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Allgemeiner Anzeiger : 13.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191811139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19181113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19181113
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-13
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.11.1918
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VirLfchaftsfriede im Nechttsrieden. Wer die Schriften Wilmas, insbesondere diejenigen aus den Friedensiahren gelesen hat, kommt wohl zu der Überzeugung, daß wir es in dem amerikanischen Präsidenten mii einem Manne zu tun haben, der die hohe Ausgabe in sich fühlt, nicht nur den Weltkrieg zu einem befriedigenden Ende zu führen, sondern auch durch Errichtung eines Völkerbundes mit Re gelung aller internationalen Differenzpunkte einen KReß wenigstens für lange Zukunft un möglich zu machen. In seinen bekannten vierzehn Punkten hat Wilson die Grundlagen des Völkerbundes der Welt verkündet. In ihnen kommt einmal daS Bestreben zum Ausdruck, alle Völker nach den Gesetzen des Rechts und der Billigkeit so zu stellen, wie es ihrer Gröhe, Kraft und Be deutung entspricht; des weiteren fordern sie von den Völkern eine Anzahl Massnahmen politi scher, militärischer und wirtschaftlicher Art, die geeignet sind, jeden Kriegsgrund nach Möglichkeit auszu^chließen. Hierzu gehört z. B. die Forderung der Abrüstung, das Ver bot politischer Bündnisse, die Errichtung eines Weltgerichtshofs und schliesslich noch „die Be seitigung, soweit sie möglich ist, aller wirtschaft lichen Schranken und die Errichtung der Gleich heit aller Handelsbeziehungen unter allen Nationen, die sich dem Frieden anschließen und sich zu seiner Aufrechterhaltung vereinigen". In der großen Rede vom 27. September, in der Präsident Wilson seine allge meinen Hauptforderungen nochmals in jünf Punkte zusammensaßte, lautete der vierte: „Es kann keine besonderen wirtschaftlichen Kom binationen innerhalb des Bundes geben, keine Anwendung irgendeiner Form wirtschaftlichen Boykotts oder Ausschlusses, abgesehen von der im Völkerbund selbst als Strafmaßregel ver hängten Ausschließung von den Weltmärkten, die als Mittel der Disziplin und Kontrolle zu gelten hat." Wilson ist sich darüber klar, daß es meist wirtschaftliche Gründe sind, die zum Kriege drängen. Und um auf diesem wichtigen Gebiet jeden Zwist unmöglich zu machen, verkündet er den Grundsatz voller wirtschaftlichen Gleich berechtigung für jedes Mitglied des Weltbundes, den wirtschaftlichen Frieden als unumgängliche Voraussetzung eines dauerhaften und ehrlichen politischen Friedens. Allerdings erleidetdieseForde- rung zugunsten der Selbständigkeit der einzelnen Staaten Einschränkungen. Bereits Punkt 3 des Friedensprogramms enthält eine solche, denn Wilson spricht hier nur von der Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken „soweit sie mög lich ist". Darin liegt angedeutst, daß Zoll schranken auch weiterhin als zulässig betrachtet werden können. Die Zollpolitik bleibt eben auch in Zukunft dem freien Ermessen der einzelnen Staaten anheimgestellt, nur soll keiy Staat schlechter behandelt werden als irgendein anderer. Das Ziel ist mit anderen Worten die restlose Anerkennung des Grundsatzes der Meistbegünsti gung oder, was in uns die Erinnerung an längst vergangene diplomatische Kämpfe erweckt, der Grundsatz der „offenen Tür". So faßt auch SiaatSsekrctär Erzberger in seiner Schrift „Der Völkerbund" die Wilsonschen Forderungen auf, indem er sagt, eine Ordnung in der Zukunst könne sich nur auf der Gleich berechtigung in der Weltwirtschaft aufbauen, das heißt auf dem Prinzip der „offenen Tür" und der Meistbegünstigung. Eine solche Ordnung würde keinen Staat am Schutzzoll hindern. In die innerstaatlichen Befugnisse eines Voltes solle auch in Wirt chaftlichen Dingen nicht eingegriffen werden, aber die Gleichberechtigung aller Staaten gegenüber einem Slaat müsse erreicht werden. Weltwirtschaftliche Gleichberechtigung! Offene Lüx! Freie Bahn! Freie Bahn dem Tüchtigen! Im deutschen Reichstage wurde zuerst dieies Wort gesprochen, und ein Bündel eingreifende Reformen sichert ihm seine Verwirklichung in deutschen Landen. Und mit Recht, denn nur dann werden Slaat und Gesellschaft, Kultur und Forlfchritt am besten gedeihen, wenn, ohne Rücksicht auf sonstige Ver hältnisse, dem Tüchtigen die Möglichkeit gegeben * Die Unruhen, die in Kiel begannen, haben sich auf weitere Orte ausgedehnt. In Bremen schloß sich die Befreiung der MilitSrgeiangenen und die Öffnung der Zivil- gesängmffe an. Besonders ernst ist die^Lage in Hamburg, wo Mißhandlungen und Morde vorgekommen sind. In Kiel wurde der Stadt kommandant und Kapitän zur See Heine er schossen und der ReiclMagsabgeordncte Noske vom Arbeiter- und Soldatenrat zum Gouverneur bestimmt. Ausschreitungen mehr oder minder ernster Natur landen auch in Hannover, in Oldenburg, in Schwerin und in München statt. Ungarn. "Die neue VollSieaierung hat den früheren Ministerpräsidenten Wekerle und seine beiden Ministerlollegen Szterenyi und Paszonyi, die seinerzeit eine scharfe Aktion gegen die Neu gestaltung in Ungarn geführt hatten, zu ihrem eigenen Schutze in Gewahrsam ge setzt, um sie vor Willausbrüchen zu schützen. Polen. * Warschauer Blätter bringen die Nachricht, daß 1400 jüdische Soldaten der östcrreichsschen Garnison von Lublin einen jüdischen Soldatenrat bildeten. Die polnischen Offiziere forderten unter Androhung der ProMantverweigerung von den Juden den Eid für die polnischen Leg'onen. Andererseits ver langten auch die ukrainischen Offiziere die Unterstellung der Juden unter sie. Eine Ver sammlung, die von Hunderten von jüdifchen Soldaten und Unteroffizieren mit blauweißen ist, sich emporzuringen und das Höchste zu leisten, zu dem er befähigt ist. Freie Bahn dem tüchtigen Volke! Was von dem einzelnen im Staate gilt, kann im Weltbünde der Völker seine Berechtigung nicht verlieren. Nur wenn die Schätze dieser Erde jedem tüchtigen und kulturstarken Volke zur Verfügung stehen, findet die gesamte Menschheits kultur freie Bahn, sind die Hemmnisse der ge deihlichen Entwicklung hinweggeräumt, bleiben Recht und Billigkeit auch im internationalen Leben gewahrt, wird endlich der Weltbund der Völker und damit dec Wellfriede möglich sein! — Front zurückgekehrten österreichisch - ungarischen Truppen hervorgeru>en wird, zu erpressen. * In der letzten Sitzung desBundeS- rats wurden angenommen: 1. der Entwurf eines Gesetzes über die militärische Inanspruch nahme von Grundstücken und Gebäuden, Schiffen und Wasserfahrzeugen nach Eintritt des Friedenszustandes, 2. der Entwurf einer Bekanntmachung zur Ergänzung der Bekannt machung zum Bicrsteuergeietze vom 8. August 1918, 3. der Entwurf einer Bekanntmachung über die Bildung von Wohnungsverbänden, 4. der Entwurf einer Verordnung über die wirtschaftliche Demobilmachung. Vie äeutlcke Kampfkraft. Der Zerfall Osterreich-Ungarns, der Waffen stillstand zwischen den Ländern der Donau- Monarchie und der Entente legen die Frage nahe, ob Deutschland — wenn es sein müßte — weiter durchhallen, weiter kämpfen könnte. Für die Beantwortung dieser Frage ist ent scheidend der Stand der deutschen Kampfkraft. Ist die deutsche Kampfkraft noch ein achtung gebietender Faktor, mit dem die Feinde rechnen müssen, sordert die Vernichtung der deutichen Kampi- kratt von den Feinden noch große Opfer, so ist damit ohne weiteres die Möglichkeit des Durch haltens, die Verwerfung des Gedankens einer schmählichen Kapitulation bejaht; denn die Ab- - hängigkeit der militärischen Niederringung! Deutschlands von weiteren opferreichen Kämpfen s wird nicht nur für die Friedcnsgeneigtheit s unserer Feinde, sondern auch sür ihre Waffen- ? snllstaiM- und Friedensbedingungen von! wichtigem Einfluß sein. Wie steht es nun um die deutsche Kampf kraft ? Soweit die Front als Gradmesser dieser Kampfkraft geprüft werden muß, gibt der Ver lauf gerade der letzten Kümpfe den zuverlässigsten Ausschluß. Wenn Großangriffe wie die der Engländer, Franzosen und Amerikaner vom 23. und 25. Oktober, vom 1. und 4. November von unseren Fronlstreitkiästen in solch glänzender Weise gebrochen werden können, daß der seind- liche Ansturm zum größten Teil sogar an unseren vorderen Kampftruppen zerschellt, und der An- griffsstoß dort, wo ein örtlicher Einbruch ge lingt, alsbald in unserer tiesgegliederlen Abwehr zone aufgefangen wird, so beweisen unsere Truppen durch diese Abwehrersolge von neuem die ungebrochene Widerstandskraft des deutschen Heeres. Nur ein Heer, das trotz seiner Zahstnunter- legenheit an Kampfkraft dem Gegner nicht nach steht, kann an Material und Menschen so weit überlegenem Feind den Durchbruch, das Zer reißen der Front verwehren. Durch den in den letzten Tagen an die Front gebrachten Ersatz von mehreren hundert tausend Mann — vielfach bisher Reklamierte — hat dieselbe eine sür die noch bevorstehenden Kämpfe nicht zu unterschätzende Stärkung er fahren. In der Heimat haben wir noch ge nügend Reserven, um dauernd den Abgang an der Westfront auszugleichen und auch in einer neuen Süd- und Südostfront unsere Grenzen gegen ein Vordringen der Entente zu verteidigen. Än dem Gebirge und dem Winter haben wir starke natürliche Bundesgenossen, sollte uns die Verteidigung unserer Südgrenzen aufgezwungen werden. Einen Beweis sür die ungeschwächte Leistungsfähigkeit unserer Kriegsindustrie und die vaterländische Hingabe der dort tätigen Arbeiterichaft liefert die Tatsache, daß der in den bisherigen schweren Kämpfen entstandene Ausfall an Kriegsmaterial völlig wieder aus geglichen ist. Wir haben überdies genügend Rohstoffe und Vorräte im Lande, um auch ohne jede Zufuhr aus dem Auslande noch längere Zeit den Kampf foriietzen zu können. "In fast allen Bundesstaaten greift eine bedeutsame Neuordnung Platz. In Preußen soll die Parlamentarisierung schleunigst durchgesührt werden. In Anhalt, in Braun schweig, in den Thüringer Staaten, in Hessen- Darmstadt und in Württemberg stehen gleich falls durchgreifende Verfassungsänderungen be vor, zum Teil sind sie bereits erfolgt. Der französische GeneraltsstmnS Foch, der im Namen der Entente die WaffenstcllstandS- dcdingungen mitteilen soll. Aslitileke Deutschland. * Bayerische Truppen sind in das Ge biet des deutsch-österreichischen Staates, und zwar in Tirol und in Deutsch- Böhmen, einmarichiert, um Schutzmaßnahmen gegen die Unsicherheit, die durch die von der Kokarden statt der früheren Abzeichen besucht war, bildete darauf einen Soldatenrat. Für den Fall eines Kampfes mit ruthenischem Militär würden sich die Juden neutral verhallen. Frankreich. * Bei der letzten Tagung der Versailler Kon ferenz erhielt Clemenceau das Schlußwort. Er sprach die Hoffnung aus, daß die festgelegten Waffenstillstands- und Friedensbedingungen einr Zusammenarbeit der europäischen Mächte einschließlich der jetzigen Gegner herbeisühren möchte. Frankreich sei entschlossen zu vergessen, wenn der Friede ihm Gerechtig keit und Genugtuung bringe. Schweiz. *DaS Zürcher Armcelommando feilt mit, daß eine auch nur teilweise Demobili sierung der Schweizer Armee ange sichts der augenblicklichen Lage noch nicht er folgen könne. Gegenwärtig stehen im Dienste 14 Bataillone, 3 Batterien sowie kleine Ab teilungen von Festungsbesatzungen. Dort, wo die südlichen Flügel der kämpfenden Armsen der Westfront an die Schweizer Grenze stoßen, sowie in Umbrail, wo die italienisch-österreichische Kampffront an die Grenze sich anlehnt, steht Infanterie und Feldarttllerie. Rustlan». "Laut einer Moskauer drahtlosen Meldung hat, nachdem die holländische Negierung sich geweigert hat, einen Gesandten der Sowjet- Regierung zu empfangen, der holländssche Ge- , sandte erklärt, daß er^ in Zukunft keine gute Arbeit in Rußland mehr leisten könne und des halb die russische Negierung gebeten habe, ihm einen Zug zur Verfügung zu stellen. Die Sowjet-Negierung erblickt darin Hollands Ab sicht, mit der Volksregierung in Rußland zu brechen, und deutet dies als ein Anzeichen einer allgemeinen Ver schwörung gegen die Revolution von seiten der Entente, die jetzt versucht, die Neutralen sür diese gegenrevolutionäre Offensive zu gewinnen. Rumänien. * Präsident Wisson ließ in einer Note an den Vertreter der rumänischen Negierung er klären, die amerikanssche Negierung werde, nicht unterlassen, ihren Einfluß zu verwenden, damit die rechtmäßigen politischen undterri- toriellen Ansprüche des rumäni schen Volkes erfüllt und gegenüber jedem feindlichen Angriffe verbürgt werden können. Auicrita. * DaS Ergebnis der Wahlen Mr den Kon greß ist, daß sür das Abgeordnetenhaus 219 Republikaner und 183 Demo kraten gewählt wurden. Im Senat habet, die Demokraten 45, die Republikaner 44 Sitze. Es bestehen Anzeichen dasür, daß von den vier noch ausstehenden Staaten die Entscheidung sür die Republikaner fallen wird. Die West- und Oskstaaten haben fast ausnahmslos Republikaner gewählt, während die mittleren Staaten Wisson treu geblieben sind. Eine Erhöhung der Brotration. DaS KricgsernülnungSamt erläßt folgende Kundgebung: „Seit vier Jahren hat das deutsche Volk die Lasten und Entbehrungen drs Krieges mit bewunderns werter Staiidhailkgkcit getragen. Jetzt siebt der /Friede und die Auidebung der Hungerblockade in naher Aussicht. Damit wird auch eine Entspannung unserer Ernährungslage eintreten. Am 1. Dezember wird die Brotration erhöht werden, andere Er leichterungen werden allmählich folgen. Voraus setzung dafür, wie überhaupt für die Weiler versorgung der Bevölkerung ist unbedingte Auftecht- erhaltung der Ordnnng. Jede Störung verhindert d,e regelmäßige LedenSmittclzusuhr und bedroht die Großstädte und die Jndunrievezirke mit unsag barem Elend." DaS beschlagnahmte Fleisch a«S Gcheim- schlachtnngen. Der Stacuslomm-ssar für Volks- einührung und die Minsster für Landwirtschaft und Handel haben benimmt, daß Fleisch, daS ans einer ohne die erforderliche Genehmigung öorgenommener oder nicht vorschriftsmäßig angezeigteu HauS- schlachtung gewonnen ist, zugunsten des Kommunal, Verbandes des Ortes, wo die Schlachtung staNge- sunven hat, olme Zahlung einer Entschädigung ver. fällt. Diese Bestimmung ist sofort in Kraft getreten Der fattcke Hembrancjt. 14s Roman von F. A. Geißler. tNorUetzmig.r Jetzt brach der Geheimrat los: ' „So, daß ist also Ihrs aauzs Beweis führung? Dis reicht wahrlich nicht weit. Sie haben sich ja die ganze Sache prachtvoll aus gedacht, um ein wenig Reklame sür sich zu machen. Man gibt sich sür den Maler eines Bildes aus, daS Anloriiäten sür einen echten stembrandt erklären. Ein verkanntes Genie allerersten Ranges l Beweist hat "man ja nicht, aber die Welt wird aufmerksam, man 'wird von heute auf morgen eine Derühmlheit, von an deren Vorteilen ganz zu schweigen, die jede Sen^atton heule mit sich bringt. Nein, .Herr Heyden, bringen Sie Ihre Phantasien anderswo vor, abc" nicht vor mir. Und das eine lassen Sie sich noch gemat sein: sobald Sie sich mit Ihrer lächerlichen Behauptung an die Öffentlich keit drängen, kehre ich den Spieß um und be schuldige Sie des Beleges " „Herr", fuhr Georg auf. „Vergessen Sie sich nicht, Sie find in meinem Zimmer. Und danken Sie msss, daß ich so ernsthaft mit Ihnen spreche, weil Sie sich dadurch vor schweren Nachtessen bewahren können. Danken Eies auch Herrn Kommerzien rat Nilger, daß er die Angelegenheit bisher so diskret behandelt hat. Ich wiederhole Ihnen: sobald die Sache etwa an die große Glocke ge hängt wird, gehe ich gegen Sie aor." Georg war keines Wörles mächtig. Daß > für aL' seine Ehrlichkeit jetzt noch den Vorwurf der Unlauterkeit, des KunstbetrugS auf ihn ge schleudert wurde, das war zuviel. Ä wollte das Zimmer verlassen, um allein nachzudenken und einen klaren Gedanken zu fassen. Doch Nikger hielt ihn am Arme fest. „Einen Augenblick noch, wenn ich bitten darf. Ich muß Sie zum Zeugen der Erklärung haben, die abzugeben jetzt meine Pflicht ist." Seine Stimme klang drohend. Der Ge heimrat horchte auf. „Ich erkläre hierdurch, daß ich di« ganze Sachlage in bezug auf den sogenannten neuen Rembrandt für vollständig verändert halte und unter die'en Umständen nicht in der Lage bin, eine sofortige Erwerbung des Gemäldes zu be fürworten oder zu unterstützen. Ich bestehe, vor allem in Ihrem Interesse, Herr Geheimrat, daraus, daß der Ankauf verschoben und von einer erneuten Prüfung abhängig gemacht wird. Insbesondere muß versucht werden, jenen Herrn Kürbach auszufinden oder wenigstens genaues über seine Beziehungen zu diesem Gemälde zu erfahren. Und einstweilen haben wir, meine ich, keine Uriache, an dem guten Glauben deS Herrn Heyden zu zweifeln." Der Geheimrat maß ibn mit einem stolzen Blick. „Schön, Herr Kommerzienrat, ich nehme Ihre Erklärung zur Kenntnis und weiß Ihre Bedeutung zu würdigen. Sie haben das Heft in der Hand, und ohne Ihre Unterstützung bin ich ohnmächtig. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie die Verantwortung zu tragen haben werden, wenn ich jetzt abreisen und das Bild aufgeben muß " Er braL ab. denn von der Straße herauf tönte der Ruf der Zeitungsträger, die ein Extrablatt ausriefen. „Der falsche Rembrandt" — — diese Worte waren ganz deutlich zu vernehmen. Der Geheimrat trat an ein Fenster. Nilger an ein anderes. Jetzt naben sich die Verkäufer. „Der falsche Rembrandt" brüllten sie mit aller Kraft ihrer Lungen und fanden viele Käufer. Nilger sah den Portier der Hoteis auf die Straße eilen, öffnete daS Fenster und rief ihm einige Worte zu. Der Portier griff an die betreßte Mütze, kaufte einige Blätter und ging in das HauS zurück. Minuten furchtbaren Schweigens. Da ein Pochen, Nilger eilt zur Tür und nimmt aus der Hand des Portiers den kleinen bedruckten Zettel entgegen und lieft halblaut: Der falsche Rembrandt. Ein deutscher Maler namens Georg Heyden, bekannt als ausgezeichneter Kopist der Rembrandt-Bilder der Königlichen Galerie zu KSnigstadt. be hauptet, der Urheber des vielbesprochenen Bildes zu sein. Er hatte es heute in Augenschein ge nommen und erklärt, daß keine Täuschung möglich sei. Er habe es auf Bestellung eines gewissen Herrn Kürbach gemalt und dafür ein Honorar von 2500 Mark erhalten. Diese neue Wendung, deren Wahrheit erst später nach zuprüfen sein wird, erregt ungeheures Aufsehen und dürfte Anlaß geben, die gestern mftgeleilte Entscheidung der Kommission zu revidieren." Nilger ließ das Blatt sinken. Da wandle sich der Geheimrat zu Georg Heyden und wies mit drohender Gebärde nach der Tür. Der, Maker aina. und Nilger versucht» vergebens,! dem Geheimrat klar zu machen, daß Georg an der Veröffentlichung keinen Anteil haben könne. Und zur seiden Stunde riefen in Berlin dl» Zeitungsjungen Extrablätter gleichen Inhalts aus, und der Draht trug in alle Welt di« Nachricht vom „falschen Rembrandt". 11. Als Georg nach Hause zurückgekehrt mar- sand er das sonst so stille Haus gar verändert vor, wie eS nur bei dem Wohnsitz eines Mannes möglich sein kann, der ans dem Dunkel der Verborgenheit mit einem Schlage an di' breiteste Öffentlichkeit hervorgezogen worden ist. Georg Heyden war in zwei Tagen ein« Be- Mattheit geworden. Alle Welt kannte und nannte seinen Namen, der tausendmal tächich in den Zeitungen aller Länder zu lestn war. Man konnte kaum ein Tagblatt oder em>. Zaft- schrill zur Hand nehmen, ohne auf dir Namen Rembrandt, Wollmann und Heyden -n c 'n Die Folgen dreier unermümchtc- Volis- tümlichkeit zeigten sich zunächst darin, daß dst wildfremdesten Lenis das schmücke, alttustUic'e Landhäuschen umlagerten, jeden Schritt Geocal mit ArMaugeu bewachten, und mit ihm in per sönliche Verbindung zu treten sich bemühten. Stöße von Briefen liefen mit Zedqr Post ein und enthielten die selttamsten Angebote. Einig» „Kunsthändler* erklärten ihre Bereitwilligkeit, ass» Arbeiten des MalerS, die er etwa noch in seiner Werkstatt aufgespeichert habe, auszustelln, und dasür gui zu zahlen; Anfragen alter Art über die Elements seiner Nembcand!färben wurden gestellt, ja, ein Ageut sür Vauetebtthnetz
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