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i. > 8 V 8 >4 gleich und bleibst brausten.' So eine wie du, die kann ja der Bäuerin net an d' Ehr; aber mir brauchen dich nimmer", sagte er kalt und mar sich wie einer Erlösung dieser selbigen Kälte bewußt. Weil aber die Zenzi abermals den geifernden Mund öffnete, fuhr er geradeso eiskalt fort: „Jetzt wenns d' net gleich gehst — drenten is der Gendarm — siechst eam? Grad geht er von der Wiesen auf d' Straßen. So wahr's an Herrgott gibt in seim Himmel — den Gendarm hol ich, wenns dich net alsogleich druckst." Er drängte die Erboste zur Türe — und zur Türe hinaus. Grad aber seine Eiseskälte erschreckte die Dirn und ließ sie erkennen, daß er seine Drohung wahrmachen werde — grad vor der erschrak sie bis ins Herz. Und verstummte — und ging. Wastl blickte ihr nach. Zweimal ist er jetzt Herr geworden über seinen Zorn; zweimal ist besser als einmal. — Drei Schritte aber von der Tür kehrte die bedenken. <yui mar es auch, dost die Stasi selber beim Bürgermeister ge wesen ist. — „Noch is net der letzte Tag mit uns zwei", sagte er, und er lachte. Wie er abermals die Hand nach ihr ausstreckte, pochte Stasi noch immer das Herz zum Springen. Mit einem Zubeln schloß sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich. , * Wenn Wastl in den nächsten Tagen aus seinen Feldern werkte, siel ihm oftmals ein, wie derweilen die Stasi waltete im Hause; er wandte ein Atem holen lang den Kopf nach den Stubenfenstern. Sooft er an sie dachte — vielmals im Tage —, gärte ihm das Blut in Dankbarkeit und Glück. — Wahrhaftig, gut ist es schon, daß sie seine Bäuerin war, diese Blitzsaubere, diese Fleißige und Aufrechte. Er lächelte vor sich hin; jetzt haben sie schon wirklich umeinander gewußt. Da haben die im Markt reden dürien, soviel es ihnen gelüstete. Sennerin sich nochmals um. „Du kunntst eim leid tun, Bauer'." schrie sie aus vollem Halse und hob drohend die Hand. „Ich lach — daß d' dös net weißt, was der ganze Markt scho is inne worn " * Jetzt griff sie sich in die Röcke und lief, sah nicht mehr zurück, hetzte der Straße Zu, bebend vor Wut und Triumph, aber immerhin ganz ohne Einhalten flüchtig, damit der Wastl sie nicht mehr ereile. Als sie die Straße erreicht hatte, wandte sich Wastl zur Stasi. Sie saß da, tiefgebeugt, das Gesicht in den Händen vergraben — und schluchzte. Wastl ging hin zu ihr und legte ihr sanft die Hand auf die bebende Schul ter. „Muß ma's halt schrei'n lassen, dös Schandmaul", tröstete er sie. „Der derft ma schon die Knochen entzwei- schlagen im Leib; aber ich mein, so eine verlohnt's nicht. Dös weiß ja ein jeds, wie die lügt." Stasi sah zu ihm auf, sah ihm in die Augen; ein so plötzliches Glück leuchtete auf in ihrem Blick, daß es dem Mayn durch und durch einen Ruck abgab. So hinuntergeduckt hat er die Stasi nicht vor sich haben mögen; das hat er schier nicht ertragen. „Beim Bürgermeister bin ich gwe- sen", sagte leise die Frau. „Dös hab' ich mir ausbeten, daß der Schorsch wegkommt, sobald als er wieder werd auf seine Haren stehn können." „Meinetwegen hätt er aber dablei ben derfen", erwiderte der Wastl. „Weilst es aber du selber gfordert hast, daß er gehl, dös mein' ich, werd ich dir doch schon anrechnen." Sein Blick war noch immer in ihrem, und ein Schauder überlief ihn. „Ehgestert", nahm er danach wieder die Rede auf, „ehgestcrt hab' ich ver meint, ich sollt eine Rechnung auftun wider dich. Mir san aber allsamt gar armselige Sünder — net grad bloß du. Der Schorsch, der ist in drei Tag wieder gsund. Er hätt aber gradsognt nie mehr aufstehn können, dös siech ich schon ein." „Dös weiß ich", brachte die Stasi zur Antwort, und immer noch lieicn ihr Tränen über die Wangen. „Dösselbige wär aber meine Schuld gwcsen und net die deinige." „So hab' ich gsagt — und is net wahr gwesen, denn in Serbien, da is's schon auch nicht anders vor sich gangen, und in Serbien, da hast net du mich aufgreizt ghabt, — dös Aufreizen hat's bei mir gar nicht braucht." Er setzte sich zu ihr hin, und aus Erbarmen für sie, aber auch, weil er sich zumindest vor seinem Herrgott gradso tief hat nunterduckcn wollen wie die Stasi, erzählte er der erschütterten Frau von der Schlacht, die er nicht hat vergessen können. Wie er nach dem Kämpfen, als schon keine Gefahr mehr war, dennoch den Serben gewürgt hat. Auch über Stasi lief ein Erschauern. Solch ein Erbarmen war jetzt in ihr, daß es ihr fast das Herz und die Seele gesprengt hätte. „Ich mein' aber", sagte er, als er verstummte, „so ein Krieg, der braucht schon eine Wut; dös kann nur grad unser Herrgott wissen, wieviel Wut als der braucht; da kann man mit'm richtigen Aufhörn net immer parat sein." Wastl ließ auch jetzt noch nicht seinen Blick aus dem ihren. „Dös derfst schon glauben", und ein lastend-tieser Ernst verlieh jedem seiner Worte besonderen Nachdruck — „du derfst es schon glauben, mich g'reut's. Mancher lei g'reut mich in dera Stund." Stasi legte dem Manne die Hand auf die Hand, und dies war zwischen ihnen wie ein Schwur. Tief auf atmete der Wastl. Seine Reue, die war schon gut, und die blieb. Und gut war, daß er die Zenzi lebendig hat aus seinem Hause gelassen; daß er den Schorsch hat können wie einen Bruder Der Zenzi ihre Wut — über die frei lich haben die Leute boshästig gelacht. Ein Gesinde, das von einem groß mächtigen Hof gejagt ist, das hat alle- mal was zum Erzählen; das ist schon so, seit die Welt Bauernhöfe hat und schlechte Almdirnen und Knechte. Und der Bürgermeister hat am Biertisch erzählt, wie die Stasi bei ihm vor gekommen ist — und daß in wenigen Tagen auf ihr Verlangen ein Gefan gener werd aufziehen bei ihr . . . Wie doch die Stasi das Büdel an- lockte und hegte — und letztens am besten ihn selber — und die Blumen stöcke! am Sims — alles Lebendige! Sie schon — sie hat das Lebendige in Hut. Schier wär's zuviel, er hätte einen eignen Sohn; daß er aber keinen hatte, dies verschmerzte er freilich nicht vollends, der Wastl — auch heute noch nicht Hätte er den aber, vielleicht hinge sich sein Herz mit allzu ungestümer Freude an sein Stückel Erde und sein Gehöft — und er möchte gar nimmer hinaus in den Krieg, wohin er doch bald wieder hat fortziehen müssen . . . In diesen selben Tagen vergaß die Stasi den Krieg und alle Leiden und Widerwärtigkeiten, die er den Men schen brachte. Sic lebte ticfatmend in einem ganz besonderen Lande und Reich. Eigentlich allein mit dcmManne, dem Bauern. So hatte sie es damals bei ihrer Hochzeit vermeint — und jetzt war es ihr doch noch geworden. — Tie stand am Herd, stach die Nadel in grobes und feines Zeug, scheuerte die Eimer und Tiegel, warf den Hühnern ver stohlenerweise Körner vor - aber die Glieder waren ihr schwer und leicht, auf eine merkwürdige Art, von ihrem seligen Mut und Herzen her. Ob im Markt ein Gerede ging über sic und den Bauern — oder nicht — kaum wandte sie darauf ein flüchtig Gedenken. Nur — sooft cs ihr beifällt, daß der Wastl wieder hinaus soll in den Krieg und in die Gefahr — dann erwacht sie zu einer brennend-tiefen Qual. Kann denn das sein, daß sic von ihm gerissen werden darf und soll'? „Werd denn dersclbigc Krieg gar nimmer ans?" sagte sic eines Abends abgcwandten Gesichtes zu Wastl. Wastl besann sich: Jetzt hat auf einmal der Krieg auch ihm als ein Leidiges gegolten. Sein Blick ging hin über die Frau, durchs Fenster, auf seine Wiesen und zu Stasi wieder zurück. „Da kann man halt nir machen", erwiderte er still. Am selbigen Tag kehrte gegen Gebelläutcn der Herr Dekan ein im Sec- baldhos. Allerhand Reden waren bis in den Pfarrhof gedrungen, zuletzt aber doch auch, was ihn erfreute: daß der Wastl des kranken Knechtes gepflegt hat, daß die Stasi sich an dessen Stelle einen Gefangenen ausdat beim Bürgermeister und dort mächtig auftrumpfte für ihren Mann. Da hat er halt so schöne Dinge bei seinen Sorgenkindern doch selber in Augenschein nehmen wollen. „Nach'm Schorsch möcht ich Nachschau halten", begann er freundlich beim Eintreten, gleich auf den ersten Gruß. „Der is scho wieder vollends beinand", sagte die Stasi. „Ich mein', der verstirbt überhaupts noch net so bald, der Schlawiner", ergänzte lachend der Wastl. Er hat jetzt seinen Herrn Pfarrer mit einer ganz anderen Freude sehen können, als er ihn durch manches Jahr im Markt gesehen hat, und besonders in seinem eigenen Hause. — „Dös hör ich gern." Aber Wastl wurde sogleich wieder ernsthaft. „Ich muß wieder fort in etliche Täg", brach ihm von den Lippen. v/arll ging bin ru cisr Dirn unci packte ris isst sm ^rm. „tetrt gehrt aber gleich uncl Kleid;! cirsuhen." 42 Z" ELbner Wagenbsrs (M.) „Ich hab' sch" ^ch in'n Ptarryvt lommen wollen davor — und ich kimm auch. An bsondern Segen täten mir auch brauchen." Frei blickte er seinem greisen Seelsorger ins milde Angesicht. Bereitwillig gab danach der Herr Dekan dem Wastl und Stasi den ganz besonderen Segen, wie sie hinknieten vor ihm. Was wird denn jetzt die Vierlingerin sagen? fuhr es ihm dabei durch den Kopf. Der Herrgott ist halt doch um einiges schlauer und weiser sogar als dieKIösterlmeierin. Das wird er ihr nächstens schon nahelegen — der Veronika. Danach besann sich der Herr Dekan, wie er die Mäuler im Markt zum Stillstehen bringen könnte; denn das Geschwätz um die Seebald verdroß ihn gar sehr. — Er faßte einen absonderlichen Plan und führte ihn aus. Als die Predigt am Sonntag zu Ende war (der Wastl hatte davor beim Dekan so ausführlich und demütiglich gebeichtet wie seit seiner Bubenzeit nicht mehr), blieb der greise Pfarrherr eine Weile, still und stumm auf der Kanzel stehen. — Als die Berchtesgadener sich ge rade zu verwundern be gannen, fing er nochmals zu sprechen an, aber mit einer ganz anderen Stim me als die, mit der er vor her über die Güte der lie ben Himmelsmutter ge sprochen hatte. „Bei uns im Markt sind dir etliche Leut", sagte er streng, „über die ich mich als euer alter Seelsorger ärgerlich verwundern muß. Unsere Soldaten sind aus gezogen und haben zu un serem Stolz ihre Pflicht als Christen und Deutsche und Bayern getan. Einige ha ben gar durch eine beson dere Tapferkeit unseren Markt zu einem überaus guten Namen gebracht. Ader da gibt's Leimsieder bei uns, denen das scheint's nicht paßt. Die möchten, kommt mir vor, überall selber die Besten sein, wo sie die Allermindesten sind. Also fallen sic über die b'sonders Tapferen her und studieren an ihnen herum, ob sie nichts ausfindig machen könnten, was so schiech ist wie sie selber. ,Der hat 's Eiserne, sagen sie; .aber das hat er bloß, weil er von Geburt her ein Wildling ist; dem wird's leicht, der möcht gar nichts anders als ein Abkrageln; was Bessers, das versteht er nicht. Und sein Weib — habt ihr's gsehen, wie die die Ras in die Höh haltet? Die hat's grad nötig . . .' Und jetzt kommen Ue mit ganz abfchenUetzen LügengejSKSY^^^er Vie Nek- ßige Frau, die ihren: Mann im Feld feinen Acker and L»of in defter Ordnung erhält." Hier machte der Herr Dekan eine Pause. In der Kirche hätte man schier ein Papierblattel niederfallen hören. Dann fuhr er mit einer Donnerstimme fort, die die Berchtesgadener nicht mehr an ihm gehört hatten, seit damals am Königsee drei besoffene Bauernburschen eine Jungfrau überfielen: „Diese miserablen Schand mäuler und Teufelslügner, diese Ehrabschneider und hundsniederträchtigen Undeutschen — die sind eine Schmach und Schande für unseren Markt. Wenn sie's nicht lassen, ihr Geschwätz, nacher werd ich von der Kanzel ihre Namen verlesen. Bsondere Zeiten — bsondere Umständ. Ich hab' euch gwarnt!" — Da wollte auf einmal in ganz Berchtesgaden keiner mehr von denen sein, die über den Wastl und die Stasi jemals etwas Schlechtes gewußt hatten. — Ms sich nach dem Hochamt derBrenner- wirt mit seiner Wirtin heimwärts wandte, lüpfte ein jeder seinen Hut beson ders tief und freundschaft lich vor ihnen. Am Montag aber nach diesem denkwürdigen Sonn tag rückte der Wastl wieder ein bei seinen Leibern. Nach drei Wochen schrieb ihm die Stasi: „Der Schorsch ist weg; ich hab' einen russischen G'fange- nen. Den hab' ich schon anglernt. Laßt sich nir Schiachs von eam sagen. Der Milusch is neinkom- men ins Lager. Der Herr Dekan hat keine Leut von der Kanzel verlesen brau chen." 24. Schon dreiMonate stand der Wastl wieder im Felde. Diesmal aber ließ er die Stasi nicht um Nachricht schmachten; oftmals schrieb er ihr, manchmal gar einen langen Brief. Immer wußte sie, wie es um ihn beschaffen war, und daß er sich zur rechten Zeit nach ihr sehnte. — Es ging ihm gut, zuerst in Tirol und dann gar drunten in Italien, wo die Leiber für einen besonders harten Kamps mit den anderen Älplern eingesetzt worden sind. — Schon sagten die Kameraden vom Wastl, er sei gegen die Kugeln gefeit, und die vielerlei Krank heiten wagten sich auch nicht an ihn heran. (Fortsetzung folgt) Io cler 8a>erirchsn Ortmark lebt Oeutrchlanclr älterter 8^-^Zann. — 8tabr-Lhst l_utrs überbrachte Oberrturmlührer Kottmann in prsrrack, clsr reinen ?5. Osburtrtag beging, clie Olückwünrche unct clar 8ilci ^clolt Kitlsrr. -iulnakm«: KO 51 ? k O ö khl... „Zchmsckt'r richtig octer isblt noch war?" — In clsr Kücks clsr Kaur- haltangrrchuls clsr berliner bst- tsversinr, clsr kürzlich »ein 75- jährigsr 8srtshsn tsisrn konnte. Lin 5tückcksn lock«. — Oberleutnant Zctiwarrmann tüttert Lkrirtl Lranr, unrore visltachs iVsltmeirtsrin, unck cler Lükrer clsr cleut- »cksn ^onnrcbott, Ltsitter, rckout bslurtigt ru. — Lin nette; 8ilcl von clsm Lmptong clsr 5kimannrchattsn im Lsrtraal in Oarmirch- Lartenkirchsn anläßlich cksr V. Internationalen iVintsrrportvrocbs. 43 . . . blncl eins Kortprobv von clsn Lrühlingrnsuhsiten einer ^octe- haursr. — Lin Kachmittagrhut aur rckvrarr.Iatt mit gsrtspptsm kanct. ^oclsll Korn. Llumen: klairon.