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Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191803162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19180316
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19180316
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-16
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.03.1918
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Europa unä Ostasien. Der Zusammenbruch Rußland- al- Militär staat und Wirtichafttmacht übt seine kräfte- verschiebende Wirkung nicht nur in Europa, sondern, so führt die ,Köln. Zig/ aus, auch in Osta>ien au-. Wie die politische Lage in Europa vor dem Kriege auf dem Gleichgewicht einer Anzahl von Großmächten beruhte, so bildete sich auch seit dem Auftreten Japan- al- Großmacht und vor allem nach dem russisch- japanischen Krieg ein System der an Ostasien und insbesondere an der wirtschaftlichen Erschließung China? interessierten Länder. Im Gegensatz zum europäischen Gleichgewicht, da- politische und wirt schaftliche Gegensätze derBestandteile untereinander enthielt, stand das ostastalifche Gleichgewicht im Zeichen de- wirtschaftlichen Gegensätze- aller nichtasiatischen Länder zu dem feit Portmouth immer deutlicher zutage tretenden Anspruch Japan- auf eine Vormachtstellung in China. In den Jahren 1905 bi- 1914 erreichte Japan nicht viel, da es durch zwei Hemmungen stark beeinträchtigt war: es machte sich das Fehlen einer Kriegsentschädigung für die Ausgaben im russisch-fapanischen Kriege immer mehr geltend, während zugleich England, Rußland und die Vereinigten Staaten durch zwischenstaatliche Bindungen in der Lage waren, China zu schützen. Bei der Betrachtung de- durch Roosevelts Ein greifen zustande gekommenen Abschlusse- de- russisch-japanischen Kriege- im Frieden von PortSmouth ist stets im Auge zu behalten, daß der kapstalarme Sieger Japan nicht nur die Verzinsung der großen aus- und inländischen Kriegsschulden übernehmen mußte, sondern den Siegespreis (Korea, Mandschurei und Südhälfte von Sachalin) nur durch große Kapitalaukgaben hätte vollständig ausnützen können. Die erste Ausgabe wurde durch heroische Steuerleistungen, die vielfach innerpolitstche Spannungen hervor riefen, gelöst. Die Lösung der zweiten Aufgabe blieb in ihren Anfängen stecken. Handels- und wirtschaftspolitische Bestre bungen der Regierung ruhten indessen nicht. Ausgangspunkt und Motiv entnahmen sie den wnt'chaftlichen Ursachen der innerpolitischen Span nungen. Es galt, die Lage der untern Schichten der notleidenden städtischen Bevölkerung durch Er weiterung des Absatzes japanischer Waren nach haltig zu heben. Das zu erschließende große Absatzgebiet konnte aber Nur China sein. Damit störte aber Japan die auf wirtschaftliche Ziele der verschiedensten Art gerichteten Wünsche und Hoffnungen England-, der Der. Staaten und Rußlands. Waren nun in frühem Jahren immer mehr oder weniger ausgesprochene Spannungen zwischen England einerseits und der Union bzw. Rußland anderseits vorhanden gewesen, so daß sich diese drei Länder auch in Ostasien arg wöhnisch begegneten, so war darin seit Reval und der Präsidentschaft Tast- ein Wandel ein- geireten. China wurde nicht nur von diesen drei Großmächten in jeglichem Widerstande gegen verkehr-- oder handelspolitische Forderungen Japans gestärkt, sondern die drei Beschützer Chinas ließen e- sich auf Kosten des Schütz lings nicht schlecht ergehen. Rußland durchdrang die Mongolei, England richtete sich am Jan-tse ein, und die Union spielte sich als bevorzugter Bankier ynd Eisenbahnunternehmer in China auf. Nur' Japan stand abseits und mußte sich mit geringen Aussichten und den gefährlichsten Risiken begnügen, um nicht ganz aus dem Wett lauf um die Vorrechte in China ausscheiden zu müssen. Ausbruch und Dauer de? Weltkrieges haben dieses Bild gänzlich verschoben. Japan konnte von diesen drei Mächten in Ostasien nicht länger als lästiger wirtschaftlicher Wettbewerber behandelt werden, oa man seine Flotte und Munilions- industrie nötig brauchte. Japan wurde ein wert voller Bundesgenosse, den der Verband ständig brauchte, Ler selbst aber in der angenehmen politischen und geographischen Lage war, aus schließlich nach den eigenen Interessen, ohne Zwang durch die Gestaltung der jeweiligen Kriegslage, bestimmen zu können, wie und unter welchen Bedingungen er sich an der Kriegsführung beteiligen wolle. Seine Entschlüsse führten Japan zur Beugung Kmuffchous und der deutschen Süd- Oer Müßiggänger. Roman von H. CourthS-Mahler. (Fortsetzung „Das mußt du aber. Es ist nicht nötig, daß man den Grund ihrer Flucht erfährt. Du sagst, mau hat dich heute morgen nicht fortgehen sehen , „So ist es/ Dann erzähle Sporleder einfach, daß du mit deiner Frau heute früh einen Morgen spaziergang gemacht hast — vorher mußt du natürlich zu erfahren suchen, ob man sie fort- aehen sah. Ihr seid in unserer Nähe gewesen, La hat deine Frau sich den Fuß vertreten und du hast sie vorläufig zu unS gebracht/ „Da? klingt leidlich glaubhaft." „Sporleder wird dafür sorgen, daß die Diener'chast ebenfalls in diesem Glauben er balten wird. Wir haben so vielleicht einige Wochen Zeit gesunden. Ein Sehnenverrenkung dauert zuweilen sehr lange. Bis dahin haben nur daun wohl Nachricht von Regina und können weiter senken. Stumm gingen sie weiter, bi- sie sich trennen mußten. Fritz versprach, am Abend nochmals zu KlauS zu kommen. Trübsinnig ging KlauS nach seinem verödeten Heim. Sporleder sah einigermaßen erstaunt auf seinen Herrn, al- dieser das HauS betrat. Er nmtr angenommen, daß die Herrschaft noch 'chlief und sagte das KlauS. Darauf erfuhr er von den, angeblichen Unfall Frau RuthartS und daß sie vorläufig bei Hartenstein- bleiben «erd«. seebesitzungen und zur Teilnahme an der Niederkämpfung de- deustchen Kreuzerge'chwai^i'S in der Falklandschlacht. Im übrigen ließ es Tag und Nacht seine sämtlichen vorhandenen und zahlreiche neue Fabriken für die Herstellung von Kriegsbedarf tür den Verband arbeiten. Dadurch schuf es lohnende Arbeit für die ärmere Bevölkerung und verschaffte sich eine positive Handels- und Zahlungsbilanz. Es führte Kapital ein. Japan konnte sich also im Kriege stark be reichern. Der sich ständig hebende Volkswohlstand und die günstige Lage im Verbände veranlaßten die japanische Regierung ferner, ihre alten Pläne in China Lieder aufzunehmen. Nun, da China allein stand, hatten sie vollen Erfolg. China mußte Japan im wesentlichen alle politischen und wirtschaftspolitischen Vorrechte, die es seit 1915 schrittweise forderte, mindesten- der Sache nach, wenn auch in der Form Abstriche ge macht wurden, zugestehen. Auch die Gebiets erwerbungen aus dem russisch-japanischen Kriege konnten, seitdem Kapital nach Japan fließt, besser erschlossen werden. Diese für Japan über aus günstige Entwicklung wird nun plötzlich durch den russischen Zusammenbruch und das übergreifen der sozialanarchistlschen Revolution nach Ostsibirien in Frage gestellt. Erhalten China, die Mandschurei und Korea Länder zu Nachbarn, in denen offene Anarchie herrscht oder bald herrschen kann, so ist nicht nur das Übergriffen dieser Ideen zu fürchten, sondern vor allem jeder regelmäßige Handel und Verkehr gefährdet. Hier fühlt sich Japan nach der ganzen, hier dar gestellten Ent wicklung dazu berufen, seine Interessen in Ost asien durch sein Eingreifen gründlich zu sichern. Knüpft der Verband weitergehende Hoffnung an das milnärffche Vorgehen Japans, so läßt er völlig außer acht, daß diele Schritte durchaus in den Rahmen der japanffchen Politik passen, während ein Einsatz von japanischen Kräften für außerasiatische Zwecke einen Mangel an Folgerichtigkeit beweisen würde, den man den japanischen Staatsmännern nicht' zutrauen sollte. Llemenceaus neue Rriegsre-e. Der sranzösische Ministerpräsident Clemenceau hielt in der Kammer eine längere Rede, in der er u. a. aussührte: Ich bin der Chef einer republikanischen Regierung und werde jeden republikanischen Grundsatz ve, leidigen. Der erste Grundsatz ist der der Freiheit, der zweite der de- Krieges und der, daß man dem Kriege alles opfern müsse, um den Triumph Frankreichs sicherzustellen. Lassen Sie uns den Krieg führen, indem wir die Freiheit und die Republik schützen. Alle Gedanken müssen in jedem Augenblick auf den Krieg zusammengesaßt werden. In dem Maße, al- der Krieg sortschreitet, sehen Sie, daß sich eine moralische Krise entwickelt, wie sie sich am Ende jeder Kriege- zeigt. Ein großes Volk de- Orients, da- in Jahrhunderten de- Krieges erprobt ist, hat den Satz gefunden, daß derjenige Sieger ist, der eine Viertelstunde länger als der Gegner an seinen Sieg zu glauben vermag. Da- ist auch mein Grundsatz. Meine ganze Politik geht nach einem Ziel hin: Aufrechterhaltung der franzö sischen Moral in einer Krise, wie sie unser Land bisher noch nie gekannt hat. Die Väter haben ihre Söhne dahingegeben, die unglücklichen Einwohner der besetzten Gebiete haben Qualen erlitten, wie die Geschichte ihresgleichen nicht kennt. Der Flieger Garros, der mich vor gestern besucht hat, erzählte mir, daß, wenn unsere Gesangenen in Deutschland nicht ihre Pakete aus Frankreich bekämen, sie Hungers sterben müßten. (I) Es ist die Lage derer, die wir lieben. Das ist schlimmer als alle-. Wir sind -nicht an der Macht, um einer Partei den Triumph zu sichern. Unser Ehrgeiz steht höher, er will die Moral de- französischen Volker bewahren. Die Moral unseres Soldaten flößt allen Bewunderung ein. Wenn man zu weilen vom Feinde spricht, so machen sie eine Bewegung, als ob sie sagen wollten, die feind lichen Anstrengungen werden sich vor unserer Front erschöpfen. Diele Stimmung muß auf- Der Hausmeister zeigte sich auch diesem Ereignis gegenüber auf der Höhe der Situation. .^Befehlen Sie, daß ich der gnädigen Frau eine bequeme HauStoilette und sonstige Ge brauchsgegenstände zusende?" KlauS überlegte einen Moment. Auf diese Weise konnte er vielleicht erfahren, waS von Reginas Sachen fehlte. Außerdem mußte er den Schein wahren. Die Sachen durften jedoch nicht ab geschickt werden, bevor Frau Dr. Hartenstein nicht eingeweiht war. „Sie können einiges zusammenpacken lasten und es morgen hinausschicken. Für heute hat Frau Dr. Hartenstein meiner Frau aus- geholfen/ Eine Stunde später kam Sporleder zu seinem Herrn in- Zimmer und meldete ganz betreten, daß das Toilettennecessaire der gnädigen Frau verschwunden wäre. Klaus war auf eine ähnliche Eröffnung vor bereitet. „Da- habe ich bereit- zu mir genommen und werde e- meiner Frau selbst mitnehmen. Lasten Sie anspannen, tch fahre gleich nachher wieder hinaus/ Klau- hatte sein und seiner Frau Beiten gleich nach seiner Rückkehr in Unordnung ge bracht, damit das Dienstpersonal nicht merken sollte, daß sie unbenutzt waren. Dank Spor leder- Verhalten blieb die Dienerschaft un- wissend und unbefangen — nur Sporleder selbst ahnte etwa- Ungewöhnliche-, wenn er auch viel zu dikkret war, um es sich merken zu lassen. Nachdem KlauS nochmals überall nach einer Spur gesucht hafte, di« ihm Regina- Ziel ver- recht erhalten werden. Man sagt, es tue un- ein möglichst baldiger Friede no!. Ich wünsche den Frieden; ich würde ein Verbrecher sein, wenn ich anders dächte, aber durch Blöke» nach dem Friede« bringt man den preußischen Militarismus nicht zum Schweigen. Mein Wahlspruch ist: Selbst überall in der inneren Politik führe ich Krieg. Ich suche mich aufrecht zu erhallen im Vertrauen mit unseren Verbünvelen. Rußland hat unS verraten. Ich fahre fort, Krieg zu führen und werde fortfahren bis zur letzten Viertelstunde, denn die letzte Viertelstunde wird uns gehören. Alle Welt denkt es und wünscht es. Darin sind wir einig. Zu den Sozialisten gewandt, fügte Clemen ceau hinzu: Ich verstehe, daß einige unter ihnen vor dem Kriege als Vberidealisten aus eine be vorstehende allgemeine Abrüstung hoffen konnten und dachten, daß man sich jenseits des Rheins ihnen anschließen würde. Es würd,e ein Fehler sein, heute den Versuch zu erneuern, der durch die Tatsachen so grausam bloßHestellt worden ist. Die Erfahrung mit einem wichen Frieden hat Rußland gemacht. Wenn Sie noch von Kriegszielen sprechen, so fragen Sie doch die Deutichen, welches die ihren sind. Sie brauchen sie nicht anzugeben. Die Tatsachen sprechen eine genügend deutliche Sprache. Es ist Polen, Litauen und Ukraine unter dem Stiesel des Siegers. Und während wir von Rußland einen Schrei der Vaterlandsbegeisterung und ein Ausspringen zum Widerstand gegen den Eindringling erwarten, antwortet Schweigen. Tue Frage ist nun ge stellt. Sie ist es durch mich. Ja, ich mache den Prozeß. Wir werden bis anS Ende gehen in der Erfüllung der Ausgabe, die nicht weniger schwierig ist wie die unserer Soldaten. Nichts wird uns aufhalten, nichts un- beugen. Worte, leere Worte, um Frankreichs Volk zur letzten äußersten Anspannung auszupeitschen. politilcke AunäfckLU. stschl«». * Zum Dank für das schwedische Hilt-werk an unsere Gefangenen hatKaiserWilhelm an den König von Schweden ein Tele- gramm gerichtet, in dem der Monarch seinen und des deutschen Volkes Dank für die Tätigkeit der schwedischen Mission in Rußland für da- Wohl der deutschen Gefangenen ausspricht. Der König von Schweden antwortete in herz lichen Worten. *Jn der Frage einer selbständigen ungarischen Armee nimmt die ungarische Regierung folgenden Standpunkt ein: Die Er ledigung der Wehrresorm sei ausschließlich eine innere Angelegenheit zwischen Ungarn und der Krone, bei der Österreich kein Einspruch-recht besitzt. Die Aufstellung einer selbständigen Armee ist bereit- beschlossen. Die ungarische Regierung besitzt hierfür Garantien. Mit Österreich sind nur wirtschaftliche Fragen der Heere-reform zu regeln, die aber daS Wesen der Richtung selbst überhaupt nicht berühren. Diese halbamtliche Feststellung steht im Gegen satz zur letzten Rede de- österreichischen Minister präsidenten im ReichSrat, der behauptete, daß Österreich ein Einspruchsrecht gegen die Heere-- reform geltend gemacht habe. * Ern seltsamer spanisch-franzvsisch- englischer Handel wird von ClemenceauS Blatt ,Homme libre' angeregt. Danach soll Spanien seinen gesamten Besitz in Marokko an Frankreich abtreten, wofür e- von England Gibraltar zurückerhalten soll. England soll mit Ceuta entschädigt werden. Die Au-sührungen des Blattes lassen erkennen, daß diesbezügliche Verhandlungen tatsächlich im Gange sind. Man will also Spanien um jeden Prei- für die Entente gewinnen. «ki—»Sva. "DerAnkauf au s l Ln d is ch e n Eigen tum S in den Ver. Staaten ist jetzt vom Senat gutgeheißen worden. Durch eine entsprechende Gesetze-oorlage wird Palmer, der Verwalter de- fremdländischen Besitztums, ermächtigt, nach raten hätte, natürlich ohne Erfolg, fuhr er zu Frau Dr. Hartenstein hinaus. Die alte Dame war seit dem gestrigen Be such Regina- in großer Sorge. Fritz hatte ihr bei seiner Heimkunft gestern abend berichtet, Wa rr selbst wußte. Sie hatte Regina sehr lieb gewonnen, und KlauS war immer ein wenig ihr Verzug gewesen. Nun bangte sie um die jungen Leute wie eine sorgende Mutter. AlS Klaus mit blassem Gesicht bei ihr ein- trat, erschrak sie uud ging ihm entgegen. „WaS bringen Sie mir, lieber Klaut, Sie sehen aus, als wäre es nichts Gutes/ Er küßte ihr die Hand und erzählte ihr mit kurzen Worten von Reginas Flucht. Still hörte die alte Dame zu. Ihr feine-, gütiges Gesicht batte den Ausdruck großer Trauer angenommen. Sie konnte ihm nickt viel zum Tröste sagen, enthielt sich aber auch jeden Vorwurfes. KlauS bat sie, die Sachen anzunehmen, die er angeblich für seine Frau herausschicken ließ. „Ich kann dis Hoffnung nicht aufgeben, daß Regina mir verzeiht und zu mir zurückkehrt. So lange ich diese Hoffnung habe, ist es nicht nölig, daß man über ihre Abreise skandaliert/ sagte er, und sie stimmte ihm vollkommen bei. Auch die alte Dame war der Ansicht ihres SohneS, man solle Regina erst zur Ruhe kommen lasten, ehe man weitere Schritte unter nehme. — — Als Klaus Ruihart wieder nach Hause kam, sand er einen Brief Charlottes vor. Sie bat ihn um seinen sosorffgen Besuch. ! Er musst ibr Ausknust geben über die folgen, ' die da? Erscheinen seiner Fran in ihrer Wohnung seinem Ermessen ausländisches Eigentum in den Ver. Staalen zu kaufen und zu verkaufen. Der Antrag wird auch die Ver. Smalen in die Lage versetzen, deutsche SchiffahriSbureaus und Hafen anlagen. zu erwerben. Auf Grund dieser Vor- läge hat Präsident Wilson die Ermächtigung erhalten, die Docks und Landungsplätze der Hamburg-Amerika-Linie und deS Norddeutschen Lloyds tn Hoboken zu enteignen oder zu über nehmen. Das Grab -er Revolution. Anklagen gegen den Bolschewismus. Der bekannte russische Sozialdemokrat Axelrod sprach, wie .Astontidningen' vom 19. Februar berichtete, unlängst in der Stockholmer „Sozial demokratischen Vereinigung" : „Er sprach über da- Auftreten der Bolsche- wiki in den Revolution-Monaten, über ihre Sabotage aller positiven revolutionären Organi- iationsarbeit, bis sie im letzten Augenblick dis Macht an sich rissen, um sich selbst für dis Forderungen nach Frieden, Land und konsti tuierende Versammlung zum Ritter zu schlagen. Wir sehen jetzt dis Ergebnisse ihrer Politik. Der Friede war da- wesentlichste, wo ist er? Wo ist das Land? Unter vollständiger Anarchie verteilt, bei der da- Recht de- Stärkeren triumphiert hat. Die wohlhabenden Bauern haben da- Land unter sich verteilt. Die Armen haben nichts bekommen oder so gut wie nicht-. Und wo ist die kon stituierende Versammlung? Gesprengt durch die bolschewistischen Matrosen, nachdem sie sich trotz aller Gewalt bei Wahlen al- nichtbolschewistisch erwiesen haben. Der Redner schloß damit, zu betonen, daß auch auf Europa eine schwere Schuld fällt, weil es sich vielfach zu BeifallS- äutzerungen angesichts der sozialen Zerstörungs- arbeit hat hinreißen lassen, die der Bolschewismus in Rußland anrichtet, indem er der russischen Revolution daS Grab gräbt/ WaS der MaximaliSmus aus Rußland und im besonderen auS Petersburg gemacht hat, geht au- den Eindrücken und Erlebnissen hervor, die ein Stockholmer au- dem Lande der Revolution in seine schwedische Heimat mitbrachte. Er er zählte: „In Petersburg gibt e- keine Schuhe mehr zu kaufen, nur die Soldaten haben noch welche auf Lager." Man kann von ihnen alte Schuhe für 300 Rubel, ein Paar neue Schuhe uicht unter «VV Rubel haben I Selbst Leute, die noch Schuhe besitzen, ziehen vor, in Wickeintüchern auf die Straße zu gehen, da die Räuber e- augenblicklich auf Schuhwerk abgesehen haben, seitdem die Vorräte in den Militärdepots auf die Neige gegangen sind. Auch an den übrigen Kleidungsstücken wird der Mangel immer größer. Die Verlumpung de- Lölkes in seiner äußeren Erscheinung ist keine bloße Redensart mehr. Wer noch gute Kleider besitzt, läßt sich darin nicht mehr auf der Straße erblicken, da er sonst am hellichten Tage auf belebter Straße bi- auf die Unterkleider auSgezogen wird ... In Pelzen steht man meist nur Soldaten oder die Herren Volk-kommistare oder die Mitglieder de- Sowjet-. Aber auch diese sind nicht immer vor Ler wechslungen geschützt. Der beste Selbstschutz ist größtmögliche Einfachheit in der äußeren Er scheinung. Am sichersten ist, wer heruntergekommen uud strolchmästig auSsieht. Die Fabriken und Schulen find in der großen Mehrzahl geschlossen. Die wenigen Bureaus und Geschäfte, die offen halten, arbeiten nur wenige Stunden am Lage. Überall fehlt es am Nötigsten. In Wohnungen, Kanzleien, Werkstätten, Geschäft-läden herrscht eine unbe schreibliche Kälte. Wider alle- Erwarten sind jetzt Mehl, Fleisch und Hülsenfrüchte von der sich auflösenden Front in die Stadt gekommen. Aber alle Gespräche drehen sich um die Frage, was eintreten wird, wenn auch diese letzten Vorräte, die daS Land noch besaß, erschöpft sein werden/ gehabt hätte. Sie sei, wie er sich denken könne, in großer Unruhe und Aufregung, er möge kommen und sie daraus erlösen. Klau- antwortete sofort., ES sei ihm un möglich, noch einmal zu ihr zn kommen. Er bereue tief, seinem geliebten Weibe in törichter Verblendung Schmerz und Leid zugefügt zu haben. Er habe nm den einzigen innigen Wunsch, seine Frau zu versöhnen. Wie schwer er unter seiner Schuld leide, ahne sie nicht, er sei hart dafür bestraft worden. Sie möge ihn aufgeben und ihn zu vergessen suchen. Weiter hätte er ihr nichts mehr zu sagen. Charlotte Marlow raste und tobte, al- sie diesen Brief erhielt. Ihre Rache Haft« sie ja nun und hätte zufrieden sein können. Aber au- dem Spiel war ihr Ernst geworden. Klaus hatte ihr Herz zurückerobert, und sie hatte ihn leidenschaftlich geliebt, allen Berechnungen zum Trotz. Nun sagte er sich kurz und bündig von ihr loS, nannte seine Leidenschäst für sie eine törichte Verblendung und bereute nur, sein „ge liebtes Weib" betrübt zu haben. Nun gehörte sis also schließlich doch zu denen, die Klaus Ruthart verlassen hatte. Sollte das alles sein, waS sie durch ihr Rachegesühl erreicht hatte? Nein, sie wollte ihm wenigstens nicht den Triumph lassen, sie gedemütigt zu Haven. Sie beantwortete seinen Brief folgendermaßen: „Glückauf zum Bußgang nach Canossa, KlauS Ruthart. Du bist gar nicht wert, Last sich ein Weib nm dich grämt, denn du verstehst nicht zu lieben. Du "streckst deine Hände wie ein launige- Kind nach allem aus, waS dir un erreichbar «rscheint. Hältst du e- dann, veristit
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