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Allgemeiner Anzeiger : 08.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189604087
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-08
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Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.04.1896
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iltc Kessel" crjen von !t, »ks el it in die hrutschendc - ihm im- us cmpor- lichen dir e standen. Gestampf lausenden rer ganzen ffen M- int waren, annsttost" dem Knie s Krajen rgebrannt- eldbeträge Raub der des ersten Hier deZ Erzieherin aus de« die beiden letzungcn- Todcsjall ch Beginn water zu- itung der nden ehe" ufführun? nach dorr n fiel, iin lifzugehcn, und war .'gelegenes uche durih wrc Aerzte ener Wertz >cn Herren )en, deB re Friseuse rre, son'it auch dal beigclcgd sowie die sehlen. Herr hatte afe einen Zahn in zu lang' er Fremd' ungcnent' seschrittcit > StrrndeN Weinberge Frost bc- einhesseN^ gliche ßr- e Erfolge treibenden ad Wickel ezeit dal Irr Hoeli' igsstation er Habelt rs, Lcule > Mnche- : zu de» Kaufleute rdreiseiüe nicht sn AK jein sowohl m seinen! erhaltcit lf wenige mte ohne en, find > befind- cung gc- Schrmun lier von MüdchcN n Herze rn du e» Pflegstt Keine- mich - an dich« übe, w» Erde — dir hin, rd wen« un's i» daß sieh ei's da? suchen! werde- und an r Wild" Körper rrt und es mit Wilhelnt md ver' - immnng dncßliä 's dram e Haare Lippe» !" ad giok ermordet ausgesunden. Der Hals war bis auf die Wirbelsäule mit einem Messer durchschnitten. Von dem Mörder fehlt bis jetzt jede Spur. Ragnit. In alten Littauer - Erzählungen findet man häufig die Spinnkunft der Littauerinnen gerühmt, und es wird dabei als ein Ideal hin- gestelli, daß ein Stück (zusammengelegt 1600 Fäden) durch einen Fingerring müsse gezogen werden können. Dieser Tage hat nun, dem .Gesell.' zufolge, die Arbeiterfrau S. zu Uszrudszen ein Stück Flachsgarn abgeliefert, das thcüsächlich durch einen mäßig starken Finger ring hindurchging. Thale. Die beiden Genossen des im Lienrödcr Revier bei Blankenburg vom Forst- schutzaspiranten Kaufmann in der Notwehr er schossenen Wilderers sind durch die Umsicht des käuflichen Försters P. in Thale ermittelt und alsbald verhaftet worden. Wiesbaden. Vollkommener Winter herrscht fest Mittwoch auf dem Hunsrück im Hochwald, sowie in der Eifel. Neber Nacht ist starker Schneefall eingetreten, wodurch streckenweise im Hunsrück die Wege unpassierbar wurden. Auch mn Mittelrhein herrscht seit Donnerstag früh anhaltendes Schneegestöber. Weitzenfels. Am 13. November wurde der KaufmannZetzsche inWeißenfels wegen Majestäts- beleLiguug zu 2 Jahr 6 Monat Gefängnis ver urteilt und der Verurteilte hatte bereits mehrere Monate der erkannten Strafe verbüßt, bis es ihm gelang, die Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen. Die Glaubwürdigkeit des Belastungs zeugen war schon in der ersten Verhandlung selbst vom Staatsanwalt angezweifelt worden. Durch die neue Beweisaufnahme ist sie völlig erschüttert worden, und es erfolgte nunmehr Freisprechung des Verurteilten. Wien. Die Bewegung unter der städtischen Feuerwehr hierselbst hat sich zu einem drohen den Ausstand entwickelt. Den Anlaß dazu gibt die Unzufriedenheit mit einigen Bestimmungen der Dienstinstruktion und das Verlangen nach Dicnstcrleichterung. Ein Teil der Mannschaft durchzieht in Uniform die Straßen. Der Rcgie- rungskommissar des Bezirks, Hauptmann Fried eis, begab sich sofort in die Zentrale und kündigte allen Feuerwehrmännern, die eigenmächtig den Dienst verlassen, sofortige Entlassung an. Um jeder Gefahr vorzubeugen, werden Soldaten vom Pionierkorps für den Feuerwehrdienst her- angczogen. — Alle Stationen der städtischen Feuerwehr in der inneren Stadt und den übri gen 18 Bezirken sind von der Polizei mit Sicherheitswachen besetzt, um einen allgemeinen Streik zu verhindern. — Der Kaufmann May aus Berlin, welcher wegen betrügerischen Bankrotts steck brieflich verfolgt wird, wurde hier verhaftet. -vraz. In hiesigen aristokratischen Kreisen verlautet, daß sich die Gräfin Hartenau, Witwe des »erstorbenen Fürsten Alexander von Batten berg, demnächst mit einem höheren Offizier ver loben werde. Die Gräfin, welche jetzt in Frank furt a. M. wohnt, kehrt Ende Mai nach Graz zurück. Stockholm. Kei der Jagd auf Seehunde die in der letzten Hälfte vorigen Monats bei der MKrjel im Bottnischen Meerbusen betrieben wurde, wurden in vier Tagen 300 Seehunde getötet. Ein so reicher Sechundsfang ist seit 1885 nicht dagewesen. Gerrchtshaüe. Berlin. Die Bezeichnung eines Barbiers -Schaumschläger" enthält eine Beleidigung, wie am Mittwoch vor einer Abteilung des VeÄver Schöffengerichts festgestellt wurde, nn Berichterstatter hatte für eine Vorortszcitung ein« Bericht verfaßt, wonach einem Heilgehilfen w Reinickendorf, während er bei einem Kunden Zahnoperatiou vorgcnommcn, sein an den Borgarien gestelltes Fahrrad gestohlen worden lei. Der kleine Artikel trug die Spitzmarke ..Der Schaumschläger von Reinickendorf auf dem Fahrrad". Der Barbier fühlte sich durch diese Bezeichnung beleidigt und strengte die Prumtklage an. Der Beklagte bestritt die Ab sicht der Beleidigung und berief sich darauf, daß Spät abends kam er zurück. Da, wo der Frldpsad, der zu seinem Hause führte, von dem Hauplwcg abbog, zugleich den Wald verlassend, blieb er stehen. Aus seinem Hause schimmerte ein mattes Licht — sie wachte noch bei dem Kinde. Eine müde Traurigkeit überkam den starken Manu. Er ließ sich in das feuchte Gras sinken rmd starrte vor sich hin. Ein Pärchen lustwandelte den Park entlang. .Beim wilde» Lusch ist noch Licht." -Ja, sie wartet wohl auf ihn. Die Herrlich- kM hm nicht lauge gedauert. Er treibt's fast so l«e früher." »Das arme Weib!" .Pah — daS arme Weibl Hast mal den Weinen gesehen, ihren Jungen? Ein Ding, wie eine Hand groß! Und der Lusch ist ein Riese! Bla« Augen hat's und blonde Haare! Und beide, er und sie, haben dunkle!" „Ja, weißt, die alte Miene erzählt, sie hat beim Karl Woltermaun ein End' von einem Schleier gesehen und meint, es wär der Frau ih«, von der Hochzeit." Sichst " Sie waren vorüber. Wie gelähmt blieb Wilhelm siegen, er stöhnte in Schmerz und Wut. Daun sprang er auf, er taumelte. Wie ein deuvundetes gereiztes Raubtier, ächzend, fiebernd, stürzte er nach Hause. Anna war zu Bett gegangen, die Wiege des Kindes hatte sie dicht neben ihr Himmelbett ge zogen die Lampe brannte. Sie hörte ihn kommen, hörte seinen schweren. der Kläger thatsächlich Barbier sei und ihn selbst eingeseift und rasiert habe; er behauptete ferner, daß die Bezeichnung „Schaumschläger" für Barbiere in Berlin gang und gäbe sei und Wohl von niemand als Beleidigung aufgefaßt werde. Dieser Behauptung widersprach der Vorsitzende nachdrücklichst und meinte, daß das Schöffengericht wohl keinen Zweifel darüber haben dürfte, daß in jener Bezeichnung eine Herabsetzung des Klägers zu erblicken sei. Er riet dem Beklagten dringend zu einem Vergleiche und dieser kam auch schließlich auf der Grund lage zu stände, daß der Angeklagte erklärte, daß er den Kläger nicht habe beleidigen wollen, und die Kosten in Höhe von etwa 50 Mk. über nahm. Leipzig. Der Redakteur des ,Vorwärts', Dierl, war anfangs Januar d. wegen Ver ächtlichmachung von Staatseinrichtungen von der 2. Strafkammer des Landgerichts Berlin zu 6 Monat Gefängnis verurteilt worden. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision ist vom Reichsgericht verworfen worden. München. Von dem hiesigen Landgericht wurden der Bauunternehmer Friedrich Albrecht und der Maurermeister Friedrich Koppl wegen des Hauseinsturzes in der Amalienstraße, bei dem vier Personen ums Leben kamen, zu ein Jahr neun Monat bezw. zwei Jahr Gefängnis verurteilt. Beide Verurteilten wurden sofort ver haftet. Wien. Cosima und Siegfried Wagner hatten den hiesigen Kauftnann Richard Wagner wegen Verwendung des Bildnisses seines be rühmten Namensvetters als registriert Schutz marke aus Pfaidlcrwaren verklagt und die Löschung der Schutzmarke verlangt; aber das Handelsgericht wies die Klageforderung ab, da nach deui Markenschutzgesetz kein Grund zur Löschung bestehe. Das Wetter in Deutschland 1895. Professor van Bebber veröffentlicht im neuesten Heft der ,Analen der Meteorologie' eine Ueber- sicht über den Verlauf der Witterung in Deutsch land während des Jahres 1895. Der all gemeine Witterungscharakter in Deutschland war 1895 als ein nahezu normaler zu kennzeichnen, der aber doch durch einen sehr kalten Winter und durch einen warmen Sommer sich von den Durchschnittsbeträgcn nicht unerheblich abhebt. Auch eine ungewöhnliche Gcwitterhäufigkeit hatte der Sommer 1895 aufzuweisen. Als besonders hervorragende Wittcrungserscheinung stellt sich die anhaltende, bis in den Frühling hinein ragende Frostepoche mit zahlreichen, starken Schneefällen dar, sowie die schweren, weite Ge biete heimsuchenoen Stürme. Von den tiefsten Wintertemperaturen, die im Februar 1895 ein traten, mögen die folgenden erwähnt werden: Königsberg —24 Gr. C., Ratibor —24 Gr., Erfurt —29 Gr., Jnselsberg —20 Gr., Kassel —24 Gr., Chemnitz —26 Gr., Lüneburg —25 Grad, Hamburg —17 Gr., Helgoland —17 Gr. Celsius. Trotz der großen Veränderlichkeit, die den vergangenen Sommer in bezug auf die Temperatur und die Wetterlage überhaupt charakterisieren, sind doch auch bei ihm, beson ders im Juli, sehr bemerkenswerte Maximal temperaturen jenen enormen Wintcrkältegraden gegenüberzustellen. So wurden in Königsberg, Berlin, Posen, Breslau, Torgau und Darm stadt im Juli -st 34 Gr. C., in Bromberg sogar -st 35 Gr. C. beobachtet. Daneben waten aber in diesem Sommer auch ungewöhnlich starke Regenfälle ein; so wurden am 21. Juni im südlichen Teil der Mark Brandenburg in einem Orte in 3'/, Stunden 143 Millimeter, einem anderen in nur 2 Stunden 129 Millimeter Niederschlagshöhe beobachtet. Dagegen zeichnete sich der Sommer im Gegensatz zu dem sehr stürmischen Winter durch eine besonders geringe Luftbewegung, durch eine ungemein ruhige Wetterlage ans. Der Herbst des Jahres 1895 hat den berühmten „Altweibersommer" wieder einmal zur Geltung gebracht, und zwar in einem so starken Kontrast zu dem vorhergegangenen Sommer, wie er seit vielen Jahren nicht ein getreten war. Besonders in der zweiten Sep- tembcrhälfte erreichten die Temperaturen bei uns stöhnenden Atem. Er ist betrunken, meinte sie und stellte sich schlafend. Er schlug die Vorhänge ihres Bettes aus einander und betrachtete sie einen Augenblick. Dann ließ er die Bettgardinen zufallen und beugte sich über die Wiege. Durch einen Spalt in den Vorhängen beobachtete sie ihn. Sie sah, wie sein Auge wild, brennend auf dem Kinde ruhte. Sie sah, wie er mit rohem Griff das Kind erfaßte und es hoch emporhielt. Sie sah, wie er die Faust hob zum Schlage — sie hörte sein wüstes gellendes Auflachen — da stand sie vor ihm. Sie riß mit einem Auf schrei das Kind Ms des Ueberraschten Hand, legte es in das Bett und stellte sich dann schützend davor, wie eine Löwenmutter vor ihr Junges. Mit wilden Ms dem Kopf quellenden Augen sah er sie an, sie hielt seinen Blick Ms, auch ihr Auge funkelte. „Ha —" zischte er, nur mühsam die Worte bildend, „die fremde Brut in meinem Nest! Raus mit ihr! Soll ich sie füttern? Soll ich sie warm halten? Soll ich — — ? Ha! Raus mit ihr, auf den Misthaufen, in den Torfgraben! Und du, falsche Hexe, du? Ein Bett, ein einziges, weiches, will euch machen, im tiefen Moor — dir und dem Püppchen da und ihm!" Er faßte sie bei den Schullern und schüttelte sie. Sie sah voll zu ihm auf. Aber ein ge heimes Grauen faßte sie. Sie meinte, er habe den Verstand verloren. . , „Ah, das hast mcht gedacht, daß es so herauskommcn wird? Hab's ja gewußt, daß Werte, die Mr wenig hinter den höchsten Sommertempcraturen zurückblieben; so hatten Berlin, Frankfurt a. O. und Erfurt 33 Gr., Kassel und Darmstadt 32 Gr., Mülhausen und Kolmar 33 Gr. C. Anderseits weisen einige Orte Ostdeutschlands nach dem 22. September sehr niedrige, stellenweise unter den Gefrier punkt gehende Temperaturen auf. Am 2. und 3. Oktober gab der Altweibersommer allgemein seine Herrschaft an den raschen, trüben und nassen Herbst ab. Bei beständig klarem Himmel würde ein Erdort in unseren Gegenden 4460 Siunden im Jahre Sonnenschein haben. Zu folge der Bevölkerung kann man in Deutsch land aber nur auf etwa 1700 Stunden (Oester reich 2000 Stunden, Italien 2400 Stunden und und Spanien 3000 Stunden) Sonnenschein im Jahre rechnen. Die Verteilung aus die ver schiedenen Orte schwankt nun beträchtlich. Im Jahre 1895 hatte Breslau 1800, Berlin 1800, Potsdam 1652, Jena 1754, Erfurt (in 219 Meter Sechöhe) 1760 Stunden, der Jnselsberg (in 914 Meter) nur 1671 Stunden. Marburg hatte 1853, Kassel 1720, Poppelsdorf' 1712, Meldorf 1753, Helgoland 1761, Hamburg 1350 Stunden Sonnenschein. Die größte Anzahl Stunden hat aber Geisenheim im Rheingau auszuweisen, nämlich 1987, das sind 183 Stunden mehr als im Durchschnitt der Jahre 1889—94; dieser Ucberschuß erreicht im Sommer 96 Stunden und im Herbst sogar 110 Stunden gegen den Durchschnitt; ein gewichtiger Umstand für den günstigen Ausfall der Rheingauer Weinernte! Reiseemdriicke eines Prinzen. Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich- Este, der den Winter in Aegypten verbracht hat und gegenwärtig in Mentone weilt, hatte in den Jahren 1892—93 eine Weltreise unternommen. Frucht dieser Weltreise ist ein Tagebuch, von dem vor einiger Zeit der erste, in diesen Tagen der zweite Band im Buchhandel erschienen ist. Wir entnehmen demselben eine Stelle, die den Besuch des Erzherzogs iu Neukaledonien behandelt. In Mmea besichtigte der Prinz die berüchtigte Sträf lingskolonie, nachdem er zuvor dem Gouverneur einen Besuch abgestattet hatte, in dessen Garten ihm eine Statue der Freiheit auffiel, die, wie der Erzherzog bemerkt, einen mit der Bestimmung der Strüflingskolonic recht sellsam kontrastieren den Eindruck hervorbrachte. Der Erzherzog äußerte sein Erstaunen über die reichlich bemessene Kost, die den Sträflingen täglich verabreicht wird. Dieselben erhalten morgens Kaffee, mittags Fleisch mit Gemüse und abends neuerdings Genrüse. „Es scheint mir denn doch etwas zu weit ge gangen, wenn diese Zuchthäusler in bezug Ms Kost und Wohnung ebenso gut, wenn nicht besser gehalten werden, als die Soldaten; aber mein Erstaunen wuchs noch mehr, als plötzlich eine 40 Mann zählende, aus Sträflingen gebildete Musikkapelle erschien und mich mit einem flott gespielten Walzer von Johann Strauß begrüßte" . . . Der Gouverneur machte dem Erzherzog manche überraschende Mitteilung über die Ver hältnisse der Sträflingskolonie. Manche Sträf linge hatten sich, um nicht arbeiten zu müssen, selbst beide Augen ausgestochen (?). Der Gou verneur aber wußte sich zu helfen, indem er diese Selbstverstümmler in die Berge sandte und dort in der Sonnenhitze täglich zehn Stunden lang Steine klopfen ließ, ein drastisches Vorgehen, welches auf die übrigen Sträflinge die heilsamste Wirkung ausübte. Der Erzherzog sah hier auch die Guillotine, mit der die zum Tode verurteilten Sträflinge hingerichtet werden, und er bemerkt hierzu: „Ich hatte dieses ernste Rüstzeug irdi scher Gerechtigkeit noch nie gesehen und konnte mich bei seinem Anblick eines peinlichen Gefühls nicht erwehren, nicht zum wenigsten deshalb, weil alle die Greuel der großen Revolution, denen die gräßliche Maschine gedient, an meinem Geist vorbeizogen. Der Scharfrichter, ein ehe maliger Sträfling, ein recht widerlicher Kerl, demonstrierte das Anbinden des Delinquenten an das schauerliche Brett und erkälte den Mechanis mus der Maschine. Endlich ließ der Nachrichter das Fallbell auf ein Bündel Schilf herabfallen, welches durch das wuchtig niedersausende Richt schwert scharf durchgehauen wurde. Hierzu machte das Scheusal recht cynische Witze und überreichte mir schließlich lachend seine Photographie, unter welcher der Name des Konterfeiten, sowie die Worte standen: „üxeenteur äes buntes oeuvres" („Ausführer der feineren Arbeiten.") — Recht interessant ist auch, was der Prinz über die Marine-Ausstellung der Ver. Staaten an Bord des im Michigan-See verankerten Kriegsschiffes „Illinois" äußert. Er schreibt wörtlich: „Ein meinem Soldatcngesühl widerstreitendes, weil un würdiges Spiel, wird hier insofern getrieben, als sich jeden Nachmittag die eingeschifsten Offiziere und Mannschaften im Exerzieren mit Geschützen, im Manövrieren mit Torpedos und Booten vor einer gaffenden und den Zutritt be zahlenden Menge produzieren; dies verträgt sich mit dem Ernste und dem Dekorum des Soldaten standes nicht, sondern drückt diesen auf das Niveau der Seiltänzer und Jahrmarktskünstler herab. Hierzulande (in den Ver. Staaten) erstellt sich der Soldat eben nicht der ausnahmsweisen Stellung und des Ansehens, die ihm Gott sei Dank in Europa noch gesichert sind, und so darf man sich weder über jene öffentliche Schaustel lung der Marine noch darüber wundern, daß auf dem Bundes-Paradefeld auch eine größere Abteilung der Landtruppen der Ver. Staaten täglich Hebungen für Zuseher vornimmt." Gemeinnütziges. Flecken von Milch und Kaffee werden aus wollenen und seidenen Zeugen dadurch entfernt, daß man die fleckige Stelle mit reinem Glycerin bestreich:, mit lauwarmem Wasser durchwäscht und sie aus der linken Seite, ehe sie trocken wird, plättet. Das Glycerin hat die Eigenschaft, den Gerbstoff des Kaffees, sowie die Fettigkeit der Milch aufzunehmen und greift selbst die zartesten Farben nicht im mindesten an. Um Schimmel an Würste«, Schinken und dergl. aufzubewahrenden Eßwaren vorzu beugen, oder ihn da wo er eingetreten ist, zu beseitigen, ist nichts empfehlenswerter, als das Bestteichen derselben mit einer Koch salzlösung. Man übergießt das auf einem Teller befindliche Salz mit so viel Wasser, das eine breiartige Lösung des Salzes erfolgt. Wenn man schimmlige Eßwaren mit diesem Salzbrei bestreicht, verschwindet der Schimmel sofort und nach einigen Tagen haben sich die betr. Eßwaren mit äußerst feinen Salzfristallen überzogen, die jeder weiteren Schimmelbildung Vorbeugen. Kuntes Allerlei. Eine Teuerungs-Medaille fand sich in dem Nachlaß eines kürzlich verstorbenen Aus züglers iu Groß-Kniegnitz, Kreis Nimptsch in Schlesien. Die aus dem Jahre 1847 stammende Münze besteht aus Zinn, ist etwas größer als ein Fünfmarkstück und zeigt auf der Bildseite den Engel" der Barmherzigkeit, welcher einer menschlichen Gestalt Brot reicht. Darunter steht : Unser täglich Brot gib uns heute. Eine Umschrift lautet: Große Teuerung, wenig Nahrung. Die Rückseite enthält folgende Auf schrift: Im Jahre 1847 galt in Schlesien der Sack oder zwei preußische Scheffel Weizen 11 Thaler, Roggen 10 Thaler, Gerste 8 Thaler, Hafer 3 Thaler, Erbsen 9 Thaler, Kartoffeln 2 Thaler. Merkwürdige Hochzeitsgeschenke. In dem nord amerikanischen Staate Dakota scheint die Lolkssitte merkwürdige Hochzcitsgeschcnke zu bestimmen. So erhielt jüngst ein den besten Gesellschaftskreisen angehörendes neuvermähltes Paar folgende Geschenke: Eine Bulldogge, einen gelben Wachtelhund und ein spanisches Hündchen, eine Pfeife und einen Tabaksbeutel, ein Jagdgewehr, einen Dolch und eine Rciter- flinte, drei zottige schwarze Hunde, einen Kampf hahn, eine Violine, eine Mandoline, ein schwarz- und weißfleckiges Hündchen, einen englischen Schafhund und ein Paar silberbeschlagcne Sattelpistolen. — Da muß es wohl keine Hunde steuer geben. — Zerstreut. Die Frau Professor tritt mit ihrem Jüngsten spät abends in das Studier zimmer ihres Gatten: „Eduard, wir möchten dir gute Nacht jagen!" Professor: „Hab' jetzt keine Zeit, komm morgen früh wieder!" der Knirps nicht mein Jung' sein kann? Blaue Augen hat er und dunkle Haare, wie " „Wie mein Vater welche gehabt!" wie dein Liebster welche hat — Karl Woltermann, dein Liebster!" Er schüttelte sie noch immer in maßloser Wut. Jetzt begriff Anna. Sie wehrte seine Hände von sich ab. Zornsprühenden Auges, mit geballten Händen, trat sie auf ihn zu. „Wag's noch einmal zu sagen!" rief sie mü zuckenden Lippen. „Wag's noch einmal, so kannst du erfahren, wie ein Weib seine Ehre zu schützen weiß, auch gegen den eigenen Mann!" „Wie sie pfaucht, die Katze!" zischte er. „Den Schleier!" schrie er mit vor Wut heiserer Stimme. „Wo hast den Hochzeitsschleier?" „Zerrissen hab' ich ihn," antwortete ste furcht los. „Seine Wunde zu verbinden!" „Zerrissen! Also wahr ist's! Wart', büßen sollst du eS! Mü meinen Händen reiß ich dich in Stücke!" Er griff nach ihr, sie wich ihm ans. Die dunklen Haare hatten sich bei ihrer hastigen Wendung gelöst und umwogten ste wie ein langer dichter Schleier. Ihr Auge glühte in dem totenbleichen Gesicht — steh sah berückend schön aus. Da erfaßte sie sein Griff, grausam fest an der Kehle. Er würgte sie — aber seine Lippe» tranken wilde Küffe von ihren Lippen, be deckten ihr Gesicht mit Küssen wahnsinniger Leidenschaft. Und seine Hände hatten immer noch ihren Hals krampfhaft umklammert und schnürten ihre Kehle zu. Ihre Sinne drohten zu schwinden, es wurde bluttot vor ihren Augen. Ucber ihrem Gesicht leuchteten seine Augen mit verzehrender Glut und Wut. Eine wahnsinnige Angst stieg in ihr auf — da stieß er sie plötzlich von sich, daß sie taumelte. — Er ging nicht schlafen, diese Nacht. Ruhelos wanderte er im Wohnzimmer auf und ab. Sie hörte seinen Schritt, auch in ihr Auge kam kein Schlaf. Am nächsten Tage ließ er sein Bett im Wohnzimmer aufschlagen. Schweigend gingen beide aneinander vorüber. Wilhelm sagte sich's selbst und wußte gewiß, daß er seinem Weibe Umecht gethan. Aber sein starrer Sinn fand das Wort der Abbüte nicht, und Anna, in ihre: Frauenehre tief gekränkt, gewann es nicht über sich, den ersten Schritt zur Versöhnuug zu thun. Wilhelm wußte, daß er seinem Weibe Unrecht thue — aber er verfolgte fort und fort sein Weib mü lauernden, argwöhnischen Blicken. Er konnte nicht anders. War einmal eine Saite seines hochgespannten Empfinduugslebens ange schlagen, so zitterte und vibrierte sic kraft der überstarken Resonanz seines leidenschaftlichen Temperamentes in unendlichen Schwingungen nach. Er konnte nicht mehr anders, als arg wöhnisch sein. Sie entfremdeten sich mehr und mehr. Der Riß, so lange noch verhütet, war plötzlich da. Keiner bemühte sich, ihn zu Hellen, er wurde schnell größer und gefährlicher. Er ging jetzt noch öfter fort, manchmal blieb er mehrere Tage aus. Lor (Fortsetzung folgt)
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