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Allgemeiner Anzeiger : 05.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189602054
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18960205
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18960205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-05
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.02.1896
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nen starke» t, von d« lt, als daj s Ersuche« Wasserver» as sei g» ; die Bor» i. ;ert, eine st mehr iU sehr ke ¬ in Reichs» Uwickeluiig in gen sei, c Wirkung nnen. mit, d« ' demnächst t) beklagt über, daß re Anstalt estgehalten ingen die so ginge« ebenfalls itens der ihansdorf ie wollten den An-l schlimmer aß endlich wvelle er-? an volles nüßte den cht haben, verden. inner niir erschienen vor: der : gesanite rt. Das ) bin eS Es wäre Helstände bringen. >es Ver- er nichts ch. 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Infolgedessen ist eine Reihe photographischer Aufnahmen von anatomischen und kriegschirurgischen Präparaten gemacht, in denen Geschosse und Geschoßtcile in ' den Weichteisen und Knochen steckten. Die Photogramme gaben ein deutliches Bild der stattgehabten Knochenverletzungen und ließen den Sitz des steckengebliebmen Projektils mit Sicher heit erkennen. Die Versuche werden in größerem Maßstabe fortgesetzt, und weitere amtliche Be richte über deren Resultate werden in baldige Aussicht gestellt. Tas Vermögen des verstorbenen Geh. Kommerzienrats Schichau. In der ,Elbinger Zeitung' wird das hinterlassene Vermögen des Geh. Kommerzienrats Schichau auf 45 Millionen Marl angegeben. Besonders gewinnbringend war der Torpedobootsbau, da die Boote sehr häufig über die kontraktmäßige Geschwindigkeit liefen und jeder Knoten eine Extraprämie von 30 000 Mk. einbrachte. Die Testamentseröffnung hat irgend welche Ueberraschungen nicht gebracht. Legate und sonstige Zuwendungen haben dem Vernehmen nach nicht stattgefunden. Vom Ver mögen wird nur ein kleiner Teil an die Erben ausgezahlt, während das übrige Geld im Ge schäft bleibt und die Erben am Gewinne teil nehmen. Der Geheimrat Schichau zahlte 261613 Mk. Steuern, davon 168 012 Mk. Kommunalsteuern. Ein Ofer seines Berufs wurde der am Kinderkrankenhaus in Bremen thätige Arzt Dr. Hurm. Bei der Operation eines Kindes geriet vermutlich giftiger Eiterstoff in eine kleine Wunde an seiner Nase, die schnell anschwoll. Alle operativen Eingriffe der Aerzte halfen nichts; nach furchtbaren Qualen erfolgte der Tod. In sehr glücklicher Finanzlage befindet sich die Stadt Perleberg. Wie der Magistrat bekannt macht, sollen auf Beschluß der städtischen Behörden die für das erste Quartal d. fälligen Kommunalsteuern nicht erhoben werden. Der Selbstmord eines zehnjährigen Knaben erregt in Mirchau (Kr. Karthaus, Westpr.) großes Aufsehen. Während seine Angehörigen auf Arbeit waren, hat der Knabe in der von der Familie bewohnten Erdhütte, anscheinend ohne irgend welche Veranlassung, seinem Leben ein Ende gemacht, indem er einen Nagel in die Thür schlug und sich dann mittels eines Halstuches erhängte. Selbstmorde beim Militär. Infolge von Streitigkeiten mit einem Vorgesetzten bei dem Kaiserfestmahl machte in Stettin der Haupt mann v. Manteuffel einen Selbstmordversuch. Schwerverletzt wurde er in ein Krankenhaus ge bracht. — Im Militär - Arresthause in Bautzen hat sich ein Feldwebel durch Erhängen entleibt, weil er einer Bestrafung wegen Unterschlagung entgegensah. — In Göttingen hat sich der im elften Jahre dienende Hoboist Sergeant Zech vom Inf. - Reg. Nr. 82 erhängt. Der Grund zu der That soll in Hänseleien bestehen, mit denen man ihn wegen seiner Namensvetterschaft mit dem aus der Affäre im Pschorrbräu zu München uniühmlich bekannt gewordenen Ser geanten aufgezogen hatte. (?) Schwarze Bande. Die berüchtigten Mit glieder der sog. „schwarzen Bande" in Lauscha und Umgegend, die in den friedlichen südtürin- grschen Bergen ihr Unwesen treiben, und deren Zahl 14 sein soll, sind leider noch nicht alle ding fest gemacht. In voriger Woche soll wieder eine Frau auf dem Wege von Piesau nach Ernst thal von den rohen Burschen angefallen worden sein. In Ernstthal hatten es die Strolche auf nn Haus abgesehen, und paßten den Zeitpunkt ab, bis der Mann ausgegangcn war, um dann wehrlose Fran zu überfallen. Zufällig kehrte der Mann nochmals zurück, um sich den ver gessenen Hausschlüssel zu holen, er erkannte aber kernen der vermummten Wegelagerer, wurde viel ¬ mehr, als er sich zur Wehr setzte, von denselben thätlich angegriffen und mißhandelt. Einzelne Personen, besonders Frauen und Kinder, wagen es schon lange nicht mehr, längere Waldwege zu gehen. Die Sicherheitsorgane entwickeln eine große Thätigkeit, um die Kerle dingfest zu machen, ohne daß es bisher gelungen ist, der selben habhaft zu werden. Bei allen verdächtig aussehenden Individuen werden Untersuchungen vorgenommen. Eine entsetzliche Blutthat ist in dem Gebirgsdorfe Neidenfels bei Neustadt a. d. Haardt begangen worden. In der dortigen Papier maschinenfabrik der Gebr. Hammer sind u. a. zwei Ingenieure angestellt, ein Russe und ein Deutscher, welche schon seit längerem in Fehde leben müssen. Der Russe ist ein Baron und nennt sich Erich von Samson-Himmelstierna, der Deutsche ist aus dem benachbarten Frankeneck und heißt Riedel. Am Dienstag überfiel plötzlich der Baron seinen Kollegen, stach ihm mit einem Dolch in Kopf und Leib, so daß Riedel zu Tode verwundet daniedcrliegt. Nach der That versuchte Samson einen Selbstmord. Er schnitt sich die Pulsadern auf. Beide verloren bald das Bewußtsein und kamen in ärztliche Behand lung. Erwähnt fei noch, daß Samson vor der Blutthat an den Chef des Hauses einen Brief schrieb, in welchem er seine That anküvdigte und den Techniker Riedel für satisfaktionsunfähig erklärte. Dieser Brief kam jedoch verspätet in die Hände des Adressaten. Die SatisfaktionS- unfähigkcit Riedels begründete Samson damit, daß Rievel nur ein Technikum, während er selbst die Universität besucht habe Daraus wie aus andern Gründen zu schließen, scheint Samson in einem Anfall von Geistesstörung gehandelt zu haben. Der Mülhausener Fabrikant Dollfust ist auf Grund des Diktaturparagraphen aus dem Reichslande ausgewiesen worden. Der Genannte hat sich als Feind Deutschlands und Franzose ger'ert, so M es nur anging. Ein eigentümliches Komplott macht gegenwärtig der Schauspielerin Udina, wohl mit einer der besten Schauspielerinnen Italiens, in Brescia daS Leben sauer. Ein verschmähter Liebhaber hat nämlich für sämtliche Vorstellungen alle vier Proszeniumslogen gepachtet und hat sich mehrere Dienstmänner engagiert, die während der Vorstellungen dort schlafen mußten. Natürlich nehmen die Männer ihre Aufgabe ernst und die sonderbarsten Schnarchtöne erregen allabendlich die Heiterkeit und Entrüstung des Publikums. Mit der Wirkung der Künstlerin ist es natürlich vorbei. (Polizei oder auch nur der Begriff des Hausrechts scheint in Italien somit nicht zu existieren.) Eine ungeheuerliche Roheit ist an fünf undzwanzig russischen Auswanderern verübt wor den, die mit dem Flensburger Petroleum-Tank- Dampfcr „Hermann", Kapitän Lorenzen, von Libau nach Hull gegangen sind. Es wird jetzt erst darüber authentisch näheres bekannt: Das Schiff verließ Libau am 3. Januar mit etwa 90 Emigranten, außerdem wurden von dem Steuermann Dreesen, der dafür ein Bestechungs geld von 25 Rubel erhielt, 25 Auswanderer ohne Vorwissen oer übrigen Schiffsoffiziere in einem der leeren Petroleum-Tanks versteckt, um sie auf diese Weise der Revision der Polizei zu entziehen. Infolge dieser Prozedur wurden die Eingesperrten durch die im Tank vorhandenen Dünste bald betäubt, ihr Rufen verhallte unge hört, und als man endlich auf See den Tank zu Reinigungszwecken öffnete, waren sechs der Bedauernswetten bereits elendiglich umgekommen, die übrigen konnten nur mit vieler Mühe ins Leben zurückgerufen werden. Das Urteil des die Sache untersuchenden Seeamts entzog dem Steuermann Dreesen Schiffer- und Steuermannts- Patent auf immer, so daß es mit seiner see männischen Karriere vorbei ist. Da außerdem der Staatsanwalt der Verhandlung beiwohnte, so wird Dreesen sich voraussichtlich noch vor dem Strafrichter zu verantworten haben. Der bestohlene Botschafter. Dem deut schen Botschafter in Konstantinopel, Fürsten Radolin, war im Juni v. an Bord des Dampfers „Delos" ein Reisekoffer mit wertvollem Inhalt gestohlen worden. Der Dieb ist nun festge ¬ nommen worden. Es ist ein Matrose eines gegenwärtig im*Hamburger Hafen liegenden Afrika-Dampfers, der zur Zeit des Diebstahls in Alexandrien auf dem „Delos" bedienstet war und jetzt wiederum eines Diebstahls beschuldigt wird. Der sofort in Untersuchungshaft abge führte Thäter hat bereits ein offenes Geständnis abgelegt. Er will zwei Komplicen gehabt haben, die aber nach dem Diebstahl vom Bord deser tiert seien. Ueber eine fast unglaubliche Kraft leistung, die Verschiebung einer Kirche, wissen amerikanische technische Zeitschriften das Nach stehende zu berichten: Es handelt sich in Chicago darum, die an der südlichen Ecke der Michigan- Avenue und der 23. Straße gelegene Baptist- Emanuel-Kirche um 15 Meter weiter zu schieben und dabei gleichzeitig um nahe zwei Meter zu heben! Die genannte Kirche ist nun ein massiver Steinbau mit mächtigen Pfeilern und einem 69 Meter hohen Thurm von nahe 60 Quadrat meter Grundfläche. Das ganze Bauwerk besitzt über 30 Meter Frontlänge und ist von unregel mäßiger Gestalt. Die Verlegung der Kirche ge schieht im Auftrage und auf Kosten des In habers des Hotel Metropol, welcher für diesen Zweck den Betrag von 400 000 Frank bewilligte, um seinem dicht neben der Kirche befindlichen Hotel mehr Licht zu verschaffen! Die Verlegung soll im ganzen etwa Jahr Zeit in Anspruch nehmen und der Leiter dieser wohl einzig in ihrer Art dastehenden riesigen und echt amerikanischen Kraftleistung, Herr Harvey Sheeler in Chicago, beabsichtigt das ganze Werk mittels 1600 Schrauben zu heben und dann auf einer aus Stahlschicnen bestehenden Bahn langsam fortzu bewegen. Gerichts Halle. Berlin. Der Redakteur des antisemitischen .Deutschen Generalanzeigers' Karl Sedlatzcck, hatte sich am Mittwoch vor der 1. Strafkammer des Landgerichts wegen Beleidigung durch die Presse zu verantworten. Im Oktober v. ent hielt der .Vorwärts' einen Artikel mit der Ueberschrift „Prinzipal und Verkäuferin". Ein junges Mädchen schilderte darin die Erfahrungen, die sie gelegentlich der Bewerbung um eine Stelle gemacht haben wollte. Sie habe sich auf Grund eines Inserats in der ,Voss. Ztg.' bei einem in der Frankfurter Allee wohnenden Kaufmann gemeldet. Letzterer habe sie in seinem Privatkontor empfangen, ihr ein Engagement in Aussicht gestellt, aber hinzugefügt, daß er eine bindende Zusage noch nicht geben könne, sie möge sich am Nachmittage 4 Uhr im Waite saale 2. Klasse des Bahnhofs Friedrichstraße einstellen, er würde dann das Nähere mit ihr verabreden. Obgleich ihr diese Geschäfts praxis sonderbar vorgekommen sei, habe sie dennoch sich eingestellt und habe den Prin zipal auch dort getroffen. Dieser habe ihr bei einer Tasse Kaffee über ihr Aeußcres Schmeiche leien gesagt und ihr Zumutungen gestellt, welche sie mit ihrer Ehre unvereinbar hielt. Sie habe ihn natürlich abgewiesen und auf die Stelle ver zichtet. Am 17. November wurde dieser Artikel im ,Deutschen Generalanzeiger' abgcdruckt und dabei gerügt, daß der Name deS Prinzipals nicht genannt worden sei. Der,Generalanzeiger' sei in der Lage, dies nachzuholen, der saubere Patron, der die schandbare Handlung begangen habe, sei der Kaufmann Max Manheim, Frank furter Allee 85. Der so an den Pranger Ge stellte war wie aus den Wolken gefallen, als ihm der Artikel zu Gesicht kam. Das einzige Wahre in dem Artikel war, daß er im Sep tember v. durch die ,Vossischc Zeitung' eine Ver käuferin gesucht und gefunden hatte. Er er stattete gegen Sedlstzeck Anzeige wegen Beleidi gung. Der Angeklagte- sprach sein Bedauern darüber aus, daß er den Mitteilungen seiner sonst zuverlässigen Gewährsmänner Vertrauen geschenkt habe, er räume ein, daß der Zeuge Manheim sich eines guten Rufes erfreue und das Opfer einer Personenverwechselung geworden sei. Der Gerichtshof hielt mit dem Staals anwalt die Fahrlässigkeit des Angeklagten für eine sehr grobe und ahndete dieselbe mit 300 Nik. Geldstrafe. Koblenz. Vor der Strafkammer wurde gegen den Kaufmann Wilhelm Meyer in St. Goar wegen Beleidigung des dortigen Bürgermeisters verhandelt. Der Angeklagte hatte in einer Schrift behauptet, daß sein Vater Alexander Meyer, ohne geisteskrank zu sein, in der Jr enanstalt zu Andernach untergebracht und darauf auf Betreiben des Bürgermeisters wider rechtlich entmündigt worden sei. Gegen den Angeklagten wurde auf 4 Monat Gefängnis erkannt. Wien. Der Schuster Heger, der als Stifter des „Salvator-Ordens" leichtgläubige Leute hereinfallen ließ, ist zu einer Kerkerstrafe von acht Monat verurteilt worden; damit ist die „Ordensgründung" dieses sonderbaren Heiligen wohl für alle Zeiten in die Brüche gegangen. Der Angeklagte blieb sich in der Rolle eines Märtyrers mit großer Konsequenz treu und er klärte nach Anhörung des Urteilsspruches mit großem Pathos, er gehe unschuldig in den Kerker. Er meldete demgemäß die Nichtigkeits- Beschwerde an. Das zahlreiche Publikum nahm auch die letzte Verlautbarung des Schwindlers mit der gebührenden Heiterkeit auf. Kuntes Allerlei. „—ohlgeboren!" Auf den Briefumschlägen, welche die Aufforderung zur Steucrselbstein- schätzung enthalten, stehen die Buchstaben „. . . ohlgeboren" vorgedruckt, woraus zu er kennen ist, daß die Einkommensteuer-Veran lagungskommission der Sclbsteinschätzung vor- greist, indem sie die Steuerzahler teils als Wohlgeborene, teils als Hochwohlgeborene schätzt. Wir gestatten unS die Kritik, schreibt die ,Germania', daß die Einteilung in zwei Klassen für die bestehenden und von den Be hörden anerkannten Standesunterschiede lange nicht ausreicht, und möchten uns den Vorschlag erlauben, hier noch eine genauere Rangordnung der Steuerzahler einzuführen. Es brauchten dabci die alten mit.. ohlgeboren bedruckten Brief umschläge nicht sortgeworfen zu werfen, sondern man könnte sie auch für die weittren standes gemäßen Aufschriften verwerten, sie wären nur folgendermaßen zu ergänzen: An einen Demagogen: Euer H-ohlgeboren. An einen Landmann: K ohlgeboren. An einen Reichsunmittelbaren: Monop-ohl- geboren. An einen Bankier: Kons-ohlgeboren. An einen Spiritusbrenner: Alloh-ohlgeboren. An einen Sozialisten: Jd-ohlgeboren. An einen Börsianer: Kapit-ohlgeboren. An einen Raufbold: Vitri-ohlgeboren. An einen Käsehändler: Stanni ohlgeboren. An einen Anarchisten: Ravach-ohlgeboren. An einen Gigerl: Salontir-ohlgeboren. An eine Balleiratte: Friv-ohlgeboren. An einen Duellwüterich: Pist-ohlgcboren. An kinen Gelenkrheumatiker: Jchty-ohl- so geboren. An einen Musiker: Ut-re-mi-fa-s-ohlgeboren. An einen Findling: Aufs Geratew-ohlgeboren. Nächtliche Heimkehr. „Schau, Weiberl, geht's halt; um neune hab ich heim wollen, — um halb zehne —; grad wie ich gute Nacht sagen will, kommt der Doktor zur Thür rein, da lann i wieder net fort, dös wär' ja unhöflich g'wesen. Um zehne — mein Maß is grad aus g'wefen, da kommt der Bezirksamtmann und sagt: „Gehn's, bleiben's doch noch a bisserl da." Nachher bin i halt no blieben und — nachher ist der Durst kommen " Zweideutig. „Wissen Sie schon, mein Herr, daß der reiche Goldstein die bekannte Malerin Schmerbach geheiratet hat?" — „Was Sie sagen, gnädiges Fräulein! Das ist mir neu. Die versteht aber auch, den Pinsel zu führen." Kurz avgefertigt. Ein Schwätzer hatte sich im Arbeitszimmer von Laplace niedergelassen, der fortfuhr, zu arbeiten. Nach einer Weile sagte der Besuch: „Sie sind beschäftigt, Herr Marquis, ich störe Sie vielleicht?" — „Nicht im min desten. Sprechen Sie nur weiter, ich höre nicht darauf." ' da is der Pfarrer kommen, da hab' ich natür lich net grad fortgehen können, also trink i no a Maß. Wie die aus war', will i wieder heim Wenn sie noch im stillen gehofft hatte, Paul habe sich in einem Anfall übler Laune Hinreißen lassen, die Kälte und der Hohn seiner Worte seien nicht seinem Herzen entsprungen, und er würde, sein Unrecht einschend, alles durch ver doppelte Liebe und Zärtlichkeit gut zu machen suchen, so sah sie sich nun bitter getäuscht. Er verkehrte mit ihr, als wäre gar nichts vorge fallen, er schien nicht einmal zu bemerken, daß sie ruhiger und verschlossener geworden. Wie früher lam sie mit Pflichttreue ihren Obliegen heiten nach, aber nur mechanisch verrichtete sie ihre Geschäfte, nicht mehr mit Liebe und Lnst; ihre Spannkraft war gebrochen. Sie erschien sich selbst nur noch ein Uhrwerk, das aufgezogen wird, um die vorgcschriebene Stundenzahl abzumessen. Oft gab sie ihrem Manne Gelegenheit, eine Aussprache herbeizuführen, doch er schien es nicht zu bemerken. Beiläufig erzählte er ihr ein paar Tage nach jenem Vorfall, ein früherer Schulgefährte von ihm der Sohn des Lehrers, sei in Kulmhagen eing'etroffen und werde sich eine Zeitlang daselbst aufhalten; voraussichtlich würde er viel mit dem selben verkehren. „ , Mit Besorgnis hatte sie dre Worte vernom men ein unerklärliches Bangen beschlich rhr Herz; sie abnte daß Wandas Bruder keinen guten Einfluß auf ihren Mann ausüben wurde, und Achtete, daß sie noch mehr wie bisher sich selbst übeilasscn bleiben wurde. Und sic toll c üch nicht getäuscht haben. Welche sorgenvollen Tage, welche gramerfüllten Nächte warteten ihrer. Paul und Wandas Bruder waren nun fast unzertrennliche Gefährten. Der junge Bahlke war recht froh, in Paul einen so angenehmen Gesellschafter gefunden zu haben. Nun war es ja ganz erträglich in Kulm hagen; mit Unmut dachte er an seine früheren Aufenthalte dort zurück, wenn er stellungslos oft Monate dort geweilt hatte. Paul war kein Knauser und gab gern mit vollen Händen die Mittel her, nm ihnen beiden fidele Tage und Nächte zu verschaffen. Sie zechten flott, machten auch ab und zu ein Spielchen und Paul drückte gern ein Auge zu, wenn ihn auch sein Freund auf das unverschämteste prellte. Er pflog diesen Umgang nicht allein, weil ihm der junge Bahlkc ungemein znsagte, sondern weil es in seinem Plane lag, noch andere Inter essen damit zu verbinden. Seine Schwester besuchte der junge Bahlke immer nur, während Bossard nicht anwesend war. Er und sein Schwager waren sich nicht sympathisch und Bossart hatte dies nicht zu ver bergen gesucht, sondern war ihm von vornherein sehr kühl und abweisend begegnet. Teresas Schmerz war grenzenlos und ihr Kummer wollte nicht mehr von ihr weichen, als sie sich von Tag zu Tag mehr überzeugte, daß sich Pauls Herz von ihr abgewendct habe. Was fesselte ihn nur so an den jungen Bahlke, fragte sie sich, daß er Tage und Nächte in seiner Ge sellschaft zubrachte? Nach wie vor ging er auch den anderen, ihr fremden Angelegenheiten nach, so daß er buchstäblich nur so lauge im Hause weilte, als er zur Ruhe bedurfte. Einmal hatte sie den alten Martin gefragt, was denn diese nächtlichen Ausflüge bedeuteten, was das für geschäftliche Interessen seien, die den Herrn so oft nach auswärts führten — auch er hatte ihr keine befriedigende Antwort gegeben, sondern mürrisch gesagt, sie möchte sich darum nicht kümmern, im übrigen wisse sie ja, daß Paul passionierter Jäger sei und sie sähe ja, daß er immer sein Jagdgewehr mitnähme. Es dauerte nicht lange, so wußte sie es stets, wenn Paul seine Zeit in der Gesellschaft Bahlkes zugebracht hatte, sein Antlitz war dann ungewöhnlich gerötet und die Augen leuchteten so fremdartig, auch schien es ihr manchmal, als ob er schwanke. Zuerst hatte sie sich diese Erscheinungen gar nicht zu deuten gewußt, bis sie einmal, durch eine zufällig erlauschte Be merkung in ihrer Umgebung auf die richtige Spur gelenkt, zu der Erkenntnis kam, daß Paul an getrunken war. Ein Grauen, wie vor einem Schreckgespenst erfaßte sie, als sie diese Entdeckung gemacht hatte. Früher hatte sie von dieser Leidenschaft kaum etwas gewußt. Hier an der russischen Grenze war ihr freilich schon oft das Laster der Trunksucht vor Augen getreten und ein solcher Anblick erfüllte sie stets mit gelindem Entsetzen. Wie war sie nun aber außer sich, als sie ihren eigenen Gatten in dem Zustande selbstver schuldeter Unzurechnungsfähigkeit sah! Seine Nähe war ihr dann unheimlich, cr erschien ihr wie ein Geisteskranker und die Redensarten, die er in diesem Zustande führte, die sie wohl sonst aufs tiefste beleidigt hätten, steigerten nur ihr Mitleid und ihre Bekümmernis. Hatte er sich dann halbangekleidct auf sein Lager geworfen und war fest eingeschlafen, so ließ sie sich auf die Kniee nieder, und in heißen Gebeten flehte sie Gott an, er möchte Pauls Sinn wandeln, ihm Kraft geben, diese Schwäche abzulegen, ihr aber Mut und Glaubens stärke, daß sic nicht unterliege in dieser furcht baren Prüfung. Eines Abends, nachdem sie ihre häuslichen Geschäfte verrichtet hatte, saß sie am Fenster, ihren Gedanken hingegeben, die seit den letzten, für ihr inneres Geistesleben so verhängnisvollen Ereignissen stets sehr trüber Art waren. Oft nahte ihr die Verzweiflung, doch gewaltsam schüttelte sie stets dergleichen Anwandlungen ab. Sie unterdrückte die in ihr aufsteigende Bitterkeit, die sie stets übermannen wollte, wenn ihr früheres Daheim ihr in Erinnerung kam. Die einzigen flohen Jahre ihres Lebens waren die im Hause der Gräfin verlebten, denn an die vorhergehende Zeit ihrer Jugend knüpften sich so viele schmerzliche Erinnerungen von Hunger und herzloser Behandlung, daß sic im Rückblick auf diese traurige Zeit ihrer Existenz schauernd die Augen schloß, — und ihr Eheglück war ein so kurzes gewesen, daß sie es nur mit einem Traum vergleichen konnte. Mit wie flohen Erwartungen war sie ihrem Paul gefolgt! Welch' ungeahntes, berauschen des Glück hatten ihr die ersten Tage ihrer jungen Ehe gebracht! Sie hatte geglaubt, so müsse es bleiben oder die Wonne könne sich nur steigern. Ein Frühreif war auf ihre frohen Er wartungen gefallen, eine schöne Knospe nach oer anderen war vertrocknet, bis sie mit L-chreaen sah, daß Dornen, nur Dornen ihr für den vori gen Lebensweg beschieden seien. AU rr iFortsetzu»g total.»
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