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Allgemeiner Anzeiger : 03.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191804036
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- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-03
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.04.1918
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7rl-nä. England» Sorgen wachsen. Di« Not de» N-Boot-KriegeS lastet schwer auf dem Lande — der Hunger geht um. Und von neuem reckt sich das irische Problem empor, drohender noch als vor zwei Jahren, da auf der grünen Insel die Republik auSgerufen wurde. Zwar haben da mals Maschinengewehre und SchiffSzeichütze die Freiheitsbewegung gewaltsam und blutig er stickt. aber der Funke fraß unter der Asche weiter. Wieder scheint die Zeit nahe zu sein, wo ans glimmernder Glut die erste Stich flamme ausschießt, deren Wirkung heute in der unheilschwangeren Atmosphäre der murrenden Unzufriedenheit unabsehbar ist. In den beiden Häusern des englischen Par laments spricht man in lebhaften Debatten über Irland. Die britische Regierung v<»»hastet Führer der Sinnfeiner. French ist in Irland, nm die Ruhe wieder herzustellen. Die irischen Mitglieder des Unterhauses stellen der Regie rung ein Ultimatum, das Homerule-Geietz für Irland bis Ende Mai einzüiühren, widrigen falls sie zur schärfsten Opposition übergehen würden. Das alles sind Zeichen, daß die irische Frage erneut in ein kritisches Stadium getreten ist und daß schwerwiegende Ereignisse sich vor bereiten. Der Geist des gemordeten Sir Roger Casement ist nicht zur Ruhe gekommen! Die Debatten im britischen Parlament, namentlich die Angriffe im Oberhaus auf die Irenpolitik der Regierung, zeigen, daß aui der grünen Insel wieder Hochspannung herrscht. Der unbezähmbare Freiheitsdrang des solange geknechteten und mißhandelten Volkes droht die englischen Fesseln zu sprengen. Bisher hat England dort stets mit den schärfsten Mitteln alle Gelüste nach Freiheit und Selbständig keit unterdrückt. — die irische Geschichte ist mit Blut geschrieben. Auch heute, wo England angeblich sür das Recht der unterdrückten und kleinen Nationalitäten das Schwert führt, würde eS trotzdem kaum Be denken tragen, die Iren aus die alte Weise zur Vernunft zu bringen. Aber für England liegen die Verhältnisse augenblicklich sehr ungünstig. Es kann die Aufgabe heute nicht !o ohne weiteres mit blutiger Unterdrückung lösen und dem Lord French und seiner Politik der harten Faust freien Spielraum lasten. Das irische Problem ist nämlich keine rein englische Angelegenheit mehr. Auch der große Verbündete jenseits des Ozeans hat ein beun ruhigend starke? Interesse an dem Schickel des gepeinigten Landes, denn die im November in den Der. Staaten vorzunehmenden Kongreß wahlen verlangen von allen Parteien die größte Rücksicht aut die sehr zahlreichen amerikanischen Iren und ihre Wünsche. Selbst Wilson könnte sich eines Tages aus diesem Grunde veranlaßt sehen, in der irischen Angelegenheit in London mehr oder minder deutliche Vorstellungen zu er heben. Gut Welter in Washington ist aber jetzt für England eine Lebensfrage. Die britische Regierung befindet sich daher in einer wenig beneidenswerten Lage, und die harte Kritik im Parlament und die Forderung nach durchgreifen oen Ordnungsmaßregeln, die iedoch beute nicht nach der üblichen Methode durchgeführt werden können, erschweren sie noch mehr. Die offene Feindschaft Irlands macht sich für England aber auch noch in anderer Hinsicht schmerzlichst geltend, denn die Iren treiben passive Resistenz in der Nahrungsmiltel- lieferung und in der Gestellung von Menschen für den Krieg und die .Kriegsarbeit. Und niemand ist da zum Vermitteln, nachdem John Redmond, der auf den Ausgleich bedachte Jren- führer, vor kurzem gestorben ist. Die Geister, die es rief, wird England jetzt selbst nicht los. Das Schlagwort vom Selbst bestimmungsrecht der Völker, mit dem die Entente ihre Eroberungsziele zu verhüllen trachtete, hat in Irland feine Wirkung nicht verfehlt und neue Hoffnungen und neue Kräfte auferstehen lassen. Und, offen oder versteckt, gehört die Sympathie der ganzen nichtenglischen Welt jenem tapferen Jnselvolke, das durch kein Mittel englischer Brutalität in feinem Glauben an feine Freiheit und in feinem Kampfe für seine Selbständigkeit wankend gemacht werden konnte. Die irnche yrage ist, mag England sich dagegen auch noch so heftig wehren, zu einer internationalen Frage geworden, deren Lösung auch zu den Ausgaben der künftigen Friedenskonferenz gehört. Vie Uaiserfchlacht im Westen. Die Erinnerung an den Durchbruch am Isonzo wird durch die großen Ereignisse der Kaiserschlacht im Westen unwillkürlich immer wieder erweckt, wenn auch die strategischen Grund lagen durchaus verschiedene in Heiden Fällen sind und daher die Ausnutzung der taktischen Erfolge nicht dasselbe Bild zeigen kann. Vor allem schlagen sich die Engländer mit ganz anderer Ausdauer, Zähigkeit und Tapser- keit als die Italiener. Das reiche Netz von Bahnen jeder Art, mit dem die Engländer das Etappengebiet im Anschluß an die vorhandenen Linien bedeckt haben, erleichtert es ihnen sehr, zurückgehaltene Streitkräfte heranzuholen und zu verschieben, mit denen sie der deutschen Sturmflut einen Damm entgegensetzen möchten. Nicht nur Infanteriedivisionen, auch Reiter- gefchwader und Panzerwagenverbände stürzen sich in den Kampf, werden geschlagen und müssen den Rückzug nach Westen antreten. In dem zuerst von der Offensive nicht be rührten Zipfel des Dreiecks zwischen der Straße Bapaume—Cambrai und der Schelde bildet sich nach den Erfolgen des ersten Tages ein Sack, dessen Zuschnürung dis dort stehenden britischen Heeresteile noch rechtzeitig durch Abmarich ent gingen. Es konnte sich daher auch die Er scheinung nicht wiederholen, die in Italien durch die rastloie Parallelverfolgung hervorgeruien wurde. Aui dem linken Flügel griffen schon am 23. März neben den Eng ländern auch Franzosen und Amerikaner ein, anscheinend zunächst schwächere Verbände, denen aber am nächsten Tage französische Inianterie- und Kavalleriedivisionen folgten. Sie kamen das Ostetal auswärts, in.dem die Bahnlinie Paris—Compiögne—Chauny läuft, die in CompiLgne die Strecke von Reims über Soissons aufnimmt. Auch hier macht sich die Gunst der dichten Bahnverbindungen hinter der französischen Front geltend. Das unwegsame Waldgelände zwischen der Straße Noyon—Ham und der Oise konnte von dem geschlagenen Gegner nicht als Stützpunkt ausgenutzt werden, um seine Truppen zu sammeln. Er wurde weiter nach Südwesten gedrängt, Guiscard an der Straße Noyon—Ham und Chauny an der Oste genommen. Die neu trale Presse mißt dem Vordringen in diesem Naum besondere Bedeutung bei, weil dadurch die sogenannte Nahtstelle zwmhen dem eng lischen und französischen Frontteil betroffen wird. Auch nähert sich dort die Kampffront am meisten Paris. Faßt man den bisherigen Gewinn der Kanerichlacht zusammen, so ist es nicht der eroberte Raum, der die Bedeutung ausmacht, wenn er auch alles weit übertrifft, was Eng länder und Franzosen in Wochen- und monate- langen Offensiven mit ungeheuren Opfern er kämpften, vielmehr ist es der taktische Erfolg auf dem Schlachtfeld, der auf großartigen strategischen Grundgedanken ausgebaut, nun für die Swalegie ausgemünzt wird. Durch ihn haben wir dem Feind das Gesetz unseres Willens auferlegt, die volle Freiheit des Handelns im Bewegungskrieg von den Banden des Stellungskampies erfochten. Daneben läuft die tiefe Schädigung des feindlichen Kampswilleus durch seine schweren blutigen Verluste, die Einbuße von vielen tausend Gefangenen und mehr als 1000 Ge schützen und Tausenden von Maschinengewehren. Wie in Italien war hinter der englischen Front eine ungeheure Menge von Heeresbedarf jeder Art aufgehäust, die der Feind bei der erzwun- genen Hast des Rückzugs nicht mehr hat zer stören können, und die jetzt die Verfolgung nnsrer Heere bedeutend erleichtert. Die drei Stel lungen, die das Etappengebiet schützen sollten, sind durchbrochen, was von den im vorigen Jahr ge haltenen noch steht, ist völlig zerfallen und ohne Wert. Wir müssen damit rechnen, daß die Engländer wie die Franzosen mit noch stärkern Gegenstößen beginnen, auf den Flügeln des Kamvnel^es wie vielleicht auch an andrer Front '' durch Entlastungsoffensiven in der Champagne, Lei Verdun, in Lothringen und im Elsaß. Politiker KiuncklekLU. Deutschland. * Die zuständigen Reichsbehörden haben bis her ein Disziplinar- oder Straf verfahren gegen den Fürsten Lichnowsky wegen seiner Denkschrift für wenig aussichtsreich erklärt und darum abge lehnt. Inzwischen haben sich, wie die ,Germania' hört, die amtlichen Stellen erneut mit der Frage befaßt und sich zur Anhängigmachung eines Strafverfahrens auf Grund des Arnim- Paragraphen entschlossen. Diese Bestimmung des Strafgesetzbuches lautet: „Ein Beamter im Dienst des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reiches, welcher die Amtsverschwiegenheit da durch verletzt, daß er ihm amtlich anveriraute oder zugängliche Schriftstücke oder eine ihm von seinem Vorgesetzten erteilte Anweisung oder deren Inhalt anderen widerrechtlich mitteilt, wird, sofern nicht nach anderen Bestimmungen eine schwerere Strafe verwirkt ist, mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark bestrast. Gleiche Strass trifft einen mit einer auswärtigen Mission betrauten oder bei einer solchen beschäftigten Beamten, welcher den ihm durch leinen Vorgesetzten amtlich erteilten An weisungen vorsätzlich zuwiderhandelt, oder welcher in der Absicht, seinen Vorgesetzten in dessen amtlichen Handlungen irre zu leiten, demselben erdichtete oder entstellte Tatsachen berichtet." * Durch Bundesratsverordnung ist ebenso wie in den Vorfahren eine Erhebung über die Anbau- und Ernteflächen an Getreide und den übrigen tür die menschlich« Ernährung und als Futtermittel hauptsächlich in Betracht kommenden seldmäßig angebauten. Fruchtarten angeordnet worden. Die Erhebung findet in der Zeit vom 6. Mai bis 1. Juni statt. Die Ausführung liegt den Gemeinde behörden ob. Sir hat durch Befragung der Grundeigentümer und landwirtschaftlichen Be triebsinhaber zu erfolgen. Die Erhebung er streckt sich nur auf den feldmäßigen Anbau, während der gartenmäßige Anbau außer Be tracht bleibt. Es ist für die gesamte bewirt- schattete Fläche anzugeben, wieviel davon land- wir'schastlich und wieviel nicht landwirtschaftlich benutzt wird. *Die Bereitstellung von Mitteln zur Ge währung von Darlehen an Beamte, die infolge der Teuerung in eine Notlage ge kommen sind, ist auf einen entsprechenden An trag des Verbandes Deutscher Beamtenvereine von der preußischen Finanzverwaliung in Aus sicht gestellt worden. Nach Mitteilungen des Finanzministers im Abgeordnelenhauie beab sichtigt die preußische Regierung, Staatsmittel in Höhe von etwa zehn Millionen Mark sür Darlehen an Beamte zur Verfügung zu stellen. Es ist jedoch nicht beabsichtigt, die Darlehen direkt vom Staat zu gewähren, sondern durch einen Zwischenträger, der den Verhältnissen der Beamten möglichst nahesteht. Dieser Zwischen träger soll bis zu einem gewissen Grade an dem Risiko des Staates beteiligt werden, über die hierbei zu wählende Form der Darlehns- gewährung schweben noch Beratungen; es kommt dabei wohl auch eine Vermittlung der Beamtendarlehnskassen in Betracht. Die Dar lehen sollen zu einem mäßigen Zinsfuß und langfristig gewährt werden, io daß ihre Rück zahlung in fünf bis zehn Jahren erfolgen kann. Belgien. * Zur Verteidigung WallonienS haben sich angesehene Vertreter der wallonischen Bewegung unter Führung des Politikers Oskar Colson vereinigt. Sie wenden sich in einem Aufruf an das wallonische Volk, fordern zum Beitritt zu ihrer Vereinigung auf und erklären, es sei ihr fester Wille, den belgischen Staat zu erhalten, aber nicht als Einheitsstaat, der sich auf die Vorherrschaft der Vlamen oder Wallonen stützt, sondern als Staat, der in der Einigung der beiden Rassen und ihier streng durchgeführten Unabhängigkeit das Heil der Zukunft suche. Ihr Ruf ist daher: „Es lebe das freie Wallonien in einem nnabhäumgsn Belchen!" Da dis neue Organisation verschiedene Parteirichtunge» in sich schließt, verdient sie Beachtung. Türkei. *Die türkischen Blätter veröffentlichen einen Ausruf des islamischen Komitees in der Krim, der die geschichtlich begründeten Rechte der mohammedanischen Bevölkerung dort und die Rechtmäßigkeit ihrer Bestrebungen dar legt, die darauf abzielten, die verkündeten Grund sätze des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker auf ihre Sache anzuwenden. Der Aufruf weist auf die Tatsache hin, daß bis vor 50 Jahren die Moslems in der Krim eine regelrechte Re gierung besessen hätten. Die Frage der Krim fei den Türken dasselbe, was die baltischen Provinzen sür dis Deutschen seien. In der köcktten — Englands arktischer Hunger.— Die andauernde Zuspitzung der englischen Ernährungsverhältnisse läßt sich am besten aus den fortwährenden Bemühungen erkennen, neue Möglichkeiten der Lebensmitielbeschaffung aus findig zu machen. Jetzt unternimmt eS ein guter Kenner der arktischen Gebiete, der Natur forscher Dr. Bruce, in den .Daily News', die Aufmerksamkeit seiner Landsleute auf den noch unausgenützten arktischen Speisezettel zu lenken. Dr. Bruce hat als Zoologe die schottische ant arktische Expedition von 18S2/93, die Polar expedition Jackson - Harmsworth von 18SK und mehrere andere arktische Fahrten mitgemacht und erklärt nunmehr auf Grund seiner Eriahrungen, daß die Tiwe des arktischen Gebietes vor- tresflich für die menschliche Ernährung geeignet seien. „Die arktischen Tiere liefern die wunder vollsten Fleischgerichte, deren Genuß äußerst gesund ist und den Körper zu erheblichen Krast- leistungen und großer Ausdauer befähigt. Die Walfischfänger z. B., deren Tätigkeit die größten Ansorderungen an den Körper stellt, leben fast ausschließlich von Walfischfleisch. Walfische, Bären und Robben sind erstklassige Fleischlieseranten. Auch das Walroß ist zu verwerten, sein Fleisch ist zwar weniger zart im Geichmack, stellt aber eine äußerst kräftige, gesunde Nahrung dar. Auch bei diesen Deren gibt eS besonders beliebte Leite, wahre Leckerbissen, die von den erfahrenen Forschern höher geschätzt werden als die be rühmtesten Kostbarkeiten der bekannten europäi schen Speisekarte. Einen solchen Leckerbissen stellt z. B. das Bärenherz dar, mit Zwiebeln gestillt ist es ein wahrhaft königliches Gericht. Auch gebratene Robbennieren sind in jeder Beziehung als erstklassig zu bezeichnen. Die selben Leute, die SeehundZnieren, an offenem Feuer gebraten, in einem nordischen Lagerplatz verschmähen, würden sie mit größtem Genuß verzehren, wenn sie ihnen in einem Gasthaus aus silberner Schüssel unter anderem Namen aufgelffcht würden. Es Han Veit sich hier um nichts als um ein albernes Vorurteil, und unsere Nahrungsver- hältniffe haben sich so verschlimmert, daß es die höchste Zeit wäre, mit diesen veralteten An sichten zu brechen. Unser Lebensmittelkontrolleur sollte daher dieser Möglichkeit der Lebensmiftel- beschaffung ernsthafte Aufmerksamkeit zumenden und die systematische Ausnützung des arktischen Nahrungsreichtums unverzüglich organisieren. Erfahrene Reisende müßten sich in den Dienst dieser Unternehmung stellen. Das sollte sofort geschehen, denn die Jahreszeit ist gerade die rechte, und andererseits werden wir bald einem noch größeren Mangel als bisher gegenüber- stehen. Mit gutem Erfolg könnte man auch die arktischen Wildschwäne, Moschustiere und Moschusochsen jagen. Endlich ist zu bemerken, daß auch die Pinguine sich trefflich ausnutzen lassen, dies gilt besonders von ihren Eiern, die man in den arktischen Gebieten in Millionen antrifft. Vorzüglich sind z. B. die Eier des schwarzhalsigen Pinguins, die besser und doppelt io groß sind als ein großes Hühnerei. Endlich könnte man damit beginnen, die Robben, die in unserem eigenen Küstengebiet vorkommen, be sonders im Westen von Schottland, der Volks- ernährung nutzbar zu machen. Es ist höchste Zeit, unsere Vorurteile in dieser Beziehung end- cmffig fallen zu lasten!" Oer IMMggänger. L2> Roman von H. Courths-NahleL (Schluß.) Die junge Frau saß wieder still am Veit und sah erfreut, wie ruhig und gleichmäßig die Atemzüge des Kranken waren. Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück und schloß die Augen, sie brannten von der Nachtwache. Gegen zwölf Uhr erwachte Klaus. Er schlug die Augen auf und sah ein wenig unklar zur Zimmerdecke hinauf. Dann kam er langsam zum Bewußtsein. Suchend wandte er den Kopf zur Seite. Ta sah er Reg'ma mit geschlossenen Augen au seinem Bett sitzen. Ein glückseliger Leuchten nat in seine Augen und ein lies« Seufzer der Erleichterung entfloh seinen Lippen. Sie schlug die Augen auf und die Gatten sahen sich mit einem langen, stummen Blick an. „Regina, du?" . , In seiner Frage, in dem Ausdruck ferner Augen lag Angst und Jubel zugleich. „Ja, ich bin eS, Klaus." Er richtete sich erregt etwas auf. „Ach, du kamst nur, weil ich krank bin. Regina — gehst du wieder von mir?" Sic faßte sonst sei»« Schultern und legte ihn zurück. „Ich bleibe bei dir, KlauS," sagt« sie leise. Er faßte ihre Hand und zog sie mit In- bumst an dir Lippen. „Dank! Ich möchte sonst auch lieber gs- ßorben sein. Ohn« dich kann ich nicht mehr lrt-e,. Regina, hörft du -- ich kann nicht l' Sie strich ihm sanft über die Stirn. „Ganz ruhig und still mußt du aber sein, sonst gehe ich in das Nebenzimmer uno schicke dir Sporleder." „Ich bin ganz ruhig. Sag' mir nur noch ein», hast du mir vergeben?" „Aller. Nun sag' mir aber lieber, ob du eiwaS essen möchtest." „Wenn du eS willst, ja. Aber du sollst nicht sortgehen." „Nein, ich klingele nur, daß man dir Bouillon bringt." Seine Augen folgten ihr ängstlich, bis sie wieder neben ihm saß. Gehorsam nahm er dann die Bouillon. Er sah sie immerfort an, bis ihm dann vor Müdigkeit die Augen wieder zufielen. Nun ging eS schnell vorwärts mit der Besserung. Klaus erholte sich zusehends. Er wurde aber sofort unruhig und aufgeregt, wenn Regina sich kurze Zeit aus dem Zimmer ent fernte. Selbst deS Nachts mußte sie sich in feinem Zimmer auf den Diwan legen und schlafen. Da lag er dann oft wach und be trachtete sie in der matten Beleuchtung. Fritz Hartenstein kam jeden Tag und plauderte in seiner frischen, fröhlichen Art mit ihm. Er freute sich, wie schnell sich Klaus «holte, und beobachtete lächelnd, wie er Regina tyrannisierte. Je weiter KlauS jedoch in der Besserung vorwärts schritt, je mehr setzte sich die Angst in ihm isst, daß seine Fran ihn wieder verlassen würde, wenn er erst ganz gesund sein werde, ES war an einem Hellen, klaren Herbsttage. Die Sonne schien zum ersten Male wieder, seit Regina zurückgekehrt war. Klaus saß ausrecht im Bette und verzehrte ein kräftiges Frühstück, das ihm Regina mundgerecht machte. Er iah dabei ganz andächtig auf ihre schönen weißen Hände. „Diese Hände haben so viel für mich getan," sagte er bewegt und zog sie an seine Lippen. Sie errötete und zog sie fort. „Wenn du nicht artig bist, gehe ich hinaus," drohte sie lächelnd. „Damit bringst du mich immer zum Schweigen, Regina. Und mein Herz ist doch so voll — so zum Brechen voll." Regina iah ihm ernst, aber freundlich in die Augen. „Ich weiß auch so aller, war du sagen willst. Bitte, rühre nicht mehr an Vergangenes. Ich will eS so gern vergessen. Und du sollst jetzt an nichts denken, als daß du wieder ge sund wirst. Gestern habe ich übrigens dein Manuskript abgeschickt an den Verleger." „Hast du es zuvor gelesen, Regina?" „Ja, Klaus." „Nun — und dein Urteil? Ist es so gut geworden, als wenn du es geschrieben hättest?" „Besser — viel besser. Was ich schrieb, war ein schwacher Versuch. Du hast ein Meister werk geschaffen." Er umsaßte ihre Hand mit seftem Druck und sah ihr voll freudiger Erregung ins Gesicht. „Regina, wenn ich dir begreiflich machen könnte, welch großes Wunder du an mir voll bracht hast. Wenn ich dir nur danken könnte. Mein ganze; Leben lang kann ich dir das richt l vergelten." - n' Die junge Frau erglühte unter seinen Worten. Sie war sroh, als Fritz jetzt gemeldet wurde. So war sie der Antwort enthoben. Als Hartenstein eintrat, sagte sie zu ihm: „Lieber Fritz, haben Sie ein Stündchen Zeit?" „Eine Stunde, auch etwas mehr, wenn Sie mich brauchen können." „Ja, Sie sollen diesen Tyrannen ein wenig unterhalten. Ich muß einmal eine Stunde ins Freie. Die Sonne lockt zu sehr." „Wird gemacht. Tag KlauS. Nun, dir schmeckt eS prächtig, wie ich sehe. Also auf, Regina! Es ist köstlich frisch und klar draußen. Ein Spaziergang wird Ihnen gut tun." KlauS hatte Regina forschend angesehen. MS sie ihm Adieu sagte, hielt er ihre Hand fest und sah sie fragend an. „Lu kommst doch wieder Regina?" „In einer Stunde, KlauS." „Versprichst du mir daS?" „Ich verspreche eS." Dann ging sie fort. KlauS wandte sich an den Freund. „Fritz, ich spiele elende Komödie. Ich bin längst ganz gesund und könnte schon einige Tage außer Bett sein. Ich werde ober die Angst nicht loS, daß Regina wieder fortgeht, sobald ich ganz gesund bin. Du bist ein 'ehr licher Kerl und meine Frau wird offen zu dir gewesen sein. Sag' mir die Wahrheit, ist sie sür immer zu mir zurückgekehrt?" „Ja, Klaus, dn kannst ruhig darüber sein. Zunächst kam sie nur, nm dich zu pflegen. Aber dann hat sie dein Buch gelcffu. Sie glaubt nun an deinen Schaffensernst und hält
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