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dahin vergehen, vielleicht werdens auch zwei Jahre, aber jetzt wird er ja wohl nicht mehr drängen. Sagen Sie ihm auch, daß ich allein in Ihrem Interesse und keineswegs in dem seinen diesen Schritt that, noch weniger aus Furcht vor seinen Drohungen. Auch das Geld, das Ihr Vater mir vorgeschossen hat, wird zurückgezahlt werden. Der Bankier Halenbeck wird ihm bestätigen, daß ich nach einigen Jahren eingeschränkten und zurückgezogenen Lebens in der Lage sein werde, meinen Hauptverpflichtungen zu genügen. Er soll sich daher keine Sorgen machen. Die Leute werden vielleicht allerlei über diese zurückgegangene Heirat reden: lassen Sie sich davon nicht ansechten. Sie dürfen einem jeden erzählen, daß ich überselig gewesen wäre, Sie ohne einen Pfennig Mitgist heimzusühren, wenn Sie mir nur einen kleinen Bruchteil der Liebe hätten widmen können, die Sie einem glücklicheren ausgehoben. Vielleicht finden Sie Gelegenheit, den Major von Winterberg zu sprechen; er ist mein Freund, und achtet Sie hoch. Zeigen Sie ihm dann diesen Brief und er wird Ihnen sagen, daß ich manches begangen habe, was dem Namen meines Hauses keine Ehre machte, daß ich aber, meiner letzten Handlung nach, doch kein ganz schlechter Mensch sein kann. Leben Sie wohl, teuerste Else! Aus dem Grunde meines Herzens rufe ich Ihnen zu: werden Sie glücklich! Der Wunsch ist aufrichtig; durch ihn habe ich den bösen Geist überwunden, der aus meinen leeren Taschen zu mir schrie und mich überreden wollte, nm jeden Preis Ihres Vaters Geld zu erlangen. Es kann sein, daß ich diesen Schritt bereuen werde, es ist sogar wahrscheinlich; was aber auch kommen mag, stets werde ich sein und bleiben Ihr wahrer Freund Fritz v. Zaruba." Als die Hochzeitsgäste sich von ihrem Erstaunen über diese Mitteilung nach und nach erholt hatten, bildete sich jeder seine eigene Meinung darüber. In den Augen der Frauen und Mädchen war die Handlungsweise des Barons einfach unverzeih lich. Die Verbindung sei ihm leid geworden, und nun mache er leere Ausreden, so sagten sie. Man bedauerte die arme Braut und erging sich in lauten Schmähungen gegen den ungetreuen Bräutigam. Der alte Krüssow wollte vor Zorn bersten; er suchte sich jedoch zu beherrschen und rang nach Worten, fand aber keine; nur ab und zu kamen abgebrochene, unzusammenhängende Ver wünschungen über seine Lippen. Else faltete den Brief langsam zusammen; ihre Angcn schwammen. Ihr war zu Mute, wie einem Verurteilten, dem aus dem Schaffst noch im letzten Augenblick die Begnadigung ver kündet wird. Das Uebermaß ihrer Freude überwältigte sie fast; trotzdem aber war sie auch nicht unempfindlich gegen die Demüti gung, die diese Erlösung mit sich brachte. „Vater," sagte sie ruhig, als dieser in ihre Nähe kam, „der Baron ist ein Ehrenmann. Er hat nur mein bestes im Auge ge habt. Ich bin ihm von Herzen dankbar." - Ein allgemeines Schweigen folgte diesen Worten. Man konnte nicht begreifen, wie die am schwersten Betroffene eine Ent schuldigung für den Sünder zu finden vermochte^ Krüssow ließ ein kurzes, hartes Lachen hören. „Na, wenn Du damit zufrieden bist," stieß er bitter und höhnisch hervor, „dann kann ichs ja auch sein." Er hätte noch viel mehr gesagt, wenn in diesem Augenblick nicht der alte Major von Winterberg in Begleitung einiger der Herren, die gestern Abend Zarubas Gäste gewesen waren, ins Haus gekommen wären. „Das ist Recht, Herr Major!" ries Krüssow dem alten Herrn entgegen. „Treten Sie näher und sehen Sie sich den Spaß an, den Ihr Freund, der Baron von Zaruba, sich heute mit uns ge macht hat!" „Wir haben noch keine Spur von ihm entdecken können," sagte der Major. „Wissen Sie bereits etwas näheres?" Else reichte ihm den Brief. Er nahm ihn, klemmte die gold gefaßten Gläser aus die Nase, las und schaute dann das Mädchen forschend an. „Verhält sich das so mit dem anderen, dem glücklicheren?" sragte er gedämpft. Elfe senkte den Kopf. „Ja," antwortete sie leise. „So, so, mein Töchterchen; so, so," sagte der alte Herr, ihr gütig die Wangen klopfend. „Ich will nicht erst wissen, warum Sie ihm dann doch Ihr Wort gegeben haben, aber ich meine, Zaruba hat gehandelt, wie ein Edelmann handeln mußte, wenn auch zu recht ungeeigneter Zeit — ja, zu recht ungeeigneter Zeit! „Der Ansicht sind Sie also auch?" rief der Müller. „Gewiß, lieber Müller Krüssow, der Ansicht bin ich, und bald werden Sie ebenso denken. Ich bin aber recht froh, daß ich rum weiß, was aus meinem Freunde geworden ist: wir hatten schon gefürchtet, es könnte ihm ein Unglück zugestotzen sein. In smgen Lagen werden wir nun wohl von ihm hören." Mögli .Ja, j. aruw .Was Entkommt, '«wi- Ja , «rabstürzen deiner Nec» „Was „Else „Nicht „Nein, vihr Gusla» "er Bräutu "daran verv „Das Seite. „Sie müssen mir einen großen Gefallen erweisen, Herr Rats herr," sagte sie. „Gern, Wenns in meinen Kräften steht." „Gustav Höhn soll wieder zurück sein, wie ich gehört habe." „Auch ich hörte so etwas; gesehen habe ich ihn aber auch nicht." „Möchten Sie ihm wohl diesen Bries bringen, damit er ihn liest? Und wollen Sie mir dann den Bries persönlich wieder zu- stcllen?" An dem Briefe lag ihr wenig, wohl aber lag ihr daran, zu tragen!" kmn er glä! Die Hochzeitsgäste nahmen schmunzelnd an der reich besetztes ! Tafel Platz, auch der Pastor blieb in der Mühle; der Major aber und seine Begleiter verabschiedeten sich und fuhren nach Karzigtza,.»,? zurück. Elfe legte ihre Hand aus den Arm des Ratsherrn. „Ich erfahren, was Gustav sagen würde, wenn er ihn gelesen und daraus ersehen hätte, daß ans der Hochzeit nichts geworden war. Der gutmütige Bankier sagte ihr die Erfüllung dieser Bitte zu. Er bedauerte das Mädchen und hätte ihr willig und gern- einen noch größeren Gefallen erwiesen. Außerdem freute er sich, der erste sein zu können, der dem braven Höhn eine Nachricht über brachte, die diesem doch sicherlich willkommen sein mußte ..... Else war allein. Niemand hatte ihr zugemutet, an dein Mahle teilzunehmen, und diese Rücksicht that ihr wohl. Sir entledigte sich des Brautkleides und warf sich aufs Bett. Es war ihr wirr im Kopf, die Schläfen pochten, sie vermochte keinen ge ordneten Gedanken zu fassen, und dabei wußte sie nicht, ob st lachen oder weinen sollte. Endlich that sie beides zugleich. 13. Der Ratsherr Halenbeck verließ die Gesellschaft in der Mühle bei Zeiten, um das Else gegebene Versprechen noch an demselben Nachmittage halten zn können. Die untcrgcbcnde Sonne warf ihre letzten Strahlen über die hügeligen Schueeselder, als sein Wagen ° vor dem Häuschen am Norderthor hielt. Die Witwe öffnete die Thür. „Guten Abend, Frau Höhn," rief der aus dem Wagen kletternde Ratsherr ihr munter zu. „Guten Abend," antwortete die Witwe. „Ich hörte Sie s kommen. Wollen Sie zu mir?" „Ja, auf ein paar Minuten," sagte er, dem Knechte aus den' Bock ein Wink gebend, umzuwenden. „Morgen werden wir Thau- Wetter haben. Nun, wie gehts Ihnen?" „Ich kann nicht klagen." „Und was macht Ihr Sohn?" - Sie waren ins Haus getreten und der Ratsherr schaute sich nach dem um, den er suchte. Die Witwe atmete aus, wie erleichtert. „Haben Sie ihn f denn nicht gesehen?" sragte sie. „Ich? Nein. Ich hörte, daß er wieder hier sei, und da bin ich gekommen, um ihm eine angenehme Neuigkeit zu bringen. Wo steckt er denn? — Gott erbarm sich, Frau! Ist Ihnen etwas?" Bei dem Schein des durch das Fenster leuchtenden Abend rots gewahrte er ihre trüben, tiefliegenden Augen und die Ver störtheit auf ihrem fonst so ruhigen und kalten Gesicht. „O, jetzt nicht mehr," versetzte sie. „Aber als Sie kamen, da fürchtete ich, Sie brächten mir die Nachricht, daß dem Gustav etwas zugestoßen sei." „Warum fürchteten Sie das?" „Ich habe mich um den Jungen geängstigt," antwortete st in ihrer gewohnten, gemessenen Art. „Er kam gestern so uner wartet zurück, und dann war er ganz außer sich wegen Else Krüssows Hochzeit. Zuletzt lies er in Sturm und Finsternis hin aus, ohne einen Bissen genossen zu haben; er versprach, bald wieder zu kommen, aber ich habe die ganze Nacht auf ihn ge wartet und dann heute noch den ganzen Tag, und er ist noch nicht da." „Deswegen brauchen Sie sich nicht so zu beunruhigen. Er wird weiter gegangen sein, als er anfangs beabsichtigte, und dann ist er die Nacht bei einem Bekannten geblieben. Sie wissen ja, der Gustav war von jeher hier herum überall zu Hause und wohl gelitten." „Aber jetzt ifts schon wieder Abend, und er kommt noch nicht." „Wer weiß, was ihn aushält. Morgen ist Weihnachten -- vielleicht ist er nach Reu-Stettin gefahren, um dort Einkäufe für Sie zu machen." „Na," sagte Krüssow mit seinem grimmen Lächeln, „wem wir nun doch keine Hochzeit haben sollen, so wollen wir wenigstens-'s, den Hochzeitsbraten nicht umkommen lassen. Bertha, laß aus - unS fchöi» Lache ih» nirgends I beschriebe! spielen; I wird. 2V früher ja! müssen."! Er I ihm ausrl der secl! „D. Ratsherr das hab seinen Z „D schäften eine Leh Gustav Er er die 4 lich stau möchte Ihnen etwas sagen," flüsterte sie ihm zu. rden Weg Er nickte lächelnd und folgte ihr in ein anderes Zimmers u Hier nahm sic hastig ihren Brautschmuck ab und warf ihn bei st