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Allgemeiner Anzeiger : 10.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189606100
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960610
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-10
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.06.1896
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schworenen, das dritte Mal mit Freisprechung. Inzwischen hatte das Prozebführen den armen Johnson aber zum Bankrott gebracht. Er drehte nun den Spieß um und verklagte seinen Än- kläger wegen böswilliger Verfolgung auf 100 000 Dollar Schadenersatz. Ein erstes Er kenntnis billigte ihm 3000, ein späteres sogar 7500 Dollar zu, allein beide wurden umge stoßen; endlich erstritt Johnson ein Urteil, das ihm 1000 Dollar zusprach. Damit war aber der ,Mlbcrprozeß" noch nicht zu Ende, denn nun stritt man weiter um die Prozeßkosten. Das oberste Gericht des Staates Iowa ent schied dann endgültig, daß die Gegner John sons alle Prozeßkosten zu bezahlen hätten, was wiederum deren Bankrott zur Folge hatte. So war denn das Ergebnis dieses zwanzigjährigen Prozesses der Ruin aller daran Betciliglcu — natürlich mit Ausnahme der Herren Advokaten! — Eine unliebsame Erfahrung hat die Ver waltung der Breslauer elektrischen Straßenbahn machen müssen. Ein Fahrgast, der ein großes Paket bei sich hatte, war gezwungen worden, für seine Bürde extra eine Fahrkarte zu lösen. Er beschwerte sich erfolglos und verklagte darauf die Gesellschaft. Diese wurde verurteilt, ihm die zehtt Pfennige herauszuzahlen, hatte außer dem aber noch — 76 Mk. für Gcrichrskosten und Rechtsanwaltsgcbühren zu cutrichten! — Zum Schluß sei noch ein ergötzlicher Rechtfall erwähul, den vor einiger Zeit der Richter Süner in New Jork zu entscheiden hatte. Die Schau spielerin Madeleine Shirley hatte bei einem Schuster ein paar Schuhe bestellt, wies die ab- gclicferten jedoch zurück, weil ihr Fuß darin nicht so zierlich aussühe, wie er wirklich sei. Dies geschah unmittelbar vor einer Vorstellung, in der sie an der betreffenden Bühne zum ersten Mal auftreten sollte; und da sie keine anderen von ihr für geeignet gehaltenen Schuhe zur Hand hatte, so weigerte sic sich aufzutreten, da bei einer solchen Gelegenheit vom Publikum olles sehr genau gemustert würde. Der Direktor be legte sie mit einer Strafe von 40 Dollar, und diese verlangte sie dann von dem Schuhmacher ersetz! — nebst weiteren 100 Dollar Entschädi gung „für ihre Erregung, die nachteilige Folgen hatte." Bei der Verhandlung streckte die Dame ihren wirklich sehr zierlichen Fuß zunächst ohne Schuhe vor. Mit dem Schuh gefiel das Füß- chem dem New Parker Salomo in der Thai be deutend weniger, und als sie nun diese Hülle gegen einen koketten Schuh eines andern Schuhmachers vertauschte, da war es um seinen Kollegen geschehen. Er wurde ohne Guadc ver urteilt. cr ,Börjck lt, daß t dem bq ch noch 1« ; Arnold D » in GelreV ;t, daß A lannssmnd»! eie weit cstcccke. W treisewrmV sic großW i sich qc» >er BccliiW »er die PrV ;er hat n»I ichtet, die 4 gestellt, S staben n« e AuswüM stne wettcrW l betrifft,« wn. AW > an SvclW wn der W als äuvM u, ich soM ichen, daM 's war aM n doch niD wotil VM »ehende pH fe brüchM wird iiiM wüchse SM chstag wiM lehrsteit aW ffcnmäßigH s für ein» noch uiit»W idels werM n gereiche« chtnng dH ung meinM BeschlüssM Ycr Boni« i mir saM wn BörseM e Art dM der LmiM lagt. igsplan lrdcnberg» als öffcnt entum anscmanL Blav wüll »önerunM uckanlagäl l Aulag^ ung. AI ur Ergässl Aatzes niE lansemansl ticrfür diH cmann ekl ) für dH sich sonV m einzH wllte abH ind HcH cktion ci<I las jedoH er Most! ängst dcH S handeltD imchr schied al>D lizei auM nmg de« stich gegctl so bealH ne Abs«h'I rdurch dH und somit , w full I lietcrn cr'I . Oktobckl s sondettl eie stützte ten ihren ianorama sich ihre heilere, war der d traurig ,slos da, »and und fle sie in e Arthur empfing rennung, i ng und I , wo siel hcn, sich i erz von I ber die I : Tasche, I ie kleine I um sich I sie ihre I atte nur I - ist es I ihn zu I geschah, I ulungen U i Atem: I liebtcr! I ist alles I Warum D mich so I raschen, D »weigen, r Hof. Oberhalb der Stadt wurden am Freitag früh Tausende und Abertausende toter Fische in der Saale gesunden. Bald waren Hunderte von Personen beschäftigt, die fluß abwärts treibenden toten oder dem Absterbcn nahen Fische mit Netzen und Körben aus der Saale zu entfernen. Als Ursache des großen Fischflerbens wurde festgestellt, daß der Inhalt des Klärbassins der Prof. A. Mitschcrlichschen Fabrik bei Moschendorf in die Saale abgelassen worden ist, wodurch das Saalewasser vergiftet wurde. Mctallgegcnstände, die ins Wasser ge halten wurden, kiesen sosort schwarz an, und den Leuten, die am Wasser zu arbeiten hatten, wurde übel. Die Fischereiberechtigten in der Saale wollen aus Entschädigung klagen. Außerdem wird die Faorikleitung jedenfalls noch eine emvfindliche Strafe bezahlen müssen. Der Direktor der Fabrik erklärt, daß er keinen Auftrag zur Mästung des Bassins erteilt habe; dasselbe müsse von einem Arbeiter oder einem Unbefugten geöffnet worden sein. Königsberg i. Pr. In dem an der Ost grenze der Provinz gelegenen Dorf Matznor- kehmcn sind 16 Gebäude uiedergebrannt. Die Onskasse ist mitvcrbrannt. Nur dem Umstande, daß 24 russische Grenzsoldaten unter Anführung eines Kapitäns über die Grenze kamen und energisch halfen, ist es zu verdanken, daß der übrige Teil des Dorfes gerettet wurde. Leobschütz. Der hiesige Stationskassen verwalter Kaßner vergiftete sich kurz vor der Kasscnrcvision, die einen Fehlbettag von 6000 Mark ergab. Stettin. Unter dumpfem Getöse stürzte am 3. d. nachmittags der Seitenflügel des Hauses Friedrich Karlstraße 1, in dessen drei Stockwerken sich Schlaf- und Ankleidezimmer und Badezimmer befanden, zusammen, die in den Räumen untergebrachten Sachen in den Trümmern begrabend. Nur das Dach des Gebäudes blieb infolge seiner festen Verbindung mit dem Vordcrgebäude hängen. Glücklicher weise ist kein Menschenleben bei diesem Unglück zu beklagen. Nur ein kleiner Hund ist unter den Tnimmcrn begraben vordem Die Ursache des Einsturzes ist wohl darin zu suchen, daß auf der benachbarten Baustelle Fundamente aus- gehoben worden sind. Stettin. Pastor Rauh ist nunmehr von Fiddichow in das Stetnner Landgerichtsgefängnis übenührt worden. Die unterschlage Summe soll sich auf 60—70 MO Mk. belaufen. Die Mitteilung verschiedener Blätter, daß Rauh einen großen Teil des Geldes zu Agitationszwecken verwendet habe, wird als unzutreffend bezeichnet. Strahburg. Im Alter von 102 Jahren ist in Hochfclden im Unter - Elsaß vor einigen Tagen der Ackerer Franz Giltig gestorben. Er war bis in seine letzten Lcbenstage hinein geistig und körperlich vollkommen rüstig; war er doch während seiner gesamten Lebenszeit nicht einmal genöiigt, eine Krankheit durchzumacheu. Wunder bar ist es, daß Giltigs Name weder in einem Zivilstandsregister noch in einem Kirchenbuch zu finden war; Giltig selbst wußte von seiner frühesten Lebenszeit nur soviel, daß er seiner Zeit in einem Alter von etwa einem Jahre in einer Scheune heimlich getauft worden war; weshalb dieser Akt nicht öffentlich vollzogen worden ist, darüber vermochte Giltig keinerlei Auskunft zu erteilen. Wahrscheinlich fällt die Zen seiner Geburt in jene traurige Periode der ttanzöpschen Revolution, als cs für ein todes- würdiges Verbrechen angesehen wurde, sich als Christ zu bekennen. Giltig, der hiernach wahr- lchcinlich im Jahre 1794 geboren ist, hat nicht weniger als vierzehn Herrschaften und Regie rungen erlebt; er sah fünfzehn Regierungs wechsel, lebte unter fünf Kaisern, drei Königen, einem Konsul, fünf demokratischen oder republi kanischen Staatsformen und während drei Revo lutionen. In der That, ein vielbewcgtes Leben, das seinen Abschluß gefunden hat. Speyer. In dem Dorfe Hardenburg ver brannten vier Kinder des Steinhauers Berger un Alter von 4, 5, 14, und 15 Jahren. Sie befanden sich im Hause, das ein Raub der Rammen wurde. Zossen. Der vor kurzer Zeit aus dem -neuste entlassene Chaussee-Aufseher Steinert denn nun gehörst du mir. Komme nur, komme 'chncll zum Vater, daß mir endlich das Ge heimnis von der Seele genommen wird. Warum sprichst du nicht? Liebst du mich nicht mehr? Wie ernst, wie elend du aussiehst! Bist du krank gewesen, mein Geliebter? Aber so rede doch, beruhige deine wilde Hummel, die es längst nicht mehr ist, ach, schon lange allen Frohsinn und alle Heiterkeit eingebüßt hat. Woher aber wußtest du, daß wir hier sind ? Es wurde doch erst kurz vor unserer Abreise geändert! Zog dich die Liebe hierher zu mir? Arthur, was fehlt dir?" Wie abwesend blickte er sie an, er ver stand nicht, was sie sagte. Zu plötzlich sah er sich ihr gegenüber, chr, an die er immer denken mußte, die beständig vor seinen Augen stand, nach der die Sehnsucht ihn verzehrte! — War sic es wirklich? Und wie kam sie hierher? Gerade jetzt, wo er kein Recht mehr hatte, an sic zu denken, wo er dem Augenblick so nahe war sein Adelen gegebenes Wort einzulösen. Unwillkürlich hatte er die Arme geöffnet, sie fest umschlossen und deckte ihren Mund mit leiden- sittlichen Küssen. Immer fester hielt er sie an fick acmcßt, immer heißer wurden seine Küste, noch aber hatte er kein Wort gesprochen. Was so"te cr ihr sagen, wie ihr klar machen, daß er wortbrüchig, ein Ehrloser sei? , Abcr Geliebter, du bist so sonderbar stille, so anders wie sonst. Ich rede ganz allein, du aast gar nichts. Sprich doch mit mir! Er hatte den Kopf abgewendct, sie konnte fein Gesicht nicht sekcn. „Sage mir doch daß du dich freust bei mir zu sein, daß ich jetzt mein Glück jedermann verkünden darf!" schlug seine junge Frau nach einem Streite mit eineni Beile nieder und schnitt ihr dann mit einem Rasiermesser die Schlagadern des Halses durch. Steinert selbst durchschnitt sich dann die Luftröhre. Die Frau ist tot, Steinert lebt noch, dürste aber nicht wieder aufkommen. Basel. Der Große Rat bewilligte mit großer Mehrheit den Kredit für die Herstellung einer Leichen-Verbrennungs-Anstalt. Nom. Ein grausiges Verbrechen ist in einem Vorwerk bei Sassan von einem Bauer begangen worden. Er hatte einen zwölstährigcn Hirten mit der Absicht, ihm seine Herde wegzu nehmen, lebend in^eine tiefe Erdspalte gestürzt und dann so viele Steine und Erde auf ihn ge worfen, bis der Unglückliche keinen Laut mehr von sich gab. Durch Zufall wurde die Leiche entdeckt. Ein Fuchs hatte sie teilweise ausge- scyarrt. Der Thäter ist bereits verhaftet. Als man ihn der Leiche seines Opfers gegenüber- stcllte, erbleichte er sichtlich, verwirrte sich in Widersprüche, bis er schließlich seine Unthat in allen ihren Einzelheiten eingestand. Wie die Aerzte feststellten, hat der Ermordete noch stunden lang in seinem Grabe gelebt und sich in der Verzweiflung die Hände zerbissen. Madrid. Zwei Knaben in Logrons, Brüder von neun und zwölf Jahren, stritten im Schulhofe um den Besitz von fünf Ceutimos (vier Pfennige), die der ältere mit einem anderen Schuljungen verbraucht hatte. In der Hitze des Streites brachte der jüngere Knabe seinem Bruder zwei lebensgefährliche Stiche mit einem . . . Dolch bei. Der kleine Mörder ver suchte sich darauf An den Kanal zu stürzen, aber mehrere Personen verhinderten den Selbstmord des hoffnungsvollen Burschen. Kairo. Die Cholera in Kairo und Alexan drien ist in der Abnahme begriffen. oers vorsichtig gewesen zu sein, daß sie in den zwischen ihnen und Bodin abgeschlossenen Ver trägen die Bedingung ausgenommen hatten, daß sämtliche von ihnen gelieferten Arbeiten ihr Eigentum bleibeu sollten, bis sie vollständig be zahlt seien, einerlei, ob sie bereits im Bau be festigt waren oder nicht. Bodin riet ihnen nun, von dem hieraus für sie erwachsenden Recht Ge brauch zu machen und so viele der von ihnen gelieferten Gegenstände aus dem Ban wieder herauszuholcn, bis sie für ihre Restforderungen gedeckt seien. Die angeklagtcn Handwerker folgten diesem Rate; eines Tages wurden die Oesen und Kochmaschinen wieder abgebrochen, die Thüren ausgehängt und Balkongitter und Schlösser wieder losgeschraubt. Die Lank stellte gegen die Angeklagten den Strafantrag. Das Haus wurde unter den Hammer gebracht, Voß erstand es für 129 5M Mk., so daß die Bank nicht geschädigt wurde. Nur Bodin will 30 000 Mark eigenes Geld in den Bau gesteckt haben, und ist jetzt ein ruinierter Mann. Staatsanwalt Wörmann beantragte die Freisprechung sämt licher Angeklagten, denn einesteils habe das Reichsgericht entschieden, daß einem Pfand gläubiger nicht ohne weiteres der Gewahrsam an den in einem Bau befindlichen Gegenständen zustehe, und andernteils hätten die Angeklagten nicht das Bewußtsein von der Rechtswidrigkeit ihrer Handlungsweise gehabt. Die Verteidiger führten aus, daß auf irgend einer Seite zweifellos ein wirtschaftliches Unrecht begangen fei. Eigentümer der Gegenstände sei aber Bodin und nicht die Bank gewesen und es sei doch nicht möglich, daß dieser die drei Ange klagten zu einer ihn schädigenden Handlung an gestiftet haben oder daß diese Handlung als strafbarer Eigennutz oder gar als Diebstahl aufgefaßt werden könne. Der Gerichtshof er kannte auf Freisprechung sämtlicher Angeklagten. Gerichts Halle. Berlin. Einen Beitrag zu den Berliner Bauverhältniffen lieferte die Verhandlung, die am Mittwoch vor der zweiten Strafkammer stattfand. Drei Handwerksmeister, der Schlosser- meister Karl Raich, der Töpfer Eduard Herzog und der Tischler Franz Liefrenz, sollten sich durch einen Akt der Selbsthilfe des strafbaren Eigennutzes schuldig gemacht und ihr eigener Auftraggeber, der Bauunternehmer Hermann Bodin, sollte sie dazu angestiftet haben. Die Angaben der vier Angeklagten deckten sich genau mit dem Ergebnis der Beweisaufnahme. Bodin hatte die Baustelle Gropius-Straße 2 erworben. Die Baugelder gab die Preußische Pfandbrief- Bank her. Nach vorheriger Schätzung wurde ein Feuerkassenwert von 200 000 Mk. angenommen. Hiervon wollte die Bank 70 Prozent, also 140 000 Mk. zahlen, eine Hypothek in dieser Höhe wurde sofort auf das Grundstück einge tragen. Vorher aber war noch eine bereits vor handene Hypothek von 36 000 Mk. zu löschen, fo daß für den Bau noch 104 OM Pik. ver blieben. Der Zimmermeister Voß, der die Zim merarbeiten lieferte, erhielt sämtliche Baugelder zediert und übernahm die Verpflichtung, hiervon die übrigen Handwerker nach Maßgabe der von Bodin ausgestellten Anweisungen zu befriedigen. Im Sommer v. war der Bau beinahe fertig. Die Bank ließ denselben jetzt durch den Bau meister Wohlgemuth abschätzcn und nun stellte sich heraus, daß der Bau nicht den erwarteten Feuerkaffenwert erreicht hatte. Die Bank, die bereits 123 5M Mk. Baugelder gegeben hatte, weigerte sich, weitere Zahlungen zu leisten, und nun faß Bodin und mit ihm seine Handwerker auf dem Trocknen. Da nun bereits eine Hypo thek von 140 OM Mk. für die Bank eingetragen war, so begaben die vier Angeklagten sich zu dem Bankdirektor und ersuchten ihn, die zu viel eingetragenen 16 500 Mk. löschen zu lassen, hiervon könnten dann die Handwerker befriedigt werden. Die Bank wollte hierauf nicht eingehcn (der als Zeuge vernommene Direktor bekundete im Termin, daß ein solcher Anttag schriftlich hätte eingereicht werden müssen), erklärte aber, daß sie bereit sei, das Grundstück bis zu 75 Pro zent des Fcuerkafscuwcrtes zu beleihen. Damit war den Angeklagten wenig geholfen. Mn hatten die Handwerker geglaubt, dadurch öeson- Charakteristische Prozesse. Ein Leipziger Blatt stellt einige charakte ristische Prozesse der letzten Jahrzehnte zu sammen: ein wahres Sündenregister entarteten Juristcntums. Der Prozeß um 5 Pfennige, der sich vor einiger Zeit an einem deutschen Gerichte abspielte, wird noch manchem in Er innerung sein. Kn Rechtsanwalt war in dieser unerquicklichen Zänkerei die „Seele des Ganzen": er hatte einen Prozeß verloren und schickte nun feinem Klienten, einem Ingenieur, eine Rech nung über 25 Mk. 10 Pf. Diesen Betrag er hielt er denn auch per Postanweisung, aber — der ahnungslose Absender hatte unterlassen, die 5 Pfennige Bestellgebühr für den Gcldbrief- träger bcizufügen. Der Anwalt erhielt »omit nur 25 Mk. 5 Pf. und teilte dem früheren Klienten mit, daß noch 5 Pfennige fehlten. Diese Mahnung nahm der Ingenieur jedoch nicht ernst und ließ sie daher unbeachtet. Bald darauf erschien der Gerichtsvollzieher, um die inzwischen durch Schreibgebühren und sonstige Kosten auf 2 Mk. 80 Pf. angewachsenen 5 Pf. einzutteiben. Der Ingenieur zahlte, meldete aber dann dem Vorstand der dortigen Anwaltskammer den Vorfall, indem cr der objektiven Darstellung des Sachverhalts seine, für den Rechtsanwalt wenig schmeichelhafte sub jektive Ansicht folgen ließ. Er bemerkte weiter hin noch, es sei die Sache des Anwalts ge wesen, die 5 Pf. in die Kostenrechnung mit ein- zusetzcn, und beschwerte sich wegen soforttger Vornahme der Pfändung um der 5 Pf. willen. Auf seine Eingabe wurde indessen der Bescheid, daß kein Grund vorliegc, auf dem Disziplinar wege gegen den Rechtsanwalt einzuschreitcn. Dieser stellte außerdem jetzt wegen der subjektiven Ansichten des Ingenieurs gegen ihn den Straf antrag. Der Beklagte wurde auch von der Strafkammer wegen Beleidigung zu einer Geld strafe von 50 Mk. verurteilt. Der Verurteilte legte Revision ein, die aber verworfen wurde. Der Buchstabe hatte gesiegt. — Berühmt ge worden ist auch der „Kälber-Prozeß", der sich in den siebziger Jahren in den Ver. Staaten von Nordamerika abspielte. Es handelte sich darin um vier Kälber, die ein wohlhabender Farmer namens Johnson gestohlen haben sollte. Das gegen ihn eingeleitete Gerichtsverfahren endete zweimal mit Nichteinigung der Gc- „Meine Bertha, mein Liebling," sagte er leise. „Arthur, mein Geliebter was hast du nur? Sieh mich doch an. Als wir uns trennten, warst du heiter und glücklich; warst du krank, bist du es noch ?" „Nicht*körperlich, mein Lieb, aber geistig!" "Hast du Sorgen oder vielleicht Schulden? Laß" mich tcilnehmen, ich werde Papa bitten, deine Schulden zu bezahlen! Ich will alles mit dir tragen!" War das ein Stöhnen, welches sie hörte? „Arthur!" rief sie erschreckt aus, „ich fürchte, du hast Kummer, laß mich daran teilnehmen. Jetzt trennen wir unS nicht mehr. — Aber du sprichst noch immer nicht so mit mir, wie ich mit dir. Liebst du mich nicht mehr?" , Mehr als mein Leben I O, wüßtest du —" ",So rede doch, sage mir, deiner Bertha, deinem zukünftigen Weibe, das dich so innig liebt, alles! So rede doch, Arthur!" „Ich habe mich von meinem Erstaunen, dich hier zu tr.ffen, noch nicht erholt." „Erstaunen? Wie?" Sie suchte ihm in die Augen zu sehen, heiße Liebe, aber auch eine chr unerklärliche Scheu blickte ihr daraus entgegen. „Kamst du nicht meinetwegen hierher? Du fanden doch den Brief in dem Baume?" »Nein, ich ahnte nicht, daß ich dich hier treffen wurde." . "Aber warum kamst du denn hierher? Willst du die Badec gebrauchen? Bist du noch krank? Setze dich hierher, wir wollen plaudern, du mußt mir alles lagen." „Bertha, Bertha halte ein, du märtest mich mit deinen Worten! „Ich martere », Arthur!? Ich verstehe dich nicht, — ich, die ihr Leben für dich lassen würde?" „Still, Liebling, um Gotteswillen nicht Wetter!" „Warum, Arthur? Warum soll ich nicht mit dir sprechen? Warum bist du so sonderbar, so still?" Sie zog ihn auf eine Bank nieder und lehnte sich liebkosend an ihn an. Er umfaßte sic leidenschaftlich, um sie im nächsten Augenblick heftig von sich zu stoßen und aufzusprinqcn. „Bertha, sieh mich nicht so fragend an, ich kann es nickt ertragen!" „Warum nicht? Jetzt, wo du da bist, ist doch alles gut, nun, so sprich doch!" Abermals wollte sie ihn zu sich auf die Bank ziehen, er stieß aber ihre Hand zurück und blieb vor ihr stehen. „Ich kann nicht, Bertha, ich bin ein Feigling; Gott verzeche mir — ich kann nicht sprechen!" „WaS ist es, Arthur? Bist du ängstlich, weil du mir sagtest, du seiest deS Verwalters Sohn, und es doch nicht wahr ist? Willst du mir nicht sagen, wer du eigentlich bist?" „Woher weißt du? Wer sagte dir das?" rief Arihur heftig. „Nicht böse sein, Geliebter, ich begegnete Herrn Hamek, fragte nach seinem Sohne und hörte, daß sein Otto gar nicht auf Waldheim gewesen sei. Warum hast du mich getäuscht?" „O, wäre das doch die einzige Täuschung, welche du mir zu vergeben hast!" rief der junge Mann schmerzlich; „aber ich muß dir nun alles sagen, länger darf ich dich nicht hintergehen! Ach, deine Verachtung ertragen zu müssen, ist Suntes Allerlei. Ein Nundgang der Berliner AuS- stcllungsbnmmler. „Ich bin schon zum fünften Mal hier draußen." — „„Dann haben Sie sich gewiß schon alles angesehen."" — „Ich glaube wohl; ich war im Ticrzirkus, in dem Spreewälder Restaurant, im Bürgerbräu, im „Bediene dich selbst", im Harem, im Negcrdorf, in der Zanzibar-Stadt, in der Bodega, bei mehreren Aschingers, bei Dressel, im Cafe Bauer, beim Kamelrciten, in der Moschee, bei der Damcnkapellc, bei den ungarischen Musikern und in sämtlichen Braustübcln von Alt-Bcrliu." — „„Waren Sic denn schon im Hauptgebäude?"" — „Nein; was ist d^m da zu sehen?" — „„Da ist ja die große Industrie-Ausstellung."" — „Was Sie sagen! Eine Industrie-Aus stellung ist auch hier vorhanden?" Die Damen Finnlands haben einen Verein gegründet, dessen Mtglieder sich ver pflichten, ihre Hüte weder mit Vogelfcdcrn, noch mit Vögeln zu schmücken. Dem Vereine ge hören bereits mehr als 11 OM Damen Finn lands an. Seclenwandernng. A.: „Glauben Sie an die Seelenwanderuug?" — B.: „Ich, nein, und Sie?" — A.: „Ich bin überzeugt davon!" — B.: „So, was waren Sic denn früher?" - A.: „Ein Esel!" - B.: „Wann?" - A.: „Als ich Ihnen zwanzig Dollar lieh!" Gutes Kennzeichen. „Ist dein Brüder chen schon wieder gesund?" — „Jawohl; er hat heute vom Papa schon wieder die ersten Prügel bekommen I" °><« °»------- eine harte Strafe. Bertha, mein Liebling, fluche mir nicht, ich bin deiner nicht wert!" „Das glaube ich nicht, du darfst nichts Schlechtes von dir selbst sagen. Ich liebe dich, magst du mir zu sagen haben, was du willst. Komm, setze dich zu mir und beichte." Sie sagte das scherzend, — ach, sie hatte keine Ahnung, was sie hören sollte. Er schlang den Arm um sie und drückte sie fest an sich. „Wohl das letzte Mal, Bertha, wir können uns nicht angchören, — ich kann dich nie mein Weib nennen, ich habe mein Wort einer anderen gegeben und muß es einlösen." „Was sagst du, Arthur ?" Bertha hatte das Gefühl, als ob sich die Bank, die ganze Welt mit ihr umdrehe; einen Augenblick hatte sic fast das Bewußtsein ver loren. „Bcrtha, Bertha, hörst du mich?" „Ja, ja," rief sie, „weiter, Wetter, nun will ich alles hören!" „Ich bin Graf Arthur Berkow!" „Graf Berkow? Der Verlobte von Fräu lein von Hamm? O, nun ist mir alles klar!" Sie befreite sich heftig aus seinen Armen, sprang auf und stellte sich zürnend und totenbleich vor ihn hin, während er das Gesicht in die Hände vergrub. „So spieltest du nur mit mir? Ich war dir gut genug, eine müßige Stunde auszufüllcn? Du heucheltest mir Liebe, mit dem Gedanken, mich zu verlassen, sobald dein Urlaub zu Ende war? Pfui, du bist schlecht, ehrlos! Nein, rühre mich nicht an, nie mehr," rief sie, als Arthur aufsprang und sie umfassen wollte. 3 lü tLonsevmig sotgt.»
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