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Ä! I ' Karl Vost nar cin stattlicher Knecht, der vier Jahre freiwillig bei den Ludwigckuster Dragonern gedient hatte nnd zwei Jahre lang Barsche bcia Rittmeister von Platow gewesen war, nnd dem der' feinere Drill nach im Zivilanzugc im Leibe saß. Als Dorothea eine Strecke gcgmgen war, musste sie doch noch einmal nach dem sclnnncken Kerl nnschauen, der eigentlich in dem halben Jahre, ivies ihr plötzlih vorkam, noch viel stattlicher geworden war. Und wahrhaftig! Karl Bost stand auch gerade still und guckte nach ihr um. Sie Merkte, daß sie rot wurde, und eilte schleunigst nach Hanse. n Sonntag wr. Still lag die Dorfstraste, und die Mvrgen- fonne leuchtete festlich vom blauen Himmel auf sie herab. Die Bogel fasten in BuschundimGr<s und sangen ungesehen ihre schönsten Fciermgsliedcr. Die Arbeit rnhn, vom NacbbardvN lierübererklang die Sonntagsglocke, nnd alt und jung zog von Snm- merin nach Blu menhagen hin über, die Männer in ihrem langen Kircbenrockc, 'die Fronen in schwarzem Kleide mit der bnntctt Schürze und der gvldleranderten Haube. Später als alle Rachbcvu verliest dicFamilie Hardt ihr Haus, der neulackierte Stuhlwageu brachte sie doch noch elfer nach Blnmenhagen, als die anderen zu Fust dort eintreffen konnten. Herv Hardt fuhr selbst und sah gar glück lich nnd zufrieden aus alle hernieder, au denen sie vor überkamen; war um fällte er auch nicht glücklich und zufrieden sein? Er hatte die besten Pferde im ganzen Dors nnd das schönste Geschirr, and hinter ihn, neben seiner Frau fast seine hübsche Tochter in dem grauen Staub- mantcl und mit dem Fünszehn- markshut —wahr-, hastig, seinerDoro- thea kam keine im ganzen Dorse gleich. Wenn er an jemand vorüberfuhr, bot er nicht die Zeit, sondern bewegte die Peitsche gegen seinen Mützen schirm. Das Ivar fein; er hatte nämlich gesehen, dast die vor nehmen Leute auf diese Weise beim Fahren vom Wagen herab grüßten. Wer das Fuhrwerk an sich vorüber kommen sah, stand still und schaute ihm nach; manch einer schüttelte den Kopf, und ein alter grauköpfiger Altenteilcr, der seinem Sohn die Erbpacht stelle abgetreten hatte und nun langsam zum Gottesdienst Pilgerte, sagte zu seiner Frau: „Na, Patz mal up, Mudding, mit Hardtcn nimmt dat keen gohr Enn, he is to stolz, he will to hoch rute mit sicu Kinne — Buhr bliwt Buhr, un wenn he sick ok noch son fines Kleed antreckt — Paß up, dat geiht nich god." Als die Predigt zu Blumenhagen zu Ende war, gingen die Cammerincr in einem langen Zuge zusammen nach Hause — es war so herrlich heut. Wie ein einziger Gottesdienst, ein einziges stilles Gebet lag cs über der ganzen Flur, und die Leute sprachen nur leise über die Predigt mit einander, als sürchteten sie, den heiligen SonntagSfrieden zu stören. Nur Herr Hardt war noch zurückgeblieben, denn er hielt es für seilte Pflicht, mit seiner Tochter den Honoratioren des Dorfes einen Besuch zu machen. Zuerst gingen sie natürlich zum Herrn Pastor. Der stammte aus der Residenz und kannte allerlei Menschen. Der Superintendent am Dom, der so wunderschön sang und mit seinen vorzüglichen Predigten und seinem prachtvollen Gesang das graste Gotteshaus immer bis in den letzten Winkel stillte und dessen Predigten auch Dorothea mit ihrer ganzen Pension immer besuchte, war sein bester Freund, und die Frau Pastorin fragte nach ihren: Klavierfpiel und dem sonstigen Unterricht, den sie hatte; und als die Familie Hardt daS stille Pastorhaus hinter oen vier köst lichen Linden ver liest, war sie sehr glücklich über den Empfang, und die Pastorsleute meinten, Dorothea Hardt sei eigentlich ein ganz vorzüg liches, bescheidenes, gutgrartctesMäd- chen,man müsse es nur bedauern, das; der Vater sie mü Gewalt in Bahnen dränge, die ihr selbst anscheinend gar nicht gefielen. Dann wurde noch der Küster des Dorfes mit einem Besuch beehrt; hier fast die Familie Hardt viel kürzere Zeit als beim Herrn Pastor und endlich glaubte Herr Hardt auch nm Schulzcnhause nicht unfreundlich vorübcrgeheu zu dürfen. Mau trat herein, fagtc guten Tag, hielt sich aber weiter nicht auf und entfernte sich bald wieder, um auf dem Stuhl- wagcn, den der Knecht inzwischen eingcspanut, fchleunigst nach Sammerin zurück- zufahren. Mutter Hardt drängte sehr nach Hause und schalt ihren Maun unter wegs aus, daß er beim Pastor so lauge gesessen und geschnackt habe, nun verschmore und verbrate ihr das Essen, und der Johannes käme ja auch noch zu Besuch. Er drehte sich vor nehm nach ihr um und meinte lächelnd: „Mudding, last mich das Schelten am Sonntag man sein; süh, bei vornehme Leut kann man nich so fix wieder weggehen, das mögen sie nich. Un Johannes läuft unS ja auch Woll nich weg." Und richtig, sie waren kaum zehn Minuten zu Hause, da kam ein Reiter durchs Dorf gesprengt und hielt vor dem großen Scheunenthor. Mit einem Sprung war er herunter vom Pferd. Sehr staubig sah er freilich aus, aber in seiner kurzen, grauen Joppe, dem niedrigen Hut mit einer kleinen Feder daran, den grauen Reithosen und den hohen, glänzenden Reitstiefeln war er sehr stattlich, als er zu der Mutter trat, die glückstrahlend in des einzigen Sohnes offenes, freundliches Gesicht schaute. (Formmung Das Denkmal der Halste!» Dugußn in Herlin. Von Hrafessor Fritz Schaper. . — - - " e 4, - h<