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2SZ8 X- 70, 24. März 1927. Bekanntmachungen buchhändlerischer Vereine. 8. Anzeigen-Teil. soweit sie nicht Organe lies Biirsenvercins sind. Erklärung. In seiner Versammlung vom 8. März d. I. hat sich der Breslauer Buchhändler-Verein ausführlich mit dem neuerlichen Vor gehen der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger beschäftigt. Es wurden in ruhiger, objektiver Besprechung die in den säst allgemein gleichlautenden Zuschriften der Verleger an die einzelnen Firmen geltend gemachten Gründe einer Prüfung unterzogen und dabei einstimmig sestgestellt, daß die Voraussetzungen, von denen die A.W.V. bei ihrer Rabattkürzung ausgegangen ist, irrigen Anschauungen entsprungen sind. Zunächst muß der Behauptung widersprochen werden, das Abkommen von 1921 sei durch die Billigkeit der damaligen Bücher preise veranlaßt worden; wie jeder Kundige weiß, galt die vom Verlag damals zugestandene Rabatterhöhung der Abgeltung des Teuerungszuschlages, den das Sortiment seiner wachsenden Unkosten halber für unerläßlich gehalten hatte. Die Behauptung des Verlages steht leider mit den Tatsachen in gleichem Maße ebensowenig in Einklang wie dis Bemerkung, daß die Rabattkürzung nach einer Aussprache mit Vertretern des Sortiments vorgenommen sei, wodurch bei Uneingeweihten der Eindruck erweckt wird, als habe das Sortiment zu dieser Maßnahme seine Zustimmung gegeben, während eS tatsächlich den denkbar schärfsten Widerspruch erhoben hat. Sind nun diese Unkosten, deren Höhe damals der letzte Grund zu den bis heute geltenden Rabattsätzen gewesen ist, seither derartig heruntergegangen, daß ohne Schaden für das Sortiment und damit für den Gesamtbuchhandel an einen Abbau des Ver leger-Rabattes gegangen werden kann? Es ist von Herrn Maas sofort, als die Rabattverkürzung — heute muß man sägen — bas Rabattdiktat — in drohende Nähe trat, eine Zusammenstellung der durchschnittlichen Unkosten von sechs großen Sortimenten vorgenommen worden. Hierin sind uns zwei Posten, u. zwar die wichtigsten, als befremdlich niedrig ausgefallen. Herr Maas setzt die Miete mit durchschnittlich des Umsatzes an, macht aber selber darauf aufmerksam, daß seine Gewährsmänner überwiegend im eigenen Geschästshause arbeiten; wir mußten feststcllen, daß Sortimente in guter — nicht bester - Lage bereits vom 1. April d. I. ab, zu welchem Termin die neuen Miets steigerungen erst schüchtern einsetzen, genötigt sind, bereits 7°/>, vom I. Oktober ab voraussichtlich etwa 8°/o ihres Umsatzes für Miete zu verausgaben. Auch Herrn Maas' Ansatz von ca. 10s-2dsi des Umsatzes für Gehälter und Löhne muß sehr vorsichtig genannt werden; wenigstens konnte ein hiesiges Sortiment, das allerdings keine Lehrlinge beschäftigt, sein Gehälterkonto bereits mit etwas über 12s4L> des Umsatzes feststellen. Während also Herr Maas sür Mete und Gehälter wenig über 142ß ansetzt, muß dieses Sortiment, obwohl es sich ebenfalls des Besitzes seines Geschäftshauses erfreut, für beide Posten bereits mit Iktzß rechnen. Die Rückwirkung aus die Sortimente, welche an die Mietsforderungen ihrer Witte gebunden sind, liegt aus der Hand. Zusammen genommen mit den teils bereits beschlossenen, teils in sicherer naher Aussicht stehenden Erhöhungen der Gehälter und Löhne ergibt sich so eine weitere erhebliche Belastung des Sortiments. Ist nun bei den Unkosten nicht eine fallende, sondern eine steigende Tendenz unverkennbar, so ist dem wissenschaftlichen Sortiment seit einigen Monaten eine ganz besondere Erschwerung erwachsen durch die nicht abzulehnende Rabattsorderung der großen Bibliotheken, die u. a. hier zur Gewährung eines Rabatts von 4tzß aus säst alle Bezüge geführt hat. Also Unkostencrhöhung auf der einen, Rabattsorderung aus der anderen Seite, wo bleibt da die Begründung für die vom Verlag eingeleitete Rabattkürzung von bis Und den Glauben an eine namhafte Erhöhung des Umsatzes durch dis Kürzung des Sortiments-Rabatts um diesen Prozentsatz hat Herr Maas bereis schlagend widerlegt; die den Studierenden seit Kriegsbeendigung eingeimpfte Suggestion, daß sie nicht in der Lage seien, Bücher zu kaufen, wird zudem das Übrige tun, eins Erhöhung des Umsatzes zu verhindern, zumal der Verlag ja leider vielsach durch Borzugsangebote das Seinige tut, den Verkauf zum regulären Preis zu unterbinden. Bei dieser Sachlage ist es nur zu verständlich, wenn der Breslauer Buchhändler-Verein in seiner Sitzung beschlossen hat, dem Angriffe des Verlages aus die Existenz des wissenschaftlichen Sortinients jeden möglichen Widerstand entgegenzusetzen. Tie Sitzung klang in den einstimmigen Beschluß aus, de» Verlag der rabattliirzende» Firmen zwar wie bisher den Verpflichtungen gemäß de» Bibliotheken durch Ansichtssendung bekannt z» machen, aber bis ans weiteres die Produktion der bezeichne«-» Berlage von jeder Ansichtssendung, von jeder Wcrbcmaßnahmc bei Privaten und von jeder Auslage im Schaufenster und Ladentisch auSznschließcn. Wir bedauern diesen uns durch die Verhältnisse aufgezwungenen Entschluß auf das lebhafteste, hoffen aber, den wissenschaft lichen Verlag durch wiederkehrende Einsicht in die wirkliche Lage der Dinge in Bälde veranlaßt zu sehen, den Weg zur Verständigung zu betteten. Wir werden stets zu einer solchen Verständigung bereit sein. Der Breslauer Buchhändler-Verein Im Auftrags: K. Kropfs A. Michler E. Wellmann.