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Allgemeiner Anzeiger : 11.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189611111
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- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-11
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Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.11.1896
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Voütische Nnndschan. Deutschland. * Nm Donnerstag nachmittag fuhr der Kaiser nach Pleß, woselbst am Freitag und den folgenden Tagen größere Jagden abgehalten wurden. * Das Befinden desGroßherzogsvon Baden bessert sich langsam, aber stetig. Die Wundheilung ist normal, die Nahrungsaufnahme und der Schlaf sind befriedigend. *Dcr,Hamb. Korrespondent" (nicht zu ver wechseln mit den ,Hamb. Nachr.') erklärt schein bar offiziös, daß nur der Reichskanzler (also damals Fürst Bismarck), der Staatssekretär des Auswärtigen und Graf Schuwalow (der frühere russische Botschafter in Berlin) um die deutsch russischen Geh eimverhandlungen gewußt hatten. * lieber die Verhandlungen des Bundesrats betreffs des Entwurfs der Militärstraf prozeßordnung verlautet, daß bis jetzt nicht alle Bundesregierungen mit der Einsetzung des obersten Militärgerichtshofcs einverstanden sind, der in dem Entwurf vorgesehen ist. Es ist aber klar, daß Einheitlichkeit der Recht sprechung im Heere ebenso, wie für die übrige Bevölkerung, ein Bestandteil der modernen Grundsätze der Rechtspflege ist, deren Durch führung zugesagt worden. Auch sonst sind — so schreibt die .Nationalzeitung' — die wesent lichen Prinzipien der bürgerlichen Strafprozeß ordnung in dem Entwurf durchgeführt, die Oeffentlichkeit des Verfahrens unbedingt für alle Fälle, in denen cs sich nicht um die Disziplin handelt, um Verstöße gegen dieselbe oder Ausschreitungen bei ihrer Handhabung. * Der Gesetzentwurf zu einer neuen Post dampfersubvention ist am Donnerstag im Bundesrat angenommen. Nach ihm soll der ,Berl. Corr.' zufolge dem „Norddeutschen Lloyd" für eine Erweiterung des ostasiatischen Post dampferdienstes durch Einrichtung einer vier- zehntägigen Verbindung mit China eine Erhöhung der Reichsunterstützung um jähr lich anderthalb Millionen Mark bewilligt und gleichzeitig die Unterhaltung des erweiterten Gesamtunternehmens unter Gewährung der so «höhten Beihilfe auf die Dauer bis zu fünfzehn Jahren übertragen werden. *Die Rcichsbank hat eine weitere Aus prägung von 20-Pfe nnig-Nickelmünzen beantragt, weil innerhalb der Kreise von Handel «nd Industrie Klagen über Mangel an dieser Münzsorte oder Wünsche nach einer Vermehrung ihrer Umlaufsmeuge laut geworden seien. Auf Veranlassung des Reichsschatzamtcs haben in dieser Beziehung Erhebungen ftattgcfunden, die nur zum Teil die Angaben der Rcichsbankver- waltung bestätigt zu haben scheinen. Vielfach wurde bestritten, daß ein Bedürfnis nach einer Vermehrung der Umlaufsmeuge der 20 Pfennig- Nickclmünze fühlbar geworden sei, da an deren Stelle sehr gut 10 Pfennigstücke verwendet werden könnten. Dagegen ist allgemein aner kannt worden, daß vor der 20 Pfcnnig-S ilber - münze der entsprechenden Nickelmünze der Vorzug gegeben werde, obgleich gegen letztere zeltend gemacht werde, daß sie zu leicht mit dem Einmark st ück verwechselt werden könne. *Die freisinnige Volkspartei bringt beim Reichstage drei Anträge bctr. das Duell wesen, die Begnadigung und den Vor gang in Karlsruhe ein. *Die beiden Reichstags-Ersatzwahlen in Mainz und inGießen, die am Donnerstag statlfanden, haben noch nicht zu einem Schluß- ergcbnis geführt; in beiden Wahlkreisen kommt der sozialdemokratische Kandidat in die Stich wahl : in Mainz mit dem Zentrums-, in Gießen wahrscheinlich mit dem nationalliberalen Kan didaten. * Aus Ostafrika ist auf drahtlichem Wege die Nachricht eingetroffcn, daß die Missio nare Karl Segebrok und Ewald Ovir in der Nacht vom 19. zum 20. vorigen Monats in Meru im Kilimandscharo-Gebiet von Einge borenen ermordet worden sind. Die beiden Missionare, die deutschen Ursprungs, aber, in Ingermanland geboren, russischer Staats-Ange- Hörigkeit find, wurden im Sommer vorigen Jahres von der Leipziger evangelischen Missions gesellschaft nach dem Kilimandscharo-Gebiet hinausgesandt und hatten sich erst vor kurzem nach der Gegend des Merubcrges zum Zweck der Anlegung einer Station begeben. Wie weiter gemeldet wird, ist eine Expedition unter deni Stationschef Kompanieführer Johannes zur Bestrafung der Mörder unterwegs. Frankreich. * Infolge der Weigerung der öffentlichen Kassen, ausländisches Kupfergeld anzunchmen, kam es Mittwoch abend in Mar seille zu ernsten Ruhestörungen. Viertausend Gewerbetreibende hielten eine Versammlung ab, in der die Negierung für die durch das Verbot entstandenen Unzuträglichkeiten verantwortlich gemacht wurde. Die Volksmenge zog sodann vor die Wechsler-Läden, wo ausländisches Kupfergeld nur mit bedeutendem Abzug ange nommen wird, und richtete Verwü st ungen in ihnen an. *Der Berichterstatter des ,Temps' in Port Said hatte mit dem früheren Generalrefidenten von Madagaskar Laroche eine Unter redung. Laroche bezeichnete sich als dasOpfer einer Verschwörung der Offiziere und erklärte die Meldungen von einem Ausstand auf Madagaskar für übertrieben. *Der ehemalige Munizipalrat Cottin, der frühere Präsident im Panama-Prozeß, hat sich erschossen. Man bringt diesen Selbst mord mit den angekündigten Enthüllungen Artons in Verbindung. Italien. * Das Schicksal der italienischen Ge fangenen in Afrika dürfte sich schon in kurzer Zeit zum guten wenden. Mehrere italienische Blätter melden übereinstimmend, daß an das Ministerium Telegramme gelangt sind, welche einen sicheren Erfolg der Mission des Ingenieurs Jlg in Aussicht stellen; die Gefangenen sollen alle ihren Familien wiedergegeben werden. Belgien. * Der Herzog und die Herzogin von Orleans treffen am 18. d. zu achttägigem Aufenthalt in Brüssel ein behufs Empfang eines roya'istischen Komitees. Von hier aus wird der Prätendent ein Manifest erlassen. Spanien. * Die Madrider Presse nimmt die Wahl Mac Kinleys günstig auf; sie spricht die Hoffnung aus, daß seine Politik weiser sein werde, als von dem demagogischen Bryan zu erwarten gewesen wäre. Ob das mit bezug auf Cuba zutrifft, muß sich erst ausweisen. *Eine Depesche aus Havana meldet: Starke Jnsurgentenbanden griffen das Fort Guiamaro an, dessen Kommandant die Ver teidigung aufgab. Die spanischen Truppen, deren Führung später ein Hauptmann übernahm, setzten sich jedoch wieder in den Besitz des Forts. Die Aufständischen hatten starke Ver luste, die Spanier halten 7 Tote und 22 Ver wundete, darunter 4 Offiziere. Rußland. *Nach einer Meldung aus Petersburg wird dort im Laufe des Winters der Besuch des Fürsten Nikolaus von M o n t e n e g r o er wartet, der in der russischen Hauptstadt als Gast des Zaren zwei bis drei Wochen verweilen dürfte. Balkanstaaten. *Der Sultan lehnt sich sehr energisch gegen etwaige Pläne, die Verwaltung der „Dette publique" (öffentliche Schuld) in eine europäische Kontrolle der türkischen Finanzen zu verwandeln, auf. (Selbstverständ lich, denn sonst wäre ihm ja die „türkische Wirt schaft" unmöglich!) * In Konstantinopel gibt es wieder lebhaftere Bewegung. Der Polizeimini st er Nazim-Paicha ist seines Amtes enthoben, an seine Stelle tritt Chefik-Bei, bisher Präsident des Kassationshofes. Ferner teilt eine amtliche Kundgebung mit, daß trotz des Protestes der Großmächte im Innern eine Zwangs anleihe behufs Ergänzung des Kriegs materials und Ankaufs von Waffen ausge- s schrieben sei. Es werden zu diesem Behuf Billets zu 5, 10, 30, 40 und 50 Piaster aus gegeben. Wer 1000 und mehr zeichnet, erhält eine Ordensauszcichnung. Den nichttürkischen Stambuler Blättern ist der Nachdruck der An kündigung verboten worden. Die Bevölkerung ist infolge davon sehr beunruhigt und befürchtet ernste Ereignisse. Amerika. *Die Silbermehrheit ist in einigen Minenstaat-n sehr groß, während das demokra tische Votum im Süden eine Abnahme zeigt. Es scheint, daß Mac Kinley mindestens eine Million Stimmen mehr erhalten hat, wie Bryan. Eine derartige Mehrheit ist seit dem Bürger kriege nicht mehr dagewescn. Alle Berichte be weisen, daß die Silberbewegung einen ent schiedenen Todesstoß erhalten hat. Die nörd lichen Demokraten, die der Regularität halber für Bryan eintraten, befürworten einen allge meinen demokratischen Parteitag, um ein neues Programm, das für die Goldwährung eintritt, anzunehmen. * Die Führer der Räuberbande, die in letzter Zeit im Innern Bahias mehrere von Italienern bewirtschaftete Landgüter plünderte, sind nach einer Mitteilung der brasi lianischen Behörden gefangen genommen worden. Volkswirtschaftliches. Es wurde bereits mitgeteilt, daß die Jahresberichte der Gewerbeaufsichtsbeamten für 1895 im Reichsamte des Innern zusammenge stellt worden sind und dem Bundesrate und dem Reichstage zugehen werden. Die Berichte teilen über die wirtschaftliche Lage des Jahres 1895 folgendes mit: Die Verhältnisse des Arbeitsmarktes und der Arbeits- und Verdienstgelcgenheit wurden durch den erfreulichen Aufschwung in der Industrie günstig beeinflußt. Während für die erste Jahres hälfte noch zum Teil die in einzelnen Bezirken früher beobachteten ungünstigen Verhältnisse fort dauerten, machte sich in der Folgezeit dank der Steigerung des inländischen Verbrauches und der lebhafter gewordenen Ausfuhrthätigkeit ein ziemlich ausgedehnter und anhaltender Aufschwung fühlbar. Nur in einer beschränkten Zahl von Aufsichtsbezirken wird in einzelnen Fabrikations- zwcigen auch am Schluffe des Berichtsjahres die wirtschaftliche Lage noch immer als unbe friedigend bezeichnet. In der überwiegenden Mehrzahl der Bezirke ist ein Ausgleich zwischen Arbeitsangebot und Nachfrage beobachtet wor den, Klagen über Arbeitslosigkeit in erheblichem Umfange traten nicht zu tage. In manchen Be zirken ist sogar ein Mangel an Arbeitskräften bemerkbar geworden. Die Entwickelung ist allen Anzeichen nach auch den handwerksmäßigen Unternehmungen wenigstens einigermaßen zu .gute gekommen. In dieser Hinsicht wird er wähnt, daß im allgemeinen eine Verlangsamung im Rückgänge der wirtschaftlichen Lage der Handwerksbetriebe eingetreten sei, daß gegen das Vorjahr eine Zunahme der Handwerksbetriebe mit über fünf Gehilfen, also eine gewisse Hebung gerade des Kleingewerbes, stattgefunden habe. Nicht minder dürfte die Hausindustrie aus der reichlicheren Arbeitsgelegenheit Nutzen gezogen haben. Daß ein Mangel an Arbeitskräften fühlbar wurde, heben die Berichte für Münster, Minden, Koblenz, Liegnitz, Oppeln, Sigmarin gen, Merseburg, Oberfranken, Pfalz, Chemnitz und Reuß ä. L. hervor. In den Be zirken Münster, Minden, Oberfranken, Neuß ä. L. war es die Textil - Industrie, in Minden auch die Zigarrenfabrikation, in Koblenz die Bimssteinhandindustrie, Merseburg dieZllcker- industrie, Chemnitz die Maschinenindustrie, worin die Nachfrage das Angebot von Arbeitskräften überwog. Im Auffichtsbezirke Pfalz fand sich Mangel an Arbeitskräften in der zweiten Hälfte und besonders zu Ende des Berichtsjahres in der Schuhindustrie von Pirmasens, ferner eben falls in der zweiten Hälfte des Jahres in einigen Zigarrenfabriken, dann in mehreren Ziegeleien, in den nicht in industriellen Orten gelegenen Blech- und Emaillierwarenfabriken und in einer Gießerei. Uon Unk und Fern. Hersfeld. Infolge der Verwundung und Tötung einiger französischer Soldaten drohte unserer Stadt vor 90 Jahren völlige Vernichtung, indem der damalige Franzosenkaiser Napoleon den Befehl gab, die Stadt zu plündern und an allen vier Ecken anzuzünden. Zur Ausführung war der Kommandant der badischen Jäger Oberstleutnannt Lingg von Lingenfeld beordert. Der edle Mann ließ im Einvernehmen mit dem Generalgouverneur Lagrange nur vier einzelne kleine Häuser niederbrennen und wußte, als er seinen Truppen die Plünderung auftragen mußte, dieselbe dennoch zu verhindern. Die Bürger feierten ihn deshalb als den Erretter Hersfelds, und der Platz, wo er den Plünderungsbefehl erteilte, zugleich aber seinen Jägern zu Herzen redete, wurde nach ihm der Lingg-Platz benannt. Jetzt wird ihm ein Denkmal zur ewigen Erinne rung errichtet und dasselbe soll am 8. November enthüllt werden. Wiesbaden. Dieser Tage ist hier der Postdirektor a. D. Herbst, ein bekannter Sonder ling, gestorben. Obwohl er ärmlich lebte, hat man in seinem Nachlasse Wertpapiere im Betrage von 312 000 Mark gefunden. Herbst war Vegetarianer, übertrieb aber diese Lebensweise, daß er an Entkräftung zu Grunde gegangen ist- Er war Witwer und kinderlos. Die Erbe« seiner beträchtlichen Hinterlassenschaft sind noch nicht bekannt. Bremen. Ein Mordversuch wurde in der Nacht zum 3. d. von den beiden Töchtern eines Kistenmachers im benachbarten Dorfe Woltmers hausen gegen den eigenen Vater verübt. Der Vater ist Witwer und beabsichtigte, sich seiner jüngeren Kinder wegen wieder zu verheiraten; dann hätten die beiden ältesten Töchter, 20 und 16 Jahre alt, das Haus verlassen müssen. Diese Voraussicht und Trübungen des Familienver hältnisses brachten die beiden Mädchen zu de« Entschluß, den Vater zu ermorden. Sie warfen dem Schlafenden eine aus einer Zeugleine ge fertigte Schlinge um den Hals und versuchten ihn am Bettpfosten zu erdrosseln. Glücklicher weise gelang es dem Manne, seine .Hand zwischen Hals und Schlinge zu bringen, und um Hilfe zu rufen, wodurch die Hausgenosse« geweckt wurden. Die beiden THSterinncn ließe« darauf vor Schreck von ihrem Opfer ab. Beide wurden verhaftet und haben ein Geständnis ihres Vorhabens abgelegt. Darmstadt. In der Nähe von Ebcrftadl wurde die schrecklich zugcrichtete Leiche eines aus diesem Orte gebürtigen Mädchens «> Walde aufgefunden. Der Leib war ausgeschnitten und der Körper auch in anderer Weise ve»' stümmelt. Das Kind wurde seit etwa zehn Tagen vermißt. Seine Stiefmutter soll mp geben, sic habe geglaubt, es habe sich zu Ver wandten nach dem benachbarten Pfungstadt be geben. Hoffentlich gelingt es, diesen schreckliche« Mord aufzu klären. Liegnitz. Der Kanonier Arlt vom Feld- artillerie-Reglment Nr. 20, welcher zur Artillerie« Schießschule in Jüterbogk kommandiert war, hatte, wie seiner Zeit gemeldet, das Unglück, i« Mai dieses Jahres beim Anfahren von Schiene» derart verletzt zu werden, daß er bald darauf verstarb. Den in Arnsdorf bei Liegnitz « dürftigen Verhältnissen lebenden Eltern des Per« storbenen ist nun jetzt auf ein diesbezügliches, an den Kaiser gerichtetes Immediatgesuch ei« Gnadengeschenk von 200 Mk. bewilligt worde«- Stettin. Der beim „Vulkan" beschäftigt Maler Rettinger ist in Bredow von den Arbeiter« Gebrüder Heidemann auf dem Wege nach seiner Wohnung ermordet und seines Arbeitslohnes i* Betrage von 70 Mk. beraubt worden. Die Thäter sind verduftet. Posen. Das Strafverfahren gegen de« Maler Mazurowitsch, der vor mehreren Monate« auf offener Straße den Schutzmann Ruhnke durch einen Revolverschuß in den Rücken schwer verletzt hatte, ist eingestellt worden, we» Mazurowitsch nach dem Gutachten des Ober« Medizinalkollegiums geistesgestört ist. Derselbe wurde aus dem Gefängnis entlassen und i« eine Irrenanstalt gebracht. Schuld und Sühne. 24s Roman von A. K. Green. iForUevung.) Und so geschah es. Als das Haus ruhig wurde und der Lichtschein von den Fenstern zu schwinden begann, da schlich ich mich wiederum auf meinen Posten und horchte — in einer Dunkelheit und Atmosphäre, welche mich zu jeder anderen Zeit meines Lebens in Schrecken versetzt hätten — auf die Unterhaltung im Eichen- zimmer. „O, Mama," lauteten die ersten Worte, die ich in englischer Sprache hörte, in der sie über haupt redeten, wenn sie durch etwas Besonderes bewegt oder erregt waren, „wenn du dich doch »ur erklären wnlltest! Wenn du mir doch nur sagen wolltest, weshalb du nicht wünschest, daß ich Briefe von ihm empfange! Aber dieses Schweigen — diese Liebe und dieses Schweigen töten mich! Ich. kann es nicht ertragen. Mir ist zu Mut wie einem verirrten Kinde, das in der Dunkelheit der Mutter Stimme hört, aber nicht weiß, wie es jener Stimme nach dem Zu fluchtsorte folgen soll, den die Stimme verheißt." „In früheren Zeiten genügte es, wenn die Töchter wußten, daß ihre Eltern irgend einer Sache entgegen waren; sie Pflegten nach Grün den nicht weiter zu fragen. Dein Vater hat dir gesagt, daß der Marquis kein geeigneter Gatte fiir dich sei, und erwartet, daß du dich mit dieser Erklärung zufrieden gibst. Habe ich ein Recht, mehr zu sagen, als er?" „Nicht das Recht, Mama. Ich appelliere auch sicht an dein Gefühl für das Recht, son dern an deine Liebe. Ich bin so furchtbar un glücklich. Der Frieden meines ganzen Lebens zittert in diesem Für und Wider. Du mußt es doch sehen, Mama — und du sichst es auch; und dennoch läßt du mich leiden, ohne mir einen Grund dafür anzugeben, weshalb ich leiden muß." Die Mutter schwieg. „Du siehst," fuhr die Tochter, wie eS schien, nach einem Moment vergeblichen Wartens fort, „obgleich meine Arme dich umschlingen und meine Wange sich gegen die deinige legt, daß du nicht sprechen willst. Wunderst du dich da, daß mir das Herz bricht, daß mir zu Mut ist, als möchte ich mein Gesicht gegen die Wand kehren und niemals wieder einen Menschen an sehen ?" „Ich wundere mich über nichts." War das Madames Stimme? Großer Gott! Welch' ein grenzenloser Jammer, welche unfaßbare Leidenschaft, welche hoffnungslose Verzweiflung! „Wenn er ein Unwürdiger wäre," rief jetzt wieder die Tochter, „wenn du mir irgend einen Fehler seines Charakters nennen könntest, oder sonst irgend etwas, das er entbehrt! Er ist reich, hat einen edlen Namen, ein so schönes Antlitz, daß ich euch beide, dich und Papa, ihn mit Bewunderung betrachten sah. Und find nicht auch seine Eigenschaften und sein Wesen über diejenigen aller junger Männer er haben, welche in unserem Hause verkehrten? Mama, Mama, du bist so gut, daß du ja Voll kommenheit von deinem Schwiegersöhne ver langen kannst; aber ist er dieser Vollkommen ¬ heit nicht so nahe, wie nur irgend ein Mann es sein kann? Sage es mir, o, sage es mir, liebste Mama, denn in meinen Träumen er scheint er mir doch stets so!" Ich hörte die Antwort, obgleich sie leise und mit augenscheinlicher Anstrengung gegeben wurde: „Der Marquis ist ein bewundernswerter junger Mann, aber wir haben einen anderen im Sinne, dessen Bestrebungen wir mehr be günstigen. Wir wünschen dich an Armand Thierry zu verheiraten." „Einen Ladeninhaber und Revolutionär! O, Mama!" „Deshalb brachten wir dich auch fort; des halb sind wir hier. Du sollst Gelegenheit finden, zur Einsicht zu kommen und erkennen zu lernen, daß die Ansichten der Eltern in solchen Sachen die richtigen sind und daß du uns bezüglich unserer Wahl vertrauen kannst. Ich versichere dir, unsere Gründe sind gute, wenn wir sie dir auch nicht mitteilen können. Es ist nicht aus Tyrannei." Hier brach die von peinlicher Qual zeugende Stimme ab und eine plötzliche Bewegung im Nebenzimmer ließ mich erkennen, daß die Mutter aufgestanden war. Jetzt hörte ich ihre Schritte im Zimmer auf und abgehen. „Daß es nicht Tyrannei ist, weiß ich," ant wortete die Tochter sanft. „Tyrannei wäre etwas, das ich begriffen häite. Aber es ist ein Ge heimnis und ein solches ist nicht leicht zu ver stehen. Weshalb hüllt ihr euch beide in ein solches Geheimnis? Was ist überhaupt in unserem einfachen Leben vorhanden, das Heim lichkeiten zwischen Personen, die sich so innig lieben, schaffen könnte? Ich sehe nichts, ich weiß nichts, und dennoch —" „Honora" — das Wort traf mich wie ei« Schlag. Honora! Großer Gott! War das der Name dieses jungen Mädchens ? „Du läßt deiner Einbildungskraft zu sehr die Zügel schießen. Du —" Das weitere verstand ich nicht. Ich dachte an den Namen, welchen ich soeben gehört, sann nach, ob mein Verdacht doch ein falsche sei. Sie würden niemals ihr Kind Honora genannt haben. Wer waren diese Frauen denn - Freunde der Dudleighs? Rächerinnen der Toten - Ich preßte mein Ohr dichter an die Wand. „Wir haben dich in Liebe behütet" — sag^ die Mutter, welche jedenfalls weiter gesprochen hatte, „wir haben dir alles gegeben, wonach d« verlangtest und was dein Sinn begehrte. Bo« dem Augenblick an, wo du geboren wurden, haben wir beide dich mit der ganzen Zärtliche« unserer Herzen überschüttet. Und alles, wa» wir dafür von dir verlangen, ist Vertrauen- Die harte Stimme — hart vor tiefer Bewegung bebte ein wenig bei diesem Worte, aber spra« es aus und fuhr fort: „Was wir für mw thun, Honora, und ferner für dich thun werden, geschieht nur zu deinem Besten. Willst du m» das nicht glauben?" Diese letzte Frage war in leidenschaftliche Tone gesprochen. Die Tochter schien gcmhn- denn ihre Stimme schluchzte, als sie antworte! - „Ja, ja; aber weshalb klärt ihr mich h auf, wenn eure Gründe so überlegte und gcrech« sind? Die meisten Eltern verlangen von ihren Töchtern, daß sie Gutes thuu, ihr aber ! Schlc ! ilechlsant Lermöger Schulden «ngemeld< ein. Fe Mündcl- ! Jahren § imter un nimmt ai Lörse Un Sachsen er 4000 l Spro ist der S j seine Fra dieser Ta geliefert > lassendes Wür, ist bei der Schädelbr Der Phai sich in eii Münchcnc Nurn derger Al »an zwei Die „gliu Gewinnes ihnen die «bnehmen Tübi Fridolin Hördes s durch En! berg in wandelt t Bern hatte bei Freiburge hinterlegt, ist, so ver Kantonsg des Depo LouS die Leich Ipruch aln 1894 kam London h liefert, starben rrbeiters daß ein Hoxton »nd eins Nicht genl sich in hungerten In drei -bgeschlch befanden waren se Hause iho slonierte ( er verhuii Pension kl Arco des rechte Pale schleife ol sagt — , Bei einer Landwirt' landwirlfi ein Kassc gestellt, zügellose fälschte O Beträge leiten. 2 erklärte si zu ersetze Gelde un »eigte fick gehörte. 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