Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 14.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191703146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170314
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-14
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.03.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
konnte. General v. 2!rz, der neue österreichisch-ungarische GeneralstabSches. großer Karloffelmangel, so daß viele Käufer wenig Wer gar nichts erhielten. Vor den Läden konnte man zum ersten Male das Publikum nach Kartoffeln stehen sehen. Der Mangel ist hauptsächlich Transportschwierigkeiten zuzuschreiben. Weibliche Rechtsanwälte in England. Trotz des lebhaften Widerspruches des Lord- Kanzlers, -Lord Finlay, hat das englische Ober haus das Gesetz angenommen, das die Frauen zur Ausübung des Beruses als öffentliche Notare und Rechtsanwälte zuläßt. Damit haben die Frauenrechtlerinnen einen bedeutsamen Er folg errungen. Ungarn 737, 1Vv Italienern 7 29 und 100 Fran zosen von 1871 nach 40 Jahren nur 109. Man weist mit Recht daraus hin, daß im Jahrs 1926 bei einer gleichmäßig fortdauernden Be völkerungsentwicklung in Deutschland und Frank reich die Volkszahl Deutschlands doppelt so groß sein wird wie die Frankreichs. Elsaß- Lothringen zählte im Jahre 1871 1V? Millionen Einwohner; die Zahl der französischen Opfer des Deutsch-Französischen Krieges belief sich auf ungefähr 500 000 Mann. Unsere Verluste von 1870 haben also im ganzen 2 Millionen Menschen betragen. Das ist die Bilanz eines Krieges. Aber 1871 bis 1911 hat die Ab nahme der Geburten Frankreich 13V- Millionen menschlicher Wesen gekostet. Das ist genau so, wie wenn in diesen 40 Jahren sieben so furcht bare Kriege geführt worden wären, wie der von 1870 war. Ist es nicht richtig, das schreckliche Wort des Präsidenten Roosevelt: „Diese große Nation begeht Selbstmord?" VolksMrtlLbLfMckes. Nutzbarmachung angefrorener Kohlrüben. Infolge des starken Frostes der letzten Wochen mehren sich die Klagen, daß Kohlrüben selbst in den Mieten durchgefroren sind, so daß es den Abladern jerncr- hin schwer fallen dürfte, gänzlich stoßfreie Rüben zu liefern. Ter Umstand, daß häufig Beanstandungen wegen angefrorcncr Kohlrüben erhoben werden, gibt Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die Verwen dung der Kohlrüben als Ersatz für die Kartoffeln gerade aus dem Grunde erfolgt, weil nach sachver ständigem Urteil die Versendung der Kohlrüben sich auch bei Frost ermöglichen läßt, ohne daß diese durch den Frost an ihrem Nährwert verlieren und ihre Verwendbarkeit für die menschliche Nahrung einbüßen. Die einzige Wirkung des Frostes auf die Kohlrüben besteht darin, düß die Haltbarkeit der letzteren zurück- goht. Es ist deshalb erforderlich, angeirorene Kohl rüben — wie bereits in verschiedenen Tageszeitungen veröffentlicht wurde — entweder sofort nach Ent ladung der Waggons in den Verbrauch zu über führen oder, falls letzteres nicht möglich lein sollte, die Kohlrüben der nächfigelegenen Fabrik zum Zwecke der Trocknung zu übergeben. Erfrorene Kohlrüben ebenso wie erfrorene Kartoffeln können dadurch, daß sie mehrere Stunden in kaltes Wasser gelegt werden, wieder vollständig genießbar gemacht werden. Auf jeden Fall sind Kohlrüben, welche durch den Frost angegriffen sind, bis zur Verwendung im Haushalte möglichst kühl auizubewahren. in dem sie ruhte. Der Brief, den sie ihm ge schrieben, in dem sie ihm mitgeteilt, daß sie verloren und verlassen sei, lag achtlos auf dem Tische. Warum sollte er ruhig, wie sie schrieb, das Geschick und das, was es ihm beschieden, ertragen, fühlte er doch Kraft in seinen Adern Eine Ariedensfilmaufführung i» Kopen hagen. Unler außerordentlich großer Anteil nahme der Mitglieder der dänischen Friedens- Vereine wurde in Kopenhagen der Friedensfilm „Der ewige Friede" aufgesührt. Der Dar bietung wohnte der dänische Kultusminister, ebenso die Gesellschaftskreise der dänischen Haupt stadt bei. An die Filmdarbietung reihten sich verschiedene Vorträge über die „Friedensagitation neutraler Länder", die mit stürmischem Beifall ausgenommen wurden. Zum Schluß meldeten sich viele Hunderte der Besucher als Mitglieder der dänischen Fliedensvereinigung an. Eisernes Geld in den nordischen Län dern. Zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen sind zur bestehenden Münzkonvention Abkommen getroffen worden, wonach die drei Länder in einiger Zeit eisernes Geld einführen werden. Großer Bcrgarbeiterstreikin Schweden. Am Montag hat in Schweden ein großer Ausstand der Arbeiter in den Eisenerzbergwerken begonnen, der ungefähr 25 000 Arbeiter um fassen wird. Die Verhandlungen zum Abschluß eines neuen Arbeitsabkommens sind gescheitert. Türkische Sprachreformen. Den türki schen Blättern zufolge hat der Unterrichtsminister zur Erweiterung der geplanten Sprachreform die bereits bestehenden Kommissionen sür die Ausarbeitung eines vollständigen türkischen Wörterbuches, sowie einer türkischen Grammatik und Orthographie, durch einige Professoren er gänzt und eine literarische Kommission eingesetzt. Der Minister hat auch die Herausgabe einer Revue sür Studien über die türkische Liieratur und Sprache beschlossen. Von unä fern Hindenburg als Pate des jüngsten Hoffenzollernprinzen. Der ,Reichsanzeigei" enthält eine Bekanntmachung über die Taufe des Sohnes des Prinzen Joachim von Preußen, die am 1. März in Potsdam stattfand. Der Prinz erhielt die Namen Karl Franz Joseph Wilhelm Friedrich Eduard Paul. Den letzten Namen führt er nach dem Feldmarschall v. Hindenburg, der zum Taufpaten gewählt worden war. übertriebene Porkcngerüchte. Pocken- erkraukungen, die in Beilin und seinen Vororten vorgekommen sind, haben Anlaß zu ganz über triebenen Gerüchten gegeben. Es liegt, wie von amtlicher Stelle versichert wird, keinerlei Grund zur Beunruhigung vor. Im ganzen sind bis jetzt 85 Pockeusälle ausgetreten; nur in sechs Fällen führten die Elkrankungen zum Tode. Plattdeutsche Gottesdienste. Ein be merkenswertes Ereignis wird von der Insel Pellworm gemeldet. Dort hielt Pastor Hausen den ersten plattdeutschen Gottesdienst ab. Wie er selbst aussührte, ist eS das erstemal seit mehr als 300 Jahren, daß wieder die alte heimische Sprache in der Kirche zur amtlichen Einführung gelangt. Auch iu anderen Kirchengemeinden soll man sich mit dem Gedanken tragen, die alte Landessprache an Stelle der offiziellen Schriftsprache mehr zur Geltung kommen zu lassen. Verzicht auf den Biergcnust. Die Studentenverbindung „Wingolf" in Marburg erklärte, daß sie aus jedes Biertrinken und auf den Genuß aller Getränke, die aus Nahrungs mitteln hergestellt werden, während der Dauer des Krieges verzichte, um verhindern zu Helsen, daß wichtige Nährmittel zu Genußzwecken Ver wendung finden. Die Verbindung forderte gleich zeitig alle akademischen Kreise auf, sich ihrem Vorgehen anzuschließen. Plan eines Luftverkehrs mit Amerika. Einem Mitarbeiter des ,Wiener Fremdenblattes' gewährte der erfolgreiche Flugzeugkonstrukteur Fokker, dessen Apparate jetzt eine so große Nolle spielen, eine Unterredung, in der er u. a. be merkte: „Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß der Personenverkehr mit dem Flugzeug nach dem Kriege zu großer Bedeutung gelangen wird. Die Begründung dieser Ansicht liegt in der Schnelligkeit der Flugzeuge. Die Bevor zugung der Flugmaschine wird darin liegen, daß sie zu den schnellsten Verkehrsmitteln gestaltet wird, allerdings nur für weite Strecken. Es ist somit naheliegend, daß an einen regelmäßigen Flugverkehr nach Amerika gedacht werden kann, eine scharfe Konkurrenz sür den Ozeandampfer- Verkehr, tvenn man bedenkt, daß Amerika in 1Vs bis 2 Tagen zu erreichen sein wird. Mit dem ersten Versuch, den Ozean zu überfliegen, wird voraussichtlich bald nach dem Kriege be gonnen werden. Ich glaube, daß fünf Jahrs nach dem Kriege der Luftverkehr mit Amerika tadellos funklionieren und als etwas ganz Selbstverständliches betrachtet werden wird." Auch die Londoner stehen nach Kar toffeln. Das Amsterdamer Illgemeen Handels blad' meldet: Dieser Tage herrschte in London Gencktskatte. Berlin. Wieder einmal stand eine falsche Kriegertrau unter der Anklage des Betruges und der Uikundentälschung vor der Strafkammer. Die Arbeiterin Emma Ardan Halle sich für die Ehefrau des ihr bekannten Landsturmmannes Weiß auSgc- geben und unter diesem Titel Monate hindurch von der Behörde die Kriegsunterstützung für Kricger- srauen bezogen und die Quittungen mit dem Namen Weiß unterschrieben. Nur mit Rücksicht auf ihre bisherige Unbescholtenheit und auf ihre glaubhafte Versicherung, daß sie aus Not gehandelt, glaubte der Gerichtshof von strenger Strafe abseben zu können. Die Angeklagte wurde zu 6 Wochen Gefängnis ver urteil:. München. Die Inhaber der Süddeutschen Handclsvereinigung Max Adler und Karl Joseph Hoshcrr, deren Betrieb im letzten Oktober vom Generalkommando geschloffen wurde, hatten sich nunmehr vor dem hiesigen Landgericht wegen Kettenhandel, Preistreiberei und Höchiiprcisnber- schrcitung zu verantworten. Die Behörden waren dadurch auf sie aufmerksam geworden, daß sie eine Von Frankfurt bezogene Sendung Seemuscheifleisch uncröffnet nm den Preis von 45,50 Mar? an ein Kloster in der Oberpfalz geliefert hatten, wo inan bei Öffnung die Rechnung des Frankfurter Hand.er S im Betrage von 25,50 Mark fand. Die Unter suchung förderte weiteres Material zutage. Der Staatsanwalt beantragte gegen die beiden Ange klagten je ein Jahr Gefängnis und 52 000 Mark Geldstrafe. Das lliteil lautete gegen beide auf acht Monate Gefängnis, außerdem gegen Adler auf 12300 Mark Geldstrafe. Letzterem wurden drei, dein Hosherr, der im Felde steht, vier Monate der Untersuchungshaft angerechnet. rühmt werden. Man reicht Ihnen die Hand, der Erfolg ist klar gegeben, und Sie zögern, daß beleidigt mich. Ich kann Sie in der Tat nicht verstehen." Schmollend wandte sie sich von ihm ab. „Vertrauen Sie mir, Hedwig," bat der Doktor. „Sie müssen annehmen, ich will stolz ans Sie sein können oder . . sie zögerte. „Hedwig, glauben Sie mir, ich kann mich den Angriffen der Gegner nicht aussetzen; ich habe mir einen Namen durch literarisches Wirken auf politischem Gebiete gemacht, ich will mich damit bescheiden. Für den öffent- Kampf habe ich zu schwache Nerven." „Die Angriffe der Gegner prallen wie Pfeile von Ihnen ab, Herr Doktor!" „Sie kennen die verderblichen Waffen nicht, mit denen leider heutzutage politische Gegner kämpien." „Der Diann von Wert verachtet Haß und Verleumdung!" „Die Gesellschaft nicht, sie glaubt der Ver leumdung; sie freut sich der Niederlage, und einer solchen möchte ich mich nicht anssetzen, sie würde mich zu Boden drücken." „Sie weichen mir aus!" rief Hedwig und reichte dem Doktor die Hand. „Ich werde Vermischtes. Die Ailm-Jnsel. -Die rastlose Kinemato- graphie hat sich nunmehr sür ihre besonderen Zwecke sogar ein eigenes Reich erobert. Wie einer römischen Meldung zu entnehmen ist, wurde die Insel Monte-Christo in ihrer Gesamt heit von einem Filmtrust angetaust. Das ganze Gebiet soll zur Errichtung von Ateliers und zur Inszenierung von Filmdramen im Freien ver- weüdet werden. Die Bevölkerung wird also eine höchst eigentümliche sein, nämlich nur aus Filmregisseuren, Filmoperateuren und Film schauspielern bestehen. Wenn diese Mitteilung der Wahrheit entspricht, bleibt nur noch die beängstigende Frage, wie es um die Neu tralität dieser Filmrepublik bestellt jein wird!... Ein origineller Schmngglertrirk. Da an den belgischen Grenzen im Frieden das Schmuggeln außerordentlich im Schwung war, besonders hinsichtlich der berühmten Brüsseler Spitzen, sind über belgische Schmugglertricks auch die zahlreichsten und merkwürdigsten Anekdoten im Umlauf. Einen ganz besonders originellen Trick dieser Art berichtet der Mercurs de France'. Ein Löwenbändiger war nämlich auf den Gedanken gekommen, den Käfig eines Löwen mit doppeltem Boden zu versehen, und zwar so, daß man dies nur innerhalb der Käfig gitter selbst hätte seststellen können. Da aber in dem Käfig stets auch ein Löwe mitgesührt wurde, ist es sehr begreiflich, daß dieser Schmuggel jahrelang unbestraft betrieben werden „Ich sage Ihnen, Herr Doktor," rief Herr Grübel erfreut, „Sie werden gewählt. Was ich dazu tun kann, wird geschehen. Wir ein fachen Bürger haben das Herz auf dem rechten Fleck; geschloffen marschieren wir auf. Sie ge fallen uns, und Sie werden gewählt." 6. Sie haben ihm die ertrunkene Tochter ins Haus gebracht; jetzt ruhte sie im Sarge. Wie schön war sie noch im Tode! Der harte Mann, der dort am Tische saß und mit beiden Händen den hartgefurchten Kopf stützte, hatte sür die Schönheit seiner toten Tochter keinen Blick; er sah nur seine eigene Schande. Seine Tochter eine Selbstmörderin. Er knirschte mit den Zähnen und stemmte vor innerer Wut das Knie gegen den Tisch, daß er in seinen Fugen krachte. DaS also war der Lohn sür sein Opfer, das er sich und ihr gebracht, indem er sie wie eine feine Dame erzog und sie verzärtelte, war sie doch sein einziges Kind und hatte ein Herz für ibn. „Das hatte sie nicht, sonst wäre sie nicht ins Master gegangen!" knirschte er wütend und warf einen haßerfüllten Blick nach dem Sarge, frankreick will Makrkeit. Im Pariser ,GauloiS' schreibt Comte de la Fore, der im Namen weiter Kreise diese Betrachtungen anzustcllen behauptet: Wenn auch die letzte französische Minister krisis nicht zu einem wirklichen Ministersturze gesührt hat, so war sie doch das Anzeichen für tiefgehende Wandlungen in der öffentlichen Mei nung. In ihrer Schwere und ihrer Entwicklung bewies die Krise den in der Volksvertretung wie im Volke entstandenen Unwillen über die Tatenlosigkeit und Unfähigkeit, und sie zeigte das Erwachen nach langem Schlafe in blindem Vertrauen. Dieser Umschwung wurde auch von allen Klarblickenden erkannt. Es genügte nicht mehr, nach dem Beispiele der Alten, die den Zorn der Götter durch ein Opfer abwenden wollten, eines jener klassischen und unerträglichen Mittel anzuwenden, um die öffentliche Meinung auf andere Gedanken zn bringen. Es schien viel mehr nölig, an Stelle leerer Versprechungen Taten zu setzen. Frankreich erwartet nun also schnelle Entschlüsse, kluge Maßnahmen, zweck mäßige Gesetze; Energie und Initiative; es will einen militärischen, diplomatischen und wirt schaftlichen Plan aiisgesührt sehen. Militärisch und diplomatisch sollen die Verbandsmächte die Theorie in Praxis umsetzen und sofort den ent scheidenden Schlag führen, der alle begangenen Fehler ausgleicht und möglichst bald einen ernst haften Frieden berbesiühit. Wirtschaftlich wünscht das Volk eine schleunige Lösung der Krisis, an der cs leidet. In engerem Zusammenschluß soll die Regierung entschlossen, umsichtig und fest vorgehen und einen Führerwillen zeigen, der rücksichtslos das Getriebe der Verwaltung den unabweisbaren Forderungen der nationalen Verteidigung dienst bar macht. Es mutz ferner ein Wirtschafts- Programm zur Beseitigung der Produktions mängel und der Teuerung geschaffen und folgerichtig durchgeführt werden. Mit der Eng herzigkeit der üblichen Verbote und Bescheidungen soll man aber nicht kommen. Bian braucht vernünftige Anordnungen nach Prüfung der Gesamtlage, aber keine Halbmatzregeln mit ihren halben Lösungen und ihren Widersprüchen. Die öffentliche Meinung Weitz auch, daß die schwerste Krisis durch die Unfähigkeit und die mangelnde Voraussicht gewisser Minister und ihrer Untergebenen verursacht ist. Wenn es daher in den seltenen Fällen, wo es erlaubt ist, zu öffentlichen Äußerungen des Unwillens und der Ungeduld kommt, so darf man sich nicht entrüsten. Die endlosen Reden auf der Tribüne und das Gewäsch einer sklavischen Presse können zeitweise die Geister einschläfern und ihnen blauen Dunst vormachen, aber dieser Dunst verschwindet einmal, und die Lage zeigt sich in ihrer Nacktheit, der Schleier der Hoffnung und Zuversicht fällt, es erscheint die häßliche und traurige Wirtlichkeit. Die Regierenden müssen diese Wolke, die sich auf dem so blauen und unendlichen Himmel der öffentlichen Leichtgläubigkeit und des Zu trauens zeigt, verscheuchen. Der Wille der Nation, zum Ausdruck gebracht durch den Kammerbeschluß vom 12. Dezember 1916 und nicht geändert durch den letzten Vertrauensbe schluß, hat noch einmal der „Plejade" um Männer, die seit Kriegsbeginn die Regierung in engem Kreise gehalten haben, das heilige Man dat verlängert. Aber die öffentliche Meinung will nicht mehr mit Worten eingefchläfert sein, wie das Ministerium es bei der plötzlichen Schilderhebung, die zur letzten Ministerkrise führte, tat. Nach dem Bericht Andrö Honnorats in der Abgeordnetenkammer über den Gesetzesvorschlag betreffend Familienunterstützung von Staats beamten hat das Jahr 1915 Frankreich V, seiner Geburten gekostet. Ohne die Toten aus den Schlachtfeldern zu zählen, hat es ungefähr 200 000 Kinder verloren. Vergleicht man die Zunahme der Bevölkerung der verschiedenen Länder in den 40 Jahren von 1871 bis 1911, so stehen 100 Deutschen vom Jahre 1870 161 Deutsche im Jahre 1911 gegenüber, 100 Engländern 146, 100 Österreichern und „Wenn die Herren mir folgen wollen I" wandte sich Kommerzienrat Lang dann an seine Gäste. „Ich werde für Erfrischungen Sorge tragen lassen," entschuldigte sich die Kommerzienrats» und entfernte sich. Während der Baron, Herr Grübel und Herr von Hupfer dem Kommerzien rat in das Gesellschaftszimmer folgten, hielt Hedwig den Dokior zurück. Als sie allein waren, ergriff der Doktor Hedwigs Hand und preßte sie stürmisch an seine Lippen: „Hedwig, wie ich Sie anbete l" Errötend ent-'yg sie ihm ihre Hand. „Nicht jetzt, Herr Doktor," wehrte sie, „Sie haben mich ernstlich erzürnt, als Sie den ehren voller: Antrag meines Vaters ablehnten. Das '»rllte ich Ihnen sagen!" ^.Jch kann nicht, Fräulein Hedwig, ich bin Stürmen nicht gewachsen; dem fanatischen Haß der Geguer, die mit der Sache ihres Gegners auch dessen Perion in den Schmutz der Öffentlichkeit zu zerren pflegen, kann und darf ich mich nicht aussetzen." „Sie können nicht; — Sie wollen nicht!" rief das schöne Mädchen schmollend aus, und ihre bittenden, überredenden Blicke suchten die düster blickenden Augen des Fabrikdirektors. „Erklären Sie mir alles." „Erlassen Sie mir die Antwort, Hedwig, glauben Sie mir, ich kann, ich darf nicht I" bat Doktor Faller. „Nun denn, wenn Sie mich lieben, dann müssen Sie den Antrag meines Vaters an nehmen." Die Wirkung dieser Worte auf den Doktor war fast elementar; er prallte förmlich zurück. „Hedwig!" schrie er auf und so viel Schmerz und Sehnsucht lag in diesem Worte, daß Hedwig es beinahe bereute, ihn durch das letzte Mittel, das sie zur Verfügung hatte, bezwungen zu haben, denn sie fühlte wohl, daß er einen ge wichtigen Grund haben mochte, den Antrag ihres Vaters und der Partei abzulehnen. „Hedwig, was haben Sie getan; jetzt muß ich, denn ich liebe . . Sie hjelt ihm leicht mit der rechten Hand den Mund zu. «Es sei," sagte er entschlossen, „ich nehme anl" „Dank, tausend Dank!" rief sie erfreut, „ich eile, es dem Vater zu verkünden." „Ich will mich dem Haß, will mich den Menschen preisgeben, um Ihretwillen, Hedwig," flüsterte er ihr leidenschaftlich zu. „Sie sind deS Kampfes wert." Sie drückte ihm die Hand und entfloh. Er schlug beglückt die Hände vor das Gesicht und sank seufzend in einen Sessel; er ahnte wohl, was jetzt kommen werde. „Die Schatten einer trübend Jugend steigen mahnend vor mir aus," rang es sich duinpf von seinen Lippen. „Der Kampf wird heiß, es wird ein Kampf gegen Vorurteil und Ständes- stolz werden." Dann erhob er sich und eilte zur Keiellschajt. - Bian beglilckMuschte ihn zu dem Ent- s und Entschlossenheit genug, sie zu rächen. schloß. i r»« (Fortsetzung folgt.) Ihnen zur Seite stehen. "Schlagen Sie ein, bitte!" „Ist da? Ihr Ehrgeiz, Herr Doktor? Bist „Hedwig, quälen Sie mich nichtI" bat er einem Schlag» können Sie berühmt werden, . weich. im Parlament allein ist das Feld Ihrer Er- „Sie zögern noch?" iolge, Ihrer Ehren. Ich will, daß Sie be-' ..Weil ich muß!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)