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ArnLsbLatt kür die Ortsöeijörde und den Kemeinderat zu Mretnig. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 1b Pf. für , , — Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt- lichen Telle 2b Pf-, und im coksI-HnreiM für Sie OrifA-ikte» »remig, grsßrobnüsrf. fisurvalSe, ssüMentbs! uns Umgegend. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 348 94. Der Allgemeine Anezeiger erscheint wöcheuilich zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: 'viertel jährlich ab Schalter 1,30 Mk. bet freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark öS Pfennige, durch die Post 1,30 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboten gern entgegen. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 100. Sonnabend, den 14. Dezember 1918. 28. Jahrgang Die Reichsregierung für die Reichseinheit. Die Reichsregierung erläßt nachstehenden Auf ruf an das deutsche Volk: Am 4. Dezember 1918 haben zwei Versamm lungen in Köln unter Führung ehemaliger Zen trumsabgeordneter die anerkannten Vertreter des Volkswillens aller Parteien im Rheinland und Westfalen und in anderen Ländern am Rhein aufgefordert, die Proklamierung einer dem Deut schen Reiche angehörigen selbständigen rheimsch- westfälischen Republik in die Wege zu leiten. Die unterzerchneten Volksbeauftragteu halten es demgegenüber für ihre Pflicht, zu betonen, daß das Ziel der großen deutschen Volksbewegung im November 1918 nicht die Abtrennung und Selbständigkeit ehemaliger Teile des Reiches oder Preußens vom Gesamtgcbiete ist, sondern die kraftvolle Zusammenfassung und Vereinigung aller Reichsteile zu einem Gemeinwesen, das die großen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aufgaben der neuen deutschen Republik einheit lich und volkstümlich regelt. Wie diese Auf gaben mit selbstverständlicher Berücksichtigung der Interessen der verschiedenen Reichsteile zu lösen sind, das wird durch die von der Reichs leitung einberufene deutsche Nationalversammlung und die von ihr festzusetzende Reichsverfassung entschieden werden. Dabei wird auch bas künf tige Schicksal des preußischen Staates endgültig bestimmt werden. Eine Neuregelung des Staats gebietes dürfte durchaus im Ganze der wahr scheinlichen Entwicklung liegen. Hierbei verfas sungsmäßig mitzuwirken sind diejenigen aner kannten Vertreter des Volkswillens berufen, die auch im Rheinland nnb Westfalen unter dem freiesten Wahlrecht der Welt zur Nationalver sammlung entsandt werden. Auf das entschie denste aber legen wir iin Namen des deutschen Volkes und der deutschen Revolutron Verwah rung ein gegen Bestrebungen, wie sie in Köln zutage getreten sind. Die Einheitlichkeit des Reiches wird nicht gewahrt, sondern gefährdet durch die völlig grund- und beweislosen Be hauptungen, es bestände oie völlige Unmöglich- lichkeit, in Berlin eine geordnete Regierung zu schaffen. Vielmehr sind die Kölner Beschlüsse einseitig und in höchsten, Grade geeignet, die Zusammenfassung aller Kräfte der Heimat in dieser schweren Uebergangszeit vom Krieg zum Frieden ganz erheblich zu mindern und zu schwächen. Die Volksbeauftragten sind deshalb gewiß, baß auch im Rheinland und Westfalen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung sich entschlossen gegen jeden Versuch zur Abtrennung wendet. Wir fordern die Bevölkerung des ge samten Deutschen Reiches und ihre provisorischen politischen Behörden auf, sich wie ein Mann mit uns zur Abwehr aller Zersplitterungsver suche offener oder versteckter Art .zu vereinigen und dementsprechend zu handeln. Berlin, den 11. Dez. 1918. Die Volksbeauftragteu^ Ebert, Haase, Landsberg, Barth, Dittmann, Scheideman, Preuß. Staatssekretäre. Besprechungen im französischen Heeresausschutz über die Vor gänge in Deutschland. Zürich, 11. Dez. Die „Züricher Mor genzeitung" meldet aus Paris: Im Heeres ausschuß wurden am Montag die Vor gänge in Deutschland besprochen. Die Aus lassungen von zwei Regierungsvertretern lassen keinen Zweifel mehr darüber, daß man mit der jetzigen deutschen Regierung auch nicht über die Verlängerung des Waffenstillstands verhandeln will. Man werde eine Verlängerung des Waffenstill standes nur mit der deutschen Heeresleitung abschließen. Das Schicksal der heimkehrenden russischen Kriegsgefangenen. Warschau, 11. Dez. Nach Meldungen hiesiger Blätter haben sich in der Gegend von Orel bereits mehr als eine halbe Million aus deutscher Gesangenschaft zu rückgekehrte Kriegsgefangene angesammelt, die sich in der größten Notlage befinden. Die Sowjetregierung läßt sie ohne jede Unterstützung. Die Gefangenen erhalten weder Verpflegung noch Bekleidung, wer den aber mit Flugblättern überschüttet, die sie für den Bolschewismus gewinnen sollen. SerMKez uns ZsLMe;. — Durchsuchungen von Wohn ungen. In der „Sächs. Staatszeitung" wird darauf hingewiesen, daß Durchsuchungen von Wohnungen auf Lebensmittel oder sonstige Gegenstände von Mitgliedern der örtlichen Är- beiterräte nur vorgenvmmen werden dürfen, wenn die Betreffenden gehörig legitimiert sind und sich in Begleitung eines Vertreters der Amtshauptmannschaft oder der zuständigen Ge meindebehörde befinden. Die Betroffenen wol len daher in jedem einzelnen Falle sich erst vergewissern, daß die zu einer Durchsuchung sich meldenden Persönlichkeiten in der Lage sind, sich über -ihre Berechtigung entsprechend auszuweisen. — Postsperre. Der Wertbrief- und Paketverkehr ist bis auf weiteres nach der Rheinpfalz, dem linksrheinischen Oberpostdirek tionsbezirk Darmstadt und den rechtsrheinischen Orten im 30-Kilometerkreis von Köln, Koblenz und Mainz eingestellt. — Vorzeitige Entlassung der Kon firmanden. Im Hinblick auf den späten Ostertermin hat das Kultusministerium verord net, daß die Schüler und Schülerinnen der Volks- und Fortbildungsschulen, die Ostern ihrer Schulpflicht genügt haben, schon Ende März 1919 aus der Schule entlassen werden, um ihnen zu ermöglichen, bereits Anfang April in eine Lehre, ein Dienst- oder Arbeitsverhält nis einzutreten. — Einschränkung des Religions unterrichts. Der sächsische Kultusminister hat eine Verfügung getroffen, daß vom 1. Jan. an der Katechismusunterricht in den Schulen wegfallen, die biblische Geschichte dagegen beibe- haltcn werden soll. Für die freiwerdenden Stun den soll Deutsch und Rechnen gegeben werben. — Die Geschäftsführer der Ein- kaufsgesellschast Ostsachsen vor Be richt. In dem seit über einem Jahr anhängi gen Prozeß handelt es sich nach der Anklage um Schiebungen, bei denen Ostsachsen um über eine halbe Million geschädigt und ihm ganz minderwertige Ware, verdorbenes Dörrgemüse als „Prima Leipziger Allerlei", zu übermäßigen Preisen geliefert wurde, wobei Schmiergelder dis zu 20000 Mark gezahlt worden sind. — Die Angelegenheit, die bekanntlich vor Jahresfrist großes Aufsehen erregte, kam dadurch zur An klage, daß der mit 21000 Mark bestochene Zimmermann und der 1884 geb. Hans Mätzke. -Lampe Jendrekö Schmiergeld auf 20 000 M. erhöhte. Merkwürdigerweise fehlen über dieses denfälschung, Untreue u. a. vorbestraft. Der Tatbestand, wie er sich aus dem Eröffnungs beschluß und der Vernehmung der Angeklagten ergibt, ist folgender: Lampe war Geschäftsführer der Präservenfabrik Ebstorf, G. m. b. H., und Alle sind Kaufleute, Lampe Mitinhaber einer sei doch sehr groß gewesen, da müsse doch noch auswärtigen Firma und wegen schwerer Urkun- ein größeres Stück abgefallen sein, worauf Jüngste der Angeklagten, der erst 19 jährige Bretfeld, 19000 Mk. auf einer Bank cinzahlte, wodurch man, da man diese für gestohlen hielt, argwöhnisch wurde. Für die Verhandlung sind zehn Tage in Aussicht genommen. Neun An wälte sind als Verteidiger bestellt und sieben Sachverständige geladen. Angeklagt sind der aus Oesterreich gebürtige, 1898 geb. Ernst Bret feld, der 1878 geb. Karl Lampe, der 1880 geb. Hans Jendrek, der 1877 geb. Wilbelm Ernst 1^-Millionengeschäft bei der Ostsachsen auf fallend viele Belege. Mit der Verlesung hier auf bezüglicher vorhandener Urkunden schloß die Hamburg nach Berlin Jendrek und Zimmermann inständigst: „Tut mir blos den Gefallen und nehmt mir meine Pilze mit ab zum Einmischen." Diese Pilze hatte Ostsachsen früher als zu min derwertig zurückgewiesen. Nun wurden sie, wie Mätzke sagte, mit dem übrigen Dörrgemüse und Salz vermischt als „feines Leipziger Allerlei" Ostsachsen aufgehängt. Mätzke sollte für je 10 600 Kliogramm 1000 M. erhalten, Jendrek und Zimmermann je 10000 M. Mitte Juni 1917 äußerte Jendrek zu Lampe: Das Geschäft bot Ende April 1917 dein Kriegswirtschaftsamt der Stadt Dortmund 10 Wagenladungen von je 10 000 Kilogramm Auslandssuppengemüse zu Mk. 5.42 das Kilogramm an, während M. 4,44 der höchstens zulässige Preis war, so daß er einen Uebergewmn von 98 000 Mark gehabt hätte. Das Geschäft kam aber nicht zustande, da man in Dortmund zu vorsichtig war. Nun wandte sich Lampe an die Einkaufsgesellschaft Ostsachsen. Ihr gab er 205 651 Kilogramm Dörrgemüse und 13 405 Kilogramm Pilze für j 519 631 Mk. ab, wobei er 425082 Mk. un zulässigen Uebergewinn machte. Dieses teure Mischgemüse war obendrein verfälscht, indem Lampe und Mätzke, der bei der Reichsstelle für Gemüse und Obst in Berlin angestellt war, ihm verdorbene und verkohlte Pilze beimengten. Für die Vermittlung ves Verkaufs erhielten Mätzke 10 000 Mk. Schmiergelder, Jendrek und Zim mermann, die Geschäftsführer der E.-G. Ost sachsen je 10000 Mk., Zimmermann dann noch mals 10 000 Mark dafür, daß sie die hohen Preise und vie schlechte Ware billigten. Bret feld, der Abteilungsleiter bei der „Ostsachsen" war, erhielt für die anstandslose Abnahme des Mischgemüses 21000 Mark. Das Tollste ist, daß nach der Anklage Jendrek und Zimmermann aus den Beständen der „Ostsachsen" gutes in ländisches Mischgemüse an Lampe zur Herstellung seines schlechten „Auslands"-Mischgemüses über ließen! Jendrek und Zimmermann bezeichneten schriftlich gegenüber Ostsachsen dieses minder wertige Zeug als „Prima Leipziger Allerlei", „ausländisches Pilzgemüse, ähnlich wie Leipziger Allerlei", „selten schöik Qualität", „die beson ders in Lazaretten und Krankenhäusern Verwen dung finden solle!" — Aus der Verhandlung am Montag wiro berichtet: Aus der weiteren Vernehmung der Angeklagten ergab sich weiter folgendes: Lampe erhielt ourch Mätzkes Ver mittlung von zwei böhmischen Firmen 13 996 Kilogramm Pilze, die in Berlin gelagert wurden. Die Pilze, die Lampe besichtigte und wovon er einen Sack in seine Wohnung schaffen ließ, waren feucht, matschig, die dunklen darunter völlig verkohlte Bruchstücke von Pfifferlingen. Da die Pilze bald verkauft werden mußten, ehe sie völlig verdorben waren, bat Lampe Mätzke um Vermittlung; dieser führte ihn dann mit Jendrek und später mit Zimmermann zusammen. Jendrek war es, der, wie La.npe angibt, zuerst vom Vermischen sprach, Zimmermann dm vann Lampe 3000 Kilogramm gutes inländinhes Mischgemüse zum Vermischen mit dem schlechten ausländischen an, dieses Vermischen ist aber ver boten. Lampe gibt zu, er habe dies gewußt. Schließlich bat Lampe auf einer Fahrt von gestrige Verhandlung. — Die sächsischen Truppen in der Süd-Ukraine. Ucber Königswusterhausen geht dem Dresdner A.- und S.-Rat folgendes Telegramm vom 8. Dezember zu: Zur Beruhi gung aller, die Angehörige bei den sächsischen Truppenteilen in der Südukraine haben (I. K. !415; 6. Batterie F.-A.-R. 279; Staffelstab Seelemann; Feldbäckereikolonne 78; Feldlazarett 178 in Nikolajew) und die seit langer Zeit ohne Nachrichten geblieben sind, wird nntgeteilt, daß demnächst die Abbeförderung dieser Truppen zu erwarten ist. Die Truppen aus oer Türkei sind auf der Durchreise nach der Heimat. Es ist alles wohl und munter. Der Soldatenral in Nikolajew. Leipzig. Wegen des Kohlenmangels tritt hier von 8 bis 11 und 1 bis 4 Uhr Gas sperre ein. Oberhausen. Die Befürchtung, daß infolge der Besetzung des linken Rheinufers die Kohlennor bei uns in ein noch akuteres Stadium treten könnte, erscheint kemeswegeö unbegründet. Da rum aber kann nicht angelegentlich genug auf eine "Erfindung aufmerks am gemacht werden, die es ermöglicht, bedeutende Ersparnisse rm Kohlen verbrauch herbeizuführen. Es sind dies die von den Pentschuck-Werken in Frankfurt a. M. her gestellten Kohlen-Spar-Plaiten, die bei jedem Brennmaterial (Steinkohlen, Braunkohlen, Kots und Holz) überall ohne Elnbauen sofort ver wendbar sind, und mit denen, wie durch seyr sorgfältige Untersuchungen sestgejtellt wurde, eine Ersparnis an Heizmaterial von 30—50 "/g erzielt wird. Auch wurde konstatiert, daß der ihrer Verwendung eine sehr große Küchenherd platte sich gleichmäßig erhitzt, sodaß sämtliche Töpfe auf derselben gleichmäßig kochen. Außcr- ; dem kann mit ihrer Anwendung das Ofen- ooer ! Herdfeuer vom Abend bis zum nächsten Morgen , erhalten werden, sodaß gewissermaßen seder ge wöhnliche Ofen zum Dauerbrenner wird. Das Prinzip, welches der Wirkung dec Platten zu Grunde liegt, ist an und für sich ein höchst ein faches, und darum ist es auch den Fabrikanten möglich, den Preis so billig zu stellen, daß die Anschaffungskosten gegenüber oer KohlenersparniS garnicht m Betracht kommen. Mehrere stäbn- sche Ortskohlenstellen und andere Behörden haoen sich der Einführung der Platten Mreus ange nommen. Wo keine Verkaufsstelle dec Platten besteht, dorthin liefern die Penschuck-Werke eine Probeplatte mit einer dazu paffenden Zange franko per Post gegen Einsendung von 7 Mark oder gegen Nachnahme.