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Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöche.uiich zweiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel jährlich ab Schalter 1,15 Mk. bei freier Zusendung dnrch Boten ins HauS I Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Aeii""aSboten gern entgegen. Amtsblatt Mr die HrtskeßSrde und den Kemeinderat zu Bretnig. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 1b Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt- lichen Teile 2b Pf., und im ReklumeteU 40 Pf., nehmen anher unserer Geschäftsstelle auchsämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. i-viisl-Hireiger kiir Sie vrlschskle« SrrtNig, grsKrSdrzüstt. haurvsia«, frsiMAss! und Umgrgenä. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Mr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Str. 22. Sonnabend, den 16. März 1S18. 28. Jahrgang Mze Nachrichten. Kaiser Wilhelm empfing am Dienstag in Ber lin den Generalfeldmarschall o. Hindenburg und anschließend den Reichskanzler Grafen Hertling zum Vortrag. Die Mehrheitsparteien des Reichstages haben sich gegen die Personalunion Kurlands mit Preußen ausgesprochen. Deutsche Truppen find in Odessa eingcdrungeu. Eins unserer Marineluftschiffgeschwader hat be festigte Plätze und militärische Anlagen am Humber und in der Grafschaft Dort mit gu tem Erfolge angegriffen. Oesterreichisch-ungarische Flieger griffen erfolgreich den italienischen Flugplatz Mestre in Venetien an und brachten eine Flugzeughalle zum Ein sturz. Die deutschtiroler Parteien sprachen sich für die Angliederung der Dreizehn Gemeinden und der Sieben Gemeinden an Tirol und für eine Kriegsentschädigung aus. Moskau befindet sich nach einer englischen Mel dung in den Händen der anarchistischen Partei. Eins unserer Unterseeboote (Kapitänleutnant Ganser) hat im Sperrgebiet um die Azoren 22000 Tonnen versenkt und Messing, Zink und Gummi heimgebracht. Ein Unterseeboot (Oberleutnant z. S. Sprenger) hat im östlichen Mittelmeer 26 000 Tonnen versenkt und einen feindlichen Kreuzer beschädigt. In Odessa sind nach Bandenkampf bei Moldo- wanka deutsche Truppen cingerückt; ihnen folgten von Shmerinka her österreichisch-un garische Truppen. An der Westfront entwickelte die feindliche Ar tillerie in zahlreichen Abschnitten rege Tätig keit; im Vorfeld kam es zu kleineren Jnfan- teriegefechten. 20 feindliche Flugzeuge und drei Fesselballone wurden an der Westfront abgeschossen; Ritt meister Freiherr v. Richthofen errang seinen 65. Luftsieg. Die italienischen Feldstellungen auf der Süd platte des Pasubio-Stockes wurden von den österreichisch-ungarischen Truppen in die Luft gesprengt. ' Die Rumänen Haden den letzten Streifen des noch besetzt gehaltenen österreichisch-ungarischen Gebietes geräumt; der Osten ist nun völlig frei voni Feinde. Die Friedensverhandlungen mit Rumänien wer den am Freitag wieder ausgenommen. Im Reichstage trat der konservarive Abgeord nete Kapp für eine Kriegsentschädigung und für die Wiederzulassung des freien Handels ein. In Wien und den umliegenden Jndustriezen- tralen hat wiederum eine Streikbewegung eingesetzt. Im österreichischen Abgeordnetenhause kam cs zwischen tschechischen unb deutschen Abgeord neten zu einem ungeheueren Tumult und zu einer Rauferei. In Wladiwostok besetzten japanische Matrosen oas russische Gouvernementsgebäude. Zn Hindenburgs Aufenthalt in Berlin wird der amtlichen „Leipziger Zeitung" aus Ber lin gemeldet: Zu der Nachricht, daß Hindenburg iu Berlin Besprechungen gepflogen habe, bemerkt die „Dtsch. Tagesztg.", diese Nachricht werde tiefe Beunruhigung Hervorrufen. Man werde daraus schließen, daß Lerzichtfricdcnsbestrebungen den Sieg über die deutsche Zukunft davonge tragen und sich erfolgreich der notwendigen Ent scheidung im Westen entgegengestellt hätten. Diese Bemerkungen sind um so unverständlicher, als die „Dtsch. Tagesztg." selbst hinzusügt, sic möchte nicht annehmen, daß jener Eindruck zutreffend sei. In Wahrheit liegt auch nicht der geringste Anlaß zur Beunruhigung vor. Diese kann erst durch solche unangebrachte Ausdeutungen erregt werden. Die gegenwärtige Lage, die durch Folge- wirkungcn des im Osten Erreichten und durch kommende Geschehnisse bestimmt wird, läßt den Wunsch nach persönlicher Fühlungnahme der maßgebenden militärischen und der politischen Persönlichkeiten durchaus natürlich, wenn nicht selbstverständlich erscheinen. Nicht Beunruhigung, sondern gerade Beruhigung muß die Tatsache solcher Fühlungnahme Hervorrufen, die der brei ten Oeffentlichkeit erkennbar macht, daß die poli tische und oie militärische Leirnng in allen Fra gen von Bedeutung Hand in Hand geben. Die Wirkung der Luftangriffe. Genf, 14. März. Nach hier vorliegenden indirekten Pariser Meldungen hat der Pariser Gemeinderat nach einer mehrstündigen Debatte von größter Heftigkeit nahezu einstimmig den Beschluß gefaßt, der Regierung dringlichst nahe zulegen, keine Luftangriffe auf feindliches Gebiet mehr auszuführen, sofern dadurch für Paris eine Wiederholung der letzten katastrophalen Ereignisse vermieden werde. In der gleichen Sitzung des Gemeinderats wurden 143 Ver wundete als Opfer des Fliegerangriffs genannt. In England mehren sich die Stimmen gegen sogenannte Vergeltungsangriffe. „Daily News" schreiben, die auf deutsche Städte aus geführten Angriffe bewirkten nur, daß die Luft angriffe auf London zahlreicher würden, anstatt daß ihnen ein Ende gemacht werde. „Das einzige Kennzeichen aller dieser Angriffe ist, daß nichts Labei herauskommt, was von militärischer Bedeutung sein könnte." Die Friedensbewegung in England Gens, 14. März. Londoner Zeitungen ent halten Berichte von Zusammenstößen in Edin- burg anläßlich der am letzten Sonntag stattge- habteu Friedenskundgebungen. Es wurden an zweihundert Verhaftungen vorgenommen, nach dem Militär aufgeboten worden war, um die Demonstranten von den Zugängen zu den inne ren Stadtteilen Edinburgs festzuhalten. Die Opposition gegen Lloyd George. „Daily Telegraph" schreibt: Lloyd George werde gezwungen sein, an das englische Volk zu appellieren, wenn er den Krieg wegen El- saß-Lothringens und Triests fortzusetzen ent schlossen sei. verliickr; und 5äGM«. — Staatsbeihilfen zur Vergröße rung der Kartoffelanbaufläche. Die Königlich Sächsische Staatsregierung hat den Kommunalverbänden zur Verbilligung des Saat gutes cin Berechnungsgeld zur Verfügung ge stellt, aus dem Staatsbeihilfen zum Ankauf von einwandfreiem Saatgut gewählt werden, wenn mit diesem die Anbaufläche gegen das Jahr 1917 vermehrt wird. Diese Beihilfe soll 3,50 Mk. für jeden so verwendeten Zentner Saatgutes be tragen. Bei 40 Zentner Saatgut auf das Hek tar ergibt dies eine staatliche Beihilfe von 140 Mark auf das Hektar. Die Staatsbeihilfen wer den jedoch nur nach folgenden Grundsätzen ge währ! ^.Betriebsgröße. Der Besitz von 100 und mehr ffa landwirtschaftlich benutzter Fläche bleibt von der Ankaufsbeihilfe ausge schlossen. Bon der Festsetzung einer unteren Grenze wird zwar abgesehen, mit einer Beihilfe kann aber nur der bedacht werden, der für die Allgemeinheit Kartoffeln tatsächlich abliefert. Das wird in der Regel bei einer Betriebsgröße unter- V4 ka nicht angenommen werden. 2. Saatgut. Beihilfen können nicht ber Ver wendung in der eigenen Wirtschaft gewonnenen Saatgutes, sondern nur für die Auspflanzung einwandfreien bezogenen Saatgutes gewährt wer den, dessen Verwendung als zur Förderung der Saatzucht geeignet ist. Der Nachweis, daß das Saatgut dieser Voraussetzuuz entspricht, ist zu erbringen durch eine Bescheinigung des für den Herkunftsort des Saatguts zuständigen landwirt schaftlichen Kreisvereins, wonach das Saatgut aus einer als Bezugsquelle zu empfehlenden zu verlässigen Wirtschaft stammt. 3. Bezug des Saatgutes. Saatgut aus einem anderen Kommunalverband muß durch Vermittelung des Kommunalverbandes bezogen werden, in dem die Kartoffeln zur Aussaat verwendet werden sollen. Saatgut, das innerhalb desselben Kommunalver bandes ausgesät werden soll, kann nur dann für Beihilfen berücksichtigt werden, wenn der Verband die Abgabe von dem Erzeuger an den Pflanzer vorher genehmigt hat. 4. Nach weisliche Vergrößerung der Anbau fläche. Die Grundlage für die Feststellung der Anbaufläche 1917 bildet die Wirtschasts- karte. Den darin enthaltenen Eintragungen sind 2 o/g zuzuschlagen. Erst die darüber hinaus bei der Ernteflächenerhebung 1918 zuverlässig ermittelte Kartoffelanbaufläche ergibt di: Mehr- fläche, für die eine Beihilfe im Falle des Be zuges geeigneten Saatguts zu zahlen ist. 5. Ord nungsmäßige Pflanzung und Düngung. Del Nachweis, daß das mit Beihilfen zu be denkende Saatgut für den Anbau 1918 unter Berücksichtigung der vorstehenden Vorschriften bezogen, daß es zur Aussaat wirklich verwendet und in eine Mindestmenge von 10 Zentnern auf 1/4 siz tatsächlich ausgepflanzt, und daß der Boden nach Möglichkeit gut vorgerichtet und ge düngt worden ist, muß durch Bescheinigung eines vertrauenswürdigen Sachverständigen erbracht werden, der von dem Kommunalverbande der Anbaustätte im Einvernehmen nnt dem für ihn zuständigen landwirtschaftlichen Kreisverein zu bezeichnen ist. Gehören oie Gemeinde, aus der das Saatgut bezogen wird, und die Gemeinde, innerhalb der es gepflanzt werden soll, demsel ben Kommunalverbande 'an, so Hal die Beschei nigung außerdem darauf zu lauten, daß das bezogene Saatgut nach seinem Eintreffen an der Anbaustätte gesund und in pflanzwürdigem Zu stande war. 6. Zahlungsverfahren. Die Anforderungen auf Auszahlung der Beihilfen sind spätestens bis zum 15. Juni 1918 den Amtshauptmannschaflen vorzulegen. Hierzu bemerkt die Königliche Amtshaupt mannschaft folgendes: Zu 2. Soweir es sich um auswärtige Kartoffeln handelt, die von der Königlichen Amtshauptmannschaft vermit telt und durch die Verteilungsstellen Bombach u. Paatz, H. M. Trepte, M. E. Schöne in Kamenz, Hermann Herzog in Bischheim sowie die landwirtschaftlichen Bezugsvereine zur Ver teilung gelang^ sind, gilt der Nachweis des einwandfreien Saatgutes als erbracht. Soweit es sich um Kartoffeln handelt, die aus einer Wirtschaft innerhalb des Kommunalverbandes der Königlichen Amtshauptmannschaft stammen, ist der Nachweis, daß es sich um einwandfreies Saatgut handelt, dnrch eine Bescheinigung des landwirtschaftl. Kreisvereins Bautzen zu erbringen Zu 5. Die hiernach erforderlichen Nachweise hat der Gesuchsteller durch Vorlegung einer Bestätigung eines bei der Königlichen AmtS- hauptmannschaft eidlich in Pflicht stehenden landwirtschaftlichen Sachverständigen zu er bringen. Sachverständige sind un Röoeriale: Boden, Robert, Gutsbes. m Großröhrsdorf, Bor mann, Rittergulsinsp. in Ohorn, Horn, Mar, Gutsbes. in Ohorn, Höfgen, Hermann, Gms- bcs. in Großröhrsdorf, Nitsche, M„ Gulsbcs. in Hauswalve, Schöne, Alwin, Gutsbes. in Großröhrsdorf. Großröhrsdorf. (Theater.) Wie wir hören, ist es Frau Herzog gelungen, für Sonn» tag, den 17. März ein ganz außergewöhnliche« Gastspiel zu verpflichten, nämlich das bekannte Mitteldeutsche Stävtebundtheater. Ein wunder» bares, für hier völlig neues Stück: Ein F.üh- lingstraum wird aufgeführt, welches ein noch nie gesehenes ausverkauftcs Haus erzielen wird. — Wir wollen diese Komödie einer jungen Liebein 4 Akten heute nicht näher beschreiben, um nicht im Vorhinein die Stimmung zu nehmen. Nur soviel sei gesagt, daß wir einen so genußreichen Abend seit langem nicht erlebt haben. Nach mittags ist eine Märchenaufführung. Kamenz. Sonntag den 17. März vor mittag 11 Uhr findet im Ratskeller zu Puls nitz Kommandanten-Sitzung des Feuerwehr- Bezirksverbandes Kamenz statt. — Dienstag, den 19. März 1918, vormit tags 9 Uhr öffentliche Sitzung des Bezirksaus schusses in Kamenz. Ebersbach. Ein dreister Schmuggel wurde von Grenzschutzmannschaften am hiesigen Grenz bahnhofe entdeckt. Er bestand darin, daß ein österreichischer Lokomotivführer in dem auf seiner Maschine benutzten Wasserbebälter 10000 Stück Zigaretten geschickt verborgen hatte, die alsbald ihre Wanderung über die Grenze nach vcm Böhmerland machen sollten. Nicht weniger als 1500 Mark Zollstrafe hatte der gute Mann für die im Stadium des Versuchs gebliebene und den Verlust der Zigaretten zur Folge ha bende Pascherei zu erlegen, welche Summe auch sogleich schlankweg bezahlt wurde. Zittau. Zu einem Rasierverbot für die Garnison hat in Zittau das Auftreten einer flechtenartigen Hautkrankheit geführt. Nur ein zelne, besonders kontrollierte Barbierstuben dürfen aufgesucht werden. Es wurde beobachtet, daß die lästige Krankheit einen sehr hartnäckigen und bösartigen Charakter zeigt. Der einmal von ihr Befallene wird sie trotz aller ärztlich angewandten Mittel nicht gleich wieder los. Mit oer eigent lichen Bart- und Kopfflechte hat die Krankheit wenig gemein. Freiberg. Aus Besorgnis, daß ihr Geld in der Sparkasse nicht sicher angelegt sei, ver wahrte eine hiesige Munitionsarbeiterin ihre Er sparnisse in Höhe von 1700 Mark in ihrer Be- hausung.HDieser Tage nun machte sie die schmerz liche Erfahrung, daß Diebe die ganze ersparte Summe gestohlen hatten. Leipzig. (Raubmord.) Am Sonnabend wurde der Gutsbesitzer Felix Heyer auf Glasten bci Grimma in einer Schonung ermordet und beraubt aufgefunden. Der Mörder ist bereits am Sonntag ans dem Leipziger Bahnhof in der Person des polnischen Arbeiters Dolieszkoda ver härtet worden. Er trug über 1000 M. bei sich, die er seinem Opfer geraubt hatte. Die Verhaftung war dadurch möglich geworden, daß der Mörver ohne Papiere gereist und deshalb von einem militärischen Ueberwachungsreisenden zur Feststellung seiner Persönlichkeit vom Leip ziger Bahnhof nach der Polizei gebracht worden war. Für die Hausfrau! Nachlieferungen für verdorbene oder zu früh verbrauchte Kartoffeln finden keinesfalls statt r Die auf Landeskartoffel- karten Abschnitt f) uuv L bezogenen Kartoffeln müssen bis zum 15. April 1918 reichen! Jerer muß daher sür geeignete Aufbewahrung und ord nungsmäßigen Verbrauch der Kartoffeln Sorge tragen.