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Allgemeiner Anzeiger : 13.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189606131
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960613
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-13
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.06.1896
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- Direktor ch kcincsM , sondern^ Was unV könne, ussiellung. >cit Abbitte > mz anders b ungereK eines N ichen zu lrciscnden? daß man sens ErhckH habe gesiebt sagt, der M der Parias auf das t doch sonst, >ausfrcundc0 rden, die dH Lohnes ew^ Besser kanzler sel^ das neue? t, tbatsäM erscheinen, 1 lg führen. I gcr ausdrstH so öffnet ,keilen Thids werde man" etz überwa^j tailreisend^ itzbuben Wahrheit, As in die ed') ema Mittelst) die Feinde m könnten die Freist^ r Vortags Nationallid) Ssturm zu ießen; gar u Hohmlotz rbcfreiheit d geblieben? hters AuB NittelstandS! i. ildkons.) ietailreisen? e geschlossen rt. 1, wel» oat-KrankeN l vorschrcid Gefahren n ürchten sind üS zum Gek za versag ichen MM' timmung alt ortet eine >ur Hebung ' sei als di!' ff ihre fin-^ nein Wo<; hier vorges!" Praxis all ir blicken , Zug fester wn Munff i lgsam auil Hand und ' kann dir ' es auch trotzdeü Heiden unk ins fteaed, nögen. 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Nachdem im Laufe des Winters 'chon vielfach Pferde, Wertsachen »nd Eßwarcn in den verschiedensten Ortschaften durch Einbrüche gestohlen worden sind, sind in den letzten 14 Tagen 16 Einbrüche ausgeführl worden. In der Molkerei Frcywgsheim haben in der Nacht zum 5. Juni die Banditen mit dem dortigen Verwalter eine förmliche Schlacht geliefert. Erst nachdem dieser lO Rcvolvcrschüssc aus dem belagenen Fenster abgegeben und einen Banditen anscheinend verwundet hatte, zogen diese sich zurück. Anfangs 4, setzt schon 8 Mann, sagt man, besuchen sie nachts die Ortsschaften, die bei Tage von ihnen in harmloser Weite ausgckundschaftet und besichtigt werden. Meisten teils fahren dann nachts die Spitzbuben mit einem Fuhrwerk, dessen Pferd unlängst in Dziewna gestohlen worden sein soll. München. Dr. Sigl, der bekannte Prcußcn- fresier und Reichslagsabgcordnetc, sollte am Freitag in Kufstein in Tirol wegen eines gegen die Erzherzoge Karl Ludwig und Franz Ferdi nand gerichteten Artikels verhaftet werden. Sigl entfloh jedoch rechtzeitig nach Bayern und kann also nun im ,Vaterland' auf die Malefiz-Preußen ungestört weiter schimpfen. Stettin. Ein am 6. d. in später Abend stunde verübter Mord und Selbstmord erregen wegen des jugendlichen Alters der Thater Aus sehen. In der Bäckerei von Kasten am Rosen- ganen gerieten morgens die beiden Lehrlinge sti Streit; der jüngere Bursche wurde dabei tüchtig durchgeprügelt und drohte sofort, er werde den stärkeren Gegner erschießen. Nur zu bald machte er die Drohung wahr. Am Abend hatten die beiden Lehrlinge ihre Schlafkammer kaum ausgesucht, als die Hausbewohner durch zwei kurz hintereinander abgegebene Schüsse erschreckt wurden. Als sic Hinzueilien, lag der ältere Lehrling blutüberströmt auf dem Bette; ein aus nächster Nähe abgegebener Schuß hatte ihn sofort getötet. Der jugendliche Mörder, Otto Friedrich aus Garz, lag in nächster Nähe; er hatte nach der That die Waffe auf die eigene Brust gerichtet und sich eine schwere Verletzung beigcbracht. Budapest. Die Huldigungsfeierlichkeit, die sus Anlaß der ungarischen Tausendjahrfeier dem .König" Franz Joseph dargcbrachl wurde, brachte leider auch einige Unglückssälle. Der furchtbarste betraf den Neffen des verstorbenen Ministers Baroß. Derselbe ritt im Huldigungs- banderium; sein Pferd scheute, der Reiter stürzte und blieb mit zerschmettertem Schädel tot liegen. Paris. Jene alte Dame, Frau Dembourg, die durch die Rochefort zur Verfügung gestellten 100 000 Frank für die ausständigen Glasarbeiter von Earmaur die Gründung der „Gesellschaft der Arbcitcrglashüttc" ermöglichte — denn die von Jaurös und Genossen als Rachewerk gegen Rcsseguier geplante Hütte selbst ist noch immer nicht fertig und man hört überhaupt in letzter Zeit garnichts mehr von ihr, — ist gestorben. Die sozialistischen Blätter widmen ihr bewegte und begeisterte Nachrufe und erinnern daran, daß sic stets den ausständigen Arbeitern gegen die Arbeitgeber beigestandcn, so auch in dem Streik der Bergleute von Auzin, denen sie 10 000 Frank als Unterstützung zukommen ließ. Brüssel. Der Arbeiter Jacobs hat im Wahnsinn seine Frau und sieben Kinder mit Arsenik vergiftet und sodann sich selbst erhängt. Lüttich. Bei einem Kohlenhändler im nahen Boncelles suchte ein etwa SOjähriger Deutscher mit einer jungen Begleiterin Unterkommen für die Nacht. Am folgenden Morgen hörte der Kohlenhändler zwei Schüsse fallen; er eilte in datz Zimmer der Fremden und fand die beiden als Leichen. Die Untersuchung ergab, daß der Selbstmörder ein Westfale namens Karl Schür gens ist. Seine 22 jährige Begleiterin stammt aus Hagen. Briefe, die sich bei den Leichen fanden, deuten darauf hin, daß die Eltern des Mädchens einer Heirat desselben mit Schürgens sich widersetzt hatten. Die Barschaft der Lebens müden bestand aus etwa 50 Pfennig. Madrid. Ein Duell zwischen dem An wärter auf den französischen Thron, General Bourbon y Eastcllar, und dem Chefredakteur des .Jmparcial', Herrn Rafael Gaffet, dürfte demnächst in Madrid stattfindcn. Der.Jmparcial' hatte sich über einen Briefwechsel des Generals mit seinem Vetter Don Karlos lustig gemacht, worauf der Thronanwärtcr den Chefredakteur des Blattes öffentlich beschimpfte. Daher die Herausforderung zum Zweikampfe New 4)ork. Die zwischen deni nördlichen Europa und New Aork verkehrenden Schiffe haben große Schwierigkeiten durch Eisberge und Packeis zu gewärtigen, weshalb das hydro graphische Amt in Washington eine Warnung an die Schiffsführer ergehen läßt. Das Eis kommt in diesem Jahre in ungewöhnlicher Menge von den arktischen Gebieten, so daß die Küste von Neufundland seit längerer Zeit blockiert und der Hafen von St. Johns unzugänglich ist. Von Schiffsführern sind zahlreiche Meldungen über Eisberge eingclaufen, wogegen Packeis nicht so häufig beobachtet worden ist. Die Eisberge haben in diesem Jahre eine grünliche oder oft bläuliche Farbe, woraus man schließt, daß sic von den testen Eismasscn auf sehr hohen nörd lichen Breitegraden losgeriffen worden sind, was wieder darauf hindeutet, daß in diesen Gebieten eine verhältnismäßig milde Witterung ge herrscht hat. Chicago. Die Chicagoer Weltausstellung hat mit dem 24. Mai endgültig zu bestehen aufgchört. Die letzte Spur der „Weißen Stadt" ist nun verschwunden und der Jackson Park wieder an die städtischen Behörden übergeben. Nur drei Gebäude sind als Erinnerungen zurück geblieben: das deutsche Haus, welches das Reich der Stadt Chicago geschenkt hat, das Kunstgebäudc mit dem Field-Museum und das Kloster La Rabida, das zu einem Hospital um- gcbaut werden soll. Die geschäftliche Verwaltung der Weltausstellung besteht noch weiter, da die finanziellen Geschäfte noch zum Teil abzuwickeln sind. Es stehen noch mehr als 400 000 Dollar zur Verfügung, denen allerdings Ansprüche von einer Million gcgcnüberstehen. San Francisco. Die hiesigen Strafbehör den haben einen Steckbrief hinter dem früheren österreichischen Oberleutnant Joseph Blanther er lassen, der am 16. Mai abends in der Georg- straßc daselbst eine Frau Langfeld ermordet und ihr fünf Brillantringc geraubt hat. Blanther ist im Jahre 1850 zu Radkensburg in Steiermark geboren. Melbourne. Die australifchen Frauen haben soeben einen bemerkenswerten Sieg er- sochten. Zum ersten Male sind am Kranken haus in Melbourne zwei Damen als Aerztc angestellt worden. Der Sieg ist nicht ohne schweren Kampf erfochten worden. Es galt, sechs Plätze zu besetzen und aus der Zahl der Bewerber wurden neun zur engeren Wahl ge stellt. Darunter befanden sich zwei Damen, deren Zeugnisse sie unter die ersten sechs Be werber stellten und deren Wahl deshalb vom Komitee befürwortet wurde. Es fehlte nicht an Einwendungen. Die Mehrheit des Komitees erklärte jedoch, daß die Anstellung befähigter weiblicher Aerztc nur eine Sache der Gerechtig keit sei und daß die 600 Frauen, die alljährlich im Krankenhaus Hilfe suchten, einen Anspruch hätten, von Frauen behandelt zu werden. So wurden Frl. Dr. Gamble und Frl. Dr. Gieig mit 13 gegen 5 Stimmen angestcllt. Gerichtshalle. Kottbus. Die hiesige Strafkammer hatte eine Anzahl Arbeiter, die gelegentlich des Tuch macherstreiks einige „Streikbrecher" beleidigt und verletzt haben sollten, ziemlich hart verurteilt. Noch schlimmer ist es vor dem Schwurgericht anderen Kottbuser Arbeitern ergangen, die bei derselben Gelegenheit das Messer gebraucht Die betreffenden sechs jungen Leute — sie sind nicht über 23 Jahre alt — erhielten 2 bczw. 1 Jahr Zuchthaus und 9 bezw. 4 Monat Gefängnis. Schneidcmühl. Die Strafkammer ver urteilte den Eisenbahnschaffner Oskar Paris wegen grober Fahrlässigkeil im Dienst zu vier Monat Gefängnis. (Der Anklage liegt der EisenbahnuniaÜ vom 20. April, an welchem Tage P. Zugführerdienste zu versehen hatte, auf der Strecke Rogascn—Dratzig zu Grunde, wobei aut der Haliestellc Roska vier Personen ihr Leben verloren.) Zu der Katastrophe auf dem Chodynskifcld bei Moskau bringen jetzt russische Blätter noch einige Details. N. N. Behr, der Vorsitzende der Kommission zur Organisation der Volksbelustigungen während der Kaiscr- krönung, machte einem Mitarbeiter der,Nowosti' einige erwähnenswerte Mitteilungen. Gegen 5 Uhr morgens sei er auf dem ChodynSkifclde gewesen, da ihm telephonisch der enorme Zu drang von Volk gemeldet worden war. Die angesammelte Menge, die 200 000 Köpfe stark gewesen sein mochte, rückte immer näher an die Büffetts heran. Als er und sein Begleiter General Iwanow diese eng zusammengepreßte Menge erblickten, von der man nur die Köpfe sah, wurde ihnen schwül und General Iwanow sagte ein Unglück voraus; denn diese Menschen- massc in Ordnung zu halten, sei Physisch un möglich. Weder auf dem Festplatz, noch an den Büffetts war Polizei zu sehen. Mr etwa anderthalb Sotnien Kosaken standen dieser vor wärtsdrängenden Mcnschenmauer gegenüber. Der aus dem Lager herbeisprengende Bataillons- Kommandeur und der Kommandant des Lagers bestürmten Behr mit Fragen, was zu machen sei. Dieser wußte keine Antwort. Von einer Estrade aus war er dann Zeuge der nuu fol- geuden Vorgänge. Einzelne starke Personen machten sich in der Mcnschenmasse mit den Ell bogen Platz, schwangen sich auf die Köpfe der Nachbarn und eilten zu den Dächern der Büffetts. die bald mit Menschen besäet waren. Vor dem Volksfest während der Krönung Alexanders III. sei der damalige Oberpolizei meister Koslow mit dem General Orshewskij und einer Abteilung Polizisten und fast einer Division Truppen schon am Vorabend auf dem Festplatz gewesen, nm Maßnahmen zur Auf rechterhaltung der Ordnung zu treffen, daher auch die Massen in aller Ruhe und Ordnung die Gaben in Empfang nahmen und den Festplatz betraten. Als dieser gefüllt war, wurde nie mand mehr zugelassen. Ganz anders sei es diesmal gewesen. Oberst Wlassowsskij und die Polizei erschienen erst um 9 Uhr morgens, als schon das grausige Unglück geschehen war. Herr Behr weist jeden Vorwurf gegen sich und die Kommission zurück. Ihre Aufgabe sei nur das Arrangement des Festes gewesen, weiter nichts. Auch einige Aeußerungen des Entrepreneurs Forkatti verdienen Erwähnung. Die Glücklichen, die einen Krönungsbecher erobert hatten, stürzten zu den Bierfässern, und in einem Moment waren die Buden, in denen sie lagerten, um gestürzt. Auch da kam es zu einer Katastrophe, da die Buden am Rande eines Kanals standen, der gleichsam von Trancheen durchzogen ist. Polizei traf erst gegen 9 Uhr morgens ein, also nach der Katastrophe. Auch hat Wassermangel das Unglück noch vergrößert. Um die bewußt losen Menschen ins Bewußtsein zurückzurufen, fehlte es an Wasser. Die nicht großen Reser voire bei den Theatern hatten nur einen Krahn. Es war ganz natürlich, daß die durstigen Massen gewaltsam zu den Krähnen drangen und ! sie abdrehten, so daß das Wasser auslief. Für die Verwundeten gab es keinen Tropfen. Von den wiedererkannten Leichen gehört etwa ein Drittel der bäuerlichen Bevölkerung aus den Kreisen, die Hälfte den Fabrikarbeitern und der Rest der städtischen Bevölkerung Moskaus an.! Den privilegierten Ständen gehörten, soweit bisher festgcstelll werden konine, elf Opfer an, ! darunter ein reicher Raskolnik und eine furcht- ! bar verunstaltete Beamtenfrau. Unter den Opfern ! der Katastrophe befinden sich auch Deutsche und! Tataren. Dagegen ist von zweihundert Letten, die zusammen aut den Platz gekommen waren, nur einer verunglückt. Gemtinniihigrs. Krankenkost. Man wird nie fehlen, wenn man die Kost des Mauken bei akuien Uebeln auf gute, einfache Suppen (magere Rindfleisch-, Einbrcnn-, Milchsuppe und dergl., aber keine sogenannten Kraftsuppen) mit Semmelschnitten beschränkt und öfters am Tage etwas davon verabreicht. Als Getränke gebe man abge standenes Wasser, in welches eine geschnittene Semmel heiß cingcrührl worden, dünne Absude von Hafer, Gerste, Reis, Obst, auch Molken, Buttermilch und dergl. wenn der Kranke danach verlangt. Für die zu verabreichenden Quanti täten gibt meist die Eßlust des Kranken den besten Fingerzeig. Bei schwereren Erkrankungen ist die Diät natürlich durch den Arzt zu regeln. Beim HerauSnchmcn ver Radieschen hüte man sich, die Nachbarpflanzc zu entblößen, drücke evcntl. dieselbe test und bedecke dieselbe wieder mit Erde, da sonst die Ham an der entblößten Stelle leicht rissig wird und das Radieschen zu faulen ansängt. Schwarzen Taft zu waschen. Schwarzen Taft, wie alle schwarzseidenen Stoffe, streicht inan mit einem in Bier, Krauseminzwasser oder Branntwein getauchten Schwamm nach einer und derselben Richtung hin, rollt ihn dann zwischen zwei Tüchern und bügelt ihn, halb trocken, auf der linken Seite. Kuntes Allerlei. Der MittagSschlaf kleiner Kinder. Es ist Thatsachc, daß nicht selten kleine Kinder, welche am Nachmittage schlafen sollen, angc- kleidet in ihre Betten gelegt werden. Gewöhn lich geschieht dies aus Bequemlichkeit, damit die Kinder nicht aus- und angezogen werden müssen. Wenn es der Mutter bekannt wäre, wie schädlich diese Gewohnheit ihrem Liebling ist, so würde sie ganz gewiß nicht die Mühe scheuen, ihn zum Schlafen auszuzichen. Nament lich jetzt, wo die heiße Sommerszeit beginnt, ist das Ausziehen der Kinder beim Schlafen von ganz besonderer Wichtigkeit. Das Kind, welches in seinen Kleidern geschlafen hat, wacht vielfach vom Schweiß ermattet und erschöpft auf und ist deshalb, anstatt vom Schlaf erquickt, vielfach mißgestimmt. Die Bänder und Knöpfe der Kleider haben die Unterleibs- nnd Brust- organc, gepreßt und das Athemholen und die Verdauung erschwert. Es versäume deshalb keine Mutter, die Kinder auch beim Mittags schlaf ihrer Kleider zu entledigen, und achte darauf, daß dies niemals unterlassen werde. Fröhliche Kindergesichter beim Erwachen werden der Lohn für diese kleine Mühe sein. Ein Mittel gegen die Cholera soll in Paris entdeckt worden sein. Der Präsident des französischen Gesundheitsrats Proust hat einem Berichterstatter gegenüber erklärt, daß die Ent deckung eines Cholera-Impfstoffes nahezu ge wiß sei. Zu sicheren Schlußfolgerungen be rechtigende Versuche seien bereits gemacht worden; es erübrige nur noch, den endgültigen Versuch zu machen. — Wenn es nur nicht wieder eine große Enttäuschung wird! Macht der Gewohnheit. Der Pariser ,Figaro' erzählt: Ein neuernanmer Maire, der früher lange Jahre als Richter thätig war, voll zog unlängst die erste standesamtliche Trauung und richtete zum Schluß an die Neuvermählten die folgende Ansprache: „Sie sind nun durch das Gesetz ehelich vereint. Es bleibt Ihnen eine Frist von drei Tagen, um gegen dieses Urteil Berufung einzulegen." Fahrrad und Zigarrenverbrauch. Eine Fachzeitschrift behauptet, daß in Amerika im vorigen Jahre 70 Millionen Zigarren weniger verkauft worden seien. Grund sei die Ausbrei tung des Radfahrens. Gute Gelegenheit. Frau: „. . . Was, fünf Maß hast du schon? Aber Mann, jetzt denk' doch endlich an deine sechs Kinder!" — „Da hast du recht, Alte! . . . Kellnerin, noch a Maß!" Blicken entschwunden. Eine Zeitlang gab ihr die Entrüstung die Kraft, aufrecht und stolz weiter zu gehen, als sie sich aber vor 'einen Blicken geschützt wußte, wurde ihr Gang schleppend, wankend. Sie ließ sich auf eine Bank fallen und rang verzweiflungsvoll die Hände. — Zürnte sie ihm? Nein; daß er ne getäuscht, vergab sie, sie hatte aber den Glauben an ihr Ideal verloren. Arthur, ihr Geliebter, ihr Held, war falsch, falsch! Und sie, sie hatte ihn geküßt, hatte ihm ihre Liebe in lausend Worten und Handlungen ausgedrückt, während sie kein Recht dazu hatte. Er hatte ihr nicht gewehrt, ihr nicht sofort gesagt, daß er einer rudern gehöre! O, die Schande, die Schmach! Diese andere ja, wie sie diese Puppe haßte! „Armer Arthur! Glücklich wirst du nicht mit ihr, deine Strafe bleibt nicht aus! — Und ich kann ihn nicht haften, ich liebe ihn trotz allem!" , - . Lange, lange sag ge da, sie merkte nicht, daß die Sonne höher stieg, daß es glühend beiß wurde, sah nicht, wie einzelne Vorüber- aebendc sie erstaunt ansahen. Sie hatte nur den einen Wunsch, tot zu sem ; ohne den Ge- bebten alaubte sie das lange, lange Leben nicht mragen M können. „Bertha, endlich finde ich dich' Mem liebes Kind, wir suchen dich schon ieil länaerer Zeit, warum kamst du nicht nach vmr "" Onkel Rudolf stand vor ihr; er sah ausacregl, erhitzt vom raschen Gehen aus. Mein Gott Kind, waS ist dir geschehen? Komm, Navö änastigt sich so sehr um dich." Bertha wollte sich wortlos erheben, schwankte ober nnd wäre wohl ohne Rudolf zu Boden gestürzt. Vorsichtig ließ er sie auf die Bank nieder, setzte sich neben sie und schlang den Arm um sie. Sie barg ihren Kopf an seiner Schulter und schluchzte laut. Er ließ sie gewähren, und als sich der Sturm endlich legte und sie ruhiger wurde, bat er sie, ihm zu vertrauen, ihm zu sagen, waS sie quäle, waS ihr geschehen sei. „Du hast mir erst vor kurzem versprochen, mich als deinen Freund zu bettachten, willst du mir nun vertrauen? Der Vater ist krank, die Blutter fern, laß mich deinen Kummer testen!" „Onkel, lieber, guter Onkel, o, wüßtest du alles, du würdest mir zürnen; ach, ich kann eS dir nicht sagen und doch bücht mir das Herz, wenn ich mich gegen niemand aussprechen kann." Aufs neue brach sie in Thränen aus. Sieh Kind, lege deinen Kopf hierher, du brauchst mich gar nicht anzusehen. So, nun er leichtere dein Herz, teile mir deinen Kummer mit Vielleicht kann ich ihn lindem. „Nein, o nein, das kann niemand; ich bin entsetzlich unglücklich! Versprich mir, mich nicht zu tadeln, aber auch „Ihm" nicht zu zürnen — willst du?" .. »So, so," dachte Rudolf, „also ein „Er" ist me Ursache des Kummers. Das ist mir unange nehm und schmerzt — doch, wenn sie mir ver traut, so ist sch»,, ^was gewonnen!" — Laut er: „Gewiß nicht — ich enthalte mich aller Bemukungen, du sollst dein Herz erleichtern, Mich tcstnchmen lassen an dem, was dich schmerzt. Fange an, Kind, damit wir bald zu Ende kommen!" Leise, ost stockend und durch Thränen unter brochen, ost hochcrrötend und dann wieder toten- bleich werdend, teilte ihm Bertha die Geschichte ihrer Liebe mit. Nichts verheimlichte sie — war doch ihrer offenen Natur das Geheimnis schon lange eine Last gewesen — doch fand sie Büttel und Wege, den Geliebten so viel als möglich zu entschuldigen. Rudolf hatte Mühe, still zuzu hören, den Grafen nicht bei dem Namen zu neunen, den er verdiente. Schmerzlich zuckte sein Herz bei dem Gedanken, das Mädchen, das er im Arme hiett, für das sein Herz warm und treu schlug, und das er so gerne für sich errun gen hätte, habe sein Her^ einem andern geschenkt, und dieser andere sei ein Unwürdiger. Gewöhnt aber, sich in allen Lagen des Lebens zu be herrschen, that er dies auch jetzt, suchte Bertha zu trösten und zu ermutigen. Er machte ihr auf ihre Pflicht dem kranken Vater gegenüber auf merksam und bat sie, für ihn ihre Gesundheit und ihre Heiterkeit zu bewahren. Er betonte, daß sie ganz recht gehandelt, indem sie sich von dem Grafen für mmer getrennt habe, und daß sie suchen müsse ihn zu vergessen. „Du mußt auch dem Grafen gegenüber dich stark zeigen und ihm seine Pflicht zu erleichtern suchen, indem du deinen Schmerz unterdrückst. Lasse ihn nicht noch unglücklicher werden, als er sich bereits fühlt, indem du ihm zeigst, er habe auch dein Glück zerstör:; du bist so jung noch, hast so wenig von der Welt gesehen, — mit der Zett wirst du auch wieder Hüter und ruhig werden und später einen andern Mann glücklich machen." Schüttelte sie auch über die letzten Worte den Kopf, so erwiderte sie doch nichts; es hatte ihr so wohl gühan, einem teilnehmenden Herzen ihren Kummer mitteilen zu können. Mn sagte er ihr auch, weshalb er sie auf gesucht habe, und bat sie, sobald sie fähig dazu sü, mit ihm nach Hause zu gehen. „Als der Vater aufwachte, fühlte er sich weniger gut; bald nachher kam einer seiner ge wöhnlichen Anfälle. Derselbe war gegen sonst sehr heftig, obgleich nicht so lange anhaltend, hat aber den Vater so erschöpft und erregt, day Dr. Zimmer, der gleich zur Hand war und das Nötigste anordnete, ängstlich zu sein schien und ihm ein Opiat gab, um ihm Ruhe zu geben. Da ich dadurch entbehrlich war, ging ich dich zu holen; — ich meine, es sü besser, du bist jetzt bei dem Baler." Bertha sprang sofort auf. „Schnell, Onkel, laß uns eilen. Der arme, liebe Papa! Daß ich auch gerade weg sein mußte. Komm! O mein Gott!" Es klang wie der Schrei einer verwundeten, verzweiflungs- vollen Herzens, obgleich ihr Gesicht ruhig und ernst, aber totenbleich war. „Mut, mein Kind, es wird auch wieder besser, sowohl in deinem Herzen, als auch bei Papa. Jetzt aber muß Papa wicLec die Hauptperson sein." „Du hast recht, Onkel, wie immer! Hier meine Hand, ich will nicht wieder so egoistisch sein und nm an mich denken. Eilen wir!" Beüha flog mehr als sie ging den Berg herab, so daß Rudolf ihr kaum folgen konnte. Eine unerklärliche Angst trieb sie vorwärts. Immer zwei Stufen zugleich nehmend, stürmte sie die Vortreppe zum „Goethe" hinauf und lies fast dem jungen Alters, der eilig aus dem Hause treten wollte, in die Arme. A I« cFortjcpuugsolar.«
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