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Sächsische Elbzeitung -Mlitt sir dir WsMt, ßWljüI«»!, s«ie sk de« Tageblatt für die Sächsische Schweiz AM»! »Kd s» zs MM Nie ^Sächsische Elbzeitung" erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Die Ausgabe des Blattes erfolgt nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: -lerteljährl. 4.20 M., monatl. 1.40 M., durch die Post vicrtcljährl. -4.20 Mk. (ohne Bestellgeld). Die einzelne Nummer kostet 15 Pfg. Alle Postanstaltcn im Eriche und im Auslande, die Briefträger und die Geschäftsstelle, sowie die Zrltungsboten nehmen jederzeit Bestellungen aus die „Sächs. Elbzeitung" an. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke. Fernruf Nr. 22. Telegramme : Elbzeitung. :: Postscheckkonto: Leipzig Nx. 84918. Gemeindcverbands.Girokonto Schandau 86. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleinhennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, PoHck^oA Postelmly, Rathmannsdorf, Reinhardtsborf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sachsisch-VölMtschM An,ciaen sind bei der weiten Verbreitung der „Sächsischen Elbzeitung" vo« N'sL Annchm- nm IP«« « . aröbcre Anzeigen am Tage vor dem Erscheinen erbeten. OrtSpreis M »n 8 gespaltene Küinschriftzcilc oder deren Naum 40 Pfg., stir auswärt ge Auf' traaacbcr 50 Pfg. (tabellarische und schmierige Anzeigen nach Ucbercinkunft), A-m- und Anz-Imd, d!° S-U' I°0 PI-. V°l W,-d°ck°lun«°n R-r-U BlianIwmMch- K°»lad N-hiIapu-r, Bub schuudam Nr. 38 Bcrd Schandau, Montag, den ^6. Februar ^920 6^ ^ahrgaM Kleine Zeitung für eilige Leser. * Der Wiltschaftsrat beim NelchZwirtschaftSmInisterlnm be schlob die Beibehaltung der Zwangswirtlchait bür Getreide und Kartoffeln und die Einführuna von Mindestpreisen. * Zwischen Belgien und Deutschland ist wieder der freie Handel erlaubt. * Die Wicdcrgulmachungskommission überreichte Deutsch land eine Note über die Auslietecung der kleineren Handels schiffe. * Im befehlen rheinischen Gebiet können die deutschen Steuergcsehe durchgekührt werden. * Die Aufnahme der Schweiz in den Völkerbund ist bei dep Londoner Beratungen beschlossen worden. * Für die hungernden Kinder Deutschlands hat der Papst eine halbe Million Lire überwiesen. * Neuicr meldet, das; Deutschland an die Alliierten in der AuSIiefcrungsangelegenheit eine nichtossizielle Mitteilung ge schickt habe, in der sie die Auslieferung der geforderten Schul dige» ablehnt und den Vorschlag macht, sie vor einen deutschen Gerichtshof zu stellen. * In London traf die Bestätigung für die Erschiessung des russischen Admirals und gegenrevolutionären Führers Kalt« schak und seines Ministers Pepelajew ein. Oer neue Wirtschaftsplan. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird un geschrieben: Alle Welt lechzt nach neuen Ideen, nach irgendwelchen Anzeichen von Wagemut, mit dem wir die immer bedroh licher sich zusammenballenden Probleme des Tages zu meistern suchen könnten. Und die Wirklichkeit? Das Reichs wirtschaftsministerium hatte in dieser Woche den Wirtschaftsrat um sich versammelt und ihm den Wirtschaftsplan für 1920 vorgelegt. Das Ergebnis ist, daß die Zwangswirtschaft für Getreide und Kartoffeln betbehalten und für Hafer wieder eingeführt wird. Darüber hinaus einigte man sich auf elne angemessene Erhöhung der Mindestpreise und stellte zum Schlich besondere Verhandlungen über geeignetere Formen der Bewirtschaftung auf der Grundlage engsten Zusammcn- arbeitens zwischen Erzeuger« und Verbraucherorganisationen in Aussicht; sie sollen sogar sofort gepflogen werden. Das ist alles. Ohne boshaft zu sein, kann man sagen. Laß diese Weisheit auch billiger zu haben gewesen wäre. Wenn man schließlich Immer nur wieder in den ausgetretenen Geleisen der bisherigen Wirtschaftspolitik weitertrotten will, wozu bemüht man da erst einen Wirtschaftsrat, wozu sitzt man da tagelang zusammen, statt die ganzen Fragen einfach nach Schema I? weiter zu behandeln, wie es nun einmal seit Jahren Angeführt ist. Mit der Zwangswirtschaft in ihrer bisherigen Form haben wir die Kriegszeit gerade noch mit Mühe und Not überstanden; seither aber ist die Er nährungsdecke immer knapper geworden, und diesmal werden wir mit unseren Getreide- und Kartosfclvorrätcn schon zu einem Zeitpunkt fertig sein, der von der nächsten Ernte noch sehr bedenklich weit entfernt ist. Wie diese Zeitspanne dann überwunden werden soll, ist allen Beteiligten ein Rätsel. Trotzdem soll auch für 1920 nach genau den gleichen Rezepten weiter gearbeitet werden. Seit Monaten fordern gerade Sachkenner wenigstens eine teilweise Begrenzung der Zwangswirtschaft, vor allem aber ihre Ergänzung durch Heran ziehung der beteiligten Berufsstände bei der praktischen Sicherung der für die Volksernähmng unbedingt be nötigten Vorräte. Diese Neuerung müßte im Vordergründe jedes künftigen Wirtschaftsplanes stehen, denn nichts hat der bisherigen Zwangswirtschaft mehr Abbruch getan als der ungeheure Burcaukratismus, mit dem sie belastet ist. Sie stellt im Grunde genommen nichts anderes als ein Polizei system dar, das man sich zur Not wohl ein oder zwei Jahre gefallen lassen mag, das aber, wenn es Daucrcharalter an nehmen soll, unweigerlich versagen muß. Wir sind nun längst schon so weit — der Wirtschastsrat aber weiß nur die bisherigen Formeln von neuem zu wiederholen, und erst nachdem er sein Gewissen in dieser Weise salviert hat, will er über geeignetere Formen sder Bewirtschaftung in Er wägungen eintreten. Dabei ist es ihm doch sicherlich auch nicht verborgen geblieben, daß jetzt aber ganz bestimmt keine einzige Minute mehr zu verlieren ist. Schon wird das Volk einfach zur Selbsihiife aufgerusen, um über den Kopf der Ne gierung hinweg das zu tun, was unbedingt geschehen muß Und die landwirtschaftliche Woche in Berlin, die unmittelbar bevorsteht, wird sicherlich nicht mit ihren Meinungen hinter dem Berge halten. - Es fragt sich wahrhaftig sehr, wie lange wir noch auS- harren können, falls nicht bald neue Wege aus dem Elend heraus gefunden werden. Die „Mindestpreise". Bei dein Entschluß zur Beibehaltung der Zwangswirt schaft für Getreide wie Kartoffeln ist nicht das alte System der Höchstpreise feftgehalten worden. Es sotten vielmehr Mindestpreise in Zukunft maßgebend sein. DIcArbclteroeriretcr nahmen im Wirtschastsrat auf das Schärfste gegen diese Mindestpreise Stellung, sie blieben aber mit ihrem Wider spruch in der Minderheit. Uber geeignete Formen der Be wirtschaftung auf der Grundlage engsten Zufammenarbeitcns zwischen Erzeuger-und Verirraucherorganisationen sollen sofort Verhandlungen gepflogen werden. Die Mindestpreise sollen dem Vernehmen nach für die Ab lieferung betragen: Weizen 60 Mark der Zentner, 1000 Mark die Tonne: Roggen 45 Mark der Zentner, 900 Mark die Tonne: Gerste und Hafer 40 Mark der Zentner, 800 Mark die Tonne: Kartoffeln 25 Mark der Zentner, 500 Mark die Tonne. Das bedeutet für den Verbraucher eine erhebliche Verteuerung der Lebenshaltung, in deren Gefolge natürlich erneute Lohnforderungen und Arbeitskämpfe zu erwarten sind. So betrug z. B. für den Hauptmarktplatz Berlin bis setzt der Erzeugerhöchstpreis für Ernte 1919: Weizen 155 Mark, Roggen, Gerste und Hafer 405 Mark für die Tonne. Für Kartoffeln beträgt der Grundpreis 125 Mark. Es würde sich beim Inkrafttreten der Mindestpreise eine Preiserhöhung ergeben für Getreide um mehr als das Doppelte, für Kartoffeln um das Dreifache. Die Festsetzung der Mindestpreise soll erfolgt sein auf Grund der Erzeugungskosten des Landwirts, d. h., sie richten sich nach den jeweiligen Ausgaben für Löhne, Dünger- mittel usw. Sollten diese Ausgaben sich erhöhen, so würde die Folge davon sein, daß auch die Mindestpreise herauf« gesetzt werden. Ihre Bezeichnung „Mindestpreis" erklärt sich wohl daraus, daß eine Herabsetzung der für das neue Ernte sahr vorgesehenen Preise niemals in Frage kommen soll und lann, selbst für den Fall nicht, daß die Produktionskosten sich zermindecn sollten. EuglanS gegen Mlleran-s Pläne. Verständigung mit Deutschland? Wenn auch alle Meldungen über den Stand der Ver handlungen in London mit Vorsicht aufzunehmen sind, schein» doch unverkennbar zu sein, daß in London keine Neigung besteht, blind den französischen Rachegelüsten zu dienen. ES heißt, Millerand habe der englischen Negierung mitgeteilt, im Falle der Nichtauslieferung der angcforderten Deutschen werde er strenge Strafmaßnahmcn gegen Deutschland er greifen, und er habe hierbei die Einstellung der Rück transporte der Kriegsgefangenen, die Sperrung der Lebens- mittelznfuhren und die strenge Abschließung zwischen dem besetzten und unbesetzten Deutschland in Vorschlag gebracht. Die englische Negierung habe darauf erklärt, diese Vorschläge nicht in Erwägung ziehen zu können, da diese das Prestige der Entente in der Welt herabsetzcn würden. Die Baseler Presscinformation meldet weiter aus London: Vvm Mliiisterinm des Austern wird bestätigt, dast die britische Negierung im Botschastcrrat beantragte, in de« AuSttcfcrimnSfcage leme weiteren Schritte zn nntermcbmen und durch persönliche Verhandlungen in Berlin die Ext« gcgnnugeu der deutschen Regierung kennen zn lernen. ES stehe hexte schon fest, dast sich die Alliierten mit einer Unter suchung der Schxldfragc, die Deutschland vom Reichsgericht in Leipzig twrnclnuen lassen kann, zufrieden geben werden. Der Völkerbundsrat beschloß in öffentlicher Sitzung, eine internationale Konferenz zur Besprechung der Finanz krisis cinzuberufen, um die Mittel zu erwägen, diese KrisiS zu lösen und die gefährlichen Folgen der Krisis zu mildern. Der Vorsitzende des Nates wird aus den Mitgliedern einen Ausschuß zusammenstellen, der den Auftrag hat, die Länder, die Hauptsächlich von der Währungskrisis betroffen werden, zu der Konferenz, die sobald wie möglich stattfinden soll, einzuladcn. Außerdem stellte der Rat eine Liste von zwölj internationalen Juristen auf, die aufgcsordert werden sollen, ein Komitee zu bilden, das Pläne für einen internationalen Gerichtshof anönrbeiten soll. DaS Saarbcckcu. In der Saarbeckenfrage beschloß der Nal, baß bas Saarbecken von einer Kommission von fünf Mitgliedern verwaltet werden soll, von denen einer Franzose und einer nichtsranzösischer Einwohner des Saarbcckcns ist. Die übrigen drei müssen anderen Ländern als Frankreich und Deutschland angehören. Für diese Kommission wurden bereits folgende Personen bestimmt: der französische Staats rat Rault, der Vorsitzender der Kommission sein wird, Land rat Alfred von Boch, der belgische Major Lamert und der Däne Graf Moltke-Hoitfeldt. Schuh der Miuorltäien in Polen. Ferner wurde beschlossen, daß die polnischen Raffe«, Sprach- und Glaubensminderheiten unter den Schutz des Völkerbundes gestellt werden. — In einer Entschließung er kannte der Völkerbundsrat die ganz besondere Stellung der Schweiz an und drückte die Erwartung aus, daß das fthweizenlche Volk nichr nemral bleiben werde. wcnn bic hohen Grundsätze des Bundes verteidigt werden müs cn. Der Völkerbund erkenne an, daß die dauernde Neutralität der Schweiz gerechtfertigt und daher mit dem Standpunkt des Völkerbundes vereinbar sei. Die Schweiz kwm insAe« dessen unter Beibehaltung ilner dauernden Neutralität dein Völkerbünde beitreten. L)ie Aoie über Vie Handelsflotte. Weitere Auslieferungen. Die Wledergntmachnngstommission hat der Neichs- regierung ein Schreiben übermittelt, das sich mit den Aus- sührungsbestimmungeu des Fricdensvertrages, soweit die Handelsflotte in Frage kommt, beschäftigt. Es handelt sich lediglich um Verpflichtungen, die Deutschland durch Unter zeichnung des Fricdensvertrages übernommen hat. Die Entente macht in diesem Schreiben darauf aufmerksam, daß Deutschland einen Teil der Segelschiffe, der Fischereifahr zeuge usw. abzuliefern hat, weist darauf hin, wie weit sie Anspruch auf Neubauten hat, beschäftigt sich überhaupt mit allen Bestimmungen, die sich auf die weitere Auslieferung der Handelsflotte beziehen. Von einer neuen Forderung der Alliierten kann also in diesem Falle keine Rede sein. über die zahlreichen Vorschläge, die die Wiedergut machungskommission in ihrer Nole macht, sind Beratungen im Gange, ebenso wird das statistische Material, das alliicrterseits gewünscht wird, vorbereitet. In kürzester Frist wird alsdann eine besonders zu diesem Zweck entsandte deutsche Kommission mit den Alliierten über die Angelegen heit verhandeln. Bei den Verhandlungen wird es sich hauptsächlich um die Auslegung der Bestimmungen des Fricdensvertrages.sowie darum handeln, deren praktische Durchführung in wirtschaftlich erträglicher Form zu er möglichen. Mas gefordert wird. Die Schisse, die die Entente seht noch anforderk, sind diejenigen mit einem Bruttotonnengehalt zwischen 1000 und 1000 Tonnen. Von diesen muß Deutschland nach dein Friedensvertrage die Hälstc abgeben, und zwar innerhalb von zwei Monaten nach Inkrafttreten des Vertrages. Nach dem Friedensvertrage sind auch die Schiffe und Boote ab zugeben, die zurzeit im Bau sind, und zwar innerhalb de: deutschen Landesgrenze selbst, wie auch alle Bauten für deutsche Rechnung im AuSlande. Zuerst wollte die Entente, daß als Neubauten alle Schiffe angesehen werden, die bereits bei Werften in Auftrag gegeben wurden und für deren Bau die Zeichnungen fertiggestellt waren. Die Note kommt nun in dieser einzigen Hinsicht dem von Deutsch land vertretenen Standpunkt näher. Sie bezeichnet setzt als Neubauten nur solche Schiffe, deren Kiel schon gestreckt ist. Danach wären also Schiffe, die noch nicht so weit gebaut sind, und ferner diejenigen, deren Bau überhaupt noch nicht beaonnen bat. nicht auslieserbar. Kinvermmd. Keine Warnung und Mahnung an die AcbellSkosen und Sircikhctzer lpricht eine so deutliche Sprache als die Nachiicht einer leistungsfähigen und großen Firma an ihre zuständige VerteilungssteUe, in der es heißt, daß diese Firma einen großen Teil Kinder-Gerstenmehl, der so schnell wie möglich der Bevölkerung zugeführt werden sollte, erst in einigen Wochen Herstellen könne, weit -um Schluß des vergangenen Jahres die Fallrikation wegen Kohleuniangels einige Wochen stiltiegen mustc. Die mangelhafte Kohlenförderung übt also nicht nur auf oie Ernährung der Bevölkerung immer wieder einen un günstigen Einfluß aus, nein, man darf ohne Übertreibung lagen, bei der Unterernährung vnsercr Kinder grenzt diese Taktik der Linksrndikalen an direkten Kindermold. Die schürssten Schritte der Negierung wären gerade gut genug, diesem verbrecherischen Treiben verhetzender Elemente Einhalt zu tun. Genug des Jammers und Elends ist in uns und um uns, um dies verlangen zn können. - Senn sie wisssn nicht, was sie - reSsn. In einer kürzlich abgehaltenen Versammlung des auf kommunistischer Grundlage aufgebauten „Internationalen Bundes der Kriegsverletzten erklärte ein Redner, daß man mit den Waffen des Geistes nicht siegen könne. Auf Gewalt muffe mit Gewalt und Maschinengewehren geantwortet werden. .Wenn man den Kapitalismus in kurzem beseitigen mürve, muffe man alle die Intellektuellen hinter Schloß und kelfleu"^"^" und, wenn sie sich nicht fügten, auch „ab- . , Demnach scheint also der Redner der Meinung zu sein, daß oer Kommunismus nichr der Mitarbeit und Gefolgschaft dec ^m.ellek uellcn — also Gei lesarbeitcr — bedrufe. Was muffen zu diesen Ausführungen die „Intellektuellen" r. 5» Etre sich doch berufen glauben, ihre Geisteskraft in den Dienst des Kommunismus zu stellen? „ Oder hat der Redner vielleicht gemeint, daß es besser wäre, allen Geist und Verstand „abzukehlcn", um freie und ungehemmte Bahn für ihre handliche Bciätigung mit Maschinengewehren und Handgranaten zu haben?