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Allgemeiner Anzeiger : 18.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191809182
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-18
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.09.1918
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Des Kaisers Auf. Der Kaiser hat zu den Kruppschen Arbeitern gesprochen. Seine Kundgebung richtet sich aber, wie er betonte, an die gemmte deutsche Arbeiter schaft und an das ganze deutsche Volk. Die Erinnerung an das herrliche Wort aus den Nugusttagen 1914: „Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur Deutsche!" ruit jene Zeit über wältigender Erhebung ins Gedächtnis zurück, da Deutschland von Ost bis West, von Nord bis Süd is einmütiger Begeisterung ausflammte und unser» Sinnen und Wollen ein hellig auf das eine Ziel gelenkt wurde: Abwehr des ruchlosen Angriffs auf unser nationales Daiein. Damals zeigte sich das deutsche Volk in seiner wahren inneren Größe, die durch die zersplitterten Tagesstrenig- keiten wohl verdunkelt, aber nicht vernichtet worden war. Diese Offenbarung der seelischen Kraft unseres Volkes wirkte um io gewaltiger, als es aus einem früher nie gekannten Wohl leben heraus sich unaufhaltsam zur Erfüllung seiner höchsten Pflicht drängle, mit Leib und Leben das Vaterland zu schützen, alle Ent behrungen und Leiden nicht achtend, die den einzelnen oder das Ganze treffen mochten. Vier barte Kriegsjahre sind seitdem ver floßen. Der bisher noch ungebrochene Ver- nichtungSwille der Gegner hat es verschuldet, daß die wiederholt kundgstane Bereitschaft Deutschlands und seiner Verbündeten, dem zwecklosen Blutvergießen ein Ende zu machen, den Frieden bis zur Stunde nicht hat herbei führen können. Unsere Gegner beharren bei der Verneinung der Daseinsberechtigung des deutschen Volkes, bei der Verneinung aller unserer Kultur, bei der Verneinung unterer Leistungen und unseres Wirkens, so kenn zeichnete der Kaiser ihre von Neid und Haß er füllte Gesinnung, die dem Frieden entcstgen- steht. Dem Gegner allein sülll auch zur Last, daß nicht nur bei uns und unseren Verbündeten, sondern auch in ihren eigenen Ländern Ent behrungen und Not fortgesetzt gestiegen sind. Die schmerzlichen Opier an teuren Menschen leben und die Beschränkungen auch auf dem Gebiete notwendiger Lebensbedürfnisse haben naturgemäß die anfängliche Begeisterung zu einer ruhigeren Stimmung herabgedämpft. Nicht verlieren aber dürfen wir den Willen und die Entschlußkraft, uns bis zum letzten Atem zuge der Gefahren zu erwehren, die uns — das Ganze und jeden Einzelnen — bedrohen. Es ist noch derselbe Kampf, den das deutsche Volk vor vier Jahren mit dem Bewußtsein auf nch nahm, daß es nur zweierlei gibt: den Kampf siegreich bestehen oder untergehen. Militärisch werden die Gegner uns nicht besiegen. Diese Zuversicht bleibt uns, awb wenn jeder von nn- weiß, daß wir eine ernste Zeit durchleben und uns noch schwere Tage bevorstehen. Die Vorkehrungen gegen die feindlichen Unter nehmungen im Felde liegen in guten Händen. Esch selbst aber hat das ganze deutsche Volk zu wappnen gegen das schleichende Gilt der Zwietracht und des Kleinmuts, das der Gegner durch tausend Kanäle unserm VolkLkörper ein zuflößen sucht. Wie im August 1914 das deutsche Volk sich gegen die offenen Widersacher aufbäumte, so hat es jetzt Gegner abzuwehren, -ie auf dunilen Wegen und heimlich heran- ichleichen, um uns durch Einflüsterungen aller Art schwach zu machen und uns durch die Er mattung unseres Willens, die Heimat und unsere ganze Zukunft zu verteidigen, zu über winden. Die Aufgabe, die uns jetzt gestellt ist, hat keine geringere Bedeutung als die, vor der wir uns beim Kriegsausbruch sahen. Wenn auch nicht mit dem Schwung der ersten Begeisterung, so doch mit der unbeug samen Nachhaltigkeit deS Selbsterhaltungstriebes muffen wir den Anforderungen jedes Tages nnd jeder Stunde ins Auge blicken und die Pflichten, die sie uns auierlegen, unverbrüchlich erfüllen. Es gilt, wie der Kaiser sagte, unser Vaterland frei zu machen. In der Freiheit des Vaterlandes ist die Freiheit jedes Deutschen, wer und was er auch sei, beschlossen. Wir wollen lSmpsen und durchhalten bis zum letzten: dieses Treugelöbnis ist von den Arbeitern in Eisen vor dem Kaiser erneuert worden und ihr Vie Gelcbwilter. r*s Koman von H. Courths-Mahler. „Heinz, so gut warst du noch nie zu mir," seufzte sie. „Tas soll jetzt anders werden, meineliebe Inge. Werde nur erst gesund, dann wird noch alles gut. Sollst sehen, wir werden glücklich sein mit nnisrem kleinen Mädchen. Und wenn es dich tuhsg macht, dann lassen wir uns verletzen. Gabriele Wendheim soll deine Ruhe nicht mehr stören." Solche Worte beruhigten Inge sehr. Sie sing an, wieder zu hoffen. Aber ihr schwacher Kinder war zu kraftlos. Sie war matt und elend und ihre Kräfte schwanden immer mehr. Ihr Heises Herz wehrte sich gegen den an- schkichendrn Tod. Sie wollte nicht sterben, oh, nur fetzt nicht, wo sie zum erstenmal fühlte, daß sie Heinz teuer war. Es Hali aber kein Wehren. Wenige Tage nach der Geburt ihres Kin es machte ein Herzschlag ihrem Leben ein Ende. Schwester Magda hatte einen schweren Stand. Zum ersten Lillie mußte sie na) machtlos ein» gestehen, daß auch die treueste, aniopferndste Pflege nicht imstande war, dem Tod ein Ocher «bzrmngen. Dazu nahm das kleine, schwache Gefchöpjchen, Ingeborgs Kind, ihre, ganze Am- merksamkeit in Anspruch. Und die trostlosen Eltern Inges wichen nicht von Schwester Magdas Seite, als fänden ne nur in Gegen- wau der jungen Pflegerin die Kralt, ihr Leid zu ertragen. Heinz unterstützt« sie, soviel er entschiedenes Ja! wurde sür das ganze deutHe Volk gesprochen. Payer Liber die MegZziele. In einer öffentlichen Versammlung in Stutt gart sprach der Vertreter des Reichskanzlers Exzellenz v. Payer über die politische Lage. Er führte u a. aus: Ich möchte den Versuch machen, den Ursachen der zurzeit unverkennbar, übrigens nicht bloß in Deuüchland und bei seinen Bundesgenossen allein, sondern trotz der weidlich ausgeblafenen neuesten militärischen Erfolge unserer Gegner auch bei den Völkern sich bemerkbar machenden gedrückten Stimmung auf den Grund zu geben. Der eigentliche Grund unterer gedrückten Stimmung liegt in dem fchwer auf den Ge mütern lastenden Gefühl, daß die Frieden?» auLnchten sich immer weiter hinaustchicben, und daß man "der Möglichkeit eines fünften Kriegs- Winters entgegensetzen mutz. Je langwieriger nach den bisherigen Ersahrungen das Ringen um die militärische.Kriegsentscheidung ist, um io bedeutungsvoller wird die Frage: Welcher Teil wird finanziell, wwtschastüch oder politisch am längsten aushalten? Daß unsere Feinde an militärischer Technik und Erfahrung, an Genialität und Tatkraft der Führung, an Tüchtigkeit und Ausbildung der Soldaten, an Leistungsfähigkeit der Offiziere uns überlegen seien, weiden unsere Feinde selbst nicht rm Ernst glauben. Untere Feinde vergessen aber dabei, daß, wenn die Amerikaner jetzt zu Hundertiawenden an der Front ein treffen, wir vorher Millionen von Russen, Serben und Rumänen außer Geiecht ge>etzt haben, die von neuem sür die Zwecke der Emente zur Verfügung zu gewinnen, erfolglos sein wird. Ter U-Boot-Krieg hat nicht io rasch und io sicher gewirkt, wie wir uns seinerzeit berechnet haben. Es ist wertlos, setzt darüber streiten, wer den Fehler verschuldet hat. Aber wir sind nicht die einzigen, die sich einmal in diesem Weltkrieg verrechnet haben. Manche sind dadurch leider um eine Hoffnung ärmer ge worden, aber das rechfferügt doch nicht, den U-Boot-Krieg in seiner Wirkung so zu unter- .schätzen, wie das setzt vielfach mit einem ge wissen Unwillen geschieht. Weit über Jahres frist lichtet er im Durchschnitt die Zahl der feindlichen Schiffe fast genau in dem von ihm erwärmten Maße. Unsere Aufgabe ist heute nicht wie dereinst in den Freiheitskriegen des vorigen Jahr hunderts, das Vaiertand aus den Händen des Feindes zu befreien, wir haben nur dafür zu sorgen, daß der Krieg im fremden Lande wertergeführt wird. Noch aus keinem Gebiet ist uns der Krieg an die Wurzel des Gebend gegangen. Bleibt nur die Hoffnung unserer Feinde, wir werden demnächst innerlich eher zusammen» brechen als sie. Für Deutschland können wir aber sicher sagen, daß es unbeirrt von allen Meinungsverschiedenheiten in diesem Weltkampf an Ausdauer und innerer Kraft nicht unter liegen wird. Eine Pflicht aber haben wir allerdings alle, und ich anerkenne sie, auch iür meine Perlon: enttäuschte Hoffnungen muffen verhütet, berechtigte Forderungen müssen erfüllt werden, und zwar rechtzeitig, tatsächtich bestehenden Schäden muß abgeholien werden. Maßgebend scheint mir in dieser Beziehung das Schicksal der prerchlschen Wahlrechts» Vortage, einer längst nicht mehr preußischen, sondern eminent deutschen Frage. Eine weitere Hinaus- sch'ebung der Enncheidung, darüber herrscht jetzt Wohl fast vollständiges Einverständnis, ist nicht angängig, so schwer man auch eine Auflistung und Neuwahl während des Krieges nehmen mag. Im übrigen kann meines Dmürhatleus die Enbcheidung der preußischen Regierung als getroffen angenommen werden: geht nicht aus der Kommission des Herrenhauses das gleiche Wahlrecht hervor, wird sie auilöfen. So unge reimt es scheinen mag, in dielen Tagen des grimmigsten Kampfes vom Frieden zu reden, will ich es doch verantworten. Wer weiß, ob das verzweifelte Ringen unserer Feinde nicht die Ankündigung des Friedens bedeutet. Bei früheren Friedensschlüssen sind die mittleren und unteren Schichte» der Bevölkerung, wenn es zum Verhandeln kam, still in den Hintergrund geirrten, andere waren eS, die last allein über ihr Geschick bestimmt haben. Mit dirier Resignation ist cs hruffgentages vorüber. Den kommenden Frieden werden die Regierungen nicht 'allem, sondern im engen Einvernehmen mit der Gesamtheit des Volkes Mießen. Darum wird eS keinen Erobcnmgssricden geben. Ist Eroberung beiderseits ausgeschlossen, io ergibt sich mit Notwendigkeit die Wieder herstellung des ierritorialen Zustandes vor dem Kriege. Sie ist überall ohne weiteres möglich, «ur nicht in unserem Osten. Wenn die OMaaien sich mit uns als den nächst Interessierten, aut die sie angewiesen sind, verständigt haben, so ist daS eine Sache, die der Welt nur nützen kann und in die vom Standpunkt des sogenannten europäischen Gleich gewichts oder deutlicher gesagt der englischen Oberhoheit aus hineinzureden wir niemandem gestatten können, so wenig wir uniere mit der Ukraine, Rußland und Rumänien geschlossenen Friedensverträge der Entente zur gefälligen Genehmigung oder Abänderung vorlegen werden. Im Ostet! ist iür uns Frieden vnd bleibt für uns Frieden, mag es unseren westlichen Feinden gefallen oder nicht. Im übrigen kann der territoriale Be'itz vor dem Kriege überall wieder her gestellt werden. Voraussetzung für uns und unsere Bundes genossen muß sein, daß »ns alles wiederzugestellt wird, was wir au Gebiet am 1. August 1914 be sessen haben. Dentsth'and muß also in erster Linie seine Kolonien wiedererhalten, wobei der Gedanke eines Austamches aus Zweckmäßig keitsgründen nicht ausgeschlossen zu sein braucht. Wir Deutsche können, sobald der Friede ge schlossen ist, die besetzten Gebiete räumen, wir können, wenn es erst einmal soweit ist, auch Belgien räumen. Smd wir und unsere Bundes genossen erst einmal wieder im Bentz dessen, was uns gehörte, sind wir erst einmal sicher, daß in Belgien kein anderer Staat irgendwie besser gestellt werden kann als wir, so wird auch — das glaube ich sagen zu können — Belgien ohne Belastung und ohne Vorbehalt zmückaegeben werden können. Bleibt noch die Frage erner Kriegsentschädigung von der einen oder anderen Seite. Hätte man uns in Ruhe umerer Arbeit na-hgehen lassen, so hätte es keinen Krieg und keine Schäden gegeben. Nicht darum kann es sich allo handeln, daß wir bezahlen, sondern nur darum, ob wir einen Ersatz sür die uns aufgezwungenen Schäden erhalten wllen. Wir sind innerlich überzeugt, daß wir als die schuldlos Ange griffenen das Recht au» eine solche Entschädi gung haben. Wir müssen aber annehmen, daß sie uns von der Gesamtheit unserer Gegner nicht gewährt werden nmd, und nach den nun einmal im politischen Ehrenkodex herrschenden Anschauungen auch nicht gewährt werden kann, ehe sie sich von ihrem Zusammenbruch über zeugt hat. Den Krieg aber bis zu diesem Zeit punkt weiter zu führen, würde uns von neuem so schwere, mit Geld nicht zu ersetzende Opfer kosten, daß wir bei vernünftiger Überlegung auf die Weiterverfolgung dieses Gedankens auch bei günstiger militärischer Lage lieber verzichten, ganz abgesehen von dec Gefährdung des künftigen Friedens, dis von der zwangsweisen Beitreibung einer Entschädigung untrennbar wäre. Wenig Zeit weiden bei den Verhandlungen die Gelüste unserer Gegner nach deutschem Ge biet und nach Emmiichung in untere inneren Verhältnisse in Anspruch nehmen. Hand weg! ist alles, was wir hier zu lagen haben. Trotz alledem wird der Friedensvertrag noch einen reichen pontwen Inhalt bekommen. Die Völker der Erde ruien nach Schutz gegen weitere Verclensung durch Kriege, nach einem Völkerbund, nach internationalen Schiedsgerichten, nach Ver» einbarungen über gleichmäßige Abrüstung. Di» feindlichen Negierungen haben teils aus innerer Überzeugung, zum Teil auch wohl aus taktischen Rücksichten heraus, sich diesen Rui zu eigen ge macht. Am Wideripruch des Deutschen Reiches, das, seit es besteht, im Frieden lebte, wird keine dieser Forderungen, deren Erfüllung aller dings geeignet wäre, das Los der kommenden Gsichlechtsr zu erleichtern, scheitern. Wir sind vielmehr bereit, nach Kräften mitzuarbeiten. Freiheit der. Meere und MeereSfiraßen, nach offenen Türen in allen überseeischen Beübungen, nach Schutz des Piwat- eigeyiums zur See m den Verhandlungen er beben, und, wenn über den Schutz der kleinen Völler und der nationalen Minderheiten in den einzelnen Staaten verhandelt werden wird, werden wir willig sür internationale Bestim mungen eiwreien, die den in England unter worfenen Ländern wie eine Erlösung wirken werden. Allen Ernstes hoffen wir, deiß nach den Ersahrungen dieses Krieges iedsr ernstliche Permch der Besserung auf diesen Gebieten reiche Früchte tragen wird. Unerfüllbare Vorbedingungen für unsere Teilnahme an den Fricdensvcrhandlungen dunen allerdings nicht gestellt werden. Wir lachen des Ansinnens, daß wir erst reuig um Gnade bitten tollen, ehe wir zugelassen werden, wir lachen der Toten, die von wlchcm iaieln. Die GeWsMchüWl beim Kanzler. Die Generalkommünon der Gewerkschaften entsandte eine Abordnung zum Reichs kanzler, nm ihm die Klagen der Gewerk schaften über die Ernährungsfragen, den Schleich handel und das BekleidungSelend vorzutragen. Auch wurden wegen des zögernden Forychreilens der Wahlrechtsverhandlungen rm Herrenhause Vorstellungen erhoben. Graf Hertling amwortele im Namen der Re gierung: Die Neicbsleitung sei mit der Obersten Heeresleitung vollkommen einig im Erstreben des Verständigungsmedens. Der Krieg werde nicht eine Minute länger dauern als zur Ver teidigung unbedingt notwendig. Die bisherigen Friedensangebote Deutschlands seien leider hohn- lachend zurückgewiesen worden. Noch vor vierzehn Tagen habe wüster Chauvinismus die ganze seindticbe Presse beherrscht. Trotzdem hoffe er zuversichtlich, daß wir dem Frieden näher feien, als man allgemein glaube. Jedenfalls feien NeichSregiernug und Kriegsleitung ein mütig gegen jede Eroberung; darüber bestünden keine Memungsvmchiedenheilen und feien keine Befürchtungen nötig. — Znm allgemeinen Wahl recht könne er nur wiederholen, daß er damit stehe und ialle. Das Herrenhaus habe seine verfassungsmäßigen Rechte. Aber deswegen weiche er nicht einen Schult vom gleichen Wahl- reäü ab, und sobald sesislehe, daß daraus keine Verständigung zu erzielen sei, sei er sofort zur Auflösung entschlossen. Nach dem Reichskanzler nahmen die Staats sekretäre Wallraf, v. Waldow und v. Stein, die der Besprechung beiwohnten, zu den von den Vertretern der Gewerkschaften angeregten Einzel fragen das Wort. Staatssekretär v. Waldow verüchcrte u. a., daß die Wiederherstellung der vollen Brotration bestimmt eintrelen werde, die fleischlosen Wochen aber betbehalten werden müßten. unä Verkekr. Neue Briefmarken worden imolge der neuen Postordnung demnächst zur Ausgabe gelangen. Es bandelt sich hierbei um Freimarken zu 35 und 75 Pwnmg, um Postkarten mii Antwort NO und 15 Pfennig), Postanwciiuugcn (15 und 25 Piening). Die Ficimarken zu 35 Psennig worden civsarbig roibraun, während Lie Marken Zu 75 Pfennig zwei farbig hergcüetlt worden, und zwar der Rand blaue grün und das Mitle scld mit Kops schwarz. Die Farbe Les Marleiistempcls der 15-Pfevnig-Poü» ciuweiinin wird schwarz-violett und dcc 23-Pkcnnig- Poftanweifungon gelbbraun. Dio Frecmarlcn zu 30, 50 und 60 Pfennig fallen ioit, doch fallen die vorhandenen Vorräte verbraucht werden. konnte, und als Ingeborg, beerdigt war, drang er darauf, daß Schwester Magda sich mehr Rube gönnte. Für das Kind war eine Amme engagiert worden. Es brauchte aber so viel gewissenhafte Pflege, daß Frau Konsul Haller inständig um Magdas Bleiben bat, bis das Kind kräftiger sein würde. Schwester Magda wurde von ihrer Oberin beurlaubt auf unbestimmte Zeit, und sie siedelte mit dem Kinde und der Amme zu Hallers über. Heinz hauste nun ganz allein mit der Diener- ichast in seiner Wohnung. Er kam sich grenzenlos einsam und verlassen vor. Inge hatte ihm da? Leben weidlich schwer gemacht. Aber sie halte doch zu ihm gehört, hatte ihn geliebt, auf ihre Art. Nun war er wieder ganz allein. Auch das große, freundliche Mädchen mit der weißen Haube und dem lieben, guten Gesicht war ge gangen und mit ihr sein Kind. Sein Kind? Wie merkwürdig, daß es plötzlich ein Wesen gab, welches zu ihm gehörte wie ein Teil seiner selbst. So ein winziges, zartes Wesen, das er nicht anzumffen wagte und das doch mit den wunderkleinen Händchen an sein Herz klopste, nm Einlaß bittend. Würde es ihm erhallen bleiben, würde Schwester Magda nicht müde werden, in heißer Sorge um dies kleine Leben zu kämpfen? Nein — er wußte, wenn cs zu erhalten war, sie würde es mit dem Einsatz ! aller Kraft versuchen. * Die Nachricht von Ingeborgs Tode hatte Gabriele tief erschüttert. Noch mehr war aber Wendheim dadurch betroffen. Er bedauerte Ingeborg iebr, aber unruhiger machte ihn der Gedanke, daß Römer nun wieder frei war. Wenn Gabi nicht seine Frau geworden wäre, jetzt könnte sie sich mit dem einstigen Geliebten verbinden. Er war Ingeborgs Erbe, reich und unabhängig. Voll heimlicher Angst beobachtete er seine Frau. Hegte sie nicht solche oder ähn liche Geoanken? Sie kam ihm ernster und stiller vor. Daß Gabriele sich um ihn selber sorgen könnte, fiel ihm nicht ein. Und doch war das der einfige Grund zu Gabis stillem Welen. Sie merkte sehr wohl, daß Herbert sehr blaß aussah und ost an nervösen Verstimmungen lilt. Der glückstrahlende Frohünn, der ihn seit den seligen Tagen in Rocca di Papa beherrschte, ichien wie sortgewiicht. Ahnungslos, was in ihres Mannes Seele vorging, suchte sie ver- gcblich nach dem Grund zu seinem verstimmten Betragen. Er trug die cmälcnden Zweifel still mit sich herum und sein Benehmen Gabi gegenüber war sehr wech'elvoll. überströmte er sie heute mit zärtlicher Glut, so hielt er sich morgen von ihr fern »nd wich ihr aus. Fragte sie ihn mit liebevoller Dringlichkeit, was ihm fehle, io fertigte er sie mit Ausreden ab. Er wurde sogar einige Male unfreundlich zu ihr. Eines Tages, als Fred mit seiner Fran bei ihnen zu Tische war, sprach man über Römer. Fred erzählte, daß Heinz kaum noch außer dienstlich für ihn zu sprechen wäre und sich von allem zurückzöge. „Das ist wohl verständlich, Fred. Römer ist doch in Trauer um Ingeborg," sagte Gabi. „AH, das ist sa Unsinn. Deshalb braucht er sich nicht förmlich zu verkriechen. Ec soll doch versuchen, wieder fröhlich zu werden im Kreise seiner Kameraden. So tief war doch seine Liebs zu Ingeborg nicht, da wollen wir uns doch nichts weis machen. Hinter feiner Kopihängerei muß noch etwas anderes stecken." Fred sah dabei Gabriele forschend an. Sitz ersaßte seine Gedanken und wurde glühend rot, sehr gegen ihren Willen. Und a!S sie in diesem Augenblick ihres Mannes Blick forschend auf sich gerichtet sah, wurde sie noch röter. Sie wußte selbst nicht, warum. Es war wohl Unmut über Freds deutlich zur Schau getragenen Verdacht, daß er Heinz Römers „Kovthängerei" mit ihr in Verbindung brachrtz. Sie war ärgerlich auf sich und Fred. Dieser war längst wieder zu einem anderen Thema übergegangen. Ec neckte sich mi! seiner Frau. Die beioeu waren sehr glücklich in ihrer fröhlichen, sorgloien Ehe. Für sie war alle Tage Sonnenschein. Lon Sorgen oder Ärger nissen waren sie verschont. Sie waren auch beide viel zu leichtlebig und wohlgemut, um sich das Leben schwer zu machen. Problem» gab es weder ber ihm, noch bei ihr zu listen. Wendheim war auffallend still und beteiligte sich nur wenig am Geipräch. Und Gabi suhlte sich sehr unbehaglich in Gesellschaft oec beiden jungen Ltzute. Sie war lehr froh, als dieir sich, lachend Und fröhlich wie immer, endlich ver» abjchiedelen. Herbert war ans Fenster getreten und starrt- düster hinaus. Gabriele trat zu ihul.
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