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Allgemeiner Anzeiger : 05.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191709057
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170905
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-09
- Tag 1917-09-05
-
Monat
1917-09
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.09.1917
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SteeMraate—Maasten. Der englisch-französische Angriff am 31. Juli 1917. Nachdem es den Engländern gelungen war, am 7. Juni den die Orte Wijtschate und Messen westlich umspannenden deutschen Stellungs- bogen in ihre Hand zu bringen, hatten sie eine ziemlich gerade Front vom Lys-Knie bei Waasten Lis Gegend Hooge (östlich Jeperen) gewonnen, aus der heraus in Verbindung mit der nördlich anschließenden Front bis Gegend Steenstraat starke Angriffe jederzeit zu erwarten waren. Am 31. Juli früh brach nach fast ein stündigem stärkstem Trommelfeuer die feindliche Infanterie auf der ganzen Angriffsfront von Steenstraats bis Waasten, unterstützt von vielen Tanks, zum Sturm vor. Der Hauptdruck des Angriffs richtete sich gegen unsere Stellungen von Bixschoole bis zum Knie des Kanals Komen—Jeperen bei Hollebeke. Auf diesem Teil der Angriffsfront wurden allein 1 französische und 10 englische frische Divisionen als erste Angriffs welle vorgeführt, 8 bis 9 weitere Infanterie-, sowie mehrere Kavallerie-Divisionen standen zur weiteren Durchführung des Angriffs unmittelbar dahinter bereit. Auf dem Nest der Angriffs- sront bis zur Lys nahmen 4 weitere englische Divisionen am Angriff teil, die jedoch zum Teil Lei der Erstürmung des Wijtschate-Bogeus ein gesetzt gewesen waren und hierdurch an Angriffskrait eingebüßt hatten. Hier blieb der Angriff auch fast ohne jeden Erfolg und Geländegewinn. Die englische Führung halte an dieser Stelle - vermutlich mit leichtem Spiel gerechnet und dementsprechend den Kräsleeinsatz an Menge und Güte geringer bemessen als an der Hauptangriffsfront. Tanks beteiligten sich hier nicht am Sturm, als Reserve waren weniger Divisionen Lereitgestellt. Das Ziel des Angriffs war aber auch an dieser Front ebenso weit gesteckt wie bei der Haupt angriffsfront. Es scheint sich hier um Einnahme und Hallen des Höhenrückens von Zandvoorde und der deutschen dritten Stellung gehandelt zu haben. Ein dichter Artillerie-Sperrfeuer-Schleier ging der stürmenden Infanterie voraus, er wurde mit der festgesetzten Zeit, zu der die ein zelnen Ziele erreicht sein sollten, vorverlegt. Nkhrfach sollen durch dieses schematische Vor- wurtslegen erhebliche Verlusts der Angreiser durch die eigene Artillerie entstanden sein. Das Tagesziel des ersten Angriffstages ist nur vorübergehend in einer Breite von 6 Kilo metern zwischen Langemarck und Zonnebeke er reicht worden. Frischer Gegenstoß deutscher Divisionen hat aber den eingedrungenen Gegner erfolgreich und unter schweren blutigen und Ge fangenenverlusten heraus- und bis hinter die zweite Stellung zurückgeworfen, über die an dem Nest der Ängriffssront der englische Stoß nicht hinausgekommen war. Nach Gefangenen aussagen haben zwei englische Divisionen ver sagt; durch ihr geringes Vorwärtskommen sind die Nachbardivisionen am weiteren Borstürmen aufgehatten und verhindert worden. Das Angriffsziel ist also nicht erreicht worden; trotz aller technischen Anstrengungen, trotz des gewaltigen Munitionseinsatzes, trotz des Heran- sührens der Massen Infanterie zum Angriff und als Reserve hat der Gegner nur geringen Ge ländegewinu errungen, siH aber dabei schwere Menschen- und- Materialverluste geholt und dem Verteidiger über 600 Gefangene, viele Maschinen gewehre und andere Beutestücke überlassen müssen. Uber 20 Tanks liegen Zerschossen vor und in unseren jetzigen fest gehaltenen Stellungen. Die Verlusts des Angreifers waren nach vielem Gefangenenaussagen schon bei der viel tägigen Arttllerieschlacht vor dem Angriff wie beim Angriff selbst sehr schwer, einige der Gefangenen bezeichnen sie als vernichtend. Von besonderer Wirkung sind unsere plötzlich austauchenden, vereinzelt aus gestellten Maschinengewehre gewesen, die gründ lichst unter der stürmenden Infanterie auf geräumt haben. Das schlechte Weiter der ersten Tage des August machte neben dein Scheitern des beab- Oie eiserne f^ot. Nj ^Kriegsroman von G. v. Brockdorff. (Fortsetzung.) Da Sabins für die Knnstgegenstände auf einer Auktion zu niedrige Kreise zu erzielen fürchtete, beschloß sie, das eine oder das andere Stück direkt zu verkaufen. Mit ein paar Kupfer stichen sollte der Anfang gemacht werden. So wanderte sie eines Mittags mit den Nattern in eins bekannte Kunsthandlung, die ihren Mann seinerzeit bei der Erwerbung ver schiedener alter und seltener Stücke unterstützt -alte. Der Chef erschien selbst, um sie zu bedienen, «lachte ein etwas erstauntes Gesicht, als sie ihr Anliegen vorbrachte, war aber Geschäftsmann zenug, sich das Angebot nicht entgehen zu lassen. Er bot einen annehmbaren Preis, und Sabine, dis froh war, der ihr neuen Situation zu entfliehen, willigte schnell ein und verab schiedete sich. Beim Hinausgehen sielen ihre Blicke auf ein Bild, Las" nahe'der Tür unter den zum Ver lauf ausgestellten Gemälden hing. Es stellte einen kleinen Bauerngarten dar, vis man ihn in den Doriern der Küstengegend häufig antrifft: ein üppiges Wuchern greller Farben mitten in sanft verklingendem Grün des umrahmenden Buchsbaums. Es war viel Stimmung und ein leidenschaftliches Farben- kmpstnden in dem kleinen Gemälde, so daß Sabine einen Augenblick näher trat, um es ein gehender zu betrachten. Im nächsten Moment fuhr sie zurück. In sichtigten Angriffs, den schweren Verlusten und der Notwendigkeit, die erschöpften und gelichtete"' Angriffsdivisionen durch frische Truppen zu er setzen, die alsbaldige weitere Durchsührung der Angriffe und die Ausnutzung der Teilerfolge unmöglich. Der zerietzte und verschlammte Boden erschwert Stürmen der Jniaitteüe wie Vorziehen der Artillerie. Viel Krankheiten ver schlechtern die Stimmung und Zuversicht des vom Sturnr müden Angreifers noch mehr, wie aus einer aufgesangenen Brisfianbenmeldung hervorgeht. Beobachtung für die Artillerie und Luftaufklärung mußten durch den ständig nieder sallenden Landregen und die tiefen Wolken ver sagen. Spätestens nach Eintritt besserer Witterung und Abttocknen des Angriffsfeldes ist mit weiteren breitangelegten und starken Angriffen mit weit gesteckten Zielen zu rechnen. - Vertrauensvoll und wohlgerüstet sehen Führung und Truppe weiteren schweren Kampftagen entgegen. Verschiedene Uriegsnachnchten. Der Austausch der Zivilgefangenen. Die in der Öffentlichkeit verbreiteten Gerüchte über einen allgemeinen Austausch von Zivilinternierten zwischen Deutschland und Frankreich sind leider verfrüht. Allerdings ist der Vorschlag der deutschen Re gierung, bei der erweiterten Internierung von gesundheitlich geschwächten Gefangenen in der Schweiz auch die Zivilinternierten zu berück sichtigen, vor kurzem von Frankreich angenommen worden, was einer größeren Anzahl von Zivil internierten die Befreiung aus der Gefangen schaft bringen wird. Weitere Verhandlungen über einen Austausch der Zivilinternierten von Land zu Land sind indes erst im Gange. »- Dio Verluste der Kanadier. Die blutigen Verluste der Kanadier vom 15. bis zum 25. August bei den Angriffen auf Lens werden von der Truppe auf 8000 bis 9000 Mann geschätzt, an Gefangenen verloren die Kanadier rund 150 Mann. Die geringe Gefangenenzahl ist die Folge der großen Er bitterung, mit der auf beiden Seiten gekämpft wurde. Besonders schwere Verluste erlitt am 15. August die 11. kanadische Brigade. Aus Gesangenenaussagen und auf dem Schlachtfelds gefundenen Meldungen geht hervor, daß das 75. und das 87. kanadische Bataillon der 11. Brigade als ziemlich aufgerieben gelten müssen. Ebenfalls große Verluste erlitt am 23. August das 44. kanadische Bataillon. Wirkungen des jüngsten Luftangriffs auf England. Beim letzten Zeppeln-Angriff wurde nach Berichten aus Kopenhagen dis bei Spurnpoint- Leuchtturm befindliche ALwehr'batterie von sechs Gelchützen neuesten französischen Systems durch Volltreffer total ver nichtet, die Besatzung-zum größten Teil ge tötet. Ein bei Hull zu Anker liegender Dampfer wurde so beschädigt, daß er sofort ins Dock ge schleppt werden mußte. Die Eisenbahnstation Paragon bei Hull und ein angrenzender Häuser block wurden vernichtet. Aus Grimsby-Neede wurde ein Werkstattleichter mit vier Heinen Schleppern durch Volltreffer versenkt. * Belgiens Ersatzforderungen. Der Manchester Guardian' teilt mit, daß die belgische Regierung binnen kurzem eine Aus stellung der Schäden, die Belgien durch denKrieg erlitten hat, ver öffentlichen wird. Die belgische Regierung ver anschlagt darin die Schäden auf 3 bis 4 Mil liarden Frank. * Hilse von den Japanern. Das Pariser ,Journal' erklärt, daß Ver handlungen über eine AlitWirkung Ja pans in Europa im Gange seien. Die japanische Regierung habe ihren Widerstand anscheinend ausgcgebeu, und Japan fühle sich immer mehr eins mit den Westmüchlen. AuManäs Verfall. Kerenskis Anklagerede inMoskau. Die große Konferenz in Moskau wurde vom Ministerpräsidenten Kerenski mit einer langen Rede eröffnet, in deren Beginn er erklärte, die Negierung hat die Konferenz zufammenbensten, nm dem Lande die Wahrheit zu sagen. Kerenski fuhr dann fort: Jeder Versuch, die Konferenz zu benutzen zu einem Angriff auf die nationale revolutionäre Macht, welche die vorläufige Ne gierung verkörpere, würde unerbittlich mit Blut und Eisen unterdrückt werden. Diejenigen, erklärte der Minister, welche glauben, daß der Augenblick gekommen ist, die revolutionäre Macht mit Bajonetten zu stürzsn, täuschen sich und mögen sich hüten, denn unsere Autorität stützt sich auf das unbe grenzte Vertrauen des Volkes, und Millionen von Soldaten verteidigen uns gegen einen deut schen EinfaIl. — Kerenski fuhr wörtlich fort: Bürger, der Staat durchschreitet eine Stunde tödlicher Gefahr. Ich will nicht Weiler davon sprechen, denn jeder von Ihnen ist sich dessen bewußt. Aber Sie wissen auch alle, daß die Ausgabe, die Ihnen zufällt, besonders der Kampf gegen den mächtigen, un versöhnlichen und organisierten' Feind große Opfer, Selbstverleugnung, liefe Vaterlandsliebe und Vergessen unserer inneren Streitigkeiten verlangt. "Unglücklicherweise wollen nicht alle, die es können, alles dies- auf dem Altar des durch den Krieg zerstörten Vaterlandes uiederlegen und machen so die kritische Lage des Landes mit jedem Tage noch kritischer. Im politischen Leben ist dieser Prozeß der Desorganisation noch lebhafter und treibt sogar gewisse Rußland bewohnende Nationalitäten dazu, ihr Heil nicht in enger Vereinigung mit dem Mutierlande zu suchen, sondern in feparatistsichen Bestrebungen. Endlich wurde das Ganze gekrönt durch die große Schmach an der Front, wo russische Truppen, ihre Pflicht gegen das Vaterland vergessend, ohne Widerstand dem Drängen des Feindes wichen und so für ihr Volk neue Ketten des Despotismus schmiedeten. Wir sind so tief gefallen, weil wir uns noch nicht von der verhängnisvollen Erbschaft des alten Regiments freimachen können, das wir hassen, aber dem wir gehorchen, denn wir fürchten es. Jetzt, wo die Macht sich auf die Freiheit und nicht auf Bajonette stützt, übertragen wir trotzdem auf diese neue Macht das erbliche Mißtrauen. Nun marschieren diejenigen, die vorher vor der autokratischen Regierung zitterten, kühn gegen die Macht, die Waffen in der Hand. Aber mögen sie wissen, daß unsere Geduld ihre Grenzen hat, und daß die, die sie überschreiten werden, auf eine Macht stoßen werden, die sie die Zeiten des Zarismus zurückruien lassen wird. Wir werden unversöhnlich sein, weil wir überzeugt sind, daß die höchste Gewalt allein das Heil des Vater landes sichern wird, und deshalb werde ich tat kräftig jeden Versuch verhindern, aus dem nationalen Unglück Rußlands Nutzen zu ziehen. Der Redner sagt dann, daß die Zeit ge kommen sei, die Eroberungen der Revolution und den Staat selbst zu konsolidieren, und fuhr fort: Vor einiger Zeit haben wir mit Entrüstung den Vorschlag eines Sonderfriedens (!) zurückgewiesen. Vor einigen Tagen waren wir Zeugen eines neuen schmählichen ähnlichen Versuches, der sich gegen unsere Verbündeten richtete. (2) Zum Schluß wandte sich Kerenski noch einmal in starken Drohworten gegen die Umstürzler. Im Anschluß an die Rede des Minister präsidenten entwarfen die Minister der Land wirtschaft und der Finanzen ein recht trauriges Bild von der wirtschaftlichen Lage des Landes, der man nur durch staatliche Monopole abhelsen zu können glaubt. — Alles in allem zeigt der Kongreß in Moskau nicht nur die trostlose Wirtschaftslage des Reiches, sondern vor allem die tiese Kluft zwischen der Negierung und ihren Gegnern. Es ist kein Zweifel, Rußland treibt einem neuen Bürgerkrieg zu, wenn nicht ein starker Mann die Zügel der Regierung ergreift, dek ohne die Methoden des Zarismus Ord nung zu schaffen bestrebt ist. Daneben aber müßte er die Macht haben, die völlig zerrüttete« Finanzen des Landes schnellstens zu regeln. Politische Mmckledar?. .Deutschland. * Die Verhandlungen zwischen der deutschen und der niederländischen sowie der niederlän dischen und der englischen Regierung wegen der wiederholten völkerrechtswidrigen An grif f e a u f d e u t s ch e D a m p f e r in hol ländischen Hoheitsgewässern dauern an. Die deutsche Negierung hat wegen der letzten An griffe am 23. Juli auf den Dampfer „Norderney* und am 24. Juli auf den Dampfer „Blumen-' thak" erneute Vorstellungen im Haag erhoben und Schadenersatzansprüche übermittelt. Dir englische Regierung hat der niederländischen mitgeleilt, daß sie die Verantwortung für die zwei bei dem Angriff am 20. Juli gestrandeten Dampfer trage und Schadenersatz leisten werde, die Ansprüche auf die beschlagnahmten vier Schiffe jedoch nicht anerkennen rönne, da diese außerhalb der niederländischen Hoheitsgewässer wsggenommen seien. Die holländische Regierung ist energisch bemüht, die britische Negierung von der Aufrichtigkeit dieser Beratung zu über zeugen. * Die Verhandlungen im Hauptausschuß des Reichs 1 ags, die sich mit der Lage in den besetzten Gebieten Polen, Litauen, Kurland, Belgien und Nordfrankreich befaßten, wurden für str en g v e r 1 r a u l i ch erklärt. * Der neue Ausschuß, der sogenannte Siebenerausschuß, der sich aus je sieben Mit gliedern des Reichstags und des Bundesrats zusammeusetzt, hat nach einem Berliner Blatt den Titel „Sonderausschuß beim Reichskanzler" erhalten. Der Präsident des Reichstags hat das Recht, an den Verhand lungen mit beratender Stimme teilzunehmeu. Nachdem nun auch die Bundesralsmitglieder vom Kanzler für den neuen Ausschuß ein geladen worden sind, haben am Dienstag be reits Lie ersten Verhandlungen stattgefunden. Frankreich. * Der Ausschuß des französischen Senats für auswärtige Angelegenheiten hat beschlossen, in einer Sondersitzung die Haltung und Re^ gierungshandlungen des Präsi denten Poincaro zu überprüfen. — Vorsitzender des Ausschusses ist Clämenceau, der erbittertste Gegner Poincarss. England. *,Daily Mail' zufolge hat König Georg Herrn Gerard, dem früheren Botschafter Amerikas in Berlin, das Großkreuz des Ordens „Orcksr ok Ars Laib" in Anerkennung seiner unermüdlichen Bemühungen, das Los der un glücklichen britischen Gefangenen zu verbessern, verliehen. Bisher wurde Ler Orden nur in einem Falle im Jahre 1865 an den Amerikaner Pearson verliehen. * Nach Pariser Pressemeldungen ist der Septemberanteil an Kohle pro Kopf der Bevölkerung mit 30 Kilo festgesetzt worden. Für Oktober und November hoffe man die Menge bedeutend erhöhen und auch für De zember, Januar und Februar den Kopsaitteil weiter vermehren zu können. Amerika. * Die täglichen Kriegsausgaben der Ver. Staaten haben zusammen mit den den Verbündeten gewährten Anleihen während des Monats August die Höhe von insgesamt 24 Millionen Dollar (95 Millionen Mark) er reicht. Die den Verbündeten geliehenen Vor-, schlisse betragen etwa zwei Drittel. Seit der Kriegserklärung gab das amerikanische Schatzamt nicht weniger als 12 Milliarden Mark aus. Diese Ausgaben werden sich in nächster Zeit noch gewaltig steigern. Kleine Nachrichten. — Reichskanzler D r. Michaelis hat eins Reise durch Belgien angetreten. — Wie aus Dresden gemeldet wird, ist die Ernte im Königreich Sachsen nur zum Teil günstig ausgefallen. Der Ertrag an Brot getreide ist infolge der langen Dürre im Mai und Juni recht mäßig. Dagegen bieten die Kartoffeln die besten Aussichten. einer Ecke des Bildes hatte sie den Namenszug F. Wätjens gelesen. Der Kunsthändler, der die junge Frau zur Tür begleitete, lächelte wohlwollend, als er ihre Aufmerksamkeit für das Bild bemerkte. „Fräuleiu Wätjens ist eine der besten von unsern heimischen Künstlerinnen!" „Ich habe schon wiederholt etwas von ihren Werken gesehen!" sagte Sabine mechanisch und wendete sich zur Tür, Der alte Herr machte ein bedauerndes Ge sicht. „Schade, daß solch schönes Talent jetzt brach liegt. Fräulein Wätjens malt augenblick lich nicht." Nicht?" fragte Sabine und blieb stehen. „Der Krieg ruft eben alles zu den Waffen, auch die Frauen. Das beweisen Sie selbst ja ebenfalls, gnädige Frau." Er deutete auf ihr Pflegerinnenklsid. „Fräulein Franziska Wät jens pflegt gleich Ihnen in einem hiesigen Lazarett." Fräulein Franziska — Schwester Franziska! In Sabines Ohren klangen die beiden Namen zusammen. Es war kein Zweifel, daß Schwester Franziska mit jener Malerin identisch war. Daher das merkwürdige Wesen der Schwester, daher das bleiche vergrämte Gesicht, der feind selige, gehässige Ausdruck der dunklen Augen. Zu jeder anderen Zeit hätte LieA Erkennen alles vergangene Leid in Sabine wieder auf gewühlt, hätte von neuem Abscheu und Em pörung gegen Werner in ihr hervorgerufen; nun wunderte sie sich selbst, wie gleichgültig sie die Kunde entaeaennahm. „Da tut sie recht daran, ihre Kräfte dem Vaterlands zu widmen," erwiderte sie ruhig. „Das braucht uns alle jetzt am nötigsten." Mit kurzem Gruße verließ sie den Laden und wandte sich nach Haus. Dort verschloß sie den Erlös der Bilder sorg fältig in ihren Schreibtisch, prüfte die eingelaufene Post, die auch heute keine Nachricht von Werner brachte, und ging dann auf einen Augenblick zu Beate hinunter, ehe ihr Dienst sie wieder ins Lazarett rief. „Komm so ost du kannst, Sabine," hatte die Schwägerin ihr gesagt. „Komm jeden Augenblick, den du frei hast. Du glaubst nicht, wie nötig wir hier unten dich in dieser Zeit haben." Ja, nötig hatte Beate sie jetzt allerdings, das fühlte die junge Frau bei jedem Besuche deutlicher. Die Schwägerin gab sich redlich Mühe, dem Unglück standhaft ins Auge zu sehen und vor allem, Hans zu trösten und auszurichlen. Er war völlig gebrochen, hockte meist teil- nahmlos an seinem Schreibtisch und starrte vor sich hin. Trösteten ihn die Frauen damit, daß wieder bessere Zeiten kommen würden, dann hatte er nur ein bitteres Lächeln zur Anlwort. „Der Krieg! Ja —, wenn der Krieg zu Ende ist." „Herrgott, Sabine, du bist doch im Lazarett und sprichst mit den Soldaten. Erfährst du da nichts Neues über den Krieg?" iragie Beate oft. Es war noch immer eine heimliche Hoff nung in ihr, daß der Krieg Vorm Verkauf des Hauses und der Mobilien zu Ende gehen und sich dann alles doch noch zum Guten wenden würde. Sabine tat ihr möglichstes, ihr diese Hoff nung auszureden. Die Schwägerin durste sich diesen Gedanken nicht hingeben; wenn nachher das Erschrecken beim Anblick der nackten Wirk lichkeit nicht gar zu groß werden sollte. Sie verbrachte jetzt jeden freien Augenblick in der Familie ihres Bruders und sprach mit Beate viel von der Zukunft. Sie hatte bereits allerlei Wohnungen ins Auge gefaßt, in einem § neuen, billigen Stadtteile. „Wir müssen damit rechnen, das Haus zum ersten Januar zu verlassen," sagte sie zu der Schwägerin. - Beate schrak zusammen. Der feste Termin rückte das Entsetzliche in greisbare Nähe, ließ ihren schönen Träumen von einer plötzlichen Wendung zum Guten keinen Raum mehr. Eis fing nun an, gleich Sabine, zu ordnen und zu sammenzustellen. „Ich will bei der Auktion sein," sagte sie, während sie mit der Hand über die Boulemöbel im Salon strich. „Ich will mir die Käufer merken. Vielleicht kann ich später die einzelnen Sachen wieder zurückkaufen." . Sabine lächelte mitleidig und beinah gerührt durch die Naivität der Schwägerin. Arme Beate! Sie hatte sich in den letzten Wochen sehr verändert. Ihre früher stets tadellose Frisur sah jetzt ost apg vernachlässigt aus, und ihrer Kleidung merkte mau es an, daß die Gewänder wahllos übergeworfen wurden, weil das Inter esse fehlte.
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