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Worum stehst Du nich up, mir alles " vergeben? als bis Du mir alles gethan." „Du büst mich Herr Hardt und sah kein schlechter Mensch Kielma heut A er kam Hardt gehen Verwalter. Und Johannes erhob schnell die rechte Hand. Es gl^ etwas darin. Ebenso schnell senkte er sie wieder. Ein du»" Knall. Fik Möllersch schrie laut auf. Johannes Hardt hatte in die rechte Schläfe geschossen. Lautlos taumelte er zurück brach zusammen; Fik Möllersch fing ihn aus und hielt ihn ' Er war in die Kniee gestmken; nun ruhte er an ihrer Brust,' ein letzter verklärter Blick innigster Liebe, glückseligster Zufrm heit traf ihr Auge. Der Arzt kam. Er konnte nicht Helsen. Johannes H" hatte sein Versprechen gehalten: er hatte nicht geschworen. Zug Ret In nannte i - nein, tchehen? liches se'' schwelgt« bekannt lebendig AÜ waren i weiter c gekehrt, sprechen geben, ' sinnend aufgetr hört hc sofort, V, entgege D verzerr 'hr schi sich ba! Feuer, ja so schnurrig, Johannes," entgej ihn von oben bis unten an. „Du gewesen, woll n bißchen lustig und b Jung, stah man blot up — noch iS jo nicks verloren — dat wird noch all wieder god." „Ne, Kork, dat s all ut," entgegnete Johannes tiestraurig und schwer seufzend und erhob sich. „Dat is to spät — to spät. Dat kann nich wieder gut werden. Böse Leute hebben uns ut- nanner schnackt un logen. Alls is ut, un ick bün de unglücklichste Minsch up de ganze Welt." „Un dorüm willst Du nu schwören, Hannes?" unterbrach ihn Karl Voß. „Dat kannst Du nich, Hannes, Du hcst Fiken jo de Eh verspraken, un nu willst Du Di abschwören? Thu dat nich, Hannes, thu dat nich. Wat Helpt Di dat, wenn Du schwörst un büst Dien Seelenseligkeit los? Schwör nich, Hannes." Karl Voß stand gerade vor ihm, faßte ihn an beiden Schultern und sah ihm mit seinen ehrlichen Augen, in denen Thränen schimmerten, in das bleiche, gramumflorte Antlitz. „Ick will nich schwören, Korl," erwiderte ihm Johannes, „ick will nich." „Aber Du gehst doch nach den Termin," meinte Karl Voß. „Aber schwören thu ick nich." „Wat seggt denn Dien Vadder, der jo all in dat ganze Dorf ramme trumpet hat, dat Du Dienen Prozeß gewinnst?" „Dat is mi egal, Korl," sagte Johannes. „Ick gewinn ok, Korl, aber schwören thu ich nich. Kumm, setz Di mal da. Ick will Di noch wat verteilen, ehe ick nah Koopmann Proschen geh." Beide setzten sich am Rande eines Weges an einem Abhang nieder, über den eine schöne Birke ihre langen luftigen Zweige wie einen Schleier hängte. „Wat ick Di nu seggen will," Hub Johannes an, nachdem er eine Weile über das Feld hinausgestarrt, während es über sein Gesicht zuckte und flog, „dat dürfst Du hüt keenen Menschen verzählen. Morgen kannst Du dat alle Leute seggen, denn bün ick weit weg un keener kann mi wat anhaben. Ick gah nich wieder zurück nah Vierkrögen, nah Sammerin kann ick ok nich wieder, Du siehst mi zum letzten Mal, ick gah weit weg — frag mi nich — sei ganz still." Aus der rechten Brusttasche nahm er das Paket und zog die sechs Scheine einzeln hervor. „Korl," fuhr er fort, „Poor hunnert Mark haw ick mi spart, mien Pferd haw ick verkäst, meine Schulden hew ick all betahlt, Schoster un Schnieder, Koopmann un Schmied, allens hew ick betahlt, von mi hat keen Minsch mehr wat zu fordern. Dies Geld fall Fiken hebben. Ick wullt ihr mit de Post hinschicken un mienen Namen nich unner- schrieben. Aber nu haw ick Di getroffen, nu Weeb ick Bescheid, nu will ick Dir dat Geld geben, tweehundert Dahler sünd es, mehr hab ick nich. Nimm dat, Korl, Du büst mien Fründ, Du betrügst mi nich, Du büst der cenzigst, der dat gut mit mir meent. Hüt Abend, wennt düster ist, gehst Du nah mien Fiken un gibst ihr dat Packet un seggst ihr, dat wär von ihrem besten Fründ, der ihr bis an sein Lebensende nicht vergessen wird un der man um dpssenwillen weggeht, weil er ihr die Eh nich brechen will un sein Versprechen nich halten kann. Sega ihr dat, Hannes, vergiß keen Wort, wat ick Di sagt habe. Grüß ihr von mir un segg ihr, dat ick ihr Bild mit nehmen thu un nich aus der Hand geben will, un dat ick weiter nicks mitnehme als ihr Bild. Segg ihr dat, Korl, vergeh mi nicks, un ihren Jung kiek Di orntlich an, und gib ihm nen Kuß un segg ihm, der käm von seinem Vater. So, nu kumm, nu bün ick fertig, nu kann i immer dankbar gegen Dich gewesen. Ich hab Dir sinnig, aber das sünd sie all, svenn sie jung sünd. Das u>e' nahsten die allerbesten." „Du vergibst mir alles? alles?" fragte Johannes eindriK „Sage ja, mein lieber, lieber Vater." „Ja, ja, ich vergeb Dich allens," sagte Herr Hardt § ungeduldig und abgebrochen. „Alles!" ries Johannes und gab seinem Vater einen t haften Kuß. „So, nun wollen wir gehen. Nach Sam« komme ich aber nachher nicht mit. Dann gib meiner N diesen Kuß von mir und sage ihr, ich ließe sie grüßen und dankte ihr für alles, was sie je an mir gethan." JohV gab dem Vater einen zweiten Kuß und eilte schnell zur - hinaus. Sie waren noch nicht lange auf dem Amt, als der D> ihnen sagte, Sie sollten ins Gerichtszimmer treten. Der Ad« bat, dem Herrn Hardt die Anwesenheit im Termin zu gesüs und als Johannes nach ihm eintrat, blieb er, am ganzen t zitternd, in der Thür stehen. Denn in der gegenüberliegel Ecke des Zimmers saß ein bleiches, abgehärmtes BW Johannes meinte, er sähe einen Geist — Fik Möllersch warL auf Antrag des Schweriner Advokaten mit vorgetreten war, möglichen Falls durch ihre Gegenwart den Beklagten von Leistung des Eides zurückzuhalten. Johannes stand wie angewurzelt. Unverwandt starrte d an, und das bleiche Mädchen, schöner denn je, beugte das H auf den Schoß nieder und weinte still vor sich hin. Er hörte nicht, was um ihn vvrging. Er hatte alles ' gessen. Nur ein Gedanke haftete in seinem Hirn — daß er elendeste, der erbärmlichste aller Sterblichen sei. Plötzlich riß der Amtsverwalter aus seinen Sinnen: „Sie wollen also Eid leisten?" Johannes sprach kein Wort und trat an die Schranken Gerichtes heran. Seine rechte Hand verbarg sich in der Brusttasche des geknöpften Rockes. Nun hielt der Amtsverwalter eine längere Rede. Joha« hörte nichts, bis ihn wieder die Frage weckte: „Und Sie w« den Eid leisten?" „Er soll nicht schwören!" Eine Frauenstimme ries weinend und schluchzend. Neben ihm stand Fik Möllersch. will es nicht, Herr Amtsverwalter, er soll nicht schwören." , „Sie haben hier nur zu sprechen, wenn Sie geß werden," erklärte der Amtsverwalter. „Ihr Vater hat aM entscheiden." „Der Beklagte muß schwören," sagte der Schweriner Adv« und Fik Möllersch stand vor den Gerichtsschranken und rfl beide Hände gen Himmel! Ihre Lippen bewegten sich, als sp« sie ein Gebet. „So erheben Sie die drei ersten Finger der rechten! und »sprechen mir den Eid nach!" Feierlich sprachs der A Kummer gemacht/ ich war ein" schlechter Mensch. Willst " " Ich kann nicht eher von hier g« vergeben hast — alles, alles, was los gähn." Johannes Hardt erhob sich. Korl?" ' „Ick kann noch nich, Hannes," antwortete Karl Voß —k-nd wischte mit der Rückseite seiner Hand über die Augen, „ick bün zu traurig, ick kann noch nich. Mußt Du denn würklich wecMhn?" „Ja, Korl, ick muß. Hier is noch mien oll Uhr, se is man von Sülwer, aber die Kette is schön, die will ick Di schenken! wenn Du danach kiekst, kannst Du an mi denken. Ick brauch se nich mehr. Wo ick hingah, da is ne ganz andere Zeit, da gelt unsere Uhr nicks. So, nu kumm, ick möcht nach Koopmann Proschen. Adschüs, Korl, Adschüs — mach dat ok all so, als ick Dir seggt hew, vergeh mi nicks. Adschüs, un grüß mien Fiken dusendmal, ick vergeb ihr nie." Ein langer, stummer Händedruck. Dann sah Karl Voß durch den Flor, der sich über seine Augen gelegt, daß Johannes Hardt ihm mit der Hand einen Gruß zuwinkte und um die nächste Ecke verschwand. Johannes aber wanderte langsam stadtwärts. — Herr Hardt saß beim Kaufmann Prosch am Frühstückstisch und ließ sich die Rühreier und den säuern Aal schön schmecken, eine Flasche Rot wein war schon zur HäM^ausgetrunken. Johannes lehnte es dankend ab, zu frühstücken; sein Vater goß sein Glas voll, rief ihm zu: „Du sollst leben, Johannes," und leerte es in einem Zuge. Er war sehr lustig, er Katte ja auch allen Grund > „„ denn seines Sieges im Prozeß, seines Triumphes über das g Dorf war er ja sicher. r ' c „So, nu is s woll Zeit, daß wir zu Amt gehen," > - er nach einiger Zeit. „Wir dürfen den Herrn Amtsverw '' nicht warten lassen, sonst wird er bös auf uns und nimmt '? ' das übel." Und Vater und Sohn waren allein in der Stube. G, stand am Fenster, schaute hinaus und machte noch ul s-Ull. 1 keine Anstalt zum gehen. Endlich wandte er sich nach st Vater um. ^v „Mir ist so feierlich zu Sinn, Vater, wo ich nun den „ schwören soll," sprach er langsam und zitternd. „Ehe wir 7/ Amt gehen, muß ich mich noch einmal mit Dir aussprcchen. „„Äs'" -, hast an mir im Leben so ^>iel gutes gethan, und ich bin