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Gustav, als jedoch keine cintras, da suchle sie endlich verzweiflungs voll ihr Lager aus. Der letzte schwache Hoffnungsstrahl war er- loschen. — Gustav war in Höhnes Bau angelangt, ohne zu wissen, welchen Weg er zurückgelegt hatte. Die Mutter setzte ihm das Abendbrot vor und beobachtete ihn ausmerksam. „Dir ist nichts gutes passiert, Gustav," sagte sie, als er den Teller ungekostet zurückschob. „Hat Dir ein anderer die Stelle weggeschnappt?" „Nein, Mutter, das nicht, aber wir müssen in den nächsten Tagen hier hinaus. Wir müssen das alte Haus verlassen, das der Vater in seinen jungen Jahren gebaut hat, wo wir alle so glücklich gewesen sind, und wo ich. noch einmal zu sterben hoffte." Die Witwe faltete die Hände im Schoß und neigte den Kopf aus die Brust. Gustav schaute trüben Blickes zu ihr hinüber. „Gräme Dich nicht so sehr, Mutter," suhr er nach einer kleinen Weile fort. „Herr Halenbeck hat uns ein Obdach an- aeboten, und ich werde alles thun, was in meinen Kräften steht, Dir ein neues Heim zu schaffen. Ich habe jetzt nur noch für Dich zu sorgen. Else heiratet den Baron." „Dann zahlt er Dir auch das Geld,- nicht wahr?" fragte die Witwe aushorchend. Gustav suhr zurück, als habe er einen Schlag erhalten. „Was redest Du von dem Geld?" rief er in Wut. „Verflucht soll es sein! Alle unsere Not, all unser Elend, meins und Elses, kommt davon her! Es verfolgt mich aus Schritt und Tritt, ich kann mich nicht bewegen, ich kann kein Wort reden, ohne daß es mir ins Gesicht springt!" „Sei gut, Gustav, ich wollte Dich nicht kränken!" „Dann sprich auch nie mehr davon, Mutter! So wahr ich lebe, ich würde lieber verhungern, ehe ich einen Heller davon an- rührle. Ich bitte Dich, erwähne es nie wieder; es ist mir, als wärs der Blutpreis für Else. Die Schande trifft ihn, nicht mich, aber doch fühl ich sie bitter .... Am folgenden Vormittag stellte er sich in Halenbecks Kontor ein, um nähere Rücksprache wegen der neuen Stellung zu nehmen. „Wann können Sie reisefertig sein?" fragte der Ratsherr im Laufe des Gesprächs. „Wann Sie wollen; schon morgen." „Gut. Also morgen. Und Ihre Mutter nimmt wie ver abredet, in meinem Hause draußen vor dem Norderthor Wohnung. Ich werde dafür Sorge tragen, daß sie während Ihrer Abwesen heit nichts entbehrt." Gustav dankte dem menschenfreundlichen Manne aus bewegtem Herzen und entfernte sich dann, um ein Fuhrwerk für die Ueber- siedelung zu bestellen. Dieselbe ging am Abend vor sich. Der Wagen war bald beladen. Viel hatte der Zwangsverkauf nicht übrig gelassen. Als das Fuhrwerk sich in Bewegung setzte, schaute Gustav noch einmal nach Höhns Bau zurück. Die hohen schwarzen Pappeln rauschten ihren Abschiedsgruß. Das Wohnhaus, die Scheunen und die Wirtschaftsgebäude lagen düster und verödet. Fledermäuse huschten um die Schorn steine. Er wendete sich ab, faßte die Hand seiner Mutter und beide schritten neben dem Wagen her. Nach einstündigem Gange hatten sie das Häuschen erreicht, das zunächst ihre Heimat sein sollte. 7. Viele Wochen waren verstrichen. Gustav hatte längst seinen neuen Wirkungskreis angetreten, und in Garitz dachte man kaum noch an das Unglück, von welchem der ehemalige städtische Pächter heimgesucht worden war. Müller Krussow war in bester Stimmung, denn Else hatte sich dem Anschein nach vollständig in die Lage der Dinge gesunden. „Habt Ihr den Hochzeitstag schon festgesetzt, Du und Zaruba?" fragte er, als er eines Tages aus der Stadt kam, und Else ihm beim Ablegen des Rockes behilflich war. „Nein," antwortete sie, den Rock auf die Seite bringend. „Na, dann wirds aber Zeit," lachte der Alte, „sonst ver- heiratet sich Dein Verflossener noch eher als Du, und dann könnts heißen, er habe Dir den Lauspaß gegeben." „Hast Du von Gustav gehört?" fragte sie aus dem offenen Schrank heraus. „Freilich, cs geht ihm sehr gut, er hat Gelegenheit, ein Bauerngut zu übernehmen und dazu heiratet er ein reiches Mädchen." „Das ist nicht wahr, Vater. Das glaube ich nicht!" „Warum solls nicht wahr sein? Höhn ist keiner von den Dummen und ein ansehnlicher Kerl ist er auch. Der findet Mädels die schwere Menge." die daß sie ein aü L8 Kr wo tie sto w wa Be uw Pb werde. Viele schüttelten die Köpfe darüber, viele aber sahen dieser Verbindung ein Glück sür beide Teile. > Die junge, von den meisten Mädchen beneidete Braut sa?" 8- . Nach drei Tagen wußte Alt und Jung -in der ganzen Gege", der Baron von Zaruba Müller Krüssows Else heiro^ Tagen, liebste Else." „Je eher, je besser," antwortete sie ohne aufzublicken, seiner Berührung ausweichend. Er folgte ihr nicht weiter. „Das arme Ding kann fick füglich nicht anders geben, man alles in Betracht zieht," sagte er zu sich selber. „Ich nur um so lieber, weil sie sich nicht verstellt .... Jetzt all Wort mit dem Alten." still u Furcht Angst, Herzkli dunkle, schlaflc weichet das A Stund zu, de eines I I eifrig seilsche sich ni sie ma A wurde erkann liche 3 Er sc nicht b zu soll werde Au, kam d sehr fühlte dopj einers daß Ursac krank derer daß^ werd, stal Traf sürch konn lei b" in d dene, geh Er j der? Befn zu e traf altet „Jcl sage Dol Gel, rubi best. Kra mar besr Ger and Sie, bev, zeit. daz> wä Am nächsten Morgen, als der Müller schon früh über Lam gefahren war, erschien Else in dem Häuschen vor dem Garitzc< Norderthor, welches gegenwärtig von Frau Höhn bewohnt wurde Die Witwe saß in der blitzblank aufgeräumten Stube w« Spinnrad. „Ich wollte nur einmal sehen, wie es Ihnen geht," sagt' das Mädchen lächelnd, aber zugleich scheu und beklommen. „Das ist sehr freundlich von Dir — ich wollte sagen vo> Ihnen, Mamsell," entgegnete die Witwe trocken. „Mir geht^ recht gut. Wie gehts Ihnen? Sie sind noch nicht verheiratet wie ich höre." Dem armen Mädchen stieg ein Schluchzen in der Kehle aus „Nein," antwortete sie traurig. „Noch nicht. Ich glaube atst nicht, daß ich mich dazu entschließen kann." „Warum denn nicht?" „Sie wissens ja, Frau Höhn; was hätten Sie gethan, wem Ihr Vater Ihnen einen Mann aufgezwungen hätte, währem Ihr Herz doch an einen anderen hing?" Das Spinnrad stellte sein Drehen ein. „Wenn mein Vater mir befohlen hätte, in den Karzigd Kolk zu springen, ich hätte nicht gewagt zu widersprechen," sag" die Witwe hart. Das Spinnrad schnurrte vou neuem. Else zog ihr Taschentuch hervor und trocknete die Augen. „Ich möchte Sie noch etwas fragen, Frau Höhn —" „Was ists?" „Die Leute erzählen sich, daß Gustav in Preußen eine" Bauernhof übernehmen wird — und daß er sich bald verheiratet' „Die Leute reden viel; wenn er sich so bald verheiratet wollte, dann müßte ich was davon wissen; das ist also nick wahr. Mit dem Bauernhof könnte das seine Richtigkeit habe" wenn er Geld in Händen hätte; ohne Geld kann man kein Mei anschaffen und keine Wirtschaft im Gang halten; Geld aber ho er nicht, und darum muß er sich die gute Gelegenheit aus de> Fingern gehen lassen." „Hat er Ihnen das geschrieben?" „Nein, daS hat Herr Halenbeck mir gesagt, ihm hat Gusto' geschrieben; er muß übrigens die Stelle bald aufgeben, da dll alte Inspektor wieder gesund wird." Else war marmorbleich geworden. „Ich danke Ihnen, Fro" Höhn," sagte sie. „Ich werds nicht vergessen. Adieu." Sie ging nach Hause. Der Weg war weit. Um die Mittags zeit traf sie daheim wieder ein. Ihr Vater zog die Stirne krai" und schaute sie fragend an. Statt jeder Erklärung sagte sie W daß sie sobald als möglich den Baron zu sprechen wünsche. Gesicht des Alten glättete sich, er nickte listig und hieß sofort eine" der polnischen Knechte mit der Botschaft nach Karzig jagen. Der Baron kam, wie immer, in gestrecktem Galopp. Sei' Gesicht strahlte. Else ging mit ihm hinaus in den Garten. Ihre Wangen waren bleich, ihre Lippen bebten und Hottes einen bläulichen Schimmer. Sie sah ihm starr ins Gesicht, eB er erschrak fast über den seltsamen Ausdruck aus dem ihren. „Wie hoch ist die Summe, die Sie Gustav Höhn schulden? fragte sie ganz unvermittelt. „Zehntausend uud einige hundert Thaler," antwortete sehr enttäuscht durch die Einleitung. „Wieviel wollen Sie ihm geben — genau?" „Elftausend und fünfhundert." „Reicht das hin, ein großes Bauerngut vollständig ei" zurichten?" „Ueber und über." „Wollen Sie ihm ganz bestimmt das Geld an unsere'' Hochzeitstag auszahlen?' „Früher noch, wenn Ihr Vater schon vorher damit Hera»' rückt." „Dann will ich Ihre Frau werden, sobald Sie es wünsche". Sie wendete sich um und ging dem Hause zu. Er sto"' einige Augenblicke ganz erstaunt; dann eilte er ihr nach. „Da möchte ich also sagen: in acht, höchstens aber in merze"