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Allgemeiner Anzeiger : 18.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189611189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18961118
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18961118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-18
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.11.1896
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IVM Abgl' Ftandpwib, Zuständig- Volk sch tendenziös eine solche he fie, die ueren. Die politische» n könne der ic objektive erlebt, daß schwer für hren. n Vorwwt, ende N»ab- allcr End e? werde et cht und Ge rden fie M einun- be» der Haltung is für die .'eine Haan hen. Seinr den Antrag Hndtiä ter uE es- > um ÄS ME' ich. mij Ä »ruck r und yt wE uns bcd nicM-Z >rtn', hlle od denn A crmeüI4 serer-d ch°b f, und 4 -eit- »L clch- Ä ang >'«Z ,b ränoeZ mir m dem Regin ic Mit-lie» . zu staildt Gutes seüv mtom, und ls gut und Als richtig -r die Ab ! durch du - die Forde- r bezeichne» >romiß, der Ztaoten dn tlichen M e Reich ab Zer Antrag t, er bitte- aß auch der vorgebrachl gen verair abzugehee n eine Aut- ugigkcil der geben, daß Zeile, wenn abhängig aarauf, daß Erlafle / icht an M' V'UNg Zu den n Preßpr-k, lbhängigken sei iiifolAr' Presse >-«' ourde E nnischlauch' cst, daß r« i den N» lrcißnnh-na' r berechtigt- ind linier' ihnen da» oerbielew V0M kU' r ausdruo' Regierung berzcugunü eni Arbeit» , müsse 5 Fr<uNM >lchcs Sa zerichte et das Jde°' ,r als d°« ird daraut reisirimg^ Zentruins' richte) »ird nqsgkseße^ Lttafsena c die^'L - b-e A id der den n na-b -r Rest,de ^Vorschlag/ -ch«lg'' bar leichter." Ich leide, ja, Honora, ich leide. Höre mich an!" Die Mutter hatte in ihrem ruhelosen Wandern inne gehalten; ich hörte ihren Schritt war," und dann sehne ich mich danach, aus deinem Munde von jenen Tagen zu hören, well ich weiß, du würdest mir die süßeste Geschichte von gegenseitiger Liebe und Hingebung erzählen. Jst's nicht so, meine einzig geliebte Mama?" Würde diese Mutter antworten? Konnte sie antworten? Mir war es, als könne ich ihre im Dunkel zusammengckauerte Gestalt sehen, könne ich ihre tiefen Atemzüge hören, und in ihr Herz blicken, das nicht wußte, sollte es fluchen oder beten? Ich lauschte und lauschte; aber es währte lange, ehe eine Antwort kam. Sie war kurz und röchelnd, wie die letzten Worte eines Sterbenden. „Honora, du thust wir wehe." Wiederum Schweigen. „Du machst mir meine Aufgabe zu schwer. Wenn ich weiß, was Liebe ist —" — es wurde ihr schwer, fortzufahren, aber fie that es — „muß es mir um so größeren Schmerz bereiten, dir zu versagen, was du so innig er sehnst. Ich — ich würde dich so gern glücklich machen, wenn ich könnte. Und wenn es irgend in meiner Macht liegt, werde ich dich auch glücklick machen; aber ich habe keine Hoffnung — keine. „Und kannst mir auch nicht sagen, weshalb ?" „Dir auch nicht sagen weshalb." „Mama, du leidest. Ich sehe es jetzt wieder, und mitunter macht mir das mein eigenes Leid „Ein Geringerer?" „Armand Thierry, well er der einzige ist, den du heiraten wirst." „Ich werde ihn nicht heiraten!" „Du wirst nicht?" „Wenn ich meine Hand dem nicht reichen kann, dem mein Herz gehört, dann bleibe ich unverheiratet. Ich entehre keinen Mann mit trügerischen Ekegelübden." „Honora „Es mag sein, daß ich niemals glücklich werde, aber ich werde auch niemals eine niedrige Handlung begehen. Das kannst du selbst nicht von mir wünschen. Du, die du aus Liebe ge heiratet, mußt eS doch verstehen, daß eine Frau jeden Anspruch auf Achtung verliert, wenn fie einem Manne Liebe schwört, während ihr Herz bei einem andern wellt. daß er mir nicht gestattete, auf Kosten eines un dankbaren Feiglings das schönste Wesen der Welt der Vernichtung anheim fallen zu lassen." Und nun, Mama, sage mir, ob du mich dafür tadelst, daß ich einem solchem Manne mein Herz geschenkt, und daß ich das, was ich diesem Helden gewidmet, niemals einem anderen zu geben vermag?" Die Mutter schwieg — schwieg lange. War cs vor Entsetzen über die Mitteilung einer Ge fahr, von welcher sie in diesem Umfange noch niäM gewußt? Oder waren ihre Gedanken mit ihrer eigenen Vergangenheit und den damit verbundenen Geheimnissen von Blut und Ent setze» angefüllt?" „Mein .Kind! Mein Kind! Mein Kind!" schrie fie endlich auf, und man hörte, daß dieser Schrei aus blutendem Herzen kam. „Es währte nicht lange, liebste Mama, bis er in Erfahrung gebracht, wer ich sei. Die Auf merksamkeit, welche er mir widmete, war artig und rücksichtsvoll und ich war glücklich bis zu dem Augenblicke, wo du und Papa unsere Ver bindung, welche für mich alles Glück der Welt entbielt, mit mißliebigen Blicken bettachtetest. 3ch konnte das nicht begreifen und ebensowenig unsere schleunige Abreise von Frankreich und unsere geheime Fahrt hierher. Mir ist das alles ein Rätsel; aber dein Wille ist mein Wllle und ich wage nicht, mich zu beklagen." „Du liebes, unverdorbenes Herz!" erklang « v«i den Lippen der Mutter. „Wollte Gott — »Was, liebe Mama?" < ein Geringerer, als der Marquis Roche-Guyon dein Herz gewonnen hätte." „Aber —" „Du heiratetest aus Liebe, nicht wahr, süße Mama? Es macht mich dieses Bewußtsein so glücklich. Ich denke gern, daß Papa niemals eine andere in der Welt liebte, als dich, und du von dem ersten Augenblicke an, wo du ihn sahst, wußtest, daß er der einzige sei, der im stände wäre, alles Edle und Gute, das in dir schlummerte, zu wecken. Es ist so süß, dich mit einem so romantischen Zauber zu umhülleu, Mama. Obgleich du länger als sechzehn Jahre verheiratet bist — ach, wie alt ich schon bin — sehe ich dich doch noch häufig sitzen und Papa lange, lange Zeit anblicken, ohne zu sprechen; und wenn du dabei auch nicht lächelst, so denke nicht mehr. „Kind, ich habe niemals einen glück- jch doch: „Sic gedenkt der Tage, wo das Leben j lichen Tag gekannt. Welchen romantischen nur Freude für fie war, well es nur Liebe Schleier du auch nm mich gewebt hast, ich habe Aon Nah und Fern. Breslau. Am Grabe des Herzogs Wilhelm von Württemberg wird die Erinnerung wieder »ach, daß er als Oberhaupt der herzoglichen Familie Württemberg vor 16 Jahren vorurteils- stei genug war, die Bitten seiner jüngsten Nichte, Prinzessin Pauline, Schwester des verstorbenen Herzogs Eugen von Württemberg, zu erfüllen und die Einwilligung zu ihrer Vermählung mit einem bürgerlichen Arzte, dem Dr. Willim in Breslau, zu geben. Sie hatte den jungen Doktor im Schloß zu Karlsruhe am Kranken bett ihrer Mutter kennen gelernt und ihre Ab sicht kundgegeben, ihrer Neigung zu folgen, wenn fie auch auf Namen und Standesrechte einer württembergischen Prinzessin verzichten müsse. Sie nahm den Namen v. Kirchbach an. Die Vermählung wurde in der kleinen Kirche zu Karlsruhe vollzogen. Der nun verstorbene Herzog führte seine Nichte selbst an den Altar. Als Frau Dr. Willim weilte fie nur selten noch «n Schloß Karlsruhe, nach dem 1891 erfolgten Dod« ihrer Mutter nicht mehr. Frau Dr. Willim hat einen fünfzehnjährigen Sohn und zwei jüngere Töchter. Gera. Bei einem Eisenbahnzusammenstoß bei Weißenborn find sechs Bahnbeamte und stuf Passagiere leicht verletzt worden. Der Schaffner Körner-Chemnitz wurde getötet. Der Materialschaden ist bedeutend. Düsseldorf. Die Wittwe Rosa Blum, welche sich vom Blumenhandel ernährte uud wegen ihres hohen Alters auch Armen-Unter stützung erhielt, erstattete der Polizei Meldung von dem Verluste ihrer beiden Sparkassenbücher von zusammen 10000 Mk. Bei Durchsuchung ihrer Wohnung wurden die Bücher in Lumpen gefunden. Die Stadt wird das als Unterstützung gezahlte Geld zurückfordern. Hamburg. Der zu 12 Jahren Zuchthaus vom Schwurgericht in Altona verurteilte Schlächter Suschk, der seine Geliebte Emilie Zarost im Juli erschossen hatte, erhängte sich in der Ge fängniszelle. Köslin. Auf dem Gut Woltersdorf va, fierte ein schwerer Unglücksfall: Während des Betriebes zersprang das große Schwung rad der Häckselmaschine, die herumfliegenden Asenstücke zerschmetterten einem Arbeiter den Kopf, er war sofort tot; fie zerschlugen ferner einem zweiten beide Arme, er verstarb nach kurzer Zeit, mehrere Leute wurden leicht verletzt. Giehen. Dem Wagenputzer Wenzel wur den am Mittwoch abend 9 Uhr im Bahnhof beim Rangieren beide Beine unterhalb des Kniees abgefahren. Der Schwerverletzte, der außerdem noch einen Schädelbruch erlitt, wurde in die Klinik gebracht, wo ihm die Beine amputiert wurden. Wiesbaden. Die Leichen des Leutnants Pfeiffer und seiner Braut wurden nach Mainz übergcführt. Die Militärbehörde traf zum Zwecke der Untersuchung hier ein. Die Ursache des Dramas ist nunmehr aufgeklärt. Die Ver heiratung der beiden Liebenden erschien unmög- Kch, da eine nächste Verwandte der Braut in- solge eines Fehltritts ihrem Leben ein Ende ge- macht hat. Angesichts der Unmöglichkeit, sich für immer anzugehörcn, beschlossen beide Liebende, gemeinsam in den Tod zu gehen. Aittaa. Ein bei einem hiesigen Geschäfts mann beschäftigter Kutscher wurde auf dem Grundstück seines Arbeitgebers erhängt auf gefunden. Der Bedauernswerte hat den Selbst mord vermutlich aus Furcht vor Strafe be gangen. Vor einigen Tagen hatte er nämlich das Unglück, in Großschönau eine Frau zu über fahren, wobei dieselbe schwere Verletzungen erlitt. Wegen dieses von ihm verursachten Unfalles wurde der Kutscher vernommen, kurze Zeit darauf beging er den Selbstmord. München. Kaiserin Elisabeth von Oester reich, eine Tochter des Herzogs Max in Bayern, liebt es bekanntlich, zuweilen unbemerkt in bürgerlichen Gastlokalen sich umzusehen. Bei ihrem letzten Hiersein in voriger Woche hat die Kaiserin einmal ein Spanferkel speisen wollen, in welcher Speise das Restaurant Platz! einen Ruf hat. Gewöhnlich kommt der Spanferkel ¬ braten erst abends auf den Tisch. Um unge stört zu sein, bestellte sich die Kaiserin — uner kannt — am Freitag abend in Begleitung einer Hofdame für Samstag mittag ein gebratenes Spanferkel. Samstag mittag erschien die Be stellerin auch pünktlich zu dem Schmaus und verblieb mit ihrer Hofdame zwei Stunden im Restaurant. Nürnberg. Am Sonntag wollte eine Jagd gesellschaft am Moritzberg einen Dachsbau aus- yehmen, wobei ein Nürnberger Herr einem Hund, der nicht parierte, mit dem Gewehr einen Stoß versetzen wollte. Hierbei entlud sich das Gewehr und traf den Jäger so unglücklich, daß er seinen Geist aufgab. Bruchsal. Nach der.Breisgauer Ztg/ hat sich der vor einigen Monaten in Bruchsal flüchtig gewordene Notar Korn in Dar-es- Salaam den deutschen Behörden gestellt. Mosbach. In Eschelbronn wurde Kauf mann Ludwig Ernst, der Rechner des Dahrlehen- Kassenvereins, wegen Unterschlagung und Wechsel- fälschung flüchtig, aber bald darauf verhaftet. Da die Kasse eine solche mit unbeschränkter Haft pflicht ist, werden zahlreiche Mitglieder schwer geschädigt sein. Biel. Bei einem Wirtshausstteit in Pery schlugen vier Italiener die Lampen herunter und stachen in der Dunkelheit mehrere Bürger nieder. Zwei Familienväter find ihren Wunden erlegen, drei Gäste und der Wirt sind schwer verwundet. Die Thater wurden verhaftet. London. Der Minister des Jnnem hat die am letzten Freitag wegen Stehlens von wertvollen Pelzen und anderer Sachen aus ver schiedenen Läden des Londoner Wcstends zu drei Monaten Gefängnis verurteilte wohlhabende Amerikanerin Frau Castle begnadigt. Hervor ragende Gefängnis- und Irrenärzte geben ihr Gutachten dahin ab, daß die Frau an ununter drückbarer Kleptomanie leide. Ihr Gemahl wird fie ungesäumt nach Amerika zurückbringen. Kopenhagen. In der Wohnung des ver hafteten deutschen Anarchisten Glaab hat die Polizei einen eigentümlichen Fund gemacht. Sie entdeckte nämlich eine vollständige Porträtsamm lung dänischer und ftemder Geheimpolizisten. Jedes Bild ist auf der Rückseite mit genauen Mittellungen über den Betreffenden versehen und enthält z. B. eine Beschreibung seines Aeußereu. Mitteilungen über seinen Charakter, seine Tüchtigkeit u. s. w. So liest man auf mehreren der Bilder: „sehr gefährlich", „wird in geheimen Missionen benutzt", „immer lächelnd" rc. Wie der deutsche Anarchist sich diese Bilder ver schafft hat, ist noch nicht aufgeklärt. Durch diese Sammlung sollten wahrscheinlich die ge fährlichsten Geheimpolizisten den Anarchisten be kannt gemacht werden, damit sie jenen leichter aus dem Wege gehen könnten. Odessa. Eine Mordthat hat hier große Aufregung hervorgerufen. Der Militärarzt Solowjew überfiel den Artillerie-Leutnant Dem bowski in dessen Wohnung und tötete ihn durch fünf Revolverschüsse. Der Mörder ist verhaftet. Vermutlich liegt ein Racheakt vor. Belgrad. Andauernde Regengüsse haben im westlichen Serbien viele Ueberschwemmungen herbeigeführt. In Ljubovija richtete die Drina großen Schaden an; das dortige Bezirks gebäude steht zur Hälfte unter Wasser. Die Städte Uzice und Kragujewatz haben ebenfalls vom Hochwasser gelitten. Der Bahnverkehr zwischen Kragujewatz und Lapovo ist unter brochen. Der Regen dauert an; es wird be fürchtet, daß noch größerer Schaden entstehe. — Ebenso sind in Montenegro infolge großen Sturmes die Flüsse ausgetreten und haben weite Landstriche überschwemmt. Der Verkehr ist gänzlich unterbrochen. Der Skutari - See ist ebenfalls ausgetreten und hat die umliegenden Städte und Ortschaften unter Wasser gesetzt. Die Bevölkerung des Distrikts Zeta befindet sich in großer Gefahr. Die Zahl der verunglückten Personen ist noch nicht bekannt- der Schaden ist bedeutend. Fürst Nikita hat sich sofort nach den gefährdeten Orten begeben. Chicago. Ein Zug der Chicago and Aston Eisenbahn wurde dieser Tage von Banditen überfallen, zum Stillstand gebracht und dann der Expreßwaggon beraubt. Die Räuber nahmen verschiedene Pakete mit wertvollen Juwelen an sich und nur der Geistesgegenwart des Expreß- Agenten ist es zu danken, daß das im Kassen schrank vorhandene Geld gerettet wurde. Er warf nämlich, noch ehe er den Räubern die Waggonthür öffnete, sämtliche Geldpakete in einen nahestehenden Hübnerkorb, wo fie die Banditen übersahen. Nach vollbrachter That bestiegen die Räuber die Lokomotive und fuhren, den Zug mit den Passagieren und Beamten sitzen lassend, weg. Nachdem sie 3 Kilometer gefahren wären, verließen fie die Lokomotive und ver schwanden in der Dunkelheit. Gerichtshalle. Berlin. In dem Beleidigungsprozeß des Pastors Witte gegen den Hosprediger a. D. Stöcker wurde der letztere am Donnerstag zu 600 Mark Geldbuße ev. 40 Tagen Gefängnis verurteilt. Hamburg. Nach dreitägiger Verhandlung verurteilte das Landgericht den Erbauer des am 6. März eingeftürzten Hauses auf der Uhlen horst, Architekten Foßhag, zu zweieinhalb Jahr Gefängnis. München. Vor ungefähr sechs Wochen besuchte ein elegant gekleideter, vornehm aus- sehenger alter Herr, mit strammer militärischer Haltung verschiedene Juwelierläden in München und ließ sich stets eine größere Anzahl von Schmucksachen, Ringen, Armbändern ?c. vor legen, ohne daß er jedoch einen der Gegenstände gekauft hätte. Am 30. September kam der feine Herr in den Laden des Juweliers Bielmayer an der Residenz-Straße und ließ sich wieder siebzehn Stück Armreife vorlegen. Nachdem er mit Kennermiene die vorgelegte Ware gemustert hatte, sprach er sein Bedauem darüber aus, keinen Kauf abschließcn zu können, da ihm die Armreife nicht schwer genug wären. Nach dem Weggange des Herrn bemerkte jedoch der Juwe lier, daß ihm ein Armband im Werte von 24 Mark fehlte, und er machte sich sofort daran, den Herm — denn kein anderer konnte der Dieb sein — zu verfolgen. Es gelang ihm auch, denselben in dem Augenblick einzuholen, als er ein Caso betrat. Der Goldarbeiter folgte dem Herrn auf dem Fuße nach und verlangte von dem Verdächtigen direkt das gestohlene Armband. Diese Zumutung wies der elegant gekleidete Herr, der vorgab, ein höherer russischer Offizier a. D. zu sein, mit Entrüstung zurück. Bielmayer holte sodann einen Gendarm herbei, der den angeblichen Offizier aufforderte, mit ihm zur Polizcidirektion zu gehen, was dieser auch bereitwilligst that, weil sich der fatale Irrtum seines Verfolgers sofort aufllären müsse. Bei einer dort vorgenommenen Taschendurch suchung fand sich aber thatsächlich das ge stohlene Armband vor, außerdem aber auch eine große Anzahl Adreßkarten hiesiger und auswärtiger Juweliere. Dian ging daher nicht in der Annahme fehl, daß man in dem angeblichen russischen Oberst einen äußerst raffinierten Dieb erwischt habe, um so mehr als der alte Bursche mit aller Hartnäckigkeit alle Angaben über seine Personalien und seine Wohnung verweigerte. Den eifrigen Nach forschungen der Polizei gelang es jedoch, zu ermitteln, daß sich der Gauner unter dem falschen Namen Mich. Pollinar im Hotel „Kronprinz" eingemietct hatte. Eine dort vorgenommene Haus suchung sördene eine große Anzahl von Brillant ringen, Broschen, goldenen Rcmontoir-Uhren und anderer Wertgegenstände zu Tage, die der raffinierte Dieb wohl durch ähnliche Mani- mlationen an sich gebracht hatte. Nun bequemte sich der Verhaftete auch zu einem Geständnis und gab an, Michael Archangelowitsch zu heißen und in Südrußland geboren zu sein. Er ist verheiratet, lebt aber von seiner Frau getrennt und hat eine äußerst abenteuerliche Vergangen heit hinter sich. Er sei seit dem Krimkriege als russischer Oberst pensioniert, sei dann Eisenbahn beamter gewesen u. s. f. Der Dieb ist Genfer Bürger und find sonderbarerweise von seinen vier Kindern seit längerer Zell drei auf spurlose Weise verschwunden. Der Gauner, welcher vor gibt, an Kleptomanie zu leiden, ist 65 Jahre alt, hat vornehme Umgangsformen und tritt, wie gesagt, äußerst elegant auf. Der Amts anwalt bezeichnete den Dieb als einen äußerst raffinierten und sicherheitsgcfährlichen Hochstapler und internationalen Gauner, und beantragte für denselben wegen des Diebstahls ein Jahr Ge fängnis. Das Gericht verurteilte Archangelo- wilsch jedoch nur zu vier Monat Gefängnis. Brüssel. Der Staatsanwalt gab am Mitt woch sein Gutachten im Prozeß der Frau van Hecke gegen Major Lothaire ab. Danach sei Lolhaire des Bruches eines Eheversprechens klar überführt. Die Klägerin habe Anspruch auf Erstattung aller für die Heirat ihrer Tochter gemachten Ausgaben. Eine moralische Schädi gung könne dagegen nicht nach dem Geldpunkte taxiert werden. Die beste Lösung wäre die öffentliche Erklärung seitens des Verklagten, daß die Ehre der jungen Dame trotz seiner Hand» lungsweise unbefleckt sei. Das Urteil wird in 14 Tagen veröffentlicht werden. Kuntes Allerlei. Tierquälerei aus falsch angebracht« Fürsorge. Daß man den Pferden und Hunde», wenn fie bei kalt-m, stürmischen Wetter sich im Freien befinden, wollene Decken auslegt, sobald sie stille stehen, ist eine Wohlthat für dieselben. Aber zum Nachteil gereicht es den Tieren, wen» man aus lauter Wohlmeinen und Vorsicht fie schon während der Bewegung einhüllt. Dadurch wird die Ausdünstung der Haut verhindert und das Tier zieht sich leicht eine Erkältung, Rheu matismus oder andere Krankheit zu. Die zur Unzeit bewiesene Wohlthat hat nur Unbequem lichkeit und Schmerz im Gefolge. Was ist die Myrrhe ? Ueber die Myrrhe, die in Verbindung mit dem Weihrauch in der Bibel eine so große Rolle spielt, erschien kürzlich ein Aussatz in dem von der Ver waltung der königlichen Gatten in Kew bei London hcrausgcgebenen Bulletin. Es gibt verschiedene Sorten von Myrrhe, die einen m Afrika, die anderen in Arabien. Die afrika nische Myrrhe stammt von einer Palme Balsam- odendron Schimperi. Die arabische Myrrhe, von welcher es noch zwei bis drei Sorten in verschiedenen Gebieten des Landes gibt, ist be reits von dem berühmten Afrikareisende» Schweinsurth studiert worden. Mit Sicherheit ist es nachgewiescn, daß die Myrrhe unseres alten Testament gar keine Mynhe war. Das hebräische Wort ..mor" bedeutet nämlich nicht Myrrhe, sondern Balsam; während die Myrrhe ein fester und kaum aromatischer Körper ist, muß man unter dem Balsam der Jude« eine wohlriechende Flüssigkeit verstehen. Die Verwechslung kam daher, daß im arabischen die Myrrhe mit dem Worte „morr" bezeichnet wird. Der Balsam stammt von einer Palme. Die Myrrhe ist das Harz der oben erwähnte« Palmenart. Neue Strastenbefestigung. Mit der An lage ganz eigeniümlicher Straßen macht man gegenwärtig in Chicago den Anfang. Dort wurden nämlich die neu anzulegenden Straße» in ihrer ganzen Länge versuchsweise mit einem doppelten Gleise von fünf Zoll breiten Stahl platten, die an jedem Rande eine etwas erhöhte Kante haben, belegt und nur die Zwischenräume in der gewöhnlichen Weise chauffiert oder ge pflastert. Jedes der beiden Gleise ist nur für ias in einer Richtung fahrende Fuhrwerk be- timmt und hat die normale Breite wie bei mrS etwa die Pferdebahngleise, sodaß alle Geschirre üeselben benutzen können. Auf diese Weise sollen 'nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Büreaus von Richard Lüders in Görlitz) die Straßenausbcsserungen sehr vermindert werden, da diese Univcrsalgleise fast unverwüstlich find. Auf der anderen Seite können wiederum die Pferde fast die zehnfache Last als jetzt fort- bcwcgen bei verminderter Abnutzung der Wage» und der Tiere. Im Badeort. „Nein, dieser internationale Verkehr in unserem Badeort — denken Sie nur: diniert habe ich gestern mit zwei Eng ländern, im Lesezimmer traf ich zwei Franzosen, im Spcisesaal abends zwei Oesterreicher, mck als ich mich ins Bett legte, fand ich noch — ein paar Schwaben! . . , von der Stunde meiner Geburt an bis zur heutigen nicht einen Moment solches Entzücke« empfunden, wie du, als du den Charakter des Marquis sich so edel, so groß vor dir enthüllen sahst. Die größte Freude, die ich je gekannt, war, als du mir zum ersten Male in die Arme gelegt wurdest. Da allerdings fühlte ich einen kurzen, seligen Augenblick die Heiligkeit einer wahren, treuen Liebe. Ich sah auf dich, und mein Herz öffnete sich weit. Ach, es öffnete sich, um ebenso viel Schmerz aufzunehmen als Freude. Du hattest das Antlitz — Groß« Gott, was spreche ich? Diese Dunkelheit macht mich schwach, Honora. Zünde Licht an, Licht — nur irgend etwas, um mich vor dem Verlieren meines Verstandes zu bewahren." „O, Mutter, geliebte Mutter, du bist krank!" „Nein, ich bin nur schwach. Das bin ich stets, wenn ich mich deiner Geburt und der ersten darauf folgenden Tage erinnere. Ich war so überglücklich, etwas zu besitzen, das ich wirklich lieben konnte; so überfroh, zu fühlen, daß mein Herz schlug, und zu wissen, daß es für ein so unschuldiges, so süßes, so hilfloses Geschöpfche» schlug, wie du warst. Und wenn ich Stunden tiefster Dunkelheit und Qual zu durchlebe» hatte, würde ich nicht nun auch dein Lächeln und später deine Liebe haben? Kind, wenn mein Leben irgend etwas Gutes enthielt, und mitunter habe ich doch gedacht, daß dies der Fall war, so kam eS nur von dir, durch dich. Sei also überzeugt, daß ich dir jeden Schmerz ersparen würde, wenn cs in meiner Macht lüge. O, was würde ich dafür nicht alles wage«? ss re (Fortsetzung folgt >
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