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Allgemeiner Anzeiger : 25.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-25
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.05.1918
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Ver neue Tweibunä. Erklärungen der Reichskanzler». In einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter des Budapester Blattes ,Az Est^ er- klärle Reichskanzler Graf Hertling u. a.: Mit besonderer Freude erfüllt eS mich, daß !ch in einem Augenblick zur öffentlichen Meinung Ungarns sprechen kann, wo durch den Abschluß des Friedens mit Rumänien die im Feldzug in Siebenbürgen und Rumänien so erprobte denUch-ungarische Waffenbrüderschaft daS für Ungarn gewiß befriedigende Ergebnis erzielt baue, daß seine Grenzen fortan besser gegen einen rumänischen Angriff geschützt sind, und Ungarn auch sonst weitgehende Bürgschaften gegen die Wiederholung eines ähnlichen über- wlles und gegen feindliche Bestrebungen feines rumänischen Nachbarn erhalten hat. Ich hoffe stark, daß ganz besonders dies« bewährte Waffenbrüderschaft für alle Zeilen dazu bei- iragen wird, daß Deutschland und Ungarn ihre gemeinsamen Interessen nie vergessen und in bleibender Freundschaft -u einander stehen werden. Zu den Verhandlungen im Großen Haupt- s guartier über die Vertiefung und den Ausbau des Zweibundes sagte der Reichskanzler: Es sind natürlich nur die grundlegenden Gedanken, die während der Verhandlungen im Haupt guartier besprochen wurden, die Feststellung der Einzelheiten bleibt späteren Verhandlungen über lassen. Die Vertiefung und Weiterentwicklung des von den großen Staatsmännern Bismarck und Andrassy geschaffenen Werkes für Deutsch- lgnd und Ungarn wird sicherlich von segensreichen Folgen sein. Ich muß nicht besonders betonen, daß ich allen Bestrebun gen, die sonstwie dahingehen, das deutsch ungarische Verhältnis zu bessern, um die beiden Völker einander näher zu bringen, die wärmsten Sympathien entgegenbringe. AuS den Ergeb nissen der Verhandlungen wird Herr Clemenceau, der sich dem Wahn hingegeben hat, unser festes Bündnis sprengen zu können, ersehen können, welche Früchte feine Intrigen gebracht haben. Der neue Zweibundvertrag wird besonders zwei wichtige Teile haben, die wirtschaftlichen und die militärischen Vereinbarungen. Der wirtschaftliche Zusammen schluß Deutschlands und Osterreich-UngarnS hat keine Spitze gegen irgendeinen Staat. Darauf bin ich vorbereitet, daß unsere Gegner uns AngriffSabstchten unterschieben werden und die Parole ausgeben, setzt kann der Wirtschafts krieg nach dem Kriege seitens des VielverbandeS gegen die Zentralmächte loSgehen. Diese Be hauptung ist aber vollständig falsch, wir wollen nichts anderes, als unsern Platz an der Sonne haben. Wir wollen die Möglichkeiten, die unS durch einen Zusammenschluß gegeben werden, auSnützen, und nichts anderes. WaS die militärische Seite der Be sprechungen anbetrifst, so muß ich betonen, daß unsere Vereinbarungen für die Zukunft keinen Angriffscharakter haben. Wir wollen nur die Sicherstellung der gegenwärtigen Verhältnisse und wollen auch nach dem Kriege ebenso eng verbunden bleiben, wie un» der Krieg einander nahegebracht hat. Ich sprach im Hauptquartier den General Arz, dann Generalseldmarschall Hindenburg und Ludendorff, alle drei Herren haben sich lehr befriedigt geäußert. Wenn sich die Welt einmal zu einem Frieden»- bund zusammenschließen wollte — so bemerkte Graf Hertling mit einem skeptischen Lächeln, auf eine Frage nach einem Friedensbund der Nationen — wenn die Nationen eine FriedenS- liga bilden würden, so würde Deutschland ohne Zögern und mit Freude beitreten. Leider geben die jetzigen Verhältnisse sehr wenig Hoffnung darauf. Unser Wunsch ist, den Frieden zu erkämpfen und den Frieden zu er halten. Unsere Politik war immer ebenso eine Politik des Friedens, wie unser Bündnis mit der Monarchie ein FriedenSbündniS, sozu sagen ein Bündnis zur Erhaltung des Friedens war. Wir kämpfen jetzt um unser Dasein, um unsere Existenz und für den Frieden, den wir auch herbesiehnen. Ich bin noch immer zuversichtlich genug, um zu glauben, daß wir noch in diesem Jahr den Frieden haben werden. Ich kann augenblicklich nicht mehr sagen, als daß ich die feste Zuversicht hege, daß die weiteren Ereignisse im Westen uns dem baldigen Ende des Krieges näher bringen werden, und daß dann das im Krieg erprobte und ausgebaute Bündnis zwischen Deutschland und Lsterreich-Ungarn zur erneuten Blüte und reichem Segen gelangen wird. Volitilcke Kunälckru. Deutschlau». *Jn der Beurteilung der Vor strafen sind schon vor einiger Zeit von den Behörden neue Bahnen beschritten worden, bei denen der Zweck verfolgt wird, diese Strafen, wenn sie der fernen Vergangenheit angebören und durch gute Führung wieder ausgeglichen sind, nicht mehr hemmend auf das Fortkommen deS davon Betroffenen einwirken zu lassen. So sind z. B. auch die Gerichte angewiesen, Fragen nach Vorstrafen nur zu stellen, wenn dies der Sachlage nach notwendig erscheint. In ähn licher Richtung bewegen sich neue Bestimmungen im Verwaltungswesen, denen der Bundes rat jetzt seine Zustimmung erteilt hat. Danach darf über Strafen, die mehr als zehn Jahre zurückliegen und ein Jahr Gefängnis nicht überstiegen haben, unter der Voraussetzung seitheriger guter Führung auch den Be hörden keine Auskunft mehr erteilt werden, mit Ausnahme der Gerichte, Staats anwaltschaften und höheren Verwaltungs behörden. Allen anderen Behörden gegenüber sind die betreffenden Perlonen als unbestraft zu bezeichnen, solange sie sich gut sühren. Es wird auf diele Weste zahlreichen Personen, die ein früheres leichtes Vergehen durch ein einwand freies Leben wieder ausgeglichen haben, die Möglichteit gegeben, auch bei Behörden ange stellt zu werden. Die angeführten Bestim mungen werden auch für die polizeilichen Listen und die Ausstellung polizeilicher Führungszeug nisse gelten. *Dic Einführung einer Vermögens steuer in Bayern hat der Steuerausschuß des bayerischen Landtage» beschlossen. Ein ent sprechender Gesetzentwurf wurde angenommen. Angenommen wurde der Antrag auf Besteuerung der Luxusgegenstände, die nach dem 1. Januar 1915 erworben, wurden. Die von den Sozial demokraten verlangte Steuerpflicht des Königs wurde abgelehnt. Die übrigen Mitglieder deS königlichen Hauses haben Vermögenssteuer zu zahlen. * In einer Rede bei einem von der Ber einigung der ausländischen Presse gegebenen Festessen sagte Lord Curzon, in diesem Augen blick sei die Stimme, die alle anderen übertöne, die der Geschütze. WaS den Frieden und die FritdenSbedingungen anlange, so fürchte er, daß es nutzlos sein würde, sie jetzt zu erörtern. Sie hätten jederzeit gern den Frieden unter den der Welt wohlbekannten Be dingungen. Turzon sagte weiter: Wir kämpfen für einen Frieden, der drei Bedingungen er- süllt: einen gerechten Frieden, der gleichermaßen gerecht ist gegen große wie kleine Nationen, einen ehrenvollen Frieden, der keinen der Alliierten demütigt, die so große Opfer gebracht haben, und einen dauerhaften Frieden, der die Sicherheit der Welt für kommende Generationen gewährleistet. — Im Anschluß an seine Rede führte der japanische Gesandte aus, die deutsche Presse spreche von einem deutsch-japanischen Bündnis. In Japan verwerfe man solche Ge danken. Japan werde seinen Bundesgenossen treu bleiben. Schweiz. * Wie da» .Berner Tagblatt' wissen will, sei in Bem die Rede davon, eine Konferenz der Neutralen zu organisieren, um eine Friedensbewegung auf breiter Grund lage in die Wege zu leiten. — Eine ähnliche Meldung wird von nordischen Blättern ver breitet. ES ist nicht unmöglich, daß in der Schweiz sich solche Bestrebungen geltend machen. Indessen darf nicht vergessen werden, daß die amtlichen Stellen — auf die allein e» doch an käme — kaum für eine solche Maßnahme zu haben sein werden. Ukraine. * DaS FinanzabkommenDeutsch- land» und Lsterreich-Ungarn» mit der Ukraine ist unterzeichnet worden. ES hat die Wiederherstellung der ukrainischen Valuta zum Ziel und gewährt der Ukraine ein Dar lehen von vierhundert Millionen Karbowanzi in Mark- und Kronenguthaben zum Kurse von einer Mark gleich 75 Kopeken und einer Krone gleich 50 Kopeken. Das neue Papiergeld wird in Deutschland gedruckt und dann in der Ukraine zur Ausgabe gelangen. Später soll das alte im Umlauf befindliche Geld bis zu einem be stimmten Zeitpunkt eingezogen werden. Man hofft auf diese Weise, das bei den Bauem auf gehäufte Geld wieder in Umlauf zu bringen und einen raschen Abbau der bestehenden Rubel kurse zu erzielen. * Die Ankündigp-g deS SchatzsekretärS der Der. Staaten, daß die Regierung beim Kon greß eine Erhöhung der direkten Steuern beantragen werde, hat allgemeine Entrüstung erregt. Vie 6ro8e Schlackt. Aus dem Großen Hauptquartier wird ge schrieben: Unsere Feinde, die über die organischen und anorganischen Kräfte fast deS ganzen Erd balles gebieten, hatten seit Jahren in vielen gewaltigen Schlachten versucht, di« westliche Front deS deutschen Heeres zu durchbrechen. Die dünne Linie, zuletzt in Flandem von einer bis inS Fünffache überlegenen Kanonenpholanx betrommelt, hielt stand. Dörfer und Städte wurden aus der Front herauSgefchlagen, Fluß niederungen und Höhenzüge Schritt um Schritt uns blutig abgekämpft. Aber das wunderbar elastische Nervensystem des Menschen wetteiferte mit dem elastisch gegliederten Abwehrsystem, der standhafte Mut der Truppe mit der Organi sationskunst der Führer: Der Durchbruch miß lang, wo immer er angesetzt wurde. Nichts Hali der von Schlacht zu Schlacht gesteigerte Einsatz menschlicher und techniicher Kräfte, nichts der Wechsel des Angriffspunkte». Auch die Schlachten in Flandern, obwohl hier die größte Masse an Fußlruppen und Geschützen auf dem kleinsten Raum zusammengepreßt wurde, obwohl dte Taktik des 20. September durch Verkürzung der Tiefe und Verengerung der Breite die Energie der Sprünge aufs höchste steigerte, brachten keinen Erfolg. ES schien, als ob diesen Offensiven im Westen ein eherne» Gesetz innewohnte, das di- Angriffswog« jedesmal dicht am Ziel ermatten ließ. Dem Verteidiger, der diesen toten Punkt rechtzeitig erkannte und den Gegenstoß auf die Blöße de» Gegners an- legte. gelang es, den Ansturm zurückzuwerfen oder den Einbruch vor Eintritt größerer Verluste abzudämmen. Der Durchbruch an der West front wurde mit der Zeit zu einem Problem, dessen Lösung in unüberwindliche Gesetze von Raum und Zeit verstrickt schien. Andere strategische Ziele, geeignet die un geheuren Blutopfer dieser gescheiterten Offen siven zu rechtsertigen, lassen sich au» dem Trümmerhaufen der taktischen Fragmente nur mutmaßen. Der von Schlacht zu Schlacht nach Norden verschobene und sich damit beständig verkürzende Angriffspfeil wurde schließlich, um der dringendsten Gefahr zu begegnen, auf die U-Boot-BasiS in Flandern gerichtet. Ziel aller früheren Offensiven aber war der Durchbruch an sich, verbunden mit der Erwartung, daß der Strudel die Reserven deS Verteidiger» ver schlucken und allmählich die Auflösung bedeuten der Fronlteile, vielleicht der Gelamtfront, nach sich ziehen werde. Die Schlacht bei Cambrai im November 1917 war der letzte Mißerfolg einer unglücklichen Strategie, der Aufmarsch der 300 TankS die letzte krampfhafte Willensäußerung einer zu automatischer Maschinerie erstarrten Taktik, welche diesen Unternehmungen zu dem traurigen Namen „Materialschlachten* ver- holsen hat. AIS in diesem Winter der Zusammenbruch der russischen Streitmacht den Zweifrontenkrieg beendigte und, freilich mit veränderten Bedin gungen, die Lage vor der Schlacht an der Marne wiederherstellte, al» unter dem Gewicht der von Osten anrollenden Verstärkungen, dw von französischen Fachleuten Ende Februar auf etwa 70 Divisionen geschätzt wurden, in der zur ewigen Abwehr verurteilten Westfront wie von selbst der Gedanke de» allgemeinen Angriff» auslebte, lagen vor dem prüfenden Auge der Obersten Heeresleitung die unglücklichen Erfah rungen der Gegners auSgebreitet. Die Aufgabe erschien ungeheuer. WaS der vielfach vereinten Übermacht der Armeen napoleonischer Schule und deS jungen, aberauSden Kanälen eine» Weltreiche» gespeisten Kitchener-HeereS gegenüber einer fast friderizianischen Minderzahl nicht gelungen war, sollte daS deutsche Heer vollbringen, daS auch nach Aussaugung der östlichen Streitkräfte de« Gegner an Zahl kaum gewachsen, geschweige denn überlegen war. Der große Hammer hatte am kleinen Hammer versagt, jetzt sollt« sich der kleine am großen erproben. DaS deutsche Hinterland, winzig im Vergleich mit den für die Entente arbeitenden Erdteilen, sollte im Kampf mit den Rohstoffen und Industrien de» halben Europa, Amerikas, Afrikas und Asien» nicht nur bestehen, sondern obsiegen helfen. Schon der deutsche Sieg bei Cambrai, der ge wissermaßen auf der Grenze einer alten und neuen Epoche der westlichen Kriegsgeschicht« steht, warf ein Schlaglicht auf die Schwierig keiten, die ein tapferer und zahlenmäßig über legener Feind unserm Angriff entgegensetze» konnte. Im Gegensatz zu der die eigenen Führer zuweilen erstaunenden Siegeszuversicht unserer alte» Abwehrtruppen betrachtete daher der Gegner daS deutsche Unternehmen mit beharr lichem Zweifel. Englische und französische Ge fangene auS den Wintermonaten verhießen un» zwar den gleichen Anfangserfolg, wie er ihren eigenen Offensiven zugesallen war. Mehr aber als diesen üblichen Anfangserfolg versprach man sich nirgends in der Welt von dem kommenden Unternehmen. Die deutsche Oberste Heeresleitung verzichtete von vornherein auf die „Materialschlacht* und beschloß, den Erfolg auf ein mehr ideelle» Fundament aufzubauen. Die zahlenmäßige Unterlegenheit mußte durch die dem deutschen Heerkörper eigentüm lichen kriegerischen und moralischen Tugenden ausgeglichen werden. Dieselben Tugenden, welche die wesentliche Ursache der feindlichen Niederlagen gewesen waren, bildeten die sichersten Bürgen für den deutschen Sieg. Der unleugbaren Tapferkeit der engli'chen und französischen Sturmtruppen mußte die größte Tapferkeit der deutschen Stämme, der guten Qualität der feindlichen Führer eine bessere der deutschen, der gründ lichen Vorbereitung auf der Gegenseite eine noch gründlichere auf der unseren entgegengesetzt werden. Da das Vertrauen der Obersten Heeresleitung die beiden ersten Voraussetzungen al» gegebene Größen behandelte, blieb als Hauptaufgabe die Vorbereitung des Angriffs. Die Einheit des Oberbefehls und des Heer- körperS, als dessen einziger nichldeulscher Be standteil eine wertvolle Gruppe österreichischer Batterien eingesetzt war, erleichterte das ge waltige Werk. Reibungen und Hemmungen, die auch dem bestorganisierten Koalitionsheere anhaften, blieben unS erspart. Was in den Karten zimmern der deutschen Stäbe, angesichts der ver trauensvollen Erwartung in der Heimat und der zunehmenden Spannung und Nervosität im AuSlande, von erfahrenen Spezialisten der Abwehrschlacht mit Einsatz der höchsten Nerven- krast in monatelanger stiller Arbeit geleistet worden ist, entzieht sich der Schilderung. Aber eS ist gewiß, daß die Einschulung des Angriffs- verfahrens, die Erkundung und Überwachung der Feindlage, die Munitionsversorgung und Ver proviantierung der Stoßgruppe, die Vorbereitung deS Nachschubes, endlich daS Kunstwerk des verschleierten Aufmärsche» einen ganz un- geheuren Aufwand an organisatorischer Energie erforderten. »a» laufend« HeuM-ta» wb» durch folgend« «krjdhlimg »«fel brachen^ bin fwckLeitsfelt. 1 s Kriegtskizze von A. Gabe r.*) „Die Hochzeit unsere» Bruder» soll natürlich nur im allerengsten Kreise gefeiert werden, liebe Z ua. Aber dennoch soll sie lustig sein! Den , : eg wollen wir an Lem Tage vergessen ...." >o baue Anselma Kroner an ihre Freundin ge- . liebt», al» sie ihr von der Verlobung ihres Bruder» Ottokar und den Vorbereitungen für ie Hochzeit berichtete, die in wenigen Lagen g. s: ert werden tollte. a, den Krieg wollten sie an dem Tage PM "v. Diesen schaurigen Krieg, der nun Hon de» vierten Lenz vergiftete. Am Tage >r Vermählung Ottokars mit Luise Spitz ollteu ste nicht daran erinnert werden, daß müßen Hunderttau ende tsir da» Vaiermnd ihr Leben envetzten. Hunderftau'ende hin'anken unter des gra> amen Schnitters Hand. Luftig wollten sie sein m den kurz bemessenen Sumden de» Festes. Sie halten e» leichi, das „Vergessen". Es naf bei ihnen der seltsame Fall zu, daß der ! ächste Verwandtenkreis niemanden draußen in < ft ohr wußte. Ottokar Kroner war wegen der ensfekehmen Heeierauftiäqe an reine Fabrik nist unbestimmte Zeit zurückgestell! worden. lind hatte auch Anselma niemand draußen 'm Felde, an den sie »m banger Srn : dachte V mn man sie nach dem Auen 'ragie, der im 'amerie - Regiment Nr. — <N4 Freiwilliger ", Unvmchriguc Aachoruck wird verfolgu i kämpfte, hatte sie nur ein kühler, abwehrende» Lächeln, und seltsam spröde klang ihre Stimme, wenn sie den neugierigen Fragen stet» dieselbe Antwort gab: „Er sind viele Männer draußen, für die ich sorge. Erner ist mir genau so viel wert wie der andere. Sie sind alle Kameraden. Da darf man keinen Unterschied machen, darf keinen dem anderen Lorziehen." Sie gab damit der Überzeugung Aurdruck, die sie sich in vielen Stunden de» Grübeln» herau»getüftelt balle, wenn die Einsamkeit wie eine lähmende Stille über ihr Herz sich senkte, das unter den Schauern der Furcht und de» Grauen» erzitterte bei jeder Meldung, die von Kämpfen an der Front er zählte. Sie Ichämte sich in herbem Mädchenstol» der Sorge, die eS dem einen weihte, der doch auch nicht» andere» «ar al» die Kameraden alle. Da hätten ihre kleinen Hände eine Mauer um da» zitternde Herz gefügt. Dr. Ludwig Loris, der junge, technische Leiter der Fabrik ihre» Vater» — er war nicht mehr als all die andern. Seinen Pla» füllte ein weindaariger alter verr aus, der eine große Brille trug und 'chuupfte. Vielleicht — vielleicht säß einmal wieder der andere an seiner Stelle, wenn — Frieden war. Aber jetzt war Krieg. ^Und wenn Anselma Kroner Soidalenpäsichen ichnur>e, daun tat sie es abwechfelnd 'ür alle Angestellten ibi»s Vater-?, die im Fetve standen, und der Freiwillige Lou- war natürlich auch darunter. Em holder, httörniber Zauber webie durch die präwiigen Räume der Villa de» reichen Kommerzienrat» Spitz am wer les Sa mmsttzel. fee». Maiengum ungLum; die blauen Flulcu, schimmerien wie blitzende Edelsteine, denen man smaragdene Fassung gegeben. Jubilierend klangen die Lieder der Vögel im Garten, und vom nahen Tannenwalde her strömte würziger Duft. Frieden und Stille »ar über dem vor nehmen Besitz. Wie schön das Leben doch war! Wie schön die Erde war, auf der man lebte! Der sonnige Maientag war wie geschaffen zu dem lieblichsten aller Feste, die das stolze HauS fe geschaut hatte. Der Maienwind wehte durch die halb- offenen Fenster und trug zarte Fliederdüste herein. Kommerzienrat Spitz hafte nicht gespart. Erlerne Gerichte bot die Tafel, goldener Rhein wein blinkte in den grünlichen Pokalen wie flüssige» Gold. Seidene Kleider rauschten und flatterten, zarte Düfte umwogten sie. Lachen und Frohsinn sprang, zündenden Funken gleich, von dem Ende de» Tische? herüber, wo die Jugend saß. Die älteren Gäste schmunzelten. Ja — der Krieg «ar vergessen. — Lieblich in rührender Schöne, sah der jungen Braut Gesichtchen mit wundersam strahlenden Augen aus dem feinen Schleiergewsbe unter dem Myrtenkränze hervor. Anselma betrachtete sie verstohlen. Sie hatte Zeit und Muße dazu Ihr Nachbar war ein älterer Freund ihrer- Vaters, der den Genüsse» der Tafel mit dem Vehlen labgen Entbehren» huldigt». Anselma war w.chi wobt zumut rn seiner Seiie. Denn sic zog Vc gische Mit höheren Fette». Damals war Lr. Ludwig Loci» ihr Tiichuachbar ge- we en. Immer hatte er sic z.i Tuch geführt i bei den geftlllgen Fest««, di« Kommerzienrat i Spitz veranstaltete. E» «ar ein Zeichen dce Anerkennung, da» man seiner Tüchtigkeit weihte, und — ganz versteckt und uneingestanden — sprach dabei auch der Wunsch Anselma» mit. Ottokar hob neckend sein GlaS dem der Schwester eklgegen. „Unser Wildsang ist heule gar so still I Schmerzt e» dich, daß ich dich verlasse? — Sei doch lustig!" „Ich bin ja lustig —" sagte Anselma. Warum zuckle r» plötzlich so eigentünffich um ihre Livpen? WaS war da» für ein Lachen, mit dem sie die Worte begleitete? Luise lächelte di« junge Schwägerin strahlend an. „Von Verlassen ist doch keine Rede, liebste Anselma. Im Gegenteil-du wirst nutz stet» ein willkommener Gast sein. Wie daheim sollst du dich bei uns fühlen!" Anselma blickte »in wenig spöttifch au' lae Brant und ihre neugebackene Hau»fcaueuwmdc. Der Brautvater klopste jetzt an sein Gta» zur Begrüßungsansprache. Die Kelle »er Tuch, reden zog in althergebrachter Weise dmch den Kreir ver Gäste. — Draußen sank die Dämmerung, bültte den Garten in bläuliche Schatten, legte einen seinen Nebelschleier über da» blinkende Geschmeide des See». Da» Mahl war worüber, die Gäste ballen sich zu Gruppen gesellt. Die allen Damen saßen in weichen Polstern, nippten an winzigen Mokkaläßchrn und plauderten — über die Teuerung, über die Knappheit der Leben»- mittel, mrd daß e» doch zu schmerzlich sei. — „Ich habe mehrere Büchsen Konserven übrig," tagte die Hausfrau heimlich — „da ich «ich selbst um alle» kümmert«. Möchte» wir die;«
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