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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Sächsische Schweiz DIcS Blatt enthält die amtlichen jffkmim-llM sir fls WWW, Hiytzsemt, siil dm Mit »Sächsische Elbzeitung' erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn, und Feiertage. Die Ausgabe erfolgt nachmittags 5 Uhr. BczugSvrciS: monatlich 4.— M., ins HauS gtbracht 4.50 M., durch die Post 4.— M. (ohne Bestellgeld). Einzelne Nummer 20 Pf. Bestellungen nehmen die Briefträger und Postanitaltcn, sowie alle Zeitungsboten entgegen. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke. Hkimrrrs Nr. 22 Gemeindeverband* - Girokonto Bad Schandau 36. Sicknt zu M WM mS dm Sttdt«mmdn«t z« Sid'ktii Anzeigen sinken die weiteste Verbreitung. Annahme derselben bis spätestens vormittag» 9 Uhr, gröhere Anzeigen am Tage vor dem Erscheinen erbeten. OrtSprciS für die Klein schrift,eile 7b Pf., für auswärtige Auftraggeber 90 Pf. (tabellarischer und schwieriger Sa» nach Uebercinkunst), Reklame n. Eingesandt die Zeile 2 Mark. Bei Wiederholungen Rabatt. Verantwortlich: Konrad Nohrlapper, Bad Schandau. Postscheckkont» Leipzig Nr. 34SL8 : Telegramme: Elbzeitung. Nr. 287 Bad Schandau, Mittwoch, den 8. Dezember MO 6H. Jahrgang Kleine Zeitung für eilige Leser. * Dor NeichSausscbuff wies die Zumutung der Eniente in bezug auf die Abstimmung in Oberschlesien einmütig zurück. * Der NcchtsauSschnß des Reichstages lehnte cs ab, die Gastwirte gegenüber den Gesehen betreffend Wucher und Schleichhandel günstiger zu stellen. * Der Fehlbetrag des Braunschweiger Staatshaushalts plans 1920721 beträgt 23 Millionen Mark. Ei» Ausgleich sür den Fehlbetrag ist nicht vorhanden. * Die englischen Blätter veröffentlichen den Geheimbericht des Admirals Scheer an den deutschen Kaiser über die Schlacht am Skagerrak. * Die Armee des Generals Valachowiisch ist über die pol nische Grenze gedrängt und entwaffnet morden. * In Athen wurden 99 aller Stimmen sür König Kon stantin abgegeben. Verbot deutscher Ministerreden. Gegen Fehrenbach und Simons. Duff die bekannten Reden des Reichskanzlers und deS Außenministers im besetzten Gebiet bei der Entente keine angenehme Empfindungen ausgelöst hatten, ist bekannt. Dah aber die Entente sich sogar zu einem regelrechten Verbot aufschwingen würde, erfährt man jetzt auf dem Umwege über Genf. In dieser Meldung heißt es: Der französische und englische Botschafter sowie der belgische Gesandte erschienen in Berlin beim Reichsminister des Äusseren Dr. Simons nnd überreichten ihm eine Noto ihrer Regierungen, in der gegen die unlängst im besetzten Gebiete von den deutschen Reichsministern gehaltenen Reden scharfer Protest erhoben wird. In der Note wird nachdrücklich daraus hingewicsen, daff in Zukunft von solchen Reden Abstand genommen werden möge. Im Anschiuff an die Reise des Reichskanzlers und des Reichsministers des Auswärtigen ist in verschiedenen Teilen des Reiches, insbesondere im Ruhrgebiet, Bedauern darüber laut geworden, daß die Reise nicht auch auf andere Gebiete ausgedehnt worden ist. So sehr der Reichskanzler und der Reichsminister des Auswärtigen auch gewünscht hätten, gerade in das rheinisch-westfälische Gebiet als Zentrum der deutschen Arbeit zu reisen, um dort persönlich Land und Leute kennen zu lernen, so liegen es doch die in Berlin wartenden dringenden Arbeiten nicht zu, die Reise noch länger auszudehnen. Der Reichskanzler hofft, daff er ein anderes Mal auch die jetzt nicht berücksichtigten Gebiet' besuchen und den ihm zugegangenen Einladungen Folg» leisten kann. Oie Geeschlachi am Skagerrak. Aus dem Geheimbericht des Admirals Scheer. Den englischen Blättern ist auf bisher unbekannte Weise eine Abschrift des Geheimberichts des Admirals Scheer an den Kaiser über die Seeschlacht am Skagerrak in die Hände gefallen. In England und Amerika wird nun gleichzeitig dieser Bericht veröffentlicht. In der amerikanischen Ver öffentlichung ist ein Satz des Admirals v. Scheer wieder gegeben, der in England bedeutendes Aufsehen macht: er lautet: „In Erkenntnis meiner verzweifelten Lage nnd in der Hoffnung, die deutsche Flotte zn retten, fuudte ich Torpedo- flotten auS, um den Feind auzugrcifcu. Jellicoe zog ab. Hätte er in diesem Stadium angegriffen, so hätte er die deutschen Schiff« wegen seiner Spcrrkopssormatiouen einzeln abschneidcn können, und die deutsche Flotte wäre wahr- schciulich zerstört worden." Nach dem Bericht erörtert Admiral Scheer auch die aus der Schlacht sich ergebenden Lehren. »Er unterrichtet den Kaiser darüber", heißt es da, „daff keine Überwasserseeschlacht den Frieden erzwingen könne und dringt auf die stärkst mögliche Unterseeboolskriegsührung. Er erklärt auch mit Nachdruck, dah die Dreadnoughts das wirtliche Rückgrat jeder Flotte bilden." Der Bericht der „Times" ist ausführlicher. Der Schlacht bericht des Admirals o. Scheer wird in dieser Darstellung mit sehr vielen Einzelheiten ziemlich ausführlich wieder gegeben. Die Schlußfolgerungen des Admirals werden hier, wie folgt, zusammengefaßt: „Das Groffkampsschtff ist und bleibt der Grundpfeiler der Seemacht. Auch der günstigste Ausgang einer Schlacht auf hoher See gegen England kann den Frieden nicht er zwingen oder die Blockade brechen. Eine siegreiche Been digung des Krieges innerhalb einer angemessenen Zett ist nur zu erreichen durch die Niederzwingung von Englands Wirtschaftsleben, d. h. durch die Verwendung von Untersee booten gegen den englischen Handel." Hervorgehoven wird noch, dah Admnal Scheer der Behauptung Jellicoes wider spricht, daff die Deutschen den Kampf abgebrochen hätten. „Wenn dem jo wäre", sagt er, „bliebe es unerklärlich, warum ein Teil von Jellicoes Hauptflotte in der Stacht vor der Jammerbucht erschien." ....... . . Ak krBG dn kmljm«SWMtrlmftimz. Die Konferenz der deutschen Ernahrnngs- minister in Weimar hat schärfere Massnahmen zur Erfassung des Brotgetreides für eine nener- liche Borratkontrolle in den Kommnnalverbänden nötigenfalls mit polizeilicher Hilfe beschlossen. Die Staatsanwaltschaften werden angewiesen, Zuwiderhandlungen gegen die Brotgetreidewirt schaft mit der gebotenen Schärfe entgegcnzntreten. Die einen entsprechenden Prozentsatz abgcliefert haben, erhalten verbilligten Mais. 100000 deutsche Studenten. An den 34 rcichsdeutschen Hochschulen (23 Universitäten und 11 Technische Hochschulen) sind jetzt mehr als 100000 Studenten eingeschrieben, und zwar 85 000 an den Uni versitäten und 19 800 an den Technischen Hochschulen. Aus die einzelnen Hochschulen verteilen sich die Studierenden wie folgt: Universitäten: Berlin 10 200, München 6 800, Leipzig 5500, Bonn 5300, Breslau 4900, Göttingen 4300, Frankfurt 4200, Münster 4000, Freiburg 3900, Halle 8400, Heidelberg 3400, Marburg 3300, Würzburg 3200, Tübingen 8100, Köln 3000, Hamburg 2800, Jena 2800, Gießen 2100, Kiel 2000, Greifswald 1900, Rostock 1500, Erlangen 1400; Technische Hochschulen: Charlottenburg 3200, München 2900, Hannover 2500, Dresden 2200, Darmstadt 2200, Stutt gart 1600, Karlsruhe 1400, Aachen 1000, Braunschweig 800, Breslau 800. Die nordböhmischen Bergleute gegen den Kommunismus. Prag, 8. Dezember. „Pravo Lidu" zufolge fand am Sonntag in Kralup ein Gaukongreß der sozialdemokratischen Organisation statt, aus dem sich die anwesenden nordböhmi- schcn Bergleute gegen den Kommunismus aussprachen. Es wurde sestgcstellt, daß der Kladnoer Gau zur Hälfte sozial demokratisch ist. Reduktion der französischen Militärmission in der Tschecho-Slowakei. Prag, 8. Dezember. Wie „Narodni LIsty" aus in formierten Kreisen erfährt, wird der bisherige Kommandant von Karpathen-Rußland, General Paris, Ende dieses Jahres seinen Posten verlassen und nach Frankreich zurückkehren. Dies hänge mit der vom Landesverteidigungsminister an- gekündigtcn Reduktion der französischen Milttärmijsion in der Tschecho-Slowakei zusammen. Das Vorgehen gegen d'Annunzio. Rom,^8. Dezember. Dem „Temps" zufolge suchten aufständische Elemente in Zara Unruhen zu Gunsten der Besetzung von Soberico und Spalata ins Werk zu setzen. Die italienische Regierung entsandte zahlreiche Karabinerie und Gendarme nach Zara. Die Nachricht, daß Freischärler d'Annunzios in Zara gelandet seien, wird dementiert. König Konstantins Rückkehr. London, 8. Dezember. Es ist beschlossen woroen, daß der Kronprinz den König Konstantin bei seiner Rück kehr nach Athen begleiten wird. Churchill — Vizekönig von Indien. London, 8. Dezember. „Times" vernimmt, daß die Ernennung von Winston Churchill zum Vizckönig von Indien in ministeriellen Kreisen frei ausgesprochen wird. Die Kreise, die großen Einfluß in Downingstreet haben, unterstützen diese Ernennung. Cecils Nachruf auf Argentinien. Bruch mit der europäischen Diplomatie. In der Völkerbundsversammlung verlas Präsident Hymans den Brief Pueyrredons. Da der Text schon be kannt war, Hörle man ohne große Aufmerksamkeit zu; es bildeten sich Gruppen, die die Lage besprachen. Nach der Verlesung des Briefes herrschte allgemeines Schweigen. Hymans teilte darauf mit, daff er den Empfang des Briefes bestätigt habe. Unter lebhafter Spannung ergriff Lord Robert Cecil (Süüafrika) das Wort. Nach Worlen ver perchnlichen Sympaihte für Pueyrredon sagte Cccll, die argentinischen Vorschläge wären sicher erörtert worden, wenn die Argentinier dageblieben wären. Er habe große Syinpathie sür die Grundsätze der argentinischen Delegation: der Völkerbund aber müsse wachsen, und er sei der letzte, der sich einem solchen Wachsen entgegenstellen würde. Aber wenn jedes Mitglied eine Haltung einnehme wie die argentinischen Delegierten, dann könnte überhaupt kein Parlament arbeiten. Die skandi navischen Kollegen hätten tieferes Verständnis sür die Um stände bewiesen, da sie trotz der Ablehnung ihrer Vorschläge weiter miiarbeiteten. Trotz der .Kritik, die an der Ver sammlung geübt werde, werde diese weiter ihre Pflicht tun. Sein Vertrauen in die Zukunft sei unerschüttcrt; eine Warnung aber müsse er aussprcchcn. Es sei an der Zeit, mit den Methoden der alten Diplomatie zu brechen, eine neue Diplomatie müsse befolgt werden, aber unter der Be dingung, daff die nötigen Opfer gebracht würden und auf die anderen Rücksicht genommen weroe. Dann werde der Völkerbund sicher eine Zukunft haben. Oie griechische Volksabstimmung. SV °/° fiir .Konstantin. König Konstantin erklärte dem „Matin", er werb« jedenfalls anfangs kommender Woche nach Griechenland -urücklehren. Die englische Negierung habe erklärt, sie zähle darauf, daff Griechenland seine Arbeiten in Kleinasten fortsctze. Auch er zähle darauf. Er sei immer populär im Heere gewesen. Griechenland werde sein Werk in Kleinasien sortsetzen und nicht aufgeben, was der Vertrag von Söores ihm zuspreche. Die Volksabstimmung in Athen ergab 09für und 1 °/° gegen die Rückkehr dcö Königs Konstantin. Die Zahl der Stimmettthaltuugcn ist ganz nnbedcutcnd. Die Straffe» sind geflaggt nnd cö herrscht eine festtichc Stimmung. König Konstantin erklärte einem Vertreter der Agence Havas, er könne vor der Geschichte die Ungenauigkett und Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, mit der ein Teil der üffent» tichen Meinung ihn anklage. Er wolle, daff die Kriegs ereignisse vollkommen ausgeklärt würden. Er werde sich nicht widersetzen, wenn die britische Regierung die Einsetzung eines unparteiischen vom Völkerbund ernannten Unter« fuchungsansschusses und eine öffentliche Untersuchung ver anstalte. Mau habe ihn angeklagt, den griechisch-serbischen Alltanzvertrag verletzt zu haben. Als dieser Vertrag ab geschlossen wurde, habe niemand voraussehen können, daff er im Falle eines Weltbiandes angewenüet werden solle. Die Serben hätten 150 00V Mann, wie der Vertrag vor« fehe, an die bulgarische Grenze gestellt. Durch die Neu tralität Griechenlands hätten die Alliierten Zeit gehabt, ihre Heere in Saloniki aufzustellem Wenn Griechenland im Jahre 1915 in den Krieg eingetreten wäre, wäre es jetzt nicht in der Lage, die Anstrengungen zu machen, die man von ihn: in Kleinasien erwarte. Viermal habe er der Entente angeboten, an ihrer Seite in den Krieg einzutreten. Die Entente aber habe die Noten seiner Negierung unbe antwortet gelassen. Deutscher Reichstag. (43. Sitzung.) 62. Berlin, 7. Dezember. Nach Erledigung einer unwesentlichen kleinen Anfrage wurde das Nayon-Stcuergesetz dem Steuerausschub über wiesen. Dann kam man zu dem Gesetzentwurf über die Kinderzulagen der Beamten. Dazu stellte der Präsident Locke fest, daß schon eine Vorbesprechung über die Frage siattgefunden habe. In die Besvrechnng kann aber noch nicht eingetreten werden, da neue Anträge vorlicgen, die noch nicht gedruckt sind. Die Angelegenheit sei aber soweit ge diehen, dah die zweite und dritte Lesung noch in dieser Woche erledigt werden kann. Der Etat des ErnährmrgsminisLeriumS wurde nun weiter besprochen. Eingegangen ist ein Antrag von rechtsunabhängiger Seite auf Einsetzung eines Unter suchungsausschusses, der die gegen das Neichsernährungs- ministerium erhobenen Beschwerden prüfen soll. Weiter fordert ein Antrag Müller-Franken (Soz.) einen Gesetzentwurf, wo nach Erzeugung und Vertrieb künstlicher Düngemittel auf das Reich übernommen werden sollen. Abg. Vtmn (Zentr.) ging vor allem auf die gestrige Aus einandersetzung zwischen dem Neichsernährungsminister und dem preußischen Landwirtschastsminister, dem sozialdemo kratischen Abgeordneten Braun, ein. Wir stehen nach unter dem Eindruck der gestrigen dramatischen Verhandlung, er klärte der Redner. Haben Sie der Ernährung unseres Volkes, haben Sie unserer Volkswirtschaft gedient? Nein! Wir hatten den Eindruck mangelnder Ruhe und Würde. Die Autorität des Staates ist auf das schwerste geschädigt worden. Wir sollen doch im Reichstag ein gesundes Autoritütsgefühl wieder aufrichten. Im Kaiser reich war der Wahlspruch meiner Freunde: „Fürchte Gott und ehre den König." Jetzt in der Republik wollen wir, daß ebenfalls die Obrigkeit anerkannt wird. Solche Ministerduelle dürfen nicht mehr vorkommen. Jin Familienleben gilt der Grimdsatz. daß Eltern ihre Zwistigkeiten unter sich ausglcichen. Das sollte auch für den Minisierverkehr maßgebend sein. Wir stimmen dem Reichskanzler rückhaltlos zu, wenn er gegen die Kampfesweise des Landwirtsrhaftsministers vorgegangen ist. Die Milchnot ist eine wahre Tragödie. Im englischen Unterbause ist fest- gestellt worden, daß in Deutschland Miichmangel besteht, daß aber weder in Belgien, noch in Frankreich Miichmangel vor handen ist. Danach ist die französische Forderuna der Ab-