Volltext Seite (XML)
2866 VSrftiibla» >. d. Dtschn. Buchh-nd-I. Mchtamtlicher Teil. ^ 54, 5 März 1S12 Ullstein 8- Lo. in «erlin. 2S0S „6rai v. lluxsmvur^-. iilusilc käe ^lle. VII. OavrA. II»Ni 6. 50^. Urban ä- «chwarzenberg in Wien. 2879 1 4Ü so ^ Franz «ahlen in «erlin. 2909 'Breithaupt: Die Rechtsprechung des Reichsversicherungs- amts. Ca. 12 -ck; geb. ca. 14 ^4. Beil 6 ltomp. in Leipzig. 2874 'Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. 77. Bd. (Neue Folge, 27. Bd.) 4 4t; geb. S 60 <). «erlag dcb Evangelischen «uudeS in Halle a. L. 2884 Verlags-Anstalt Alexander Koch in Darmstadt. 2886 geb. 16 — 6o. LILreHskt axurt. 2 ^ 60 H. «erlagsbuchhandlnng „Llyria" in Sraz. 2877 Ude: Wie bilde ich mich zum Redner aus? Praltische An leitung zur Erlernung der Redekunst aus Grundlage der Psychologie. 1 Hans Walter, Verlagsanstalt in Berlin. 2877 Nichtamtlicher Teil. Münchner Briefe. ii. Die Landtagswahl ist vorüber, und das Zentrum, die stärkste Partei Bayerns, sowohl nach der Kraft ihrer Organisation als nach der Zahl ihrer Sitze, zieht wieder, wenn auch etwas geschwächt, so doch mit absoluter Majorität in seine Residenz in der Prannerstratze ein. Sämtliche andern Parteien hatten sich als Zentrumsgegner vereint, und so bot denn Bayern das eigenartige Schauspiel, daß gar mancher Beamte, der sonst ein eifriger Verfolger sozialdemokratischer Tendenzen ist, von zwei Übeln das kleinere zu wählen meinte, wenn er einem Sozialdemokraten seine Stimme gab. Doch war diese erfreu liche Einmütigkeit erfolglos; das Zusammengehen mit der Sozialdemokratie wirft Wohl noch lange seinen Schatten: Blamier' mich nicht, mein schönes Kind, und grüß' mich nicht unter den Linden .... Ein guter Teil der Geschäftsleute, also auch der Buch händler, glaubt, daß Politik nicht nur den Charakter, sondern auch das Geschäft verdürbe. Ich respektiere diesen Grundsatz, wenn ich ihm auch nicht huldige. Der richtige Buchhändler treibt ja doch Politik, wenn er auch nicht politisiert; er treibt sie zwar nicht in Versammlungslokale» und nicht auf der Bierbank; er treibt sie in seinem Bureau, wenn er in seinen Verlagsprodukten ein Stück seiner schwer erworbenen Welt anschauung hinausgibt; er treibt sie in seinem Laden, wenn er als literarischer Berater seines Publikums gilt und als sol cher durch die Auswahl jedem Buche ein Stück seiner Lebens anschauung beipackt. Das Bewußtsein, dadurch einen nicht unwichtigen Kulturfaktor zu bilden, mitzuhelfen am Aufstieg der Menschheit, läßt dann auch manche Misere unseres Be rufes leichter ertragen. Aber es gehört heute ein starker Glaube dazu, daß der Buchhändler seinen Beruf so auffassen soll, ja darf. Für die Jugend hat der Sortimenter sich diese Rolle fast in beschämender Weise von den Lehrern so ziemlich aus der Hand winden lassen'), und für den Erwachsenen glaubt die Tageszeitung diese Mission erfüllen zu müssen. Die Münchener Neuesten Nachrichten schreiben aber nun nach den *> Soeben ist eine kleine Schrift von Georg Dietrich, In Haber der Firma Georg W. Dietrich, München, erschienen: »Die Lehrer als .unparteiische' Hüter der Jugend- und Volkslitcra- tur«, in der in mannhafter Weise den Anmaßungen der Prü fungsausschüsse wie einzelner Pädagogen entgegengetreten wird. In sehr bestimmter Weise wird sür den Buchhändler das vornehmste Berussrecht reklamiert. Man merkt aus dem ganzen Merkchen wieder das zürnende Erstaunen, daß der Buch handel sich solche Übergriffe in seine Interessensphäre bisher hat gefallen lassen, überraschend sind die Summen über ge schnorrte Freiexemplare. Die ganze Schrift ist eine herzerfri schende Tat, die viel zur Stärkung unseres Standesgefühls bei tragen wird. Wahlen: »Soll Bayern wieder einer gesunden politischen und kulturellen Entwicklung zugeführt werden, so muß das Volk sich selbst helfen. Nicht mit äußern Mitteln, sondern mit den Waffen des Geistes. Es mutz viel mehr noch, als es bisher geschehen ist, allgemeines Wissen, staatsbürgerliche Bildung, politisches Verständnis im Volke verbreitet werden«, und da mit ist der ganze Pflichtkreis des wirklich idealen, des denken den Buchhändlers umschrieben. Denn die Zeitung mit ihrem Tutti srutti erlaubt ja keinen einheitlichen, fortführenden Ge dankenfaden, während ein Buch zum konsequenten Denken zwingt. Helft uns also das Volk zum Buche zu erziehen; es wird nicht eher politisch reis, ehe es nicht vom Glauben zum Denken geführt wird I Weit mehr als zum politischen, naturwissenschaftlichen, philosophischen Denken wird das Publikum hier, in der Kunststadt, zum ästhetischen Einfühlen, zur Kunst erzogen. Den verschiedenen ständigen Ausstellungen in den Sammlun gen und in den privaten Galerien reihen sich im Laufe des Jahres so manche vorübergehende Unternehmungen an. So hat jetzt die Firma Ulrich Putze Nachf. in der Briennerstraße, im 1.Stock ihrer Geschäftsräume, eine Kunstausstellung veranstaltet, für die sie^das Schlagwort »Charivari und Simplizissimus, ge prägt hat. In den mit einfachen Mitteln ganz hübsch ausge statteten Räumen ist eine reiche Auswahl von Bildern von Daumier, Gavarni, Grandville, Rowlandson ufw. ausgestellt. Besonders reichhaltig aber sind, wie ja zu erwarten ist, die Künstler des Simplicissimus vertreten. Teils in Drucken, teils in Originalen sind hier Thöny, Reznicek, Bing, Heine, Dudowich, Wilke und andere zu finden. Auch die feinen Blätter von Bayros, die immer die Radiernadel vermuten lassen, und die etwas herberen von Christophe sind, wenn sie sich auch der Sammlungsbezeichnung nicht recht einfügen, gut untergebracht. Auf den Tischen ist eine reichhaltige Samm lung der einschlägigen Literatur, die mit großem Fleiße zu samengestellt ist, aufgelegt. Zwar haben die in den Hinteren Räumen aufliegenden Werke über Reise, Jagd, Sport usw. mit Kunst nichts gemein, als vielleicht die Ausstattung, aber sie tragen möglicherweise doch zur finanziellen Rentabilität etwas bei. Der pekuniäre Erfolg solcher Ausstellungen steht ja meistens weit hinter dem Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten zurück, und das liebe Publikum macht sich auch selten Gedanken über die durch die Zusammenstellung bedingten Ar beiten und Ausgaben. Solche Unternehmungen können des halb auch nur im Hinblick auf den ideellen Erfolg ausgeführt werden. Wenn aber auch heute die reine Erträgnisfrage erst sekundäre Bedeutung hat, der Eindruck, den das Publikum von einer solchen Ausstellung mit hinwegnimmt, daß der Firmen inhaber mit großem Interesse eingehende Fachkenntnisse ver binden und über gute Beziehungen zur Kunstwell verfügen mutz, dieser Eindruck bildet eine klug durchdachte, vornehm wirkende Propaganda sür das Geschäft. Die Ausstellung der