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Allgemeiner Anzeiger : 20.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-20
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Monat
1918-04
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 20.04.1918
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Vie ^-ften-Veckung. Aut Anlaß einer Versammlung der Nien burger Vertrauensmänner sür die 8. Kriegs anleihe äußerte sich der StaatSminister v. Wuffow in Altenburg einem Vertreter gegen- über zu der Frage, ob die deutsche Volks- Wirtschaft »ach de« Kriege leistungt- fähig genug sein werde, di« Lasten det Krieget tragen, wie folgt: Angesichts besten, was setzt im Westen unsere Heere an glänzendsten Erfolgen leisten, bin ich der Überzeugung, daß selbst, wenn eine größere Kriegsentschädigung festens unserer Feinde nicht erreichbar sein sollte, wir stark und kräftig genug sein werden, die Lasten zu tragen, und ich stütze diese Überzeugung auf die Beobachtung, daß in weiten und nicht den schlechtesten Kreisen der feste Wille besteht, die Grundsätze der Einfachheit und Spar samkeit det Lebent, denen sich daS Volk in seiner großen Mehrheit im Kriege hat unterwerfen wüsten, auch nach dem Kriege auf recht zu erhalten, und zwar nicht nur unter de« Zwang der Verhältnisse, sondern auch «uS der Überzeugung heraus, daß der Wert des Lebens nicht in materiellen Genüssen, sondern in der Pflege der Güter und Gaben des Geistes und Gemütes und in der Hingabe an die Arbeit und di« Erfüllung der Pflicht liegt. Daß der Sinn sür Pflichterfüllung und Arbeitsamkeit in unserem Volke nicht erloschen ist, hat der Krieg bewiesen, und es fehlt nicht an Anzeichen, daß Streb samkeit und Arbeitsamkeit nach dem Kriege in verstärkte« Maße hervortreten werden, um die Verluste, die der Krieg unserer Volkswirtschaft gebracht hat, nicht nur auszugleichen, sondern letztere kraftvoll auSzugestalien. Wenn die Lugenden der Einfachheit, Spar samkeit und Arbeitsamkeit, die zuerst nach den Freiheitskriegen eingesetzt und zu dem großen Emporblühen deS deutschen Volkes und der deutschen Volkswirtschaft im vorigen Jahrhundert geführt haben, auch nach dem Kriege in Geltung und Kraft bleiben, dann kann ein weiteres Emporblühen nicht ausbleiben, und daß die Tugenden in erhöhtem Maße in Zukunft ge pflegt werden, muß und wird das ernste Be streben aller einflußreichen Kreise sein. XriegsereigniHe. st. April. Südlich von der Somme lebhafte Feuerkämpfe. Französische Angriffe zwischen Moreuil und Montdidier scheiterten unter schwersten feindlichen Verlusten. — Vor Verdun starke Artillerietätigkeit. 7. April. Südlich der Oise werden neue Erfolge errungen und mehr als 1400 Ge fangene eingebracht. — Englische und fran zösische Gegenangriffe an der Ancre und Avre scheitern. — Rittmeister Frhr. v. Nicht hofen erringt seinen 76. Luftsieg. 8. April. Auf dem Südufer der Oise werde» die deutschen Angriffe fortgesührt. Der Feind wird aus daS Westufer der Ailette zurück geworfen. Die Zahl der Gefangenen erhöht sich auf mehr al» 2000. — Rittmeister Frhr. v. Richthofen erringt seinen 77. und 78. Lustsieg. April. An der Schlachtfront im Westen leb hafte Artilleriekämpse. — Stark ausgebaute Stellungen des Feindes bei Couch werden erstürmt — Der Verlust der feindlichen Luftureitkräfte im Mär» beträgt 23 Fessel- eMone und 340 Flugzeuge. 1V . April. Zwischen Armentiöres «nd dem La Bastee-Kanal werden die ersten englischen und portugiesischen Stellungen erstürmt und 6000 Gefangene und etwa 100 Geschütze ein gebracht. — In Finnland wird der Bahnhof Karis besetzt. — In der Ukraine wird Charkow genommen. 11. April. Die Schlacht bei Armentiöres ist in vollem Gange. Der Angriff wird auf breiter Front fortgesetzt. An mehreren Stellen wird die Lys überschritten. Die Gesangenenzahl üeigt auf weit über 10 000. — An der Somme und Oise Artilleriekampf. 12. April. Armentiäres genommen. Die aus 50 Offizieren und mehr als 3000 Mann begehende Besatzung streckt die Waden — Weiteres Vordringen unserer Truppen üb« Armentieres hinaus. — Die Gesmntbeute auS den Kämpfen bei Armentiöres erhöht sich auf 20000 Gefangene und mehr als 200 Geschütze. — An der Som«e heftige Artilleriekämpfe. Von unä fern. Entschädigung für verlorene Post pakete. Nach dem Postgesetz zahlt die Post Entschädigung für verlorene oder beschädigte Postpakete, jedoch niemals mehr als 3 Mark für jedes Pfund. Dieser Satz wird im Hinblick auf die gesteigerten Preise für alle Waren als unzureichend erachtet. Nach Lage der Gesetz gebung kann die Post während der Kriegszeit jede Entschädigung ablehnen, da sie berechtigt ist, alle Sendungen nur auf Gefahr des Ab senders zu übernehmen. Die wiederholt an geregte Erhöhung der Entschädigungsgebühreu hält die Reichspostverwaltung für bedenklich; sie ist aber ix eine Prüfung der Frage über eine andere Bemessung deS geltenden Entschädigungs satzes eingetreten. Keine Eier- «nd Wachskartoffcln an pflanze«! Die Kartoffelstellen machen darauf aufmerksam, daß die namentlich bei den Haus frauen w beliebten feinen Serien Kartoffeln innerhalb der Kriegswirtschaft keine Berechtigung mehr haben. Der Krieg wird auch nach dieser Richtung hin ein unerbittlicher Lehrmeister werden. Anbauwürdig sind nur diejenigen Conen, die sowohl nach Gewicht als Stärke gehalt die höchsten Erträge liefern. Wie aus dem Ergebnis der Versuche zu entnehmen ist, versagen die Eier- und Wachskartoffeln hierin vollkommen. Der Ertrag an Gewicht war bei ihnen rund 200 Zentner geringer als bei den bekannten hochgezüchteten Sorten. Aber auch der Stärkegehalt stand an niedrigster Stelle, d. h. die feinen Kartoffelforlen hatten 50 H Stärkegehalt weniger. Die Mosterute in der Pfalz im Jahre 1917 betrug 342 115 Hektoliter gegen 164 SOO Hektoliter im Jahre 1916. Gegen den Durch schnittsertrag 1901/1910 steht dieser Ertrag um rund 139 000 Hektoliter zurück. Der Wert wird aus 121 Millionen geschätzt gegenüber 24,8 Millionen im Jahre 1916. Ein eigenartiger Streik in England. Die englische Regierung hat jetzt einen besonders glücklichen und ihr sicherlich angenehmen Streik durchzumachen. Die Damen des MunitionS- amtes, die mit der Aufstellung der Verlustlisten beschäftigt sind, streiken nämlich. Sie verlangen eine ihnen früher versprochene KriegSzulage. Während derartige Forderungen sonst besonders gern bewilligt wurden, scheint man jetzt die Gelegenheit wahrnehmen zu wollen, einen plausiblen Grund dafür zu haben, 'die Verluste in den letzten Wests,ontschlachten unter dem Vorwande des Streiks noch länger zu ver heimlichen. Hungerkrawalle in Holland. In Rotter dam sanden erneut Hungei kiawalle statt. Viele Brotwagen und mehrere Lebensmittelläden wurden geplündert. An einigen Stellen fanden Zusammenstöße statt. Berittene Polizei ist an verschiedenen Stellen als Wachmannschaft auf- gestellt worden. Auch in Haarlem kam er zu ernsten Unruhen. Im Haag, wo die Kund gebungen ausgesprochen englandfeindlichen Charakter trugen, mußte die englische Gesandt schaft unter Bewachung gestellt werden. ES kam zu einem blutigen Zusammenstoß mit der Volksmenge, in deren Verlauf etwa 50 Personen verwundet wurden. Riefe«ortan i« Amerika. Nach Mel dungen aus New Jork richtete ein Riesenorkan im Westen der Bereinigten Staaten eine große Verwüstung an. Volksnirllckafllickes. Unsere Ernährung im Frühjahr 1A18. ES gab eine Zeit — daS Frühjahr 1917 —, in der er galt, alle Kraft zusammenzunehmen, um durchhatten zu können. Wir haben'S überstanden. Und eS ist seitdem besser geworden. Der Ring der NN« cmkicvci-dc" Feinde 'N gebrochen. Die Were vom Ost« Europa» »ft s«w«l «ich«, v»d«s<HLtze» find «n» frei. AL« e» wäre kmqsichti, »nd ver früht anzunehmen, daß da» Frühjahr 1918 uns mit Bezug auf di« Haupternährunglmiürl schon eine wesentliche Verbesserung bringen könnte, wenn selbstverständlich die Verhältnisse sich beträchtlich günstiger gestaltet haben. Denn noch sind wir in der Hauptsache auf unsere eigenen Produkte angewiesen, und feiten» der Verbraucher und Erzeuger ist ge wissenhafte Einhaltung der von de» Behörden ge troffenen Maßnahmen unbedingt erforderlich. Die Wirkungen der im Osten erfolgten Frieden»schlüsse, durch die wir m Zukunft zweifello» auf stattlichen Zufluß an Brotgetreide, Futtermitteln u. dergl. rechnen dürfen, sind noch nicht soweit gediehe», um jetzt schon unmittelbaren Einfluß ans die Verteilung von Lebensmitteln haben zu können. Wir werden uns noch länger« Zeit mit den dorgeschriebenen Rationen zu begnügen haben; die Brotkarte weiter in Ehren halten müssen. Darauf aber können wir vertrauen, daß unsere Behörden nicht einen Tag länger zögern werden, un» reichlicher zu versorgen, a!S e» unbedingt notwendig ist. Kur Großmutter; Uräutergatten. Von H. Xeich «n « ck. In diesen Zeiten de» Mangelt m>d dir Er satzmittel greift mancher gern zu den alten wohl bewährten Kräutern, wie sie m Großmuttert Garten prächtig gediehen und von Leuten der .guten alten Zeit" geschätzt wurden. Irgendwo findet sich in jedem Garten ein geeigneter Plätzchen, an dem alle diese würzigen Helfer guter und böser Tage angebaut werden können. AIS kräftige Beimischung zu allerhand Ge richten, zum Einmachen, alt Tee und als Haus mittel, endlich zu erfrischenden Bädern und zur Erhaltung der allgemeinen Gesundheit genießen sie von altersher einen wohlverdienten guten Ruf. In solch mannigfacher Verwendung ist et dann auch begreiflich, daß diesen Nutzgewächsen eine Menge Aberglauben aut ältester Vorzeit anhaftet, der manchmal freilich auch nur eine äußerst willkommene Entschuldigung bei ver fehlter Wirkling darbieiet. Der Allgemeinheit sind wohl die Würz kräuter in ihrer Verwendung in der Küche am bekanntesten, wo sie in bedachter Zusammen stellung oft das feinste gastronomische Ver ständnis offenbaren uud hierdurch den Ruf manches KochkünstlerS begründeten. An erster Stelle sei die Petersilie genannt, die unter den „vegetabilischen Großmächten det Suppentops-" wohl die größte Bedeutung hat. Ihre vorzüg lichen Eigenschaften waren bereitt Ägyptern, Griechen und Römern bekannt. Fast ebenso wichtig ist auch der Kümmel; besonders im klassischen Altertum gelangte er zu Hohem An sehen, er stand damals wie das Salz in kleinen Gesäßen auf der Tafel, und vornehme Griechen hielten sich zu seiner Aufbewahrung einen besonderen Sklaven. Der Ausdruck .Kümmel spalier" für einen argen Geizhals entstammt jener Periode. In unseren Tagen legt man mehr Wert auf die medizinischen Eigenschaften dieser Pflanze. In vielfacher Weise autgenutzt ist auch die Salbeistande. Schon Sage und Märchen kennen ihre wundertätige Kraft, die Türen und Schlösser sprengt. Die in eine Kröte verwandelte Prinzessin sitzt wohlbehütet unter den runzligen Blättern der ihr sympathischen Pflanze, und das Kraut selbst hilft zur Ver längerung deS Lebens, worauf schon die lateinische Bezeichnung salvi» (von satvus: ge sund) hindentet. In den Sprüche» der Salerni- taner Nrzteschule det 13. Jahrhunderts findet sich der Text: „Wie kann der Mensch sterben, in dessen Ganen Salbei wächst!" Neben diesen noch heute bewährten medi zinischen Vorzügen treten die gastronomischen nicht weniger zurück. Man denkt da besonder» an die hervorragende Wirkung des Salbei- bei vielen Aalgerichten und nicht zuletzt an da» Hamburger Eigengericht, die bekannte „Aal suppe" ; zu deren Herstellung etwa 2 Dutzend verschiedener Kräuter verwendet werden, die daher unter dem Namen „Aalkräuter" in den Handel kommen. Salbei und Basilikum (welch letztere- tm Griechischen „königlich" bedeutet und den Wert dieser Gewürzpflanze in alten Zeiten angibt) stehen bei der Zubereitung dieser Fischsuppe, an erster Stelle, sodann kann «an obne Bedenken den ganzen Kräutergarten zur Verwendung hiuzufü««, »« FmchA, AM, Majoran, Pimperüell usw. Eine zweite wichtig« Gruppe bfid« die Teekräuter, au- deren reicher Anzahl drei i« bekanntesten genannt werden sollen, et find die echte Kamille, da- „Kraut der Mutter", di« Pfefferminze, deren Beliebtheit sich hauptsächlich in England zu behaupten mußte, sowie di« Melisse. In ihrer Verwendung a!» Tee soll die Melisse die Menschen freudig stimmen; der bekannte Karmelitergeist bestand zum größten Teil au- dem Extrakt diese- Kraute» und bildet alr „Luu äv mslisas" noch heute ein Universal- Heilmittel der Französin. Die Alten schätzen di« Melisse al- wertvolle- Bienenfutter, ebenso wie Rosmarin, Thymian und Lavendel, die von jeher zu aromatisch stärkenden Bädern, sowie alt luftverbessernde Räucher«fttel in Aktion traten und schon in den Kräuterbüchern deS 16. Jahrhundert» eine wichtige Stellung ein nehmen. Der Thymian hat sich seine Wertschätzung in Volksmedizin und Aberglauben bis zur Gegenwart «halten und ersetzt in manchen Gegenden als „Pflanze für alle-" eine voll ständige Hausapotheke. DaS bekannte luftver- beffernde Räuchermittel aus einer Mischung von Lavendel und getrockneten Centisolienblättern, schichtweise mit Salz und allerhand Gewürzen vermengt, erzeugt ans einen heißen Ofen ge bracht. einen seinen aromatischen Duft. Nicht minder erwähnenswert ist in dieser Beziehung auch die Raute, eine «hemalt äußerst begehrte Heilpflanze. Ihre desinfizierenden Eigenschaften benutzte man bei Leichenbegängnissen, wo sie al» „Totenrute" auf dar Bahrtuch geheftet wurde, eine Sitte, die auS den verheerenden Pestzeiten stammt. Schon im 9. Jahrhundert weiß der Reichenauer Abt Walakidus StrabuS in be geisterten Versen ihre „vielfache Heilkraft" zu preisen. Geriektskalle. Berlin. Ein falscher Magistratsbeamter hatte sich vor der Strafkammer in der Person d«» Schlossers Emil Kurz zu verantworten. Er erschien rm Laden de» Bäckermeisters BurzynSli in der Falkensteinsiraße und gab sich der GesMstsfülueün gegenüber a!S MagistratSbeamter au». Diese schöpfte Verdacht und bestellte ibn zu einer Zeit, in der der Meister da sei, wieder hin. Kurz kam auch wieder und nahm nun in Gegenwart de» Meister? zunächst eine .Revision" der fertigen Brote vor, jedoch der art, daß der Meister die Sache durchschaute. Al» er deshalb den Kurz nach seiner Legitimation fragte, zog dieser Plötzlich «inen Revolver und drückte mehrere Male auf einen Nachbar des B., den dieser sich vorsichtigerweise vorher herbeiqeholt hatte, ab. Der Revolver versagte zum Glück. Da» Bericht verurteilte Kurz, der bisher unbestraft ist, zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis. Elderfeld. Wegen Preiswucher» mit Treib riemen verurteilt« die Strafkammer den Kaufmann v. Büren zu S1000 Mark Geldstrafe. Elbing. Die hiesige Strafkammer verurteilte den Postschaffner Borowski au» Marienburg wegen zahlreicher PostdiebstSHIe zu fünf Jahren Gefängnis. Di« Frau de» Angeklagten erhielt wegen Hehlerei fechS Monate Gefängni», sein« Tochter, die Feidwebel- srau He»ke, ein Jahr «efängni». Vermischtes. Der schwierige Fensterschntz. Die Fensterscheiben in Paris und Umgebung haben jetzt genügend Anlaß zum Zerspringen, und darum wird der Bevölkerung geraten, wie man sich gegen dieses Übel zu schützen habe. Daß es aber nicht leicht ist, diesen Ratschlägen un bedingt zu gehorchen, beweist die folgende Zusammenstellung aus französischen Blättern: „Die Papierstreifen müssen so über die Scheiben geklebt werden, daß sie nicht den Holzrahmen berühren. — Wenn die Papierstreifen nicht auf daS GlaS und zugleich auch auf den Holz- rahmen geklebt sind, haben sie gar keinen Zweck. — Die Papierstreifen müssen schräg aus der Innenseite der Fensterscheiben angebracht «er den. — DaS Bekleben der Fensterscheiben m:t Papierstreifen hat nur Sinn, wenn man die Streifen gerade und zwar an der Außemett« der Fenster anbnngt." Nachricht, daß Leutnant von Wachheim, der als schwer verletzt von der Rennbahn weg getragen worden war, mit einem Bruch deS Schlüsselbeins nnd einer ungefährlichen Quetschung der Brust davougekommen war und voraussichtlich in vierzehn Tagen wieder würde .starten* können. Auch sonst unter hielten sich die beiden jungen Leute heiter und lebhaft. Sie stellten im Laufe der Unterhaltung mit großer Befriedigung fest, daß sie im Charakter und Temperament viel Ähnlichkeit miteinander hatten. Beide besaßen einen leichten, frohen Sinn, erfreuten sich gern mit gew-ßfrifchem Sinn an die Herrlichkeiten det L-Mit und erwarteten von der Zukunft das Beste. Beide waren in gleich« Weise über rascht, als Mortimer plötzlich bemerkte, daß sie schon eine volle Stund« miteinander geplaudert hatten. „Ein bißchen lange für einen kurzen Vor- mittagsbesuch," bemerke er, sich endlich erhebend. Frieda Lubenow lachte. „Ich nehme es nicht so genau, Herr Baron, die Hauptsache ist, daß ich mich nicht gelang- weilt habe." Der Referendar verbeugte sich launig. „Sehr schmeichelhaft, danke verbindlichst. Ich darf also wiederkommen?" „Aber gewiß, Herr Baron. Wir sind immer dankbar, wenn man den Weg nach unserem ein- jamen Hause nicht scheut. Hoffentlich treffen Sie's «in andermal beyer." .Noch besser, gnädiges Fräulein?" Der Referendar sav dem jungen Mädchen > gewesen, al» er den mit vornehmem Ge schmack ausgestatteten Salon betrat, die gesellschaftliche Gewandtheit der Baronin und des Baron» hatte diese» Gefühl bald zu zerstreuen verstanden. Das Thema, das der Baron anschlug, war ihm geläufig uud die Fragen der Baronin taten da- ihre, um ihm Gelegenheit zu geben, sich von feiner besten Seite zu zeigen. Man befragt« ihu^übrr die industriellen Einrichtungen in feiner Fabrik; ec erläuterte kurz die Fabrikationtweise und sprach dann, von der Baronin angeregt, von den Be ziehungen »wischen d«r Fabrikleitung und de« Arbeitern. Noch nie habe eine ernstere Un einigkeit oder gar ein Streik in lein er Fabrik stattgrfimden. Schon bei ferne« Vater fei eS Grundsatz gewesen, einen Stamm guter Arbeiter an di« Fabrik zu fesseln. Zu diesem Zweck« sei unweit von der Fabrik auf einem ihm ge hörigen Terrain eine kleine Kolonie von Arbeiter« Der Handkuß, den ihm die Frau Baronin gestattete, sowie der freundliche Händedruck und die liebenswürdigen Abschiedsworte des Barons trösteten ihn ein wenig. -EL hat mich sehr gefreut. Sie kennen zu lerneu, Herr Lubenow," äußerte der Baron, .und ich werde mich noch mehr freuen, wenn mein Sohn sich ihnen noch mehr al» bis her oi'fließen Würde. Der Verkehr mit erwren i im gen Männern kann sür den Sausewind nur von Vorteil sein. Ich hoffe, Sie bald wieder- zihtben, Herr Lubenow." Baronesse Edith lehnte schwach m Wagen »md nick!« nur matt zum Abschiede mit dem Kopf. „Ariüokrattfche Nerven!" meinte Heinrich L-b-mom mit einem Anflug von Gering» wahrend der Wagen davonrollte. „Da i: meine Frieda doch von anderm Schrot und -Korn." herzig, Herr Baron!" Er nickte. „Würde ich auch einer anderen junge» Dame gegenüber nicht, aber mit Ihne» ja, da» habe ich neulich gleich bemerkt, gnädiger Fräulein, mit Ihnen kann ma» frisch von der Leber weg sprechen uud da» ist, wie der Berliner sagt, gerade was Schöne». Und deshalb komme ich auch bald wieder, gnädiges Fräulein. Also auf Wiedersehen!" „Auf Wiedersehen, Herr» Baron!* Sie schüttelten einander die Hände, wie zwei gute alte Freunde. Und leichtbeschwingt, sroh- gelaunt machte sich Morttmer von Laugwitz auf de» Heimweg. .NN andern Tage in der Mittagsstunde ma.Me Kail Lubenow seinen Besuch in der Wohnung des Aarons von Langwitz und er- !undia!e sich nach dem Befinden Baronesse Edi!Der Zufall woltte, daß eine halbe Stunde, nachdem Karl Lubenow die Fabrik verlassen batte, Mortimer von Langwitz mit seinem Dogcart verfuhr. Heinrich Lubenow war geschäftlich in der Ciadt, und so mußte Fräulein Frieda, div mit Hilfe einer alten Wirt« schaftenn seil dem vor mehreren Jahren erfolgten Tode ihrer Mutter «den Haushalt führte, den Besuch allein empsangen. Lu RegmuntzL-rtjerendar brachte die Blick in die Angen. Sie lachte und hob drohend den Finger. „Bitte keine Schmeiche leien, Herr Baron!" Mortimer von Langwitz machte ein ernstes Gesicht und legte beteuernd seine Rechte auf da» Herz. .Schmeicheleien? Nein, gnädige» Fräulein, die drechsle ich überhaupt nicht. JH stelle nur ein« Tatsache fest. Oder glauben Sie wirklich, daß ich mich tess«r unterhalten hätte, wenn Ihr Herr Papa an unserm Gespräch teilgenommen haben würde?" Sie freut« sich zwar im stillen über seine kecke Offenheit, zwang sich aber doch zu einer Schmollmiene, die freilich etwa- humoristischer hatte. .Aber da» sagt man doch nicht so offen Häusern angelegt worden. Hier erhielte jeder verheiratete Arbeiter eine kleine Wohnung zu einem sehr «äßigen Mietspreise, der von dem Wochenlohn in Abzug gebracht würde. Auch «in wenig Ackerland zum Anbauen von Kav» tosseln und Gemüse gehörte zu jedem Hänsch«» So lange seine Eltern gelebt hätten, seien auch persönliche Beziehungen zu den Arbeitern »nl> ihren Familien gepflegt worden. Oft deS Sonw- iagt, besonder» in de» Sommermonate«, seien fein Vater und seine Mutter hinau- nach der Kolonie gegangen, hätten sich an den Feld-Md Karl Lubenow war sehr bcäic von Gartenarbeiten erfreut und Anteil an den kleine» feinem erjien Besuch in der von Langwitzjchen Freuden. und Leiden Ler Kolonisten genomme«.
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