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Allgemeiner Anzeiger : 01.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189604014
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960401
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-01
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 01.04.1896
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Politische Rundschau. Deutschland. * Der Aufenthalt des Kaiserpaares in dem sonnigen Neapel nimmt seinen programm gemäßen Verlauf. Dem Besuche auf dem Aetna folgte am Freitag eine größere Rundfahrt durch den Golf von Neapel und der Besuch der be nachbarten herrlichen Inseln. *Nach Meldungen verschiedener Blätter würden sämtliche deutsche Bundes fürsten einem Wunsche des Kaisers Wilhelm entsprechen und am 10. Mai der Einweihung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Frank furt a. M. beiwohnen. Es ist dies bekanntlich der Tag, an dem der Frankfurter Frieden unter zeichnet wurde. *Ueber die diesjährigen Kaiser manöver bringt die,Poft' folgende angeblich authentische Mitteilungen: Die großen Manöver des 12. Armeekorps gegen das 5. und 6. Armee korps werden an drei Tagen in der Gegend zwischen Görlitz und Bautzen stattfinden, und zwar am 9., 10. und 11. September. Vorher werden Paraden abgchaltcn werden, für das 5. Armeekorps bei Görlitz, für das 6. Armee korps bei Breslan und für das-12. Armeekorps auf dem Truppen-Uebungsplatz bei Zeithain. Von den Paraden aus werden die Truppen zum Teil mit der Bahn an das Manövergekände herangesührt werden, zum Teil werden sie auf Fußmärschen dahin gelangen. * Gegenüber der fortgesetzt in der englischen Presse zum Ausdruck gelangende» Ansicht, daß die Reise des Grafen Goluchowski. und die be vorstehende Zusammenkunft Kgiser Wilhelms mit dem König von Italien und -dem Kaiser von Oesterreichs mit der Erneuerung des Dreibundes auf weitere sechs Jahre in Zusammenhang stehe, schreibt die ,Nat.-Ztg/: „Wir glauben jedenfalls zu wissen, daß über die Erneuerung des Dreibundes aus guten Gründen keine Unterhandlungen gepflogen werden." Hiermit will das Blatt anscheinend andeuten, daß die Verlängerung des Dreibundes bereits erfolgt ist, was ja auch wohl zn- rreffend sein wird. * Es verdient Erwähnung, daß seit einem bestimmten Zeitpunkt, der nicht genannt zu wer den braucht, keiu einziges deutsches Kriegsschiff einen englischen Hafen angelaufen hat. Während früher fast jedes deutsche ins Ausland gehende oder von dort kommende Kriegsschiff in englischen Häfen wie Plymouth, Dartmouth re., seine Kohlcnvorräte auffüllte, ist in jüngster Zeit kein sollcr Fall zu verzeichnen, obwohl allein seit Anfang dieses Monats sechs deutsche Kriegsschiffe den englischen Kanal passierten. Ob hier ein poli tischer Hintergrund vorhanden ist, vermögen wir nicht zn sagen. Jedenfalls ist es beachtenswert, daß „Kaiserin Augusta" und „Hoheiizollern" auf ihrer Mittelmeelreise von Kiel und Wilhelms haven direkt nach Gibraltar dampften. Ebeiffü haben die vier ans dem Auslande Heimtehreuden Schulschiffe, die ehedem stets Plymouth oder Dartmouth aufsuchten, das Anlaufen eines eng lischen Hafens vermieden. * Gutem Vernehmen nach ist jetzt an die sächsische Negierung die Verständigung gelangt, daß auf Grund einer Vereinbarung zwischen Berlin und Wien im Laufe des Monats Alai eine technische Konferenz in Dresden über die bekannten Bauprojekte des Donau- Oder - Kanals und Donau- Elbe- Kanals znsammcntretcn wird. Zur Konfe renz werden außer den staatlichen Delegierten und den hervorragendsten Wasserbautechnikern auch Autoritäten auf zollpolitischem Gebiete zu- gczogcn werden. *Jn Berlin hat sich mit Genehmigung der Regierung ein Fiuanzkonsortium gebildet zur eventuellen Anlage von Kakao-Plantagen in Käme r u n und zur Ausbeutung der in der portugiesisch-afrikanischen Provinz Regola, und namentlich Mossamedes, belegenen reichen Guano felder. Jni Auftrage dieses Konsortiums gehen in den nächsten Wochen der Afrikareisende Dr. Zintgrass, sowie die Leiter des Konsortiums, die Herren Dr. Esser und Hoesch, nach den portu- gisischeu Kolonien und nach Kamerun, um Studien zu machen. Ocsterretch-Ungarn. * Die Bürgermeisterw ahl i n W i e n findet nach Meldungen von Wiener Blättern am 8. April statt. Dr. Lueger wrd zweifellos wiedergewählt werden. Ob er diesmal bestätigt wird — das ist die große Frage. Frankreich. *Bei der Abstimmung über das Prinzip der Einkommensteuer stellte Bourgeois die Vertrauensfrage. Sie wurde von der Kammer, allerdings nur mit der knappen Mehrheit von 16 Stimmen, bejaht. England. *Lord Salisbury ist am Donnerstag nach dem Festlande abgereist. Man schließt daraus — wohl mit Recht — daß die politische Lage von den englischen Staatmännern als wesentlich beruhigt und geklärt angesehen wird. *Me Ernennung des frühen Konseil- Präsidenten Burlet zum Gcsaizdten "" Lissabon wurde unlängst offiziell mngekün- digt. Diese Meldung mußte überraschen, da Herr Burlet von seinem Postem--zuAtckMreten war, nachdem er nach einer aaffregenden KaWner- sitzung vom Schlage getroffen worden war. Wie mm aus 'Belgien gemeldet wird, flößt > der Gesundheitszustand des früheren KonfeilprAsi- dcnten von neuem Besorgnis ein, so daß seine Abreise nach Lissabon in jedem Falle Men Äpf- schieb erfahren hat. l - Um Schweden-Nortvegeitr A / * Die erste schwedische Kammer i KwilliM» hl 780 000 Kronen zur außerordentlichen Veh- ärößerung der Flotte; die zwecks Kammer hat aber diese Bewilligung aus 5 Mil- lipuen Kronen herabgesetzt. *Wie aus Christiauia gemeldet wird, lehnte- der Ttvrthiug mit 58 gegen 56 Stimmen den. Antrag, die Apanagen dcsKönigs und Kronpri N z e n auf die früheren Beträge voy' 326 000 bezw. 80000 Kronen zu erhöhen, cm und bewilligte die jetzigen Settäge von 256W0 bezw. 30 000 Kronen. — Die R^erum brachte im Storthing eine Gesetzvorlage ein über dcn Anschluß Norwegens an die Berner Konvention betr. das litterarische Eigentum." / Balkanstaaten, j * Der König Alexa ndervonS er bien wird nach den bisherigen Bestimmungen am 1. April inkognito über Salonichi Nach dem Athos-Gebirge abreisen, um in deck dortigen alten serbischen Kloster Hilindar eiste Andacht zu verrichten. Die Abreise aus Salouichi er folgt am 2. April abends. In Hilindar wird der König das Osterfest verbringen. Spätes folgt ein Besuch des russischen Klosters Pantc- leimon und am 7. April die Abreise nach Athen, wo der Köitig Aufenthalt njmmt und von wo aus .er sich später über -das Adriatische Meer nach Trieft begibt- — * Nachdem Fürst Je Winand von B nl g.a rien in Konstantinopel von der Audienz beim Sultan m das Palais Kurutschesme zurück gekehrt war, überbrachte ihm der Sohn des Sultans, Prinz Achmed Effendi, die Insignien des Imtiazordens in Brillanten. Am Abend fand im Palais.Kurutschesme ein Diner zu 24 Gedecken statt. Am Freitag machten der Exarch und die Delegierten des öku menischen Patriarchats dem Fürsten Ferdinand ihre Aufwartung. Amerika. *Die gemischte Kommission in Washington nahm den Beschlußantrag des Senats hin sichtlich Cubas und nicht denjenigen des Repräsentantenhauses an. *Der Flibustier-Dampfer „Three Friends" dessen Abgang nach Cuba mit großen Waffen - und Munitionsseudungen jüngst ge meldet wurde, ist nach Florida zurückgekehrt, nach dem sein Versuch, die spanische Blockade zu durch brechen, mißlungen ist. * Der Präsident der Republik Haiti ist Plötzlich verstorben. Das Parlament ist zur Wahl eines Nachfolgers einberufen. So meldet ein Telegramm aus Port au Prinee, der Hauptstadt dieser Neger-Republik. Nach der bewegten Geschichte dieses Landes, dem Ruhe und Beständigkeit nicht beschieden ist, muß man fast befürchten, daß der plötzliche Tod kein ganz natürlicher war. Aegypten. *Bei der Bewilligung des Kredits für die Dongola-Expedition stimmten die in Kairo anwesenden Kommissare Englands, Italiens, Deutschlands und Oesterreich-Ungarns für die Bewilligung des Vorschusses, die Kom missare Frankreichs und Rußlands gegen die selbe. So meldet,Reuters Bureau'. Die Sache ist nicht neu; man wußte im voraus, daß es so kommen werde, ist aber gespannt, welchen weiteren Verlauf die Angelegenheit nimmt. Afrika. *Der Stand der Unterhandlungen zwischen England und der Südafrikanischen Republik ist ernst geworden. In Prätoria glaubt man nicht, daß Präsident Krüger nach England behen werde. Die Haltung der britischen Reichsregierung verursacht Unbehaglichkeit. Ge rüchtweise verlautet, es sei ein wichtiges Tele gramm eingegangen, das die unverzügliche Be antwortung der früheren Note fordere. Der Präsident habe eine weitere Frist für seine Ant wort verlangt. Im Falle weiterer Reibungen werde die Lage der verhafteten Führer der Johannesburger Reformpartei kritisch werden, da die Stimmung der Boern gegen sie sehr gereizt sei. preußischer Landtag. Das Herrenhaus beschäftigte sich am Donnerstag und Freitag mit der Etatberatung. Beim Etat der direkten Steuern führten Graf Kliuckowström und Graf Mirbach lebhafte Beschwerden über die Steuer veranlagung im allgemeinen und insbesondere über die Heranziehung des Grundbesitzes zur Vermögens steuer. Finanzminister Miquel konnte diese Be schwerden nicht als begründet anerkennen. — Die Ver handlungen über den Etat sind fast nur formell, da das Herrenhaus nur das Recht hat, den Etat im - ganzen anzunehmen oder abzulehnen. Don Unh und Fern. Ein neues Kabel zwischen Deutschland und England, das durch den gesteigerten Ver mehr notwendig geworden ist, wird noch in diesem Sommer gelegt werden. Augenblicklich werden im Auftrage der deutschen und britischen Regierung etwa 420 Kilometer 4adriges Kabel hergestellt. Als politische Persönlichkeit möchte sich Dr. Fritz Friedmann den Franzosen hinstellen, uni seine Ausliefemng zu hintertreiben. Der Schlauberger hat dies, wie dem ,Lok.-Anz.' gemeldet wird, in seinem, dem französischen Justizminister unterbreiteten Memorandum da durch zu begründen versucht, daß er seit 16 Jahren alle für die maßgebenden Kreise un angenehmen Prozesse geführt habe; daß er als Freund mehrerer bei Hofe verkehrender hoch stehender Personen vieles erfahren habe, was den bürgerlichen Kreisen sonst geheim bleibe; daß ihm deie Familiengeschichten des höchsten Adels ebenso geläufig seien wie die intimsten Vorgänge in jenen Kreisen, welche man die umstürzlerischen nenne; daß er die Wege genau kenne, welche aus den geheimsten Bürcaus in djc Redaktion sozialdemottatischer Blätter führen; daß endlich seine genaue Kenntnis der Kotze- Affäre ihn zu einer politisch gefährlichen Person stempele. Dem Philosophen Jakob Böhme, dem „deutschen Philosophen in der Schuster-Werk statt", geboren 1575, gestorben 1624, soll in seiner Vaterstadt Görlitz ein Denkmal errichtet werden. Es besteht die Absicht, Böhme auf seinem Schuhmacher-Schemel in seiner Hand- werkÄleiönug sitzend darzustellen, wie er in der Bibel sucht und forscht. Erschossen im Pistolcnduell wurde am Donnerstag früh in den Schießständen der Jäger in Potsdam der Rechtsanwalt Dr. Zenker. Sein Gegner, ein bekannter Marine-Offizier, ist un verletzt geblieben. Zenker stürzte gleich beim ersten Kugelwechsel tätlich getroffen nieder. Die Veranlassung zum Duell wird auf ein Renkontre bei einer Festlichkeit zurückgeführt. Ein Paar kühne Seehnndjägcr haben kürzlich Hamburg unsicher gemacht. Die Polizei Per witöe Lusch. "j Erzählung von Reinhold Gehlhar. (Fortsetzung.) Anna hörte kaum, was der Geistliche sprach. Ihr war, als geschehe alles nur im Traum. Aber voll und laut sagte sie ihr „Ja"; sie er schrak fast vor ihrer eigenen Stimme. Sie wechselten die Ringe. Annas kleiner Ring entglitt Wilhelms großen Händen und rollte auf den Teppich. Karl Woltermann hob ihn auf und legte ihn in des Geistlichen Hand. Die Trauung war aus, Wilhelm warf zwei Thaler in die Schale des Küsters, daß sie klapperten. Anna hing schwer an seinem Arm, als sie zum Gasthaus gingen, wo die Wagen warteten. Er hob sie hinauf, sorg'am, wie man ein Kind hebt. Dann stieg er auf und ergriff die Zügel. Da faßte jemand seinen Arm — eS war ein Mann mit aufgedunsenem Gesicht und rotem wirren Vollbart. „Du bist's, Ignaz?" „Ja, ich bin's selber. Viel Glück in die Ehe! Der wilde Lusch ist nun wohl zahm wie'n Kanarienvogel, — waS?" Er lackte roh. „Hier sitzt, die mich gezähmt — meine Frau." „Ay, ich freue mich —" sein Blick, wie er das junge Weib musterte, hatte etwas unheim lich stechendes — „halten Sie den wilden Bären nicht zu fest an der Kette, kleines Frauchen! Ich möchte mir mal solche Bändigung'szene an schauen ! Werden Sie nickt öffentliche Vor- yellu igen geben? —" Wieder dieses rohe Lachen. „Na, viel Glück, viel Glück!" Das Pferd zog an. st . „Wer war das?" ch „Ein Freund von mir, Ignaz MichalMT: „Was ist er?" „Aufseher vom Stadtgefängnis." ' „Woher kennst du ihn?" s „Ja, von hier und da." sch '" „Er hat einen bösen Blick." s/ „Bah — ist aber ein guter Kerl." Anna schwieg, sie dachte darüber nach, öb ihr Mann noch mehr solche guten Freunde haben könnte. Sie waren auf der Landstraße. Eine tolle Fahrt begann — wie üblich, wenn die Bauern von der Trauung nach Hause fahren. Der Bauer thut dem Brautpaar eine Ehre an, wenn er die Pferde nicht schont. Jeder will in dem wilden Wettrennen der erste sein. Die Bauern peitschten auf die Pferde, daß die Wagen über die schlechte holprige Straße flogen. Die Weiber, jung und alt, kreischten vor Lust und Angst. Wilhelm hatte sein bestes Pferd vor dem Wagen. Er war hinter allen zurück geblieben. Nun schnalzte er mit der Zunge, und das junge, lebhafte Tier griff aus. In toller Jagd ging es an den anderen vorbei. Der vorderste Wagen hielt ihm stand, Karl Woltermann saß darauf. Wilhelm sah ihn, jetzt griff er zur Putsche, ein sausender Hieb traf das Pferd. Mit wilden Sätzen stürmte es vorwärts und ließ alle weit zurück. Der Wagen rüttelte, schaukelte und schleuderte. „Hast du angst?" Sie schüttelte den Kopf. „Und wenn's — bei einer Ecke kann's schon kommen — in den Tod geht?" „Auch nicht." Was war ihr das Leben? „Brav, mein tapferes Weib!" Der Hcrbstwind führ kalt über die öden Felde-; die Sonne schien, aber sie wärmte nicht, sie blickte wie ein leeres glanzloses Gespenster- auge durch flüchtige, zerrissene Wol'enfetzen herab. Wilhelm legte sorgsam das herabgeglülene Tuch um die Schultern seines Weibes und zog es sanft an sich. Anna saß stumm und teil- nahmlos neben ihm, als ginge sie nichts an von alle dem, was heute geschah. Die Pferde mäßigten ihren Lauf, Wilhelm hielt vor dem Gasthause „Zum wilden Schwan." Hier sollte die Festlichkeit stattfinden. Des Förstcrs Haus war zu klein, und der Schwieger sohn wollte eine große Hochzeit. Auch mochte der Alte den Trubel nicht, und der Schwieger sohn wollte eine lustige Hochzeit. In dem dunklen Hausflur nahm der Förster Abschied von seinem Kind. „Vater —" Anna schluchzte an seinem Halse. „Gott sei mit dir!" sagte er schlicht und küßte ihre weiße Stirn. Dann machte er sich sanft von ihr los, reichte dem Schwiegersohn stumm die Hand und ging, ohne sich umzusehen. Karl Woltermann schloß sich ihm an. Anna blickte ihnen nach, sie sah nicht, wie ihr Mann die Stirn runzelte. „Thust ja grab', als ging's direkt in die Hölle!" sagte er herb. Sie wandte sich um und folgte ihm in dgs Zimmer. hat dort ein Paar junge Abenteurer aufgegriffen,! die sich durch Hantieren mit einem Revolver auf der Straße bemerkbar machten. Das mit den kleinen Helden, einem zehn- und einem zwölf jährigen Knaben, angestellte Verhör ergab, daß man es mit ein Paar kleinen Ausreißern zu thun hat, deren Eltern in der Reichshaupt-: stadt wohnen; die unternehmenden jungen Herren) hatten die Absicht, nach Helgoland zu fahren, um dort „Seehunoe zu schießen", zu welchem - Zwecke sie sich mit Revolver und 150 Stück Patronen versehen hatten. Jetzt sind sie auf der zwangsweisen Heimfahrt! Ern erschütternder Unglücksfall hat sich in Homburg zugetragen, über den die,Kolmarcr Zeitung' berichtet: Der 26jährigc Brunnen-' wacher Joseph Freulin arbeitete in einem bereits 9 Meter tiefen Brunnen, dessen oberer Teil nur mit losen eisernen Reifen versehen, dessen! unterster Teil aber gar nicht eingeschachtet war, als plötzlich das Brettergerüst über demselben zusammenschlug und Sand und Kies den Acrmstcn verschütteten. Dank einer kleinen Oeffmmg zwischen zwei quer aufeinander liegenden Brettern konnte der Unglückliche noch atmen, sprechen und die Finger hiuausstreckcn. West beschreibt die Angst- und Wchrufc, das Stöhnen und Jammern, das Bitten und Flehen des arm seligen Opfers? Sofort angcstellte Rettungs versuche blieben leider erfolglos, indem immer, mehr Kies uachrolltc. Des sicheren Todes ge wärtig, schrie nun der Verlorene nach einem Priester. Nun entrollte sich eine rührende unk erhabene Szene. Blau holte den Ortspfarrer Richard, der seit drei Wochen an Rheuma tismus krank daniedcrlicgt und sich nur mü größter Mühe rühren kann; der totblasse, tief gebeugte Pfarrer, alle seine.Kräfte mit sichtlicher Anstrengung zusammcnraffend, kommt, au! einen Stock gestützt, herbei, gleitet ohiü Zügern, trotz aller Warnungen, mit helden mütiger Todesverachtung unter beständiger Lebensgefahr die 7 Meter hohe Leiter hinab und läßt sich in der nächsten Nähe des Ver unglückten nieder. Das Beichthören und Bete" dauerte beinahe eine Viertelstunde, worauf er ganz erschöpft den Rückweg antrat und unvcrscP wieder herauskam. Der Verunglückte aber wM nun in sein trauriges Geschick ergeben, ma« hörte ihn noch lange beten, bis endlich gcge" 10 Uhr ein letzter Ruck den Aennsten von seine" Oualeu erlöste: er war lebendig begrabt» Seine Leiche konnte erst nach einigen Tage" herausgeholt werden. Eine grauenhafteJamilienszene ereigne" sich am 23. d. in Gronenberg bei Lübeck M zwar in der Behausung des Gastwirts Hast! Hardt selbst war nicht zu Hause. Gegen 8 O hatte Frau Hardt ihrem drei Monat alten So!" in einem Anfall von Geistesstörung aus eine» Löffel Strychnin cingcflößt. Kurz daraus wo" sie das Kind in eine Wassertonne, um cs - ertränken. Dann lief sic in die Gaststube, zwei Gäste anwesend waren und schrie, sie hcm ihr Kind ertränkt. Den Männern gelang st das Kind aus dem Wasser herauszuziehen B es ins Leben zurückzurufen. Kurz darauf ab> starb das Kind an den Folgen der VergiftiA Inzwischen hatte auch Frau Hardt Gift zu sß genommen und starb in ganz kurzer Zeit. T» Gift hatte sich im Hause befunden; ein HH sollte damit vergiftet werden. Frau Hardt ist erst 26 Jahre alt und lebte mit ihrem Ma" in glücklicher Ehe. Dieser sind sechs Md entsprossen. Mit Selbstmordgedanken soll Frau Hardt schon längere Zeit getragen habt Mord. In Frankenstein in Schlesien wM am Donnerstag der 70 Jahre alte Reust Burghardt ermordet aufgefunden. Es wird vf mutet, daß seine Wirtin die Thäterin sei, da? viel Geld bei sich führte und auch Pap irrst im Ofen versteckt hatte. Die Frau wA verhaftet. Eure Junggesettensteuer beantragte st Königsberger Stadtverordnetenkollcg MiiE bescher Stern und wird seinen Anttag bei A ratnng des Etats der Gemeindesteuer und st gabcnverwaltung wiederholen. Die „Kämst Ztg.' meint, daß der Antragsteller beim MagE der in seiner Majorität aus Junggesellen beim kein Glück haben wird. Große Tafeln waren aufgeschlagen un^ . buntem Durcheinander besetzt mit Schüsseln st Kochfischen, Entenbraten, Schweinebraten st. Backpflaumen — die üblichen Gerichte bei cst rechten Bauernhochzeit. Dazwischen sraodcn Pst Flaschen mit Schnaps verschiedener Sorten , Bier gibt es gewöhnlich erst beim Tanz Annas Platz stand ein Fläschchen mit Kirschs DaS Essen begann — ein Geschäft, bei st sich der Bauer nicht gern durch Unterhältst stört. Kaum ein Wort wurde gesprochen, st das Klappern der Teller und das Schnalzen s Essenden war zu hören — kaum ein E außer dem einen, häufigen „Prost! — zur A sundhcit!" Die Schnapsflaschen wurden cm gebraucht. > Die Gäste waren satt, neben den Test lagen hohe Haufen von Gräten, Knochen st Pflaumensteinen, die die Gäste direll auf st Tischtuch spuckten. Der bereits genossene SE verfehlte seine Wirkung nicht, eine laute LuU leit löste ziemlich unvermittelt die srE Stille ab. Anna war still und stumm, ihr war, F versage ihr der Atem. Wilhelm bem rk-s „Sie ist immer still," sagte er sich. Ästst verdroß ihn doch. Desto lärmender wmdc ^ Lustigkeit. Seine Natur, kraft urMmd in ist' Nerv und leidenschaftlich in jedem EmpiM mußte sich in lautem Durchbruch äußern. „Heda, Wirt!" rief er, „stech da? erste Bald waren Gläser mit Bier verteil,. I „Juchhei! Lusng! Der wilde Lusch^ Hoch eit! Der wilde Lu'ck Hut nur eM Hochzeit — nur eine Liebe gibt's für UM i
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