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Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189604259
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960425
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-25
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1896
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jaden, Wi c sein kam uchskanzk ng zu eB Mittel u«! Muß da! die Hän^ t, daß d« in dicss auch e«t tzen solle» n gepflegt vernünftig verbünde«, e eine K l Duell be ben vondd iders. Di> , wie da! j dasseltl diert, uil> e Komödie oorden K sme finde« »en, daM iffcntlichc« „ daß dd die KroHl glichst ed>- me aiüiet für eine» ; bei de> >er Anttaj Ich stell chen Va> hab N en ist gc- >is gestern l Wörde», er stelle». Vir stehe« teilen voll ! schärfste z eine tie von heB Offizitt- ehcn unlcl eisten di eser ZuK aßnapme« -s Ehre»-, r Strafe« cbcnsallt ngen ocr- rch ehre«- i. ; bestehe« hrung dd izeichnuni es müsse« ist cinck l Redner« Bclcidi- rüher ein- uch heute feiern i« es Jakrei 'Pellatiodi Möringen hlag tti! das Be setzen als Diese Arl den Abg. >er Aus' igsen, ia> Ordnung hung der : Debatte ucll und gangcne« Schließ' dcs M ieser ein' hausc die orderung s wurde echst übel rstag die Bau von änkte sili lg lokaler den Ba» ührt, all er feint Wilhel» -löst de- ng LiH würde- nd n Mann eranlaß iamilie»' gedroht irechne«, war -- lich, ds iotiv — es ih» ern ver' ist sei«, iin; iä g." lsinken«. Ltühuc« - 3st :, sei«« ander!' ein He ¬ fen w* dam alt. Von Uah und Fern. Amberg. Der seit kurzem im Witwerstand lebende 35 jährige Blecharbeiter Heinrich Hirsch sowie dessen 5 Jahre alter Sohn wurden in einem Steinbruch tot ausgcmndcn. Mord und Selbstmord liegt unzweifelhaft vor. Das Motiv der That soll in Hindernissen liegen, die eine Wiedcrverehelichnng des Mannes mit einer Witwe unmöglich machten. Bernburg. Sonderbare Beobachtungen wurden kürzlich bei der Versteigerung eines Materialwarenlagers aus einer Konkursmasse gemacht. Die erzielten Preise gingen nämlich vielfach über die sonst beim Ladeneinkauf üblichen hinaus. So brachte es ein Brot Zucker von etwa 20 Pfund auf 8 Mk. (gewöhnlicher Laden preis 7 bis 7,5 Mk.), ein Quanwm Salz (2 Zentner 60 Pfund , auf 24 Mk. oder 2 Mk. mehr, als der Ersteigerer bei jedem Kaufmann gezahlt hätte! Sind mm auch derartige Preise für die Masse ganz erfreulich, so zeigen sie an derseits, wie stark solche Versteigerungen „ziehen" und mit wie wenig Ueberlegung bei ihnen ost von denselben Leuten gekauft wird, die im Laden wegen niedrigerer Preise lange handeln! Glauchau. Der Kammerunteroffizier Hahn vom hiesigen Bezirks-Kommando hat sich er schossen. Es war ihm eine Revision allgesagt und man glaubt daß er Ursache hatte, diese zu fürchten. Insterburg. Mch Verbüßung einer vier zigjährigen Zuchthausstrafe ist der ehemalige Besitzer Möser aus Neudorf in der hiesigen Strafanstalt gestorben. Um sich einen Ver mögensvorteil zu verschaffen, hatte er in Gemein schaft mit seiner Ehefrau die Altsitzerin des Grundstücks vergiftet, wofür beide Eheleute zu lebcuslänglicherZuchthausstrafe verurteilt wurden. Infolge mustergültiger Führung ist iroch kurz vor dem Tode des Zuchthäuslers ein vom Direktor der Anstatt befürwortetes Begnadigungs gesuch an den Kaiser eingereicht worden, so daß sich vielleicht die Fran an ihrem Lebensabende der Freiheit zu erstellen haben wird. Kelbra. Die schönen Tage derKommunal- strucrlosigkeit für Kelbra nnd Mendorf sind jetzt vorüber. Beide Gemeinden sind zu einer Stadt- gemcinde verschmolzen uud nun heißt cs — 20 Prozent Kommunalstcuer zahlen, während man früher nach dem Rathause ging und sich aus dem Stadtsäckel noch Geld herausbezahlen ließ. Landau. Nicht alle Tage begeht man das dreihundcrtjährigc Jubiläum eures Prozesses, In dieser — freilich nicht gerade beneidens werten — Lage ist in diesem Jahre die Martl- gemeinde Burgsinn im bayrischen Regierungs bezirk Unterstanken. Denn es geschah anr 21. Juni 1596, daß diese Gemeinde beim Rcichskammcrgericht, das damals seinen Sitz in Speyer hatte, gegen die Herren v. Thüngen klagbar wurde, und zwar wegen eines herrlichen Eichen- und Buchenwaldes von mehr als 8000 bayrischen Tagwerk, der heute wohl 2 Millionen Mark wert sein mag. Wenn sich auch begreifen läßt, daß bei dem hohen Wett des umstrittenen Gutes beide Parteien beharrlich den Besitz er strebten, so muß man doch Achtung haben vor der Zähigkeit dieser Bauern, die Jahrhunderte hindurch trotz bitterer Armut in festem Zu- 'ammcnhalten Woche für Woche und Mann für Mann ihren „Prozeßscchser" zahlten, bis sie vor läufig als Sieger aus dem Streite hervorgingcn und nun dem Fortgänge des Prozesses in ziem licher Gemütsruhe zusehen können. Vor kurzem Wurde in dieser Sache verhandelt. Es kam schließlich zur Vertagung bis zum 19. Juni 1896. Stade. Ein Raubmordversuch wurde dieser Tage stich in Schiffdorf verübt. Die dortige 70 jährige Witwe Brünjes erwachte infolge eines Geräusches in ihrer Stube. Auf ihren Anruf stürzte ein Mensch auf ihr Bett zu und versuchte, sie zu erwürgen. Die alte Frau wehrte sich energisch. Bei dem Ringen fiel dem Eindringling der Hut vom Kopfe. Während er ftch danach bückte, sprang Frau B. aus dem Bcti uiid entfloh, um bei den Nachbam Hilfe ju suchen. Der Einbrecher versuchte, sie einzu holen, und schlug mehrfach mit einem Gegen- fiande, den er in der Hand hatte, nach ihr, traf i jedoch nicht und »Uchte dann selbst schleunigst i das Weite. Ms Hilfe erschien, war er ver schwunden. Im Bett der Frau Brünjes wurde später ein Stemmeisen gefunden, das dem Ver brecher wohl aus der Hand gefallen ist. Ge stohlen ist nichts. Der Verbrecher ist nach An gabe der Fran Brünjes von inittlerer Statur, hatte sehr rauhe, von schwerer Arbeit zeugende Hände imt zwei auffällig kurzen Daumen und trug einen weichen Hut. Wahrscheinlich sind ihm bei dem Ringen Kratzwundcn an den Händen von der Brünjes beigebracht worden. Schleusingen. Für das Osterprogramm hiesigen Gymnasiums hat Dr. Felix Schreiber eine Abhandlung über die „Mark Michelstadt, Einhards Vermächtnis an das Kloster Lorsch" geschrieben. Der Abhandlung ist zu entnehmen, daß eins unserer beliebtesten Volkslieder, nämlich „Ach, wie ist's möglich dann, daß ich dich lassen kann" der Einhardpoesie und somit dem Oden- walde angehön. Die Dichterin Helmine von Chezy schrieb zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Singspiel „Eginhard und Emma." Darin singt Eginhards (Einhards) Tochter Sigelinde auf Aufforderung ihrer Mutter das erwähnte Lied, welches heute als Thüringer Volkslied in aller Wett bekannt ist. Der erste Komponist des Liedes ist von Heddersdorf. Innsbruck. Im Winter ist, wie seiner Zeit gemeldet wurde, bei Oetz ein Holzknecht aus dieser Ortschaft durch eine Lawine verunglückt. Als er einige Tage nicht heimkam, mußte man annehmen, daß eine Lawine ihn getötet habe. Die Leiche ist jetzt ausgefundeu worden. Der Unglückliche hat im Schnee jedenfalls noch lange gelebt und ist wahrscheinlich verhungert. Er hatte ein zimmergroßes Loch ausgeböhtt und sich offenbar herauszuarbeiten versucht, was ihm aber nicht gelang. Edinburg. Ein schweres Schiffsunglück hat sich am Sonntag an der schottischen Küste ereignet. Der Dampfer „Marsden" stieß in der Nähe des Kifch-Leuchtschiffes mit der Barke „Firth of Solrav" zusammen. Die Bark ging unter, dreizehn Mann, die Frau des Kapitäns und deren Knd sind ertrunken. Der Kapitän und 8 Mann wurden gerettet. Der „Marsden" kam am Montag mit cingestoßenem Bug in Greenock an. Mailand. Eine große Falschmünzerbandc, deren Mitglieder zum Teil den besten Kreisen angehören, ist hier von der Polizei entdeckt worden. Eine Reihe von Personen wurde ver haftet, darunter der reiche, hochangesehene Fabrik besitzer Bianchini. Auch mehrere Damen sind in die Affäre verwickelt. Amsterdam. „Der Einfall Dr. Jamesons und der Ausstand in Johannesburg Ende 1895 Md Aufang 1896" — das ist das Thema einer Preisaufgabc, welche die Unterrichtsvcrwaltung der Südafrikanischen Republik im ttansvaalischcu „Staatskourant" stellt. Die Behörde wünscht eine in holländischer Sprache verfaßte, gut ge schriebene, auf die besten schriftlichen und münd lichen Quellen gegründete Darstellung der Ver schwörung gegen die Südafrikanische Republik, welche sowohl für die erwachsenen Bürger wie für die Schulen des Landes zur Lektüre dienen soll. Lissabon. Ein wohlhabender Fabrikant, der zu Wagen seine Fabrik verließ, wurde samt dem Kutscher durch eine mit Dynamit und Nägeln gefüllte Bombe in die Luft gesprengt uud zerrissen. Die Polizei fahndet eifrig nach den Urhebern des Verbrechens. .Havana. Das hiesige Blatt ,El Leon Espanol' brachte vor einigen Tagen einen Artikel, in welchem General Weyler getadelt wurde, weil er nicht genug Leute füsilieren lasse. Am letzten Freitag mm, als die Jour nalisten wie gewöhnlich sich bei der Statthalter schaft einstellten, um Nachrichten über die Kriegs- operationen einzuziehen, trat der Offizier, der die Beziehungen zwischen der Presse und dem Gencrallapitän vermittelt, an den Kreis heran mit den Worten: Seine Exzellenz General Weyler läßt die Redakteure des „Leon Espanol' fragen, ob sic so freundlich sein wollen, jeden Tag die Namen derjenigen Personen, die ihres Erachtens füsiliert werden müßten, zu veröffent lichen, damit sofort zur Hinrichtung derselben > geschritten werde. Die betreffenden Redakteure zogen etwas beschämt von dannen. GerichtshaUe. Berlin. „Wenn det Unjlück ieber eenen einbricht, denn kommt det ooch immer jleich mandelweise. Ick muß woll meinen kritischen Dag jehatt haben, an den werde ick denken, un wenn ick hundert Jahre alt werde." — So der Anstreicher Karl Neumann, ein etwa vierzig jähriger Mann, dem man den Gewohnheits- Winker auf den ersten Blick ansah. — Vors.: Mir scheint, als wenn der heutige Tag auch für Sie kritisch wird. Aber nun lassen Sie alle überflüssigen Redensatten. Das war also Ihre Frau, die kleine schwächliche Person, die eben hier im Saale war? — Angekl.: Ja wohl. — Bors.: Sie soll kein beneidenswertes Los haben. — Angekl.: Ja, die Ehe soll ja een Lotteriespiel find. Det sie mit mir zufrieden find kann, da habe ick Zeujen zu, aber sie is in die Schwartenwurst zu schlecht. — Vors.: Sie haben Ihr armes Weib auf offener Straße ge- mißhandelt und trotzdem hat sie keinen Straf antrag gegen Sie gestellt. Das spricht doch sehr für Ihre Frau. — Angekl.: Det dhut sie bloß aus Raffiniertheit und Hinterlistigkeit, damit sie in eenen anjenehmen Schein jesetzt wird. — Vors.: Weshalb schlugen Sie denn Ihre Frau? — Angekl.: Ick hatte mir det Mor sens schon über ihr jeärjett, indem sie mir so ville Quasselei machte, well ick keene Arbeet hatte. Wir streikten nämlich jerade. Meine Frau nahm denn ihren Korb mit Wichse, wo sie so'n kleenen Handel mit treibt un jing sott, ohne mir eenen Jroschen im Haus zu lassen. Ick legte mir erst noch een paar Stunden schlafen un jing denn sott, um een bißken JÄd uffzutreiben. Wer wo ick ooch ankloppte, keen Mensch hatte Jeld, oder wollte mir wat jeben. Zum Jlück hatte mir een bekannter Budiker for'n Jroschen Nordlicht uff Pump jejeben, der war aber längst alle, als ick jejen Mittag rum durch die Perleberger Straße jing, wo mir meine Olle mit ihrem Wichskorb entjejen kam. Ick sage zu ihr: Marie, jib mir mal fünf Jroschen! Sie sagte, det sie nischt hätte. Du lügst, sage ick, jib Jeld, oder du kannst hier in Perleberg mit Jlanz deine Wichse kriejen! Sie sehen, Herr Jerichtshof, ick war noch janz jemietlich. — Vors.: Nur weiter. — Angekl.: Ja, weiter war eijentlich nischt. Sie wollte immer noch nich un da habe ick ihr schöne sechs bis sieben Backpfeifen jejeben. Sie schrie nu jleich, als wenn sie ihren irdischen Wandel aushauchen sollte, wo denn ville Menschen zusammenliefe» un een Schutzmann mir uffschrieb. — Vors.: Damit ist dieser Teil der Anklage erledigt. Da Ihre Frau Sie wegen der Mißhandlung nicht be straft wissen will, können Sie nur wegen groben llnfugs bestraft werden. Wie war cs nun mit der Gefangenenbefreiung? — Angekl.: Det is weiter nischt als een Mißverständnis. Ick sehe ö langsam weiter un sehe bei die Fcunbrucke, »et da wieder een Ufflauf is. Ick loofe cen bißken zu un komme jerade hin un sehe, det in die Mitte von die Menschen een Schutzmann 'teht, der eenen Jungen am Arni hat, der lag iffn Boden und schrie und wollte nich uffstchen. Ick frage eenen Mann; wat der Junge jedhan hat. Er erzählt mir, det er eene Ente mit'n Steen dodt jeschmissen hat. Un denn hätte een Mann den Vogel mit 'ne Stange Ms dem Wasser jeholt un hätte den Braten mitjenommen. Un denn wäre een Schutz mann jekommcn, det war derselbe der mir vor hin uffteschrieben hatte, der wollte den Jungen nu arretieren. Det is ja een tüchtiger Junge, age ick, mancher Mann jeht mit'n Jewehr un eenen Hund den jauzen Dag uff die Entenjagd un kriegt keene Feder dodt un der Bengel chmeißt eene mit'n Steen. Ick drängele mir »enn nu weiter durch un sehe, wie der Schutz mann den Jungen schüttelt, un hochreißt, er chmeißt sich aber immer wieder hin un is nich wegzukttejen. Herrje, denke ick, der Bengel macht sich unjlücklich. Un ick springe zu un helfe den Schutzmann, indem ick den Jungen anpacke, uff die Füße stelle un ihm sage: Junge, jeh doch mit, du machst dir ja ccnen Widerstand jejen die königlich preußische Staatsjcwalr schuldig!" Un dabci schüttele ick den Jungen so'n biskcn nachdrücklich, det der SchutzmMn ihn eenen Oogcnblick losläßt uu ehe ick mir versehe, reißt der Junge sich los un drängt sich durch die Menschenmenge un da läuft er hin. Mein Schutzmann will ihm nach„ rennt aber in der Rahschc jejen meine Persönlich keit un so det wir beede zu Boden fallen. Als der Schutzmann wieder uffspringt, is der Junge über alle Berjc. Wie det nu eene Jefangen befreiung sind soll, is mit doch etwas schleier haft. — Vors.: Es wird Ihnen schon klar gemacht werden. Nach der Bekundung des Schutzmanns haben Sie den Knaben einfach von ihm losgeriffen und dem Beamten den Weg vertreten, als er den Ausreißer verfolgen wollte. Der Schutzmann hat Sic beiseite schieben wollen, Sie Haven ihn umfaßt und dabei find Sie aller dings beide zu Falle gekommen. Sie haben den Beamten dann noch eine Zeitlang am Fuß festgehalten, wodurch der Junge einen ge nügenden Vorsprung bekam. — Angekl.: Wenn eener fällt, denn klammert man sich an allcns an un wenn et een Schutzmannsbeen is. — Durch die Beweisaufnahme wurde der Ange klagte in beiden Pnnkten überführt und zu sechs Wochen Gefängnis und sechs Wochen Haft verurteilt. Florenz. Der ehemalige deutsche Konsul in Florenz, Bankier Kuhfus, welcher im vorigen Jahre unter Himerlassung großer Verbindlich keiten geflohen ist, wurde wegen betrügerischen Bankrotts in contumaciam zu zwei Jahr Kerker verurteilt. Kuntes Allerlei. Sind lose Kopierblätter beweiskräftig ? Die Entscheidung darüber, ob Handelsbücher Beweiswert haben, ist nach § 259 der Zivil prozeß-Ordnung der freien Ueberzeugung des Gerichts überlassen. Dasselbe mutz daher in jedem Falle beurteilen, ob der Inhalt bestimmter kaufmännischer, in Buchform oder in losen Blätrern vorgelegter Schriftstücke Glauben ver dient oder nicht. Möglicherweise können hier nach lose Kopierblätter, wenn ordnungsgemäß aufbewahrt, ebensogut als Beweismittel dienen, wie ein Kopierbuch. Bei letzterem ist die Be weiskraft sicher, bei ersteren von der jeweiligen Auffassung des Gerichts abhängig. Um lose Kopierblätter beweiskräftig zu machen, empfiehlt es sich, sie so zu ordnen und in ein Hilfsbuch einzutragen, daß jede Möglichkeit einer un bemerkten Herausnahme oder Auswechslung ausgeschlossen erscheint. Keine Trauringe mehr? Ein Land pfarrer erzählt, er habe in seiner armen Ge meinde dem Ankauf von Trauringen ein Ende gemacht. Statt der Ringe wurden die ver schlungenen Hände der Brautleute eingesegnet. Zum Wahrzeichen wird dem neuen Ehepaare die Bibel geschenkt, aus der die christliche Haus tafel vorgelcsen wurde. Statt der Ringe möchte ein armes Ehepaar sich eine Ziege zum Anfänge der Landwirtschaft anschafscu. Ein unvorsichtiges Zugeständnis machte unlängst der Vorsitzende eines Thüringer Vereins. Das Protokoll der vorigen Sitzung war verlesen, ein Vortrag war gehalten worden, und man schritt zur Erledigung des Fragekastens. Unter den ersten Zetteln, die der Vorsitzende verlas, tauchte plötzlich ein Zettel auf mit der Aufschrift: „Ihr seid ja alle Brummochsen!" — was den entrüsteten Vorsitzenden zu der Aeußerung ver anlaßte: „Aber das ist doch gar keine Frage!" Er wollte natürlich nur sagen, daß der Frage kasten nur für Fragen bestimmt sei!" Wörtlich befolgt. „Weshalb trinken Sie denn Ihr Bier durch einen Strohhalm, Herr Huber?" — „Ja, wiffen's: der Arzt hat mir strengstens verboten, jemals ein Glas anzu rühren." UnglücksPeüe. Passagier (auf der Sekun därbahn zum Schaffner): „Sagen Sie mir, warum pfeift denn der Zug auf dieser Stelle immer so kläglich!" — Scheffner: „Ach, auf der Stelle hat unser Lokomotivführer feine Frau kennen gelernt!" als ich in der Nacht an das Fenster klopfte und fragte." Ein Schrei rang sich aus Annas Brust. ,Ein Wunder! — Das Wunder ist ge schehen! Jst's nicht ein Wunder, daß ich ge rettet bin, um meinen Vater zu retten?" Und in fliegenden Worten erzählte Anna die Erlebnisse jener Nacht, sich selbst bitter an klagend, daß sie sich damals zur Helfershelferin der Wilddiebe gemacht. In der Vorunter, üchung war auch sie selbst vernommen worden. Sie häte gesagt, was sie Karl damals gesagt hatte — wie hätte sic ahnen können, daß es so kommen sollte! Karl sprang auf. „Wie — Ignaz Michalski, der Gefängnis- Aufseher selbst? Er sollte mit dem Arrestanten gemeinschaftlich — ? — Man wird es nicht glauben. Haben Sie Beweise? Man wird nach Beweisen fragen." Beweise? Einen Moment stutzte Anna und besann sich. „Ja, ich habe auch Beweise. Machen Sie den Wagen zurecht — wir fahren zur Stadt. Im Gefängnis hat er gesessen damals? Das Var es! Deshalb ist er gegangen, deshalb mußte ich verlieren! Mein Vater, mein armer Vater, ich rette dich I Hätte ich die Wahr- hert gesprochen, so wär's dir erspart, doch nun — nun werde ich dich retten!" -All ihr Wollen und Empfinden spannte sich fieberhaft m den einen Gedanken, drängte nach dem einen Ziel hin, ihren Vater zu erretten. Alles andere trat dahinter zurück und stand in wie eine blaffe Erinnerung an etwas, das sie nicht betraf. Eine Stunde später war sie mit Karl unter wegs nach der Stadt. Eben sollte die Verhandlung gegen den Förster Bertram beginnen, als Anna sich bei dem leitenden Richter melden ließ, sie habe eine wichtige Mitteilung zur Sache des Försters zu machm. Sie wurde in ein kleines Audienz zimmer geführt. Zögernd, stockend, in atemloser Aufregung erzählte sie. Mit Verwunderung wurde ihr Bericht entgegengenommen. „Sic erheben schwere Anschuldigungen gegen Jhrcir Mann und den Gefängnis-Aufseher. Wo ist Ihr Mann?" Zum ersten Mal wurden jetzt die Schreck nisse der letzten Nacht mit ängstigender Deut lichkeit in ihrer Erinnerung wach. Ein Zittem lief durch ihren Körper, es dunkelte vor ihren Augen, aber der Gedanke an ihren Vater gab ihr die Kraft wieder. „Ich weiß es nicht." „Woher wissen Sie das Datum jener Nacht so genM?" „Es war der Jahrestag meiner Hochzeit." „Und welche Beweise haben Sie für Ihre Behauptung?" „Hier find sie." Damit legte Anna ein kleines Bündel auf den Tisch. Der Richter öffnete cs. Ein blutiges Taschentuch war dann, gezeichnet mit den Buch staben I. M. — Ignaz Michalski: ferner ein an den Gefängnis-Ausseher gerichteter einge schriebener Brief, an dem Blutspuren deutlich bewiesen, daß sich jemand daran blutige Finger obgcvilch! In dem Schreiben bat ein Bauer der Umgegend um Ermäßigung des hohen Pro zentsatzes für das geliehene Geld, von fünfzehn Prozent auf zwölf. „Ich fand diese Sachen in der Küche," er klärte Anna, „wo der Gefängnis-Aufseher sich von dem Blut reinigte! Ich ekelte mich vor dem Blut und vergrub, was ich fand, auf dem Felde. Die Mütze und Michalskis Wunde wer den gleichfalls die Wahrheit meiner Angaben be weisen !" Noch einige Kreuz- und Querfragen, dann ließ der Richter sie allein. Bange Minuten vergingen. In fieberhafter Spannung wartete das junge Weib. Noch ein anderes Herz schlug in banger Er- wartuyg. Der aste Förster erwartete in seiner Zelle die Stunde der Verhandlung. Der Kummer um sein einziges Kind, das eigene Unglück hatten den rüstigen Mann tief gebeugt. Was wird zu allem, was er schon gelitten, die nächste Zu kunft bringen? Wohl war er in unruhiger Spannung, aber doch im Vertrauen auf feine gerechte Sache ohne Angst. Gefaßt erwartete er, was kommen sollte. Jetzt rasselte der Schlüssel im Schloß — nun holt man ihn zur Verhandlung und Ent scheidung. Der Schließer öffnete die Thür. Ju dem eindringenden Lichtschimmer stand sein Rechts- bcistand — was wollte er noch? stand — war eS möglich, täuschte ihn sein Auge nicht? Ein Ausschrei, bmg und jauchzend zugleich — „Vater —!" Der alte Förster hielt sein ohnmächtiges Kind in den Armen. Tiefe Bewußtlosigkeit löste ihre seelische fieberhafte Anspannung ab. „Sie sind frei!" sagte der Rechtsanwalt. „Die Aussagen Ihrer Tochter haben Sie gerettet." Zu derselben Zeit wurde Ignaz Michalski verhaftet. Sein Schuldgenosse stand vor einem andern Richter. Unter den Trümmern des niedergebrmnten Hauses fand man zwei ver kohlte Leichen, die eines Mannes und die eines Kindes. * * Wieder war ein Jahr hingegangen. In einer Waldecke, unter Bäumen und Büschen versteckt liegt der Kirchhof des Dorfes. Die scheidende Herbstsonne suchte sich durch den dämmernden Waldesschatten hindurch einen Weg, die Stätte des Todes mit goldigem Glanz zu verklären. Zwei Menschen standen an einem Grabe. Ein frischer Kranz lag darauf. Eine weiße Schleife — ein Schleier war es mit roten Flecken — war in sein Grün geflochten. Lange standen sie sinnend, Hand in Hand. Die Spuren einer langen Krankheit standen noch auf Annas stillem, bleichen Gesicht. Wilde Fieberphantafien hatten das junge »Weib fast in den Wahnsinn hineingchetzt. Dann war sie genesen — zu neuem Leben, zu neuem Glück, im alten Vaterhause. „Nun hat er Ruhe — der wilde Lusch," sagte Karl leise. „Er und das arme Kind — jetzt ruhen sie beieinander.—Daß er michlicbte, war sein Unglück " „Unsere Liebe aber ist unser Glück." 8»»» E u d e.
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