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zwilchen denjenigen Bestimmungen, die bereits eine end- ! Fassung bekommen haben, und denjenigen, welche erst durch die NeiumisnonSberntuugc» der nächsten Monate entschieden werde» sollen, dazu gehört bekanntlich die Frage der Kriegsentschädigung und die Auslieferung deutscher Staatsbürger. Die deutsche Antwort würde nun der Bereitwilligkeit Ausdruck zu geben haben, die endgültig abgefaßten Teile des Friedeusvertrages zu unterzeichnen unter der Voraussetzung, das; Deutschland zn den Kom- missiousberatnugen über die noch unentschiedenen Punkte hinzugezogen wird. * Englische Drohungen. Wie die Londoner Blätter berichten, hat England alle Maßnahmen getrosten, um sofort nach Verweigerung der Unterfchrilt die deutschen Ostseehäfen zn blockieren. — Reuter erfährt, daß das .Riesenluftschiff „E. F. 34", voll ausgerüstet mit Bomben uud Maschinengewehren, den First of Fjord verlassen hat, um einen Flug über die deutsche Küste zu machen. Die britische Flotte hat für den Fall, daß Deutschland sich weigere, den Friedens vertrag zu unterzeichnen, ihre Befehle erhalten. Sämt licher Urlaub wird aufgehoben. Der Erfurter putsch. Verhängung des Belagerungszustandes. Erfurt, 19. Juni. Nach der Warnung der Neichsregiernng an die Arbeiter, sich nicht aufheheu zu lassen, wurde jetzt das Eiscubahndirektionsgebäude in Erfurt durch Truppen deS Landjägerkorps unter General Märckcr auf Befehl der Neichsregiernng beseht, weil Beamte und Arbeiter der Eisenbahndircltion Erfurt ihre „willkürliche Demokrati sierung" durchsührten sowie den Eisenbahnpräsidenten und verschiedene Dezernenten absehtcn. Die Truppen waren beauftragt, die alten Beamten wieder einzusehen. Es fanden Verhandlungen mit den Beamte» und Arbeiter« verbänden statt. Rian beschloß, mit der Negierung in Verhandlungen einzutreten. General Mürcker will eben falls bei der Negierung vorstellig werden und forderte die Versammlung auf, das Ergebnis feiner Unterhandlungen mit der Negierung abzuwarten. Im Laufe des Tages nahm die Menge eine feindliche Haltung gegen die Posten der Negierungstruppen ein, die Schreckschüsse abgaben. Infolgedessen wurde der Belagerungszustand verhängt. Das Gold -er Entente in Oberfchlesien. Inszenierung der Streiks. Breslan, 16. Juni. Allmählich ist man den Urhebern der Treibereien in Oberschlesien auf die Spur gekommen, die dort dauernd Unruhen und Streiks stifteten und die Losreißung von Deutschland propagierten. Es sind Engländer und Franzosen. So fand man einen Brief des Franzosen Barros, in dem es heißt: „DaS Geld ging Ihnen zu. Für 1500 weitere Per sonen in Oppel», Benthe» und Nntibor schicken wir cS durch CH., und man sagt nuS, daß cS seine Wirknng tut. Je weniger wir mit einer etwaigen Volksabstimmung warten, nm so sicherer sind wir, das; die Deutschen unter unserer Aufsicht weniger Stimme» erhalten. Mache» Sie de» Deutschen klar, daß wir den Oberschlesieru ihre Habe konsiSzicre» werden »nd die jnngcn Leute zn arbeite» zwingen, indem wir sie nach Frankreich schaffen. Wir köuuc» nicht dulde», daß ei» so großes Laud wie De«tsch- la»d u»S Widerstand leistet. Grösse» Sie S., der Jttstizrat Czapla schreibe» wird. Ich schicke ihm die nötigen Fonds." Daun heißt es weiter au anderer Stelle: Außerdem wird Charlep, der mitkommt, das Nötige für die Streits inszenieren. Unser Kollege Williams ist der Überzeugung, daß die Schlesier sich an den Polen rächen wolle», aber sie werde» es nicht können, weil wir die Unzufriedenen deportiere», ebenso wie wir es am Rhein machen, und jede Zeitung, die heute noch für Deutschland eiutritt, lvird von uns ausgeschlossen. polnische Rundschau. Deutsche« R»iS. 4 Angebliche Bildung von Ostrcpubliken. Amtlich wird mitgeteilt: „Angeblich hat Geheimrat Cleinow in Bromberg in der Sitzung des dortigen Volksrates ange kündigt, daß zwei selbständige Ostrepubliken in Bildung begriffen wären. Er soll sich dabei als Beauftragter des Fünszehneransschnsies der Abgeordneten des Ostens ans» gegeben und behauptet haben, daß er nebst drei Beamten das Direktorium bei einer dieser Republiken bilden werde. Wenn diese Nachricht zutrifft, so liegt darin eine in keiner Weise zn entschuldigende Anmaßung des Herrn Cleinow vor. Die Volksräte sind rein private Organisationen. Weder sie, noch Herr Cleinow, der weder dem Fünfzehner- nusschuß noch überhaupt einer der Volksvertretungen an gehört, habe» die geringste Legitimation, namens des Fünfzehneransschnsses oder der von ihnen benannten Be amten zu sprechen. Über die im Osten zu ergreifenden Maßnahmen werden die Reichsregierung und die preußische Regierung im Eiiivernehme» mit den Abgeordneten des Ostens gemäß dem wiederholt bekanutgegebeuen Grund gedanken entscheiden." * Englische Aumaftttng ini Baltik»»!. Der Kommandeur der deutschen Truppen im Baltikum General v. d. Goltz erhielt anläßlich eines Zusammenstoßes zwischen lettischen Truppen und baltischer Landeswehr ein Telegramm des englischen Generals Gagh, das in Form eines Befehls die sofortige Zurückziehung der baltischen Landcswehr fordert. General von der Goltz hat hierauf geantwortet, er habe von dem englischen General keine Befehle entgegenzunehmen, die zuständige deutsche Stelle werde auf diplomatischem Weg eine Antwort erteilen. Die Waffeiistillstandskomniission und das Auswärtige Amt haben daraufhin in Über einstimmung eine Antwort ausgearbeitet. '1- Bildung von Landkrankciikassc». Der Gesetzentwurf über Landkrankentässen, Kässenangestellte und Ersatzkassen ist der Nationalversammlung zugegangen. De» Mitgliedern der Landtrankeukassen soll, wie den Mitgliedern anderer Kassenarten, bei den Wahle» der Kassenorgane das gleiche Wahlrecht emgeräumt werden. Den Kassenangestellten, die vor Erlaß der angefochtenen Verordnung vom 5. Februar 1919 die Rechte der gemeindlichen Beamten bereits hatten, null der Entwurf diese Rechte wahren. Er legt weiter den Arbeitgebern uud Kassemuitglicdern die Verpflichtung auf, ihr Beitragsdrittel unmittelbar au die Ersatzkasie« abzuführen. 4- Erleichterte Anstellung von Referendaren. Bisher bestimmte die Pcüfmlgsordmmg, daß das Gesuch um Er- nemumg zu Referendare» abzulehnen sei, wenn der siandidat nicht nachweile, daß ei» standesgemäßer Unter halt für fünf Jahre gesichert sei. Diese Vorschrift ist jetzt durch eine Verfügung des preußischen Justizministcrs am- zeboben worden. ck- Polnische Drohungen. Der polnische Oberste Nat in Posen hat an die deutsche Negierung eine Note gesandt, in der es heißt, daß als Antwort auf die Einstellung von sechs volinscben Zeitungen in Oberschlesien und Westpreußen vid die Verhaftung und Verfolgung polnischer Journalisten und Mitarbeiter dieser Blätter mit gleichen Schritten regelt deutsche Zeitungen und deutsche Journalisten in Posen oorgrgangeu werde, falls die deutsche Negierung ihre» Stcmdvuntt nicht in kürzester Zeit ändern sollte. 4 Kapitalabwandcrimg unter dem Schuh dec Entente. Aus dem linksrheinischen Gebiet und den anschließenden Gegenden rechts vom Rhein wird in der letzten Zeit eine sich immer verstärkende Kapitalabwanderung nach Frank reich gemeldet. Man zahlt 230 bis 250 Mark für 100 Frank, nm französisches Geld in die Hände zu be komme». Die linksrheinische» Behörden sind bei dem Versuche, einzuschreiten, auf den Widerstand der Ae- satzungsbehörden gestoßen, die diese Vorgänge mit allen Mitteln unterstützen. Ungarn. X Ein »eneö Ultimatum der Eulente. Wie bestimmt verlautet, hat der Nat der Vier in Pans am 14. Juni ei» Ultimatum an Bela Khun gerichtet, das diesem an; 15. Juni zugestellt wurde und ihm eine viertägige Frist setzt, innerhalb welcher die Feindseligleiten einzustellen und die beichte» Gebiete zu räumen sind. Falls Bela Lhnn das Ultimatum unbeantwortet läßt oder es ablelmt, wird eine grobe militärische Aktion gegen Ungarn nmer- iiommen werden, an der sämtliche Ententestaaten teil- aehmen werden. Großbritannien. X Bildung cmeS radikale» Ministeriums? Es ver lautet, daß Lloyd George die Absicht habe, unmittelbar »ach Unterzeichnung des Friedens die Negierung in Eng land umzubilden und an die Spitze eines Kabinetts ans radikale» und sozialistischen Ministern zu treten. Weiter wird behauptet, daß sich auch in Italien die gleiche Ent wicklung vollziehen werde. Frankreich. x Sturmszeucn in der Kämmer. Bei der Beratung in der Kammer über die Politik in Rußland kam es zu heftigen Szenen. Minister Pichon erklärte, der Friede sei noch nicht gezeichnet, und die Anwesenheit Deutscher an der Spitze der russischen roten Heere sei eine Ver- > letzuug des Waffenstillstandes; immer wieder mache man Deutschland diesbezüglich Vorhaltungen. Mehrere andere Redner griffe» die Politik der französischen Regierung in Rußland an. Plötzlich erhob der Royalist de la Haye die Anschuldigung gegen die sozialdemokratische Partei, sie habe von Deutschland 80 Millionen Frank erhalten, um die gegenwärtigen großen Streiks zu organisieren. Es sei unbegreiflich, daß die französische Regierung, welche Beweise für diese Geldliefermig Deutschlands habe, die Führer der sozialistischen Partei in Freiheit lasse. Schließ lich erlangte die Regierung doch noch ein Vertrauens votum. Nus Zen und Ausland. Berti». In der preussischen Landesversammlung wurde ein Antrag auf Wiederciiifühnmg der Zwangswirtschaft für Eier abgclehnt, ein Antrag aus staatliche Regelung der Bekleidungsfrage angenommen. Weimar. Der Versassungsnusschuß der National versammlung beendete die zweite Lesung des Verfassungs» enlwurfs und schloß damit seine Arbeiten ab. Erfurt. Infolge der Eisenbabnerbewegung im Mrektionsbezllk Erfurt sind Lnndcsjäger unter Führung des Generals Märker nach Erfurt entsandt worden. Hannover. Die sämtlichen Senatoren der Stadt Hannover haben ihre Amler nledergclegt. Sie haben sich er boten, bis zur Wahl der neuen Senatoren in ihren Stellungen beim Magistrat zu bleiben. Budapest. Das Ungarische Tcl.-Korr.-Burcau meldet aus Everjes, daß dort die slowakische Räterepublik aus- gerufen worden ist. Butnrest. Eisenbahner und Elektrizitälsarbeiter sind in den Aus stand getreten. Eine Ministerkrisc hat eingesetzt. Die EmwiM-enmg m Amerika. Fernhaltung unerwünschten Zuzugs. In Amerika beschäftigt mau sich gegenwärtig mit einem großzügigen Plan für die Umgestaltung des ge samten Eiuwanderungsweseus. Die Einwanderung von Arbeitern soll noch zwei Jahre verboten bleiben und hier auf, je nach dem Urteil einer zu schaffenden Einwande rungskommission, gegebenenfalls noch für ein oder zwei weitere Jahre. Damit will man einer Überschwemmung mit unerwünschten europäischen Elementen vorbeugen, die sonst mit Freiwerden der Transportgelegenheiten zu ge wärtigen wäre, und die die Löhne drücken, die Arbeits losigkeit vermehren und zu große» Unruhe» und Aus ständen politischer und wirtschaftlicher Natur führen müßte. Nachher sollen folgende Grundsätze, die für alle Völker gelten würden, ausgestellt werden: Die Volks zählung von 1920 soll eine Grundzahl ergeben, die be stehen würde aus der Zahl der naturalisierten Einwanderer eines bestimmten Volkes und den in Amerika geboreneil Kindern der Einwanderer dieses Volkes. Jedes Jahr soll nun die Erlaubnisgrenze für die Einwanderung einen Prozentsatz dieser Grundzahl darstcllen (von 3 bis 10 oder von 5 bis 15"/»). Die Ein wanderungslommission soll das Recht haben, innerhalb dieser Grenzen den anwendbaren Prozentsatz von Fall zu Fall festzusetzen. Infolge dieser Lösung der Einwande rungsfrage würde, wie man glaubt, die nicht sehr er wünschte japanische Einwanderung sofort auf etwa die Hälfte der gegenwärtigen jährlichen Zahl herabgesetzt. Sie würde dann langsam wachsen, aber 1935 immer noch 40 °/o unter der Einwanderung von 1917 stehen. Die chinesische Einwanderung würde bleiben, wie sie jetzt ist setwa 1900 Personen jährlich). Die italienische Ein wanderung würde um etwa 65"/» der Einwanderung vor dem Kriege herabgesetzt. Aus Osteuropa würde ein sogar noch geringerer Prozentsatz in Frage kommen. Dagegen würde aus Nordwesteuropa (Deutschland, Skandinavien usw.) ein weit gröberes Kontingent zugelassen, als die Linwauderung vor dem Kriege betrug. Das Werben um Auswanderer. Argentinische Lockrufe. In Amerika rechnet man allenthalben stark damih daß bald nach dem Friedensschluß in Europa, und zwar nicht nur iu den zu Boden geworfene» mittelenropäiuheu Ländern, sonder» auch in den Ländern der Sieger eine starke Auswandcrungsbewegnng einsetzeick »nd daß diese Bewegung sich vornehmlich nach jungfräulichen, der Kultur noch nicht erschlossenen Gebieten Südamerikas riä ten wird. Der Hauplstrom der Auswanderer soll in Brasilien und Argentinien münden, und es ist zwischen diesen beiden Staaten schon heute ein reger Wettbewerb, der die An lockung und Gewinnung unverbranclster europäischer Arbeitskraft zum Gegenstand hat, embrnnnt. Besonders eifrig erweist sich dabei die Argentinische Republik, die rcklamehaft aller Welt verkündet, was sie den Euro päern zu biete» vermag und sich, zumal arbcitssreudigen und unternehmungslustigen Deutschen, als ein modernes Land Kanaan, iu dem Milch und Honig fließt, nnpreist. Europäische Kolonisten sind schon vor 400 Jahren nach Argentinien gekommen; trotzdem mußten die un geheuren Hilfsquellen dieses Landes durch all die Jahr hunderte so gut wie brach liegen. Argentinien erzeugte nur, was es zur Selbstversorgung nötig hatte. Im übrigeil wurde alles der gütigen Natur überlassen; Vieh und Pferde trieben sich herrenlos in ungeheuren Herden herum, die Getreideselder wurden fast gar nicht bearbeitet. Brotfrucht wuchs als Geschenk eines verschwenderischen Himmels, und so blieb es im großen und ganzen bis zur Revolution im Jahre 1810, wo die jede Entwicklung hemmende spanische Verwaltung verjagt wurde und ziel bewusst handelnde Männer die groben Möglichkeiten des Landes zu erschließen begannen. Zunächst wurde die Einwanderung mit allen Kräften gefördert. Die Erfindung der künstlichen EiserzensLng und die Gefrierfleischindilstrie wurden die Hnuptfallolen des Aufblühens. Zuchttiere aus Europa wurden, da man die Qualität der heimischen Rassen verbessern wollte, zu fabelhafte» Preise» eingesührt. Die Bahnen wurden von den Engländern erbaut. DaS argentinische Aahnnetz hatte 1911 bereits eine Gesamtlänge von 31000 Kilometer, während z. B. im ehemaligen Österreich das Bahnnetz zu jener Zeit kaum 23000 Kilometer betrug. Während aber iu deu ehemals österreichischen Ländern auf de» Kilometer Bahnstrecke 1256 Einwohner entfallen, ist dieser Bahn- Kilometer in Argentinien mir mit 226 Menschen besiedelt; Die Einwohnerschaft ist in nationaler Hinsicht denk bar gemischt, das italienische Element überwiegt aber bei weitem; doch verleihen die Nachkommen der ersten spanischen Einwanderer dem Laude den spanischen Charakter. Die Kinder fremder Einwanderer, die in Argentinien zur Welt kommen, gelten nach de»; Gesetz als argentinische Staatsbürger. Die großen Unter nehmungen und Kapitalsanlagen sind fast ausschließlich von Fremden geschaffen. Mit Ausnahme einiger poli tischer Rechte sind dem Einwanderer dieselben Freiheiten, Zivilrechte und Zusicherungen wie dem Einheimischen gegeben. Eingewanderte und^ naturalisierte Fremde konnten mehr als einmal hohe Staatsämter übernehmen. Die argentinische Pampa, die „fruchtbare Wüste", gilt nicht mit Unrecht als die heute schon reichste, wenn auch nicht annähernd bis zur vollen Leistungsfähigkeit aus- gcnutzte Korn- und Fleischkammer der Welt. (Immer nach den argentinischen Angaben.) Schneefälle sind in dieser bäum- und strauchlosen, eintönig gedehnten Ebene unbe kannt, der Landmann hat fünf Monate Zeit zum Pflügen und Säen. Der einzige Feind der Landwirtschaft ist die verhältnismäßig mir kleine Strecken heimsuchende Wander heuschrecke. Da alles in den Wintermonalen grün bleibt, hält sich das Vieh auch während der Wintermonate ohne Stallung und Aufsicht im Freien ans. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen beiläufig 20 Nutztiere. Schafzucht wird von Neuseeländern rationell betrieben, großzügige Schweinezucht wartet noch auf Entwicklung und böte deutschen Einwanderern günstige Möglichkeiten. Als Einwanderer gelten Tagelöhner, Gewerbetreibende, Industrielle, Landwirte, Lehrkräfte, Künstler mw. unter 60 Jahren. Sie haben das Recht auf Beschäftigung in dem selbstgcwählten Arbeitszweig, werden mit ihrem Gepäck kostenlos an den selbstgewählten Aufenthaltsort be fördert und haben dort während der ersten zehn Tage Anspruch auf unentgeltliche Verpflegung für sich und alle Familienangehörigen. Das staatliche Einwanderungsanst steht den Kolonisten in jeder Weise zur Verfügung, um ständliche Gewerbegesctze gibt es in Argentinien nicht, die Beschäftigung in einem bestimmten Beruf ist keineswegs an einen behördlichen Befähigungsnachweis gebunden. Hingegen werden die europäischen Diplome von Ärzten, Anwälten, Architekten, Ingenieuren, Tierärzten usw. nicht anerkannt; die Betreffenden müssen vielmehr die an den drei argentinischen Universitäten vorgeschriebenen Prü fungen in spanischer Sprache ablegen. An Industrien hätte die Lederindustrie eine große Zukunft! da die Häute bis jetzt zumeist in rohem Zustand ausgeführt wurden, Was Argentinien den Einwanderern bietet, wäre ans dem hier Gesagten so ungefähr zu entnehmen. Was aber der Einwanderer und Kolonist bieten müßte, wäre un ermüdlicher Fleiß, zähe Ausdauer und gesunder Menschen verstand. Sollte aber mit diesen Eigenschasteu nicht auch in der Heimat noch etwas anzufangen seiu'it L. AuffLsch-ömffche Beziehungen. Der Wiederaufbau der beiderseitigen Wirtschaft So ungeregelt auch alle Verhältnisse in Rußland noch sind, so läßt sich doch erkennen, daß unsere Feinde, die Alliierten, weder bei den Bolschewisten, noch bei dem übrigen Rußland durchaus keine Fortschritte gemacht haben. Sowohl die russische wie auch die englische Presse rechnet schon jetzt mit der Wahrscheinlichkeit, daß nach dem Friedensschluss wieder der Deutsche in Rußland zu maßgebendem Einfluß gelangen wird. Während des Krieges hat inan natürlich den deutschen Kaufmann, den deutschen Unternehmer, den deutschen Ingenieur in Ruß land verfolgt und gehasst, man redete von deutscher „Ver gewaltigung" und belämpfte das „deutsche Joch". Be sonders wurde den Deutschen vorgeworfcii, daß sie in ihren Betriebe» den eigentliche» Russen keinen Raum zur Betätigung ließen. Seitdem ist man aber gerechter ge worden und erinnert sich der vielen Vorzüge, die den deutschen Kaufmann und Industriellen in Rußland vor Angehörigen anderer Nationen anszeichneten. Die Stimmung ist bereits erheblich umgeschlagen, und der Erfolg zeigt sich schon praktisch. In Berlin ist z. B. ein deutsch-russisches Fiuanzsyudikat gegründet worden, das in den Räumen der ehemaligen Unionbank.