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Tageblatt für die Säckstsche Schweiz Die« Blatt enthält die amtlichen MuMMim !k Haß WWW, daß HaWBml, den ILl« «Hächsilchc Etbzcitunn" eriMeiut tänltch mii Ansnalnue dei Sonn- und Feiertage. M« Ausgabe erfolat nc.clmüttags 0 llbr. Bezugspreis: monatlich 4.— M-, i»8 Han8 Spracht 4.50 M., durch die Palt 4 00 M. (,Inschl. Bcsictlgelto. Einzelne Nnnimcr 20 Vf. Wisi-.siuugcn nehmen die Briefträger nnd Pasiaunatten. iowie alle ZeitungSbotcn entgegen. Druck und Vertag: Sächliche Elbzeimug. Alma Hieke. Nr. 22 Memeindeverkands « Girokonto Bad Schandau 3K. AMni j« ?i!i ZMN mii !ie« kbdiiemciOttlii z» WM Anzeigen finden die weiteste Verbreitung. Annahme derselben bis spätesten« vormittag« !> Uhr, größere Anzeige» am Tage vor dem Erscheinen erbeten. Orl«prci8 für die Klein« schrUtzeile 70 Vs., für auswärtige Auftraggeber 90 Ps. ltabellarischcr und schwieriger Satz nach llckcrcinknnst), Reklame u. Eingeiandt die sieile 2 Mark. Bei Wiederholungen Rabatt. Verantwortlich: Konrad Robrlavver, Bad Schandau. Postschechkonto Leipzig Nr. 34818 :—: Telegramme: Glbzeitung. 6H. Jahrgang Bad Schandau, Freitag, den 2H. Dezember ^20 Nr. 301 u! S und die Liebe wird Gesetz HeinrlH Dunkle Tränen fielen von den Sternen, und die Sterne wurden blind wie die armen Augen einer Mutter, die den toten Sohn beweint. Aus den Himmeln stürzten heiße Tropfen auf der Erde Srl-merzc»sleib, die^ befleckt vom Blute ihrer Kinder, stöhnend sich in Krämpfen wand. Einmal hebt die gramzcrschnittne Seele dennoch sich ans grauer Not; ihre Kette bricht, es lebt der Funken, der zur neuen Sonne wächst. Der Erlöser tritt aus niedrer Hütte tatgewaltig in die Welt, Segen tränst von seinen reinen Lippen 8 Weihnachten ^920 Ränbcrfanst entriß der dürren Armnt giererfüllt den Bissen Brot, schnöden Frevels schamentwöhnte Töchter tanzten frech um Sttndenloh». Kalte Finsternis auf allen Straßen fraß der Hoffnung letztes Licht — Soll ein andrer Morgen uns nicht blühen, keiner Zukunft Glocke rufen? „Mem Volk." Welhnachtsbekachtung von Konsistorialrnt A.Fischer-VcrUn. „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Bol! widerfahren wird!" lLuk. 2,10.) Von vornherein ist es die Zcwbermacht dcS Evangeliums gewesen, das; es für alle war, die es nur haben wollten. Schönheit war für die, denen Natur ein feines Angesicht und eine feine Gestalt gegeben, Weisheit nur für hervor ragende Geister, Macht war Erbgut oder fiel den Klugen zu, Reichtum nahm man aus der Eltern Besitz oder erwarb ihn durch Glück und Geschicklichkeit, immer lag die Sonne dieser Freuden nur auf wenigen, die sich aus der Menge erhoben: nun sollte keiner, aber auch gar keiner aus» geschlossen sein, der Krüppel nicht, der bewegungslos an der Erde lag, der Arme nicht, der besinnungslos ums tägliche Brot schaffen muhte, das Kind nicht, das in der Hosecks spielte, und der Alte nicht, der sich so sehr nach dem Sterben sehnte. Für alle, auch für diese alle hat das Evangelium ein Glück, ein Glück so groh und reich und strahlend, dah nicht Macht noch Schönheit, nicht Gold noch Weisheit es vufwiegen kann. Allen diesen sagt es und allen anderen auch: euer Leben hat einen Sinn und euer Arbeiten, Spielen und Sehnen hat einen Wert, ihr lebt nicht, um zu leiden oder zu arbeiten, ihr lebt und leidet und arbeitet, um innerlich drinnen im tiefsten Innern durch den geheimnisvoll wirkenden Willen Gottes strahlende ewige Gotteskinder zu werden. Ja, ihr seid das alles schon jetzt, nicht äußerlich, aber innerlich drinnen, wenn ihr euch nur haltet an die Gewiß heit: Gott ist unser Vater, wenn ihr nur täglich mit ihm ein wenig stille Zwiesprache haltet, wenn ihr nur euer Kreuz und eure Freude nehmen lernt aus seinen Händen, wenn ihr nur lernt, seine guten Augen auf euch gerichtet zu sehen, seine Hände spürt über eurem Haupte, seine haltenden und helfenden Arme merkt auf Schritt und Tritt, so habt ihr die frohe Botschaft gehört, so ist euch in Jesus, der dies uns gebracht hat, der Heiland geboren, so werdet ihr denen, die euch sagen: wie hart ist das Leben, wie schwer das Schicksal, wie beklagenswert euer und aller Menschen Dasein, erwidern: Neinl Ehre sei Golt in der Höhe! und wenn sie euch sagen, die Welt sei voll Streit und Not der Seelen; nein, Friede ist auf Erden bei allen denen, die es durch die Weihnacht wissen, daß Gott ein Wohlgefallen an den Menschen hat. Da ist es nur zu verwundern, daß die vielen Gesunden nnd Starken, die in rascher und erfolgreicher Arbeit sichen, die Menschen lieben dürfen und von Menschen geliebt werden, daß die auf das Weihnachlsevangelium nicht hören mögen und sprechen: Ehre sei Gott in der Höhe! und fühlen es: Friede ist auf Erden! Denn sie erfahren ja täglich und stündlich so unendlich viel Liebe Gottes. Und du? Für alle ist das Evangelium, also auch für dich! Gehst du sinnlos und gedankenlos durch die Welt, ohne Dank gegen Gott für das viele Gute, das er dir getan hat? Aber du hast Böses erfahren? Richtig, und doch lebst du noch und hast die Kraft es zu ertragen, ja vielleicht es zu überwinden. Und über dem Leide bist du ernster und innerlicher geworden als damals, da du nur lachtest oder schafftest! Wie würden die Menschen sich schämen, die Stolzen, die Stumpfen und die Gleichgültigen, die Gottesfeinde und die Gottesleugner, wenn jetzt, heut in der stillen Weihnacht, während die Sterne glitzernd nieder schauen auf das weite beschneite Land, oder die Flocken niederfallcn in wundervollem Spiel dieser glitzernden Sterne, die der Himmel zur Erde sendet, wie würden diese Leute plle sich schnüren, wenn auch nur einen Augenblick die Decke von ihren inneren Augen weggenommen wäre und sie könnten in das gute, ewiggute Valcrantlitz Gottes selmuen, auf dem es in lichten Zügen geschrieben steht: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren soll, denn euch ist heute der Heiland geboren! — Ja, auch euch! Ihr lebtet gar nicht, ihr wäret das nicht, was ihr seid, und ihr könntet weder stolz sein noch Goltesfcinde noch Gottes- leUgnermllhohenGedankenundübermütigemSelbstgefühl.wenn der nicht damals gekommen wäre! Ja, was wäre dann die Welt, was wäre das Volk, das jetzt so verächtlich auf Christenium und Kirche herabsieht, wenn nicht längst „für alle" Kirche und Christentum Nahrung des Geistes gehabt Hütte in den wundervollen Geschichten der Heiligen Schrift, in ihren Weisheits- und Kcrnsprüchen, in den großen Ge danken der Christenlehre, in den Lebensbildern frommer nnd guter Menschen! Was wäre die Welt, was wäre das Volk, wenn nicht Kirche nnd Christentum das Verhältnis von Mann und Weib erhoben hätte aus Sinnlichkeit in Sittlichkeit, aus bloßem Begehren und Genießen in Liebe und Treue, wenn nicht über die Kinder das Wort ge sprochen wäre: Lasset die Kindlein zu mir kommen! Wenn nicht der Arme und Kranke aus einem Gegenstand des Ab scheus zu einem Gegenstand des Mitleids und der Liebes tat geworden wäre! Wo wäre Sitte, Zivilisation und Kultur, wenn nicht der Wille der Menschen zu Macht und Selbstsucht immer wieder den Widerstand gefunden hätte in der Forderung: Liebet euch unter einander! Gott sei Dank, der Ewige droben kümmert sich nicht um der Menschen Feindschaft und Leugnen. Er hält sein Heil auch ferner bereit, und seine Kirche verkündet für alle. Mögen die Toren es verachten und die Starren es verspotten, sie schaden sich selbst. Uns aber laßt zugrciscn, wie die frohen Kinder auf den Weihnachtstisch unseres Gottes, und laßt uns sein Heil für uns nehmen und für die Unseren und für unser Haus und unser Volk, das Hell, das darin besteht, daß mir still und fest glauben: Gott, der große Herr der Welt, er hat uns kleine Menschenkinder lieb, wie ein Vater seine Kinder: sein Wille geht durch unser Leben, wir brauchen nicht zu sorgen: sein Friede nimmt einst uns auf, wir brauchen nicht den Tod zu fürchten. Wir nehmen vom Weihnachtstisch unseres Gottes die unermüdliche Liebe, die dienen und helfen will im kleinen und im großen und Lie strahlende Hoffnung: „Dies ist die Nacht, da mir erschienen Des großen Gottes Freundlichtelt. Das Kind, dem alle Engel dienen. Bringt Licht in meine Dunkelheit. Uild dieses Welt- und Himmelslicht Weicht hunderttausend Sonnen nicht." Zum Weihnachtsfest. Heute abend werden sich alte vertraute Glockenklünge in vielen Orten mit den Tönen neu herzugewanderter Glocken ver mischen, und das liebe, weiche, seine Lied „Stille Nacht, heilige Nacht" wird in den Kirchen und in den Häusern klingende Auferstehung feiern und es wird bewegte Herzen tief er greifen. Manche werken diese Klänge so erschüttern, daß sie aufhören müssen, mitzusingen, weil ein gewaltiges Weh herauskommt und irgendeine Wunde — vielleicht vom Kriege her, von neuem brennt. Viele werden auch heute abend mit bewußter Absicht schweigen. Sie hassen alle Weihnachtsklänge, wie sie alles hassen, was mit Kirche oder Kirchenlehre auch nur entfernt zusammenhängt. Aber — gibt uns, den Christen, unser Weihnachtsfest denn wirklich so viel Reiches, Schönes, Hohes, daß wir an seiner Weihe und seiner Wonne nicht vorüberkommen ohne tiefste innere Bewegung? Es mehren sich die Menschen, die cs hart bestreiten! Gewiß, der Gegensatz von einst und jetzt ist riesengroß. Damals — Hirten und Herden und Felder und Stille und Frieden und kleine Städtchen und ver träumte Flecken..! Heute — Fabriken und Maschinen und Ruß und Rauch und Städteriesen und Lärm und Mietkasernen und Kamps und Stolz und Krast! Wer heute weich ist, wird zerdrückt. Und doch wird es immer wieder Weihnacht, und die alte Botschaft erklingt, und die Kinder hören sie und sie verstehen die alte Kunde vollauf. Warum? Es ist ein Leuchten über der Geschichte wie selten irgendwo. Märchenschön, wcihetlef. Der Himmel ist darüber aufgetanI Nun aber kommen wir modernen Menschen mit unserem Unioersumsglauben und unserer Unioersalgedankenoberfläche und unserer Geistesunisormterung möglichst mit roten Litzen überall und disputieren Himmel und Gott und Christkind und den Heiland wegH Wir brauchen das nicht mehr. Da kann sich dann natürlich auch kein Himmel über unsern Häuptern austun. Und die alte Freude kann nicht niedersteigen. Darüber merken wir: warum der Haß in unserer Zeit so ins Unendliche gewachsen ist. Freude, Freude heißt die Feder in der ewigen Natur. Wir trieben diese Freude aus unsern Tagen fort. Das heilige Sich-sreucn-können wie die Kinder, es gilt in unserer Zeit nichts mehr. Und der Ersolg? Das alte Weihnachts- lted von stiller, heilger Nacht berührt uns wider Willen doch. Es ist ein weiheseiner Klang, der überall verstanden wird, darin. Wie in der Weihnachtserzählung bei Lucas, ganz so. Und Hunderte stehen, ohne cs zu wissen, wie der von Hause fortgezogene Sohn in öder Fremde. Sie kümmert sich nicht um Eigensinnige und läßt sie verhungern. Hun derte stehen und blicken mit Sehnsucht nach dem Dach des Vaterhauses und nach dem Frieden ihrer Heimat. Nur — sie getrauen sich noch nicht, der Sehnsucht Ausdruck zu verleihen. In ihren Seelen aber brennt es: ich möchte mich ausmachen, zurllckgehen will ich, dorthin, wo ich glück licher als heute war. Christen, Menschen, ja, wir wollen heut' am Weihnachtsabend und in den Weihnachtstagen rückwärts wandern, dorthin, wo Himmel und Erde aus- einanderstoßen, dorthin, wo wir uns wieder freuen können und jung und frisch zu werden vermögen — frisch und frei. Wir sind es längst nicht mehr. Wer aber weiß den Weg? Wer weist uns Glück und Friede? Je nun — das alte Weihnachtsfest und die alte Weihnachtsgeschichte, die von dem Kinde handelt, das als Mann die Not der Zeit mit festen Händen faßte und hinauswars . . . Christus, Helfer, Netter, wir grüßen dich heute, wir wissen, wer du bist . . . Ein Mann, der aus der Not der Tage Helsen kann . . . Und leise hebt der Jubel tief im Innern an und rechts und links von uns und überall beginnt es mitzujubeln: „Uns ist der Heiland geboren! Tritt ein, Gesegneter des Herrn, tritt ein!" Wir sehen klar die Not und Qual, die Fesseln und die Falschheit und die Feindschaft. Wir sehen aber auch doppelt klar den neuen Reichtum und das neue Glück. Die Klarheit des Himmels umleuchtct die Menschen. Und sie singen hinauf und mitten in der Nacht das alte „Ehre sei Gott in der Höhe!" Wir merken wieder, heilig erschauernd sühlen und erkennen wir, was Gott im Himmel will. Gott will, daß allen Menschen geholfen werde. Auch uns. Das wollen wir als beste Wethnachtsgabe unterm Lichterbaume ergriffen und dankbar und selig empfinden und tief in uns behalten, auch wenn die Weihnachtsglocken längst verklungen . . . L-atior.