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Allgemeiner Anzeiger : 14.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-14
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.12.1918
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I^loyä 6eorge sprickt. Der englische Premierminister Lloyd George hat aus Anlatz der Wahlen für das Unterhaus eine eingehende Erklärung über seine Politik veröffentlicht. Darin heißl es u. a.: Der deutsche Kaiser mutz straf- rechllich verfolgt werden. Wer zweifelt denn, datz Deutschland den Krieg verbrechertich herbeigesührt? Es war ein Verbrechen, und »s war ein weiteres Verbrechen, wir der Krieg tzHHrt wurde und in wie seiger Weise ein deines Land überrumpelt und überrast wurde. Mertz ich an .den Ausspruch Weihmanns von dem »Fetzen Papier" erinnern? Die Tatsache, patz alle diese Schandlaien unter kaiserlicher Antheißung geschehen, ändert nichts an jenen. Wenn hierfür die Urheber nicht zur Rechenschaft gezogen würden, io wäre das gegen göttliches und meinchliches Recht. Die Männer, die ver- antworilich sind an diesen Verbrechen gegen die menschliche Raffe, dürfen nicht frei ausgehen, weil ihre Häupter Kronen tragen. Bereits vor Wochen Hat die englische Regierung vie Schuld frage einer Kommission von bedeutenden Rechts- gelehrtsn vorgelegt, und sie sind einstimmig zu dem Beschluss gekommen, das; der Kaster und seine Mitschuldigen von einem internationalen Recht abgeurleilt werden müssen. Die Negie rung sei für eine Bestrafung derjenigen, die schuldig sind an den Verbrechen zur See und an den Mißhandlungen der Kriegsgefangenen. Die englische Negierung wird daiür allen ihren Einfluß auf der Friedenskonferenz gellend machen. Mit Bezug auf die deutschen Staatsange hörigen in England sagte Lloyd Georger Nach dem, was in den letzten vier Jahren geschehen ist, wäre eS unmöglich, in unserer Mitte An gehörige eine? Volkes weiterleben zu lassen, deren größter Teil unsere Gastfreundschaft miß brauchte. der zum Nutzen Deutichlands spionierte und Deutschland mithalf, Pläne zu schmieden zur Vernichtung des Landes, dessen Gastsreund- schast sie genoffen. Auch wäre es unvermeid lich, daß Erregung und Ausstände in England die Folge wären, wenn die Deutschen, die uns vier Jahre hindurch bekämpften, hierherkämen, um unser Brot zu essen. Alle europäischen Bundesgenossen haben dar Prinzip ange nommen, daß die Mittelmächte die Kosten desKrieges bezahlen müssen, und zwar bis zur äußersten Grenze ihrer Leistungsmöglichkeit. Die Alliierten beabsichtigen, eine Kommission von Fachleuten einzuletzen, die die beite Art und Weise der Zahlung der Kriegsentschädigung sest- st'üen soll. Des weiteren sagt Lloyd George großzügige innere Reformen zu, wobei er u. a. erklärte: Der Bolschewismus ist eine Pest für die ge werbliche Produktion. DaS beweist Rußland. Mn Land kann erst beginnen, seine Produktion wieder auszudauen, wenn der Bolschewismus überlebt ist und sich ausgerast hat. Zu den Skbeitskn des eigenen Landes sagte er: Ihr sM euer Recht erhalten, eure Ansprüche sollen gebührend «nullt werden. Ihr werdet Anteil an den Freuden des Lebens haben, und eure Kinder werden die gleichen Aussichten Haden wie die der Reichen. Zu den Kapitalisten We er: Ihr sollt nicht geplündert werden, uNd euch soll keine Geldbuße auserlegt werden. Aber tut eure Pflicht gegen die, die sür euch arbeiten, und die Zulunsl wird frei sein für jeden Unternehmungsgeist und Wagemut. Nur NMeeuiung kann nicht geduldet werden. Im allgemeinen enthält die Note nicht viel neues. Überraichen muß aber, daß von amt licher Seiie bestätigt wird, daß kümiig keine Deutschen mehr in England Aufenthalt nehmen sollen. Wir sollen also vollständig abgeschlossen und von der Gnade unserer Nachbarn abhängig werden. Politische Aunäschau. Deutschland »Wie verlautet, plant die Entente die Ab iendung einer Note an die deutsche Regierung, in der die umgehende Auflösung aller inDeutschlandbe stehenden Arbeiter- und'Soldatenräte gefordert wird. D.^ Forderung foll gefristet sein, so daß also do--- Note der Charakter eines Ultimatums beizugeber. wäre. Für den Fall, daß die Forderung der Entente nicht ersüllt würde, wird damit gedroht, daß Deutschland keine Lebensmillellieferungen erhallen werde, wie man sich auch ferner freie Hand über einen Einmarsch Vorbehalten wolle. Begründet soll die Forderung der Entente damit sein, daß sie Lei Aufrechterhaltung der Räteregierunq einen schnellen Verfall des deutschen Wirtschaftslebens befürchtet, wodurch Deutschland späterhin außerstande gesetzt werden könnte, die Friedensbedingungen finanzieller und wirtschaftlicher Natur zu erfüllen. »Die blutigen Zusammenstöße in Berlin, die eine große Anzahl von Opiern an Toten und Verwundeten gekostet haben, sind auf einen Putschversuch der Spar» takuslente zurückzusühren. Es war der Re- gierungstruppe bekannt, daß ein solcher Putsch geplant war. und als nun am 6. d. Mts., abends nach verschiedenen Versammlungen sich die Sparlakusleute zu einer großen Straßenkund- aebung vereinigen wollten, traten ihnen die , Negiernngstruppen entgegen. — Die am selben Tage staltgehable Verhüllung des Vollzugsrals ist auf einen Irrtum zurückzuführen. Er würbe ! offenbar von Spariakusleuten hervorgerujen, um ! allgemeine Verwirrung zu stisten. Es zeigt sich i erneut, daß die Truppen auf feiten der Ne gierung stehen, wie ja auch das Ansinnen von Soldaten und Matrosen zeigte, daß Ebert dte Präsidentschaft der deuischen Republik über nehmen solle. » In Berlin tagt gegenwärtig eine Konferenz von Kennern des Staatsrechts zur Beratung des der Nationalversammlung vorzulegcnden Entwurfs einer Verfassung der Deut schen Republik. Von der Neichsleitung werden die beiden Juristen Otto Landsberg und Hugo Haa'e an dieser Kommission teilnehmen. Nach vorläufiger Festlegung der ersten Erund- züge wird eine Koulerenz der Vertreter der Einzelstaaten einbeluien werden. Dentsch-Lstcrreich. »Der Staalsfekreiär des Äußeren hat den! Regierungen der tichecho - slowakstchen Republik und deS jugoslawischen Smaies in einer Noie die Bildung eines Schiedsgerichts vorgeschiagen. In der Note heißt es: Es be siehe die große Gefahr, datz der von den Nationen gegeneinander geführte Wirllchasts- krieg das furchtbarste Elend über große Städte und Industriegebiete yerawbe'chwöit. Deuttch- Osterreich tritt an die Nachbarvölker heran mit dem Antrag, duich Abschluß' eines vorläufigen Vertrages das friedliche Nebeneinanderleben der Völker bis zum Inkrafttreten des Weltfriedens zu sichern. Der Enttvun eines solchen Ver trages liegt den beiden Noten bei. Frankreich. »In der französischen Presse, besonders im .TompS' wird darauf hingewiesen, datz alles getan werden müsse, damit dies der letzte Krieg gewesen fei. Dabei müsse, so meint da? Blatt, aber methodisch verfahren werden. Die Fnedensunterhändler müssen darauf achten, datz ja nichts vergessen werde, damit nicht der Keim' zu einem neuen Krieg gelegt werde. Wenn damit am grünen Tisch jedermann ein verstanden fei, soll ein weitsichtiger Diplomat als letzte, unscheinbare Konzession vom Feinde verlangen, daß Deutschland sich velpflichte, die Bleisoldalenfabrik in Nürnberg zu schließen, damit das kommende Geschlecht nicht wieder durch solche Spiele an den Krieg gewöhnt werde. Enqland. »Die englische Negierung hat in Kopen hagen amtlich mitgeleilt, daß die deutsche Schiffahrt von der Entente in d « rOst« see nicht mehr zugelaffen wird. Dänische Schiffe können zwar fahren, aber eS muß vor her eine Verständigung über die einzunehmende Ladung erfolgt sein. Nur Kali und Kohle, aber keine Halb- und Ganzsabrikate dürsen noch aus Deutschland ousgeiührt werden. Auch Däne mark darf nur jene Nahrungsmittel, die auf Grund des Wirtschaftsabkommens vereinbart sind, aussühren. — Ähnliche Nachrichten liegen auS Holland vsr. — Die neue Maßnahme ist eins außerordentliche Verschärfung der Waffen stillstandsbedingungen. Amerika. »Im Senatsäusschutz drr Ver. Staaten erklärte Staatssekretär Lansing, die Schuld- frage am Kriege werde wahrscheinl ich nie geklärt werden. Wichtiger als die Bestre bung, die Schuldigen zu bestrafen, sei der Wiederaufbau der Kultur und der vernichteten Menschheit. Diese Bestrebungen erhielten ihre Krönung durch de» Wilsonschen Völkerbund. Wenn auch Deutschland die brutale Kriegs führung zuerst eingejübrt habe, so sei auch das Regime des Zaren nicht frei von Schuld oder Verbrechen. Amerika werde die Wunden deS Krieges heilen, nicht nur in den verbündeten Ländern, fondern auch in den bisher feindlichen Staaten. VON Preußen!" Rückblick und Ausblick. Nachdem zuerst in Süddeuischland der Rus erklungen ist: Los von Preußen!, klingt's jetzt auch im Preußenstaate selbst auk, bald im Westen, bald im Norden: Los von Preußen! In Köln hat eine von Tausenden besuchte Zsntrumsversammlung Selbständigkeit für Rhein land-Westfalen gefordert, in Schlesien will man mit den deutschen Teilen Po ens ein selb ständiges Staatswesen begründen, die neue westdeutsche Nevublick hat sich preußische Landes- teile eingegiiedert, und schließlich will auch Schleswig-Holstein nicht im preußischen Ver bände bleiben. Es ist außerordentlich bequem, angesichts dieser Bestrebungen immer wieder auf unsere Gegner zu verweisen und ihnen zu unterschieben, sie begünstigen solche Entwicklung oder rufen fie hervor. Es ist nicht nur be quem, sondern verdächtigt auch unsere Mit bürger. Wir müssen vielmehr tiefer nach den Ursachen schüffen und wir werden finden, daß die Bestrebungen, die eigentlich unter der Fahne „Los von Berlin" marschieren mußten, nicht ohne Berechtigung sind, wenn man sie vom Standpunkt ihrer Vertreter betrachtet. Unleug bar lag bis zum Ausbruch der Revolution das Zentrum der Staats- und Neichsgewalt in Beilin, und schon immer ist diele Tatsache be sonders in Süddeut'chland mit Unbehagen empfunden worden. Wenn nun die neue Ber liner Regierung ohne weiteres annabm, die ansführende Gewalt An Reiche sei an sie über gegangen, so war sie imofern im Irrtum, MS man in Bayern und wohl auch im übrigen Süddeuischland von vornherein entschlossen war, den Beilmer Einfluß zu brechen. Dazu aber kam, datz die Berliner regierende Gewalt keine einheitliche war. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Negierung (6 Vollsbeausiragie) und Voll zugsrat ließen im Reiche Zweifel daran, amkommen, ob die Führung Edert-HaMe ge nügend Autorität habe, um das Reichsschiff durch die Stürme bis zur Nationalversammlung zu steuern. Endlich aber war der Nadilalismus, der neben der Negierung gleichsam eine Sonder regierung schuf, von ausschlaggebender Be deutung. Wenn jetzt die Auflchung Preußens von den verschiedensten Seiten Herbeigeführt wird, so geschieht es, weil man glaubt, außer halb deS Slaatsverbandes, dessen Ordnung und Disziplin bis vor kurzem in der Welt als mustergültig betrachtet wurde, schneller wieder zu geordneten Zuständen, insbesondere auch einen Wiederauibau der Wirtschaft zu gelangen. Atan sieht, die Wirren häujen sich noch immer. Sie werden vor dem Zusammentritt der Nationalversammlung kaum beendet sein. Ihre Einberufung kann deshalb nicht früh genug eriolgen. Von ihr darf erwartet werden, daß sie uns eine endgültige Negierung und damit die Möglichkeit schafft, mit den Gegnern zum Flieden zu kommern. — Der Abschluß des Friedens ist ein Gebot der Selbsterhaltung. Unsere Ernährungswirtschait steht vor dem Zu sammenbruch. Eine ganze Anzahl von Faktoren haben zuiammengewirkt, um unsere Ernteschätzung vollkommen ins Unrecht zu setzen. Überhastete Einlassung der Gefangenen, Fehlen der Trans portmittel, die inneren Wirren, alles trug dazu kei. unseren Veiteilungsplan zu stören und zu In bösem 8cbew. Kriminalroman von Heinrich Lee. iF-rq«t»ig.) .Ich bitte Sie — nnS nach Hause zu begleiten," sagte fie nach kurzem Zögern — »ich hätte noch etwas mit ihnen zu besprechen." Er verneigte sich. Der Wagen war ein Landauer. Er bot Hollfeld auf dem Rücksitz noch bequem Platz. Ein lriler Regen begann von dem während deS ganzen Tage- schon grau behangenen Himmel hernieder zu rineln und da» verdurstete Erdreich sog die Tropien gierig ein. ES war Abend gewordeu, aber die Länge des SommertageS ließ noch nicht» davon spüren. Der Wagen fuhr nm die Stadt herum. Nach einer Weile war man angelangt. Tante Pinchen hatte im Hause Nii Anna noch eine Menge Dinge zu erledigen. Renate, war also ungestört mit Hollfeld. Sie bat ihn, j «it ihr in den Salon zu kommen. .E» ist keine geschäftliche, sondern eine per sönliche, «ine Familienangelegenheit, mit der ich ' Mich an Sie wenden möchte," begann sie — -mein Baler bat Ihnen soviel Verwarten ge- schenkt, und eben deshalb möchte ich mit Ihnen j tber diese Sache reden." Sie bot ihm einen Stuhl an, und ent- Mofsen, obwohl e» ihr sehr schwer zu werden j schien, fuhr sie fort: „Sie werden ein Girücht vernommen haben — man spricht hier und da davor», datz mein Vater nicht da» Opfer eines Mord«» geworden ist, soniem daß er selbst Hand » sich geltg: Hai. Antworten Sie mir »ffm, heibeu Eie auch davon gehört?" Allerdings hatte er bas, aber sollte er es ihr gestehen? — .Ja," erwiderie er nach einigem Überlegen, „aber eine solche Verleum dung darf Sie nicht belämmern." „Sie bekümmert mich nicht mehr. Nur die Wahrheit will ich wissen, ohne Schonung, und deshalb irage ich Sie: Sind Sie davon, daß mein Vater von fremder Hand getötet worden ist, so überzeugt, daß Sie jede andere Möglich keit, alw auch die emeS Selbstmordes sür aus geschlossen halten?" Wieder ließ er. ehe er antwortete, eine Pause vergehen: .Ja, davon bin ich überzeugt," sagte er dann. Es war dunkel geworden. Kaum unterschied er noch ihr Gesicht. „Dann wäre es alis die Pflicht eines jeden," suhr fie iorl und ihre Stimme Katte etwas Ge waltsames, Erzwungenes — „eines jeden, der dazu imstande wäre, alles zu sagen, was den Mörder anS Licht bringen könnte." Er horchte auf. Was meinte ffe? In welchem Tone sprach sie? „DaS wohl ganz gewiß." erwiderie er, scheinbar von ihrer Frage nicht befremdet, ein fach und schticht. Die Tür wurde geöffnet. ES war Tante Pinchen. „Soll ich Le-n nicht Licht machen?" fragte sir. Lom Korridor her siel der Schein einer Lampe auf Renaten» Gesicht. Renat« sah ver- > stört aus. „Bitte, ja," erwiderte sie hastig der Tante, als ärwie!« fie sich plötzlich vor dem Dunkel »um sie her. Anna drehte das Licht an. .Herr Hollseld bleibt doch da zum Tee?" fragte Tante Pinchen. „Gewiß," wendete sich Renate jetzt wie verwirrt zu ihm — .nicht wahr, Cie bleiben?" Er bejahte, aber vergeblich warte!« «r darauf, daß Renale das Gespräch sortsetzen würde. Offenbar Halle sie die Unterbrechung auf andere Gedanken gebracht und sie bereute, das Gespräch überhaupt angefangen zu haben, wenigstens brach sie es plötzlich ab oder gab demselben doch eine Wendung, die ihn täuschen sollte. ES war klar, daß ffe sich in irgend einer Seelennot befand, in der sie nach einem Ausweg tastete, nach einer sie führenden Hand. Schon halte sie hiljesuchend di« s«ine berührt, da schauderte sie — warum? — im letzten Augen blick wieder davor zurück. Sie wußte etwa» von der Tat I Vielleicht alles! Aber setzt war keine Zeit zu diesen Fragen. Sie durfte nicht einmal erraten, daß sie ihn beschäftigten. Und doch erriet sie sie zum Teil. „Sie wundern stch vielleicht über mich," sagte sir mit gewaltsamem Lächeln. „Ich spreche, als müßte es einen solchen Menschen geben, der etwas davon zu sagen weiß. Die Tat ist am Hellen Tage geschehen, und wäre eS nicht wunderbar genug, daß sie dann sür immer im Dunkeln bleiben sollte? Aber ich vertraue auf Golt. Die Rache ist mein, spricht erl Er wird den Mörderfinden, erwirdikn strafen l" EL klang beinahe, als sagte sie es sich zum Trost, um die Summe in sich »n betäuben. Tani« Pinchen kam mst dem Gedeck, Anna bracht« den Lee. verwirren. Wollen wir nicht ausgesprochene Hungersnot über uns hereinbrechm lassen, müssen wir schleunigst Frieden haben, um an der Weltveriorgung, dir unsere Gegner organisiert haben, beteiligt zu sein. — Wie letzten Endes die Friedensbedingungen auSsehen, läßt sich jetzt nur vermuten. Wie die Dinge einmal liegen, werden wir kaum viel zum Unterhandeln kommen. Der Waffenstillstand und die inner politische Umwandlung haben uns wehrlos ge macht. Wir haben keine Wahl, ob wir uns bedingungslos sägen oder noch einmal kämpfen wollen — wir muffen unterzeichnen. Nur die. Frage ist, ob sich unsere Gegner für unsere voll kommene Politik und wirtschaftliche Vernichtung oder sür unsere Wiederaujrichiiing entscheiden, weil ja uniere Kaufkraft letzten Endes tönen nicht gleichgültig sein kann. Ll. v Um Uusguck. DaS Ende der Entente. Die .Backer Nachrichten' schreiben: Mit der jetzt abgeschlossenen englisch-sranMsch-italienischen Konferenz hat das Bündnis der Nationen, dessen Zweck die Niederringung Deutschlands war, am- gehört zu existieren. Die Enlente ist in drei Gruppen auseinandergeiallen. Die erste umfaßt England, Fiankreich und Italien, die zweite Amerika, die dritte die Kleinstaaten. Aon einer Entente im bisherigen Sinne kann man nicht mehr sprechen. Das Ereignis kam unerwartet rauh. Der Souderbund zwischen England und Frankreich ist ober fedensalls schon länger periekt gewesen. Die Londoner Beschlüsse werden vorläufig geheimgehaltrn. Man will anscheinend Witton nicht noch die Herausior- derung sühlen lassen, die in einer vorzeitigen Veröffentlichung erblickt werden müßte. Man wird damit also warten, bis die Bezchlüffe un abänderlich ieststshen. Nach Wilsons Ankunft in Europa werde ihm das Nötige mitgeleilt werden. Es genügt, daß die Beschlüsse ohne Amerikas Beteiligung gefaßt wurden und daß man aus der Handhabung der Waffenruhe unschwer auf die Bedingungen schließen könne. England und Frankreich beabsichtigten ohne Zweifel die Wirt» schaftliche Abwürgung des deutschen Volles. Die große Frage sei fetzt, ob Wilton fest bleiben werde, oder ob er den Sirenentläiigen der Anglo- sranzosen erliegen werde. Ein Nündfchrerden deS Papstes. Der ,Osservatore Romano' veröffentlicht ein päpstliches Rundschreiben, in dem die Freude über die Beendigung des Blutvergießens, der Zerstörung zu Wasser, zu Lande und in der Luft durch den Waffenstillstand und die Aussicht auf den Frieden ausgedlückt wird. In kurzer Zeit werden sich die Abgesandten der ver- fchiedeuen Nationen zu einem Kongreß ver sammeln, um der Welt einen gerechten und dauerhaften Frieden zu verschaffen. Alle werden große und schwere Aufgaben haben und ver wickelte Entscheidungen treffen, wie sie bisber nie eine Vereinigung getroffen hat; es ist nötig zu sagen, wie sie von göttliche^ Licht erleuchtet werden müssen, um sich ihrer Aufgabe aufs beste zu entledigen. Das Nundichreiben ordnet Ge bete an, damit ein wirklicher Friede begründet werde und christliche Grundiätze und die Ge rechtigkeit der Leitstern des Kongresses leien. Von uncl fe^n. Eine französische Universität in Ltrast- burg. Einem Genier Blatt zufolge soll in Straßburg eine große elskWch-iranzösische Uni versität errichtet werden. Die Vorlesungen würden bereits Anfang des nächsten Jahres be ginnen. 5U VV0 Arbeiter bet Krupp entlassen. In Essen wurde in einer von etwa 5000 Arbeitern besuchten Versammlung milgetei-i, daß bisher ungefähr 50 000 Kruppsche Arbetter ent lassen worden seien und wettere Enttaffungen bevorstnnden. Die Versammlung nahm erneu Entschluß ach bei der Firma zu beantragen, verheiratete Arbeiter weiterzubefchäitigen, vn Kündigung aber eine mindestens lechswöchem- liche Künoigungssrist zu gewähren. „Wünschen Sie Rum zu dem Tee, Herr Hollseld?" fragte Tante Pinchen. Hollseld dankte. Er fügte die Bemerkung hinzu, datz. wie er einmal von einem Tee händler gehört, nur in Deutschland die Unsitte herrscht«, Rum in den Tee zu tun, wodurch der Tee um sein Aroma und seinen feinsten Ge- schmack käme; Tanie Pinchen fand das äußerlt interessant und unvermerkt gab er dadurch der Unterhaltung eine behaglichere Wendung. , Zum erstenmal seit dem Unglück wurde im Rowuau- schen Hause wieder einmal von eiwaS anderem gesprochen. Man mußte zugestehen, daß Holl- seid, wenn er nur wollte, ein sehr fesselnder Erzähler zu lein verslano. Er las zu Hause die großen Zeitungen, die modernen Zeickchristen, auch auf das Thealer und die neue Liieralur kam «r zu sprechen und wie sich nun heran"- stellt«, auch musikalisch war er — er spielte Klavier. „Herr Hollseld," fiel Pinchen ein — „dann müssen Sie mit Rena!« ipälcr einmal vier händig spielen, die Nolen haben wir denn, ne liegen immer so unnütz da. Das müssen Sie uns bestimmt vcr prechen." Hollfeld iah Renale an. Renale errölele leicht. Sie sand allerdings, datz ihre Tanie in der io schnell zwilchen ihnen und Hollseld zustande gekommenen Vertraulich- leit «iwaS zu weit ging, aber ein „Neik" wäre jetzt sür ihn verletzend gewtien und dsS S«r» diente er nicht. Auch kounle sie sich dem ersten milderen Eindruck, der sich seit srn letzten schrecklichen Ta*«n un» zwar eben wieder dmch Hollfelds Gegenwart um sie her verwertete,
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