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Allgemeiner Anzeiger : 01.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191805017
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19180501
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-01
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 01.05.1918
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Deutschtum unä Vlamentum. Im 16. Jahrhundert erschien zu Antwerpen ein Buch von Jan van de Werve, das den Titel führte: „Der Schatz der deutschen Sprache". Das Buch verpönte die häßliche Neigung, jran- zösische und lateinische Fremdwörter zu ge brauchen, wo ein gutes Wort der Muttersprache eben so klar ausdrücken könnte, was das fremde Wort meinte, und bereicherte den Wortschatz der „deutsch«» Sprache" um gute Ausdrücke, die man statt der Fremdwörter anwenden sollte. Die „der-tsche" Sprache, die der Versasser mit diesem Buche schützen und rein erhalten wollte, war aber nicht die hochdeutsche, sondern waren die vlämischen Mundarten, die damals noch «ikgemein „Nederduytsch" genannt wurden im Gegensatz zu den „Hochduytschen". Und dasselbe wie dies Buch, das binnen wenigen Jahrzehnten sieben Auslagen erlebt und dem niederländischen Sprachgebrauch iür ein ganzes Jahrhundert, von 1559 bis 1664, den Ton angegeben hat, kann uns noch mancher andere Z->,uge jener Zeit beweisen: nämlich daß sich der Vlame damals als Deutscher fühlte und auch als solcher galt, als Niederdeutscher. Aber nicht nur Verwandtschaft der Rasse und des BluteS, des Geistes und der Seele be standen; Politik und Handel vervollständigten die Gemeinschaft. Ein großer Teil der Vlamen gehörte dem Deutschen Reiche an. Brabant mit Antwerpen und Brüssel unterstand seiner Hoheit, ebenso Ostflandern mit Gent; Brügge in Westflandern, das sich dieses nahen politi schen Anschlusses an das Reich nicht erfreute, hatte um so engere Handelsbeziehungen dorthin; eS war bekanntlich wie Lübeck und Bergen einer der Vororte der deutschen Hanse. Im 16. Jahrhundert war das Gefühl der Zusammengehörigkeit wohl am stärksten aus geprägt ; das war eine Zeit, in der die Wörter „vlämisch" und „Vlame" noch als der Inbe griff der feinen Bildung und Gesittung galten, auch in deutschen Landen. Aber dann sind Jahrhunderte gekommen, die alle diese engenBande gelockert haben. Es kam die spanische Unter drückung; während das Vlamentum durch den Glaubenskrieg, durch die Lostrennung der nörd lichen Niederlande geschwächt wurde, verlor das Deutsche Reich durch den 30 jährigen Krieg die Kraft, sich noch um die Vlamen, diesen wichtigsten germanischen Vorposten gegen das Franzosentum, kümmern zu können. Es kamen die Eroberungskriege Ludwigs des Vierzehnten; die Macht Frankreichs begann nicht nur mit Waffengewalt vlämisches Land zu erobern; sie drang auch mit der welschen Sprache in die Hochburgen des Vlamentums ein. Es kamen die Zeiten der Revolution und Napoleons; sie haben den eigentlichen Grund gelegt zur Ent fremdung zwischen Deutschtum und Vlamentum. Seit der Begriff „Belgien" von französischen Propagandaschriftstellern eingesührt und von französischen Staatsleuten und Verwaltungs- beamten im vlämischen Lande durchgesührt wurde, hat die Verwelschung dieses germanischen Gebietes gewaltige Fortschritte gemacht. Am gründlichsten hat in dieser Richtung der belgische Staat gearbeitet, der 1830 gegründet wurde; er ist es, der diesen germanischen Volks stämmen ein französisches Aushängeschild nach außen gegeben und durch die systematische Arbeit von acht Jahrzehnten daS Vlamentum und das Deutschtum völlig von einander ge schieden hat. Natürlich konnte der belgische Staat diese Scheidung und Entfremdung nur allmählich erzielen. Alles, was das belgische Staatswesen dem Vlamen an Kulturgütern, besonderen Er- werbsmöglichkeiten, gesellschaftlichen Vorzügen, Stellungen und Ehren bietet, kann er nur auf dem Umwege über die französische Sprache er reichen. Will er etwas mehr lernen als das kleine Einmaleins, so zwingt ihn der Staat, französisch zu rechnen; will er etwas von der Weltgeschichte erfahren — es geschieht in französischer Sprache und durch die Brille des französischen Chauvinismus; Mathe matik, Naturwissenschajt, Weltliteratur — eS muß französisch sein. Der belgisch gebildete Vlaming verlernt es, in seiner Muttersprache zu denken; alle Begriffe werden ihm verwälfcht und Oer Oawberr von lubenow. 7 j Roman von Arthur Zapp. (FortsHwrg.) Der Konsul strich mit seiner Rechte» über seinen spitz gehaltenen weißen Vollbart und lächelte ein wenig. In seinen ehrwürdigen Mienen spiegelte sich Wohlwollen. „Ich habe in meinem langen Leben viel Ziehen," sagte er, „ich habe Welt und Menschen i nnen gelernt in allen fünf Erdteilen, ick habe .neunen und Leiden der Menschen aller Stände lennen mitfühlzn gelernt. Eie, HerrLube- i o n, gehöret zu jenen auserlesenen, beneidenS- wmen Südlichen, die ur-n mit dem Zauberwort Millionär bezeichnet, mit jenem Wort, dar alle Herrlichkeiten der Welt einzuschließen scheint. Und dennoch, Herr Lubenow* — der Sprecher b.nete seine dunklen Augen durchdringend auf den erstaunt aufhorchenden jungen Mann — „ nn och fühlen auch Sie sich nicht glücklich, m t voll befriedigt. Auch Sie haben Wünsche, nach deren Erfüllung Eie sich sehnen." Doktor Bär machte eine Pause. Karl Lube- now neigte sich, unwillkürlich interessiert und innerlich bewegt, vornüber. Der würdige alte Herr fuhr fort: „Sie haben mir immer Sympathie und Interesse ein- geflößt, wenn ich auch nicht den Vorzug habe, ru Ihren näheren Freunden zu zählen. Und eShalb würde eS mir zu einem besonderen ^-'ergnügen gereichen, Ihnen behilflich zu sein, t?n Wunsch, den ich bei Ihnen als Menschen- Mmrr und als Kenner der deutschen Ver- dLilnisie voraurieh«, »ur Erfüllung »u bringen." verfälscht. Ebenso ergeht eS seiner Tracht, seinen Handbeweaungen, seiner Art, sich. zu geben und zu leben. Er entartet zum FranW- ling, ohne je Franzose werden zu können. Da- zu ist die Mischung des Blutes gekommen; t » dem der belgische Staat in vlämischen Land schaften wallonische, in wallonischen vorzugsweise vlämische Beamte anstellte, begünstigte er diese Bastardzucht. Man kann daher keinen verhängnisvolleren Irrtum begehen, als wenst man an das heutige Vlamentum denselben Maßstab legt wie an das frühere, oder wenn man glaubt, die Vlamen mit denselben Maßen messen zu können wie andere europäische Nationen. Was anders wo bei Taten und Stellung einer Nation den Ausschlag gibt, eine breite Schicht von Ge bildeten, fehlt dem vlämischen Volk. Seine Oberschicht ist entvlamt, verwelscht, belgisch. Übertriebener und unberechtigter Pessimismus wäre eS jedoch, das Vlamentum für verloren zu halten, weil einige Hundertlausende „gebil dete" Volksgenoffen ihrer germanischen Eigenart beraubt wurden. Noch ist die breite Masse der Bauern und Kleinstädter echt vlämisch geblieben, allen Bräuchen treu und französischem Ge baren abhold. Und die seit Menschenaltern ersehnte, 1916 unter der deutschen Verwaltung zur Wirklichkeit gewordene vlämische Hoch schule zu Gent, die schon heute, 1'/- Jahre nach ihrer Eröffnung, trotz aller belgischen Drohungen von mehr als 400 jungen, strebsamen Vlamingen besucht wird, kann dafür sorgen, daß die Besten des Volkes dem Vlamentum künftig nicht mehr verloren gehen, sondern stammesbewußte Träger feiner germanischen Eigenart und Führer einer wahrhaft vlämischen Nation werden. Dadurch wird auch die Möglichkeit näher gerückt, daß Deutschtum und Vlamentum künftig einander nicht so fremd und gleichgültig gegen überstehen, wenn erst die Härten dieser Krieges den segensvollen Werken des Friedens wieder Platz gemacht haben. Soll es aber zwischen den Vlamen und Deutschen zu einem aufrichtigen gegenseitigen Verstehen und Achten kommen, so werden sie eines Mittlers nicht entraten können, der von derNatur gegeben, aber seltsamerweise von hochdeutscher Seite erst wenig in Anspruch genom men ist: des Reichsniederdeutschen, des Nieder sachsen, soweit er noch seiner plattdeutschen Mutter sprache mächtig ist. Und wie diese jüngst in den Werken eines Johann Hinrich Fehrs, eines Gorch Fock, Wagenseid, Wibbelt, Hinrich Wriede zu Ehren gekommen ist, so sind mit größerer Kraft, allen Hindernissen und Kriegsereignissen zum Trotz, auch die Beziehungen zwischen den Reichsniederdeutschen und den Vlamingen wieder erwacht und Freundschaften zwischen den „taalbroeders" hüben und drüben gegründet worden, unter dem Schatten des heute so viel fach verzweigten Baumes der alten „neder- duytsche tael". Deutscher Reichstag. (Orig.-Ber.f —ig. Berlin, 26. April. In einer einzigen, sechsstündigen Sitzung hat der Reichstag am Donnerstag nun auch die erste Lesung des Branntweinmonopols und der neuen Gelränkesteuervorlagen erledigt. DaS bemerkenswerte Ergebnis der Sitzung ist, daß mit der einzigen Ausnahme der äußersten Linken, das heißt der unabhängigen Sozial demokratie, das ganze Haus grundsätzliche Be denken gegen diese so ungewöhnlich scharfe Heranziehung der alkoholischen wie der alkohol freien Geträuke nicht hatte, so sehr auch über Einzelheiten die Meinungen auseinander gingen. Freilich hatte der R e i ch s s ch a tz s e kr e t är, der auch diesmal wieder die Beratungen ein leitete, ungemein zuversichtliche Ausblicke eröffnet. Er rechnet bekanntlich mit einem Mehr ertrag allein aus den Getränkesteuern in Höhe von 1400 Millionen, so daß im BeharrungS- zustand ein Getränkesteuerertrag von ungefähr l600 Millionen herauskommen würde. Graf Roedern meint, das wäre allein schon ein Viertel der gesamten künftigen Reichssteuern. Der Zentrumsabgeordnete Herold be grüßte die neue Biersteuer und fand auch gegen „Aber —" rief Karl Lubenow in einem eigentümlichen Zustande von Befangenheit, Verwirrung und unbestimmter freudiger Hoff nung, „ich begreif« nicht, ich verstehe Sie nicht —' Der alte Herr lächelte, erhob sich auffallend leicht für seine Jahre, trat dicht an den sich ebenfalls erhebenden jungen Mann heran und klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter. „Mein lieber, junger Freund, sollten Sie mich wirklich nicht verstehen? Sind Sie wirklich ganz wunschlos? Fehlt Ihnen nichts zu Ihrem Glück?" Der junge Mann lächelte verlegen. „Ganz ohne Wunsch ist wohl niemand, Herr Konsul." Der würdige alte Herr wiegte bedächtig sein Haupt. „Gewiß nicht. Sie sind jung, Sie lind »ich, st« besitzen geistige und gesellschaftliche Bildung, Sie erfreuen sich eines angenehmen VerkehrSkreiseS, haben Freundt, die der besten Gesellschaft angehören, und dennoch vermißen Sie etwas schmerzlich, Sie entbehren jener Eigenschaften, die Sie befähigen würden, sich unter jenen Herren al§ gleichberechtigt zu fühlen und als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Ihnen fehlt die gesellschaftliche Bedeutung, ein gesellschaftlicher Rang. Habe ich Recht, Herr Lubenow?" Mit verwunderten Augen mH der junge Fabrikbesitzer den sondeibaren Mann an, der daS geheime Sehnen seiner ehrgeizigen Seele so treffend erriet. „Allerdings," stammelte er halb beschämt, halb von feine»»Verlangen aeiritben. .oUervinoS. die Weinsieuer nichts einzuwenden, dagegen hatte er gegen die Branntwein- und gegen die Mineralwassersteuer immerhin einige Bedenken. Der Sozialdemokrat, der Abgeordnete Müller-Reichenbach, kam wieder auf die grundsätzlichen Einwendungen zurück und ver langte eine andere Mischung von direkten und indirekten Steuern. Ebenso wies der Abgeordnete Dr. Blunck von der Volkspartei daraus hin, daß alle bis jetzt vorgeschlagenen direkten Steuern „einmalig" gedacht seien, die indirekten aber dauernd dem Volke auserlegt werden sollten. Die Er- sahrung mit den Kriegsgesellschaften sei nicht gerade geeignet gewesen, dem Monopolgedanken neue Anhänger zu werben. Das Branntwein monopol dars jedenfalls nicht einseitig vom agrarischen Standpunkt gehandhabt werden, überhaupt sollten die Kartoffeln nicht zur Er zeugung von Spiritus, sondern möglichst restlos der menschlichen Ernährung dienen. Bei der Biersteuer sei es ungerecht, daß Dünnbier nur mit 5 Piennig pro Liter versteuert werde, während z. B. bei Selterwasser 12 Pfennig auf den Liter gelegt werden. Die Weinsteuer begrüßte der Redner hauptsächlich deshalb, weil hier die Steuer möglichst nahe an den Ver braucher herankomme. Der nationalliberale Abgeordnete Schulen burg verlangte besonderen Schutz für die kleinen Brennereien und fand auch die Besteuerung gerade der kleinen Weine zu hoch. Der Schaumweinsteuer stimmte er zu. Die Zollerhöhung für Kakao beklagte er, weil damit das Getränk der Kinder getroffen werde. Besonders interessant war dann schließlich der Abgeordnete Dr. Rösicke, der sehr hübsch daS Dilemma bezeichnete, in dem sich seine Partei befinde. Stimme sie gegen die Weinsteuer, so werde man ihr vorhalten, sie wolle das Getränk des wohl habenden Mannes schützen, stimme sie für die Weinsteuer, so werde man sagen, sie trete einseitig für die Produktion des Ostens ein. Gegenüber dem fortschrittlichen Redner meinte er, daß die Verbrennung der Kartoffel zu Spiritus eigentlich die rationellste Verwertung sei. da der eigentliche Nährwert auch nach der Entziehung des Alkohols erhalten bleibe und die Schlempe eines der wertvollsten Viehsuttermittel sei. Für die Brennereien ver langte er ausreichende Entschädigung. Abzu- warten sei, ob nicht unter der hohen Belastung des Branntweins der Konsum jo zurückgehen werde, daß der Ertrag wieder in Frage ge stellt sei. Völlig ablehnend verhielt sich diesen Vor lagen gegenüber der Redner der unabhängigen Sozialisten, der Abg. Wurm. Auch hier seien wieder den wirtschaftlich schwächsten Klassen die größten Lasten auferlegt. Wenn der Widerstand der Winzer gegen die Weinsteuer plötzlich ver stummt sei, so liege das daran, daß den Winzern in Gestalt des ungeheuer erhöhten Zolles auf ausländische Weine, auch für solche aus Mitteleuropa, eine neue Liebesgabe gegeben werden toll. Gegen die Besteuerung der alkoholfreien Getränke wandte sich zum Schluß, als An hänger der Nüchternheitsbewegung, der Abg. Mumm. Die Beratung endete mit der Überweisung der Umsatz- und Verkehrssteuern an den Haupt- auSschuß, des Branntweinmonopols an einen besonderen Ausschuß von 28 Mitgliedern und der übrigen Getränkesteuern an einen weiteren, besonderen, ebenfalls W gliedrigen Ausschuß. Darauf vertagt sich das Haus. Politische Kunäsckau. Dovtschl««». * Vor seiner Abreise nach Rumänien hat Staatssekretär des Äußeren v. Kühlmann die Parteiführer empfangen, um ihnen Mit teilungen über den Friedensschluß mit Rumänien zu machen. Am Schluffe der Sitzung gab der erste Vizepräsident des Reichstages, Dr. Paasche, dem Bedauern und dem Unwillen Ausdruck über die persönlichen Angriffe der ich habe schon manchmal daran gedacht, daß es mir bei meinen gesellschaftlichen Beziehungen von Nutzen wäre, wenn ich irgend ein«n Titel besäße." Der Konsul nickte. „Ich bin in der Lage, Ihrem durchaus ver ständlichen und berechtigten Verlangen zu ent sprechen," sagte er und sich in den Schultern reckend, Mr er mit Würde und Selbstgefühl fort: „Ich habe sehr intime Beziehungen zu außereuropäischen Höfen. Ja, ich kann sagen, daß ich mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten Saraki auf durchaus freundschaftlichem Fuße stehe und auch mit dem Souverän der Nach barstaates, dem Scheich von Jbi, unterhalte ich die besten Beziehungen." Wieder stieg eine Empfindung von Miß trauen und Widerwillen in dem jungen Fabrik besitzer auf. „Jbi? Saraki?" sagte er. „Sie ent schuldigen, ich habe diese Namen noch nie ge hört." „Wirklich nicht?" Konsul Dr. Bär zeigte eine überraschte Miene. Dann lächelte er. „Allerdings, eS ist ein wenig weit ab. Jbi und Saraki sind ein paar Vasallenstaaten in Arabien. Beide unterstehen dem Protektorat feiner Ma jestät des Sultans der Osmaucn. Im übrigen ist mein Freund. Fürst Achmed Saraki sou veräner Herr und regiert mit unumschränkter Gewalt. ES würde mir «in Leickte^ sein, iür Sie irgend eine Auszeichung bei Sr. Durchlaucht zu erwirken." Den jungen Fabrikbesitzer übertief eS beiß und tast. Es war eine lehr unbchaaftckt. .Deutschen Zeitung' gegen Herrn v. Kühlmann, (die sein Privatleben veröffentlichten) und ver sicherte, das; alle Anwesenden die Entrüstung über diese Angriffe teilten. Es sei höchste Zeil, daß die öffentliche politische Moral eine Wand lung erfährt. Staatssekretär v. Kühlmann danste iür die bekundete Gesinnung und erklärte, er sei bereit, mit jedem politischen Gegner auf die Mensur zu treten. Wenn aber diese Kampfes- weise weitergehe, dann sei bald kein anständiger Mensch mehr bereit, ein öffentliches Amt anzn- nehmen. Die Besprechung war von den Führern aller Parteien einschließlich der Rechten, drsucht. * Hinsichtlich der neuen Anordnung der Reichsgetreidestelle über KürzungderBrot- ration für solche Gemeinden, die ihr Ab lieferungssoll nicht erfüllt haben, betonte die sächsische Regierung im Finanzausschuß der Zweiten Kammer, daß eine solche Anord nung dem Neichsgejetz nicht entspreche, das eine gleichmäßige Rationierung im ganzen Reich vor sieht. Angesichts der Tatsache, daß in einzelnen deutschen Landesteilsn vollständige Mißernten zu beklagen sind, zum Teil auch in Sachsen, wird die sächsische Regierung einer unterschied lichen Festsetzung der täglichen Brotmenge im Reich und einer Herabsetzung in einzelnen Kommunalverbänden nicht zustimmen. * Bei Besprechung der Anträge auf Ein führung der V er h ält nis w a h l in Bayern im Finanzausschuß der Kammer erklärte der Minister des Innern v. Brettreich, er halte die. Frage der Verhältniswahl für noch zu wenig geklärt und die Reform während des Krieges nicht für empfehlenswert. Ebenso lehne er Frauenwahlrecht und Änderung des wahlfähigen Alters ab. Frankreich. *Da8 Ministerium Clemenceau steht sich wachsendem Mißtrauen aller Kammer kreise gegenüber. Allem Anschein nach wird der „Tiger" den Sommer als Ministerpräsident kaum noch überleben. Es heißt, daß Briand sein Nachfolger wird. Belgien. "Eine Neuordnung des Gerichts wesens in Flandern undWallonien wird durch Bekanntmachungen des General- quartiermeisters und des Generalgouverneurs angekündigt. Der leitende Gedanke bei der Neuorganisation war, bei möglichst sparsamer Personalverwendung in Strafsachen eine Be schränkung auf das im Interesse der Aufrecht- erhaltug der öffentlichen Ordnung notwendige, in Zivilsachen Schutz der privatrechtlichen Inter essen der Deutschen, der Verbündeten und der Neutralen. Es werden deshalb kaiserliche Be zirksgerichte eingerichtet, die materiell nach den Landesgesetzen, aber unter Anwendung des deutschen Prozeßrechtes in Zivil- und Straf sachen urteilen werden. Rumänien. * Gegenüber der vor einigen Tagen im englischen Unterhause aufgestellten Behauptung, daß Rumänien auch heute noch ein mit England verbündeter Staat sei, erklärt der rumänische Minister des Äußeren Arion, daß seit Beendigung des Kriegszustände; Rumänien nur noch als neutraler Staat behandelt werden dürfe. Rumänien habe im Kriege der Entente mehr gegeben, als es von ihr empfangen habe. Asi««. *Der japanische Minister des AuSwärstgen Motoüo ist zurückgetreten. De- Minister des Inneren Goto folgt ihm im Amte. — Der Rücktritt Motonos, mit dem der Minister übrigens auch vor der japanischen Expedition gedroht hatte, hängt zweifellos mit dieser Unter nehmung, gegen deren Ausbreitung sich im japanischen Parlament ein starker Widerstand geltend macht, zusammen. Wahrscheinlich konmc er mit seinen weitreichenden Plänen nicht durch dringen. Möglich ist auch, daß Motono ge opfert wurde, um augenblicklich den Gegemap zu den Vereinigten Staaten nicht zu vertiefen. quälende Stimmung in ihm, das niederdrückende Gefühl eines Menschen, der eine beschämende Enttäuschung erfährt. Er hatte schon hie und da von Leuten gehört, die aus der Vermittlung von Titeln aller Art als Agenten kleiner geld- bedürftiger Ländchen und Höse ein Geschäft machten. War der ehrwürdige Doktor Bär, den er bisher immer für einen tadellosen Gentleman gehalten, einer dieser gewerbs mäßigen Ausbeuter menschlicher Eitelkeit? ES fröstelte ihn und ein unwillkürlicher Abscheu, mit dem alten Herrn weiter zu verhandeln, er hob sich in ihm. „Ich danke," sagte er kalt, sich straff auf- richtend, „ich kann von Ihrem liebenswürdigen Anerbieten keinen Gebrauch machen. Ich bin der Ansicht, eine Auszeichnung kann man nur empfangen, wenn man sich durch vorher gegangene Verdienste einen Anspruch darauf er worben hat." Der Konsul nickte eifrig. „Gewiß! Irgend eine verdienstliche Leistung müßte zunächst stattfinden. Selbstverständlich! Doch nicht» leichter als das, mein lieber Herr Lubenow. Saraki ist ein Land, das erst in der Entwicklung begriffen ist. Die Natur hat Saraki reich bedacht, die Vegetation ist di« üppigste. Die Hauptprodufte sind: Reis, Zucker, Mais, Kakao unv.^ Auch der Mineralreichtum ist bedeutend. Gold, Silber, Blei, Eisen und Kohle werden gefördert. Aber die Industrie fehlt noch gänzlich und in dieser Beziehung könnten Sie sich große Verdienste um daS Land erwerben." .Di« kacke wäre dock etwa» ttbr umständ-
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