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Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189604259
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960425
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-25
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1896
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KoMische Rundschau. . Deutschland. * Ter Kaiser, der mit seiner Gemahlin den Vermählungsfeierlichkeiten der Prinzessin Alexandra vonKoburg mit dem lÄb- prinzen von Hohenlohe-Langenburg beigewohnt hatte, ist am Montag abend nach Eisenach zur Auerhahnjagd abgcreist. Zum Donnerstag gedachte sich der Monarch zur Geburts - tagsseier des K önigs vonSachsen nach Dresden zu begeben. * Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist infolge Erkältung nicht unbedenklich erkrankt. *Jn der Justiz-Kommission des Reichstags wurde am Montag der von dem Abg. Lenzmann verfaßte Bericht über die Justiz-Vorlage verlesen und genehmigt. Der Bericht soll noch diese Woche zur Ver teilung gelangen. * Der Vermögensbestand der staatlichen Arbeiter-Versicherungsanstalten beträgt seit 1894 für Krankenkassen rund 94 Mill., für Berufsgenossenschaften 113'/, Mill., für Jn- validitäts- und Altersversicherung 303'/, Mill., zusammen also mehr als eine halbe Milliarde Mark. Es wird daher die Frage einer zweck mäßigen Anlegung des großen Kapitals immer dringender. * Einen Gesetzentwurf zu Gunsten der kleinen Landwirte hat der Landtag in Weimar mit einigen Abänderungen ange nommen. Nach diesem Gesetz wird die groß herzogliche Landeskreditkasse ermächtigt, zur Förderung der Bodenkultur Meliorationsdarlehne bis zur Gesamtsumme von 500 000 Mk. gegen 2'/, Prozent Verzinsung und 2'/, Prozent Amorti sation zu gewähren. Die Einzeldarlehne sind auf 10 000 Mk. festgesetzt. In Notfällen kann die Amortisation bis zu drei Jahren ausgesetzt werden. Oefterreich-Ungarn. *Jn der Angelegenheit der Wahl des Dr. Lueger zum Bürgermeister von Wien haben bereits die Interventionen der Partei gänger Luegers bei der Regierung begonnen. Der Ministerpräsident hat sich geäußert, daß er versönlich gegen die Wahl keine Einwendungen erhebe; die Sache liege beim Ministerrate, der dieser Tage zu einer Sitzung zusammentritt. Die Zurückhaltung, die sich Graf Badeni sowie die übrigen Minister auferlegen, deutet darauf hin, daß mit einer neuen Ueberraschung in der Bürgermeisterfrage zu rechnen ist. Von liberaler Seite dagegen wird behauptet, daß die Bestätigung Luegers auch diesmal nicht er folgen werde. * Aller Wahrscheinlichkeit nach wird nicht bloß der ungarische Reichstag, sondern auch das österreichische Abgeord netenhaus aufgelöst werden. Die Auf lösung der Parlamente beider Reichshälften wird zur Notwendigkeit, weil eine Einigung in der wichtigsten Frage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches, in der Quotenfrage, nicht zu er zielen ist. (In Oesterreich ist die Auslösung des Abgeordnetenhauses schon nach der Annahme der Wahlgesetzvorlage selbstverständlich.) Frankreich. * Der Senat hat dem Ministerium Bourgeois die Kredite für Madagaskar verweigert. Damit ist die Krisis wesentlich verschärft. * Wie es scheint, wird Bourgeois, der schon so viele parlamentarischen Klippen glücklich umschifft hat, an einer Frage der politischen Etikette scheitern. Ein radikales Ministerium muß naturnotwendig bestrebt sein, das gesamte diplomatische Personal, auch die Botschafter, aus den Reihen seiner Parteigänger besetzt zu sehen. Der deutsche Kaiser und der Zar sollen sich aber weigern, zuzulassen, daß Radikale bei ihnen als Botschafter beglaubigt werden. Um einer diplomatischen Niederlage zu entgehen, wird Bourgeois wohl vom Amte zurücktreten müssen. England. * Das Unterhaus beschäftigte sich am Montag wieder einmal ziemlich gründlich mit Deutschland. Erst kam der kürzlich abgeschlossene Handels - Lerirag zwischen Deutschland und Japan aufs Tapet. Orr-Ewing fragte an, ob dieser Handelsvertrag Deutschland Zugeständnisse mache, die England nicht gewährt würden, und ob durch den Vertrag der deutsche Handel gegenüber dem englischen bevorzugt sei. Parlaments - Untcr- seftetär Curzon erwiderte, er kenne den Inhalt des Vertrages noch nicht und könne daher nicht sagen, ob der Vertrag Bestimmungen im Sinne der Anfrage enthalte. Jedenfalls aber würde England als meistbegünstigte Nation sich Zuge ständnisse, die Japan Deutschland oder einer andern Macht machen sollte, ebenfalls sichern. Wegen der angeblichen Konkurrenz der west fälischen Kohle in England konnte vom Regie rungstische noch keine Auskunft gegeben werden. * Schatzminister Balfour erklärte im Unter hause, es wäre nicht praktisch, das metrische Maß- und Gewichtssystem auf dem Wege der Gesetzgebung in England einzuführen, da ein derartiges Gesetz eine zu große Veränderung in den Gewohnheiten des Volkes bedeuten würde. (Auch eine Ansicht!) Italien. * Unter den Ersparnissen, die der italienische Minister des Auswärtigen im Budget des Mini steriums des Aeußeren vorschlägt, befinden sich 13 000 Frank für die Umwandlung des Ge sandtschaftspostens in München in den Posten eines Geschäftsträgers und für Auf hebung des Postens des dortigen Gesarrdt- schaftssekretärs. Wie gemeldet wird, sollen die beantragten Ersparungen thatsächlich nur die Aufhebung des Postens des dortigen Gesandt schaftssekretärs zur Folge haben; der Titular der Gesandtschaft wird den gleichen Rang wie vorher behalten, nur werden die Bezüge des selben gekürzt werden. *Jn Abessinien ist nach Nachrichten aus Massauah die Lage unverändert. Es herrscht außergewöhnliche Trockenheit. Die Truppen sind durch den Wassermangel und die Schwierigkeit der Verproviantierung zur Un- thätigkeit gezwungen. Die Lage der Garnison von Adigrat ist gut. Holland. * Die Atchinesen haben unter den ueuen, im niederländischen Dienste geschulten Führern den Holländern nicht nur Terrain ab gewonnen, sondern auch einen empfindlichen Verlust zugefügt. Die neuesten Nachrichten ge stehen ziemlich unumwunden eine erlittene Schlappe zu. Nach amtlicher Mitteilung aus Atschin vom 19. d. find die Posten Anak- galoeng, Senelop, Lamsoet und Lambarih ein gezogen worden. Einen größeren Widerstand fanden die Besatzungen beim Abmarsch auf dem rechten Ufer des Atjeh-Flusses; hierbei wurden 12 Offiziere und 60 Soldaten teils getötet, teils verwundet. Eine unbrauchbar gemachte Kanone ist von den holländischen Truppen zu rückgelaffen worden. Spanien. * Den Spaniern scheint allmählich die Ueber- zeuguug aufzudämmern, daß auf dem bisher beschrittenen Wege die Aussicht, Cuba sich zu erhalten, immer mehr schwindet. Man kehrt reuig auf Martinez Campos' Vorschläge zurück und beginnt sich mit dem Gedanken der Einführung einer freiheitlichen Ver fassung für Cuba und Portorico zu befreunden. Die Thronrede zur bevorstehenden Eröffnung der Cortes soll die von der Regie rung in Aussicht genommenen Reformen ent halten. Der Wortlaut des betreffenden Ab schnittes sollte in der Dienstags-Sitzung des spanischen Ministerrates festgesetzt werden. Nustland. * Polnische Blätter berichten, daß anläßlich der Moskauer Krönungsfeier an den russischen Grenzen Paßverschärfungen eintreten werden. An sämtlichen Grenzen wird die russische Grenzwache verstärkt. Afrika. * Der Transvaalpräsident Krüger hatte, wie die.Daily News' erfahren, ursprüng- 3 000 000 Pfund Entschädigung von der Chartered Company verlangt; die Summe sei nunmehr durch Unterhandlungen auf die Hälfte herabgesetzt worden. Der wilde Arisch. 10) Erzählung von Reinhold Gehlhar. (Schluß.) „Die Leiter her! — Hierher! — Dieser Balken hält's noch auS!" Und der kühne Mann machte den Weg durch die wogenden Flammen zurück. Er beachtete eS nicht, daß seine Kleider Feuer fingen nnd die Flammen um ihn her zusammenschlugen — nur auf eins achtete er: er hielt das gerettete Weib hoch empor, um fie, die heimlich Geliebte, durch das Flammenmeer zu tragen. Jetzt war er unten, die Spannung des er wartungsvoll zuschauenden Volkes löste sich in laute Jubelrufc. Man umdrüngte ihn, man erstickte das Feuer, das an seinen Kleidern brannte. WaS galten ihm die Wunden? Er fühlte keinen Schmerz. Er hielt das geliebte Weib in seinen Armen, er hatte fie gerettet. Jetzt, in dem frischen Luftzug, schlug Anna die Augen auf, enfetzt blickte sic um sich, blickte in das wogende Feuer. „Riem Kind — mein Kind l" schrie fie auf. Da — ein Prasseln und Krachen — das Haus stürtzte zusammen. Funkengarben stiegen hoch auf in den dunklen Hümmel, als wär's ein Frcudenseuer, das dieses Haus zerstört batte. Die Nacht tiefer Ohnmacht hielt Anna umfangen. Der erste Morgenschimmcr des an brechenden Tages stahl sich durch die weinumrankten Fenster des kleinen Försterhäuschens. In dem großen Himmelbett lag Anna, die alte Tante wachte bei ihr. Jetzt schlug die junge Frau die Augen auf. Ihre Gedanken begannen müde zu arbeiten. Nur leise Md unklar dämmerte in ihr die Erinnerung auf, daß etwas Entsetzliches hinter . ihr liege. Oder war eS nur ein Traum gewesen, der fie geängstigt? War alles wieder wie früher? — War sie im Baterhause? Allmählich erkannte fie'S — ja, sie war zu Hause, im Vaterhause. Das waren die alten blumigen Bettgardinen, das war das alte liebe Zimmer, dort saß im alten Lehnstuhl die aste Tante. „Der Vater," fragte fie mit schwacher Stimme, „wo ist der Vater?" Die alte Tante regte sich, aber fie schwieg. Noch einmal fragte Anna. „Weißt du's denn nicht?" „Nein. Wo ist er?" „Im Gefängnis." Da richtete sich Anna mit energischem Ruck auf, ihre Augen erweiterten sich und starrten halb verständnislos, halb entsetzt aus die Tante. Jetzt öffnete sich leise die Thür, und Karl spähte vorsichtig durch die Spalte — er kam, trotz seiner schmerzhaften, notdürftig verbundenen Brand wunden, die alte Frau von ihrem Wachdienst abzulösen. Als er Annas Aufregung wahrnahm, Kat er schnell näher. „Karl, sagen Sie mir alles, — ich weiß ja von nichts — was ist mit meinem Vater?" Umsonst versuchte er fie zu beruhigen, ihre Aufregung stieg, da erzähle er. z *Die Zahl der Bulowayo umlagernden ! Matabele wird auf 12 000 angegeben und es ist, da Mangel an Lebensmitteln sich dem nächst fühlbar machen dürfte, kaum zu erwarten, daß der Ort sich hält. Wie dem ,Daily Tele graph' über Prätoria gemeldet wird, hat sich der Kriegsrat in Bulowayo dahin entschieden, daß die dortigen Streitkräfte nicht stark genug seien, um weitere Angriffe zu unternehmen. Aus dem Reichstage. Der Reichstag erledigte am Montag zunächst die Novelle zum Genoffenschaftsgesetz in zweiter Lesung nach den Beschlüssen der Kommission. Das Haus wandte sich sodann der Duellinterpellation des Zentrums zu, die vom Abg. Bachem mit Hinweis auf die bekannten Vorkommnisse der letzten Zeit eingehend begründet wurde. Er verlangte als Ab hilfemittel eine Reform der Ehrengerichte und eine Verschärfung des Strafgesetzbuches. Namens des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Reichs kanzlers erklärte Staatsminister v. Bötticher, der Reichskanzler sei mit Erwägungen darüber be schäftigt, welche Maßnahmen zu ergreifen wären, uni eine wirksame Befolgung der Gesetze zu er reichen. Es fand dann eine Besprechung der Inter pellation statt. Am 21. d. wird die Besprechung der Inter pellation Bachem und Gen. (Zentr.), die Zwei kämpfe bett., fortgesetzt. Abg. v. Bennigsen (nat.-lib.) beantragt zur Geschäftsordnung, in unmittelbarem Anschluß an die Interpellation den Anttag Rickert und Gen. (frs.) das Duellwescn bett, zur Beratung zu stellen. — Das Haus beschließt demgemäß. — Der Anttag lautet: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit allen disziplinarischen und gesetzlichen Mitteln dahin zu wirken, daß das auch in den Kreisen der Offiziere des stehenden Heeres und der Reserve weiter um sich greifende, der Religion, der Moral und den Strafgesetzen widersprechende Duellunwesen beseitigt werde." Abg. Adt und Gen. (nat.-lib.) beantragen für den Anttag folgende Fassung: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit allen zu Gebote stehen den Mitteln dem mit dem Strafgesetzbuch in Wider spruch befindlichen Duellunwesen mit aller Ent schiedenheit entgegenzutreten." Abg. Graf Bernstorff- Lauenburg (freikons.): Ich glaube, in der öffentlichen Meinung ist das Duell bereits gerichtet. Man hat gesagt, es sei ein notwendiges Uebel. Das Uebel siegt aber darin, daß Leute durch eine gewisse Auffassung des Ehrcn- kodex in die schlimmsten Konflikte geraten können. Treten sie für ihre Ehre nicht mit ihrer Person ein, so gelangen sie in den Ruf der Feigheit. Die Art, wie gestern Abg. Bebel Kronrechte in die Debatte gezogen hat, muß ich als unangemessen be zeichnen. Präsident Frhr. v. Buol weist den in den letzten Worten liegenden Vorwurf gegen das Präsi dium zurück. Die Hereinziehung von Kronrecht sei zulässig, wenn sie in geziemender Weise geschehe. Abg. v. Bennigsen (nat.-lib.): In der letzten Zeit ist die öffentliche Meinung durch eine Reihe von Duellfällen aufgeregt worden, die zum Teil einen tötlichen Ausgang hatten. Selbst Kreise, die solchen Vorfällen gegenüber ruhiger zu bleiben scheinen, find tief entrüstet worden und befürworten Maßnahmen gegen das Duell. Man hat allgemein das Gefühl, daß die Vorfälle nur der Sozialdemo kratie zu gute kommen. Sic haben das denn auch in der gestrigen Rede des Abg. Bebel gehört. Sie war eine Art Triumphaesang. „Wir haben dm Vorteil I" So klang die Rede aus. Ob die Herren sich niederknallen, ist ihm gleichgültig. Er will nur die öffentliche Meinung in Aufregung halten. Dazu muß ihm auch die sittliche Entrüstung dienen, die er gestern wieder kundgab. Jemand, der bald nach 1870 die Pariser Commune und ihre Greuel ver herrlicht hat, hat kein Recht, sich über sittliche An schauungen anderer Bevölkerungsklassen zu entrüsten. Die oberen mrd mittleren Klassen bedauern die letzten Fälle selbst tief, sie haben alle Veranlassung, auf Mittel zu sinnen, um solchen Vorgängen wirk samer als bisher entgcgenzutretcn. Ich glaube, wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, wo wir Abhilfe zu schaffen suchen müssen. In England gehen die Gerichte da mit aller Strenge vor, und Geldstrafen von einigen tausend Pfund wegen Beleidigung sind dort gar nichts Seltenes. Die Strafe muß eben für den Be straften empfindlich sein, sonst hat fie gar keinen Zweck. Vor allem müßten aber die Klassen, in denen Duelle vorkommen, ihre Auffassung von dem Ehr begriff ändern, dann würde es leicht sein, die Duelle aus der Welt zu schaffen. Hoffen wir, daß die letzten Vorgänge dazu beitragen, den Anstoß zu einer Aenderung in der Auffassung zu geben. Abg. Richter (ft. Vp.): Die Erklärung, die Der alte Förster befand sich in Untersuchungs haft unter der Anklage des Meineids. Er hatte Wilhelm der Wilddieberei angeklagt und seine Aussage nist dem Zeugeneid beschworen. Er war seiner Sache so sicher und gewiß, daß er jede Möglichkeit eines Irrtums für ausge schlossen erklärte. Er wollte seinen Schwieger sohn auf das bestimmteste erkannt haben. Den Gefährten WiihelmS hatte der Alte nicht erkannt. Wilhelm hatte auf ihn geschossen, die Kugel war dicht an des Alten Kopf vorübcrgepfiffen. Da gab er auch selber Feuer. Seine Kugel traf des andern Mannes Mütze, daß fie ihm vom Kopf flog, und mußte auch ihn selber verwundet haben; denn an der Kopfbekleidung zeigten sich Blut spuren. Die Mütze, von der Art, wie sic vielfach in der Gegend getragen wird, konnte keinen An halt zur Ermittlung ihres Besitzers geben. So hatte der Förster seinen eigenen Schwieger sohn angezeigt. Was er auch dabei gelitten, er war nicht einen Augenblick im Zweifel, was er zu thun hatte. Aber auf einmal sollte sich der Spieß um- kehren. Wilhelm brachte einen Mibibeweis ein, wie er glänzender nicht sein konnte. In jener Nacht, in der er nach deS Försters eidlicher Aus sage im Stadiforst gewilddiebt haben sollte, — saß er im Gefängnis. Zu einem Gerichtstermin, welchen er in einer Bcleidigungssache als Ange klagter hatte, war er in völlig betrunkenem Zustand erschienen und hatte sich so ungebührlich und stech gegen den Gerichtshof benommen, daß er sofort auf vierundzwanzig Stunden in Haft ge nommen wurde. DaS war allerdings ein über zeugender Beweis. wir gestern vom Bnndcsroistischc gehört haben, M so matt und flau, wie eine Erklärung nur sein kam Für bedenklich halte ich es, daß der Reichskanzls die polizeilichen Organe mit der Bemerkung zu cM lasten suchte: Duellanten würden immer Mittel mc Wege finden, ihr Vorhaben auszuführen. Muß da! nicht die unteren Organe dazu ermutigen, die Hänh in den Schoß zu legen, weil sie gehört, daß d« höchste verantwortliche Stelle im Reiche in dici« Weise denkt? Abg. v. Bennigsen hätte auch ent schicdener gegen das Duell sich aussprechcn soll» In der Armee wird zwar das Duellwesen gepflegt die Mehrzahl unserer Offiziere ist aber zu vernünsül dazu. Heute ist ihnen zwar der Mund Verbünde«, aber ich bin überzeugt, sie würden es wie eine lösung vom Wahnsinn bettachten, wenn das Duell ft seitigt würde. Aber eine Anzahl von Raufbolden vonft Art des'verflossenen Hammerstein denkt anders. D« Hauptstütze findet das Duell in der Art, wie da! Begnadigungsrecht ausgeübt wird. Durch dasselb wird die Rechtsprechung geradezu suspendiert, uft man muß nur bedauern, daß vorher die Komöd« des gerichtlichen Verfahrens aufgeführt worden if Sollte unser Anttag, der ja wohl Annahme find« wird, wieder einmal ohne Folgen bleiben, daB dürfte es geboten erscheinen, um der öffentliche» Meinung wirksameren Ausdruck zu geben, daß ft Reichstag sich mit einer Adresse direkt an die Kroi« wendet. Abg. Gröber (Zentr.) hält ein möglichst eft stimmiges Votum für wünschenswert. Erne ande» Frage sei, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine« parlamentarischen Vorstoß gekommen sei; bei dü Umsturzvorlage sei leider ein dahin zielender AntM der Zentrumspartei gefallen. Abg. Frhr. v. Manteuffel (kons.): Ich stell! fest, daß Herr v. Kotze sich der gerichtlichen Bev solgung nicht durch die Flucht entzogen hat. N hat sich sofort gestellt und das Verfahren ist ge schlossen. Daraus ist Herrn v. Kotze, der bis geste» noch hier gewesen, ein Urlaub bewilligt morde« Er wird aber jederzeit sich seinem Richter stelle» Zur Sache selbst habe ich zu erklären: Wir steh» auf dem christlichen Standpunkt und verurteilen vo« diesem aus natürlich das Duell auf das schärfte Es darf aber nicht verkannt werden, daß eine tie' eingewurzelte Sitte oder Unsitte sich nicht von Heu« auf morgen beseitigen läßt. Aktive Offizier! schreiten sehr selten zum Duell, denn sie stehen unft der straffen militärischen Zucht. Am meisten ft teiligt sind die Reserve - Offiziere, die dieser ZuB entbehren. Von den vorgeschlagenen Maßnabm» zur Abhilfe stimme ich einer Reform des Ehre«; gcrichtswesens und einer Verschärfung der Straft für Beleidigungen durchaus zu. Abg. Förster (Antis.) spricht sich ebenfall! dafür aus, daß die Strafen für Beleidigungen ve« schärst werden müßten, bannt die Duelle durch ehre«' gerichtliche Sühnung ersetzt werden könnten. Abg. Bebel (soz.): Für die Armee bestehe« immer noch Kabinettsordres über die Wahrung del Ehre zu Recht, selbst wenn sie der Gegenzcichnuft des Reichskanzlers entbehren. Diese Ordres müsse« erst aufgehoben werden. Ihr Bestehen ist einst Kulturstaates unwürdig. Die von mehreren Redner« empfohlene Verschärfung der Strafen für Bcleidi' gungcn halte ich für unnötig. Was ich früher ei«' mal über die Commune gesagt, halte ich auch hefte noch aufrecht. Auch bürgerliche Kreise feiern i« noch heute den 18. März als Gedenktag des Jnhrck 1848. Das Zentrum hätte nicht eine Interpellation« sondern einen formulierten Gesetzentwurf einbring» sollen. Erstere bleibt doch nur ein Schlag ft! Wasser. Präs. Frhr. v. Buol: Abg. Bebel hat das Be stehen von Kabinettsordres neben den Gesetzen aff eines Kulturstaates unwürdig bezeichnet. Diese Ari der Kritik kann ich nicht zulassen und rufe den Aft Bebel deshalb zur Ordnung. Es folgt eine Reihe mehr persönlicher Aus führungen der Abg. Schall, Bebel, v. Bennigsen, ft Verfolg deren Abgg. Schall ebenfalls zur Ordnung gerufen wurde. Damit war die Besprechung der Interpellation beendet, an welche sich die Debatte über den freisinnigen Anttag über das Duell und die zu ihm im Laufe der Sitzung eingegangenen Abändcrungs- und Untcranttäge anreihtc. Schließ lich wurden sämtliche Anträge zu Gunsten des An trages Adt u. Gen. zurückgezogen und dieser ein stimmig angenommen. PrnNftlcher Kandt«,. Am Montag begann im Abgeordnctenhausc du erste Beratung der Kreditvorlage. Die Forderung von 3 Mill, zur Errichtung von KorNfilos wurde vorläufig außer Bettacht gelassen und zunächst über den Kredit für die Eisenbahnlinien beraten. Im Abgeordnetenhause wurde am Dienstag die erste Beratung der Kreditvorlage für den Bau vo« Eisenbahnen fortgesetzt. Die Debatte beschränkte D diesmal ausschließlich auf die Geltendmachung lokaler Wünsche. Der Teil der Vorlage, der über den Ba« von Kornhäusern handelt, wurde vertagt. Der Alte war wie vom Donner gerührt, alt der Prozeß diese Wendung nahm, aber seift Ueberzeugung blieb unerschüttert, daß Wilhelm der Wilddieb gewesen. Er stellte sich selbst des Gericht und hoffte, daß die Untersuchung LiH schaffen und seine Unschuld erweisen würde Die Richter schüttelten die Köpfe — und wat sollte de« alten pflichttreuen, verdienten Ma«« zu einem leichtfertigen Eidschwur veranlaß haben? Da kamen die unglücklichen Familien- Verhältnisse zur Sprache, wie der Atte gedroht hätte, mit seinem Schwiegersohn abzurechne«. und waS noch alles sonst zu berichten war ja dann, freilich! Nun war'S ja erklärlich, da Haß des Alten war ein genügendes Motiv freilich, freilich, zugetraut hätte man es M nicht, wer will sich aber für einen andern ver bürgen —! Es konnte nicht zweifelhaft sei«, wie der Urteilsspruch ausfallen würde. „Und heute," schloß Karl, „ist Termin; ij muß selber hin, bald ist die Entscheidung." Mehr und mehr in sich zusammensinkend, hatte Anna zugehört, ein qualvolles Stöhne» kam von ihren Lippen. „Mein Vater, mein armer Vater! — M denn keine Rettung mehr?" „Wenn nicht ein Wunder geschieht, feint Unschuld zu beweisen " „Ein Wunder — o Gott, ein Wunder! wimmerte Anna leise vor sich hin. Plötzlich richtete fie sich wieder auf, ein Ge danke spannte und belebte fie. — „Wann war'S, wo — fie sich trafen na» aufeinander schoflen?" „In der Nacht zum 13. Oktober — damals. A lederst sowie einem Selbs der T Wied! Witw B wurde Matei gcmaä vielfac hinauf etwa! preis (2 Zei mehr, gezahl für du derseiti und u von dc wegen Gl vom l schosset und m zu fürl I« zlgjähr Besitze, Strafa mögen- schaff Grunds lcbcnsl Jnfolg, vor dk Direkte, gcsuch sich vie der Fr, Ke! steucrlo Vorüber gemeint 20 Pro man fri aus der ließ. Lai dreihuu In die Werren gemeint bezirk 21. 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