschincnraum hcrumge- schleudert und zu einer unförmlichen Masse ver stümmelt. Der Tod war sofort eingetreten. München. Der in den Habererprozeß ver wickelte, sehr »ermögliche Bürgermeister von Sauerlach, ist, nachdem er beinahe 4 Monate in Untersuchungshaft gewesen war, am Montag aus dem Gefängnis entlassen worden, jedoch nur auf ärztliche Begutachtung; zur Landgerichts verhandlung, die in etwa 14 Tagen stattfinden wird, hat er als Angeklagter zu erscheinen, da er auf seine Kosten das Haberfeldtreiben m Sauerlach veranstaltete. Von der Tegernsee- Gegend wurden am Samstag. wieder zwei Haberer verhaftet. Die Gefängnisse in München, namentlich jenes an der Baaderstraße, sind über füllt, da fast jeder Haberer in Einzelhaft sitzt. Auch ins Gefängnis nach Erding wurden Haberer abgeführt, da es an Platz mangelte. Aus der Ortschaft Grub bei Sauerlach sind so ziemlich alle männlichen Einwohner in Untersuchung. Schmäh- und Drohbriefe erhalten der Unter suchungsrichter und insbesondere der Bezirks amtmann von Miesbach, der gegen die Haberer so schneidig vorging, dann auch die Gendarmen, die Verhaftungen ausführten. Man wird wohl nach Abschluß der Verhandlung an eine Ver setzung der Gendarmen gehen, auch soll die Versetzung des Bezirksamtmanns von Miesbach unabweisbar erscheinen, da man von den Haberern das schlimmste befürchtet. Bemerkens wert ist, daß die Ortschaft Nicklasgreuth, die vor zwei Jahren Militär auf längere Zeit zur Einquartierung erhielt, nach den angestellten Erhebungen thatsächlich viele Teilnehmer zum Haberfeldtreiben entsandt hatte. Das Militär war damals mitten iu der Nacht mit Extrazug von München requiriert nnd abgesandt worden, mußte jedoch bald wieder zurückkehren, da man die Beteiligung der Ortsbewohner am Haber feldtreiben nicht beweisen konnte. Die Kosten des Prozesses werden sehr erheblich, die Ver handlungen selbst sehr langwierig sein. Strassburg. In der Absicht, nach Frank reich zu desertieren, verließ vor vierzehn Tagen in Mörchingen in Lothringen ein Soldat der 7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 17 die Kaserne. Er langte des Morgens müde im Dorfe M. des französischen Kantons Delme an und begab sich ins Pfarrhaus, wo er dem Pfarrer seine Not klagte und ihn um Unter stützung anflehte, da er nach Frankreich flüchten und sich für die Fremdenlegion melden wolle. Der Pfarrer, den das Schicksal des Soldaten rührte, suchte, da er des Deutschen nicht ge nügend. mächtig war, mit Zuhilfenahme eines Dolmetschers den Unglücklichen von seinem Schritt abzubringen und zur Rückkehr in seine Garnison zu bewegen, indem er ihm die traurigen Aussichten, die ihm in der Fremdenlegion winkten, vor Augen führte und besonders her vorhob, daß er als Westfale sich nicht auf viele Jahre die Rückkehr in die Heimat unmöglich machen solle. Der Soldat begriff auch den wohlgemeinten Rat des Pfarrers, aber die Furcht vor einer empfindlichen Strafe machte ihn schwankend. Darauf erbot sich nach der ,Loth. Pr.' der Pfarrer, ihm ein Schreiben an seinen Kompaniechef mitzugeben, worin dieser um nachsichtige Behandlung des reuig Zurück kehrenden gebeten wurde. Der Soldat nahm das Anerbieten dankend an und trat nach empfangener Stärkung den Rückweg nach Mör chingen an. Wenige Tage nachher langte ein sehr schmeichelhaftes Dankschreiben von dem Kompaniechef bei dem Pfarrer ein. Paris. Auch am Donnerstag ereignete sich infolge des fürchterlichen Gedränges in den Straßen wieder zahlreiche Unglücksfälle, doch ist bis zur Stunde von solchen mit tödlichem Ausgange nichts bekannt geworden. Bei dem Gedränge vor dem „Hotel de Ville" wurden über 100 Personen verwundet, darunter viele Kinder. — Die tragische Geschichte der Familie Lesseps ist um ein neues Kapitel bereichert wor den. Der zweite Sohn dessen, den man vor den jammervollen Panamageschichten den „großen Franzosen" nannte, der im Jahre 1848 geborene Viktor de Lesseps, hat sich, wie schon kurz ge meldet, durch Sturz aus dem Fenster selbst ent leibt. Er ist freiwillig in den Tod gegangen, nachdem sich seit langer Zeit der Trübsinn über den Ruin seiner Familie seines Geistes bemäch tigt hatte. Der ältere Bruder des Verstorbenen Charles de Lesseps ist unverzüglich, ohne sich um die möglichen Folgen dieses Schrittes zu bekümmern, aus seinem Exil in London hierher geeilt, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Charles v. Lesseps steht bekanntlich noch unter dem Zwange eines von dem Justiz minister Ricard erlassenen Befehles, ihn für die Summe von 750 000 Frank, zu der als Buße der ehemalige Bautenministcr Baihaut verurteilt worden war, mit haftbar zu machen; da Herr dc Lesseps dieser neuen Verpflichtung nach Er schöpfung seines Vermögens durch die Prozeß- kvsten und die angeordneten Wiedererstattungen der erpreßten bezw. veruntreuten Summen nicht nachzukommen vermochte, so zog er die Ver bannung einer neuen Haft vor. Angesichts des traurigen Beweggrundes, der ihn nach Frank reich momentan zurückführt, wird man ein Auge zudrücken und ihn bis nach der Beisetzung der sterblichen Reste seines Bruders unbehelligt lassen. New Hork. Die Stadt Guayaquil in Ecuador wurde durch eine mehrtägige Feuers brunst fast gänzlich zerstört. Der Schaden be trägt sechs Millionen Pfund (120 Mill. Mk.), eine halbe Million war davon versichert. Das Zollgebäude ist mit seinen Lagervorräten zerstört. Tausende von Personen sind obdachlos geworden. Man glaubt, daß das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen sei. Gerichtshallr. Dresden. Der vormalige Rechtsanwalt Dr. Kunath fühlte sich in schwülen Julinächten durch das Krähen eines Hahnes arg belästigt. Der gefiederte Störenfried war Eigentum der Frau Klatzow, die von Dr. Kunath wegen Er regung nächtlicher Ruhestörung angezeigt wurde. Die Polizeistrafe von 5 Mark wurde durch Ein spruch vor dem Schöffengericht angefochten, vor dem auch kostenlose Freisprechung erzielt wurde, trotzdem Dr. Kunath statistisch nachgewiesen hatte, daß der Hahn in Pausen von acht bis zehn Sekunden den Schnabel aufthat und in einer Stunde etwa 250 mal die Sülle der Nacht mit seinem „heiseren unausstehlichen" Laut unterbrach. Demgegenüber führte Herr Kapellmeister Schaum, der Vertreter der er krankten Angeklagten, einen vernichtenden Gegen beweis durch eine Art „Kunstschein" über die musikalische Befähigung des „ruhestörenden" Hahnes. Das originelle Schriftstück lautete etwa folgendermaßen; „Wir bestätigen, daß der Hahn und die Hühner unsere nächtliche Ruhe nicht im mindesten stören, daß wir vielmehr an den Tieren unsere Freude haben." Dies Zeugnis war von 15 Damen und Herren aus der Nach barschaft, unter denen sich auch ein Staats anwalt befand, unterschrieben. Demgegenüber konnte von einer Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung nicht die Rede sein. Nun kann der Hahn den Herrn Rechtsanwalt weiter ärgern und die übrige Nachbarschaft weiter erfreuen! Waldenburg. Wegen Beleidigung des deutschen Kronprinzen ist die erste Verurteilung erfolgt. Von der hiesigen Strafkammer wurde nämlich der Tagearbeiter Habicht aus Fell hammer wegen Beleidigung des deutschen Kron prinzen zu sechs Monat Gefängnis verurteilt. Aus Stockholm. Für die leichtgeschürzte Muse in Schweden war der 1. Oktober ein Trauertag. Alle Touristen, die Stockholm einen Besuch abge stattet und jemals in Berns Salon, im Kristall salon oder einem der anderen „Varietes" den Kunstgenüssen gestöhnt haben, namentlich aber all jenes fahrende Volk, das zum heiteren Stockholm zog, um dort Ruhm und Geld zu erringen, werden es schmerzlich vernehmen: die Spezialitäten-Theater sind nicht mehr. Sie wurden ein Opfer des vom letzten Reichstag beschlossenen Verbots von geistigen Getränken bei Aufführungen aller Art, das mit dem 1. Oktober in Kraft trat. Ohne diesen Aus schank finden diese Vergnügungsstätten natürlich kein Publikum, und so blieb den Besitzern der Spezialitätentheater nichts übrig, als die Bude zu schließen. Die „Traucrkundgebungen", die aus Anlaß dieses Abends in allen derartigen Theatern stattfanden, waren ebenso eigentümlich wie geräuschvoll. Während der Schwede unter gewöhnlichen Verhältnissen der ruhigste Mensch von der Welt ist, legte er jetzt ein un geahntes Talent zum Radaumachen an den Tag; es war, als wollte man sich für die Ent sagung, die man sich nun auferlegen müsse, schadlos halten, und johlte und tobte allerorten, daß es nur so eine Art hatte. Alle Speziali dutzung gemietet hatte, feit die Vorbereitungen Zu seiner Hochzeit mit Fräulein Dudleigh be trieben wurden. Was mich dorthin trieb, kann ich nicht sagen, es müßte denn Eifersucht ge wesen sein, welche mir zuflüsterte, daß sie nur hier im Stande war, ein Abschiedswort mit ihm suszutauschen, während die junge Frau vor der Thür hielt, damit sein Gepäck aufgeladen werden sonnte. Doch mag dem sein, wie ihm wolle, A wandte mich weder zur Rechten, noch zur sinken, bis ich das Haus erreicht hatte. Aber trotz meiner Eile fand ich, daß ich zu spät ge- wmmen war, denn nicht eine Seele war in den teeren Räumen, während ich unten in der Straße, die nach der Brücke führt, den Wagen Wit dem jungen Ehepaare verschwinden sah, welchem ein anderer mit Gepäck beladener vor- Ht war. . „Sie war nicht hier," dachte ich, „sonst hätte N ßc antreffen müssen, sie müßte denn —" mein Auge stahl sich mit einem gewissen zaudernden Metzen nach dem Flusse, welcher den Hinteren Ml des Gartens umsäumte — „sic müßte U" —" Aber selbst meine Gedanken wagten uch nicht weiter. Ich wollte nicht, konnte nicht uran denken, ob es wohl möglich sei, daß das Wehen wäre, was jedem Hoffen, jedem Maschen, jedem einzigen Empfinden meines Gebens ein Ende bereitet hätte. - Das Haus widerum verlassend, wanderte U ziellos durch die Straßen, jedes Gesicht, das Hfl begegnete, studierend, ob ein Zug darin L Mi bei mcmen Nachforschungen zum Mrer dienen könne. Wenn ich nicht schon "wung war, so war ich wenigstens nahe genug daran, um mir das Andenken an jene Stunde noch heute entsetzlich zu machen; und als endlich — erschöpft sowohl von der körperlichen, als von der Gemütsbewegung — ich zu einem Abendbissen nach meiner Wohnung zurückkehrte, da überwältigte mich die trostlose Leere, welche mich hier umfing, und der Verzweiflung darüber unterliegend, daß ich sie in dieser Welt niemals Wiedersehen würde, sank ich Ms den Fuß boden nieder und blieb dort regungslos und fast ohne Besinnung bis zum nächsten Morgen liegen. Furchtbare — verhängnisvolle Ruhei Und dennoch weiß ich nicht, ob ich diesen Zustand mit Ruhe bezeichnen kann. Er entrückte mir nur für wenige Stunden das volle Bewußtsein meines Elends, das mit aller Gewalt wider mich hereinbrach, als ich mich in meinen Räumen umsah. Da gewahrte ich unter einem Fenster, das unverschlossen geblieben war, auf der Erde einen Zettel liegen, der folgende Worte enthielt: Geehrter und — trotz allem, was vorge fallen — teurer Freund, wenn Sie diese Zeilen lesen, wird Marah nicht mehr auf der West sein. Nach unserer unterbrochenen Hochzeit und nach der Abreise meiner Kousiue ist mir das Leben unerträglich Geworden; und in dem Glauben, daß Sie mich lieber tot als unsäglich elend wissen würden, habe ich es gewagt, diese Worte an Sie zu Treiben und Sie nun — wo ich von hinnen acsckieden bin - um Verzeihung zu buten. T liebte ihn; das mag Ihnen alles er- Ihre verzweifelte Marah Leighton." Mit lautem Wehgcschrei stürzte ich aus dem Hause. Marah sterbend! Marah tot! Ich mußte wissen, ob es noch Rettung gab. Das Geländer am Flusse entlang laufend, blieb ich plötzlich stehen. Jemand neigte sich über das selbe. Es war Cäsar, und der erste Blick auf sein Gesicht lehrte mich, daß es zu spät sei — daß alles vorüber war und daß die ganze Stadt es wußte. „O, Massa, ich wollte ins Wasser gehen, aber ich fürchtete mich. Ich habe hier eine ganze Stunde gewartet. Als die Leute mir erzählten, daß sie einen Hut auf dem Flusse schwimmend gefunden hatten, da wußte ich, wie Ihnen ums Herz sein würde, und da kam ich hierher und —" Ich vermochte doch, mich zu der Frage auf zuraffen: „Wann wurde dies gefunden und wo?" „Heute morgen, Herr, bei Tagesanbruch. Der Hut war mit einem Bande da unten hängen geblieben hinter" — er stockte — „hinter Massa Urquarts Haus." - Ich wußte genug; und ich hatte nach der Richtung hingeblickt, als vielleicht gerade ihr schöner Kopf im Wasser versank. Mit einem verzweiselten Aufschrei hob ich die Arme zum Himmel und taumelte nach meinem Hause zurück. „So weiß jeder — daß Fräulein Marah den Massa liebte?" „Ja, Herr, das sürchte ich. Es war ja auch nicht anders möglich, Herr. Mehr als einer sah sie die Straße herunter und in Massas Haus Hineinlaufen, ehe der Wagen vor der Thür hielt, und sie ist nicht wieder heraus- gekommcn. Alle Menschen bedauern Sie, Herr —" ! tätentheater waren aus Anlaß der „feierlichen Stunde fürchterlich voll. In „Berns Salon", in dem man sich früher bei der guten Meißner- scheu Kapelle allein sehr gut unterhielt, der aber inzwischendurch Spezialitätenvorführung geringster Sorte heruntergebracht wurde, begann der Radau gleich von vornherein und nach Schluß nahm er wüste Formen an. Das Publikum entfernte sich nämlich nicht nach dem Schlußmarsch, sondern blieb. Jemand warf eine lccrc Punsch flasche auf die Bühne, und nun folgte ein wahres Bombardement mit Flaschen und Gläsern, die klirrend zertrümmerten; dies in Verbindung mit dem Pfeifen, Heulen und Schreien des Publikums gab einen Lärm-, der aller Be schreibung spottet. So ging es eine halbe Stunde fort, bis die Polizei erschien. Eine ebenso „gehobene Stimmung" herrschte in den anderen Spezialitätentheatern, in denen eben falls eine Unzahl leerer Flaschen dazu beitragen mußten, die Festesfreude zu erhöhen. In einem Theater gab es bei der letzten „Festvorstellung" einen „Epilog des 30. September", in dem die neue Verordnung scharf mitgenommen wurde. Kuntes Allerlei. Jede Taschenuhr ist ein richtiger Kompaß. Dies klingt wohl etwas unglaublich, ist aber doch thatsächlich der Fall, wie aus nachstehendem klar hervorgeht. Man legt die Uhr derart horizontal hin, daß der keine Zeiger nach der Sonne zeigt. Die Mitte zwischen dem kleinen Zeiger und der Zahl 12 des Zifferblattes zeigt nun nach Süden. Steht z. B. der Zeiger um 10 Uhr auf die Sonne gerichtet, so wird Süden in der Richtung der Zahl 11 sein. Diese Ge brauchsweise der Uhr als Kompaß ist aber so wenig bekannt, daß nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Büreaus von Richard Lüders in Görlitz selbst Stanley, als man ihn bei seiner Rückkehr aus Afrika fragte, ob er diese so einfache Methode gekannt habe, zuge stand, niemals etwas davon gehört zu haben. . Weidmannsheil! Vor einigen Tagen hatte der Kunsthändler August Humplmayr aus München das Mißgeschick, in der Gemeindejagd Partenkirchen auf der Pürsche statt eines Hirsches ein Stück Rindvieh zu erschießen. Ein eigenartiges Sommcrvergnügen pflegt sich der Herzog von Newcastle zu leisten, der in einem großen Wagen, wie ihn die her umziehenden Gaukler besitzen, quer über Land fährt. Der Wagen ist üppig eingerichtet und trägt einen kleinen Kochherd, ein Klavier, Fischercigcräte, Schießgewehre und eine photo graphische Dunkelkammer. In diesem bescheide nen Heim will der Herzog mit ein oder zwei Freunden unvergleichliche Stunden zugebracht haben. Duzen und Siezen. Eines der in der russischen Presse häufig behandelten Themata ist das Duzen im russischen Heer. Dazu schreibt ein russisches Blatt folgende kleine Geschichte: Die Reservisten treten an. Der Bataillons kommandeur schreitet die Front ab und bleibt vor einem kränklich aussehenden Soldaten von äußerster Blässe stehen. „Warum bist du so blaß, mein Freund ?" „Ich weiß nicht!" „Bist du krank ?" „Nein, Herr Major!" „Wo warft du, bevor du eingezogeu wurdest?" „An der Universität zu Moskau!" „Wollen Sie so freundlich sein, mir zu sagen, wie Sie heißen?" „Petzow, Herr Major!" „Und welcher Fakultät gehören Sie an?" „Ich bin Portier an der Universität!" „Dummkopf der du bist," schreit ihn der Major an und geht davon. Recht nett. ,,. .. Klärchen, du behauptest, der Leutnant sei dein Lehrmeister in der Liebe, und zugleich läßt du dir von dem Professor glühende Blicke zuwerfen!" — „Ach, weißt du, bei dem Professor nehme ich eben — Nachhilfe stunden !" Radler-Klapphornvers. Zwei Damen fuhren jüngstens Rad — Sie waren beide aus der Stadt — Ein Bauernmädel sah sie radeln — Schnell guckt sie nach den eignen Wadeln. Die praktische Amerikanerin. Er: „Wollen Sie meine Frau werden?" — Sie: „Haben Sie ein Empfehlungsschreiben von Ihrer letzten „Ver- löölen" d" vim"» Ich gebot ihm mit einem Blicke Schweigen. „Wer ist Herrn und Frau Urquart nachgeschickt, um ihnen mitzuteilen, was geschehen ist?" „Noch niemand, Herr; aber Massa Hatton —" „Herr Hatton ist ein alter Mann; zu diesem Auftrage bedarf es eines jüngeren. Geh, sattle mir das schnellste Pferd in eurem Stalle. Ich werde ihnen nachreiten und sie einholen, bevor sie noch Poughkeepfie erreicht haben. Er soll wissen —" Ein Blick aus des Negers Auge mahme mich zur Vorsicht. Ich zügelte meine Ungeduld und zeigte nur den Ernst, mit dem mich diese Sache bewegte. „Frau Urquart muß von dem Tode ihrer Koufine erfahren," sagte ich. „Ich werde es Massa Hatton sagen," ent gegnete der Schwarze. Jetzt war indessen meine Vorsicht erwacht und ich fürchtete, ihn zum Vermittler meines Anliegens zu machen. So ging ich denn selbst zu dem erwähnten Hern; — er war Frau Urquarts früherer Vormund und künftiger Ver walter ihres Vermögens — und erhielt von demselben die Erlaubnis, als sein Abgesandter handeln zu dürfen. Hätte er von dem durch mein Fenster geworfenen Briefe gewußt, so hätte er mir diese Erlaubnis vielleicht nicht so bereit willig gegeben; aber ich sagte keinem Menschen davon, und er sowohl als die übrigen sahen mich, ohne Ahnung von den Gefühlen, welche in mir tobten, fortreiten und hegten nicht die leiseste Vermutung, daß die mörderischen Ge danken, die mit meinem Schmerze im Kampfe lagen, mich fast zu überwältigen drohten. EL ce (Fortsetzung folgt.)
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