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Sächsische Elbzeitung : 11.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-191912118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19191211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19191211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-11
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 11.12.1919
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gestern den Vermittllmgsnorfchlag Str Edward Grens über mittelt batte, ist mir die offizielle Meldung meines Bot schafters in St. Petersburg zugelommen, wonach der Kaiser von Russland die Mobilmachung aller Militärbezirke an meinen Grenzen angeordnet hat. Graf Szögnöm, meldet mir. Du hättest Kaiser Nikolaus in einzig treffender Weise schon gesagt, dab die russischen Rüstungen einzustellen seien, weil sonst die ganze Verantwortung für einen Weltkrieg auf seine Schultern falle. Im Bewusstsein meiner schweren Pflichten für die Zukunft meines Reiches habe ich die Mobili sierung meiner ganzen bewaffneten Macht angeordnet. Die im Zuge befindliche Aktion meiner Annce gegen Serbien kann durch die bedrohliche und herausfordernde Haltung Ruhlands keine Störung erfahren. Eine neuerliche Rettung Serbiens durch Ruhlands Intervention mühte die ernstesten Folgen für meine Länder nach sich ziehen, und ich kann daher «ine solche Intervention unmöglich zugeben.* Franz JoseiS Telegramm schließt mit den Worten: „Ich bin mir der Tragweite meiner Entschlüsse bewußt und habe dieselben im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit gefaßt mit der Sichelheit, daß Deine Wehrmacht in un wandelbarer Bundestreue für mein Reich und für den Dreibund einstehen wird/ Frankreich beginnt die Feindseligkeiten. Am 3. August telegraphiert der Kanzler an den deut schen Botschafter in Paris: „Deutsche Truppen hatten bis jetzt Befehl, französische Grenze strengstens zu respektieren, und diesen überall strikt befolgt. Dagegen haben trotz Zusicherung der lO-Kilo- meter-Zone französische Truppen schon gestern bei Alt« münstertal und auf Gebirgsstraßen in Vogesen deutsche Grenze überschritten und stehen noch auf deutschem Gebiet. Französischer Flieger, der belgisches Gebiet überflogen haben muß, wurde bet Versuch, Eisenbahn bei Wesel zu zerstören, schon gestern herabgeschossen. Mehrere ander« französische Flugzeuge sind gestern über Eifelgebiet zweifelsfrei 'festgestellt. Auch diese müssen belgisches Gebiet überflogen haben. Gestern warfen französische Flieger Bomben auf Bahnen bei Karlsruhe und Nürnberg. Frankreich hat uns somit in Kriegszustand versetzt. Bitte Ew. Exzellenz, Vorstehendes heute nachmittag 6 Uhr dortiger Negierung mitzutcilen, Ihre Pässe fordern und noch Übergabe der Geschäfte an amerikanische Botschaft abceisen/ Deutsche Mahnung zur Besonnenheit. Zur Zeit, als das Vermittlungsangebot schwebte, suchte Deutschland in Wien abzuwiegeln, worüber unser dortiger Botschafter am 30. Juli folgendes nach Berlin meldet: „Ich lenkte die Aufmerksamkeit des Minislers (Berchtold), «och besonders daraus hin. dah die berechtigten Ansprüche Österreich-Ungarns durch eine Züchtigung Serbiens, unter Garanticschaffung für dessen weiteres Wohlverhaltcn. durch Annahme des Vermittcluugsvorschlags voll gewahrt schienen und damit der von der Monarchie von Anfang an erklärte Zweck der ganzen Aktion gegen Serbien ohne Entfesselung des Weltkriegs erreicht werden würde. Unter diesen Um ständen scheine mir eine völlige Ablehnung der Vermittelung ««««geschloffen. Der Waffenehre werde durch Besetzung serbischen Gebiets durch österreichisch-ungarische Truppen Genüge geleistet. Dab diese militärische Besetzung serbischen Gebiets unter ausdrücklicher Zustimmung Ruhlands geschehen solle, bedeute Unstreitig eine wertvolle Stärkung des öster reichischen Einflusses gegenüber Ruhland und am Balkan. Ich bat die beiden Herren, die unberechenbaren Konseguenze« einer Ablehnung der Vermittlung sich vor Augen zu halten. Als Graf Berchtold das Zimmer verlassen hatte, um sich zur Audienz beim Kaiser umzuileidcn. habe ich dann noch Graf Forgach allein sehr ernst ins Gewissen geredet, der auch seine Ansicht dahin äußerte, dab er ein Eingehen auf die Vermittelung für geboten halte. Allerdings scheine ihm eine Einschränkung der im Gange befindlichen militärischen Opera tionen kaum möglich.* Weiter sagt unser Botschafter in seinem Bericht: „Heute nachmittag habe ich Gelegenheit genommen, erneut mit Graf Forgach und Graf Hoyos sehr ernst in unserem Sinne Rücksprache zu nehmen. Sie versicherten mir beide, dab mit Rücksicht auf die Stimmung in Armee und im Volke, Einschränkungen der militärischen Operationen, ihrer Ansicht nach ausgeschlossen sei. Morgen früh werde Graf Tisza in Wien erscheinen, dessen Ansicht bei dieser weittragenden Entscheidung eingeholt werden müsse." Oer Ltniersuchungsausschuß. Fragebogen zur Vorgeschichte des Krieges Der erste Unterausschuß des parlamentarischen Unter suchungsausschusses der Nationalversammlung (Vorgeschichte deS Krieges) hat nunmehr einen Fragebogen zur Ver sendung an die in Betracht kommenden Auskunftspersonen zur schriftliche» Gegenäußerung gesandt. Die darin auf gestellten Fraget: beziehen sich: 1. auf die Feststellung, welches die politische Haltung des Herrn v. Tschirschky in Wien seit dem Attentat von Serajewo war und in welchem Sinn die politischen und militärischen Stellen der deutschen Negierung auf ibn cingewllkt haben. 2. Es ist festzustellen, welche politischen und militärischen Verhandlungen am 6. bzw. 6. Juli in Berlin oder Potsdam stattgefunden haben. 3. Ist festzuslellcn, ob und welche Maßnahmen Reichs kanzler v. Äctbmann Hollweg und Staatssekretär v. Jagow ergriffen haben, um über den Fortschritt der Untersuchung in Serajewo nach dem 6. Juli Kenntnis zu erhalten. 4. Es ist festzustellen, ob vor der Überreichung des Ulti matums an Serbien militärische Vorbereitungen und Rüstungen stattgeüindcn haben. 6. Es ist festzuslellcn, ob nor der Überreichung des Ulti matums finanzielle oder wirtschaftliche Vorbereitungen statt gefunden haben. 6. Es ist sestzustellen, was in der Zeit zwischen dem 5. und 22. Juli über den voraussichtlichen Inhalt des Ulti matums der politischen Leitung des Deutschen Reiches be kannt geworden ist. 7. Es ist sestzustellen: Wann wurde das Ultimatum dem Herrn v. Tichirschko in Wien übergeben? Wann wurde es von ibm auf den Weg nach Berlin gebracht? Wann ist cs in Bertin im Auswärtigen Apit Angegangen? Wann und in welcher Weise hat die deutsche Negierung gegenüber der österreichisch-ungarischen zum Ultimatum Stellung genommen? 8. Es ist festzuUellen: Wann und wie ist das Ultimatum bei den Negierungen in München und Dresden bekannt geworden? Endlich soll noch festgestellt werden: Warum ist der Bundesratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten zwischen dem Attentat von Serajewo und dem Kriegs ausbruch nicht znsammengetreten? Ist Anregung zu einer Einberufung nicht Folge geleistet oder ihnen entgegen gearbeitet worden? o Sechsfacher Mörder begnadigt. Der Bergmann Josef Ritter, der fünf Mitglieder der Familie Peukmann in Brambauer und deren Dienstmädchen ermordet hat und deswegen sechsmal zum Tode verurteilt wurde, ist jetzt zn lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Haupimann v. Kessel verhaftet! Verdacht des Meineides und der Urkundenfälschung. Berlin, 10. Dezember. Der Erste Staatsanwalt beim Landgericht ll teilt mit, dass der Untersuchungsrichter beim Landgericht l antragsgemäss gegen den Polizcihauptmann v. Kessel Haftbefehl wegen Meineids, Urkuudeufälschnng «uv Hcrauöfordcrnng znm Zweikampf erlassen hat, und daß Hauptmann v. Kessel in da» Untersuchung^- acfängnis eingcttefert ist. Kronprinz Rupprecht und seine Auslieferung SchlimmUe Vergewaltigung. Der vormalige bäuerische Kronprinz erklärt in einem Schreiben an den früheren Minister v. Brettreich: „Noch verzehren sich Hunderttaujende deutscher Kriegs gefangener in Frankreich in stummem Sehne» nach Be freiung und Heimlehr und Millionen Angehöriger in bitterem Leid um sie. Frankreich lehnt die Freigabe ab mit Gründen, die vor keinem Urieil bestehen tönnen, am wenigsten vor dem der Menschlichkeit, auS der allein die Hoffnung auf Völlerverföhnung dämmern könnte. Zur Begründung diejer Haltung werden, wie ich höre, von Frankreich auch die Versailler Bestimmungen über die Auslieferung der angeblich am Kriegsausbruch und an Kriegsoerbrcchen schuldigen Deutschen herangezogen. Ich betrachte diese Bestimmungen als schlimmste Verge waltigung, die allem Völler- »nd Slaatenrechte zuwider, je einem wehrlosen Volle zugefügt worden ist, und das Gericht, bei dem Kläger und Richter die gleiche Person ist, als ärgsten Hohn auf jegliches Rechtsenwsinden. Nichtsdestoweniger halte ich es für meine Pflicht, was mich betrifft, alles zu beseitigen, was von gegnerischer Seite dazu benützt werden löunte, die Zurückhaltung der Kriegsgefangenen als Vorwand zu dienen, und erklärte Ihnen daher alö Präsidenten eines um die Kriegsgefangene» besonders bemühten Verein, daß ich, wenn die alliierten Mächte meine Auslieferung fordern sollten, ihrem Verlangen Folge leisten werde, nicht in An erkennung eines ihnen zustehcnden Rechtes, daS ich in dem Briefe vom 26. Juli 181» an den Herrn Präsidenten des Bayerischen Landtages verneint habe und immer ver neinen werde, sondern in Erfüllung einer Pflicht, die ich den schweren und bitteren Zeiten deS Krieges dein Volke gegenüber, dem ich angehöre, zu erfüllen stets be müht war." GschssimrdenschrchS im BsrgSsirieb. Trotz Hinweises aus den Zusammenbruch. Der Ausschuß zur Prüfung der Arbeitszeit im Berg bau beriet unter Vorsitz des Prof. Gotheiir über die Frage der Kohlenabfuhr und Wagengestellung. Gothein schilderte die furchtbare Notlage des Landes infolge der Kohlennot, wobei er besonders auf die kaltblütige» Forderungen der Entente hinwies und stellte den Arbeitnehmern vor Augen, daß die Forderung der Sechssllmdenschicht den Zusammen bruch Deutschlands bedeuten würde. Der Sechsstnndentag müsse und tonne nur international geregelt werden. Die Vertreter dec Arbeitnehmer hielten demgegenüber an ihrem Verlangen »ach Einführung der Sechsstundenschicht am 1. Februar unbedingt fest. Zur Beratung über einen Vermittelungsvorschlag, dec von Professor Francke und Berghanptmann Schantz mit einem herzlichen Appell an das Gewiße» der Arbeiter eingebracht wurde, trat eine Pause ein. Der Vermittclungsvorschlag will die Regelung der Sechsstundenschicht ilsternational auf diplomatischem Wege betreiben, die siebente Stunde beibehaltcn aber Höber bezahlen und emfchueidende fosortige Matzregeln zur Be hebung der Wohnungsnot unter der Bergarbeiterschait ge troffen sehe». Bei der Abstunmmig erklärten sich die Ärbeitmchmer geschlossen für Einführung der Sechsstunden- schickst nm I. Februar, die Arbeitgeber und die Wisseu- ichafller geschlossen gegen diese Möglichkeiten. Ore Instruktion für Lersner. Ablehnung der bedingungslosen Unterjochung. Die Neichsregierung veröffentlicht die Instruktionen, dre sie unseren! Vertreter in Paris gegeben hat. Es heißt darin u. a: Die Forderung, das mit der Note vom 1. November mitgeteilte Protokoll bedingungslos zu unterzeichnen, mutz von uns abgelehnt werden. Sie steht im Wideripruch mit den Erklärungen, die Herr Dntasta und Herr Berthelot gegenüber Herrn von Simson abgegeben haben. Beide haben gegen eine mündliche oder schriftliche Diskussion keinen Widerspruch erhoben. Unsere Einwendungen gegen das Protokoll sind bekannt. Abgesehen von einzelnen minderwichtigen Punkten, deren Richtigstellung münd licher Diskussion Vorbehalten bleiben kann, die aber keine entscheidende Bedeutung haben, und in der Voraussetzung, daß die baltische Frage inzwischen erledigt sein wird, kommen als wesentlich Scapa Flow und die Schlußbestunmuug in Betracht. Wege» Scapa Flow sehen wir der Äußerung der Entente auf unsere Darlegungen entgegen. Die Schlußbeslimmung ist un annehmbar. Unsererseits müsse» wir Aufnahme einer Vestnnnnuig in das Protokoll verlangen, wonach die Heim schaffung derjenigen Kriegsgefangenen, die sich zu dieser Zeit noch in Frankreich befinden, an keine andere Be dingung als die im Artikel 221 bezeichnete geknüpft werden darr. Auch müssten eingehende Bestimmungen über Durchführung der Transporte ausgenommen werden. Bitte Herrn Äutafta zu fragen, ob Clemenceau, wie ge meldet wird, ausländifche» Journalisteil gejagt hat, daß die Herausgabe der Kriegsgefangenen erfolgen solle, wenn deutsche Zivilarbeiter im Wiederaufbauuugsaebiet eingetrvffen seien. Deuifche Nationalversammlung. (128. Sitzung.) W. Berlin, 10. Dezember. Daß die Meinungen bei den Verhandlungen über das geplante Reichsnotopfer stark aufeinander stoßen würden, hatte man erwartet. Aber daß die allgemeine Aussprache über den Paragraphen I: „Der äußersten Not des Reiches opfert der Besitz durch eine nach den Vorschriften dieses Gesetzes zu bemessende große Abgabe vom Vermögen (Neichsnotopfer)" geradezu zu einem Skandal, zu einer Unterbrechung der Sitzung, dem stärksten Anwurf, den sich führende Politiker machen können, der Bezichtigung des Landesverrats, führen würde, dessen hatte man sich doch nicht versehen. Und das enk<- fesselte mit seiner Oppositionsrede gegen daS Gesetz Herr Dr. Hngenberg, Angehöriger der Dentschnationalen Partei, ehemals Generaldireltor der Kruppschen Werke u, Essen. Heute noch hat sich das HauS noch nicht von der Erregung erholt, die gestern wahrend der Hugenbergschen Ausführungen ausbrach. Hugenberg äußerte seine Be denken gegen das Reichsnotopfcr in der schärfsten Welse, schlug vor, statt dessen eine ZwaugSauleihe durchznführen, meinte, man werde die Industrie zugrunde richten nnd das deutsche Volk an die Kette der wirtschaftlichen Sklaverei der Entente legen. Wenn Herr Erzberger, der Reichsfinanzminister, das einmal tim wolle, so solle er eS offen tnn. „Daun lajssn Sie, Herr Erzberger," rief Hugenberg aus, „deu Feind doch lieber gleich das Ruhr gebiet besetzen." Hier brach der Orkan los. Die Mehrheit des HauieS erhob sich nnd überschüttete Hugevberg mit Zurnsen, unter denen der Titel „Volksverräter" einer der gelindesten war. An Weilerreden, selbst an Weitertagen war nicht mehr zu deinen, der Präsident unterbrach die Sitzung aus eine Viertelstunde. Als man wieder beginnen konnte, richtete Hugenberg noch einige Paraden gegen Erzberger, worauf dieser sein« Klinge zum Gegenangriff erhob. Sie zischte auch mäst schlecht. So meinte er, die Verdächligungen Hugenbergs reichten nicht an seinen Stiesclabsatz heran. In diesem gefährlichen politischen Augenblick bringe ein Ab- geordneter es fertig, mit dem Gedanken zu spielen, das Ruhrgebiet vom Feinde besetzen zu lassen, nur weil der Besitz von seinen Vorrechten etwas abgeben solle. Erzberger bezeichnet die Äußerungen Hugenbergs, natürlich unter Äegleitnng des entsprechenden Chorus aus dem Hause, als geradezu laudesverräterisch, wohingegen Hugenberg in einer persönlichen Bemerkung sagt, daß er Herrn Erzberger schon lange für eine» Landesverräter gehalten habe. Präsident Fehrenbach rügte dieses Wort als grobe Ungehörigkeit. Dann ging man gestern nach Hause. Heute aber lief das Spiel weiter, und e§ ist noch nicht abzusehen, wann das Schlachlgetümmcl enden wird, das dc>» vielversprechenden Anfang folgte. * Sitzungsbericht. Nach den heftigen Siürmcn, die gestern getobt hallen, herrschte heute, wenigstens zu Beginn der Sitzung, tiefste Ruhe und reinster Frieden. Der Saal war schwach besetzt, und die Ausführungen der Redner stoffen sachlich und ge schäftsmäßig dahin. Die allgemeine Aussprache beim 8 1 der Vorlage über das Neichsnotovfcr wurde fortgesetzt. Der eiste Redner. Abg. Brann-Franken (Soz.) verwandte fast feine lämtllchen Darlegungen aus die Bekämpfung der gestrigen Rede des Abg. Hugenberg. Der gestrige Tag, so holl er an, Hot bewiesen, daß die Herren von der Rechten alles tu» wollen, um das Zustandekommen des Ncichsnot- opfcrs zu Verbindern. Sie lind bemüht, die Stciiergcsctze zu snboiiercn. Mit allen Mitteln wollen sie die Verhandlungen stören. Wir werden aber dafür sorgen, daß ihre Pläne nicht gelingen, daß die Kriegsgewinnler erfaßt werden nnd ein gerechter Ausgleich im Volke hergestellt werde. Für die Rechte gilt das abgeänderte Wort Bismarcks .Die Deutschen fürchten nichts so sehr als Stcuernzahlen". Der Redner bekämpfte dann im einzelnen die verschiedenen Ausführung«» des A>g. Hugenberg und ging dabei ausführlich auf den geschäftlichen Betrieb der Firma Krupp ein. Ich muß Herrn Hugerrbcrg, erklärte er, ins Gedächtnis rufen, daß er in dem Bcstcchrmgeprozeff gegen die Firma Krupp nicht vereidigt worden ist. Der Redner wies sodann auf die internationalen Beziehungen hin, die die Firma Krupp mit auswärtigen Firmen gepslogcn bat. So sind, wie der Redner bemerkte. mit den Putilow-Werten, deren Kanonen nachher unsere Soldaten nieücrgemäht haben, technische Erfindungen auSgctauscht nwrdcn. Wetter erinnert der Redner daran, daß der Abg. Hugenberg gestern den Reichssinanzministcr einen Landesverräter genannt hak, dabei hat cr selbst den ärgsten Landesverrat begangen. Indem cr der Entcntc deulsches Land geradezu angebolen bat. (Ler Präsident Fehrenbach unter brach hier den Redner mit dein Bemerken: „Ich kann nicht zulassen, daß einem Mitglicde des Hauses Landesverrat oorgcmorfen werde. Ich bitte Sie, sich den gestrigen Vor gang als Warnung dienen zu lassen und sich unseren Auf gaben zuzuivenden: nämlich der Skeucrdebaltel*) Der Redner behandelte sodann noch sehr ausführlich das gescbäitliche Verhalten der Firma Krapp und des Stahlwerksoelbandes, wobei er dem früheren Staatssekretär Dr. Helfferich den Vor wurf machte, daß Helfferich diese Geschäfte des Stahlweik- ocrbandes geduldet bätle, so daß cr ein Finanzminister nach dem Herzen der Rechten gewesen sei. Der nächste Redner war der Abg. Farwick (Zentr.), der mit der Erklärung begann, dab der Gesetzentwurf in allen Haupliachen von seiner Partei gebilligt wcroe, daß aber einige Abcinderungsanträge noch eingebracht werden würden. MorKprozeß Lindner. 8 München, 10. Dezember. In dem Prozeß gcg n den Metzger Lindner, der als Hauviungeklagicr verauluwitlich gemacht wird für die blutigen Vorgänge im Münchener Abgeorcmetenhause, bei dem Minister Auer »hwer verwundet, Abgeordneter Oesel und Maior Gareis erschaffen wurde», verletdigt fich Linauer in erregter, mitunter leidenschaftlicher Weise. Lindner gibt ohne weiteres za, das Unternehmen geg^r d-n Minister Auer habe seinen Grund in der Ermordung Eisners gehabt. Er wie viele seiner Gesinnungsgenossen seien überzeugt gewesen, Auer sei für die Erschießung Eisners oeranllvortlich zu machen. Auer müsse weg. Zu Einzel heiten erllärt Lindner, cr wisse von nichts, er könne sich nicht erinnern, heute reue es ihn, wenigstens was den Menschen, nicht den Polititer Auer betreffe, und erst recht die andern Opfer. Der Vorsitzende verweist demgegenüber auf schwer belastende Zeugenaussagen aus der Untersuchung. Lindner bleibt dabei, als Politiker fei Auer ein Volksverräter ge wesen, und ein Vollsvecrüler gehört weg van der Politik. Deshalb habe er im Landtage auf Auer geschossen, nachdem er ihm mehrmals das Wort: „Du gemeiner Verräterl" zu- gerufcn. Dab er Oesel und Gareis mitgetroffen, bereue er auberorüeatllch. Seiue politüche Stellung chcuatterisiert Lindner dahin, dab er für eine sozialistische Negierung sei, die wäter das Räteinslem einsühre» wüte. Aluaugeklagt sind dec Bäcker Frisch, der Graveur Merkert und der Kraftfahrer Schlund. Sic sind damals, am 21. Februar, mit Lindner im Abgcordnelenhause, im Zimmer des rcvolulionären Arbeiterrats, zusammen gewesen und sind init ihm herausgetoinmen, als Lindner in den Sitzungssaal stürmte. Merkert hat wäter Lindner verborgen. Sie erklären alle, unschuldig zu sein, Lindner sei wie von Sinnen gewesen, sic Hutten ihn nicht zurückhaltcn können. Bei der Zeugenvernehmung betundet Fran Sophie Auer, die Fiau des verwundeten sozialdemokratischen Miniüers, dab im Sitzungssaute eine schwüle Sitinmung ge« herrscht habe. Es sei ein ganz anderes Pudlitum auf den Tribünen als sonst üagemesen. Mehrmals hörte sie Rufe „Noske* und „Rieder mit Auerl* Auch andere Zeugen haben von vorbereiteten Anschlägen gegen Auer gehört. Der frühere Prtvatfckretär Eisners, Fechenbach, gibt Aufklärung über viele Gerüchte, die damals in der Arbeiter«
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