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Allgemeiner Anzeiger : 30.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189609308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18960930
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960930
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-30
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.09.1896
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zukchren, dann sagte ich zu ihr mit jener Ruhe, die nur die dumpfe Verzweiflung verleiht: „Habe Erbarmen mit meinem Stolze, lehne deinen Kopf an meine Schulter. Ich habe gesagt, du seist krank, du mußt krank sein. Es ist das mindeste, was du jetzt für mich thun kannst." Sic gehorchte. Der Kopf, den ich in meiner Phantasie mit Kronen geschmückt, sank kühl hinab, bis er an dem Herzen ruhte, das sie ge- brocheuxUnd während ich meine Nerven stählte, um den veränderten Gesichtern der Menge zu begegnen, wandte der Wagen um, und von dem Murmeln gefolgt, das fast unbemerkt an meinen beläubtcn Sinnen vorüberzog, fuhren wir nach der Pforte zurück, die wir kaum erst verlassen. „Sie ist erkrankt," rief ich Fräulein Dudlcigh zu, als wir an deren Wagen vorüberkamen. Aber diese gab keine Antwort. Sie starrte über die Köpfe der Menge hinweg nach einem fernen Gegenstände, dessen Anblick sie vollständig ge fangen nahm. Von ihrem Gesichtsausdruck in einer Weise ergriffen, wie ich nie geglaubt, je mals wieder ergriffen werden zu können, folgte ich ihrem Blicke und am äußersten Rande der Menge, von Bäumen nur halb verdeckt, sah ich Edwin Urguart. Nun — wurde mir die entsetz liche Wahrheit klar, daß er meme Hochzeit unter brochen hatte — er, den ich m weiter Ferne geglaubt der indessen gekommen war, um durch eine heimliche Bewegung oder emcn heimlichen Blick meine Braut vom Wege zum Altar zuruck- ^Jch"hatte einen Dolch an meiner Brust ver- die Leute ihre Verwunderung über die Häßlich keit des Mannes ausdrückten, dem es gelungen war, die wohlbekannte Schönheit zu gewinnen. Der größere Teil des Weges war zurückgelcgt, die Glocken der alten nordischen Kirchen wurden hörbar, und im nächsten Moment sollten wir den Kirchturm vor uns aufsteigen sehen, da Wandte sich plötzlich das Mädcheu, das ich liebte, das Mädchen, auf welches^er Geistliche wartete, »m es in geheiligter Form nr^ zu eigen zu Neben, nach mir um und rief: „Wende die Pferde! Ich gehe heute nicht Wit dir in die Kirche — nicht, wenn du mich Aest, Mark Feit!" .Wie von einer Kugel getroffen, blickte ich Weine Braut voller Entsetzen an. 10. Am Fuße der Treppe. „Du denkst vielleicht, ich scherze," flüsterte sic; »das thue ich nicht. ^ch mag von dieser Hochzeit Ms wissen und kehre nach Hause zurück. Denn du willst, magst du mich hier auf der stelle töten, wo ich sitze. Ich weiß, du trägst stets eincu Dolch bei dir; eine rote Blüte auf Weiner Brust mehr, was kommt es darauf an? Mb mir den Dolch, wenn du willst, nur lasse °en Wagen umwcnden." .. Sie meinte, was sie sagte, das unterlag einem Zweifel, in so wahnsinnigem Schmerz wMHcrz auch aufschrie nach seinem verlorenen und ferner Ehre Ich lehnte mich aus Wagen und rief dem in seiner Galalivree Kutsch^ daß Fräulein Leighton "Mich schwer erkrankt sei, und bat ihn, um borgen, und ich wundere mich, daß ich ihn nicht vom Wagen aus über die Menge hinweg dem feige Versteckten ins Herz schleuderte. Aber ich ließ den Moment ungenützt vorübergehen, vielleicht, well ich fürchtete, in Fräulein Dud- leighs Gesicht den Schatten eines anderen Wehes heraufzubeschwören. Ihr Wagen war ebenfalls umgekehrt und folgte dem unsrigen. Es blieb uns nichts weiter übrig; als zurück zufahren. Das falsche Gesicht war unauslösch lich in meiner Brust eingegraben, und das falsche Herz triumphierte in kaltem Hohne über das meinige. Ich ertrug es, doch nicht mit niedergeschla genen Augen, sondern auf sie blickend. Und wäre die Fahrt noch Meilen lang gewesen, ich hätte sie in demselben mechanischen Wege zurück gelegt, denn mein ganzes Sein war erschüttert. Wut, Furcht, Kummer und Verzweiflung, alles dünkte mich ein Traum. Ich wunderte mich, daß ich überhaupt jemals etwas gefühlt, und starrte zum blauen Himmel empor, nur des einen Gedankens bewußt, der wieder und wieder mein Hirn durchzuckte, daß Marahs Gewalt nicht in ihren Augen lag, wie ich mich stets überzeugt gehalten, sondern in den eigentüm- - lichen Linien ihres Mundes. Denn ihre Augen i waren jetzt geschlossen nnd dennoch konnte ich i mich des Bewußtseins nicht erwehren, daß sie jemals schöner und geeigneter gewesen war, ein Männcrhcrz zu rühren, sofern ein Mann über haupt ein solches besaß, das zu rühren war. Das Anhalten des Wagens vor Fräulein Dudlcighs Hans forderte von mir erneutes Handeln. „Ich muß dich hineintragen," flüsterte ich Marah zu. Verzeihe, aber es ist der Farce wegen durchaus notwendig." Und meinen Worten die That folgen lassend, hob ich sie von ihrem Sitze auf und trug sie — die kalt und widerstandslos wie ein Stein in meinen Armen ruhte — in das Haus hinein, wo ich sie vor den Augen der erstaunten Dienerschaft nicdcrsevtc. „Fräulein Leighton wurde nicht getraut," rief ich. Sie erkrankte auf dem Wege zur Kirche und ich brachte sie hierher zurück; sic bcdari in dessen keines weiteren Beistandes. Ich winkle ihnen, daß sie zurücktretcn sollten, denn ihre staunenden und gaffenden Gesichter ärgerten mich und drohten meine furchtbare Ruhe zu er schüttern, welche meine einzige Kraft war. Als die Leute, leise Bemerkungen und ver ständnisvolle Blicke austauschcnd, verschwanden, trat Fräulein Dudlcigh ein. Einen Moment nur ließ ich auf ihr meine Augen ruhen, dann schlug ich sic nieder. Wir vermochten gegenseitig unseren Blick nicht zu ertragen. Inzwischen stand Marah hochaufgerichtet in der Halle; ihr Gesicht war bleich, ihre Lippen fest geschlossen, ihre Augen ins Leere starrend. Keiner von uns dreien sprach ein Wort. Endlich wandte Marah verächtlich ihren Kopf und begann die Treppe hinanzusteigcn. Ich fühlte mein Blut, das minutenlang ge stockt hatte, plötzlich durch meine Adern jagen, und an ihre Seite springend, ergriff ich ihre Hand und hielt die Treulose so an der Stelle fest, an welcher ste stand. SS ir «Fortsetzung folgt.) eilen und iften des Saalbau- tokalitäten ihre Be ten. Be- Saalbau- strtschasts- wn erhob ring, das nkcnhause, itscheidung dem Ein- ialcrlasscs md verbot sbctricbcs die Saab Vereins- ;eidircktion ezirksaus- en wurde, wein cnt- um die n bringen, rcnz aus d schwerer ncm Jahr nach Ver- n Naugard den. wi Köthen > hier ver rät einen! einen Ge lben Lag in Bruder egnng be- über Vor- . daß hi-k morde "" acht Tage" ändcn voö imGcbW nckcrsachen »er Sol^i die Wort° euch "El >en!" a der us' d--ß m cr untck m Hcr°"' Die Herres nahe >es M Da die!- is KindA > von dc^ SpiclM t word-^ - entflog' - Pc« ler An c verschieb, neric ° -nchen ' Es ns Ba»^ nnd M! rhaftuNS^ der". Ä -uz " >? i.« I. ->» E kcnhcü gc n- „ i-> rmung h von s- ?ic ppfc amm -U' mbändeb "Nt bstück schön < kalt - mrrtc A iknirE aus ü" r weißs ;esP°-K lchcr vs, tren^ t i andeu -nsc; üte ä MfS "SS in Elbing. Einen abscheulichen Verlauf nahm eine Hochzeit, die dieser Tage auf einem Gute . bei Liebemühl gefeiert wurde. Der Bräutigam, ein Gutsarbciter, war bereits völlig berauscht, als er mit der Braut und den Hochzeitsgästen zur Trauung in die hiesige Kirche kam, und stürzte, als der festlich geordnete Zug zum Gotteshause schritt, wiederholt zu Boden; ja in der Kirche selbst fiel er kurz vor Beginn der Trauung vor dem Altar nieder. Nach der Trauung wurde im Hochzeitshause dem Alkohol wacker zugesprochen, und nicht lange, so herrschte allgemeine Trunkenheit. Zwischen Schwieger vater und Bräutigam entspann sich nun ein heftiger Streit, der in Thätlichkeiten ausartete, bei welchen der Schwiegersohn von dem Braut vater mit einer Peitsche tüchtig durchgeprügclt und von den Gästen mit Flaschen, Gläsern re. geschlagen wurde, so daß er an Kopf und Händen schwere Verletzungen davontrug. M.-Gladbach. Bei dem Transport eines Kessels wurde eine Fabrikmauer nmgcftoßen, wo durch vier Knaben verschütte! wurden. Einer ist leicht, zwei sind schwer verletzt, einer ist durch Schädelbruch getötet. Mannheim. Einer hiesigen Firma, die Kattun als „Satin" bezeichnet und mit einem Preis von 36 Pfg. pro Meter signiert ausgc- legt hatte, während der Marktpreis für Satin 45 bis 48 Pfg. beträgt nnd der betreffende Kattun dagegen in allen Konkurrenzgeschäften zu 33 Pfg. erhältlich ist, wurde auf Antrag eines Konkurrenten auf Grund des Gesetzes über unlauteren Wettbewerb dieses Verfahren als unzulässig gerichtlich untersagt. Augsburg. Am Dienstag abend 10 Uhr Wurde auf ein Bahnwärter-Häuschen in der Nähe der Stadt ein Ueberfall verübt. Der Räuber brachte dem Bahnwärter zwei Rcvolver- schüsse bei, wodurch dieser lebensgefährlich ver letzt wurde. Die Frau des Bahnwärters erhielt bei der Verfolgung des Räubers einen Schlag mit dem Revolver. Der Thäter ist bisher noch nicht entdeckt. Regensburg. Eines der merkwürdigsten Bauwerke bürgerlicher Kunst aus dem Mittcl- altcr, und vielleicht das interessanteste des 13. Jahrhunderts, das sogen. Goliathhaus in Regensburg, ist in Gefahr, von der Erde zu verschwinden. Sein jetziger Besitzer beabsichtigt, das trutzigc Turmhaus des alten Geschlechts derer von Tundorfcr abbrechen zu lassen und an seiner Stelle eine Mietskaserne aufzuführen. Die Ausführung dieses Vorhabens würde für alle Kunstverständigen und Geschichtskundigcn ein unersetzlicher Verlust sein. Denn das alte Burghaus spiegelt noch heute in seinen beiden Straßenseiten mit den Zinnenkränzen, den Bastiontürmchcn, den Erkern und gekuppelten Fenstern die Zeit seiner Entstehung wie kein anderes wieder. Die maßgebenden Behörden beabsichtigen, Schritte zu thun, UM das inter essante Bauwerk zu erhalten. Stuttgart. Vor einigen Tagen wollte ein Dicnstbube die Donau beim Städtchen Scheer an einer sonst passierbaren Stelle durchwaten, um Vesperbrot zu holen. Allein die gegenwärtig immer noch hochgchendc Donau ließ den des Schwimmens ganz unkundigen jungen Burschen in sehr tiefes Wasser hinein. Zum Glücke hielt derselbe einen leeren, aber verpfropften Bierkrug in der Hand, welcher auch sein Retter wurde. Vermittelst dieses Kruges vermochte er sich so lange über Wasser zu halten, bis sein Mitknecht ihn mit einem Rechen erfassen und ans Land ziehen konnte, was allerdings ziemlich geranme Zeit beanspruchte. Tcmeswar. Im Bergorte Ruszkicza, im Terrain des Kronstädter Berghüttenvereins, fanden arbeitende Maurer im Hause des Ver walters Rüdiger eine vergrabene Eiseukassettc, enthaltend Napoleond'ors, Dukaten, Juwelen und Edelsteine von einem Gesamtgewichte von 32 Kilogramm im Werte von etwa 50 000 Gulden. Der Fundort ist ärarischer Besitz. Die Eigentumsfrage dürfte im Prozeßwege entschieden werden. London. Li-Hung-Tschang hatte bekannt lich eine besondere Verehrung für seinen früheren Taffengenosseu, den im Sudan gefallenen General Gordon, und als er kürzlich in London verweilte, besuchte er dessen Grabstätte und legte vor dem Denkmal des Helden einen prachtvollen Kranz nieder. Ein dem verstorbenen General nahe stehender Verwandter war über diese Pietät seitens Li-Hung-Tschangs so gerührt, daß er sich veranlaßt sah, dem greisen Staatsmann auch eine Freude zu machen. Gordons Ver wandter besaß ein wahres Prachtexemplar von einem Bull-Terrier: jugendfrisch, tadellos in der Form, mehrfach preisgekrönt, klug und ergeben, und ausgestattet mit allen Tugenden, wie sie nur einem Vollblut-Hunde eigen sind. Dieses edle Tier nun wurde von Mr. Gordon als Geschenk ausersehen, und gedacht — gethan, dem gelben Diplomaten mit einem passenden Begleitschreiben übersandt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und Mr. Gordon brannte vor Begierde, was der glückliche Besitzer seines Hundes zu sagen hatte. Aber wie groß war sein Schreck, als er den folgenden Inhalt las: „Mein lieber Gordon! Indem ich Ihnen für die Uebcr- sendung des Hundes bestens danke, teile ich Ihnen mit, daß ich selbst kein Hundeffeisch mehr esse, aber mein Gefolge, dem ich den Hund übergab, ließ sich ihn recht gut schmecken. Ihr wohlgewogener Li." — Ärmer Gordon! — Das Palais des Baron Hirsch in Piccadilly (London), das früher dem Lord Ashbourne gehörte, ist an den afrikanischen Millionär Werner verkauft worden. Konstantinopel. Der Montenegriner Bosko, der mit seiner Räuberbande vor kurzem den französischen Ingenieur Valigorsky auf der Strecke der Smyrna-Kassababahn gefangen nahm, und für welchen ersterer der Eisenbahnbau- Unternehmung ein Lösegeld von 5000 türkischen Pfund auserlegte, ist in die Hände der Behörde gefallen. Belgrad. In Belgrad ist dieser Tage eine von der Bevölkerung des Nudniker Kreises ent sendete Deputation eingetroffen, um dem König einen Thronsessel anzubieten, der aus dem Holze der vielhundertjährigen, in Takowa noch er haltenen Eiche verfertigt wurde, unter der Milosch Obrenowitsch, der Begründer der gegen wärtigen Dynastie, im Jahre 1815 den Be freiungskrieg proklamierte, aus dem das neue Serbien hervorging. König Alexander hat diese von unerschütterlicher Treue und Liebe Zeugnis gebende Manifestation mit warmen Worten des Dankes ausgenommen. Der Thronsesscl wird in der Skupschtina aufgestellt werden. New Aork. Außerordentliches Aufsehen erregt hier die Nachricht, daß russische Agenten das der Karnegie - Gesellschaft gehörige Ge heimnis der Herstellung ihrer berühmten Panzer platten gestohlen haben, und daß die russische Regierung das Geheimnis in der Absicht er worben hat, sofort Werke zur Herstellung der Platten zu errichten. — In einem Chicagoer Logierhalls ließ ein Anarchist namens Bestmann seinen Koffer als Sicherheit für seine gemachte Schuld zurück. .Da Bestmann nichts mehr von sich hören ließ, öffnete der Wirt den Koffer, in welchem so viel Dynamit lag, daß man eine halbe Stadt damit hätte in die Luft sprengen können. GerichtslsMe. Danzig. Nach zwettägiger Verhandlung verurteilte das Schwurgericht den 24 Jahre alten Lehrer Bruß aus Rokiüen, der beschuldigt war, im Februar das Schulhaus zu Rokitten in Brand gesetzt und mehrere Hundert Mark Ge meindegelder unterschlagen zu haben, zu drei Jahr und einen Monat Zuchthaus und drei jährigem Ehrverlust. Bruß, der die Brand stiftung und Unterschlagung bestreitet, will Re vision einlegen. Stargard i. Pomm. Die hiesige Straf kammer verurteilte den Apothekenbesitzer Koch aus Nörenberg, jetzt in Nordhausen wohnhaft, wegen Falschspielcns und Herausforderung zum Duell mit tätlichen Waffen zu 1000 Mk. Geld strafe und, vier Monat Festungshaft. Koch war beim Falschspielen ertappt worden, worauf er am nächsten Tage den, der ihn ertappt und zur Rede gestellt hatte, zum Zweikampf for dern ließ. Elektrische Straßenbahnen in Kerlin. Die geplante Einführung des elektro-moto rischen Betriebes auf den Berliner Straßen bahnen hat vielfach zu Erörterungen Anlaß gegeben, die den Thatsachen nicht entsprechen. So sollte der von der städtischen Verkehrs- dcputation entworfene Vertrag detaillierte Be stimmungen über die „automobil" zu befahrenden Linien, über die Anzahl der Akkumulatoren wagen re. enthalten, und ein Berliner Blatt konstruierte sich sogar einen eigenen Paragraphen, der für die Pferdebahn - Gesellschaft ein unum schränktes Monopol statuieren sollte. Alles dies gehört in das Reich der Fabel. Der neue Vertragsentwurf enthält über den elektro motorischen Betrieb lediglich die folgenden Be stimmungen : .4. Die Gesellschaften haben sämtliche bereits ausgeführten und im Betriebe befindlichen Pferde bahnlinien, soweit sich dieselben auf Straßen strecken befinden, die in der Wege-Unterhaltungs- pflicht der Stadtgemeinde Berlin stehen, in Klein bahnen mit elektromotorischem Betrieb umzu wandeln und ebenso alle während der Dauer dieses Vertrages noch auszuführenden Linien für den gleichen Betrieb einzurichten. L. Eine gleiche Verpflichtung der Gesellschaften besteht bezüglich der auf Strecken fremder Wege-Unter- haltungspflichtiger betriebenen oder zu betreiben den Linien dann, wenn die von dem betreffenden Wege - Unterhaltungspflichtigen gestellten Be dingungen als angemessen für die Gesellschaften gelten müssen. Ist letzteres nach Ansicht der Gesellschaften nicht der Fall, so haben sie auf Verlangen des Magistrats bei der zuständigen Behörde den Antrag auf Ergänzung der Zu stimmung gemäß § 7 des Gesetzes vom 28. Juli 1892 zu stellen. Die in diesem Ergänzungs verfahren festgesetzten Bedingungen gelten jeden falls als angemessen. 0. Im Falle die staats behördliche Genehmigung zur Umwandlung der bei aufgeführten Pferdebahnlinien für den erheblicheren, verkehrswichtige Linien einschließen den Teil des Bahnnetzes versagt wird, steht beiden vertragsschließenden Teilen ein Rücktritts recht vom gegenwärtigen Vertrage zu und es bewendet, wenn von diesem Rücktrittsrecht Ge brauch gemacht wird, beim Fortbestände der bisherigen Verträge (vom Jahre 1880 bezw. 84 und 85), eine anderweite Revision derselben Vorbehalten. Wird die Genehmigung nur für einen minder erheblichen Teil des Bahnnetzes versagt, so find die Gesellschaften berechtigt, aus diesem Teil des Bahnnetzes den Betrieb mit Pferden fortzusetzen, im übrigen aber finden auch auf diesen Teil des Bahnnetzes alle Be stimmungen des gegenwärtigen Vertrages, also auch die Erstreckung der Zustimmungsdauer (bis Ende 1919), Anwendung. Als Bctriebsystem Wird dann, wie schon in den früheren Entwürfen, die oberirdische Strom zuleitung und dort, „wo es vom Magistrat ver langt wird", das gemischte System mit Akkumu latoren vorgeschrieben. Hierzu bestimmt 8 7 des Entwurfs folgendes: Falls während der Dauer dieses Vertrages ein bereits jetzt bekanntes oder später erfundenes motorisches Betriebssystem sich im Betriebe be während sollte, welches nach dem Ermessen des Magistrats für die Verkehrsverhältnisse in Berlin geeigneter erscheint und insbesondere die Straße in geringerem Maße in Anspruch nimmt, als das oben vorgeschriebene System, so sind die die Gesellschaften berechtigt, dies neue Betriebs system einzuführen. Die Gesellschaften find zur Einführung eines anderen Betriebssystems auf dem ganzen Bahnnetze oder einem Teile des selben verpflichtet, sobald der Magistrat dies verlangt. Falls den Gesellschaften durch Anlage oder Betrieb des fraglichen, vom Magistrat ver langten Systems Mehrkosten erwachsen, so hat die Stadtgemeinde eine entsprechende, unter Berücksichtigung der durch Einführung des neuen Systems erzielten Vorteile zu bemessende Schad loshaltung eintreten zu lassen und zwar nicht nur dann, wenn die Einführung des neuen Systems nach einmaliger Einrichtung einer Linie für den elektrischen Betrieb verlangt wird, son dern auch dann, wenn vor Umwandlung oder Neubau einer Linie ein Abgehen von dem ein gangs gedachten System seitens des Magistrats gefordert wird. Die Vertragsbestimmungen bett, die Ent nahme der Betriebskraft (aus der vom Magistrat zu bestimmenden Quelle), sowie bett. Schutz- und Sicherheits-Maßregeln (zur Verhütung von Unglücksfällen und Schädigungen durch den elektrischen Betrieb) find unverändert beibehalten worden. Kuntes Allerlei. Eine große Sonnenfleckgruppe ist seit einigen Tagen sichtbar und rückt mehr und mehr gegen die Mitte der Sonnenscheibe vor. Nach den Beobachtungen der Asttonomen stellt sich die Gruppe als eine lange Kette von einzelnen Sonnenflecken dar, umgeben von einem zerrissenen, höchst mannigfaltig gestalteten und ungleich dunkelen Hofe. Innerhalb dieser ganzen For mation zeigten sich mehr als über 20 größere Kernflecke und zahllose kleinere, gleich Filamenten, den größeren anhängend oder diese umgebend. Dieser ungeheueren Kette von Flecken, die in Wirklichkeit mindestens 40000 Meilen lang ist, geht ein einzelner größerer Fleck vorauf, der von einer strahligen Penumbra umgeben ist und äußerst dunkel erscheint. Wie bemerkt, rückt diese ganze Kette von Flecken mehr und mehr in die Sonncnscheibe vor, so daß sie immer besser sicht bar wird, ja vielleicht sogar von unbewaffneten Augen vor Sonnenuntergang wahrgenommen werden kann. Die Erscheinung ist um so merk würdiger, als das Maximum der Fleckenthätig- keit aus der Sonne schon seit saft zwei Jahren überschritten ist. Ueber die Erzeugung künstlicher Dia manten schreibt der bedeutendste Juwelenhänd ler Londons, der Besitzer der birmanischen Rubinengruben, E. W. Streeter: „Seit den letzten 40 Jahren find Diamanten künstlich an gefertigt wurden. Vor 15 Jahren legte ein Glasgower, I. B. Hannay, auf einer Versamm lung der Königlichen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft solche Diamanten vor. Er gab mir gegenüber jedoch zu, daß sie zu Staub zer fielen, sobald sie geschliffen werden sollten. Seit der Zeit sind viele Versuche unternommen wor den. Kein künstlicher Diamant aber ist so groß gewesen, um einen Handelswert zu haben. Die Besitzer der De Beersschen Diamantengruben können ruhig über die künstlichen Steine lachen, welche mit so fürchterlichen Kosten erzeugt wer den. Dasselbe gilt von den Rubinen, Türkisen und Smaragden. Vor Wut gestorben ist die Kaiserin- Mutter von China, deren Tod vor einigen Monaten gemeldet wurde. Der ,North China Herald' schreibt, daß der Tod der alten Dame infolge eines Zornausbruchs eingetreten ist, den ihre Schwester, die Kaiserin-Witwe, veranlaßt hatte. Die beiden Damen waren in Streit ge raten, weil die letzterwähnte sich erlaubt hatte, ihre Schwester wegen ihres zu langen Aufent haltes in den kaiserl. Gärten zu tadeln; ja, sie that noch schlimmeres, indem sie der ungehor samen Schwester die kostbare Sänfte entzog, die sie bei ihren Ausflügen zu benutzen pflegte, und sie dadurch zwang, den Weg von den kaiserl. Gärten nach Peking in einem ordinären Wagen zurückzulegen. Diesen Schimpf konnte die wür dige Kaiserin-Mutter nicht überleben: ste wurde rasend vor Auflegung und erhielt einen Herz schlag, der ihrem Leben ein Ende bereitete. Ausgleichung. Dienstmädchen: „Auf dem Kuchel, den ich gestern geholt habe, lagen vier tote Fliegen!" — Konditor (zum Ladenmädchen): „Geben Sie dem Fräulein vier Rosinen dafür!" Aus dem medizinischen Examen. Pro fessor: „Was können Sie mir über die Ursache der Seekrankheit sagen?" — Student: „Sie entsteht, weil dem Menschen natürlich Übel wird, wenn er gleich so viel Wasser auf einmal sieht." Fatale Zustimmung. Sie: „Ich weiß, Alfred, ich habe meine Fehler —" — Er: „O, gewiß." — Sie (empört): „Wirklich? Nun, dann bitte, nenne sie mir."
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