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Allgemeiner Anzeiger : 28.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189603284
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-28
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.03.1896
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Ustttische Rundschau, Deutschland. * Am Dienstag nachmittag trafen der Kais er und die K a iserin mit den beiden ältesten Prinzen in Genua ein und begeben sich direkt an Bord der „Hohenzollern", welche nach Neapel in See geht. Daselbst gedenkt das kaiserliche Paar bis Ende des Monats zu verweilen und dann Palermo zu besuchen. Das in Dienst stehende italienische Geschwader unter dem Befehl des Admirals Canevaro, welches sich gegenwärtig in Syrakus befindet, geht von dort nach Palermo, um bei der An kunft der deutschen Majestäten daselbst zugegen zu sein. * Kaiser Wilhelm wird bei seiner A n - kunft in Italien von der italienischen Presse warm begrüßt. So schreibt die ,Italic', Italien bringe dem Herrscher, der ihm im Glück Freund, im Unglück mehr als Freund gewesen sei, Dankbarkeit und Liebe entgegen. Selten seien in der Weltgeschichte die Verträge der Regierungen in so vollkommener Harmonie mit der Ueberzeugung der Völker gewesen, wie es bei dem deutsch-italienischen Bündnis der Fall sei. Bei dem baldigen Zusammentreffen mit dem deutschen Kaiser werde König Humbert, wenn er Kaiser Wilhelm den Dank für die Be weise der Freundschaft, welche er Italien ge geben hat, ausspricht, ein treuer Dolmetsch der Gefühle seines ganzen Volkes sein. *Die Reichskommission für Ar beit erst at ist ik hat nunmehr nach Abschluß der betreffenden Erhebungen in ihrer über wiegenden Mehrheit beschlossen, der Regierung die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit, Kündi gungsfristen und Lehrlingsverhältnisse imHandels- gewcrbe, ferner der Arbeitszeit dec Gcschäfts- diner rc., sowie eine gesetzliche Einschränkung der Konkurrenzklausel zu empfehlen. * Nach den Beschlüssen des Reichstags in zweiter Etatsberatung sind die Gesamt ausgaben für 1896/97 auf 1 255 318 264 Mk. festgesetzt. Von den fortdauernden Aus gaben des Etatsentwurfs sind 9160 Mk. ab- gcsetzt worden, im Etat des Reichstags ist ein Mehransatz von 3870 Mk. vorgenommen. Die einmaligen ordentlichen Ausgaben sind um 2 706 629 Mk-, der außerordentliche Etat um 1191800 Mk. gekürzt worden. Die für 1896/97 in Aussicht zu nehmenden Matrikularbeiträge würden sich danach auf 410 605 880 Mk. oder auf 14 605 813 Mk. mehr als im laufenden Etatsjahre beziffern. * Der Reichstag ist am Dienstag in die Osterferien eingetreten. In seinen bis herigen 70 Sitzungen hat er nur den Etat fertig beraten; sonst ist noch kein Gesetz zu stände ge kommen. Indessen haben wenigstens in den letzten Tagen verschiedene Kommissionen ihre Aufgaben fertiggestellt: das Börsengesetz, das Margarinegesetz, die Justiznovelle, die Zucker steuer (in erster Lesung) rc., so daß der Reichs tag nach Ostern ernster Arbeit entgegensehen muß. Die Komnwsion zur Vorberatung des Bürgerlichen Gesetzbuches hat von den 2359 Para graphen erst ungefähr den dritten Teil erledigt. Und trotz der langen Kommissionsberatungen wird sich im Plenum jedenfalls über die erst erwähnten Vorlagen noch ein heftiger Kampf entspinnen. Mau wird sich also, selbst wenn weitere Aufgaben, wie die Handwerksorgani- salion rc., nicht mehr an den Reichstag heran treten, darauf gefaßt machen müssen, daß die Session, die allerdings recht spät, erst im De zember, begann, bis weit in den Sommer hin ein dauern wird. * Dem Reichstag waren folgende Resolu tionen zur brüten Beratung des Entwurfes eine,- Gesetzes betr. die Feststellung des Reichs haushalts - Etats für 1896,97 zugegangen: 1) Resolution Sachse: Der Reichstag wolle be schließen, die verbündeten Regierungen zu er suchen, in den ReichShaushalts-Etat für das Etatsjahr 1897/98 50 000 Mk. zur Unter stützung für Handwerkerschulen im Reiche eiuzustellen. (Abgelehnt.) — 2) Re solution von Podbielski und Gen.: Der Reichs tag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, für die sofortige Einrichtung von Versuchsanstalten zur gründlichen Erfor sch un g der M a u l» und K l a u e n - S e u ch e von Reichswegen und bei den einzelnen Bundes staaten Sorge tragen zu wollen. (Angenommen.) Oesterreich-Ungar«. *Zu den zwischen Oesterreich und Ungarn schwebenden Ausgleichsver handlungen ist das .Ungarische Korrespon- denzbüreau' in der Lage, festzustellen, daß zwischen den beiden Regierungen in einigen Punkten thatsächlich einEinverständnis erzielt worden ist, daß aber alle Ausgleichs fragen auch bei den diesmaligen Verhandlungen nicht erschöpft worden sind und daß zwischen den Standpunkten der beiden Regierungen be züglich mehrerer Fragen noch immer Ab weichungen bestehen. Die österreichischen Minister begeben sich gleich nach dem Oster feste zur Fortsetzung der Verhandlungen nach Budapest. Frankreich. *Die englisch-ägyptische Expe dition nach Dongola hat die fran zösische Regierung völlig über rascht. Nach Mitteilung französischer Blätter soll England in aller Stille monatelang mit den Dreibundmäckten unterhandelt und den ersten Streich geführt haben, als es des Gelingens sicher war. Itallea« * Baratieri will enthüllen! So läßt sich ein Berliner Blatt aus Rom melden. In einem Schreiben an den König Humbert rechtfertigt Baratieri seine Taktik. Er droht mit Enthüllungen, wenn die Regierung ihn vor ein Kriegsgericht stellen sollte. Dann will er dem ganze» Lande den Beweis erbringen, daß die Verantwortlichkeit für die Niederlage bei Adua an höherer Stelle zu suchen sei. "Die Friedens-Verhandlungen mit Menclik stocken, da dieser eine Kriegs entschädigung von mindestens 25 Millionen Lira verlangt und die italienische Regierung nichts bewilligen will. Balkanstaaten. *Die Königin Natalie, die sich gegenwärtig mit ihrem Sohne, dem Könige Alexander von Serbien, in Nisch aufhält, soll sehr leidend sein. Sie spuckt Blut, und auch ihr Herz ist angegriffen infolge der Auf- regung der letzten Jahre. Sobald sie eine längere Reise aushaltc, werde sie sich nach einem wärmeren Klima begeben. In der Belgrader Gesellschaft herrscht lebhafte Teilnahme für die Königin. * Wie verlautet, sind von der jüngst durch den Fürsten FerdinandvonBulgarien erlassenen Amnestie vier ehemals bulgarische Offiziere ausgeschlossen, und unter diesen zwei, die jetzt in russischen Diensten stehen: der Oberstleutnant Grujew, gegenwärtig Tischvorsteher im russischen Gcneralstabe, und Stabsrittmsister Benderew, dem russischen Generalstabe attachiert und Adjutant des Generals Kuropatkin. * Neue armenischeMetzeleien werden aus Ursa gemeldet. Die armenischen Opfer sollen zahlreich sein. Weiter fand in KilliS im Vilajet Aleppo ein blutiger Zusammenstoß zwischen Armeniern und Mohammedanern statt, wobei auf beiden Seiten mehrere Personen ge tötet und verwundet wurden. Aegypten. "Obwohl der Streit über die Entnahme einer halben Million Pfund für die Dongola- Expedition aus dem ägyptischen Reserve fonds noch nicht entschieden ist, hat die Truppen entsendung nach Süden schon lebhaft begonnen. Es wird bestätigt, daß eine ägyptische Kolonne am Freitag ohne Widerstand Akascheh besetzt hat. Man sendet Kriegsmaterial und Leben?« mitt.l nach Akascheh. Ein Fort wird so rasch wie möglich errichtet. General Kitchener Pascha ist mit Slatin Pascha und anderen Offizieren zu den Truppen angegangen. Auch von Osten her ist die militärische Bewegung iui Gange. Das neunte sudanesiühe Bataillon kam aus Suakin in Kostest an und ist durch die Wüste nach Keneh zu marschiert, woselbst es Mittwoch cin- treffen sollte. Die Entfernung beträgt 110 eng lische Meilen. Amerika. * Die venezolanische Deputierten kammer hat einen Beschlußantrag abgelehnt, wonach die Aufständischen auf Cuba als kriegführende Macht anerkannt werden sollten. Afrika. * Wie verlautet, hat Präsident Krüger die Absicht, den ganzen diplomatischen Schrift wechsel über feine Reise nach England dem Volksraad der südafrikanischen Republik vorzulegen, der am 4. Mai zusammentritt. Ans de« Reichstage. Am Montag begann die dritte Lesung des Etats. In der Generaldebatte wurde Mitteilung von einem Gesetzentwurf gemacht, den der Bundesrat ent sprechend den Hauptpunkten des Antrages Lieber wegen eines Beginns der Reichsschuldeutilgung dem Reichstag vorgelegt hatte und der vsn den Parteien im allgemeinen günstig ausgenommen wurde. Beim Etat des Reichsamts des Innern wurde über die Fabrikinspektion, das Seewesen und das Kapitel Reichsgesundheitsamt debattiert. Beim Mlitäretat brachte Abg. v. Massow den Diebstahl des kaiser lichen Gnadenerlasses zur Sprache. Kriegsminister v. Schellendorff antwortete in scharfer Sprache. Er werde Maßregeln treffen, daß ein solcher Skandal nicht wieder vorkomme. Die Abgg. Liebknecht und Bebel verteidigten die Sozialdemokratie gegen die Anklagen des Kriegsministers. Sic bestritten, daß bei der Entwendung eines „wertlosen Objekts" ein Diebstahl vorliege. Nach weiteren heftigen Bemer kungen wurde der Militäretat erledigt. Am 24. d. steht zur Beratung zunächst in zweiter Lesung der Gesetzentwurf betr. die Verwendung überschüssiger Neichscinnahmcn zur Schulden tilgung. Abg. Zug (Zentr.) billigt im Prinzip das Gesetz, bedauert aber, daß dasselbe auch einen Teil der Ueberweisungen aus dem laufenden Etatsjahr den Einzelstaaten entziehen wolle. Das halte er für eine Härte gegen die letzteren. Der Gesetzentwurf wnd darauf angenommen. Sodann wird die dritte Beratung des Etats fortgesetzt beim Marine-Etat. Abg. Metzger-Hamburg (soz.) beschwert sich über die schlechten Wasservcrhältnisse auf der Wil helmshavener Werft, über die Entlassung von Arbeitern, lediglich weil dieselben Sozialdemokraten gewesen, und über die Boykottierung von Geschäfts leuten, die sozialdemokratischer Gesinnung verdächtig seinen. Staatssekretär Hollmann gibt zu, daß die Wasserversorgung Wilhelmshavens großen Schwierig keiten begegne. Es habe kostspieliger Anlagen be durft, die aber die ausreichende Wasserversorgung voni nächsten Jahre an sichern würden. Bezüglich der Annahme und Entlassung von Arbeitern müsse dem Oberwerftdirektor freie Hand gelassen werden. Es sei anzunchmen, daß bei Entlassung von Ar beitern auch triftige Gründe vorliegen. Die Boy kottierung von Geschäftsleuten halte er für aus geschlossen, er werde aber Bericht über diese Beschwerde ctnfordern. Der Marine-Etat wird darauf bewilligt. — Ebenso debattelos die Etats der Reichs-Justiz-Ver waltung, des Reichs-Schatzamts, des Rcichs-Eifen- bahnamts, der Reichsschuld, des Rechnungshofes, des Allgemeinen Pensionsfonds, des Reichs - Jiwa- lidcnfondS, der Zölle und Verbrauchssteuern und der Reichsstempelabgaben. Beim Etat der Post- und Telcgraphen- vcrwaltung beantragen Abgg. Zimmermann (Antis.) und Gen. fol gende Resolution: „Den Herrn Reichskanzler zu er suchen, zu veranlassen, daß die Post-Schalter-Dienst- stundm an Sonn- und Festtagen auf die Zeit von 7,8 bis 9 Uhr vormittags und von 12 bis 2 Uhr nachmittags festgesetzt werden." Abg. Hüpeden (wildkons.) teilt mit, daß in Kasse! die Mehrzahl der Post-Unterbeamten höchst selten einmal einen freien Sonntag habe. Diese Thatsache stehe im Widerspruch mit den Versiche rungen, die Herr v. Stephan iu der zweiten Lesung abgegeben habe. Unterstaatssckretär Fischer leugnet, daß ein Widerspruch vorliege. Die Norm sei. die, daß die Ilnterbeamten von drei Sonntageu einen ganz oder aber zwei halb frei haben sollen. Sie sei auch bis auf verschwindende Ausnahmen durchgesührt. Nach kurzer Debatte wird bie Resolution Zimmer mann mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Postetat wird darauf bewilligt. — Ebenso ohne Debatte der Etat der Reichsdruckerei. Beim Etat der Eisenbahnverwaltung beschwert sich Abg. Bueb (soz.) über mangelnde Verbindungen, schlechte Verhältnisse der Bahnwagen und Mangel an solchen, sowie schlechte Verwaltung der reichsländischen Bahnen. Geheimrat Wackerzapp gibt zu, daß für vi« Verbindungen in Elsaß-Lothringen hauptsächlich st« tegische Rücksichten maßgebend gewesen seien. Tr sei aber auch in anderen Landtsteilen der Fall. N Vorredner müsse anderseits wissen, daß eine gar- Reihe von Bahnen aus rein lokalen Rücksichten gl baut worden seien. Dem Wagenmangel werde abgeholsi Der Etat der Reichseisenbahn-Verwaltung wi« darauf bewilligt. Beim Etat des Bankwesens erwidert auf ei« Anfrage des Abg. Holtz (freikons.) in der zweit« Lesung Rcichsbankpräsident Koch: Das Verhalten d! Reichsbank in der Frage der Beleihung landschab licher Kreditpapiere habe nicht die Wirkung auf de Kurs dieser Papiere, die Abg. Holtz angenomnit habe. Wenn der Kurs derselben gefallen sei, dar liege es vielmehr an den Erörterungen über eit bevorstehende Konvertierung der Anleihen, die M auf jene Papiere von Einfluß sein müßte. D lombardfähigen Papiere seien ebenfalls gefallen. D Reichsbank habe zwingende Gründe dafür gehab daß sie die Beleihung der landschaftlichen Pfand bricfe ablehnte. Es würde schwer sein, einen Unta schied zwischen den verschiedenen Papieren dieser A> zu machen. Sie alle für beleihungsfähig zu « klären, sei wegen der Höhe der Summe ausgk schlossen. Es gebe in ganz Deutschland über 44> Millionen derartiger landschaftlicher Papiere, u- die Sunime erhöhe sich von Jahr zu Jahr. Es Has sich aber ferner herausgestellt, daß man allgemein mehr und mehr dem Wechseldarlchen den Vorz»! vor dem Lombarddarlehen gebe. Deshalb sei aud der Lombardzinsfuß fast bei allen Banken höher ak der Wechselzinsfuß. Abg. Holtz (freikons.) erwidert, einflußreich Bankiers hätten ihm mitgetcilt, der Grund für da Kursrückgang bet den landschaftlichen Pfandbrief« liege nur darin, daß sie nicht in gleicher Weise leistunzi fähig seien wie andere Papiere. Abg. Graf Arnim-Muskau (freikons.) " widert, die Generallandschaftsdirektoren hätten s« sämtlich für die Beleihungsföhigkcit ausgesprochef Die Haltung der Reichsbank bedeute demnach nM anderes, als daß die Landwirtschaft schlechter geM werden solle als andere Kreise, die Kredit bei Reichsbank suchen. Diese differenziellc Behandln»/ der Landwirtschaft aber rechtfertige sich um so wen« ger, als die meisten landwirtschaftlichen Pfandbrio sicher seien. Reichsbankprasident Koch erwidert, er habe d Sicherheit der Psandbriefe mit keinem Worte an^ zweifelt. Anderseits müsse er aber dem Grafen ArB sagen, daß die Wechsel, die die Reichsbank nehme, « keinem Falle Spekulationswechscl seien. Abg. Meyer- Halle (freis. Bgg.) wundert darüber, daß die Anhänger der Börsenresorm d Reichsbank in eine Richtung drängen möchten, zu ernsten Krisen führen konnte. Sie sollten bemÄ sein, die Reichsbank gerade in solidem Zustande 1 erhalten. In solchem können sie immer nur kulk zeitigen Kredit geben, auch im Lombardverkehr. Der Etat des Bankwesens wird darauf bewillig — Ebenso debattelos die noch ausstehenden kleiner« Etats. Im Etat ber außerordentlichen Deckungsmitt« wird gemäß einem Anträge Lieber die Summe 13 659121 ans 29 659121 erhöht und die BeM mung der zweiten Lesung, daß die Summe 13 Millionen zur Schuldentilgung zu verwenden s« gestrichen. Im Etat 8 gesetz wird der in zweiter Lest»! angenommene H 7 (betr. die Verwendung von Uebes schössen zur Schuldentilgung einstimmig abgeleh^ im übrigen das Gesetz unverändert angenommen. Schließlich wird der ganze Etat in der Geiar» abstimmung gegen die stimmen der Sozialdemokrat« angenommen. Die in zweiter Lesung cingebrachteu Resolution'' über welche die Diskussion damals bereits geschieh« war, gelangen schließlich ebenfalls zur Annahme, N« Ausnahme einer Resolution Lingens betr. die An« dehnung der postalischen Sontagsrnhe aus katholM Feiertage und einer Resolution Werner betr. A lassung. der Postassistenten zur Sekretärprüfung, d> beide abgelehnt wurden. Die zum Etat eingegangenen Petitionen werd« für erledigt erklärt. Tas Anleihcgesetz wird debattelos gegen die Sti>« men der Sozialdemokraten angenommen. In dritter Lesung gelangt sodann das zu Bech«! der heutigen Sitzung in zweiter Lesung angcnommv" Gesetz betr. die Verwendung überschüssiger Reich'' einnahmen zur Schuldentilgung einstimmig zur Ä« nähme. Nächste Sitzung: Donnerstag, 16. April. Prriißisiysr Kandeag. Das Abgeordnetenhaus verwies am Montag d« Gesetzentwurf betr. das Arier-cnrecht bei Renten- Ansiedlungsgütern an eine Kommission und trat da«' die Osterferien an. Nächste Sitzung Dienst"! 14. April. Der wilde Lusch. 2j Erzählung von Reinhold Gehlhar. (Fortsetzung.) Die Sonne legte ihre Strahlen wagrecht über die Ebene und svann ein goldiges Netz über die Weide, über die staubigen Felder und das dampfende Moor bis hin zu dem nebligen Waldessaum. Von der Weide trieben die Hirten das Vieh zum Stall. Die Schatten der Bäume wurden länger und legten sich mit scharfen Umriffen auf den Rasen grund, dazwischen fluteten die Goldwellen des Abendlichtes. Die erhitzten Gesichter der Tanzenden glüten rosenrot. Die Burschen lärmten — der Schnaps tbat seine Wirkung — und wurden dreister, die Mädchen kreischten. Wilhelm lehnte an einem Baum und blickte scheinbar teilnahmslos in den Tanztrubel. Doch sein brennendes Auge verfolgte unablässig eine Gestalt — Annas Gestalt, deren rotes Kleid in den auf- und niedergehenden Wogen des Tanzes verschwand und wieder auftauchte. Der Fiedler setzte den Bogen ab. Die Burschen drängten sich um den Schenktisch, die Mädchen steckten kichernd die Köpfe zusammen. „Guck, Anna, der wilde Lusch verschlingt dich mit den Augen!" „Ja, wenn du Lust hast, Anna, kannst du Bäuerin werden!" „Ich hätt' angst vor ihm!" „Pah, du, Bertha! Dich hat er stehen assen mitten auf dem Platz!" „Die wildesten vor der Hochzeit sollen nach her allemal die zahmsten sein!" „Na, Anna, man Glück zu! Wir wollen auf deiner Hochzeit tanzen." Unter den sie nmdrängenden Mädchen stand Anna gelassen und gleichgültig. Sie steckte sich eine losgegangene Flechte des braunen Haares fest Jetzt wendete sie sich. Eine Männerstimme sprach sie an. Es war ein schlanker, junger Mann im grünen Jägerrock, sein Gesicht war frisch, fast mädchenhaft, seine Augen hell. Er war eben erst gekommen. „Anna," sagte er, „der Vater schickt mich. Ich soll Sie nach Hause bringen." „Anna soll nach Hause?" Es war die Stimme des wilden Lusch, der sich jetzt einmischte. Mit hastigen Schritten war er zu den andern getreten. In seinem Ton bebte ein heimliches Grollen, und sein Blick bohrte sich in des anderen Gesicht. „Anna geht nicht nach Hause!" setzte er hinzu. Der junge Mann, es war Karl Wolterman», hielt seinen Blick aus. „Ich soll Anna nach Hause bringen," sagte er ruhig, „ihr Vater hat's bestimmt." „Und ich bestimme, daß sie hie ble'bt." „Ich weiß nicht, mit welchem Recht Sie Ihren Willen über den des Vaters setzen wollen. Kommen Sie, Anna, wir wollen gehen." „Hier bleibst du, Anna! Ich befehl's, ich will's! Und wenn dich einer bringt, werd' ich eS sein, mein Wagen steht im Hof. Geh' du nur deiner Wege." „Ich gehe, wohin ich soll," antwortete der junge Forstgchilfe abweisend. „UebrigenS weiß ich nicht, wie ich zu der Ehre komme, von Ihnen geduzt zu werden. Ich danke dafür." „Was ? Meinst, ich werd' jeden hergelaufenen Jungen, der noch nicht trocken ist unter der Nase, mit „Sie" titulieren? Ha, ha! — Da müßte ja mein Schweinehirt bald ein Geheim rat sein!" „Vergessen Sie sich nicht!" rief der andere drohend. „Ich werde meine Ehre zu schützen wissen vor einem, der —" „Deine Ehre? Ich werde dir deine Ehre zerzausen, daß du dir gleich Maß nehmen lassen kannst zu einer neuen! Guckt an, das junge Fohlen will ausschlagcn! Gegen einen, der — ? Sprich's aus, was du sagen willst, wenn du Kourag' im Leib' hast!" Auch in des jungen Forstgehilfen Augen blitzte es zornig auf. Er trat einen Schritt vor. „Gegen einen, der —" „Sprechen Sie's nicht aus — ich bitte Sie Anna stellte sich angstvoll vor ihn. der soviel Ehre hat, daß die Hunde um ihn herumgehn!" „Ha — Bestie! — Fort, Anna! Fort von ihm! Meine Fäuste soll er kennen lernen!" „Ich gehe nicht! Schlage mich, wenn du willst! Ich schütze ihn!" „Gehen Sie, Anna! Ich fürchte mich nicht!" Der junge Mann drängte sie beiseite. In zischender Wut sprang der riesige Bauer gegen seinen Gegner an und packte ihn. „Lusch! Wilder Lusch -l" Ein Schrei des Entsetzens au? Annas Kehk vermischt mit einem wilden zornigen Gebrüt gefolgt von einem vielstimmigen Angstruf. Der Bauer stutzte. Er sah sich um Annas Gestalt schwelg in der Lust — schweb* auf den Hörnern ein-^v nütenden Stieres. Wilhelm ließ den^v Mr los. Da siel Annas K,^ — zur Erde. Von neuem senkte Stier die Hörner. Starres Entsetzen lähmte die Umstehende«' „Lusch — wilder Luschkam es noch ei«' mal gellend von Annas Lippen. Noch sah wie der, den sie rief, zusprang, zwischen sie u«- den Stier sich stellend, dann schwand ihr da« Bewußtsein. Wilhelin hatte den Stier bei' den Hörner« gefaßt. Die Wut, die in ihm kochte, spannt seine Muskeln zu übermenschlicher Kraft. Er drückte den Kopf seines - gewaltig Gegners nieder, der, überrascht durch den Wider* stand, ein besseres Brüllen ausstieß. Ei« mächtiger Ruck der Riescnarme des Mannes der Stier wankte und fiel ächzend au'f die Scit^ Da war auch schon der Hirte hieran. Dm Tier war den ganzen Tag besonders bös^ Laune gewesen. Auf dem Wege von der Wei^ nach Hause war es davongelaufen. Der Läp« der vielen Menschen machte es twild, AiE rotes Kleid reizte ihn, daß er.-seinen A"M gegen sie richtete. Der Stier »wurde nun an de« Vorderbeinen gebunden, besch ämt ließ er sich >« den Stall führen, wo seiner eine Tracht PriM wartete. Die Spannung . letzten Augenblicke, d« den Menschen auf d. m Hof den Atem benommc« D, Angele soll m Nach i Kaisers Versah anonyr sich ar Kotze i Zercmc Di Herrn zweiten Ei! „Weiß« schießül ist ver sunkcnc m Leip sich au Zeit mi zeucht der Be bei Le geschäft Verhau Hafter! überseh' Darlehi Einheb! Vorteil' oblieget ausübw dem Bc eine St Begünfi rufen A Quantu In teidigu ökonomi Prof. / Sozialss Dorn ii und ein der er, näre W sitzende Luft zu die Foh sich das De, abgeor die alt« hat, Gu ist gest einige S altenbur than hc außergci sonst bi Mälzer licher T Am der 20 j nach Fi er von dann ii Schicksal junge D Leiche i In der Weg v« Die „S Gericht nachzudc Dm den am im Sch- Dieselbe trotzdem Rettung Ein stallung« in Eutii 30 gere Ein einem E hatte, Lärme, Held g Er sorgsan Wasser die mit ihres s Zärtlic Sv Helm s starken es gest Kreise übertöi „S Bertra den L, An lassen mühsar Hand Wunsch W „V Lippen Er ihm m . ZV des an
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