Volltext Seite (XML)
l's eM Hinterfotziger und Auftrunlpfer.' — „Dos is mir bis zur jetzigen Stund noch gar nie so vorkemmen", erwiderte die Frau. „Hat man schon mit eam auskommen können. An Knecht muß ich alleweil doch schon haben auf'n Hof." „Da is dir nacher a solchaner lieber", entgegnete spöttisch der Wasil, „der wo sauber is und grad gwachsen. Mir aber paßt der nicht; a Knecht, der wo sein Bauern für nir haltet, den mag ich nicht brauchen." Stasi hatte es auf der Zunge^daß, wo der Bauer nicht daheim ist und nur grad alle drei Jahre für etwelche Tage auf Besuch kommt, die Bäuerin muß mit dem Knecht auskommen können, nicht aber der Bauer. Aber sie verbiß diese Antwort. Der Wastl mag sie ihr jedoch vom Gesicht abgelesen haben. So ist schon an diesem Abend wieder ein Unausgesprochenes und Fremdes zwischen ihnen aufgewachsen, oder eigentlich mehr ein Dawiderstehen. Vor dem Krieg haben diese zwei mitunter in der Woche keine hundert Worte miteinander gesprochen. So war dies jetzt freilich nicht mehr; die Über raschung des Wiedersehens hatte ihnen die Zungen gelöst — darum galt dies Fremde schon eher als ein Streit und eine Eifersucht denn als eine zehrende Bitterkeit. — Hinter alledem, das begriff Stasi ganz deutlich, drohte ein Verborgenes, schier ein Ver dacht, auf den in früherer Zeit dem Wastl der^inn nicht gestanden hat; ein Verdacht, der sie hätte erbosen sollen. Er erboste sie aber nicht so stark wie das andere, daß ihr nämlich der Wastl die Herrschaft auf dem Hof streitig machen wollte. Hat etwa sie, die Frau, den Wastl so lange von daheim ferngehalten? Jetzt allerdings war ihr die Herrschaft auf ihrem Acker an die Seele gewachsen. Kann schon so kommen, daß es da noch hart auf hart gehen wird zwischen ihr und dem Mann; aber da kann sie dem Wastl schon gar nicht helfen, sie wird sich die Herrschaft nicht vollends wieder entreißen lassen. 17. Am nächsten Morgen saß Stasi mit Wastl beim Brotzeitmachen. Die Helle Sonne lugte zu den Stubenfenstern herein; es ging friedlich zu zwischen dem Mann und der Frau. „Der Lenzer-Quirin", erzählte derWastl, „der ist dir schon einer! Wie mir eingrückt sin in Tirana, da hat's eam a Pflaumen baum antan. Noch ist gar nicht Feierabend gwesen, da ist er schon auf demselbigen Pflaumenbaum naufgstiegen; dem Bauern sein Hund hat's aber nicht leiden mögen und hat ihn von hinten her Verwischt. Den ganzen Hosenboden hat er ihm außigrissen. Wie aber der Quirin runter ist von dem Pflaumenbaum, da ist grad unser Leut nant daherkemmen. Dem Quirin is gar nichts anderes nicht übrigblieben, als daß er sich unter dem Baum hingsetzt hat mit seim bloßen Hintern. ,Was ist denn das, Quirin?' hat der Leutnant gfragt, ganz erstaunt. ,Was hockst denn da wie eine Henn auf ihran Ei?' — .Verzeihen S' halt recht schön, Herr Leutnant', hat der Quirin zur Antwort geben, .mich hat der Hund verschreckt — und jetzt hab' ich an bösen Krampf in der Waden.' Ich hab's aber dem Herrn Leutnant verraten, wie als dös wirklich gwesen ist — und dös kannst dir scho denken, daß mir danach den Quirin net schlecht derbleckt haben." Stasi lachte, und Wastl lachte auch. Gleich danach aber wollte Wastl zur Tenne. Da kanien etliche Kinder in den Wirtschaftshof, die auf Krachsen Aste vom Windbruch beim letzten Sturm herzütrugen. Stasi hatte sie dazu angestellt. „Wo sollen mir dös Holz Hinschichten?" fragten die Kinder den Bauern. Schon wollte Wastl Stasi herzurufen; dann aber schoß ihm der Wider wille auf, sie sogar um ein so Kleines um- Rat zu fragen. „Leerts euerne Klaren da her!" gebot er darum den Kindern, und diese taten nach seinem Wunsch; vor der Tennentür schütteten sie einen Holzhausen hin. Da wird die Stasi das Holz finden und nach ihrem Willen tun, dachte der Wastl. Kaum eine Stunde später kehrte Schorsch aus dem Markt zurück, wo er die Eier abgeliefert hatte. Er traf Stasi in der Stube. „Bäuerin", erzählte der Knecht, „der Bürgermeister hat mir angeben, daß morgen um fünf Uhr auf dem Bürgermeisteramt die Hofhalter vorsprechen möchten. Die wollen, soviel als ich ghört hab', in der Stadt einen Soldatentabak machen aus Buchenblatteln, so schnell, als es geht. Jetzt soll ein Rat gehalten werden, wie daß die Blatteln am ehesten hergeschafft werden möchten. Geht's Ihr 'nein aufs Amt, Bäuerin, oder der Bauer? Der Bauer ist doch schon lang nimmer da, wenn wir werden die Blatteln aufsammeln müssen." Stasi entgegnete gar nichts. Da würde sie halt, dachte sie für sich, vorerst Namen hallen. Sie ging auf den Wirtschaftshof hinaus, zur Ausschau nach dem Bauern. Indes sie ihn suchte in Stall und Scheune, war der Wastl nirgends auf zufinden. — Hingegen sah sie neben der Tennentüre den Haufen dürrer Aste. Das sind dir aber nichtsnutzige Kinder! dachte sie voll Arger. Sie rief nach der Wawen um Bescheid. „Der Bauer hat's ihnen gheißen", sagte die alte Magd. „Wie sie ankem men sin, is der Wirt bei der Tennentür gstanden." Jetzt ärgerte sich Stasi erst recht. Das kam davon, weil sie selber auf dem Hof das Regiment nicht weiterführen sollte. Das konnte ja schön werden, bis der Wastl wieder hinaus müßt^zu seinem Regiment. Bis dahin war Zeit genug, daß ihr das ganze Gehöft und seine Ordnung durcheinanderkam . . . Also — im Stall traf sie den Bauern so wenig wie in der Tenne oder im Schuppen. Darum wandte sie sich nochmals an Wawen, die ihre gewaschene Wäsche hinter dem Hofe schön auf den Rasen Hinbreitele. „Hast d' den Bauern seildem gsehen, seil er die Kinder dös Holz Hal hin schmeißen gheißen?" — „Jetzt nimmer", kam ihr zurück. „Ich mein', er ist den, Huberhof zugangen, wie er von, Weizen acker heimkemmen ist." Danach hat der Wastl wohl den Anderi aufgesucht; war ja am gestrigen Abend schon einmal die Rede davon. Zum Mittag essen wird er auf jeden Fall seinen Weg in den Hof zurückfinden. Bis dahits muß halt die Stasi ihre Antwort wegen des Bürger meisteramtes verschieben. „Wenn der Wasil so am hellichten Tage umeinander- strabanzt", sagte sich Stasi, „wird's ja bei uns immer schöner, wenn ich derweil nicht anschafsen derf." Sie ging daran, ihr Mittagsbrot zu bereiten, und zog gerade einen Nudelteig — aus, als der jüngste Huberbub bei ihr vor sprach, der bei der Kriegserklärung damals noch fast ein Kind gewesen war. Jetzt ist er hochaufgeschossen und wuchs sich letzterer- zeit zu einem richtigen Mannsbild aus; alle Tage wurde er seinem Vater von besserem Nutzen. „Ich soll bstellen", begann dieser Huber bub, „daß der Wastl mit dem Ander! nauf ist ins Holz; er werd kaum heimkemmen z' Mittag; ich hab' ihnen von der Mutter einen Wurstzipfel nauftragen müssen und ein Brot." Stasi hielt ihre abfällige Mei nung in guter Hut. „Wie geht's nacher der Mutier, Michel?" erkundigte sie sich. „Alleweil net zum schlechtesten", kam ihr die Antwort. „Von meine Brüder is aus'm Feld a Karten kemmen heut früh. Da fallt ihr alleweil ein Stein vom Herzen, wenn sie eine solchane kriegt." Mittlerweile war wirklich der Wastl beim Anderi im Wald. — Als er vor drei Stun den den Huberhof erreichte und seinen ehedem liebsten und schneidigsten Kameraden auf einem Hocker! antraf beim Löffelschnitzeln, war der Brenner wirt ganz verhofft. Zwar hatte er schon vom Quirin erfahren, wie es mit dem Ander! bestellt war — etwas anderes ist es aber, von solch einem Unglück zu hören, als es mit eigenen Augen zu sehen. Dem Wastl stieg eine quälende Wärme vom Herzen bis zu der Stirne, und er mußte sich abwenden, um dem Ändert von seiner inneren Bewegung nichts zu verraten. — „Weil du nicht nunterkemmen bist zu mir, hab' ich wollen zu dir raufkommen", sagte er frisch daher, indes der Ändert langsam auf. stand von seinem Hocker! und dem Wastl vornübergeneigt die Hand bot, ohne den Blick zu ihm zu heben, so, als horche er mit unheimlich genauer Aufmerksamkeit auf jede Silbe des Gefährten früherer Zeiten. Dem kam plötzlich ein Einfall. „Du", sagte er eifrig, dem Ander! nur irgendwie seine Teilnahme zu beweisen, „in mei'm untern Wald hat der Sturm einen Tannenbaum umgriffen. Da kunnt ich dir etliche Ast abtassen für dein Schnitzen." Wenn er mit dem Freunde nur erst aus der Stube fort war, darin die Huberbäuerin von ihrem Knödelteig aus feuchten Augen trübselig zu ihnen herüberblickte, wenn er den Ander! nur erst in der freien, frischen Waldluft für sich allein hatte, dann wäre es schon ^besser. Anderi verzog den Mund. „Mit dem Umeinanderkrachseln hab' ich's nimmer", brachte er fast höhnisch heraus. „Da brauchst net krachseln", wehrte der Brennerwirt. „Zu meim untern Wald geht's schön gradaus hin." Ander! bekämpfte nicht länger Wastls Absicht. Vielleicht sehnte er sich ins geheim selber nach einem freien Wort mit seinem Freunde. Er griff nach seinen zwei Stecken und seinem Hute. „vö; seil >5 schon hart", sagte er uncl klickte V/astl srnst in clis ^ugsn. 6 8 A -8 L ^>»8 k o 'N 'N s- Ls-rL X ft > j > I ft L^ftftN Line Säusrin au; 5t. Oswalcl mit ihrsr klonclsn lochtsr. « 8 kechts: In clsr Küche, an ciersn rauchctunklsn Wänden clos I-tan6v,srk;rsug <je» Sauern hängt, wirci gsnachtmalt. Links: In clsr ksmaltsn alten Orohsltsrn-Iruhs hskt clis lungkäusrin ihr Leinsnrsug aut. LkarloNvntrurg 4 unU 1. Kschts: Kärntner Ssrg- kauer, sinsr clsr ^ltsn, clis jetrt, cta clis 5olcla- tsnsöhne clrsuhen tür clas Vatsrlancl Kämpfen, ihr« Kratt sin rwsitss- mal ctsm htots schenken. (General Dietl, clsr 5ieger von dtsrvik, kam kürzlich nach Kärn- tsn, ctsm schönen ostmärkischsn Ssrg-uncl 5senlancl, aus ctsm viels ssinsr taptsrsn lager stam men, uncl wurcts, wo immer er sich rsigts, von clsr Ssvölksrung stürmisch degrüht uncl geteisrt ^-8 p: Li S s Li. o T-Q L-