Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 02.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18960902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-02
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.09.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
politische Anndschau. Deutschland. * Der Kaiser besichtigte am Freitag auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin die zweite Garde-Jnfanterie-Brigade. * Wie aus Kiel gemeldet wird, soll zu dem bevorstehenden Besuch d e s Z are n die ge samte Herbstübungsflotte im dortigen Kriegs hafen anwesend sein. * In diplomatischen Kreisen will man wissen, der Zar hege den Wunsch, bei Gelegenheit seiner Anwesenheit auf deutschem Boden auch eine Begegnung mit dem FürstenBis- marck zu haben; es sei aber zur Zeit noch fraglich, ob das Programm Raum bieten werde für eine solche Zusammenkunft, und ob das Befinden des Altreichskanzlers in den nächsten Wochen befriedigend genug sein dürfte, um dem greisen Kanzler die Aufregung eines solchen Besuchs ohne Gefahr zuzumuten. * Der Reichstag wird nach einer halb offiziösen Verlautbarung nach seinem Wieder- zusammentrilt, welcher bekanntlich am 10. No vember erfolgt, zunächst die Novelle zum Gerichtsverfassungsgesetz und zur Strafprozeßordnung, in der Fragen, wie die Entschädigung unschuldig Verurteilter, Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen u. a. m., ihre Erledigung finden sollen, aufzu arbeiten haben. Daß die Militärstraf- prozeßordnungim Herbst an den Bundes rat gelangen wird, steht nunmehr fest, fraglich aber ist, ob die Vorlage sich unter den ersten Entwürfen befinden wird, die dem Reichstage zugehen werden. Dagegen besteht die Hoffnung, daß der Reichshaushaltsetat für 1897/98 auch diesmal bald nach der Wiederauf nahme der Sitzungen eingebracht werden kann. Auch der Entwurf des neuen Handels- gesetzbuches soll so frühzeitig fertig werden, daß er dem Reichstage bald wird zugestellt werden können. Da auch das Aus wanderungsgesetz und die Hand- werksorganisationsvorlage zu be raten sein wird, ist dem Reichstage eine Fülle von Aufgaben zur Lösung gestellt, wie sie nur in recht bedeutungsvollen Tagungen vorzu kommen pflegt. *Die General-Versammlung der KatholikenDeutschlands beschloß am Donnerstag die Gründung freier katholischer Hochschulen in Deutschland und Oesterreich. Ferner wurde ein konfessionelles Volksschulgesetz, sowie die gesetzliche Regelung des Lehrlings- Wesens und die gesetzliche Anerkennung des Meistertitels gefordert. Oesterreich-Ungarn. * Am Donnerstag nachmittag land zu Ehren des Zarenpaares in der Wiener Hofburg ein Galadiner statt, an welchem die russi schen und österreichischen Majestäten, die Mit glieder des österreichischen Kaiserhauses, das Gefolge, die Hof-, Staats- und Militär-Würden träger mit ihren Damen teilnahmcn. Beim Eintritt in den Saal führte Kaiser Franz Joseph die Kaiserin Alexandra und Kaiser Nikolaus die Kaiserin Elisabeth. Nach dem dritten Gange erhob sich Kaiser Franz Joseph und brachte einen Trinkspruch in französischer Sprache aus; kurze Zeit darauf erwiderte Kaiser Nikolaus denselben ebenfalls in französischer Sprache. Die beiden Trinksprüche haben folgenden Wort laut. Kaiser Franz Joseph sagte: „Indem ich Eurer Majestät für den Besuch danke, welchen Sie so gütig waren, mir abzustatten, und in welchem ich mich freue, ein Unterpfand der Freundschaft zu sehen, die uns vereint, trinke ich auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers von Rußland und Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland." — Kaiser Nikolaus II. erwiderte: „Indem ich Eurer Majestät für den liebens würdigen Empfang danke, welchen Sie uns zu bereiten so gütig waren, trinke ich auf die Ge sundheit Sr. Majestät des Kaisers von Oester reich und Königs von Ungarn und auf diejenige der Kaiserin und Königin." Nach beiden Trink- sprüchcu stießen die russischen und österreichischen Majestäten mit den Gläsern an und die Kapelle spielte nach dem ersten Trinkspruck die russische, nach dem zweiten die österreichische National hymne. Die Unterhaltung der Majestäten während der Tafel war überaus lebhaft. * Das russische Kaiscrpaar empfing gleich am ersten Tage seines Wiener Aufent haltes den Herzog von Orleans, den französischen Thronprätcndenten, was in Paris nicht gerade angenehm berühren kann. * Der r us s i s ch e Mi n i st er des A euß e- ren, Fürst Lobanow, konferierte am Freitag eine Stunde laug mit dem deutschen Botschafter Grafen Eulenburg in Wien, gab dabei die befriedigendsten Versicherungen über die friedlichePolitik Rußlands im allgemeinen und über die Verständigung mit Oesterreich-Ungarn betreffs der Orientfrage im besonderen. * Die Wiener antisemitischen Blätter teilen mit, daß die christlich-soziale Gemeinderats - Mehrheit im Herbst die Ge meinde-Wahlordnung dahin abändern wolle, daß analog der neuen Reichsrats-Wahl ordnung eine vierte Kurie mit allgemeinem Stimmrecht, welcher gleichfalls 46 Sitze einge räumt werden sollen, für den Gemeinderat ge schaffen werde. (Da werden sich die Sozialisten fteuen.) Frankreich. *Der Tagesschriftsteller Fournier hatte in einem süddeutschen Blatte Deutschlands Rechte auf El s aß - Loth rin g en für ge schichtlich begründet und unanfechtbar erklärt; er war dafür von der ganzen Pariser Presse als Judas, als Schuft, als Bestochener be schimpft worden, und ein Blatt hatte ernstlich ein Gesetz verlangt, das Fournier die franzö sische Staatsbürgerschaft aberkenne. Fournier forderte einen seiner wütendsten Angreifer, Vernier von der,Libre Parole', schlug sich mit ihm und brachte ihm einen leichten Degenstoß in den rechten Vorderarm bei. Italien. *Wie die Blätter melden, wird die Ver mählung des Prinzen von Neapel und der Prinzessin Helene von Montenegro in der ersten Hälfte des November gefeiert werden. Der .Italia' zufolge wird sowohl die kirchliche wie die bürgerliche Trauung in Rom vollzogen werden. Belgien. *Die Nachricht, daß der König der Belgier demnächst Kaiser Wilhelm einen Besuch abstatten werde, ist einstweilen, wie man offiziös versichert, in der That mit Mißtrauen auszunehmcn. Die Verstimmung, die in den deutschen politischen Kreisen gegen die Regierung des Congostaates herrscht, ist eine so tiefgehende, daß schwer anzunehmen ist, daß darunter nickt eine Begegnung zweier Mon archen leiden müßte, die allerdings beide ein großes Interesse für den schwarzen Erdteil haben, die aber in ihren Auffassungen über die persönliche Mitverantwortlichkeit der Träger der Krone außerordentlich weit auseinandergehen. Spanien. *Das spanische Ministerium ist zum Ankauf des in Genua zum Verkauf stehenden Panzerschiffes zum Preise von 690000 Pfund ermächtigt worden. Batkanstaaten. * Während die Botschafter in Konstantinopel über die kretische Frage eifrig beraten, haben die Armenier wieder einen Putsch zu stände gebracht. Am Donnerstag überfiel ein armenischer Haufe die Ottoman- Bank in Konstantinopel und tötete mehrere Beamte und Wächter. Vorübergehend waren die Armenier im Besitze der Bank, doch kamen keine Räubereien vor. Die Truppen griffen energisch ein, eine große Anzahl von Armeniern wurde nicdergemacht und gegen Abend war die Ruhe wiederhcrgestellt. Auch in dem benach barten Galata und Tophane kamen armenische Ruhestörungen ohne ernstere Bedeutung vor. *Dic Bewegung in Macedonien, ist zu Ende. Die Aufständischen sind im Begriff, sämtlich nach Griechenland zurückzukehren, nach- dem sie ihre Zwecke, die bulgarischen Bauden aus Macedonien fern zu halten, vollständig! erreicht haben. *Die bulgarische Ministerkrisis rückt nicht von der Stelle; Stoilow bleibt noch einige Tage beim Fürsten in Rilo. Afrika. * DieLage aufSansibar hat sich in folge des Todes des Sultans Hamid ben Thwaini doch kritischer gcstallet, als es nach den ersten Telegrammen den Anschein besaß. Der Onkel des Verstorbenen, Said Kalid, der sich zum Sultan proklamiert hatte, aber von den Engländern nicht anerkannt wurde, hat es auf den Kampf ankommen lassen. Das Feuer der englischen Kriegsschiffe schoß seinen Palast und das alte Zollhaus in Trümmer; Said Kalid flüchtete in das deutsche Konsulat. Die Eng länder sind Herren der Lage, wenngleich am Donnerstag der Kampf zwischen ihnen und den Anhängern des Usurpators noch andauerte. *Eine amtliche Depesche auS Sansibar meldet: der Vetter des verstorbenen Sultans, Said ben Hamond, sei von den Eng ländern zum Sultan ausgerufen worden. *Nach den amtlichen Depeschen ist der Krieg in Matabeleland zu Ende. Sonderbarerweise drahtet allerdings Lord Grey an die Chartered Company, daß die Friedens- bedinguugen nicht bekannt sind, daß sich aber die Matabele wohl auf Gnade und Ungnade ergeben würden. Der Tod des Suttons von Sansibar. Die drei letzten Sultane von Sansibar haben sich in auffallendem Gegensatz zu ihren Vor gängern keines langen Lebens und keiner langen Negierung erfreut. Es mag das aus ganz na türlichen Ursachen, nämlich davon herrühren, daß sie schwächliche Haremskinder und Söhne hochbejahrter oder entnervter Väter, mit anderen Worten, daß sie Abkömmlinge einer einst über aus thatkräftigen, aber längst entarteten Dynastie waren. Im Gespräch unter sich werden aber die Araber und Neger Sansibars diesmal eben sowenig wie bei den beiden vorigen Regierungs wechseln an einen natürlichen Tod, sondern weit eher an den Haß der durch die Engländer- steundlichkeit der Herrscher ihrer früheren Macht stellung entkleideten vornehmen arabischen Fa milien denken. Schon als die Römer Ostafrikas Küsten befuhren, war nach dem etwa 200 n. Chr. geschriebenen „Periplus" der dortige Handel in den Händen von Arabern. Der Portugiese Vasco da Gama fand 1498 in Ostafrika zahl reiche arabische Stadt- und Handelskönigreichc, die aber bloß in kaufmännischer, nicht in poli tischer Verbindung mit dem arabischen Mutter lande standen. 200 Jahre dauerte die portugie sische Herrschaft, der 1698 durch die kriegstüch- tigeu Herrscher von Oman und Maskat in Ost arabien ein gewaltsames Ende bereitet wurde. Seitdem blieb Sansibar bis zum Jahre 1856 ein Anhängsel des ostarabischen Sultanats Mas kat. Im Jahre 1744 wurde die Dynastie der Jarebiten durch die jetzt noch in Sansibar, wenn auch unter englischer Oberaufsicht herrschende Dynastie der Saids verdrängt. Echt orientalische Herrschergestalten waren diese Sultane aus dem Hause der Saids. Noch der fünfte von ihnen, der 1790 geborene Said Said, der dann 50 Jahre lang von 1806 bis 1856 in Maskat und Sansibar geherrscht hat, würde mit seiner rohen Pracht, seinem Haremsleben und seinen stark an Seeräuberei erinnernden Kriegsthaten recht gut in die Schilderungen von Tausend und eine Nacht hineingepaßt haben. Vier Söhne Said Saids, nämlich Said Medschid (1856 bis 1870), Said Bargasch (1870—1888), Said Kha lifa (1888—1890) und Said Ali (1890-1893) sind nacheinander Sultane von Sansibar ge wesen. Als den letzten thatkräftigen und als den letzten wirklich selbständigen unter diesen Herrschern kann man den seinerzeit vielgenannten Said Bargasch bezeichnen, dem der Lieblings gedanke seines Vaters, nämlich die Begründung eines großen festländisch-afrikanischen Reiches ohne die 1884 erfolgte Dazwischenkunft des Dr. Peters wahrscheinlich geglückt wäre. Denn längst war damals im heutigen Deutsch-Ostafrika der arabische Handel allmächtig, und so erbärm- ' lich auch die unter dem Befehl des (jetzt noch in Sansibar eine große Rolle spielenden) Eng' ländcrs Matthews stehende Truppenmacht des Sultans sein mochte, so wäre sie doch vollauf befähigt gewesen, im Laufe der Zeit die unbe stimmten politischen Ansprüche fester zu gestalten. Das im August 1885 vor Sansihar erscheinende deutsche Geschwader zwang Said Bargasch zu einer sehr widerwilligen Nachgiebigkeit. Sein Nachfolger und sehr viel jüngerer Bruder Said Khalifa galt nicht gerade als europäcrfrcundlich, war aber ein milder, fast schwächlicher Mann, der bei einer langen Unterredung dem Vcifasser dieser Zeilen durchaus sympathisch erschienen ist- Schon bei seinem Tode (am 13. Februar 1890) der nach amtlicher Angabe durch einen Sonnen stich herbeigeführt war, sprach in Sansibar jeder mann von Gift. War schon Said Khalifa als Schwächling nicht beliebt gewesen, so galt das gleiche erst recht von seinem jüngsten Bruder, Said Ali, der im Vcrdackt stand, als Jüngling bei den deutschen Großkaufleuten sehr gern und sehr viel Bier getrunken zu haben und der als Mann und Herrscher alles Heil in mög lichster Selbstentäußcrung gegenüber den Eng ländern fand. Wohl waren die Engländer unter Said Bargasch als Hilfe gegen die Deutschen willkommen gewesen; als aber infolge des bekannten deutsch - englischen Vertrages am 7. November 1890 die englische Schutzherrschast über Sansibar verkündet worden war und als dann Said Ali unter starkem englischen Truck ein Verbot des Sklavenvcrkaufs erließ, schwebte sein Leben in Gefahr und wäre es beinahe zu einem Volksaufstand gekommen. Am 5. März 1893 starb der erst 38 jährige Engländer-Schutz' ling ebenso plötzlich wie sein Vorgänger, der genau das gleiche Alter erreicht hatte. Nun war schon dem Verfasser dieser Zeilen vor dessen Regierungsantritt das kränkliche und cntncrme Aussehen Said Alis ausgefallen, was nicht eben verwuuderlick ist, wenn man bedenkt, daß sein Vater (der 1790 geborene Said Said) bei Said Alis Geburt bereits 65 Lenze zählte. Als ich zur Zeit der Wißmannschcn Besiegung des ostafrikanischen Aufstandes des öftcrn im Sultan - Palast von Sansibar verkehrte, wurde mir erzählt, daß nach mohammedanischem Staats- recht auf Said Khalifa dessen Bruder Said Ali und aus Said Ali ein Neffe, nämlich ein Sohn des Said Bargasch namens Khalil Bargasch folgen werde. Der letztere ist denn auch am 5. März 1893, als ihm der Tod seines regie renden Oheims bekannt wurde, durch eine Hintcrthür in den immerhin ziemlich baufälligen Palast gedrungen, um sich bei möglichst schnell geschlossenen Vorderthürcn zum Sultan auSrufcn zu lassen. Die Engländer aber landeten 250 Mann Marine-Infanterie, setzen den Khalil Bargasch gefangen und erhoben eine willfährige Puppe auf den Thron, nämlich den damals 36jährigcn Said Hamed ben Szueni. Dieser, der jetzt mit 39 Jahren das Zeitliche gesegnet hat, war der Sohn eines Szueni ben Said und ein Enkel des mehrfach erwähnten kinderreichen Said Said. Said Bargasck hatte Europa und Judien bereist, Said Khalifa, der fast bloß Kisuaheli und das Arabische reckt schleckt wrack, hatte einmal an einer Pilgerfahrt nach Mekka teilgcnommcn, Said Ali, der einige Worte eng lisch radebrechte, war kaum jemals aus Sansibar herausgckommen, der jetzt verstorbene Said Hamed hat dagegen seine Kindheit in Maskat verlebt und war erst 1877 als 20jährigcr Jüng ling nach Sansibar gekommen. Noch Said Bargasch verfügte über alle StaatscinkünN (wenigstens zwei bis drei Millionen Rupie- jährlich) als Privateigentum, während der Sultan jetzt mit einer Zivilliste von drei Lak Rupien (463 000 Mk.) fürlieb nehmen muß Auch ist es bezeichnend, daß die beiden leisten Herrscher, nachdem sie den Lehnscid für England geschworen, in mitternächtiger Stunde zu Sultanen ausgcrufeu wurden. Immerhin spielt solcher Sultan eine hübsche Statistenrolle, wenn er i« baufälligen, aber überreich mit Teppichen und Spiegeln ausgestatteten Saale mit weiße« Turban über den gelbbraunen Zügen, die nackten Füße in goldgestickten Pantoffeln steckend und die Hände an dem von Edelsteinen funkeln den Knauf seines Krummsäbcls, aus dem Thron- sesscl ruht Ml». As' Schuld und Sühne. 41 Roman von A. K. Green. kForts tz»ng.) Dann allerdings standen das sonderbare Benehmen der Urquarts und meine Befürch tungen wieder lebhaft vor meiner Seele und dann fühlte ich — wenn auch jedesmal in ge ringerem Maßedas frühere unerklärliche Entsetzen mich wieder durchsieben, die an jenem Tage meinen Bericht mit der halb beendigten Frage schließen ließ, wer wohl jenen Schrei auSgcstoßen haben mochte, der mich in der vor hergehenden Nacht aufgeschreckt. Heute aber nehme ich die Feder wieder auf. Weshalb? Weil heute — und erst seit heute — ich diese Frage zu beantworten vermag. Bor sechzehn Jahren! — Ich bin seitdem also sechzehn Jahre älter geworden. Auch mein Haus ist älter geworden und das eichene Zimmer — ich habe es niemals aufgefrischt — noch dunkler, düsterer und verlassener, als es vorher gewesen. Weshalb sollte es auch anders sein? Barmherziger Gott! Wenn ich heute daran denke, was mir vor acht Tagen offenbart wurde, fo wundere ich mich nur, daß die Wände nicht zusammcugestürzt sind und ihre Trümmer den Menschen, der mutig genug war, den Raum zu betreten, mit Todcshauch erstarrten. Furcht barer, entsetzlicher Raum! Du sollst aus meinem Hause entfernt werden und _wcnn der ganze Neberrest mit dir zusammcusiukt. Weder ich noch ein anderer soll jemals wieder deine ver hängnisvolle Schwelle betreten. Heute vor acht Tagen war cs, als die Poft aus New Jork einen Fremden von vornehmem und behäbigem Aussehen an meiner Thür ab- setztc. Seine energischen und raschen Bewegungen zeigten, daß, wenn er wirklich die Vierzig über schritten, er immer noch genügend jugendliches Feuer besaß, um au jedem Orte, welchen er zu betreten beliebte, willkommen geheißen zu werden. Wie vor sechzehn Jahren sah ich zum Fenster hinaus, als der Postwagen vorfuhr; und da mich des Fremden Wesen und Persönlichkeit anzog, beobachtete ich während des Aussteigens aufmerksam und wunderte mich, mit welchem forschenden Blicke er das ganze Haus betrachtete. „Er könnte nicht mehr Jntereffe verraten, wenn er nach dem Hause seiner Väter zurück- kchrte," sagte ich unwillkürlich zu mir selbst und eilte zur Thür, um ihn zu empfangen. Er kam mir höflich entgegen. Nach den ersten Worten jedoch, welche wir gewechselt, wandte er sich wieder um, blickte den Weg hinab und dann wieder auf das Hans. „Sie scheinen in dieser Gegend bekannt zu sein," wagte ich zu bemerken. Er lächelte. „Das ist ein altes Gebäude," antwortete er, „und Sic sind jung." (Ich zähle fünfundfünfzig Jahre.) „Das Haus hat früher also andere Besitzer gehabt; kennen Sie vielleicht deren Namen?" „Ich kaufte das Grundstück von Dan Forfyth, uud dieser es von einem gewissen Hammond. Weiter zurück weiß ich nichts Ge naues. Das Haus foll früher einem Engländer gehört haben, über den sonderbare Geschichten in Umlauf waren; doch das ist lange her und fast vergessen." Der Fremde lächelte wiederum und folgte mir in das Haus. Hier schien sich sein Jntcr- esse zu verdoppeln. Plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke. Er ist der Engländer — der frühere Besitzer. Ich stehe vor —" „Sie wünschen jedenfalls meinen Namen zu wissen," untcrsirach seine freundliche Stimme meinen Gcdankengang. „Ich heiße Tamworth, bin in Virginien ansässig und hoffe, Sie wer den die Güte haben, mich für eine Nacht zu be herbergen. Was für ein Zimmer können Sie mir überlassen?" Es war ein eigentümliches Blinzeln in seinen Augen, das ich nicht verstand. Er sah die Halle entlang und es dünkte mich, als silicbe sein Blick auf dem Korridor haften, der nach dem eichenen Zimmer führte. „Ich möchte gern zu ebener Erde schlafen," fügte er hinzu. „Da habe ich nur ein Zimmer —* be gann ich. „Und eines brauche ich ja nur." Er lächelte; dann sagte er mit einem schnellen Blick in mein Gesicht, „Sie sind wohl etwas vorsichtig mit denen, die Sie in das eichene Zimmer ein logieren? Derartige romantische Umgebungen sind nicht jedermanns Sache." Ich sah ihn vollkommen verwirrt an, worauf er mich mit einem Ausdruck von Uebcrraschung und Ungläubigkeit betrachtete, der mir noch un begreiflicher war. „Das Zimmer ist allerdings düster und wenig einladend/' erklärte ich, „aber darüber wüßte ich nichts Besonderes an demselben." „Sie setzen mich in Erstaunen," war M jedenfalls aufrichtige Antwort, und cr M tief nachdenklich gerade auf das Zimmer Z"- von welchem wir sprachen. An der Thür blieb er stehen. „Sic kennen das Geheimnis dieses Zimmers nicht?" fragte er mich mit forschende« Blicke. - „Wenn Sie irgend etwas meinen, das E die Urquarts Bezug hat —" sagte ich zögc«w- „Urquarts," wiederholte er gleichgültig. denen weiß ich nichts. Ich spreche von einer alten Tradition. Mir wurde — lassen /sic mich einmal nach sinnen, wie lange es her ist T' ja, mindestens sechzehn Jahre — damals wurde mir erzählt, daß dieses Haus ein verborgenes Zimmer besäße, das mit einem gewissen eichenen Zimmer im westlichen Flügel in Verbindung stände. Mir kam das sonderbar vor und 77 wie Madame, ich bitte um Verzeihung; wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Kami e» denn möglich sein, daß Sie von dieser-unm fache keine Kenntnis haben — Sie, die Eigen- tümerin des Hauses?" „ —. „Sind Sie dessen ganz gewiß, was ^1 soeben sagten?" hauchte ich kaum hörbar. zitterte an allen Gliedern, schloß aber dock " hinter mir die Thür, ehe ich mich ui eine Sessel fallen ließ. „Zwanzig Jahre habe in diesem Hause gelebt; ich kenne seine ZinM.' seine Gänge, alle seine sonstigen Räume > w mein eigenes Gesicht und niemals — ist mir eine Ahnung aufgcsticgen, daß l»« irgendwo eine Ecke oder ein Winkel sein kW«, die nickt dem Tageslichte offen lägen. Deck«^ j — dennoch ist es wahr, daß diese Zinnumc « Firmci blicbcr guten« selben Mark Hc see gcp hat bc In der mit dc> Prozcssi gewann Schulst aber dc lmigcn 130 Al Vcrglcü verkauft Mwgei neues z Hai und Klc miß vor Praktisch jährigen scsigcstcl Tagcn c der Arzt geuanntc der elter Straßen spcrri, u noch bei hat, an, Milch ve Schi Paar au Nacht zi am Weg Eisei demokratc Morden schäften, hiesige A! Mollen, d sich verei der geiv sind ent eine grisi kopiert; Akticnbier Merdcn, s kein Aktie ein Verzi Bierwirtic senigcn, d Melden n Naschenbi Meiden nc Geest den in Bc Mitts Blo die an ei Beim Beb »°n Biene Maren sch Mas seine müien, tro Mlgc des M letzter Pferde wu dann abc> Pas eine Mud das , mich einige <>lc Bcglci °'ligc Uud Wenn ^hvs und Marden im 7d- zehn Mcht 18Jc Men vcri M"cr dem Mllschast der SP Kcrbcfchl mglieder Geschoß rM, nam möchten B >-n M -"6 erinnc Urq Mähen gcse t. w 7" Berka fMe," b- ijmälert ni K es wu, Mhause 2 wacher N-Haltcn , ^igcn K schc Een. Fs »,^nutzten Mnis v koni sj^chi hatte Kl neuerst 2° ^'so, ^"Uh »A. 'VM s" sichüt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)