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Allgemeiner Anzeiger : 16.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191811163
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19181116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-16
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.11.1918
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Wenn die Gemüter in wilder Wallung sind, wenn da? Hirn sich im Tumult be findet und alles fieberhafte Sinnen nur darauf aus sein darf, der Muskulatur deS Volkskörpers Herr zu bleiben, auf daß ihn die sich herabsenkende Last nicht zu Brei zerquetsche, dann ist kein Raum mehr für eins leidenschaftslose Abwägung und Ab gleichung von Schuld und Sühne, für die historische Gerechtigkeit, die den Parteien das Bild gelassen und fast entwindet, das sie in den Erregungen der Stunde hin- und herzerren. Klio tritt still beiseite. Bis sie ihres Amtes wieder waltet, bis sich in ihrer Hand die Fäden aus dem chaotischen Würfel der Meinungen, Anklagen und Verdikte wieder ordnen, bleibt das letzte Wort ungesagt. Aber das verhindert nicht, zu erkennen, daß gegenüber dem ungestümen Drange der Enttäuschten, die die Macht jetzt selbst in die Hand nehmen, gegenüber dem hemmungslosen „Kreuzige!"-Rnfe, der den Monarchen als Sündenbock in die Wüste schickt, ungezählte Tausende von Staats bürgern, die durchaus kritisch der Persön lichkeit und der Regierungsweise des Kaisers gegenüberstanden, heute dennoch auch anderen Gedanken Raum geben. Sie lehnen es einmal ab, die schwere Frage der Verant wortung persönlich so eng zu umgrenzen und auf den Träger der Krone zuzuspitzen, sie belasten damit weit über die Säulen dessen hinaus, was man als das niederbrechende System bezeichnet, zahlreiche Faktoren unseres gesamten öffentlichen Lebens und sie sind nicht so rasch fertig mit dem Signal zum Verbrennen dessen, was auch aus Initiativen der Krone heraus auf dem Gebiete der Förderung der nationalen Wohlfahrt und des gesunden Fortschrittes geschehen ist. Die Hinterlassenschaft des letzten Hohen- zollern auf dem Throne ist ein Frieden, als dessen Gefolge die nationale wirtschaftliche und politische Zerrüttung nur abgewehrt werden kann, wenn das deutsche Volk das letzte aus sich herausholt und zu dieser Erwartung berechtigt das Vertrauen in die Unverwüstlichkeit seiner Kräfte. So schwer diese Erbschaft nach der sachlichen und realen Seite ist, so leicht mußte sie füglich nach der persönlichen Seite anzutreten sei«. Es wäre indessen nach der Auffassung eines starken Volksteiles unbillig und ungerecht, nun Wilhelm dem Zweiten das Zepter ent gleitet, mit einer wohlfeilen Mißachtung über alles hinwegzusehen, was sich in seiner Regierungsweise zum Nutzen des Staates ausgewirkt hat. Ist es erlaubt, zu finden, daß seine Fehler die Fehler seiner Tugenden waren? Ist es erlaubt, gar manchen Schatten auf seiner Regierung zu erklären aus dem Lichte, das seine eigenartige Per sönlichkeit ausstrahlte? Die es tun, sind nicht blind gegen alle die Geschehnisse, an die sich die Fragen nach Schuld und Sühne knüpften; aber sie halten es für vereinbar, die sinkende Zeit zu begraben und den Ent schluß, gerecht zu sein, leben zu lassen. der Parteien darüber, wie es gekommen mit allen Gebrechen des Systems persönlich uem belastet wurde, an dessen Ende das ganze Grauen eines verlorenen Wafsengangs steht. Eines verlorenen Krieges, für den unerhörte Kräfte unseres deutschen Volkstums ein gesetzt, in den alle Quellen unserer Wirtschaft geleitet worden sind. Eine Welt mußte sich gegen das Deutschtum verbünden, um den Zusammenbruch herbeizuführen. Mit dem Griffel in der Hand stehen unsere Unterhändler, um das Diktat der Friedens bedingungen der Feinde entgegenzunehmen. In dieser Stunde stürzt das Alte, in dieser Stunde schreitet Ler Monarch vom Throne herab und eine neue Zeit tritt die Erbschaft an. Politische Auncksekau. DiiltschlanS. "Der deutsche Gescördte im Haag und in Brüssel berichten, daß nach ganz zuverlässigen Nachrichten aus Ententekreisen die Entente mit einem bolschewistischen Deutsch land keinenFrieden schließen würde, weil sie in einem solchen Staate keine Ne- gierungsgewalt fände, deren Autorität und Dauer genügend verbürgt sein würde. Die Entente würde sich berufen fühlen, in diesem Falle in Deutschland einzumarschieren und hier Ordnung zu schaffen. Vs? letzte twbenLoUer. Es erfüllt sich ein Schicksal? Und man mag sagen, was man will, es rüttelt doch Millionen von Volksgenossen bis ins Mark. Hier soll die Unabwendbarkeit der Er eignisse nicht nochmals untersucht und aus gedeutet werden. Es sei auch nicht weiter nach dem Maße der Schuld der Persönlich keit des letzten Trägers der Krone gefragt, wenn der Hammer der Geschichte den Thron zerschmettert, wenn die an glorreichen Ab schnitten reiche Regierung des Hohenzollern- hauses in Preußen und dem Reiche an ihrem Abschlusse steht. Durch die lange Kette der inneren nnd äußeren Krisen seit Jahr und Tag zieht sich der hitzige Streit Von und fern. Rosa Luxemburg entlassen. Die be kannte Sozialistin Rosa Luxemburg ist einer Nachricht aus BreSlau zufolge aus de« dortigen Gerichtsgesängnis entlassen worden. Die Abreise des Prinze« Heinrich. Es wird erzählt, Prinz Heinrich sei in einem Auto mobil mit roter Flagge aus Kiel abgefahren. Auf dem Wege nach Gottorf sei das Auto von Matrosen angehalten worden, es sei ihm jedoch nach kurzen Auseinandersetzungen gestattet worden, weiterzufahren. Zwei Matrosen seien auf den Trittbrettern deS Autos stehengeblieben und mitgesahren. Aus der das Auto um gebenden Volksmenge sei auf den einen der Matrosen geschossen worden. Der Matrose sei ins Herz getroffen und tot vom Auto gefallen. Daraufhin seien dem davonfahrenden Auto von anderen Matrose« Gewehrsalven nachgeschickt worden. Der Aufenthalt des Prinzen ist unbekannt. und keinen Boden oder weniger als zehn Joch besitzen, aufgefordert, sich bei den Gemeindevorständen einschreiben zu lasfeu. Die Bedingungen für Bodenerwerb werden von Lem neuen Reichstag festgestellt werden. Dis Kaufpreise werden mäßig und in langer Frist tilgbar sein. Vom Bodenerwerb ausgeschlossen sind diejenigen, die Raub und Plünderung oder Mord verüben. Holland. "Kaiser Wilhelm II. ist mit zehn Herren Gefolge in Arnheim ein getroffen und wird dort in der Villa deS Baron Bentinck Wohnung nehmen. meist auch das Herz mit an. Na, und wir beide haben doch in dem Punkt» unsere Er fahrungen gemacht/ Georg setzte den Kommerzienrat Nilger vom Austauchen der Skizzen in Kenntnis, verbrachte einen unruhevollen Tag und war lange vor dem Einlaufen des Zuges auf dem Bahnsteig. Als er Coras schlanke Gestalt an der Wagentür er blickte, eilte er ihr so freudig und glücklich «nt- D?e WMmMMnöZHMWWgM. Die Bedingungen für einen Waffenstillstand, Lie uns die Entente gestellt hat, sind wahrhaft furchtbar, aber es blieb der neuen Regierung nichts anderes übrig, als sie anzunehmen. Die Bedingungen lauten auszugsweise folgender maßen: 1. Inkrafttreten 8 Stunden nach Unter zeichnung. 2. Schartige Räumung von Belgien, Frank reich, Eisaß-Lothnngen binnen 14 Tagen. Was an Truppen nach dieser Zeit übrig bleibt, inter niert oder kriegsgefangen. 3. Abzugeben 5000 Kanonen, zunächst schwere, 30 000 Maschinengewehre, 8000 Minen- werier, 2000 Flugzeuge. 4. Räumung des linken Rheinufers, Mainz Koblenz, Köln besetzt vorA Feind auf Radius von 30 Kilometern Tiefe. 5. Auf rechtem Rheinufer 30 bis 40 Kilo meter Tiefe neutrale Zone, Räumung in 11 Tagen. 6. Äui linkem Nheinufergebiet nichts hinweg führen, alle Fabriken, Eisenbahnen usw. intakt belassen.. 7. 5000 Lokomotiven, 150 000 Waggons, 10 000 Kraftwagen abgeben. 8. Unterhalt der feindlichen Besatzungstruppen durch Deutschland. 9. Im Osten alle Truppen hinter Grenze vom 1. 8. 1914 zurücknehmen, Termin dasür nicht angegeben. 10. Verzicht auf Verträge von Brest-Litowsk und Bukarest. 11. Bedingungslose Kapitulation von Ost afrika. 12. Rückgabe des Standes der Belgischen Bank, des russischen und rumänischen Goldes. 13. Rückgabe der Kriegsgefangenen ohne Gegenseitigkeit. 14. Abgabe von 160 U-Booten, 8 leichten Kreuzern, 6 Dreadnoughts; die übrigen Schiffs desarmiert und überwacht von Alliierten in neutralen oder alliierten Häsen. 15. Sicherheit der freien Durchfahrt durch das Kattegat; Wegräumung der Minenfelder und Besetzung aller Forts und Batterien, von denen aus diese Durchfahrt gehindert werden könnte. 16. Blockade bleibt bestehen. Deutsche Schiffe dürfen weiter gekapert werden. 17. Alle von Deutschland für Neutrale ver hängten Beschränkungen der Schiffahrt werden aufgehoben. 18. Waffenstillstand dauert 30 Tage. Vas neue VeMicblanä. Die Abdankung deS Kaisers hat zu Er eignissen von ungeheurer Tragweite geführt, und es ist ein ganz neues Deutschland im Weiden begriffen. In niederen Bundesstaaten haben bereits die Fürsten sich gleichfalls zur Abdankung entschließen müssen, aber es läßt sich über die künftige Staatsiorm unseres Vaterlandes heute noch nichts Bestimmtes sagen, ds dir Ent scheidung darüber einer konstituierenden Ver sammlung überlassen werden soll. Nachdem zunächst die Mebrheitssozialisten allein die Regierung übernommen hatten und zu gemein samem Wirken mit den bürgerlichen Parteien entschlossen zu sein schienen, ist 24 Stunden noch der großen Umwästnng in dielen Ent schlüssen eine, bedeutsame Änderung erfolgt, in dem es nach längeren Verhandlungen zu einer Einigung der wstaldemokramchen Mehlheitspartei und der Unabhängigen Sozialisten kam. In die neue Negierung treten ein von der Mehlheitspartei die Abgeordneten Ebert, Scheide mann, Landsberg und von den Unabhängigen Haaie, Dittmann und Barth. Die Fachministsr sollen im Amte bleiben und jede der beiden Parteien soll einen Beige ordneten erhalten. Im übrigen lauten die Be dingungen der Unabhängigen sür den Eintritt in das Kabinett folgendermaßen: Das Kabinett darf nur aus Sozialdemokraten zusammengesetzt sein, die als Volkskommissare gleichberechtigt nebeneinander stehen. Eine Fristbestimmung wird an den Eintritt der Unabhängigen Sozial demokraten in das Kabinett, in das jede Partei drei Mitglieder entsendet, nicht geknüpft. Die Mstische Gewalt liegt in den Händen der Ar beiter- und Soldatenräte, die zu einer Voll versammlung aus dem ganzen Reich alsbald zusammen zu berufen find. Die Frage der konstituierenden Versammlung wird erst bei einer Konsolidierung der durch die Revolution geschaffenen Zustände aktuell und soll deshalb späterer Erörterung Vorbehalten bleiben. Die erste Kundgebung der neuen Regierung betrifft den Schutz der Bahntransporte und der Lebensmittelversorgung. „Das Volt muß ver hungern," so heißt es in einem an die Arbeitsr und Soldatenräte gerichteten Aufruf, „wenn der Bahntransport ,gestört wird". Das geschieht aber durch Eingriffe unzuständiger Stellen in den Bahnbetrieb und die Bahnverwaltung. Die Verpflegung unserer Kameraden an der Westfront ist in größter Gefahr. Gerade im gegenwärtigen Augenblick muß sie unbedingt aufrechterhallen werden. Das sind wir unseren Kameraden schuldig. Jede Plünderung oder Beschlagnahme ruhender oder auf dem Transport befindlicher Verpflegung?- und Futtermittel, die sür das Feldheer bestimmt sind, jede Ablenkung oder Verzögerung von Transporten, jede Unter brechung der Verladearbeiten bei den bisher mit dem Verpflegungsnachschub betrauten mili tärischen Stellen mutz daher unter allen Um ständen unterbleiben. Das Heimatheer wird in einen vom Reichs kanzler Ebert, vom Knegsminist« Scheüch und von dem Abgeordneten Göhre unterzeichneten Ausruf aufgefordert, Ruhe und Ordnung unter allen Umständen ausrecht zu erhalten. Alle militärischen Dienststellen haben ihre Dienstge schäfte unverändert weiterzuführen. Die Kriegs gefangenen, einschließlich der russischen, find so fort aufzugreifen und dem nächsten Gewahrsam zuzusühren. Zum ersten Kommandanten von Berlin wurde der Abgeordnete Wels ernannt. gegen, als kehre sie zu frohem Feste zurück, als siege nicht ein schweres Ereignis zwischen ihnen. Sie sah bleich und ernst aus, doch huschte auch über ihr Antlitz ein Strahl von Freude bei seinem Anblick, und sein herzlicher Empfang tat ihr wohl. Während «.einen Träger mit ih: Gepäck belud, ließ er sie- nicht aus den Augen, sondern weidete sich an ihrer Schönheit, die durch sichtbare Verlegenheit nur noch «höht wurde. Dann reichte er ihr den Arm und führte sie die Treppe hinab bis zu dem Tore, vor welchem die Droschken standen. Im Gehen „Hochgeschützter Herr HeydenI Aus den Zeitungen erfuhr ich alles und bin tiefbetrübt, daß mein Oheim ein Unwürdig« ist.. Ebenso schmerzt es mich, daß Sie unter sein« Tat schwer zu leiden und ungerechten Vorwürfen ausgesetzt sind. Die beiden Blätter mit den Skizzen der Köpfe sind in meiner Hand. Er ließ sie vor seiner Abreise versehentlich zurück. Ich komme morgen mit dem Mittagsschnellzug von Berlin und werde sie sofort aufsuchen. Denn ich bauche den Zuspruch eines Menschen in meiner Vereimammung. Es grüßt Sie und Ihren Herm Bruder Cora von Breunmgh." Georgs Lippen entrang sich ganz gegen seinen Willen ein Freudenruf. Sie kam zurück, sie schrieb ihm, sie brachte ihm mit den Skizzen der Köpfe zwei wichtige Beweisstücke I Und sie hatte mit dem sauberen Oheim gebrochen, war einsam, hilflos, vielleicht heimatlos — ja, jetzt wär' eS vielleicht möglich, ihr zu helfen --- — oh, nun mußte alles gut werden! Bruder Franz schaute ihm verwundert in das glühende Antlitz, als er das wichtige Er eignis verkündete. Dann meinte er trocken: „Tut mir leid um das Mädel; na, hoffen wir, daß durch sie die ganze dumme Geschichte aufgeklärt wird. Es scheint ja, als habe sie an dem Geichäststrick des würdigen Oheims leinen Anteil!" „Daran habe ich niemals gedacht. Meins Hand halt' ich für ihre Unschuld ins Feuer ge- legt " ries Georg leidenschaftlich. Franz hob warnend die Finger. , „ „Bruder, laß da? Feuer auS dem Spiel. i In dem leichten, gelbräderigen Wagen fuhren Wenn man dre Hand bmeinleaen will, bremst' sie schnell durch die Stabt. Lora schaute stumm Oer talleks Kembranät. tbj Roman von F. A. Geißlrr. „Ich daft es nicht," sagte Georg tonlos. - „Warum? Ein Versprechen, daß Sie dem sauberen Herrn Kürbach ohne Kenntnis seiner bösen Absicht gaben, kann Sie nicht mehr binden — einem solchen Kerl hat man keinen Eid, kein Ehrenwort za halten, well er's «schlichen hat." Georg weigerie sich stakdhast und sagte auf weiteres Drängen deS Kommerzienrats endlich mit bebenden bleichen Lippen: „ES ist eine Dame im Spiel." Nilger ließ ein leises Pfeifen durch Lie Zähne hören. „Eine Dame — — und Sie sieben sie?" »Ja, nur wenn fl« mich ermächtigt, dürfte ich reden. Denn sie soll nie und nimmer in die'eil elenden Streit hineingezogen werden." Nilger schüttelte ihm die Hand. „Ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht. Nun, dann müssen wir Geduld haben und auf die Dame vertrcprrn. Sie hat ja auch von dem ^falschen Rembrandt" gelesen und wird nicht zögern, Ihnen zu Hilie zu kommen, wenn sie Ihrer treuen, liebenden Verschwiegenheit überhaupt wert ist. Auf alle Fälle halten Sie den Kopf hoch, ich stehe zu Ihnen, nnd von diesem Augen blick an noch fester a!S sonst." AIS Georg in sein Zimmer trat, sand er einen Brief vor, dessen feste Aufschrift ihm be kannt vorkam. Mit zitternden Kän cn erbrach V ihn er war von Cora. Sie schrieb: hinaus, und Georg ehrt« ihr Schweigen. Als sie am Ziele Ware«, wollt» «r sich empfehlen, doch Cora sagt« ernst: „Nein, Herr Heyden, schenke« Eie «ir »in« Halbs Stunde. Ich find» kein« Ruh», bi» ich mit Ihnen offen gesprochen habe." Er verneigt» sich zustimmend nnd begleitet« fi«, an den steundlich knixenden Inhaberinnen vorübergehend, in das geräumige, sonnige, an genehm durchwärmt« und von «wem anheimelnden Dufte «füllt« Zimmer. Dort legt« Cora Mantel, Hut nnd Hand« schuhe rasch ab, öffnete ein« Handtasche, zog di« in Seidenpapier «ingeschlagrnen Skizze« her vor und Lot fi« ihm dar. Dann begann st« mit leiser, aber fester Stimme: „Ich bin glücklich, daß ich Ihnen dies« Blätter zurückbringen kann. Eie werdm Ihnen vielleicht von Wert sein. Aber ich muß Ihnen vor allen Dingen von ganzem Herzen dafür dankest, daß Sie in all? der Not, Sorge, Auf« regung und Kränkung der letzten Zsi> meinen Namen nicht genannt, mich nicht öffentlich in vie Schande hineingezogen haben, an der ich schon schwer genug trage. DaS war gut und edel von Ihnen, ganz so, wie ich wichte, daß Sie handeln würden. Aber damit muß es nun ein Ende haben. Si« erfüllten Ihre Nitler bflicht, jetzt lassen Sie mich meine Schuldigkeit tun. Ohne Rücksicht auf alle Folgen. Ich bin gekommen, vm offen als Zeugin für Eie cm- Mieten, mein Verhältnis zu Herr« Kürbach darzulegm, alle» öffentlich zu lagen, was ich weiß, nnd den häßlichen Verdacht zu zerstreuen, mst dem mau St« beschmutzt. Sie müsse» mu sagte er: „Wo werden Sie Wohnung nehmen? Doch wohl nicht Hotel — es gibt in unserer Nähe ein« hübsche ruhig» Fremdenpension — die beiden Fräulein Marbach find liebe, ältere Damen, still, zurückhaltend, und dulden keinen Klallch — es ist dort ein schönes Zimmer frei, ich hab' mich vorhin erst erkundigt, und wenn Sie einverstanden sind, so werde» Sie'S gleich hübsch behaglich finden." „Ich danke Ihnen herzlich und füg« mich j gern Ihr« freundlichen Sorge — einer Kundgebung des Ackerbauministers ist und kommen konnte, daß Wilhelm II. weroen die Soldaten, die Landarbeiter find mit allen Gebrechen des Systems Persönlich "Die Verordnung Les Bundesräts über die Bildung von Wohnungsvsrbänden gibt den Gemeinden, Gutsbezirken und Gemeindeverbänden das Recht, sich ^ Vor bereitung und Durchführung von Not maßnahmen zur Bekämpfung des Woh nungsmangels mit staatlicher Genehmigung zu Wohnungsvsrbänden zusammenzuschließen. Die Landeszsntralbehörde kann den Zu sammenschluß anordnen. Die Verordnung soll spätestens bis 31. März 1924 Geltung haben. In erster Linie ist die Verordnung auf Berlin zugeschnitten, Wo mehrere Monate lange Verhandlungen über freiwilligen Zu sammenschluß scheiterten. Aber auch für andere Gegenden des Reiches kann sich ein derartiger Zusammenschluß als notwendig erweisen. "Vertretern derGswerkschaftenund anderer JnteresscnverLände erklärte Staats- seketär Bauer vom Reichs arbeitsamt, die dringlichsten Fragen seien in nächster Zeit die mit dem Kriege und der Übergangswirtschaft im Zusammen hang stehenden. Vor allem wird das Rcichsarbeitsamt der Regelung des Arbeits nachweises sein Interesse zuwendsn, ferner soll eins gesetzliche Grundlage für bis durch militärische Anordnung errichteten Zentral- ausknnftSstellen und für eine allgemeine gemeinnützige Berufsberatung und Lehrstellen vermittlung geschaffen werden. Die Er werbslosenfürsorge während der Über gangszeit soll durch eine bereits im Laufe der nächsten Woche zu erwartende Bundes ratsoerordnung geregelt werden, welche die Gemeinden zu einer ausreichenden Für sorge verpflichtet. "Der König von Bayern hat mit seiner Familie München im Kraftwagen verlassen, ohne daß das Ziel der Fahrt be kannt ist. In Baden will der Großherzog von ein« Abdankung zunächst absehen, bis die ganze Umgestaltung in ruhigere Bahnen gelenkt ist. Es hat sich eine Voiksregierung gebildet, die die Macht in Baden übernimmt. In Württemberg hat sich gleichfalls eine provisorische Regierung gebildet. In Sachsen ist, nach einer Meldung des .Vorwärts', d« König abgesetzt worden. In Sachsen-Weimar hat der Groß herzog für sich und seine Familie auf den Thron verzichtet. Österreich. * Der Staatsrat hat einstimmig den Anschluß Deutsch -Österreichs an Deutschland beschlossen. Der Beschluß wurde unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse in Berlin gefaßt. Maßgebend dafür war auch der Umstand, daß die Krontänder, wie Tirol und Salzburg, sich bereits sür den Anschluß an Deutschland ausgesprochen haben, und daß diese Tendenz in allen deutschen Ge bieten Österreichs, insbesondere in Derwch- Vöhmen, zahireiche Anhäng« besitzt. Die Vor gänge in Berlin sowie auch das Ergebnis der bisherigen ersolgiosen Verhaudiungen über die Ernählnngssrage mit den übrigen Nationen Österreichs, haben auch bei jenen deutschen Ab geordneten, die bisher mit dieser Lösung nicht einverstanden waren, eine Wendung herbei- gejührt. Ungarn. "Die neue Regierung beabsichtigt in der allernächsten Zeit sich mit der neuen Landverteilung zu beschäftigen. In
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