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sondern kurz entschlossen selbst durchzuführen. So mancher ist sein eigener Schneider geworden und übt die Kunst der Nadel nicht schlechter als der zünftige Vertreter des' Gewerbes. Diese Dilettanten des Handwerks könnten im Reich der Tiere Nachschau hallen und würden finden, daß sie dort ans Lehrmeister stoßen, die ihnen die Kunst des Handwerks nicht schlechter bei zubringen vermögen als die menschlichen Ge werbetreibenden, für die sie jetzt Ersatzdienst leisten. Es gibt eine ganze Reihe von Handwerkern unter den Vögeln. Dem Webervögel hat schon Darwin das Zeugnis ausgestellt, daß er „bei nahe der Kunst des Webers spottet", die Schueidervöget nähen sich ihre Nester aus großen Blätter zusammen, und die Maurer sind in der Art der Schmätzer tüchtig vertreten. Am kunstvollsten geht von ihnen der Steinmetz, der an der Meerenge von Gibraltar nistet, zuwege. Er bedient sich seiner kleinen grauen Füße und des Schnabels, um Steinchen zu sammeln, aus denen er ein durchaus solides Fundament mauert, um dann darüber seine fein ausgeführten Stein wände aufzurichten. Sein Nest teilt er durch eine Scheidewand in zwei Zimmer. Sehr sorg same Maurer sind auch die Blau Pechle und die Grünspechte, die, bevor sie ihr Werk beginnen, erst sorgfältig die Gegend, in der sie bauen wollen, begutachten, um dann den günstigsten Platz zu wählen. Erscheint ihnen ein Loch in einer Mauer oder einem Baum zu groß für unci Der Spargelder - Zuwachs bet den Bernner Sparkassen. Im September haben sich die Spareinlagen in den Berliner Spar kassen um 12 Millionen Mark vermehrt. Seit Jahresbeginn beträgt die Zunahme 181 Mil lionen Mark gegen 78 Millionen in der gleichen Zeit des Boriahres. Der Einlagenbestand ist nunmehr 695 Millionen. Teure Walnüsse. Seit mehreren Jahren ist die Ernte an Walnüssen schlecht, da ein sehr großer Teil der Bäume infolge der strengen Winter cingegangen ist. Auch in diesem Jahre ist sie gering. Infolge dieser schlechten Aus sichten sind nun auch die Preise für diesjährige Walnüsse ganz erheblich gestiegen, das Kilo gramm Walnüsse kostet nicht weniger als 16 Mark, und der Preis für eine einzige Nuß venägt in Berlin 35 Pfennig. Verschlimmerung der Grippekrankhcit. Jnwlge heiligeren Auftretens der Grippe in verschiedenen oldenburgischen Bezirken sind die Schulferien verlängert worden. Viele Fälle verlausen jetzt unter hinzutretender Lungenent zündung tödlich. Ern Urlanberzug verunglückt. Aus Köln wird berichtet: Ein von Erdorf kommender Personenzug fuhr auf den vor der Station Jünkerat haltenden Militärzug auf, weil er Fahrerlaubnis erhalten hatte, bevor die Rück meldung über das Freisein der Strecke ein- getcofsen war, und weil starker Nebel die Aus sicht behinderte. Von dem Militärurlauberzug wurden 16 Personen getötet, 10 schwer und etwa 30 leicht verletzt. Die Orden-viebe, die dem Armeemuseum in München unliebsame Besuche abgestattet haben, ein Hilfsausseher und dessen Geliebte, sind verhaftet worden. Die Hehler, an die sie ihre Beute Weitergaben, sind jedoch noch nicht ermittelt worden. Vor Zuzug nach München gewarnt, i Die Wohnungsnot in der bayerischen Hauptstadt ist so groß geworden, daß der dortige Magistrat öffentlich von dem Zuzug abrät. Besonders war der Ankauf von Häuiern in München und in den Landorten, die dadurch der allgemeinen Vermietung entzogen werden, in den letzten Monaten sehr lebhaft. Das „gefüllte" Schaf. Ein abgestochenes Schaf fiel dem behördlichen Kontrollorgan am Bahnhof Ried (Oberb.) durch seine Leibesfülle auf. Man besichtigte es und entdeckte, daß es sm Bauche zusammengenäht war. Bei der hierauf erfolgten Öffnung entnahm man dem Bauche des Schafes einen Schinken und sechs Kilogramm geselchtes Schweinernes. Zigaretten zu beanspruchen haben. Der vor handene Vorrat Rauchtabak ist so klein, daß über die Rationierung des Tabaks noch nichts be schlossen werden kann. Stockholm ohue Milch. Die schwedische Hauptstadt ist gegenwärtig fast ohne Milch. Nur die kleinsten Kinder erhalten Milch, und auch die nur ein Dritte! Liter täglich, während Kranke, denen die Arzte Milch verordnet haben, ver zichten müssen. Der Tod des Generals Alexejew. Der frühere Höchstkommandierende der rmsitchen Truppen, General Alexejew, ist in Jekalerinador gestorben. Alle Blätter widmen ihm warme Nachrufe und feiern ihn als den bedeutendsten Führer der russischen Armee und als warmen Patrioten. Honig an die amtlichen Honigsammelstellen ab- znltcseru. Die Ablieferung erfolgt jedoch so unge nügend. Saß die Belieferung der Krankenanstalten und Lazarette auch im bescheidensten Maste gefährdet ist. Viele Imker verkaufen den Honig anderweitig zu viel Höheren Preisen, als sie ihnen von den amt lichen Sammelsiellen geboten werden. Jetzt wird den Imkern angcdroht, das? ihnen, wenn sie nicht ihre Pstichtmengen Honig ablicsern, der Bezug von Zucker für das nächste. Jahr gesperrt wird. Gefieäerte ?)Lnäwerker. AuS dem Rcichder Vögel. Der Mangel an geschulten Arbeitskräften hat so manchen gezwungen, Verrichtungen, die für den Bedarf des täglichen Lebens nötig find, nicht mehr dem Handwerker anzuvertrauen, Prmr frieeinck von Wellen unä GemMm. Prinz Friedrich Kar! von Hessen ist zum König von Fmnland gcwählt worden. Piinz Friedrich Karl von Hessen aus der älteren, nicht regierenden Linie, steht im 61. Lebensjahre und ist der Gemahl der jüngsten Schwester des Kaisers, Prinzessin Mar garete von Pieutzen. Der Armee gehört er als preußischer General der Infanterie und Chef deS 8t. Jnfantcrie-Negimenls an. Der Prinz selbst wurde in diesem Kriege verwundet, seine beiden ältesten Söhne hat ihm der Krieg entrissen. Von seinen anderen vier Söhnen stehen die Zwillinge Prinz Philipp und Prinz Wolfgang lgeboren am 6. November 1896) als Leutnants im Felde. Auch die jüngsten Söhne, Wichard und Christoph, sind Zwillinge, sie stehen im 18. Lebensjahre. Widerspenstige Bauernweiber. In Simbach am Inn (Niederbayern) ist wieder ein Mühlenkonttolleur in Ausübung seines Dienstes von einer Weiberschar und einem Diann über- tallen und schwer mißhandelt worden. Die Weiber streuten ihm Sand in die Augen, emrissen ihm seine Waffe und verprügelten den Beamten. Elise Werner gestorben. In Meran starb die bekannte Schriftstellerin Elise Werner-Bürsten binder. Sie hat in den siebziger und achtziger Jahren zu den beliebtesten deutschen Erzählerinnen gehör! und konnte an Ruhm mit der Marlitt wetteifern. Unter ihren besten und bekanntesten Werken sind zu nennen: „Am Altar", „Vineta", „Um hohen Preis", „Die Alpensee", „Freie Bahn". Scheckfälschung in Brüssel. Ein riesiger Schwindel wurde in Brüssel verübt. Es handelt sich um nichts geringeres, als um einen Bar- beirag von 287000 Mark, der in Brüssel bei einer Reichsstelle von Unberechtigten erhoben und zum größten Teil nach Forst in der Lausitz gebracht wurde. In Hast genommen als Be teiligte wurden der 28 jährige Werlführer Wilhelm Woicke aus Forst und der wenig über 20 Jahre atte Kontorist Weber aus Berlin. Tabak«Rationierung in Schweden. .Svenska Dagbladet^ teilt mit, daß eine Ratio- ! iuerung der Zigarren in Schweden eingesührt s weiden wird. Jeder Raucher soll täglich nur i zwei Zigarren oder drei Zigarillos oder zebn ! Finnische Grsatzindustrie. In Finnland wird jetzt Fett aus Heringen und anderen See fischen bergestellt. Im lausenden Jahr wurden schon 150 Tonnen geliefert. Dann hat man Versuche angestellt, Firnis aus Terpentin und Korken aus Birkenrinde herzusiellen. und "Verkehr. Die Einlösung russischer ZinSscheine und verloster Stücke soll vom 14. Oktober ab staufinden. ES handelt sich dabei um die bis zum 8. März I9t8 Mia gewordenen Zinsscheine und ausgelosten Stücke russischer Staatsanleihen und staatlich garan tierter Wertpapiere, die von deutschen Eigentümern auf Grund der Bekanntmachung vom 8. März 1918 niedergelegt worden sind. Sie werden auf Veran lassung des Reiches eingclöst, und zwar bei den jenigen Zahlstellen, bet denen die Werte seinerzeit eingercicht worden sind. Die Auszahlung geschieht gegen Einreichung der von diesen Stellen auS- gefertlgteu Quittungen. Einziehung der Fünfundzwanzigpfenntg- stiiche aus Nickel. Der Bundesrat hat die Ein ziehung und Außerkurssetzung der Füniundzwanzig- vfenuigstücke aus Nickel zum I. Oktober 1918 mit einer Frist zur Einlösung bei den Reichs- und LandeS- kassen bis zum 1. Januar 1919 beschlossen. V cbaMiLhLS. Zwangsmaßnahmen gegen die Imker. Für die großen Zuckermengcn, tue sie von den behörd lichen VerteilungSstellen erhalten haben, sind die Imker verMckuet ward- , ei e tMim «e Men e ihren Bauplan, dann wird es zunächst mit einer rasch erhärteten Schutzmasse ausgefüllt, bis es die mögliche. Größe hat. Die Mauerschwalben benutzen als Möriel ein schleimiges Sekret, durch das die Nester senen Wohlgeschmack er- s hallen, der sie dem Feinschmecker als Lecker- i bissen ericheinen läßt. Zur Klasse der Zimmerleute gehört der auch i als Maurer ausgebildete Specht. Mit Kenner- ! blick wählt er den Baum, dessen Holz bereits ein wenig morsch und zu seiner Arbeit geeignet ist. Manche gefiederte Arbeiter, die die Pflanzen von schädlichen Insekten reinigen, kann man ganz gut als Gärtner bezeichnen, z. B. den Kiebitz. Einen traurigen Beruf hat sich der Totengrüberkäser ausgesucht, der das Erdreich unter einem kleinen Jnsektenkadaver so lange aushöhlt, bis die Leiche wahrhaftig begraben ist. Daß sogar der Beruf des Polizisten in der Vogelwelt vertreten ist, klingt ein wenig seltsam, doch dürfen die Fliegenschnepper und Misteldrosseln als das stets wachende Auge des Gesetzes gelten, vor dem die anderen Vögel gelernt haben, sich bei ihren Räubereien in acht zu nehmen. ^eriMskatte. Bamberg. Die hicsiqe Strafkammer verurteil!« den Kaufmann HanS K. auS Forchheim weqen ver botenen Malzhandels zu 20 000 Mark Geldstrafe oder 1 Jahr Gemngnis und wegen Preiswuchers ,u 7000 Mark Geldstrafe. Kassel. DaS Schwurgericht verurteilte den 86jährigen Schreiner Georg H. auS Besse wegen vorsätzlicher, aber nicht mit Überlegung aukgesühiter Tötung seiner Ehefrau zu sieben Jahren Zuchthaus. Vermischtes. Der Polizist als Dolmetscher. Zu den neuen Erscheinungen, die der Krieg in den Pariser Straßen erstehen ließ, wird sich in Kürze eine neue gesellen. Der neue Präfekt hat bestimmt, daß die Schutzleute, die über eine genauere Kenntnis der englischen Sprache ver fügen, zu gleicher Zeit das Dolmetscheramt bei den Engländern übernehmen sollen, die nicht Französisch verstehen. Die neuen Polizisten- Dolmetscher sollen durch eine Armbinde als solche kenntlich gemacht werden. Der Präfekt scheint besondere Sorge um ihr Leben zu tragen, denn wie sollte sonst sein ausdrücklicher Befehl zu verstehen sein, daß gerade sie bei Luft angriffen Stahlhelme tragen sollen, während das Haupt der einfachen Schutzleute auch in der Gefahr nur durch die gewöhnliche Kopfbedeckung geschützt ist? Tas fliegende Fischerboot. Ein merk würdiger Unfall ereignete sich dieser Tage an der englischen Ostküste. Ein Seeflugzeug, das ganz niedrig über dem Meere hinflog, blieb in dem Mast und dem Segelwerk eines Fischer sahrzeugs hängen. Indem es aufzusteigen ver suchte, um loszukommeu, hob es das ganze Boot aus dem Meere heraus. Dabei brach aber bald der Mast ab, und das Boot fiel ins Meer zurück. Der Fischer an Bord kam mit einigen Quetschungen davon, und auch das Flugzeug wurde beschädigt, sodaß es sofort wieder niedergehen mußte. Es wurde von einem anderen Fischersahrzeug geborgen. Wie alt ist die Nadel? Man sollte wirklich meinen, daß solch ein einfaches und nützliches Ding wie die Nadel schon in den ältesten Zeiten der menschlichen Geschichte be kannt gewesen sein müßte, tatsächlich aber kam die Nadel erst im 15. Jahrhundert in Aufnahme. Ihr Erfinder war ein Pariser Drahtzieher namens Tourangeau, der Tag und Nacht daraus sann, sein Handwerk zu vervollkommnen und sich neue Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen. Anfangs freilich war die Herstellung der Nadel mit einigen Schwierigkeiten verknüpft. Das machte sie zunächst zu einer kostbaren Ware, und man sand sie gewöhnlich nur auf den Toilettentischen der Königinnen und Fürstinnen. Auck der bis auf unsere Tage gekommene Aus druck „Nadelgeld" deutet darauf hin, wie die Nadel vormals eine stets mit hohen Zahlen angesetzte Rubrik in der Ausgabenliste einer Hausfrau bildete. ' - - > > > . gefunden. Die kann einem heiß machen;^be- wnders wenn sie zu necken anfängt, muß man all siine Geistesgegenwart zummmennehmen." Georg lachte bitter: „Gratuliere bestens; was sich neckt, das liebt sich; herzlichen Glück wunsch!" Er wandte sich schnell und ging ins Haus. Franz hörte, wie er die Treppen Hinaufstieg und sich ins Atelier einschloß. Leise vor sich hin pfeifend, wandelte Franz durch den Garten, musterte die Nosenstöcke und suchte die schönsten Blüten aus, denn er ge dachte, morgen der Sendung einen Rosenstrauß beizusstgen. „Hm, hm, — der Kleine ist eifersüchtig, tut mir leid, sehr leid," murmeste er, indem er sich über eine besonders schöne Rose beugte. Aber im stillen stcnle er sicl/doch außerordentlich dar- über, daß fein Bruder Grund hatte, eiserfüchtig auf ihn zu fein. 6. Bevor Herr Kürbach die längere Reise an irat, von der er den Brüdern bereits ge sprochen, halten diese sich seiner tätigen Anteil nahme zu erjreueu. Denn es gelang seinen Bemühungen und Beziehungen bald, einige Er zählungen und Gedichte von Franz Heyden in guten Zeitschriften mtte.rznbringen, ja, er hatte sogar, wie er beiläufig erzählle, Schritts getan, mir eine Gesamtausgabe aller bisber noch un veröffentlichten Schöpfungen des Dichters bei einem angefchcueu Verlag erscheinen zu lassen. Zwar wies er mil der ihm eigenen porsichligen tffmnclhallung darauf hin, daß diese Angelegen heit noch nicht über die Vorverhandlungen hin ¬ aus gediehen sei, und weigerte sich auch stand haft, den Namen der Verlagsfirma zu nennen, um — wie er jagte — die ruhige Entwicklung nicht durch ein leidenschaftliches Eingreifen des Dichters stören zu lassen, aber Franz Heyden War von der Aussicht auf die Sammelausgabe dermaßen begeistert, daß er jedes Mißtrauen gegen Herrn Kürbach über Bord warf und ihn nun jur den edelsten Kunstfreund und verständ nisvollsten Mären der Welt erklärte. Und nachdem die Brüder gar in der Prächtig aus gestatteten Wohnung KürbachS zu einer üppigen Mahlzeit eingeladen gewesen waren, bei welcher der Sekt in Slrömen geflossen war, bestand für Franz kein leisester Zweifel mehr, daß dieser steinreiche Privatmann als ein Engel vom Himmel gesandt worden, und ihm in jeder Weise gefällig und dienstwillig zu sein nur einfache Dankespfljcht sei. „Man muß solch einen Mann warm halten, Kleiner," sagte er eines Tages mit jener Miene überlegener Wettklugheit, vie sich an ihm um so drolliger ausnahm, je geringer sein Vorrat an dieser Eigenschaft war — „ja, man mutz ihm sogar etwas zu Gefallen tun. Da hat er mir eine Art von Kriminalroman in Auftrag gegeben, den er sofort verwerten zu können meint. Mir liegt nalürlich gar nichts daran, denn ich passe für derlei SeniationSschrift- stellerei durchaus nicht, aber er glaubt, daß es eine sehr nützliche Übung für mich lein und dem Absatz meiner GeMttanZgabe später sehr zu gute kommen würde, übrigens hat er mir so gar einen kleinen Vorschuß darauf ge zahlt also es Hilst uichls, ich muß bei Sherlock Holmes und Nick Carter in die Lehre gehen und einen Kriminalroman schreiben, der sich gewaschen hat. Natürlich werde ich be strebt sein, die Sache so künstlerisch zu veredeln, denn, wenn ein Kerl wie ich an so etwas herumgeht, muß er eben das ganze Genre in eine höhere Sphäre heben. Ja, man kann da durch sogar erzieherisch wirken — und, von diesem GesichlSpunkle betrachtet, bereitet mir die Auf gabe ein gewisses Vergnügen." Georg stimmte dem Bruder bei, konnte sich aber doch der unbequemen Gedanken nicht er wehren. Wie tief griff doch dieser Külbach in daS bisher so stillbeschauliche Leben der Brüder ein I Da saß Franz viele Stunden lang über dicken, zerlesenen Detektivgeschichten, um sich „An regung" zu hoten und sich in den „Stil" ein zulesen, und oben im Atelier malte Georg an dem bestellten Bilde, das er im Spätherbst ferligzustellen versprochen hatte. Die Brüder hüteten, ihrem Versprechen gemäß, ihr Ge heimnis ängstlich voreinander. Nicht mit einer Silbe verriet Franz, ob er mit seiner Arbeit vorschreite' und was ihre Handlung und Eigen art sei —. Und sorgsam verschloß Georg während der Arbeitszeit die Tür seines Ateliers, so daß Franz, als er ihn einst wegen eines häuslichen Vorkommnisses rasch um Rat fragen wollte, draußen warten mußte, bis der Maler sein Bild in dein großen Schrank verborgen hatte, in den er es nach der Arbeit stets einzu schließen pflegte. Geldmangel kannten beide Künstler seht nicht mehr, denn durch Kürbachs Honorar ¬ zahlungen und Vorschüsse waren sie so reich ausgestattet, daß sie sich um die nächste Zu kunft nicht mehr zu sorgen brauchten. Aber gerade diese kleinen Älltagssorgen fehllen ihnen, wenigstens schien Franz unter dem Be wußtsein zu leiden, daß er das schöne Geld mit einer Arbeit verdiene, die seiner nicht würdig sei. Ja selbst die Kraft, di« in ihnen beiden gleich stark wirksam war, mußte die Br.üder immer mehr einander entfremden: die Kiebo zu Cora. Daß sie daS Mädchen beide liebten, darüber war keine Täuschung mehr möglich, und je nach seiner Charakteranlage nahm jeder Stellung zu dem Problem. Franz, im Voll gefühl seiner Würde als Erstgeborener und ge wöhnt, in Georg einen guten, aber weniger be gabten Menschen zu sehen, saßte es beinahe als häusliche Rebellion auf, daß sein „kleiner Bruder" ihm nicht ohne weiteres den Vorrang zugesteheu wollte. Dazu kam noch, datz er sich jetzt, wo er Geld verdiente, sehr wichtig vor- lam, und die peinliche Erinnerung daran, daß Georg viele Jahre lang durch seine Arbeit die Kosten des Haushalts bestritten hatte, auSzu- tilgen bestrebt war. Er dachte weder an seine Jahre, noch an seine ganz einsame Art, die ihn zum Liebhaber wenig tauglich gemacht hatte, sondern war jest davon überzeugt, daß Cora ihn wieder lieben und ihn eines Tages in glücklicher Stunde in die Arme fliegen müsse. Er hatte sich un Grunde deshalb in Cora ver liebt, weil er in ihr zum ersten Male.eine ver ständnisvolle Hörerin im Publikum gesunden. A« s ^ortjesuna tolaN)