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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anezeige^ erscheint wöcheuttich zwiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- :Shrlich ab Schalter 1,1b Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ansschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboten gern entgegen. AwtsSratL für die Prtskeöärd? und den Gemeinderat zu Mretnig. Lskal-NmeiM für Sie SrisLsste« Amuig, »ZroUsdrzüorf. ffzurwsläe, rrsNiienlbsi und tlmgegenü. Inserate, die 4 gespel» tene Korpuszeile 15 Pf. sür Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt- lichen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Sonnabend, den 16. November 1918 28. Jahrgang Nr. 92 von verbreitet, daß die gegenwärtige Regierung, der ! Rat der Nolksbeauftragten, die Absicht habe, Kriegsanleihen zu annullieren. Die Regierung legt Wert darauf, diese Gerüchte auf bas be ¬ schloß er seine Ausführungen. Herr Assessor Schmidt als nächster Redner beleuchtete die Schuldfrage am Kriege, rückte dabei das fran zösische Revanchegeschrei, den englischen Impe rialismus und den Panslawismus in den Vor dergrund, er bewertete danach die Verdienste Hin denburgs ums deutsche Volk und betonte die noch weile Kreise erfüllende monarchische Ge sinnung. Ihm antwortete der Referent Herr Fleißner, indem er vom Standpunkte der Sozial demokratie aus die drei angeschnittenen Punkte besprach und dabei eine einheitliche deutsche Re publik ohne die bisherige Kleinstaaterei forderte. Nach kurzen Bemerkungen eines Soldaten er reichte schließlich die Versammlung gegen ^12 ihr Ende. Olbernhau. Ein überraschender Fund wurde hier gemacht. Eine etwa 80 Jahre alte Witwe, die m den kümmerlichsten Verhältnissen von den ihr von mitleidigen Menschen gereichten Gaben lebte, mußte dieser Tage, da sie erkrankt war, ins Krankenhaus übecgeführt werden. Bei der Herrichtung ihres Bettes wurden — darin versteckt — ungefähr 8000 Mark, davon 2090 Mark in Gold, gefunden. Die alliierte Flotte ist am Mittwoch morgen in Konstantinopel eingetroffen. Generalseldmarschall v. Hindenburg ist mit dem Großen Hauptquartier in Wilhelmshöhe ein- getr offen. Unter dem Vorsitz Dr. Rießers ist in Berlin ein vorbereitender Ausschuß von Bürgerräten gebildet worden. Wegen der harten Waffenstillstandsbedingungen richten die Katholiken Deutschlands einen Hilferuf an den Papst. Das englische Oberhaus hat die Vorlage ange nommen, die den Frauen das passive Wahl ¬ recht für das Unterhaus gibt. In Prag wird Las baldige Eintreffen 25 000 Mann Ententetruppen erwartet. Amerika und die Schweiz schicken Lebensmittel. stimmteste zu dementieren. Kamenz, 13. November. Die vom Arbeiter und Soldatenrat für gestern abend nach dem Gasthof zum Goldnen Stern einbernfene Volks versammlung war von etwa 800 bis 1000 Män nern und Frauen besucht. Den Vorsitz führte Herr Bruno Martin. Nach einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden des Arbeiterrates, Herrn Kaiser, erstattete Herr Müller von der Flieger ¬ schule Kamenz Bericht über die Vorgänge der letzten Tage, die in ihrer Gesamtheit unsern Lesern ja bereits bekannt sind. Er berichtete auch über die vom Arbeiter- und Soldatenrat in der Ernährungsfrage getroffenen Maßnah men, die zu der Hoffnung berechtigen, daß ernst liche Schwierigkeiten ferngehalten werden. Der nächste Redner, ein Soldat, feierte den wunder baren Geist, von dem die Bewohnerschaft bei der Durchführung der Neuordnung geleitet war, und gab seine: Hoffnung Ausdruck, daß die Freiheitsbewegung sich auch auf unsere bisheri gen Feinde ausdehnen, dadurch aber eine Mil derung der schweren Waffenstillstandsbedingungen eintreten werde. Indessen müsse auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß das deutsche Volk die Bedingungen erfüllen müsse; der Red ner verbreitete sich im Hinblick auf diese Even tualität des längeren über die wirtschaftliche Lage. Inzwischen war mit fast einstündiger Verspätung der Referent des Abends, Herr Land tagsabgeordneter Fleißner-Dresden (unabh. S.) eingetroffen. Er ergriff sofort das Wort und nahm zunächst zu den pessimistischen Schluß worten des Vorredners Stellung, denen er kei neswegs beipflichten könne; er glaube bestimmt, daß in den nächsten Tagen eine gleiche Bewe gung wie in Deutschland auch England und Frankreich überfluten werde, und daß auch hin sichtlich der harten Bedingungen „nichts so heiß gegessen werde, wie es gekocht werde". In sei nen weiteren Ausführungen gab er eine eingehende Schilderung des Entstehens und Verlaufes der politischen Umwälzung, ermahnte zu strenger Disziplin und verbreitete sich über die Grund sätze des Sozialismus. Er schloß mit der Hoff nung, daß, wenn olle einig zusammenstünden, Deutschland nicht so gedrückt aus dem Kriege hervorgehen werbe, wie es jetzt der Fall zu sein scheine. In der anschließenden Aussprache nahm Herr Amlshauptmann Graf Vitzthum von Eck- städt Stellung zu den Ereignissen. Er schilderte die Empfindungen der bisher treu Kaiser und König dienenden Beamten; wenn er und seine Beamten dennoch auch unter vem neuen Regime auf ihrem Posten ausharrten, so leitete sie aus schließlich das Gefühl der Liebe zu allen Volks genossen. Er ging weiter auf die Ernährungs frage ein, die auch bei Milderung ver Wafien- stillstandsbedingungen außerordentlich ernst sei. Nur wenn die Verordnungen hinsichtlich Rati onierung usw. von allen Teilen der Bevölkerung restlos anerkannt und befolgt würden, werde es möglich sein, die ungeheuren Schwierigkeiten zu überwinden. Mit einem Appell in diesem Sinne VerMKe; uns ZzKMe;. Bretnig. Am Donnerstag war es dem Ernst Hörnigschen Ehepaar vergönnt, das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feiern zu können. Der Jubilar steet im 84., die Jubilarin da gegen im 80. Lebensjahre. Möchte den hoch betagten Leuten noch ein recht heiterer Lebens abend beschieoen sein! Bretnig. Das Preußische Verdienstkreuz für Kriegshilfe wurde dem Briefträger Bern hardi am hiesigen Postamt verliehen. Bretnig. Der Kanonier Willy Berge vom Fußart.-Reg. 19, Sohn des Zimmermanns Adolf Berge, hier, wurde mit dem Eisernen Kreuze 2. Klasse ausgezeichnet. — Erleichterungen im Wertpaket verlkehr. Bisher ist es aus Mangel an brauchbaren Verpackungsstoffen, Bindfaden, Sie gellack usw., den Absendern vielfach nicht mög lich gewesen, bei Postpaketen von der Wertan gabe Gebrauch zu machen. Infolgedessen blieb bei den jetzigen hohen Preisen der Schadener satz, der von der Postverwaltung auf Grund des Postgesetzes in Verlust- und Beschädigungsfällen zu leisten war, oft hinter dem wirklichen Wert der Sendungen zurück. In entgegenkommender Weise hat nun der Staatssekretär des Reichs- Postamts verfügt, daß vom 15. November an bei Paketen mit einer Wertangabe bis 100 Mk. versuchsweise keine höheren Anforderungen an Verpackung und Verschluß zu stellen sind als an gewöhnliche Pakete ohne Wertangabe. Ins besondere wird bei den Paketen bis 100 Mk. keine Versiegelung mehr verlangt. — Mangel an Zahlungsmitteln. Das Ministerium des Innern hat folgende Be kanntmachung erlassen: Zurzeit besteht ein em pfindlicher Mangel an Zahlungsmitteln. Her vorgerufen wurde er, abgesehen von einer vor übergehenden Einstellung des Eisenbahnverkehrs mit Berlin durch Erkrankungen (Grippe) unter den technischen Angestellten der mit der Herstel lung von Banknoten und Kassenscheinen betrau ten Betriebe. Große Mengen an Zahlungs mitteln find außerdem dem Verkehr dadurch ent zogen worden, baß ein Teil der Bevölkerung aus Unverstand und ohne sich die Folgen seiner Handlungsweise für die Durchführung eines ge regelten Zahlungsverkehrs klarzumachen, Bank noten und Kassenscheine bei den Banken und sonstigen Kassen abgehoben hat. Der Mangel an Zahlungsmitteln hat jetzt zur Folge, daß die industriellen Betriebe des Landes in dieser Woche die Löhne an ihre Angestellten und Arbeiter nur zum Teil werden in bar auszahlen können. Alle Vorkehrungen, um die fehlenden Zahlungsmittel so schnell als möglich zu beschaffen, sind getrof fen. Es ist deshalb mit Bestimmtheit zu er warten, daß die etwa verbleibenden Lohnreste baldigst nachgezahlt werden können. Von der Einsicht der Betroffenen erwarten wir, daß sie volles Verständnis für die gegebene Lage haben und sich willig darein schicken werden, daß ihnen ein Teil ihres wohlverdienten Lohnes einmal nicht sofort in bar ausgezahlt werden kann. — Keine Annullierung vonKriegs- anleihe. In der Provinz wird das Gerücht Nichtbefugnisse der A.- und S.-Räte. Berlin, 13. Noo. Aus Anlaß mehrerer Einzelfälle hat die Reichsregierung entschieden, daß Arbeiter- und Solbatenräte nicht befugt sind, Zahlungen aus Regierungskassen und Krers- kassen anzuweisen und zu erheben. Ebenso sind die Arbeiter- und Soldatenräte nicht befugt, bis herige Gebühren selbständig zu erhöhen. (Amtlich. WTB.) Basel, 14. November. Die „Times" mel den: Acht ehemalige deutsche Dampfer verlassen mit Lebensmitteln für Deutschland am 19. No vember New-Dorl. Auch die schweizerische Regierung hat sich be reit erklärt, nach besten Kräften Deutschlands Volksernährung sichern zu helfen und der deut schen Volksregierung zu diesem Zweck;ede Unter stützung angedeihen zu lassen. Sie setzt jedoch dabei voraus, daß die gegenwärtige Regierung nicht von einem Regime der Anarchie abgelöst wird. Die Aufrechterhaltung unserer Volksernährung. Berlin, 13. Nov. Die Aufrechterhaltung! der Volksernährung erfordert unbedingt, daß keinerlei Eingriffe in die öffentlich bewirtschafte ten Lebensmittel durch unbefugte Stellen vor genommen werden. Verfügungen von Arbeiter und Soldatenräten über Bestände an Mehl, Getreide und anderen Lebensmitteln, die der Reichsgetreidestelle einer anderen Lebensmittel stelle oder einem anderen Kommunalverbande gehören, müssen daher unbedingt unterbleiben und, soweit sie getroffen sind, sofort rückgängig gemacht werden. Die Rcichsleitung. Ebert. Haase. Warnung! Berlin, 13. Nov. In den letzten Tagen ist wiederholt in den Betrieb und die Verwal tung des öffentlichen Verkehrswesens eingegriffen worden. Es wird dringend gewarnt, solche Ein griffe zu wiederholen. Zur Lösung der schweren Aufgaben, die dem Volke gestellt sind — Durch führung der harten Waffenstillstandsbedingungen, Rückbeförderung der Truppen, Ernährung des Volkes und des Heeres — ist ein ungehinderter Gang der Eisenbahnverwaltung erforderlich. Jede Einmischung von außen, auch wenn sie in bester Absicht besteht, kann unabsehbares Unheil stiften. Wenn Mißbräuche festgestellt werden, so wende man sich an den Volksbeauftragten Dittmann, dem die Aufsicht über das Verkehrs wesen übertragen ist. Aber man hüte sich, die einzelnen Bahnbehörden oder gar das Eisen bahnministerium vurch unmittelbare Anordnungen in seiner Arbeit lahmzulegen. Wer das tut, leistet der Sache des Volkes und der Freiheit einen Bärendienst. (WTB.) Der Rat der Volksbeauftragten. Ebert und Haase. Schlachtviehabgabe. 1. Die bisherigen Bestimmungen über die Aufbringung von Schlachtvieh werden in fol gender Weise ergänzt: Zu Beginn jedes Umlagezeitraums, der sich in der Regel auf 3 Monate erstreckt, wird in jeder Gemeinde durch einen beauftragten Vieh händler bei den Viehbesitzern eine Voranfrage gehalten, welche Tiere und an welchem Tage der Viehbesitzer in dem llmlagezeitraum abgeben will. Der Händler hat die Umfrage in Gegenwart eines von der Gemeinde bestimmten Landwirts vorzunehmen und ihm mitzuteilen, wieviel Zent ner Lebendgewicht er in dem Umlagezeitraume abzugeben hat. Erfolgt Einigung über die Ab gabe, so schneidet der Händler die abzugebenden Stücke an und vermerkt dies in seinem Abnahme buch. Hierbei ist tunlichst auch über die Werts klasse, nach der die Preisberechnung erfolgen soll, eine Vereinbarung herbeizuführen. Verweigert der Viehbesitzer die Abgabe, so wird die zustän dige Diehanschneidekommission darüber entschei den, ob und welche Stücke abzugeben sind. Trifft die Abnahmekommission die Entscheidung, daß 1 Stück abzugeben ist, so können dem Viehbe sitzer die durch die Tätigkeit der Kommission er wachsenen Kosten auferlegt werden, und zwar in Höhe von wenigstens 10 Mark. Die gleichen Kosten werden dem Viehbesitzer auferlegt, der die vorher dem Händler zugesicherte Abgabe zu dem vereinbarten Tag oder Preis verweigert. Den zur freiwilligen Abgabe auffvrvernden Händ ler sind die Belege vorzulegen, aus denen ersicht lich ist, wieviel Zentner Lebendgewicht auf das gesamte Ablieferungssoll abgegeben oder notge schlachtet sind. Soweit Notschlachtungen erfolgt sind, hat die Gemeinde die erforderliche Aus kunft zu geben. Auch zu Schlachtzwecken ab gegebene Schweine und Schafe sind auf das Soll anzurechnen. Der seitens der Gemeinde an der Voranfrage teilnehmende Landwirt hat sich genaue Auszeich nungen über oie wegen der Viehabgabe getrof fenen Vereinbarungen (Name, Tiergattung, Ab gabetermin, Wertsklasse) zu machen. 2. Alle bisher noch zur Abgabe bestimmten und angeschnittenen Rinder sind spätestens am 18. November ds. Js. zur Ablieferung zu brin gen. Der neue Umlagezeitraum erstreckt sich auf die Zeit vom 18. November 1918 bis 28. Feb ruar 1919. Innerhalb dieses Zeitraums ist das Jahressoll voll zu erfüllen. Den Zeitpunkt der Abnahme bestimmt in Zweifel- und beson deren Bedarfsfällen die Anschneidekommission. Tiere, die im November oder Dezember dieses Jahres abgegeben werden sollen, sind mit 1 Haarschnitt, die im Januar 1919 abzugebcnden mit 2 Haarschnitten und die im Februar 1919 abzugebenden mit 3 Haarschnitten zu versehen. Da nach den neuen Bestimmungen unter 1 jeder Viehbesitzer sein Ablieferungssoll genau kennt bezw. erfährt, liegt es in seinem eigenen Interesse, wenn dem Händler freiwillig Vieh zur Abgabe zur Verfügung gestellt wirb, denn im Weigerungsfälle sind Kosten gemäß Ziffer 1 zu gewärtigen. Kamenz, am 9. November 1918. Die Amtshauptmannschaft für den Kommnnalverband. Der Arbeiter- und Soldatenrat. kurze NaLrichlen. Staatssekretär Lansing erklärte in einer Note, daß Wilson gewillt ist, die Sendung von Lebensmitteln an Deutschland in günstigem Sinne zu erwägen. Der Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg- Gotha und der Gcoßherzog von Mecklen burg-Schwerin haben dem Thron entsagt.