Volltext Seite (XML)
Weltgewijsen appelliert, das aber angesichts des ihm an- gcdrohten Unterganges nicht schwach und verzagt, sondern bereit ist, mit der Oriflamme des Rechtes, als der einzigen Waffe, die ein entsetzliches Schicksal ihm lies;, den Kampf aufzunehmen gegen eine Welt von Feinden, die es mit Nachsucht, Mordgier und Ungerechtigkeit ersticken wollen. Und diese Oriflamme des Rechts schwebt beute über allen Gauen, und in Flammeuschrist ist auf ihr das Wort zu lesen, das einst Fichte zum deutschen Volk in gleich tiefer Not sprach und an das Professor Dr. Kahl die Nationalversammlung in seiner Begrüßungsrede am Montag erinnerte: „Es ist kein NuSwcg. So ihr versinkt, so ver sinkt mit euch die ganze Menschheit ohne Hoffnung an etne einstige Wtcdcrhcrstellnng." Unannehmbar! Immer neue Proteste aus allen Gauen. Die Protestkundgebungen in deutschen Landen mehren sich. In Westpreuszen und Schlesien ist in Versamm lungen offen ausgesprochen worden, das; die Bevölkerung einer polnischen Besetzung sich mit bewaffneter Hand widersetzen würde. In der Nordmark ist man ebenfalls entschlosjcn, mit allen Mitteln der Auslieferung an Däne mark zu widerstreben, zumindest in der rein deutschen ssüdlichen) Zone, die für die Abstimmung vorgesehen ist. Starker Protest wird auch aus deu Hausestädtcn laut, wo man einig ist in der Überzeugung, Deutschland müsse in den Stand versetzt werden, durch Arbeit seine Ver pflichtungen zu erfüllen. Volksabstimmung in den bedrohten Gebieten? Die von der Entente der Abtretung geweihten deut schen Gebiete zeigen ihren unerschütterlichen Willen, am Vaterland festzuhalten, nicht allein in eindrucksvollen Masseukuudgebuugen, sondern auch in zahlreichen Tele- »rammen au die Ncichsregierung, diese möge durch Herbei- lührung einer Volksabstimmung der ganzen Welt zeigen, kaff die bedrohten Volksgenossen trotz der Not, ja gerade vege» der Not des Reiches es vorziehen, in feinem Ver sande zu bleiben. Es ist anzunehmen, das; sich die Neichs- wgiernng diesem Wunsche, den das ganze Volk teilen bürste, nicht »erschlichen wird. Man kann daher wohl nit einer baldigen Entschliessung der ReichLleitung in ttesem Sinne rechnen. Das Banner mit den IWnnkten Ebert gegen Wilson. Reichspräsident Ebert hat einem amerikanischen Presse vertreter eine Unterredung gewährt und durch diesen folgende Kundgebung an die amerikanische Öffentlichkeit gerichtet: „Die Kundacbnng, die ich hiermit durch Sie au die Nmcrtkauischc Öffentlichkeit richte, bedeutet die mornltschc Kriegserklärung des neue« Deutschland an daö ganze Ubriggeblicbcue System der alten internationalen Politik. DaS deutsche Volk hat die Herrschaft der Gewalt und der Unwahrhaftigkcit bei sich z» Hanse zertrümmert. ES hat das nicht getan, um die Hand dazn zu bieten, das; dieses selbe System in sinnlos gesteigerter Form der ganzen Welt die Znknnft diktiere. Deutschland hat Waffen n»d Rüstung abgelegt, als es vor einem halben Jahre in diesen Kampf rintrat. Desto stärker sittlich gerüstet tritt cö heute für diese Ziele gegen eine Welt von Feinden ans den Plan. ES pflanzt daö Banner mit den 1-1 Punkten ans, das Wilson anscheinend im Stich gelassen hat. Und eS hofft, daff daö amerikanische Volk diesen tieferen Sinn der neuen VnSct»- anderschnng, die jetzt anhebt, richtig erfasse» wird." Der Reichspräsident meist danu auf den Ausbruch der allgemeinen Empörung im ganzen deutschen Volk als Antwort auf den Friedensvertrag bin. Auf ein derart ungeheuerliches Dokument hätte Deutschland nicht gefakt sein können. Sehr treffend charakterisiert Ebert den Fricdensvertrag mit den Worten: „In der ganzen Welt geschichte wird man sein Rom und Karthago vergeblich nach Friedeusbedingungen suchen, in denen der Wille zur völligen Vernichtung des Gegners so voll kalter Grausam keit und raffiniert zum Ausdruck gebracht wurde." Herunter mit der Hcuchlcrlarbe. Mit kalter Logik geht Ebert mit Wilson ins Gericht, reiht ihm die Larve vom Gesicht und ruck aus: „Wo ist in dem FNedcuseutwurf, den Präsident Wilwn mit unter zeichnet hat, mich nur eine Spur all der groben Ideale, die er au gcste it hat? Wann ist jemals seil 2000 Jahren einem Volte ein Frieden angeboten worden, der so systematisch ans seine völlige körperliche und geistige, auf seine materielle und moraluche Lähmung für alle Zukunst ausging? Das deutsche Volk begiunt erst ans der Hypnose zu erwachen, in die cs unter Ausnützung seines tiefen ernsten Vertrauens aut die Wahrhaftigkeit des vom Präsidenten Wilson ausgestellten Programms seiner 14 Punkte versetzt worden ist. Das Erwachen wird furcht bar sem, und wir alle sehen ihm mit Bangen entgegen. Noch will man gegen die kalten, ha ten Tatsachen an oem Glauben feslhnlten, der in den Namen Wilson und Amerika, in den Begriffen Demokratie, Veriöhiumgs- friedcn, Völkerbund seinen Ausdruck sand. Man will nicht glauben, dak alles nur ein Irrtum war, das; so nur dem Vertrauen und der Hosmung eines ganzen Volkes ein in der ganzen Weltgeschichte unerhörtes Spiel ge trieben worden sei. Noch jetzt sagen Optimisten: „Das ist Wilson nicht. Das kann er nicht tun." - Ein letzter Appell an Ameiila. Reichspräsident Ebert ichliekt seine Ausführungen mit einem letzten Appell an die Schweslerrepublik Amerika und sagt: „Wir wollen zu Ehren merikas annehmen, das; nur eine volllomme e Uniennt- is der ge chicbtlichen, ethno graphischen m d wutscbmst Ren Verhältnisse Oftdeut ch- lands sie da'N veranlassen m le die polniffhen imperialisti schen Phantasien mit A llckmer Sentimentalität zu über nehmen. Noch wünschen und hoffen ich und alle, die heute die furchlbme Lall der Verantwortlichkeit für die zn treffe' de Entsche n g au, sich nehmen müssen, daß diejenigen, tue nnbe.nbar immer noch ihre Hoffnungen aus Wclwn und Amerika setzen, sich nicht betrogen sehen. Wir wümchen und hoffen , o b immer, das; die junge deutsche Nepubli. an die iut.ee Schwesterrepnblik Amenka nicht veigeiens m p... e. l habe. Stellt sich die amerikauuche Demokratie wirklich auf den Standpunkt dieser Friedeusbedingungen, io macht sie sich zum Genossen politischer Erpresser. Sie gibt den Grundsatz des kair pl-e^ auf und zieht das hohe Ideal der wahren Demokratie in Len Staub." Oie Drohung mit der gepanzerten Faust! Die Einigkeit Deutschlands und die Entithlosseuheit, den schmachvollen Frieden abzulchnen, hat bereits das Londoner „Echo" geweckt und kommt uns mit Drohungen. Laudon, 13. Mai. Reuter meldet: Falls Deutschland die FricdcnSbcdingnngcn nicht annehmcn sollte, was für unwahrscheinlich gehalten wird, so sind militärische Vor- bercitnngcn dafür getroffen, das; die alliierten Armecu genau so vorrückcu, wie sic getan haben würden, wenn Deutschland die Waffenstillstandöbedingungen nicht ange nommen hätte. Gleichzeitig wird aus Paris gemeldet, das; sich Foch wieder an die „Front" begeben habe. Nun, das schreckt uns nicht, denn mehr wie untergeben können wir doch nicht. Die Ententc-Sllavenhalter sollten aber bedenken, daß mich Sklavenausstände ichre Gefahren haben. * Eine neue Note nu die Entente. 16 Millionen Deutsche verschachert. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, wird die deutsche Note mit den Gegenvorschlägen in deu Gebietssragen in Versailles sofort an die Ententevertrcter übergeben. Gleichzeitig wird ihnen eine zweite Note zu gehen, in der dargelegt ist, daß die wirtschaftlichen Be stimmungen des Entente-Entwurfs im Zusammenhang mit der Abtrennung wichtiger Industrie- und Landwirtschafts gebiete das weitere Dasein von 15 Millionen Deutschen unmöglich machen uyd sie zur Auswanderung oder zum Verhungern zwingen würden. Venn wir Oberschsesien verlieren ..« Ein vernichtender Schlag für unsere Industrie. Wenn wir Oberschlesien verlieren sollten, so würde dieser Verlust für die gesamte deutsche Volkswirtschaft rille Belastungsprobe bedeuten, wie sie größer kaum ge dacht werden kann. Deutschland würde zu einem Industriestaat zweiten Ranges herabsinken, und aus einem Kohlenausfuhr- müßte ein Kohleneiufuhrlaud werden. Auch viele andere Rohstoffe, wie Eisen, Blei, Kalk, Zellulose, Schwefelsäure usw. würden nach Abtrennung Oberschlesieus Angeführt werden müssen. Das oberschlesische Steinkohlenbecken, der Ausdehnung nach der zweitgrößte aller deutschen Steinkohlenbezirke (es liegt in den Kreisen Veuthen, Pleß, Natibor und Nybnik und umfaßt eine Fläche von nahezu 600 Quadratkilometern), hat nach sorgfältiger Rechnung einen Gesamtkohlenvorrat von 166 Milliarden Tonnen. Von diesen sind 113 Mil liarden Tonnen abbauwürdig. Unter Zugrundelegung der bisher abgebauten Kohlenmengen ergibt das bei einer Jahreserzeugung von 60 Millionen Tonnen eine Lebens dauer von rund 1200 Jahren, während z. B. die englischen Kohlenvorräte schon in einigen Jahrhunderten erschöpft sein dürften. Der Einfluß eiuer Abtretung Obcrschlesiens würde sich zunächst in einem starken Sinken der Kohlen erzeugung geltend machen. Im Jahre 1918, dem letzten, das normale Arbeits- und Absatzverhältnisse aufzuweisen batte, förderte Deutschland insgesamt 191511000 Tonnen Steinkohlen. Fiele Oberschlesien an Polen, so würde sich die Förderung nm 43 439 000 Tonnen verringern. Der Wert der deutschen Kohlenerzeugung würde um rund 432 636 000 Mark znrückgehen. Und ebenso verhielte es sich natürlich mit Steinlohlenbrikctts, Koks und den Nebenprodulten der Kohlenerzeugung Teer, Teerölen, Benzol usw. Auch in der Eisenindustrie spielt Oberschlesien eine bedeutende Nolle, wenn auch nicht in solchem Maße wie bei der Kohlengewinnung. Die deutsche Eisenerzeugung würde sich im Falle des Ausscheidens von Elsaß-Lotyringen nnd Oberschlesien um 7 412 000 Tonnen verringern, und Deutschland, das vor dem Kriege neben den Vereinigten Staaten von Amerika und England das einzige eisen ansführende Land mar, würde gezwungen fein, Eisen ein- zusühren. Schwerwiegend wäre ferner der Verlust der Zintindustrie, da Oberichlestens Zink weite Gebiete des Weltmarktes versorgte. Entfielen doch 1913 von der ge samten Nohzinkförderung in Deutschland auf Oberschlesien 60 "/» im Werte von 72 Millionen Mark. Und ähnlich liegen die Verhältnisse bei andern Industrien. Was der Verlust aller dieser Bodenschätze für den deutschen Handel bedeutete, welches Mißverhältnis zwischen Einfuhr und Ausfuhr es herbeiführen würde, das läßt sich schwer bei auch nur oberflächlicher Betrachtung ermessen. Deutsch land würde seiner Industrie daher selbst das Grab graben, wenn es Oberschlefien den polnischen Ansprüchen preis gäbe. Dom Tage. In den Verhandlungen von Beisailles haben auch unsere Feinde einen Schönheitsfehler entdeckt. Graf Brockdorff- Nan tz au hat seine Rede bei der Entgegennahme der umfang reichen Friedensbedingungen sitzend vorgetragen. Sitzend! Der Vertreter des Volles, das nach dem Willen der Sieger auf der Anklagebank, sitzend: während Clemenceau seine kurzen schneidenden Worte stehend sprach. Rache für Ver sailles! ertönte es im französischen Vlälterwalde. Und die Ab ernfung Brockdorsss war das mildeste und mindeste, was gefordert wurde. Mir w llen unsere» Feinden verraten, warffm Brockdorff- Nanvau sitzend las, t: denn solche Ansprachen, wie die seine, werden nie frei vorgetragen. Graf Brockdorff ist ein äußerst nervöser Herr, der außerstande ist, ein Manuskript unbeweglich in der Hand zu hallen. Hätte er stehend sprechen und bas Blatt frei in der Hand halten wollen, so würde er nicht die Zeilen haben flickend lesen tönnen. Um dies zu verhindern, blieb er lieber sitzen und stützte das Blatt aus den Tischrand. Der Grund hat darum nichts, mit Diplomatie, nichts mit Prestigctragen zu tun und ist viel einfacherer Natur, als unseren Feinden lieb ist. , Um sich bei der Entente, die ihm wegen seiner vierzehn Punlte sehr gram war, wieder herauszi^uuken. Hal Wilson» wie schon kurz berichtet wurde, es für angebracht gehatten, vor einer Pariser Gelehrtenveriammlung die deutsche Wissen schaft mit Schmutz zu beweisen. Er behauptete bei dieser Ge- legeuhcit, dak die deutsche Staatslehre den Staat als ein Ding bezeichne, das das Vmrecht habe, das Schicktal der Menschen durch eine Art „ibm innewohnender geheiligter Autorität" zu beherricheu. N.chis ist natürlicher, als daß Wüwn jetzt gegen die „geheiligten Autoritäten" ausiritt. Hierin ist er wenigstens ehrlich, denn seine eigene Autorität ist nach den Erfahrungen der letzten Zeit nichts weniger als „geheiligt" und kann überhaupt kaum noch als „Autorität" angesprochen werden. polliische Rundschau. Deutsches Reich. Die Abgeordneten der Nationalversammlung habm in ihrer Mehrzahl Berlin verlassen und sich iu ihre Wahl kreise begeben, um dort in öffentlichen Versammlungen Fühlung mit ihren Wählern zn nehmen und sie über die Tragweite der feindlichen FriedenSbedingnngen aufzuklären. Die Mitglieder des FriedensanSschnsses dürften aber bald wieder nach Berlin znrückkehren, da der Ausschuß wahr- fchemlich Anfang nächster Woche ziffammentreten wird. Die Nationalversammlung selbst dürfte noch eine oder zwei Sitzungen in Berlin abhalten und dann wieder nach Weimar znr Fortsetzung des Bersassungswerkes nnd zur Beratung des Etats, sozialpolitischer Vorlagen nnd der Steuergesetze übersiedeln. * Ei» Oberster Nat für Elsast-Lothringen, bestehend aus 32 Mitgliedern, ist von der französischen Negierung eingesetzt worden. Den Vorsitz führt Millerand, den stcll- vertreienden Vorsitz der Deputierte Louis Barthou, Mit glieder sind zehn Pariser höhere Beamte uud Nuivcrsttäts- profefforen, unter ihnen Albert Thomas, im übrigen Elsaß-Lothringcr, darunter Blumenthal, Albert Helmer, Wetterle, der Bürgermeister von Straßburg PeiroteS und der Bürgermeister von Metz Prevel. Auf Anordnung Millerands ist mit der Aufstellung der Wählerlisten für Elsaß-Lothringen begonnen worden. * Die Zustände in Leipzig. General Maerkcr hat für Leipzig einen Befehl erlassen, wonach Arbeiter gemein nütziger Betriebe (Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke), welche die Arbeit verweigern nnd diese nickst spätestens im Laufe deS heutigen Tages wieder aufnehmen, entlasten werden sollen. Arbeitswillige sotten unter allen Umständen gegen den jetzigen und späteren Terror geschützt werden. In den Geschäftsräumen der Noten Fahne fand eine Haussuchung statt. Es wurde reiches Material au kommu- niflischen uud sonstigen Schriften gefunden nnd beschlag nahmt. Das Material wurde der Staatsanwaltschaft über geben. Der Beauftragte der sächsischen Negierung Otto Mylam und General Maerker fordern die Leipziger Ein wohner auf, zum Schutze der Stadt ein Freiwilligen« Negiment Leipzig und Freiwillige Einwohnerwehren zu bilden. Rußland. x Ententevormarsch gegen Petersburg. Nach Melduugeu ans Helsingfors wird allem Anschein nach eine große militärische Unternehmung gegen Petersburg vor bereitet. Alle beschäftigungslosen Ausländer seien aus gewiesen und der verschärste Paßzwang eingeführt worden. Gerüchtweise verlautet das Eiutresfeu großer Truppen- transporte, man ipricht von 60 000 Kanadiern in den nächsten Tagen. Etwa 20 englische Schiffe liegen in den finnischen Gewässern. Die finnische Presse vermutet einen Angriff aus Petersluwa. französische Abfragen. General o. Kluck und Hindenburg? Schwägerin. Sie sind wieder im Lande, die Herren vom „Figaro", vom „Matin" und vom „Journal", und sie haben sofort wieder mit ihrer nicht immer ganz einwandfreien Tätig keit begonnen und sich an mehr oder minder bekannte Persönlichkeiten herangeschlüngelt, um ihren französischen Landsleuten kundzutun, wie man in Deutschland dt« schwere Niederlage trägt, und warum wir den Krieg ver löre» habe». Einer von ihnen, der für den „Matin" dichtet, will sich dieser Tage eingehend mit Herrn v. Kluck unter- halteu haben. Der General hatte, wenn man den: Franz mann glauben darf, für die hohe Ehre, die ihm durch diesen Besuch zuteil wurde, große Toilette gemacht: er batte seine Galauniform aus dem Kaste» genommen und alle die vielen Orden, die ec besitzt, angelegt. Über die Ursprünge des Krieges befragt, soll der ehe malige Führer der ersten deutschen Armee erklärt haben, daß wir unseren Nachbarn zu stark geworden waren und daß diese sich deshalb aus Furcht und Eifersucht auf uns gestürzt hätten. Auf die Frage, welche militärischen Er eignisse ans das Endschicksal des vierjährigen Feldzuges entscheidenden Einfluß gehabt hätten, antwortete der General, daß er das Haupthindernis für ein siegreiches Vordringen der deutschen Heere von Anfang an in Belgiens unerwartet starkem Widerstand erblickt habe. Ein freier Durchzug durch Belgien würde den Einmarsch der Deutschen in Frankreich sicherlich erleichtert haben — was, nebenbei be merkt, eine Binsenwahrheit ist, die sich der wißbegierige Franzose nicht erst von Herrn von Kluck hätte bestätigen zu lassen brauchen. Natürlich blieb den« General auch die naheliegende Frage über die Feldherreneigenschafte» der Ententelührer nicht erspart. Er bezeichnete als höflicher Mann Joffre, Gallieni und Sarrail als gute Generale und rühmte Foch als einen hervorragenden Strategen, der allerdings auch riesig viel Glück gehabt habe. Und schließlich platzte der Ausfrager mit der letzten, der wich tigsten Frage heraus: ob denn die Exzellenz an einen möglichen Wiederaufbau der zulammeugebrocheueu deutschen Militärmacht glaube? Jawohl, die Exzellenz glaubt daran — für den Augenblick zwar nicht, da Deutschlands gegenwärtige Lage einen neuen Krieg für lauge Zeit un möglich mache, aber man denke nur au die preußische Armee nach Jena, die sich ja auch nach einem völligen Zusammenbruch erneuert habe. Der Franzose war von dieser Auskunft höchst be friedigt und verlies; den General, um, da ihm Hinden burg selbst wahrscheinlich unerreichbar mar, sich ein Näheres über Deut chlands Vergangenheit, Gegenwart und Zukumt vou der Schwägerin des Genera leldmcmchalls erzählen zu lassen. Die Danie ist die Tochter des Fnrslen Münster, der einst Denlscblauös Botscha ter in Pans war. Sie ist mit den eisten Fnunlieu Rußlands, Italiens nnd Englands blutsverwandt oder verscknr ägerl n d rühmt sich, freundschaftliche Bez'ehnngen zu Wilheun II nnd Eduard VU., zn Disraeli, Gladstone nnd Delcasw un'er. alten zn haben. In bitterem Kone sprach sie von der Schwemung der englischen Politik gegenüber Denticy aiw. — „Ich erinnere mich", sagte sie, „dai; E ln gone einmal zu meinem Vater sagte, daß DeuNchlai.ü eme Schranke gegen Nußland sein müsse." Von ihrem Sri wager, dem Genermseldmarichatt, be hauptet Fran v. Hindenburg, daß e, den n all in Belgien um kemeu Preis gewollt habe. Wir hallen mit der Waffe in der Hano an der Grenze stehen bleiben sollen, und dann wäre es die Entente gewelen, die in Belgien ein- gelallcn wäre. Hindenburg erkenne die Niederlage seiner Armeen auch heute noch nicht an. Er sei überzeugt ge wesen, daß Ler Untecseebootskrieg gelingen würde, und