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jetz' aa net. D' Hauptfach' is, und dös müeßt' die erst' Friedensbedingung sein, dcH uns der — Schnupftabak net ausgeht!" Alle: „Da schau' her, setz' hast aber recht!" „An dös hält' jetzt koaner denkt! — „Du bist a Luader, Weißpichler!" — Und dös was für oans!" Der Weißpichler: „Jawvi! Weil's ohne Schnupftabak einfach net geht! Denkl's dran, was aus uns word'n wär', wenn wir die ganz' Zeit koan Tabak g'habt hätt'n. Is eh' hübsch schlecht g'wen und areanlt*) hat er gar nimmer. Drum, Manna, so wahr i a Ochsen geld in der Tafch'n hab', müßt' dös 's Erste sein, daß wir weg'n an' Tabak koa' Sorg' mehr hab'n brauchten. Und wenn i Kaiser waar' oder Abgeordneter, da müeßt' mir's der Wilson fchriftli' geb'n bei an' Notar, daß alleweil g'nua Tabak einadürft'. Und wenn er ebba an' schlechter'n schicket, als wie aus- g'macht is, nacha reibet' i 'n eahm unter fei' Jndianernas'n, daß er's für a andersmal guet fei' ließ'..." De^r Bäckerveitl: „Der Wilson, diese Krämerseele!" . Der Weißpichler: „Jawoi, dem taat' t 's g'scheidt koch'n. Und Tabak hält' ma' 's alleweil g'nua. Also dös waar' amal dös Erst', der Tabak. Ohne Tabak koan' Frieden! Was sagt's ös, Manna?" Alle: „Ohne Schnupftabak koan' Frieden!" Der Weißpichler: „Lust's auf, Manna; was moant's, daß dös Zwoat' is, was i als Abgeordneter in die Friedensbedingungen setzen taat' . ..?" Alle: „Sag's nur, Weißpichler, du hast's richtige Trumm scho'." Der Weiß Pichler: „Jawoi, dös hab' i aa. Und drum nenn' i als zweite Friedens bedingung die Deggendorfer Semmel, daß wir wieder am§l an' g'scheit'n Knödel krieg'n. . .!" Die andern: „Jetz', da legst di' nieder!" — „O fein! Wunderbar!" — „Jawoi, 's Knödelbrot muaß g'sichert Wern!" Der Weißpichler: Ja — jetzt kimmt die dritte Friedensbedingung. Und dös is? Rat't's amal, Manna, waö könnt' dös für a Bedingung fei'?" Der Bäckerveitl: „Ebba mei'Backofen?" Der Metzgersimerl: „Gelt, 's Bier?" Der Weibpichler: „Du hast mi', Simerl! Bist halt a Heller Kopf. Jawoi, Manna, s' Bier! Erstens a guats, zwoatens a billig's, und drittens a Bier ohne, Polizeistund' net oans, dös um halbe neune scho wieder gar is. Und von der Kriegsentschädigung kriegt a jeder no' sei' Biergeld extra, schon soviel, daß a jeder leicht langt." DerSchreinerpeter: „ Weißpichler, wenn du so furtmachst, wirst no' Minister!" Der Weißpichler: Also bleibt's dabei: Der Schnupftabak, d' Deggendorfer Knödel und s' Bier taat' i z'erst befürworten beim Friedensschluß, wenn i Abgeordneter waa'r." Alle: „Dos, mnaßt wer'n, Weißpichler. Ehnder geb'n ma' koa' Ruah'!" Die Vräuin: „'s Bier is gar, Weißpich ler. Oder soll i no' a Faßt aufleg'n?" Der Weißpichler: „Legst halt no' an' Eimerlauf. Hab' ja's Ochsengeld bei mir..." Der Metzgersimerl tuschelt der Bräuin ins Ohr: „Und der Ochs is er selber." *) grüneln, Hauptmerkmal eines guten Tabakes. — L. N. SZ4 postlagernd. Von Harry Bergmann. (Nachdruck verboten.) „ . . .. dreiundsechzig, vierundsechzig, fünf undsechzig!" zählte Assessor Bäumer und stieß dann den Stoß Briefe verschiedener Formate, die er sich soeben von der Post hatte abholen lassen, zwischen den Händen glatt. „Donnerwetter, sechsundsechzig Angebote auf ein kleines Inserat. -Na, eine ordentliche Haushälterin wird sich darunter wohl finden lassen. Also, frisch an die Arbeit! Vin ge spannt, was für kalli- und orthographische Musterleistungen da zutage treten werden!" murmelte er, und wollte beginnen, die Briefe einzeln zu öffnen und zu prüfen. Aber beim Nachzählen war ihm ein klein gefaltetes Depeschenformular ausgefallen. Die Bewerberin mochte sich Wohl gedacht haben, durch Aufgabe eines Telegramms die Auf merksamkeit des einzelnen Herrn, der eine ordnungsliebende durchaus selbständige Haus hälterin suchte, in erhöhtem Maße auf ihr Angebot zu lenken. So meinte Assessor Bäumer. Und wirklich griff er die Depesche zuerst heraus, um sie zu öffnen und zu lesen. Aber was da stand, schien ihn absolut nicht zu befriedigen, denn er schüttelte ratlos den Kopf und besah sich das Formular mehrmals ganz genau von vorne und von hinten. Da war ganz richtig auf der Vorderseite zu lesen: bl. dl. 534 hauptpostlagernd Berlin. Das war ohne Zweifel seine Chiffre, die er bei Aufgabe seines Inserates gewählt hatte. Aber was auf der Rückseite zu lesen war, das sah der Bewerbung eines wirtschaftlichen Hausgeistes durchaus unähnlich. Telegramm aus St. Petersburg! — Es war doch kaum anzunehmeü, daß sich eine Haus hälterin in Petersburg auf ein Inserat im Berliner Lokal-Anzeiger melden könnte. Und der übrige Teil der Depesche bestand aus einer Anzahl einzelner Zahlen, die durch Punkte getrennt waren. Bäumer kalkulierte: Da habe ich sicher durch Zufall die Chiffre eines andern erwischt, der mit einer befreundeten Person durch ein kom pliziertes Chiffrier-System korrespondiert. Und wenn jemand chiffriert, dann handelt es sich immer um Angelegenheiten, die verheimlicht werden sollen, deren Entdeckurch aus irgend einem Grunde zu fürchten ist; also etwa um Liebessachen oder vielleicht gar — um straf bare Absichten .... Bäumer pfiff leise durch die Zähne. „Jeden falls sehr interessant!" dachte er. „Ich will doch sehen, ob ich nicht hinter das Geheimnis, das mit dieser Depesche zusammenhängt, kommen kann." Assessor Bäumer war in der glücklichen Lage, sich unbeamtet und sorgenfrei als juristi scher Schriftsteller betätigen zu können; und besonders widmete er sein Interesse mit Vor liebe der Kriminalistik. Es gab für ihn infolge dessen kein größeres Vergnügen, als wenn er hin und wieder, wenn sich gerade Gelegenheit dazu bot, den Herren Kriminalisten von Beruf ein wenig ins Handwerk pfuschen konnte. Und in dem vorliegenden Falle witterte er sogleich eine kurzweilige Aufgabe. Während er das Depeschenformular noch in der Hand hielt, erinnerte er sich daran, daß unter den Briefen auch einer mit einer russischen Marke sich befand. Er suchte ihn heraus und betrachtete das Kuvert prüfend, ob es wohl möglich wäre, es unauffällig zu offnen. Bei einem vorsichtigen Versuch gelang das über Erwarten gut. Aber enttäuscht legte Bäumer das Schreiben wieder beiseite, denn wieder starrten ihm eine Menge jener an scheinend regellos niedcrgeschriebenen Zahlen entgegen. Entziffern ließen sich die beiden Schriftstücke nur, wenn man den Dechiffrierschlüssel kannte. Und diesen zu suchen, wäre vergebliche Mühe gewesen. Bäumer nahm deshalb Abschriften von dem Briefe sowohl, als auch von der Depesche. Dann schloß er das Kuvert vor sichtig und faltete auch das Telegrammformular wieder zusammen. Die Verschlußmarke des letzteren war glücklicherweise unversehrt, sodaß er sie wieder ordnungsmäßig befestigen konnte. Dann begab er sich nach dem Hauptpostamt und erklärte dem Beamten, daß die beiden Sachen keinesfalls für ihn bestimmt seien, da er aus Rußland keine Nachrichten erwarte. Wahrscheinlich habe noch jemand anders die gleiche Chiffre wie er selbst. Der Beamte möchte also die Sachen sofort wieder zurück nehmen und sie dem berechtigten Empfänger aushändigen. Bäumer hatte sich entschlossen, im Postamt Wache zu stehen, bis der rechte Adressat er scheinen würde. Er stellte sich daher an eins der im Schalterraum stehenden Pulte und erledigte einige Korrespondenzen. Dabei be hielt er dauernd den Schalter für postlagernde Sendungen im Auge, und wenn er sah, daß jemand sich Briefschaften abforderte, stellte er sich unauffällig in die Nähe, um beobachten zu können, wenn die Depesche und der Brief abgeholt wurden. Bis zur Mittagsstunde waren sie noch nicht abgeholt worden, und das kam ihm eigentlich sehr gelegen. Denn es war anzunehmen, daß nach der Mittags pause den Dienst ein anderer Beamter über nehmen werde, der über den merkwürdigen Zufall nicht orientiert war. Kurz vor Schalter schluß hob er deshalb noch einige inzwischen eingelaufene Angebote, die für ihn bestimmt waren, ab und begab sich nach einem nahe gelegenen Restaurant, um zu speisen. Nach Verlauf einer knappen Stunde bezog Bäumer wieder seinen Posten. Als er den Schalterraum betrat, bemerkte er einen elegant gekleideten jungen Mann, der beim Offnen der Schalter an den für post lagernde Sendungen herantrat. Baumer hörte gerade noch, wie der Beamte die Chiffre, seine Chiffre 8. N. 534 wieder holte. Nach Erhalt der Postsachen trat der Nachfragende wieder auf die Straße. Bäumer heftete sich ihm an die Fersen und bemerkte, daß der junge Mann, der in seinem Benehmen einen sehr gewandten Eindruck machte, ein Cafs betrat und sich an einem Tisch hinter dem Fenster.niederließ. Bäumer folgte ihm unauffällig, nahm an