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weil ichs Mußt damals schon, das; er Schänd bringn würd Uber den Waldhos. Aber ich Habs wieder glassen, ich Narr — dacht, was kann der arme Wurm dafür, das; seine Mutter hat sterbn müssn — das liegt in Gottes Hand. Ich lieg ihn, wie er war, denn liebn könnt ich ihn nit — aber doch hab ich ihn als Sohn behandelt — und nun —" Der Waldhofbauer ballte grimmig eine Faust und seine Augen begannen zu sprühen, das; die Marei erschreckt zurückfuhr. „Jetzt hat ers doch than, wie mirs geahnt hat," sagte der Bauer Andres schwer ausatmend, „nnd ich wollt, ich Hütt ihn noch ein mal liegen vor mir in der Wiegen — beim Herrgott im Himmel — ich müßt, was ich thät!" „Waldbauer, nm Gottes willen, denkt, daß es Euer Kind ist, von dem Ihr redt —" ries die Marei mit gefalteten Händen. „Ich hab kein Kind mehr," sagte der Bauer mit tief ge furchten Augenbrauen, indem er die Arme über der Brust ver schränkte. „Doch — das ist kein Gspräch für Dich, Madel," fuhr er gleich darauf in milderem Tone fort, „ich weiß selbst nit, wie wir drauf kommen sind — es thut mir leid, Dich so lang unnötig ausghnltn z habu." Die Liebe macht stark, und so sand das schwache Mädchen, welches sonst ehrfurchtsvolle Scheu vor dem Waldhosbauern zu hegen gewohnt gewesen war, plötzlich den Mut, ein Wort zu Gunsten des Geliebten einzulegen. Sie war nicht besser als die anderen im Ort, und das Paschen schien ihr keine übergroße Süitdc. Daß der Mord nicht von Nazi begangen worden war, darauf hätte sie geschworen, denn der Bursch hatte es ihr ja da mals versichert in jener verhängnisschweren Abschiedsstunde. Warum also sollte der Waldhofbaucr unerbittlich sein gegen seinen Einzigen! Der Vater hatte vorhin bei seiner Heimkunft schon An deutungen fallen lassen, welche sie mit schwerer Kümmernis er- süllten — es erschien ihr in diesem Augenblicke als heilige Pflicht gegen den Geliebten, die ungewohnte weiche Gemütsregung des. Waldhosbauern, so lange dieselbe vorherrsche, zu benützen und ein Wort zu Gunsten des Burschen einzulegen. „Waldhofbaner," begann sie zaghaft, „wenn Ihr mir Ver- traun gschenkt habt, so laßt mich jetzt auch ein Mörtel reden." „Nun — und?" fragte der Bauer zurück, indem er sie er staunt ansah. „Seid nicht herb auf den Nazi — er — er ist büßt genug durch die Strns." Der Waldhofbaucr legte seine Stirn in finstere Falten. „Was kümmerts Dich, Madel," sagte er verweisend, „wie ich mit dem steh — der und ich, wir sind fertig mit nandr für dies Leben, denk ich." „Waldhofbauer, das dürft Ihr nit sagn, denkt, der Nazi ist Eur Fleisch und Blut." „Grad deSwegn hätt er nit Schänd machn dürsn, spar Dein Worte, Madel, des ist ein jeds z Viel." „Waldhofbaucr!" Die Marei hob flehend ihre gefalteten Hände zu ihm auf. „Ihr dürft nit so Hirt sein, denkt, er ist der Sohn für Euer toten Frau." Der Bauer starrte düsl.r vor sich hin. „Ja, ganz wohl," sagte er, „mit ihrem Mord hat er anfangn." „Bhüt Gott, Waldhofbaucr, des dürft Ihr nit sagn," rief das Mädchen mit wachsendem Mute, „der Nazi ist ihr Brmächtnis, will mich bdüuken, Ihr seid ihr Rechenschaft schuldig." „Die kann ich gebn zu einer jedn Zeit," unterbrach der Bauer sie, indem er sich stolz in die Höhe reckte. „Aber jetzt ists genug, Madel, ich Weiß nit, wie Ds wagst, mit mir über den Nazi zu rcdn, bist ein kecks Ding, so will ich Dir sagn, daß der Wald- hosbauer stolz ist aus sein Ehr, wer die bfchimpst, den kennt er nit oder er rächt sich an ihm, der Nazi ist leider Gotts mein Bub, ihn kenn ich nimmer!" Die Marei seufzte schwer auf und hoffnungslose Bedrängnis überzog ihre Seele von neuem. „Ja, Ihr habt ihn nit lieb, den Nazi," sagte sie mit unverhohlener Bitterkeit, „deshalb könnt Ihr auch so hart sein." Der Bauer hob rasch den Kopf nnd schaute das Mädchen mit einem durchdringenden Blicke an. „Und das wagst mir zu sagn, Madel?" meinte er staunend. „Ich sag noch viel mehr," ries die Marei überschäumend. „Der Schulmeister hat ganz recht ghabt, die Leut, die nit lachen, sind alleweil die Schlechtsten." Der Waldhofbauer hob unwillkürlich die Faust. Indessen ließ er dieselbe sofort wieder sinken und stieß ein kurzes Lachen aus. „Du gfallst mir, Madel," sagte er, indem er Kart zu der Marei trat und ihr beifällig mit der Hand auf die Schulter klopfte, „hast das Herz ans dem rechten Fleck und den Mund nit minder. Aber sag, wie kommts denn, daß der schlecht Kerl, der Nazi, Dich so verinteressiert?" fuhr er mit lauernder Frage fort. „Der Nazi ist kein schlechter Kerl, er hat Jugendmut, wer sagt, er sei schlecht, der ist justament selbst nit viel wert!" Das sprudelte alles so bei der Marei heraus, und dabei sah das Mädchen, welches einen geröteten Kopf im Eifer der Ver teidigung des Herzallerliebsten bekam, zum Entzücken aus. Der Waldhofbauer schaute sie dann auch mit wahrer Uebcr- raschung an. „Madel, ich glaub, in Dir könnt ich noch einmal jung wcrdn," sagte er treuherzig, nnd indem er ihr die Hand bot, fügte er hinzu: „Na, ich denk, wir haltn gute Frendschaft, was?" Aber die Marei schlug nicht ein. Ihr Trotz zerschmolz zu Thränen, und sie hob die Schürze vor die Augen. „Ich mag Euch gar nit leiden, wenn Ihr den Nazi nimmer mögt," schluchzte sie. Der Waldhofbaucr machte große Augen. „Krcuzstcrn, Madel, ich glaub gar, der Nichtsnutz, der Nazi hat Dirs —" „Nichts hat er, gar nix," rief die Marei dunkel erglühend' schnell dagegen, „aber ich kanns nur nit leidn, wenn ein Vater ein Bubn verstoß» will, der groß gwordn ist mit mir, besonders, der nit einmal nix dafür kann!" Der Waldhofbaucr klopfte ihr auf die Achsel. „Du bist ein gspaßig Ding," meinte er, „und ich wollt meiner Seel, Du ge- hörtst mein, aber des mit dem Nazi —" Die Marei wandte sich rasch zu dem Bauer und schaute ihn so flehend an, daß es ihm ganz eigen zu Mute ward. „Du bist ein Wetterhex, Madel," meinte er, „und ich will nur hoffn, daß Dir der Strick den Kopf nit verdreht hat, denn er ist Deiner nit wert." „Waldhofbaucr, er ist so gut, er ist nur ein bißchen leicht," sagte die Marei mit so überzeugender Wärme, daß der Bauer kurz auslnchen mußte. „Ein bißchn arg leicht, wills meinen," sagte er, „so leicht, daß er mein Sohn nit länger sein kann." „Waldhofbaner —!" flehte die Marei von neuem. „Mach mir den Kopf nit warm, Madel," wehrte der Bauer, „Madels, wie Du, haben sich nix z kümmern um Jungburschn, er ist mein Sohn nit länger und dabei bleibts. Will ers wieder wcrdn, so muß er sichs suchn z verdienen, wie das gschieht, das ist sein Sach, nit die mein, und jetzt Gott bfohln, Madel." „Das lohn Euch der liebe Gott," jagte die Marei mit treu herziger Einfachheit und beugte sich auf die schwielige Hand des Bauern nieder. In diesem Augenblick that sich die Thür aus und in der dämmerigen Stnbe erschien, eine Oellampe in der Hand, die alte Barbara. Die Marei sagte verschüchtert gute Nacht und huschte zur Thür hinaus, während die Alte ihr spöttisch nachblickte. „Na, des muß ich sagn," brummte sie vor sich hin, während sie den Tisch zu decken begann sür die Abendmahlzeit, „ich glaub, der Bauer will gar auf seine alten Tag —" „Halts Maul, Alte," wies der Bauer sie zur Ruhe, der ihre Anspielung verstanden hatte, „das jung lusüg Ding und ich, der ich zehnmal ihr Vater sein könnt!" Er brach ab und ging sinnend in der Stube auf und nieder. 3. Seit jenem Tage kam der Waldhofbaucr öfter einmal her über in den Mattenhof. Der Mattenbauer wußte es sich nicht recht zu erklären, wie er zu dieser Auszeichnung kam, und an- sanglich wollte ihn Wohl ein bängliches Gefühl beschleichen, wenn er den Bauer Andres in das Thor einbiegen sah. Er meinte immer, dieser wolle ihn mahnen wegen des geliehenen Kapitals, und der Mattenbauer konnte noch lange nicht an eine Rückzahlung denken, denn die fünfhundert Gulden waren rein draufgegangen sür Anschaffungen in der Wirtschaft. Seine beiden Schecken waren ihm gefallen nnd dann war die Ernte fast ganz ausgefallen und er hatte noch Korn dazu lausen müssen, alses auf das Frühjahr ging. So war denn von dem Darlehn nichts übrig geblieben, nnd der Mattenbauer hätte noch recht gut ein neues dazu brauchen können. Indessen der Waldhofbaner schien gar nichts von dem geliehenen Gelde zu wissen, und wenn der Mattenbauer nicht nach Art verzagter Schuldner bei jedem Besuche sich in tausendfachen Entschuldigungen erschöpft hätte, so wäre gar nicht die Rede auf das Kapital gekommen. Aber der Mattenbauer konnte sich nicht denken, daß der Andres zu ihm herüberkam, um mit ihm die Aussaat für das nächste Frühjahr zu besprechen oder ihm mitzuteilen, daß er sich ein neues Pferd zulegen wolle. Der Waldhofbaner, welcher ihm früher kaum einen knappen Gegengruß vergönnt hatte! Wenn sich der Andres deshalb auf die verräucherte Bank setzte, welche sich im Hintergründe des Zimmers unmittelbar vor dem mächtigen Kachel ofen befand und mit dem Strickknäuel der Marei zu spielen an fing, welche in der Regel auf einem niedrigen Schemel ihm gegen über saß und sonderbarer Weise mit dem ernsten, mächtigen Bauer ganz unbefangen zu scherzen und zu lachen Pflegte — dann wurde es dem Mattenbauer ganz siedend heiß zu Mute. Die Minuten stren a barml lieben, ertrag, dem a müssen — bat leid, d — ich „2 Matten er, „icl da giebt Z kur^ in die s Zrn i - wcrdn i „Ja, „Sv leinte der täuel in Micktc. 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